„Modetrends, die Männer hassen“

 

Der Sommer kommt! Ihr freut euch! Aber VORSICHT! Vorsicht und Alarm!

Der Sommer ist nicht so nett, wie ihr immer gedacht habt. Der Sommer ist eine böse Falle! Gott sei Dank ploppen in den Facebooktimelines momentan wieder massenweise gesponsorte Beiträge auf wie „Diese Beautytrends hassen Männer“, „Auf welche Looks du verzichten solltest“, „Mit diesen Stylingtrends kommst du bei Männern nicht an“. Dieses Phänomen begegnet uns alle Jahre wieder, und wir sollten dankbar dafür sein, dass es Menschen gibt, die sich wirklich, ich meine WIRKLICH Gedanken um uns Frauen machen. Denn jetzt mal ehrlich, nichts  wäre schlimmer für eine Frau, als etwas zu tragen, was Männer nicht MÖGEN. Die reine Katastrophe. Stellt euch das mal vor, ihr zieht früh eure neue supertolle High-waisted-Jeans an, ihr tragt sie den ganzen Tag, ihr fühlt euch super, und abends dann lest ihr in irgendeiner Frauenzeitschrift, dass Männer High-waisted-Jeans an Frauen HASSEN. Und ihr seid also den ganzen Tag rumgerannt und habt keine Wichsvorlage für die Herren der Schöpfung abgegeben. Ihr habt euer Verhalten, euer Make-up, eure Frisur, eure Klamotten, euer VERHALTEN nicht darauf ausgerichtet, Männern zu gefallen. Wie schrecklich! Eure Welt stürzt ein. Habt ihr überhaupt noch eine Lebensberechtigung?

Aber es gibt Abhilfe! All die Frauenzeitschriften, die euch beibringen möchten, wie ihr RICHTIG Frau seid, wie ihr die RICHTIGEN Blowjobs gebt, wie ihr RICHTIG reagiert, wenn euer Wertester Pornos schaut (nicht zicken! Cool bleiben! Mitschauen! Nachmachen! Da steht er total drauf!), mit welchem Lipgloss ihr ihn dazu bringt endlich lieb zu euch zu sein, eilen um euch zu helfen: damit ihr nicht aus Versehen sowas tragt wie Ankle Boots, Dutts, Blümchenmuster, Bubikragen, Pullover in oversize oder Jumpsuits (ja! Männer hassen sie! Das wusstet ihr noch nicht, was? Das gibt ne 6 für eure lahme Recherche!).

 

Jetzt dachte ich mir, dass das eigentlich eine gute Sache ist. Regeln für das andere Geschlecht aufstellen, das gefällt mir. Das ist der Verständigung unter den Geschlechtern zuträglich und verbessert das Miteinander. Und im Sinne der Gleichberechtigung dürfen Frauen ja auch mal was fordern, gell? Es ist ja nicht so, dass hier völlig einseitig massiv überzogene, übergriffige Anforderungen an Frauen gestellt werden dürfen. (Ist euch das bisher so vorgekommen? Macht euch keine Gedanken darum. Geht euch lieber abschminken. Männer hassen dunkelrote Lippenstifte!)

 

Deswegen jetzt hier meine top 7 der Trends, die Frauen an Männern hassen:

Platz 7: Auf der Straße angequatscht werden. Ihr denkt, das sei das Must-have für eure Sexyness, aber lasst das lieber sein, Jungs. Küsschen hinterherwerfen, „schöne Frau“ murmeln, Sprüche wie „normalerweise quatsche ich ja nie hübsche Frauen an, aber bei dir mache ich eine Ausnahme“ sind soooo 1950. Total out. Untrendy. Lasst es einfach bleiben, denn Frauen mögen Männer, die mit der Zeit gehen. Hier ist kein Platz für Trendschlafmützen!

 

Platz 6: Dickpics. Unverlangte eingesandte Penisbilder lassen euch aussehen wie einen kleinen Jungen, der in der Umkleidekabine des dörflichen Fussballvereins mit pubertären Schwanzvergleichen seinen kleinen Minderwertigkeitskomplex via Bro-Bonding-Ritualen ausgleicht. Davon mal abgesehen, sind Schwänze jetzt auch noch nie ein Ausbund an Ästhetik gewesen. Wir Frauen wollen sowas nicht sehen. Deshalb: Im Stylecheck durchgefallen!

 

Platz 5: Kommentare über unser Aussehen. Männer scheinen das für den letzten Schrei zu halten. Neulich kam ein mir völlig unbekannter Mann zu mir und sagte: „Du bist Feministin, hab ich gehört? Naja, das geht ja noch, Du bist wenigstens hübsch. Ich kenne ja nur Alice Schwarzer, die würde ja keiner ficken, aber bei dir, da…!“ Ernsthaft, Jungs. Frauen in fickbar und unfickbar einzuteilen ist vollkommen unsexy. Ihr braucht uns auch nicht mitzuteilen in welcher Kategorie wir schlussendlich gelandet sind, denn es interessiert uns schlicht nicht und wirkt außerdem unvorteilhaft und klobig. Eine noch schlechtere Figur macht ihr eigentlich nur, wenn ihr dann auch noch Dankbarkeit von uns erwartet dafür, dass wir in der Fickbar-Schublade gelandet sind. Fashion forward geht anders!

 

Platz 4: Mega angesagt, aber kommt bei Frauen überhaupt nicht gut an: Belehrt werden. Junge, wenn ich auf einem Tanzwettbewerb auftrete, brauchst Du mir nicht erklären, was hier gerade stattfindet. Wenn ich meine Abschlussarbeit über Shakespeare geschrieben habe, musst Du mir nicht eine halbe Stunde lang erzählen, dass er Sonette geschrieben hat. Das wirkt unkoordiniert und wenig modebewusst. Sorry, guys, aber statt eines knackigen Hinterns lässt dieser Hype euch einfach nur aussehen wie einen traurigen, alten Arsch.

 

Platz 3: Das. Und damit meine ich jetzt nicht das grüne Polohemd.

 

Platz 2: Hardcorepornos. Männer, die sowas konsumieren, haben in unseren Augen ein erhebliches Charmedefizit. Sowas sieht nicht nur nicht besonders schön aus, es fühlt sich auch nicht gut an. Kein Mann macht dabei eine gute Figur, im Browser Suchbegriffe wie „choked teens“, „asian slut“ oder „hardcore gang-bang“ zu hinterlassen. Männer! Stay classy! High Heels statt Ballerinas! Keine sexuell objektifizierende gefilmte Gewaltscheisse statt InsGesichtspritzen, Würgen oder Analsex bis jemand weint! Hardcore Pornos haben in etwa das Niveau von Haremshosen und XXL-Taschen!

 

Platz 1: Stealthing. Echte Fashionistas ziehen derzeit beim Sex gerne und von den Frauen unbemerkt das Kondom ab und geben sich im Internet sogar Tipps, wie sie damit davonkommen können. Am liebsten wird dieser Trend mit dem massiven Konsum von hardcore porn kombiniert. Aber es ist wie mit Maxiröcken und Spitzenblüschen : diese Kombi lässt euren Charakter unförmig und unvorteilhaft aussehen und lenkt den Blick auf eure menschlichen Defizite. Betont eure Vorzüge, Jungs, und verzichtet auf derart unschmeichelhafte Trends! Und ganz ehrlich, 12 Monate auf Bewährung sehen auch einfach mal richtig scheiße aus an euch.

 

So, jetzt haben wir das endlich geklärt. Auf ein fröhliches Miteinander der Geschlechter diesen Sommer! Ich bin optimistisch, das wird gut. Meine High-waisted Jeans trag ich aber trotzdem. Because fuck you.

 

(c) Anneli Borchert

7 Kommentare

  1. Leider ist die Liste etwas kurz geraten, aber ein Anfang wäre gemacht.

    Dabei sind wir noch nicht einmal bei der untersten Schublade angelangt,
    sondern immer noch unter der Kommode. Ja, dort hat’s auch noch viel Verstaubtes, das weg gehört.

  2. Danke,danke,danke,Anneliese Borchert! Dein beißender Zynismus tut,angesichts der tristen Lage,einfach nur gut! – Alter 68-Spruch: Wer sich nicht wehrt,lebt verkehrt!

  3. Herrlich, ich habe sehr gelacht. Pointiert und zutreffend. Was nervt es mich, wenn Männer (Freunde oder Partner) mir ungefragt mitteilen, dass „oversize“, Turnschuhe und highwaist (<3) ja nicht soooo sexy seien. Ich sage ihnen inzwischen jedesmal, dass Frauen entgegen aller anderslautender Gerüchte nicht dazu existieren, um Männer aufzugeilen. Und dass ihre Kleiderwahl nicht das im Fokus hat. Aber diese unverschämte und selbstherrliche Art, das die Welt Erklären, ich hasse es so sehr und Männer, die das machen, verlieren in meinen Augen extrem viel.

  4. Ich dachte im ersten Moment, es geht darum dass Männer die ihnen aufgezwungene Mode hassen – also die Mode, die Männer selbst tragen. Spontan fällt mir da ein: Krawatte, Anzug, Buisnessschuhe, niemals luftig, schon gar nicht im Sommer … ok, das ist weder Trend noch Mode, aber es hätte ja sein können, dass sich da jetzt endlich mal öffentlicher Widerstand seitens der Männer regt. Schliesslich ist es ja die Lieblingsausrede der Männer: ja Schatz, ich weiss, du wirst immer nach deinem Äusseren beurteilt und ich darf so sein, wie ich eben bin, aber *Kunstpause* dafür muss ich eine Krawatte tragen! Das Argument mit dem Rasieren-müssen entfällt ja inzwischen …

  5. Modetrends, die ich an Männern hasse – jede von uns kennt diese Modetrends, die leider noch immer aktuell sind:

    – Der von undine beschriebene Businesslook mit Anzug und Krawatte

    – Zuhälterlook mit Goldkettchen und Rotzbremse.

    – Nerdbrille

    – Unbedeckter Haarkranz oder Glatze

    – Kurze Haare

    – Fette, dreckige Haare

    – Sandalen mit Socken drin

    – Sandalen mit dreckigen, unpädikürten Füssen drin

    – Affenartige Körperbehaarung

    – Hosen bei denen der Arsch bei den Knien hängt und wo die Unterhosen oben rausschauen

    – Weisse Feinripp-Unterwäsche

    – Weisse Unterhosen mit einem gelben Pissfleck

    – Über die Hose hängender Bauch

    – Wochenlangem ungeduscht sein entsprechender Körpergeruch

  6. Meeeega!!! Danke für diesen äußerst pointierten Text! Hach, es fehlen ja noch soooo viele Dinge auf deiner Liste! Ich hab jahrelang in einem Männer-Konzorn mit durch und durch patriarchalen Strukturen gearbeitet. Es strotzte überall nur so vor widerlichen frauenverachtenden Dingen. Angefangen vom morgendlichen Dem-Vorgesetzen-brav-lächelnd-einen-Kaffee-servieren über Playboys aufm Klo bis hin zu Nacktkalendern an den Wänden der Baustellencontainer. Nicht zu vergessen die herrlichen stimmungsaufhellenden Sprüche (Der Rock kann gern noch nen Ticken kürzer sein) und denn herrlichen Spitznamen (Schnecke, Prinzesschen, Biene, Schnucki…). Gaaaanz tolle Leistung, liebe Kollegen und Vorgesetzte! Ich hab mich stets wertgeschätzt gefühlt!

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