Schau doch nur wie hübsch sie ist …

Egal, wohin man dieser Tage schaut: Überall darf frau am Glück von Bruce Jenner, jetzt: Caitlyn Jenner, teilhaben.

„Schaut doch nur wie hübsch sie ist …“

Kein Satz fiel wohl häufiger, wenngleich auch das aktuelle Cover von Vanity Fair nicht weniger gephotoshoppt ist wie alle anderen Cover auch. Auch Feministinnen überschlagen sich vor Begeisterung. Aber warum eigentlich?

Ist es eine Leistung, dem Klischee des hypersexualisierten Cover-Girlie zu entsprechen? Wo ist dabei die feministische Errungenschaft? Habe ich vielleicht etwas übersehen?

Ich sage ganz deutlich: Mir ist es egal, wie Jenner sich kleidet, welches Personalpronomen er/sie bevorzugt und ob er/sie sich als Frau oder Mann (oder keines von beidem) identifiziert. JedeR soll so leben, wie er oder sie möchte. Insofern akzeptiere ich auf der individuellen Ebene eine Transitition jederzeit.

Was ich nicht akzeptiere

  • Versuche, mich zum Schweigen zu bringen, weil mein Genderkonzept nicht dem von anderen entspricht
  • Beschimpfungen als „TERF“, weil ich nur darauf hinweise, dass die Tatsache, dass eine Person 60 oder 70 Jahre als Mann gelebt hat und, ob gewollt oder ungewollt, ganz selbstverständlich in den Genuss männlicher Privilegien gekommen ist, mit meiner Lebensrealität und den damit verbundenen Diskriminierungserfahrungen irgendwie so gar nichts zu tun hat (zumal bspw. Jenner ein gern gesehener Gast in der Playboy Mansion bei Hugh Hefner war)
  • die Diffamierung von „gender critical transwomen“ (zum Beispiel Miranda Yardley oder Aoife Assumpta Hart) als „TERF socket puppets“ und die Missachtung ihrer Meinungen und Positionen
  • von anderen als „CIS“-Frau gelabelt zu werden. Es gibt bereits ein Wort für biologisch als Frau geborene Frauen. Nämlich Frau. Punkt.
  • wenn lesbischen Frauen vorgeworfen wird, sie seien transphob, wenn sie nicht mit Penissen ins Bett gehen wollen („overcome the cotton ceiling“)
  • wenn hart erkämpfte autonome Frauenräume zerstört werden: Frauen haben (wie alle anderen Menschen auch) das Recht, sich mit wem auch immer sie möchten zu organisieren und zu versammeln (aktuelles Beispiel: Michfest, hier kam es u.a. zu sexuellen Übergriffen auf Frauen, mit denen sich hinterher im Netz gebrüstet wurde)
  • wenn die Tatsache, dass mensch ein anderes Genderkonzept hat, dazu führt, von Veranstaltungen ausgeladen zu werden (erneut: Silencing)

Ich anerkenne den Kampf von Transpersonen um gesellschaftliche Anerkennung und ich nehme sehr wohl ihre Diskriminierungen und Gewalterfahrungen wahr – das bleibt auch nicht aus, wenn man sich intensiv mit ihrer Ausbeutung z. B. in der Prostitution befasst. Das Wiki Sexindustry Kills zeigt auch eindeutig, wie enorm viele Transpersonen unter den ermorderten prostituierten Personen zu finden sind.

Aber: Die Unterschiede zwischen Transfrauen und Frauen anzuerkennen, macht mich nicht zu einer „Transphobikerin“ und auch nicht zu ihrer Gegnerin.
Radikale Gesellschaftsanalyse richtet sich nicht gegen Individuen, sondern gegen gesellschaftliche Strukturen.

Ich möchte in keiner Gesellschaft leben, in der

  • es Überraschungseier und „Mädchen“-Überraschungseier gibt
  • es Fußball und „Frauenfußball“ gibt
  • Jungs und Männer, die gerne Röcke und Make-Up tragen, eingeredet bekommen, dass sie im „biologisch falschen Körper“ stecken
  • Feministinnen sich mehr um alles möglich kümmern, aber kaum mehr um Frauen (siehe diese Analyse zu everyday feminism)
  • genderkritische Transfrauen durch Cybermobbing mundtot gemacht werden wie Aunty Orthodox

Wir sind Feministinnen, die „Gender“ als ein schädliches soziales Konstrukt kritisieren, welches dazu dient, Macht ungleich zu verteilen.

Die Strategie, Abolitionistinnen als „SWERF“ und genderkritische Feministinnen als „TERF“ zu diffamieren, dient nur einem Zweck: Uns zu beschämen und uns mundtot zu machen. Aber solange wir schweigen, wird der Trend dazu, bereits kleinen Kindern weis zu machen, mit ihnen sei etwas nicht in Ordnung, weitergehen. Und die Zahl derjenigen, die Blogs über ihre „Detransition“ (zum Beispiel hier oder hier) schreiben, wird weiter zu nehmen.

3 Kommentare

  1. Silvio Reindl

    Wer auch immer diesen Beitrag geschrieben hat, vielen lieben Dank! Als „politisches Mädchen“ war ich durchaus auch einige Zeit der Versuchung erlegen, meinen Körper dem unerreichbaren Schönheitsideal anzugleichen, merkte jedoch sehr schnell das es in dem Forum in dem ich mich bewegte eine Art „Penisphobie“ gab, die der Homophobie sehr nahe kommt. Bitte nicht falsch verstehen, dies stellt keine generelle Verurteilung dar sondern gibt nur die Erfahrung wieder die ich gemacht habe. Außerdem war eine politische Auseinandersetzung nicht erwünscht. Ich bin zur feministischen Seite gewechselt, nachdem mich mein ehem. Arbeitgeber schwer gemobbt und tätlich angegriffen hat. Ich setzte mich mit den Grundidealen auseinander, arbeitete meine Vergangenheit auf und akzeptierte meinen Anteil am patriarchalen System (Insbesondere das Ausnutzen gesellschaftlicher Vorstellungen) und kam zu folgendem Schluss:

    1. Zum „Frau sein“ gehören nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Dazu gehört auch die politische Bildung und die Verantwortung. Bekomme ich all das automatisch geschenkt wenn ich die sekundären Geschlechtsmerkmale des Wunschgeschlechtes aufweise?
    Zum Glück beantwortet dieser Artikel meine Frage.

    2. Ich bin *trans aufgrund patriarchalem Sexismus, der strikten Einteilung in Mann/Frau, ungenügender Aufklärung und Homophobie (woher diese kommt weiß ich ebenfalls, möchte jedoch hier nicht näher auf die Traumatas eingehen).

    2. operative oder hormonelle Behandlung kommen für mich einer Schönheits-OP gleich. Ich würde niemals die Menschen verraten, für deren Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung hier gekämpft wird. Abgesehen davon, wieviele Frauen haben keinen Busen oder sehen eher männlich aus.

    Die Transmenschen sind meine Familie und werden es auch immer bleiben. Ich habe viele innere Konflikte durchgestanden und sehe es daher als einen absoluten Affront an, das eine Transfrau wie Caitlin Jenner zunächst alle Vorteile des gesellschaftlichen Systems nutzt als Mann und nun, nicht zuletzt auch weil Sie finanzielle Vorteile dadurch hatte, Frauen in den Rücken fällt in dem Sie genau diese Vorteile voll ausspielt. Dies ist keinesfalls im Sinne des Feminismus, sondern ganz klar ein erweiterter Missbrauch den ich aufs schärfste verurteile, der Berechtigung, das jeder so sein darf wie er/Sie will, hin oder her.

  2. friedrerike sandra

    operative oder hormonelle Behandlung kommen für mich einer Schönheits-OP gleich. ….hormone zu nehmen und sich geschlechtlich anzupassen kommt keiner schönheits-op gleich. das macht mich nicht schöner , nur weiblicher. ich wollte nie dieses ding zwischen den beinen baumeln haben, ich habe es gehasst, es hat wirklich nicht zu mir gehört. ich präsentiere meine neue weiblichkeit ja auch nicht, ich lebe es.

  3. Terra Matrivital

    „(…) wird der Trend dazu, bereits kleinen Kindern weis zu machen, mit ihnen sei etwas nicht in Ordnung, weitergehen. (…)“
    Wenn die patriarchal geprägte Gesellen_schafft so weit ist zu begreifen, dass es nur 1 Geh_Gut – nämlich Frau – in verschiedenen Variationen gibt, sind wir ein ganzes Stück weiter. Dann sind alle Kinder so wie sie sind „in Ordnung“. In der „Ordnung der tatsächlichen, irdischen Natur“, die sie hervorbrachte. Am Anfang gab es nur Frauen. Fort_pflanz_ung parthenogenetisch. Für die, die zweifelt: http://www.heise.de/tp/artikel/25/25884/1.html
    Vom 05.08.2007:„Gewinnung von embryonalen Stammzellen durch Parthenogenese (…) Unbeabsichtigt hat Hwang Woo-Suk in seiner Sucht nach Anerkennung aber offenbar doch etwas Neues geschaffen, ohne dies überhaupt bemerkt zu haben. Jetzt hat ein Team unter der Leitung von George Q. Daley und Kitai Kim vom Children’s Hospital Boston und vom Harvard Stem Cell Institute gezeigt, dass die Südkoreaner doch einen Erfolg erzielen konnten: Sie haben nach einer Untersuchung der ersten Stammzelllinie festgestellt, dass sie durch eine Parthenogenese entstanden ist, also nur aus den Eizellen von Frauen durch eine asexuelle Zellteilung. Man hatte dies zwar bereits vermutet, bislang aber nicht nachweisen können. Für Hwang Woo-Suk kommt die nachträgliche Erkenntnis seiner Leistung, auch wenn sie vermutlich durch einen Zufall oder einen Fehler verursacht wurde, wohl zu spät. Hätte er sie selbst erkannt, dann wäre dies auch ein großer und weltweit erster Erfolg gewesen. (…)“ Tja, die patriarchale Wissen_schafft … welches?: „Sucht nach Anerkennung“…

    Frauenkörperveränderung bis hin zum „Mann“ waren ein (evolutionäres) Experiment. Aus dem Ungleich_Gewicht (hetero bedeutet bekanntlich ungleich) von „Die Göttin und ihr Heros“ statt die „Göttin und die Göttin“ (dies gibt`s immer noch bei Lesben) entwickelte sich aus dem göttinnenidentifizierten Heros, der jetzt auch mal an die „Macht“ (welche?) über das Leben wollte, ein Gott, dann Götter. Dies passte den „Ein_herr_schern“ z.B. Atum oder dem Christengott nicht. Letzterer noch in Dreifaltigkeit: Vater, Sohn und Heiliger Geist mit Tonmodell Adam und dessen Rippchen, das schließlich als „Frau“ herhalten musste. So ein Schmarrn wird heute noch im „Religionsunterricht“ gelehrt!
    Der ägyptische Gott Atum:“(…) „Ich habe mit meiner Hand empfangen, ich habe mich mit mir selbst vereinigt mit meiner Hand, ich habe mich in meinen Mund ergossen, ich habe aufstoßend den Schu gemacht, ich habe die Tefnut ausgespien“ – und dann zeugte er, Atum, auch noch Geb und Nuth (die nichts anderes als die schon vor ihm gewesene Neith war!). Und die Geschwister Geb und Nut zeugten den Osiris. (…)“ Hiltrud Steinbart „Im Anfang war die Frau – Der Untergang matriarchalischer Religionsmythologien – provoziert durch gezielten patriarchalischen Machtkampf auf geistiger Ebene“, R. G. Fischer Verlag.
    Ein äußerst aufschlussreiches Buch!
    Der Christengott mit Tonmodell, Atum mit Rülpser und Speien als Ver_mehrung!
    Da lob ich mir doch eine behütet, geborgene Schwan_gerschaft und eine ebenso geborgene Geburt! Bei der das Kind als Geschenk des Lebens geachtet wird und nicht u.a. als Folge patriarchaler Dominanz bis Gewalt.
    Hodenschwangerschaften gibt es nicht. Jedoch bis zu 3 Jahrtausende patriarchal brutaler Gehirnwäsche, die die Inkarnationen prägt.
    Gleich_gültig als welche Variation Frau „du“ geboren bist, so sollte das Ziel für alle seien, natureingebunden ökologisch, friedlebend, mit Achtung vor jeglichem Leben zu leben und zu lieben.
    Der Zustand des derzeitigen Lebensraumes auf unserer Göttin Erde zeigt, dass das Geh_schlecht_er-Modell Frau – Mann, ob matriarchal (Göttin + Heros) oder patriarchal „der Herr“ Müller, Meiyer, Eppes gescheitert ist. Dass „Mann“ zu Atum, Jahwe oder Allah etc. in seinem Größenwahn (angefangen mit hirnrissigen Gebärvorstellungen – Zeus wahlweise Kopf- oder Kniegeburt) neigt.
    „Die Zukunft ist weiblich oder gar nicht“ altfeministischer Spruch.
    Dazu empfohlen „Keine Zukunft für Adam“ vom Genitik-Prof. Bryan Sykes, Lübbe.

    Haha, „CIS-Frau“ 😉 ! War mir bis vor kurzem fremd 😉 . Materie ist spirituell. Sprich Biologie nichts anderes als die Materialisation von Energie. Und ein „Mann“ ist körperlich verschlossen. So wurde das Wurzelchakra Vulva zum Steißbein. Sind „Männer“ knöcherne Fetischisten? (Rippe, Schädel, Knie…)

    „- wenn lesbischen Frauen vorgeworfen wird, sie seien transphob, wenn sie nicht mit Penissen ins Bett gehen wollen („overcome the cotton ceiling“)“
    Hallo, ich bin Urlesbe und deswegen habe ich keine Lust auf einen Penis! „Transphob“ was ein Schmarrn, aber viel_leicht versuchte, patriarchale Gehirnwäsche… Zipfeltrans ihr spinnt doch! Und das meine ich mit natureingebundenem Respekt.
    Lesbisch ist lesbisch, klitoral und vaginal. Vulval vulkanisch. Erd-Körper-Feuer. Oder Wasser und Luft.

    Noch ein Bei_Spiel von Bryan Sykes a.a.O. S. 93 bzgl. Blaukopf-Lippfische:“Wenn das farbenfrohe Männchen stirbt (…) beginnt das größte Weibchen des Harems – kein anderes – die Farbe zu wechseln und die auffällige Aufmachung des dahingegangenen Liebhabers anzunehmen. Es verwandelt sich buchstäblich in ein Männchen. Diese Umwandlung dauert etwa eine Woche und danach ist es tatsächlich sowohl im Aussehen als auch im Verhalten ein Männchen geworden. Von da an leitet er/sie den Harem und befruchtet mit dem Sperma, das er/sie jetzt herstellen kann, die Eier der einstigen Gefährtinnen. – Der Blaukopf-Lippfisch hat auf die Chromosomen als Methode der Geschlechtsbestimmung verzichtet und verlässt sich stattdessen auf rein soziale Signale, das Verschwinden des Männchens.“ Nicht mein Wunsch für mich persönlich 😉 . Aber auch dies zeigt die Vielfältigkeit der Natur im Wunder der Wandlungen und Fortpflanzungsmöglichkeiten.

    Innere Bewusstseienswerte sind`s, die es zu heilen gilt. Das „Paradies“ – für mich Maradies – ist im Inneren jeder Ein_Zell_nen verlorengegangen. Aufgabe jeder Einzelnen selbiges in sich selbst wiederzufinden (= Karma). Nicht immer einfach, aber der einzige Weg.

    Das war für heute mein spiritueller „CIS“-Kommentar ohne Phobien, mit viel Lust 😉 auf uni_Vers_ales Leben!

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