“Wo ist denn dein Papa?”, fragt die nette Lehrerin meine Tochter beim Sprachtest und sie antwortet, sichtlich irritiert,: “Ich habe keinen Papa.” Augenbrauen gehen nach oben, ich bekomme diesen Blick. Der Vater meiner Tochter kümmert sich nicht um sie, obwohl er jede Gelegenheit dazu hätte – aber Schuld daran bin, nach dem Verständnis der Lehrerin um die 60, ich. Ich bin alleinerziehend. Ich arbeite zwei Jobs. Mein Tag ist von morgens bis abends angefüllt und ich kann die Kommentare der anderen: “Ich weiß gar nicht, wie du das schaffst” nicht mehr hören. Als gäbe es die Option “es nicht zu schaffen”. Ich muss es schaffen. Jeden Tag. Das Erstaunliche daran ist: meistens ist das gar nicht anstrengend, sondern macht mich glücklich. Ich habe mir Kinder und eine Familie gewünscht und klar, früher war da der Wunsch, das mit einem Partner zu haben. Doch zehn Jahre später, nach Lügen, Gewalt, Tränen, habe ich mich ohne Bitterkeit von diesem Traum verabschiedet. Wir sind eine Familie. Nur ohne Vater. Was für uns selbstverständlich ist, stellt aber viele andere vor ein Problem.
In den Augen der meisten Menschen sind wir keine Famillie. Wir sind unvollständig. Selbst mit einem gewalttätigen, betrügerischen oder sonstwie schlechtem Vater wären wir für die anderen eine bessere Familie, als die, die wir jetzt sind. Eigentlich, so denkt man, ist so etwas im Jahr 2017, nicht mehr möglich, lässt doch die Bundesregierung gerade überprüfen, was Mutterschaft, Vaterschaft und Elternschaft angesichts der sich wandelnden Verhältnisse überhaupt noch bedeuten, doch da ich keinen Partner habe, bin ich für viele, andere Eltern, Erzieherinnen, vor allem aber Lehrerinnen, vorneweg eine schlechte Mutter und meine Kinder werden anders betrachtet und auch bewertet. Dass das Diskriminierung ist, steht außer Frage, nur darüber reden will keiner. Zu tief sitzt die Scham, “keinen Mann halten zu können”, versagt zu haben in einem der zentralen Bereiche des Lebens: Der Partnerschaft.
Partnerlosigkeit ist kein Versagen
Ich habe aber nicht versagt. Ich habe mich geweigert, in missbräuchlichen Beziehungen zu leben und das meinen Kindern vorzuleben. Ich habe die Verantwortung für mich und meine Kinder alleine übernommen und das ist eine riesige und sehr schwere. Niemand trägt sie mit mir. Niemand nimmt mir die Angst, was ist, wenn ich morgen nicht mehr arbeiten kann, wenn Hartz IV und weitere Stigmatisierungen drohen. Niemand sieht, dass ich abends oft so müde bin, dass ich mit meinen Kindern in das Bett gehe. Mein Leben ist eine riesige Mehrfachbelastung, die der Staat zum Beispiel durch die Änderung des Steuerrechts ändern könnte. Tut er aber nicht. Stattdessen muss ich auf meinen zweiten Job so viele Steuern zahlen, dass es mir jedes Mal die Tränen in die Augen treibt, wenn ich auf den Gehaltszettel blicke. Doch all das kann ich akzeptieren. Das Leben ist eben nicht gerecht und langsam, ganz langsam, bildet sich eine Lobby für Alleinerziehende heraus, auch dank mutiger Bloggerinnen und Autorinnen. Die Zahl alleinerziehender Mütter nimmt zu, und wenn der Staat nicht weiterhin für 50 Prozent von ihnen mit Sozialleistungen sorgen möchte, muss er sie stärken, durch gerechte Steuern und bessere Betreuung, das ist keine moralische Frage, sondern eine rein ökonomische. Alle Studien zu Alleinerziehenden und ihren Müttern zeigen, dass die Zufriedenheit in diesen Familien in erster Linie von der Höhe des Einkommens abhängt und dass der Staat hier dringend gefordert ist, mehr für Alleinerziehende und ihre Kinder zu tun.
Ab in die Schublade
Was ich nicht akzeptieren kann, ist die Schublade, in die man mich und meine Kinder steckt, sobald klar wird, dass ich keinen Partner, keinen Mann habe. Als mein Sohn eingeschult wurde, wurde ich zwei Wochen später in die Schule zitiert. Die Lehrerin blickte mich mit herablassendem Blick an und fragte mich, wo sein Vater ist. Ich runzelte mit der Stirn. “Nicht hier”, antwortete ich. Die nächste Frage war, ob ich berufstätig sei. Das bejahte ich. Beide Antworten waren ein Fehler. Meine Partnerlosigkeit war für sie ein Affront und sie steckte meinen Sohn in eine Schublade. Autismus unterstellte sie ihm, dann ADHS. Ich ließ beides durch geschulte Psychologen ausschließen. Ich ahnte, dass es hier um Diskriminierung ging und wandte mich an die Schulleitung. In Gesprächsprotokollen der Lehrerin wurde deutlich, dass sie immer wieder darauf hinwies, dass ich ja berufstätig und alleine sei und außerdem zwei weitere Kinder hatte, also gar nicht mitbekäme, was da mit meinen Sohn geschieht. Seltsam nur, dass seine Kindergartenzeit völlig unauffällig war, seltsam nur, dass seine Schwester die Schule gerade mit einem 1,0 Schnitt verlassen hatte. All das zählte nicht. Denn mein Sohn hatte die falsche Mutter. Eine, die sich nicht anpasste. Die keine Zeit hatte, um Kuchen zu backen oder den Schulausflug zu begleiten, eine, die protestierte, wenn im Klassenchat mal wieder gegen die drei Flüchtlingskinder gewettert wurde, die es auf der Schule gab, eine, die noch andere Themen kannte, als den Klatsch aus der Nachbarschaft oder die Noten meiner Kinder, eine, die sich weigerte, vor Ehrfurcht im Boden zu versinken, nur weil sie vor einer Grundschullehrerin stand.
Die Lehrerin war mit ihrer Klasse überfordert. Dank des neuen Integrationsansatzes konnte sie einen Antrag auf eine Integrationslehrerin stellen, dafür brauchte sie aber eine Diagnose. Sie sortierte aus, wer Angriffsfläche bot. Ich wehrte mich, vehement. Als Nächstes nahm sie sich die Kinder vor, die einem Migrationshintergrund hatten. Auch das ohne Erfolg. Das Ergebnis war eine katastrophale Klassenführung. Sie benotete meinen Sohn so ungerecht, dass ich jedes Mal zu weinen begann, wenn ich las, was sie über ihn schrieb. Die Ablehnung war so deutlich zu erkennen, dass es mich sprachlos machte. Es gab ein Gespräch mit der Schulleitung. Inzwischen war ich so verunsichert, dass ich den Vater meines Sohnes, der ihn vielleicht viermal im Jahr sieht, mitnahm. Was dann geschah, war verblüffend. Vor ihm, der doch von seinem Sohn so gut wie gar nichts weiß, gingen sowohl die Schulleitung als auch die Lehrkraft regelrecht in die Knie, lobten immer wieder, wie toll es doch sei, dass er sich engagiere und einbringe. Ich hingegen, das war klar, ich war ein Outcast. Ein Problem. Ein Problem, das sich nicht zum Schweigen bringen ließ. Meine Leistung war wertlos, war Ausdruck eines stigmatisierten Lebensentwurfes.
Alle sind gleich, aber einige sind gleicher
Ich sprach mit anderen Müttern. Es war auffällig, dass bei ihnen die Probleme mit der Schule auch genau dann einsetzten, wenn klar wurde, dass sie alleinerziehend waren oder sich gerade trennten. Es wurde mit zweierlei Maß gemessen. Wenn der Sohn der Elternbeirätin ein Messer mit in die Schule brachte, war das ein willkommenes Werkzeug und Ausdruck seiner Begabung. Tat das der Sohn einer Alleinerziehenden, wurde er von der Klassenfahrt ausgeschlossen wegen angeblicher Verhaltensauffälligkeiten. Was mich besonders betroffen macht: Die Scham und die Hilflosigkeit dieser Mütter. Sie wissen, dass mit ihren Kindern anders verfahren wird, weil sie die Kinder Alleinerziehender sind. Sie fühlen sich wehrlos, hilflos, ausgeliefert und sie schweigen. Vor allem aber fühlen sie sich schuldig, schuldig für etwas, dass sie weder geplant noch verantwortet haben und was vor allem überhaupt nichts Negatives ist. Trotzdem: unser Alltag ist so anstrengend, wem bleiben da noch Zeit für solche Kämpfe?
Diskriminierung ist Alltag
Die Schule ist nicht der einzige Ort, an dem das so läuft. Immer, wenn ich nach meinen Familienverhältnissen gefragt werde, schiebe ich das “alleinerziehend” entschuldigend hinterher und sehe schon, wie sich das Gesicht meines Gegenübers verändert. “So eine ist das also”, denken sie. Noch schlimmer ist, dass ich keinerlein Anstalten mache, mir einen neuen Partner zu suchen, denn dann wäre ja alles in Ordnung. Mit mir muss etwas nicht stimmen, also stimmt auch etwas mit meinen Kindern nicht. Die Bigotterie unter anderen Eltern und Lehrkräften, unter Krabbelgruppenleiterinnen, Musikschullehrerinnen und Kampfsportausbildern ist erschreckend. Alleinerziehende werden mit Vorurteilen konfrontiert und ausgeschlossen und das betrifft direkt auch unsere Kinder.
Zwischen den Selbst und Fremdbildern von Alleinerziehenden besteht eine erhebliche Diskrepanz. Vor allem in der Fremdwahrnehmung ist Alleinerziehen häufig mit negativen Assoziationen besetzt. So gibt beinahe jede alleinerziehende Mutter an, schon einmal mit direkten oder indirekten Vorbehalten konfrontiert worden zu sein. Das gilt besonders für die Arbeitsplatzsuche. In ländlichen Regionen erleben alleinerziehende Mütter häufiger soziale Vorurteile.
stellt das Bundesministerium für Familien und Soziales fest.
Das ist umso tragischer, da alleinerziehende Mütter sich selbst eben anders sehen und einschätzen:
Dagegen zeigt ein großer Anteil der Alleinerziehenden eine positive Grundhaltung gegenüber der eigenen Lebenssituation sowie einen ausgeprägten Bewältigungsoptimismus und hohesSelbstvertrauen (ebd.)
Die Vorbehalte gegenüber Alleinerziehenden, gerade von Fachpersonal wie Lehrern, entbehren jeder Grundlage, wie zahlreiche Studien zeigen:
Auch wenn alleinerziehende Mütter die alltäglichen Herausforderungen ohne einen Partner meistern, haben Kinder von Alleinerziehenden in der Regel gute Bedingungen des Aufwachsens und für das eigene Wohlbefinden. Eine Studie zum Einfluss des Alleinerziehens und dersozialen Lage auf die Lebenssituation aus Sicht der Kinder in Deutschland hat gezeigt, dass Kinder von Alleinerziehenden in der Regel nicht weniger Fürsorge oder Zuwendung erhaltenals Kinder in Paarfamilien (BepanthenKinderförderung 2011).
Schluss mit überkommenen Vorstellungen!
Es ist an der Zeit, mit dieser Stigmatisierung Alleinerziehender Schluss zu machen und endlich angemessen zu honorieren, was sie Tag für Tag leisten. Wir brauchen Support und Unterstützung, vor allem aber brauchen wir eine vorurteilsfreie Gesellschaft, die jede Art von Familie akzeptiert, in der Kinder geliebt und umsorgt werden. Meine Familie ist nicht unvollständig ohne Vater, ich liebe meine Kinder nicht weniger, weil ich viel arbeite. All das schmeckt so widerlich nach dem Mief der Adenauerzeit und es ist an der Zeit, das aus den Köpfen und Herzen zu kehren. Das Modell Vater-Mutter-Kind ist bald nur noch eines unter vielen und das ist gut so. Gleichgeschlechtliche Eltern, Mehrgenerationeneltern, Alleinerziehende, Freunde, die gemeinsam Kinder großziehen, all das ist doch schon längst Realität. Dennoch vertreten gerade Lehrer ein derart überkommenes und von Diskriminierung gezeichnetes Bild von Familie, dass es zum Lachen wäre, wäre es nicht so traurig, denn diese Lehrer sind nicht nur dazu da, Kindern etwas beizubringen. Ihre Aufgabe ist es, zu selektieren, vom ersten Tag an, einzuordnen, wer es wie weit bringen wird im Leben. Und dabei schneiden die Kinder Alleinerziehender regelmäßig schlechter ab. In Großstädten mag sich das Bild langsam wandeln, in ländlicheren Gebieten ist es nach wie vor mehr als schwierig.
Die Diskriminierung, die uns Alleinerziehende auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt trifft, wird gerade durch die Schule direkt an unsere Kinder weitergegeben. Die Kinder spüren, dass mit ihnen etwas anders ist und ganz schnell kommt da die Frage: “Was stimmt mit mir nicht?”.
Jede Mutter da draußen kennt das Gefühl, ihre Kinder vor jedem Unbill der Welt beschützen zu wollen. Manches können wir nicht verhindern. Gegen diese Art von Diskriminierung aber müssen wir kämpfen, für uns, für unsere Kinder und für all die Mütter nach uns. Wir müssen laut und unmissverständlich klar machen, dass wir zwar alleinerziehend, aber nicht unvollständig, nicht weniger wert sind und unsere Kinder die gleichen Chancen verdienen wie alle anderen. Die Kinder selbst erleben es nämlich gar nicht als Problem – für sie ist doch nur wichtig, dass sie geliebt und umsorgt werden. Und was ist ein größerer Liebesbeweis, als es jeden Tag auf das Neue ganz allein für sie zu “schaffen”?
Als Dipl. Kauffrau und Bankkauffrau bin ich immer wieder von Diskriminierung betroffen – seit ich alleinerziehend bin. Das betrifft einmal den Arbeitsmarkt. Seit der Unterhaltsrechtsreform 2009 versuchen praktisch alle verheirateten Mütter, zumindest teilzeit berustätig zu sein. Der Teilzeit-Arbeitsmarkt, der vorher sehr entspannt war, wurde da geflutet. Alleinerziehende haben kaum Chancen, die Verheirateten Mütter werden bevorzugt. Aber seit ich alleinerziehend bin, muss ich mir eine Frage immer wieder gefallen lassen, bei der Schulärztin, der Kinderärztin, der ein oder anderen Beratungsstelle. Die Frage lautet: “verfügen Sie über eine Ausbildung”?
Bitte noch dazu schreiben das die selben Vorbehalte auch für alleinerziehende Väter gelten. Ansonsten hab ich die meisten Dinge die hier beschrieben werden genauso erlebt, naja bis auf den Einser Schnitt der Tochter vielleicht.
Ich wünsche allen Alleinerziehenden da draußen viel Kraft und denkt immer daran Freude kann man auch ohne Partner mit seinen Kindern haben.
Lehrerin, Schulärztin, Kinderärtztin … auffallend viele Frauen scheinen sich am Bashing gegen Alleinerziehende zu beteiligen.
Das gilt meiner Beobachtung nach auch für andere Formen von Frauenbashing. Wer nicht mit dem Strom schwimmt, bekommt Kommentare zur Lebensführung. Als könnten Frauen die Existenz von “Abweichlerinnen” nicht aushalten.
Gerade die finanzielle u.a. steuerliche Ungleichbehandlung muss dringend verbessert werden. Und natürlich geht solch eine diskriminierende Behandlung auch absolut gar nicht.
Dennoch möchte ich hier einmal den Blick genauer auf das Problem richten.
Auch in diesem Text wird verallgemeinert und über einen Kamm geschert. Wir alle haben Schubladen in unseren Köpfen und sortieren Menschen dort hinein. Dennoch müssen wir uns bewusst machen, dass dies so ist um möglich vorurteilsfrei und individuell auf andere Menschen eingehen zu können.
Aber hier werden alle LehrerInnen (auf dem Land) gleichgesetzt und die schlechten Erfahrungen mit einer Lehrkraft auf das gesamte (Schul)System übertragen. Gerade in der Grundschule hängt vieles an der Klassenleitung und da kann man Glück oder eben Pech haben.
Ich kann aber mal konkret aus meiner Erfahrung als Sek1 Lehrerin (ländliche Region) schreiben. In der Regel kenne ich die genauen Familienverhältnisse nicht und sie sind mit idR auch egal. Wenn es Schwierigkeiten mit einem Schüler oder einer Schülerin gibt (Leistung, Verhalten, Auffälligkeiten z.B. Verdacht auf Kindeswohlgefährdung) führt man Gespräche mit den Klassenlehrern und/oder Erziehungsberechtigten. Es geht dabei darum, den SchülerInnen und den Erziehungsberechtigten je nach Schwierigkeit zu helfen und zu unterstützen. Nie aber darum zu verurteilen oder seine Meinung aufzudrücken. Es gibt viele Herausforderungen und Situationen, in denen ich meinen SchülerInnen gerne helfen würde. Alleinerziehende Eltern gehören definitiv nicht dazu, da es sich dabei nicht um ein Problem handelt. Aber ist ein Schüler oder eine Schülerin z.B. dauernd müde und schläft im Unterricht ein, verschlechtert sich leistungsmäßig, dann versuche ich die Ursache zu finden. Evtl. Spreche ich mit Eltern. Manchmal kommt Mutter, manchmal Vater, manchmal beide oder auch mal andere Verwandte. Ist mir recht wurscht, solange sie für die Erziehung verantwortlich sind. Es gibt welche, die sind mir sympatisch, andere weniger. Das ist mir egal, solange wir konstruktiv zusammenarbeiten können. Zum Wohle des Kindes/Jugendlichen. Wenn aber beim Beispiel der Müdigkeit herauskommt, dass das Kind zu spät ins Bett geht, weil kein Erwachsener dafür sorgt, dann muss das verändert werden. Das ist bei einigen Lebensentwürfen schwieriger, als bei anderen. Wer sich wie kümmert ist mir aber doch total egal. Hauptsache es klappt.
Wenn es allerdings nicht klappt, kann das in Einzelfällen sicherlich auch mal anders geäußert werden. Ganz besonders wenn der Elternteil das Problem auf das alleinige Erziehen schiebt. Aber auch da steht im Vordergrund, dass man gemeinsam eine Lösung findet. Was allerdings natürlich nicht immer einfach ist.
Ich habe die Erfahrung glücklicherweise nicht machen müssen. In den Klassen meiner 3 Kinder habe ich auch nicht beobachtet dass andere Alleinerziehende deswegen in der Klasse benachteiligt wurden, auch solche nicht, die bewusst diesen Schritt gewählt haben.
Zur Steuerbehandlung des Zweitjobs: das betrifft nicht nur Alleinerziehende, Die endgültige Steuer wird nach den Einkünften aus beiden Jobs nach Lohnsteuerjahresausgleich/Einkommensteuererklärung berechnet, also so wie wenn das Bruttogehalt aus beiden Jobs aus einem Job stammt.
@Käsestulle: Ja, das ist mir auch aufgefallen.
Meiner Erfahrung nach haben viele Frauen generell Probleme damit, Anderssein (als sie selbst) bei anderen Frauen zu akzeptieren. Sie empfinden es so, daß ihr eigener Lebensentwurf dadurch in Frage gestellt wird. Die alte systemstabilisierende KONKURRENZ unter Frauen eben, aber auch UNSICHERHEIT über die eigene Wahl (ob die andere womöglich glücklicher ist mit ihrem Leben als ich?).
Hallo liebe Verfasserin,
Bewunderung und Anerkennung möchte ich aussprechen für diesen umfangreichen und zutreffenden Beitrag.
Anmerken wollte ich das es auch uns Männern nicht anders geht. Ich selbst habe 3 Söhne bin 2007 verlassen worden und kenne gerade in der Schule diese Situationen sehr gut. Es wird gerne geschmunzelt denn ein Vater mit drei Söhnen kann ja nichts werden, meinem Jüngsten wurde auch eine feinmotorische Störung und als das nicht funktionierte ADHS unterstellt. Er hatte die schönste Schrift von meinen Jungs und da die Pädagogen ja in der Schule ja so viel mehr wissen über meine Kinder haben als ich ( gelernter Industriekaufmann, und staatl gepr.Tiefbaupolier ) wurde all das in seinem Beisein erwähnt.. somit hatte er gleich mal garkeine Lust mehr auf schön schreiben. Es war ja nicht genug das seine Mutter uns sitzen gelassen hat.
Ich schreibe dies um Einfach mal zu zeigen das es auch Männer gibt denen es genauso geht.
Alleinerziehende haben mehr zu leisten wie eine Familie und werden weniger anerkannt, wir tragen einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt in unserer Gesellschaft bei. Und da meine Jungs alle drei prima heranwachsen bin ich auch mächtig Stolz auf diesen.
Alles Gute und lasst euch nicht kleinreden oder unterkriegen !!
Lieben Gruß Frank
Ich war auch eine sehr lange Zeit alleinerziehend und wollte eigentlich gerade schreiben, dass ich solche Diskriminierungen in meiner Region (Stadt, Ostdeutschland) nicht kennen gelernt habe, einfach weil so viele verschiedene Lebensentwürfe bei den Müttern und Vätern in unserem Kindergarten und der Schule gelebt wurden. Gerade wie ich das schreibe, fällt mir auf, dass mein Kind in der Vorschule einer Freien Schule von der Direktorin und den Lehrerinnen permanent als schwieriges, lautes Kind eingeschätzt wurde. Meine Tochter war immer sehr selbstbewusst und hat ihren eigenenKopf, aber ich hatte mich damals verwundert, dass die Pädagoginnen das so extrem empfunden hatten. Ein bisschen schlechtes Gewissen hatte ich auch, dass sie so viel Arbeit mit ihr hatten. Aufgrund dieser Schwierigkeiten wurde mein Kind dann nicht von der Vorschule in die erste Klasse der Freien Schule übernommen. Stattdessen kam sie in unsere ganz normale Grundschule, und weder die Lehrerinnen noch die anderen Kinder hatten je ein Problem mit ihr. Ich habe das damals abgetan, jetzt erscheint es mir in einem anderen Licht. Persönlich bin ich eine überzeugte Alleinerziehende, ich hatte auch nie Lust auf traditionelles Familienleben. Eventuell ist mir gar nicht aufgefallen, dass ich von den Macherinnen der Freien Schule – alles brave bürgerliche Frauen mit grünem Touch – gemobbt wurde. :-/
Ich lebe wohl auf einer Insel der Seligen… Oder habe eine extrem selektive Wahrnehmung, das mag durchaus sein (wobei, die Logopädin….). Aber von Seiten der Schule, des Kindergartens (katholisch!), meines Arbeitgebers erfahre ich im Wesentlichen Wertschätzung, Flexibilität und Unterstützung. Dass es finanziell trotzdem eng und die Belastung hoch ist, dass Befristungen ein Elend sind, und mir wirklich nichts passieren darf, ist aber trotzdem anstrengend.
Hallo, bereits seit zehn Jahren kämpfe ich in der alten Tante SPD für Alleinerziehende. Immerhin habe ich Aufmerksamkeit erzeugt und es geschafft, dass meine Forderung, Unterhaltsvorschuss bis mindestens zum 18 Lebensjahr für die alleingelassenen Kinder zu bekommen, durchgesetzt wurde. Es stimmt nicht, dass keine darüber redet, aber es stimmt, dass kaum eine dafür die Kraft aufbringt, Partei Arbeit zu leisten. Mein jetziger Kampf heißt, die Steuerklasse 1 für Alleinerziehende abzuschaffen. Die hat man, wenn man mehr als ein Kind hat und eines davon über 18 ist und bereits Geld verdient. Plötzlich zählt dein eigenes Kind nämlich als Partner, der als Erwachsener für das Einkommen zuzählt. Das ist dem Steuerrecht geschuldet, dass völlig an Alleinerziehenden vorbeigeht. Genau wie die Sozialversicherung, die Halbweisen dazu zwingt, sich selbst zu versichern. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass es nötig ist, in die großen Volksparteien massenhaft als Alleinerziehende einzutreten und mitzumischen, sonst wird das nichts. Denn Gesetze werden dort gemacht. Leider bin ich wirklich die einzige in der SPD in Berlin, die genau damit ständig hausieren geht. Ich will aber nicht mehr so viel Zeit dafür opfern, da nun auch noch Bloggerinnen die Loorbeeren dafür erhalten, die ich verdient hätte. Keiner denkt an mich, aber ich war die erste, die in Facebook massenhaft zum Thema gepostet hat, bis ich aus Facebook mehrmals rausgekantet wurde. Jetzt können andere gern weitermachen, ich habe keine Lust mehr, immer allein dafür zu sorgen, dass Alleinerziehende zu ihrem Recht kommen. Nur eines möchte ich noch sagen, die Queeren haben durch ihren massiven Auftritt in den Volksparteien alles bewirken können, was bisher nur Geld für Ehepaare bringt. Nehmt euch daran ein Beispiel und anstatt zu jammern, werdet Partei aktiv! Venceremos!
Gruß Wendula Strube
Wurde doch längst belegt : In old Germany werden arme Kinder sowie von Alleinerziehenden deutlich benachteiligt, egal wie begabt sie sind. Deutschland ist kein Pisa Gewinner, weil unser Bildungssystem veraltet und der Lehrkörper verbeamter ist. Der Bezug zur Realität fehlt deutschen Lehrerinnen völlig. Ausnahmen bestätigen die Regel.
@Wendula Strube: Vielen Dank für dein Engagement für unsere Interessen! Ich bin auch jemand, die sich immer gern engagiert hat und gerne andere dazu animiert, mitzumachen. Aber hier muss ich sagen: Es ist kein Wunder, dass Alleinerziehende nicht in die Parteien gehen und ihre Interessen vertreten. In der Regel bist du als Alleinerziehende erstmal nur mit (Über-)Leben beschäftigt. Und wenn du doch Freizeit und Kraft für etwas Idealistisches hast, dann gehst du lieber in eine NGO, anstatt mit einem vermeintlichen “Exotenthema” ständig gegen Windmühlenflügel zu kämpfen.
Es ist eine Schande, was hier beschrieben wurde und so manche Familie ist wahrlich ohne ihren gewalttätigen “Papa” dran. Vielleicht denkt die Politik ja auch mal daran gerade allein erziehende Mütter besser finanziell zu unterstützen, bzw. sie steuerlich zu entlasten.
“Eine Studie zum Einfluss des Alleinerziehens und der sozialen Lage auf die Lebenssituation aus Sicht der Kinder in Deutschland hat gezeigt, dass Kinder von Alleinerziehenden in der Regel nicht weniger Fürsorge oder Zuwendung erhalten als Kinder in Paarfamilien…”
Verwundert nicht, da dies oft genug eh Aufgabe der Mutti ist.
@Wendula Strube
Danke, dass du hier eine Nachricht geschrieben hast. Es gibt mir persönlich einen besseren Durchblick wie dürftig derzeit die politische Präsentation von Frauen und Müttern ist in den Parteien. Wie kommt das zustande?
Ich habe mir diese Woche einiges über Merkel und ihren Machtkampf gegen die diversen Männer, SPD, CDU usw angesehen. Ich war ganz ehrlich schockiert den Gockel Schröder (ein echter Patchwork-Family Mann mit populistischem Gehabe) in der Elefantenrunde 2005 nochmal zu sehen. War der besoffen, berauscht an sich selbst? Mit solchen Typen im Fahrersitz wundert mich das nicht. Sieht es bei der CDU etwa viel anders aus? Das Thema “alleinerziehende Mütter” ist dort sicherlich auch keine Priorität. Wenn dann nur wie man die Mütter zur Arbeit kriegt usw..
Wir brauchen mehr, bessere Politik. Die Mütter und Alleinerziehenden Mütter insbesondere werden wieder überfahren.
@Frau Holle
Ich war wirklich die einzige in Berlin, die das Thema Alleinerziehende besetzt hat. Es gab Interesse, aber irgendwie wurde es immer im Keim erstickt. Keiner half mir so richtig, ich stand mehr oder weniger alleine in der SPD und auch in der ASF da. Dass ich trotzdem was erreicht habe, verdanken wir nur meinen langem Atem und Mut, immer wieder darauf hinzuweisen, wie schlecht es Kindern von Alleinerziehenden geht, deren Väter keinen Beitrag leisten und das diese Väter auf die Gesellschaft und deren Bereitschaft setzen, ihre Kinder über die SOZIALKASSE ernähren zu lassen. Man muss klug argumentieren und das habe ich getan. Ich hätte mir gewünscht, dass mich irgendwann jemand dabei unterstützt, aber da war niemand. Und nun habe ich auch keine Kraft mehr dafür. Ich wünschte mir, eine würde den Staffelstab übernehmen und weitermachen, wo ich aufgehört habe. Es ist ein weiter Weg bis zur Gerechtigkeit den Kindern von Alleinerziehenden gegenüber.
Ich wurde von einer Alleinerziehenden Mutter aufgezogen, da mein Vater sehr früh verstarb. Ich wurde “Zwangs-bemittleidet”, wo’s nichts zu bemitleiden gab. Schon in den 60er Jahren waren meine Mutter und ich ständig Beobachtungen und Kommentaren ausgesetzt. Alles wurde darauf zurückgeführt, dass “das arme Kind” halt keinen Vater hat. WTF ! Im Nachhinein sehe ich erst die enorme Leistung meiner Mutter und ihren ständigen Kämpfe nach allen Seiten. Ich ziehe den Hut vor ihr und danke ihr, dass sie um meinetwillen nie mehr geheiratet hat und mich allein grossgezogen hat. Auch wenn’s niemand glauben mag, auch aus mir ist “Etwas” geworden, wenn auch etwas feministisch und aufmüpfig.
(Gründe dazu gibt’s genug!) Frauen, haltet endlich zusammen und hört auf, das Patriarchat zu stützen. Es ist jetzt genug! Und hört auch endlich auf, auf Alleinerziehende Mütter zu trampen. Es ist einfach nur falsch, billig und gemein!
Ich gehe schon an die Decke,wenn (oft im Zusammenhang mit diesbezüglichen Straftaten) in den Medien von „Familienvätern“ die Rede ist. Ein „Vater“ ist dann also,abgesehen von Scheidungsvätern?, ein Mann,der mit dem Produkt seiner Fortpflanzungsfähigkeit nichts weiter zu tun haben will, manchmal Alimente zahlt,manchmal nicht,ganz wie‘s beliebt. Das nenn ich Freiheit und ihn trifft keine nennenswerte gesellschaftliche Ächtung. Mutter ist immer Mutter und wir brauchen weder in der Zeit noch im Raum weit zu gehen, um zu sehen, wie sie als unverheiratete Mutter der totalen Verdammnis anheim fällt,denn,welch ungeheuerliches Vergehen,sie hat gevögelt! In stramm islamischen Ländern kostet sie das das Leben,wenn das Kind geboren ist.