Der 8. März rückt immer näher, und allerorten ist vom “Frauenkampftag” die Rede. Das Wort “Kampf” lässt etwas in mir anklingen. Gegen wen habe ich gekämpft, bevor ich für den Feminismus zu kämpfen begann? Ich kämpfte gegen mich selbst, gegen meinen Körper. Dieser Kampf wurde pathologisiert, als verrückt erklärt, ich wurde eine Ausgestoßene ob der Narben, die ich mir selbst zufügte, die andere mir zufügten, die von mir erwartet wurden, damit ich mich überhaupt Frau nennen durfte, bis ich eines Tages auf dem Bücherflohmarkt vor meiner Universität ein kleines Suhrkamp Buch fand, orange und ganz zerfleddert, “Frau und Natur” war der Titel, geschrieben von Susann Griffin 1978 und ich begann in diesem Buch zu lesen und konnte nicht mehr aufhören, darin zu lesen, weil ich darin erkannte, dass das, was ich tat, das Schneiden, Verbrennen, Verstümmeln, Hassen, das Schminken, Bleichen, Zupfen, Quälen, nicht nur mich betraf, sondern dass diese Haltung zum Frausein selbst dazu gehört, es ist die stumme Sprache unserer Unterdrückung, unser Körper ist zugleich der sichtbare Ausdruck unserer Unterdrückung, die wir nicht in Worte fassen können, weil sie uns die Worte nicht lehren, weil wir sie selbst finden müssen, unter dicken Schichten neuen Frauenhasses vergraben, und weil wir statt die zu hassen, die uns unterdrücken, lernen, uns selbst zu hassen. Ich will von ihnen erzählen, von diesen Spuren des eigenen und des fremden Hasses auf meinem Körper und will diese Geschichte beispielhaft für so viele andere Frauen, der Gegenwart, der Vergangenheit und der Zukunft erzählen, die ähnliches, wenn nicht gleiches erleben. Der Hass auf unsere Körper muss nicht so extreme Formen annehmen wie meiner, um als solcher sichtbar zu sein. Irgendwo, irgendwie hassen wir Frauen uns alle ein wenig:
“In our culture, not one part of a woman’s body is left untouched, unaltered. No feature or extremity is spared the art, or pain, of improvement. Hair is dyed, lacquered, straightened, permanented; eyebrows are plucked, penciled, dyed; eyes are lined, mascaraed, shadowed; lashes are curled or false – from head to toe, every feature of a woman’s face, every section of her body, is subject to modification, alteration.” (Andrea Dworkin: Woman Hating, 1974, S. 112)