Die große Kröte – Care Revolution

Red Light District

Baptiste Pons via Flickr, [CC BY-NC-ND 2.0]

In wenigen Wochen, am 18 März, findet Blockupy in Frankfurt statt und natürlich darf die „Care Revolution“ hier nicht fehlen.

Auch am 08 März 2015 möchte die „Care Revolution“ leider ihr Gesicht zeigen und auf die Straße gehen.

Anfang März wird ebenso voraussichtlich das Buch „Care Revolution“ von Prof. Gabriele Winkler im Transcript Verlag erscheinen. Sie ist Mitbegründerin des Feministischen Institutes Hamburg. Dieses Institut hat so revolutionäre Äußerungen zum Thema Prostitution (hier natürlich: Sexarbeit) von sich gegeben wie: ….“Die Kriminalisierung und Stigmatisierung von Sexarbeit, die nicht zuletzt durch Feminist_innen wie Alice Schwarzer vorangetrieben werden, schaden den Sexarbeiter_innen. Denn der Diskurs unterschlägt, dass viele Frauen Sexarbeit als Tätigkeitsfeld für sich frei gewählt haben…“ http://www.feministisches-institut.de/statement-zur-aktuellen-diskussion-um-sexarbeit-vom-ak-reproduktion-und-dem-feministische-institut-hamburg.

Nicht Feministinnen schaden aber der  „Sexarbeit“, sondern Männer, die Frauen kaufen, schaden prostituierten Frauen, logischerweise. Ein feministisches Institut, das Feministinnen die Verantwortung für das Stigma prostituierter Frauen gibt, hat etwas widersprüchliches. Völlig abgesehen von der üblichen Realitätsferne beim Thema der „freiwilligen“ Prostitution.

Im Team des Feministischen Instituts finden wir Dr. Kathrin Schrader, Professorin in Frankfurt für Soziale Arbeit mit Menschen in prekären Lebensverhältnissen. Seit 2003 ist sie Vorstandsfrau von Ragazza e.V. in Hamburg. Ragazza arbeitet im Hamburger Stadtteil St. Georg und macht unter anderem Streetwork auf dem Drogenstrich. Schrader war hier auch als Streetworkerin tätig. Sie kennt also zweifelsohne die Lebensrealität der Frauen dort.

Im Abstract ihrer Veröffentlichung zu Drogenprostitution heißt es unter anderem:

Mithilfe poststrukturalistischer Theorien und der intersektionalen Mehrebenenanalyse werden die massiven Ausbeutungsverhältnisse untersucht und im Zuge dessen die dichotome Opfer- und/oder Täterinnenperspektive auf »Drogenprostituierte« dekonstruiert. Um der Sprach- und der damit verbundenen Rechtlosigkeit von »Drogenprostituierten« begegnen zu können, werden zudem Strategien der Selbstermächtigung vorgeschlagen. Das Buch eröffnet dadurch neue Perspektiven auf die Praxis der Sozialen Arbeit.

Die Frage, die sich daraus ergibt ist offensichtlich: Was ist nun der feministische Ansatz daran, Ausbeutungsverhältnisse zu erkennen, sie aber nicht beseitigen zu wollen, sondern stattdessen die Täter abschaffen zu wollen (weil man damit auch die Opfer abschafft? So einfach ist das?) und Ausbeutungsbetroffene eben nicht aus ihrer Ausbeutungssituation befreien, sondern nur stark machen zu wollen, damit sie mit ihrer Ausbeutungssituation besser klar kommen sollen? Was ist feministisch und progressiv vor offenkundigem Unrecht zu kapitulieren, und sexuelle Gewalt zu „Arbeit“ und Vergewaltigung zu einer „sexuellen Dienstleistung“ einfach umzudefinieren, als würde sich damit das Macht- und Gewaltverhältnis einfach in Luft auflösen? Beunruhigend wie sich auch hier die zunehmende Neoliberalisierung jener zeigt, die für die Ausbildung unserer SozialarbeiterInnen verantwortlich sind.

Sexuelle Gewalt soll (!) ein Stigma haben, allerdings hätte ich ganz gerne, dass dieses Stigma ausschließlich von den hierfür verantwortlichen Männern getragen wird.

Alleine die Aussage zur „Sexarbeit“ des Institutes ist ein Wink mit dem Zaunpfahl, und dieser Wink mit dem Zaunpfahl gilt auch für die „Care Revolution“.  Auch hier ist das Ziel die Gleichsetzung der sexuellen Bedürfnisbefriedigung von Männern im Kontext der Prostitution mit anderer bezahlter und unbezahlter „Sorgearbeit“ für andere.

Die Unterscheidung zwischen verschiedenen Tätigkeiten fällt weg, alles wird zur „Sorge“. Prostitution wird nicht mehr als sexuelle Gewalt gesehen, sondern mit dem Anliegen und der Zielsetzung der Veränderung im Bereich der sogenannten „Sorgearbeit“, die maßgeblich von Frauen geleistet wird, gleichgesetzt mit allen Tätigkeiten, die Frauen traditionell zugewiesen werden. Das Ganze, diese „Care Revolution“, ist sozusagen ein trojanisches Pferd um Prostitution das „Stigma“ der Gewalt und Ausbeutung von Frauen zu wegzunehmen. Alles ist „Sorgearbeit“ und ist damit positiv konnotiert. Prostituierte Frauen „sorgen“ sich um die sexuellen Anliegen von Männern. Auch hiermit wird etwas ausgesagt, denn Frauen sind hier sozusagen aktiv und handelnd. Nicht die Männer benutzen die Körperöffnungen der Frauen für Geld. Weit gefehlt, denn es wird einem warm ums Herz bei der Vorstellung der sich um die Penisse kümmernden Frauen. Sie sorgen sich um die armen Männer. Außerdem wird „Sexarbeit“ zu einer gesellschaftlich notwendigen Arbeit, denn ansonsten müsste es die „Care Revolution“ ja nicht interessieren.

Es werden uns hier also durch die „Care Revolution“  einige Kröten zum Schlucken gegeben. Obwohl es sich doch so toll anhört und die Kampagne so medienwirksam aufgezogen wurde.

In der Selbstbeschreibung der „Care Revolution“ wird gesagt, das das „Netzwerk Care Revolution“ ein bundesweiter Zusammenschluss von über 70 Gruppen und Personen ist. Alle sind in den sogenannten  „ Feldern sozialer Reproduktion“ –, also Hausarbeit, Gesundheit, Pflege, Assistenz, Erziehung, Bildung, Wohnen und Sexarbeit tätig.  In anderen Worten, sexuelle Gewalt wird hier als ein Teil weiblicher Fürsorge gesehen. Nach dem Motto: sind wir nicht alle prostituierte Frauen? Die Antwort hier könnte natürlich bejaht werden, denn ein gewisses Maß an Pech im Leben könnte für eine Frau Prostitution zur Folge haben. Trotzdem möchte ich diese Form der sexuellen Gewalt nicht in einer lustigen Aufzählung sehen.

Angeblich ist die Zielsetzung der …“Kampf gegen Lücken in der öffentlichen Daseinsvorsorge, die zu Überforderung und Zeitmangel führen…“. Angestrebt wird eine Ökonomie, die die Bedürfnisse der Menschen ins Zentrum stellt. In diesem Kontext frage ich mich allerdings wessen Bedürfnisse bei Sexarbeit in das Zentrum gestellt werden. Könnte es eventuell das Bedürfnis von Männern sein? Gerade bei der „Care-Revolution“ wird immer wieder betont, dass das Patriarchat bekämpft werden soll, aber trotzdem betont gerade und insbesondere der Ausdruck „Sorge“ eine weibliche Rollenzuschreibung.

Es gibt immer wieder, seit Jahren, Versuche der Lobby Prostitution als „Sexarbeit“ zu verkaufen und anderen Tätigkeiten gleichzusetzen. Tätigkeiten, die sicherlich auch unangenehm sind, unterbezahlt, und Frauen zugeordnet werden durch diese blöde weibliche Sozialisation. Allerdings werden bei allen Tätigkeiten körperliche Grenzen eingehalten, und der eigenen Körper wird nicht der Erfüllung sexueller Wünsche von Männern zur Nutzung verfügbar gemacht.

Laut „Care Revolution“, müssen Frauen zunehmend neben der eigenen Berufstätigkeit „Sorgearbeit“ leisten und deshalb muss gesellschaftlich nachgedacht werden, wie dies zu leisten ist. Das soll eine neue Entwicklung sein, was mich auch verwirrt, da meiner Ansicht nach Frauen früher noch mehr Kinder hatten, es keine Pflegedienste gab oder Alteneinrichtungen, und weniger maschinelle Unterstützung im Haushalt. Ich würde eher sagen, Berufstätigkeit ist eine tolle Chance für Frauen aus dieser Rolle endlich rauszukommen. Bedauerlicherweise hat Frau nämlich keine Zeit mehr den Schwiegervater zu pflegen, wie früher von ihr erwartet. Leider muss sie Geld verdienen und sich in der knappen Freizeit um die eigenen Kinder kümmern.

In anderen Worten, der Kapitalismus ist zwar Scheisse, zweifelsohne, aber ob das bezüglich von Sorgearbeit und Frauen so stimmt, zweifele ich sehr an.

Frauen hatten noch nie viel zu lachen, aber jetzt auch nicht mehr oder weniger wie früher. Andere Baustelle, aber dieselbe Scheisse, nur in einem anderen Farbton.

Einer der Bereiche, in dem diese Gleichsetzung von  Betreuung mit Prostitution versucht wird, ist  „Sexualassistenz“. Auch beim Thema „Altenpflege“ gab es vor Jahren einige spannende Versuche der Gleichsetzung. Nach dem Motto, wer braucht schon eine qualifizierte Ausbildung in diesem Bereich (oder in der Krankenpflege), denn ob ich einen Penis abwasche oder blase bleibt sich doch gleich. Die ganzen KrankenpflegerInnen tun nur immer so, als wenn sie fachlich qualifiziert sind.

Vor Jahren hieß es schon, dass der Job als Altenpflegerin nicht weit von bezahltem Sex weg ist. „In der Pflege muss man gut mit Menschen umgehen können, man hat oft mit nackten Menschen zu tun, man kümmert sich um Menschen – es ist der nächste logische Schritt“, findet Zohren, die selbst 20 Jahre lang im Sex-Geschäft arbeitete…“( http://www.welt.de/vermischtes/article812779/Eine-neue-Chance-fuer-Prostituierte). Vor einigen Jahren, wir erinnern uns, gab es diese gut finanzierte Kampagne, nach der prostituierte Frauen als Altenpflegerinnnen arbeiten sollten. Das prostituierte Frauen mehrheitlich traumatisiert waren und sind und somit kaum in der Lage diese Arbeit zu leisten, wurde übersehen.

Auch Madonna, ein als gemeinnützig anerkannter Verein in Bochum, bietet immer noch Einstiegsberatung in die Prostitution sowie Qualifizierungskurse zum Ausstieg an. Auch hier  werden berufliche Ähnlichkeiten gesehen: …“Viele ehemalige Prostituierte gehen in soziale Berufe, wie der Altenpflege und Krankenpflege, da einige Voraussetzungen für diese Wahl im Beruf der Prostituierten bedingt sind, wie unvoreingenommen auf Menschen zugehen zu können und mit fremden Menschen engen Körperkontakt zu haben…Sie überstehen lange Arbeitszeiten, je nach Ort oft unter schwierigen Bedingungen. Solche Tätigkeiten verlangen spezifische Schlüsselqualifikationen wie soziale Kompetenz, Konfliktmanagement, Kenntnisse über Sexualität und sexuelle Gesundheit, Selbständigkeit, Flexibilität, Verhandlungsgeschick, Durchsetzungsfähigkeit, Disziplin und nicht zuletzt die Fähigkeit, das zu ertragende Stigma des Berufes zu bewältigen. …“ http://www.madonna-ev.de/index.php/angebote/projekte/qualifizierung.html

Auch in in Nordrhein-Westfalen hieß es vor einigen Jahren für prostituierte Frauen: weg von der Straße, rein ins Seniorenheim. Für die Umschulung zahlten damals das Land und der Europäische Sozialfonds in einem ersten Modellversuch über eine Million Euro.

„Ein naheliegender Schritt“, lobte damals Rita Kühn von der Diakonie Westfalen, die das Projekt koordinierte und deren Organisation bundesweit Seniorenheime betreibt. Prostituierte könnten „allgemein gut mit Menschen umgehen“, verspürten kaum noch Ekelgefühle und hätten „null Berührungsängste“.http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46236994.html

Das ist eine spannende Aussage. Die völlige Unterwerfung unter die sexuellen Anliegen von Männern zählt als guter Umgang. Da fragt man sich wirklich, für was eine Ausbildung notwendig sein soll, oder so blödes Psychozeug und Psychogelaber wie Supervision. Empfehlenswert wäre fast zukünftig ein Praktikum oder Vorpraktikum in der Prostitution zur Qualifikation. Wenn junge Frauen hier bestehen können, dann sind sie ja fast schon überqualifiziert für die Arbeit mit kranken und älteren Menschen.

Ein weiterer damaliger schöner Vergleich:…“Bei ihrem Job im eigenen SM-Studio machte sie einst in Lack und Leder erfolgreich auf gestrenge Herrin – und erfüllte manch einem Kunden Wünsche, die nicht weit entfernt sind von der Arbeit mit Bettpfannen, Schnabeltassen und Waschlappen. …“ http://www.badische-zeitung.de/panorama/prostitution-in-pflegeheimen-ein-tabuthema-im-tabu–44293238

So habe ich das auch nie gesehen. Die Erfüllung sogenannter „besonderer Kundenwünsche“ ähnelt der Durchführung eines Kliestiers im Krankenhaus oder Altenheim.

Auch Surrogatprostitution wurde der Krankenpflege gleichgesetzt:…“Was wie Prostitution anmutet, ist genau besehen Krankenpflege. Sylvia ist Surrogat-Partnerin — ihre Dienste kommen Männern zugute, die wegen sexueller Funktionsstörungen (Erektionsschwäche, Impotenz, vorzeitiger Samenerguß) in ärztlicher oder psychotherapeutischer Behandlung sind….“ Spiegel Archiv18.04.1977

Wir sehen also, die lustigen Gleichsetzungen haben eine etwas längere Geschichte.

Gemeinsam haben alle die Zielsetzung, sexuelle Gewalt und Ausbeutung als einen anerkannten Beruf zu verkaufen und gleichzeitig zu versuchen, Berufe in denen mehrheitlich Frauen arbeiten die notwendige Qualifikation abzusprechen. Sexuelle Gewalt an Frauen ist Sorgearbeit und per se fast alles was Frauen tun, egal was und wie es bezahlt wird, ist Sorgearbeit. Ein wirklich revolutionäres Konzept.

Gerade Frauen haben lange versucht, eine gute Bezahlung in ihren oft sozialen Berufen einzufordern, auch mit der Argumentation, dass diese Tätigkeiten qualifiziert durchgeführt werden müssen und deshalb gute Pflege oder andere soziale Arbeit gut bezahlt werden muss. Aber anscheinend ist dem nicht so.

Viele wehren sich gegen ein sexuelles Image ihrer Tätigkeiten, und insbesondere Krankenschwestern sind oft das Ziel sexueller Phantasien von Männern oder auch Übergriffen ausgesetzt.

Tatsächlich hatten Krankenschwestern bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts einen äußerst schlechten Ruf und wurden gleichgestellt mit Prostituierten oder als solche behandelt (http://gesundheit.naanoo.com/gesundheit/krankenschwester-beruf-ausbildung-und-geschichte-cw).

Erst durch Florence Nightingale und ihrem Einsatz im Krimkrieg 1854, bei dem sie mit weiteren vierzig Kolleginnen englische Soldaten pflegte, begann der Prozess der Anerkennung des Berufs der Krankenschwester. 1860 richtete Florence Nightingale am St. Thomas-Hospital in London die erste nicht konfessionelle Krankenpflegeschule ein. Weitere Schulen entstanden in Nordeuropa und den USA. Ausbildungsinhalte wurden mit der weiteren medizinischen Entwicklung auch immer qualifizierter. In den Vereinigten Staaten wird „Nursing“ als Studienfach an den Colleges angeboten und ist somit ein sehr teurer Beruf, da das Studium finanziert werden muss.

Care Revolution meint, dass „Sexarbeit“, ein Care-Beruf, trotz schlechter Arbeitsbedingungen versucht dem „menschlichen „Gegenüber gerecht zu werden,  genauso wie es andere in der Pflege oder Kita tätige Frauen auch tun. Aus diesem Grund ist eine der Forderungen das bedingungslose Grundeinkommen.

Sicherlich ist das bedingungslose Grundeinkommen eine sehr wünschenswerte Forderung für eine gesellschaftliche Veränderung,  und vielleicht verschwindet ein großer Teil der Prostitution hierdurch, solange das bedingungslose Grundeinkommen allen in Deutschland lebenden Menschen gezahlt wird.  Oft ist es ja so, das bei vielen Zielen von Organisationen oder Parteien, die man prinzipiell unterstützt, für das Große und Ganze eine Kröte mitgeschluckt werden soll und tatsächlich nicht jede/r mit allem einverstanden sein kann. Aber diese Kröte ist zu groß. Sexuelle Gewalt bleibt sexuelle  Gewalt und Prostitution ist sexuelle Gewalt. Wir nennen sie beim Namen und eine Revolution, die sexuelle Gewalt mit einschließt, kann nichts Gutes bedeuten.  Bei ethischen Werten kann man bei dem Aufbau einer anderen, besseren Gesellschaft keinen Kompromiss eingehen.

Obwohl, ein weiteres Ziel der Care Revolution ist ja die diskrimierungsfreie Verteilung der Arbeit. Bedeutet das eine Quotierung des Männer und Frauenanteils in der Prostitution? Und wer überprüft das? Das möchte ich ganz sicher auch nicht, aber fragen kann ich ja Mal.

http://www.welt.de/vermischtes/article812779/Eine-neue-Chance-fuer-Prostituiertehttp://www.linksnet.de/de/artikel/32147http://www.feministisches-institut.de/carerevolution/

http://care-revolution.org/wp-content/uploads/2015/02/Care_Revolution_8M%C3%A4rz.pdf

http://www.badische-zeitung.de/panorama/prostitution-in-pflegeheimen-ein-tabuthema-im-tabu–44293238

4 Kommentare

  1. Wenn in dem Buch die „Sexarbeit“ mit andrer Arbeit verglichen wird, ist der Gedanke erst mal nicht so falsch. Denn im Grunde genommen sind die Verhältnisse auf dem (Niedriglohn-) Arbeitsmarkt ja nicht viel besser, nur dass dort eben auch Männer vom Zwang, sich (Gesundheit, Lebenszeit, gutes Gewissen) zu verkaufen, betroffen sind, wenn sie auch etws besser bezahlt werden.
    Ich denke aber, das Pferd wurde vom Schwanz her aufgezäumt. Statt die Sexarbeit zu legalisieren, sollten prekäre (Zwangs-)Arbeitsbedingungen auch abgeschafft/verboten werden.

  2. Zitat „Allerdings werden bei allen Tätigkeiten körperliche Grenzen eingehalten“

    Das sehe ich nicht bei Arbeiten oder Arbeitsbedingungen, die körperliche oder geistige Gesundheit schädigen. Zwar wird da nicht unmittelbar die körperliche Verfügbarkeit verlangt, es läuft aber letztenendes doch darauf hinaus, dass mensch gezwungen ist, (körperliche und/oder geistige) Schädigungen hinzunehmen, die nicht heilbar sind. Das ist letztenendes auch Prostitution.

  3. Zitat „Wir nennen sie beim Namen und eine Revolution, die sexuelle Gewalt mit einschließt, kann nichts Gutes bedeuten. Bei ethischen Werten kann man bei dem Aufbau einer anderen, besseren Gesellschaft keinen Kompromiss eingehen.“
    Das sehe ich auch so. Denn das würde bedeuten, dass Unterdrückungsmechanismen in die „neue“ Gesellschaft mit übertragen werden. Also wäre es nur alter Wein in neuen Schläuchen. Das hatten wir doch schon öfter.

  4. kesselflicker_in

    wo ordnest du zum beispiel telefonsex ein? gewalt oder dienstleistung?
    die frage ist doch, wie hängen fürsorgearbeit, ausbeutung, gewalt, sexarbeit und die konstruktion von „frauen“ zusammen und wo gibt es unterschiede …oder? wer kennt nicht die diskussionen mit marxist_innen, die meinten, dienstleistungen, unbezahlte fürsorge und sexarbeit seien keine arbeit und daher nicht relevant für ihre theorie von kapitalismus und revolution?
    ich finde aber den text der precarias a la deriva immer noch einen der besten zu dem thema:
    http://eipcp.net/transversal/0704/precarias2/de
    1. These:
    „Geschlecht, Fürsorge und Aufmerksamkeit sind keine natürlichen Tatsachen, sondern soziale Sedimentierungen, historisch durch Affekte determiniert und traditionell den Frauen zugeschrieben.“

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