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Störenfriedas Podcast #2 – Wildes Allerlei

Graffiti Feminismus

Image by Marc Pascual from Pixabay

Wir haben ein zweites Mal zusammen gesessen und über wildes feministisches Allerlei debattiert.

Falls ihr etwas skippen möchtet, werft einen Blick in die (anklickbaren) Sprungmarken unten.

Wir freuen uns über eure Rückmeldungen, Kritik und Anregungen für zukünftige Podcasts. Die könnt ihr uns unten in die Kommentare schreiben oder via Facebook und Twitter oder Instagram übermitteln.

Unsere abschließenden Fragen an euch sind:

Was hat Feminismus für euch im Leben verändert?
Lassen sich Künstler und Kunst trennen?
Welche Rubriken/Themen hättet ihr gerne mal in einen Podcast verpackt?

Und nun: gute Unterhaltung!

P.S.: Bei der dritten Folge bekommen wir das dann auch mit dem Sound in den Griff, fest versprochen!

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Cis mit *

Von Elisabeth-Elstop

Vorbemerkung: Es geht hier nicht um * für diverse Personen, also nicht um * für intergeschlechtliche. In deren Selbstbezeichnungen möchte ich mich in voller Solidarität nicht einmischen.

Es geht um das *, wenn es Frauen, die weder intergeschlechtlich sind, noch sich als irgendetwas anderes sehen als Frauen, aufgezwungen wird. Es geht um das „Cis“, das uns aufgezwungen wird.

Mit „Frauen“ sind in diesem Text die Menschen gemeint, die nicht zu den „Penisgeborenen“ gehören. Der Begriff „Penisgeborene“ ist nicht gerade poetisch, aber diejenigen, die für meinesgleichen „Uterusmensch“ oder „Endosexuelle“ oder „Menstruierende“ für angemessen halten, wenn der Begriff „Cisfrau“ dann doch ein paar häufig gegebene körperliche Merkmale oder Aktivitäten nicht abdeckt, haben sicher Verständnis dafür. Dieser Text bezieht sich auf Frauen und, falls gewünscht, auf diejenigen intergeschlechtlichen Menschen, die ihr Leben von Anfang oder von sehr früher Jugend an als Frau gelebt haben und die sich von „Frau“ nicht wegdistanzieren wollen. Penisgeborene, also solche mit Penis oder Penishintergrund, sind mit diesem Begriff in diesem Text nicht gemeint. Vielleicht verstehen Einige, die jetzt noch davon abgestoßen sind, nach der Lektüre des Textes, warum nicht.

Frau* oder Cisfrau oder die Farce, sich doch Pronomen einfach auszusuchen, haben als Begriffe bzw. Praktiken vier Bedeutungen, die sich aus dem Ansatz hinter ihnen ergeben. Das * soll u.a. auf „Konzeptionierungen“ oder Selbstbezeichnungen hinweisen. Doch es geht um mehr.

Dass aus dem Körper eines Menschen, auch aus dem geschlechtlich bestimmten Körper, nicht auf Fähigkeiten oder Eigenschaften geschlossen werden kann, ist Grundverständnis im Feminismus.

Das * oder das „Cis“ drücken aus, dass sich die einzelne Frau zwar (noch) als „Frau“ bezeichnen darf, aber nur unter der Bedingung, dass es eben mehrere „Konzeptionen“ davon gibt, nur unter der Maßgabe, dass sie sich selber nicht in diesem Begriff als Norm sieht. Denn Gott und Kaiser samt Vaterland bewahret, dass diese Wesen – Frauen! – sich irgendwo als Norm setzen.

Mit * oder als „Cisfrau“ (oder den „selbst ausgesuchten“ Pronomen) bleiben mir nur diese Möglichkeiten:

  • Ich erkenne an, dass ich nicht das Recht auf Normsetzung habe, nenne mich wie gefordert und akzeptiere damit meine eigene Unterdrückung. Das ist unattraktiv.
  • Ich erkenne an, dass ich in dieser Gesellschaft als Frau erkannt werde, weil ich den gesellschaftlichen Klischees oder Erwartungen zu „Frau“ entspreche. Der Körper der Frau darf ja als Referenzpunkt nicht genannt werden, also bleiben Klischees samt sozialer Rolle, wenn ich das * oder das „cis“ akzeptiere, identifiziere ich mich mit diesen gesellschaftlichen Klischees und dieser Rolle. Das ist eine Definition, die aus jedem Akt geschlechtsspezifischer Gewalt oder Diskriminierung ein (Cis-) Privileg macht.
  • Demgegenüber wird gesagt, dass ich individuell den Begriff „Frau“ für mich ja definieren kann, wie ich will, dass ich mich ja so nennen kann, wenn, wann und wie ich will, und alle anderen auch – um den Preis der Bedeutungslosigkeit der Lautfolge <frau>. Darauf lässt sich keine politische Bewegung gründen.
  • Die vierte Möglichkeit, die mir vor allem mit dem * bleibt, ist die Distanzierung nach dem Motto, dass Manche mich für eine „Frau“ halten mögen, ich mich aber anders empfinde – ein Akt der Entsolidarisierung und Klischeezuweisung an andere.
    Auch darauf lässt sich keine Bewegung gründen.

Im besten Fall landen wir damit, was unsere Rechte als Menschen angeht, im allgemein humanitären Bereich, und dass das für Frauenrechte nicht ausreicht, hat sich die letzten 7000–10000 Jahre und auch die letzten 7–10 immer wieder gezeigt.

Im schlimmsten und im wahrscheinlicheren Fall landen wir da, wo wir die letzten 7000–10000 Jahre immer wieder hindelegiert wurden: Im sprachlosen Bereich.

Auch darauf lässt sich keine politische Bewegung gründen.

Deswegen, und da capo, da capo, da capo crescendo –

zur Wiederholung folgende Feststellungen zu unserer Gesellschaft:

Radikaler Feminismus geht davon aus,

… dass die Benachteiligung und die Unterdrückung von Frauen eine gesellschaftliche Entscheidung nach Blick auf unseren Körper ist, eine Rollenzuweisung und eine Positionsanweisung in einer hierarchischen Gesellschaft und nicht eine Folge unserer Selbstzuschreibung, und dass wir davon auch nicht durch Abschaffen der Analysekriterien und einem Verschieben von Begriffen wegkommen.

… dass die Sozialisation von Frauen, die bis in konkrete Körpererfahrungen reicht, eine andere ist als die Sozialisation anderer Personen und dass daher die ohne Penis geborenen nach wie vor das Recht auf eigene Räume haben müssen – und auf eigene Definitionen in politisch tragfähigen Begriffen, die mehr zum Ausdruck bringen als allgemein humanitäre Anliegen und etwas anderes als die Akzeptanz unserer Unterdrückung.

… dass unsere pausenlose Sozialisation als mütterliche, verständnisvolle, nährende und bescheidene Personen, als nützliche Idiotinnen, die sich um alles kümmern, außer sich selber, unserer Befreiung im Weg steht und wir daher eigene Räume nach wie vor brauchen, Räume ohne die Profitierenden der jetzigen Ordnung, deren Privilegierung in der Akzeptanz sämtlicher Forderungen uns gegenüber dokumentiert ist, unabhängig von anderen Problemen oder Diskriminierungen, denen sie ausgesetzt sind. 

… dass wir anderen keine eigenen Räume streitig machen und keine individuelle Selbstbezeichnung, aber auf unseren Räumen und Begriffen bestehen. Das bedeutet auch einen Begriff „Frau“, der nicht jede Person einschließt, die das fordert.

Die Alternative zu diesen Forderungen können wir in der Entwicklung des LFT – des Lesbenfrühlingstreffens – ablesen. Es ist die gleiche Entwicklung, die JEDER Frauenraum und jede Fraueninitiative genommen hat, die sich geöffnet hat.

Am Anfang waren nur einzelne Männer da, bei Lesben einzelne Trans, die zunächst noch vorsichtig und solidarisch waren. Einige blieben und bleiben es auch. Gleichzeitig bedeutete sowohl die Sozialisation vieler dieser Männer und Transfrauen als auch die der Frauen eine Marginalisierung, ein Zurückdrängen, ein Verschieben der Frauenthemen und entsprechender Anliegen, ein ewiges Platzmachen, ein braves Zuhören durch die Frauen.

Im nächsten Schritt waren diese Männer und sind jetzt die Transfrauen erheblich prominenter vertreten – in den Vorständen, den entscheidenden Gremien, in der Vertretung nach außen, bei Entscheidungen nach innen – sie sind nicht nur informell maßgeblich, sondern bereits formell angekommen und dominieren jetzt die gesamte Struktur des Raumes oder der Gruppe.

Im letzten Schritt ist aus einer feministischen Initiative oder einem Frauenraum mit frauenpolitischen Schwerpunkten einfach eine weitere allgemeine Initiative geworden. Sei es bei den Gewerkschaften, sei in den Parteien und sei es bei Queer. Das Mittel dazu war immer der Verlass auf unsere Sozialisation und das Einschwören auf „gemeinsame“ Ziele, die Behauptung, dass wir „gemeinsam“ doch viel stärker sind.

Trans* sind durch Übernahme und Kolonisierung des Feminismus tatsächlich stärker. Ohne Feministinnen wären sie eine winzige Splittergruppe.  Bei Konservativen, Reaktionären und Rechten hat der jetzige, aggressive Transaktivismus nichts zu holen, da diesen Leuten der Blick auf die Zusammenhänge fehlt um zu verstehen, wie sehr ihre Anliegen durch diesen Aktivismus eigentlich bedient werden. Also sichern sich Trans die Linke und die Grünen und Antifa-Gruppen. Feministinnen haben bei den Linken nur oberflächliche Freunde, mehr als Zugang zu Abtreibungen und folgenlose Ablehnung allzu offener Gewalt ist selten drin. Der Gedanke, dass es den lauten Frauen endlich an den Kragen geht, jetzt, wo es bei Gleichstellungen nicht mehr „nur“ um Frauen geht, lässt die linke Blogosphäre richtiggehend schnurren, jauchzen und frohlocken.   

Was passiert, wenn Frauen weiterhin einen Fokus auf Frauenthemen und Solidarität einfordern, konnten wir bei Michfest sehen, wir können es bei den Dykemarches sehen – eine gerne akzeptierte, weit unterstützte oder, falls die Taktiken zu sehr auffallen, geflissentlich übersehene Kampagne der Verleumdungen und der Gewalt beseitigen diese Veranstaltungen oder entstellen sie bis zur Unkenntlichkeit. Hierzulande dient der schnelle aalglatt hingeworfene Satz der „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ als Einschüchterungstaktik. Die wirkt, auch wenn es absurd ist, wenn Bedenken zu eigenen Räumen und Sprache damit bedacht werden und noch absurder, wenn ausgerechnet denen, die sich für links halten, nicht anderes einfällt als „Feminazi“ ….

Was hier leider auch im Feminismus verwechselt wird, ist solidarisches Handeln mit Selbstaufgabe, Solidarität mit Zulassen von Übernahme bzw. Kolonisierung. Sich mit Trans* gegen die AfD zu stellen, geht auch ohne Aufgabe unserer Räume und Sprache. 

Dass unsere Solidarität immer nur eine Einbahnstraße ist, können Frauen immer dann beobachten, wenn wir nicht sehr dezidierte und laute Forderungen stellen, wenn wir nicht damit drohen, unsere Solidarität und Unterstützung von einer Berücksichtigung auch unserer Belange abhängig zu machen. Wenn wir unsere Forderungen nicht aufgeben, führt das hin- und wieder zu ermutigenden Ansätzen, Erlebnissen – die Entwicklungen, wenn wir das nicht tun, haben wir immer wieder und wieder gesehen.

Bekenntnisse einer “TERF-Versteherin”

Feminismus Graffiti

maariaadiaaz_ via Flickr [CC BY-NC-SA 2.0]

Ein Gastbeitrag von Dorothée

Dieser Text stammt von einer Frau, einer Transfrau, noch dazu spät entdeckt intersexuell (KS – 47,XXY / 46,XY Mosaik 4) und einer bekennenden Lesbe. Das ist die eine Seite und eigentlich sind es ja schon mehrere, über die sich problemlos streiten ließe. Und er stammt von einer, die zunächst etwas gebraucht hat, bis sie sich die ihr oft als Schmähung entgegengeschleuderte “TERF-Versteherin” irgendwann zu eigen gemacht hat. Aber mal von vorne.

Ich, also die Autorin, bin 50 Jahre, weiß, weitgehend gesund und so aus verschiedenster Sicht bis heute privilegiert. Es ist aber auch so, dass ich musiziere, viel schreibe und noch mehr lese, sehr gerne mit offenem Blick reisend unterwegs bin, mich für lokale Kulturen weltweit und Sprachen interessiere und noch so viel mehr. Einen Menschen macht ja Vieles aus. Es fällt mir bis heute schwer etwas zu benennen, was mich in meiner Identität so geprägt hätte, dass ich dieser Erfahrung alles unterordnen würde. Aber ich habe natürlich auch das Gespür dafür, dass all das nicht gleichgewichtig sein kann. Und so ist mir insbesondere zuvörderst bewusst, dass ich losgelöst von meinem heutigen Leben eben fast fünf Jahrzehnte lang nolens volens männlich sozialisiert wurde; mit all den damit verbundenen aberwitzigen Privilegien, die ich keineswegs immer als Segen, sondern häufig auch als Fluch gesehen habe, aber halt doch mit diesen Privilegien. Und nein, ich bin nicht auf alles stolz, was ich aus dieser Ausgangslage stammend mir herausgenommen habe. Aber auch das wird immer Teil von mir bleiben. Weiterlesen

Gender ist keine Identität, es ist ein Werkzeug des Patriarchats: Eine feministische Sicht auf Genderidentitätspolitik

Dieser Text ist eine Übersetzung des am 15. August 2016 auf dem Blog Gender Critical Greens erschienenen Beitrags »Gender is not an identity, it is a tool of patriarchy: A feminist view of gender-identity«. Feststehende oder teilweise ins Deutsche übernommene englische Begriffe sind in Klammern ergänzt. Fußnoten entsprechen Erklärungen und Anmerkungen der Übersetzerin.

Menschen sind alle einfach in Ordnung

Männer sind in Ordnung, Frauen sind in Ordnung. Jeder Körper ist in Ordnung, jeder Körper ist perfekt. Wenn wir das glauben, dann muss jedes Gefühl der Abspaltung oder negative Gefühle gegenüber unseren Körpern eine furchtbare Qual sein, ob nun durch Trauma, Misshandlung, gesellschaftlichen Druck, Verletzung, Krankheit, Sexismus, Rassismus oder Disableismus[1] verursacht.

Biologie

Biologisch kommen Menschen in zwei Geschlechtern vor, d. h. wir sind sexuell[2] zweigestaltig (dimorph). Eine kleine Anzahl von Menschen wird intersexuell geboren, was die Realität von zwei Geschlechtern aber nicht negiert, sondern eher bestätigt. Man kann keine Kombination von zwei Dingen sein, wenn die beiden Dinge nicht existieren. Herkömmlicherweise wurden die Körper intersexueller Menschen chirurgisch bei der Geburt verändert, um dem einen oder anderen Geschlecht zu entsprechen. Allerdings gibt es mittlerweile eine Bewegung von intersexuellen Menschen, die die Validität dieses Vorgehens anzweifeln. Wenn alle Körper gut sind, warum sollte man Säuglingen, die nicht in der Lage sind zuzustimmen, diese Konformität aufzwingen? Warum sollte man perfekte Körper, wie es alle Körper sind, chirurgisch verändern?

Feministische Ansichten zu Unterdrückung

Die Feministische Denkweise, wie sie durch Bewusstseinsbildung, Schreiben und Aktivismus entwickelt wurde, bietet eine Analyse von biologischem (Sex) und sozialem Geschlecht (Gender), die Gender als ein System von Erwartungen, Zwängen und Hierachie betrachtet, das Männern und Frauen aufgenötigt wird. Sie behauptet, dass die patriarchale Gesellschaft ein hierarchisches System der Unterdrückung zwischen den biologischen Geschlechtern erschaffen hat, demzufolge Männer als Klasse Macht über Frauen als Klasse haben. Diese repressive Hierarchie überschneidet sich mit allen anderen Hierachien, sprich Rassismus, Disableismus, Klassismus,[3] Homophobie, usw., um komplexe, verwobene Hierachien zu schaffen, die unterschiedliche Konsequenzen für verschiedene Gruppen haben. Individuen in einer Unterdrückergruppe können natürlich verletzt und verzweifelt sein, auch infolge ihrer Rolle in der Hierachie. Der Feminismus konzentriert sich auf die Bedeutung unseres biologischen Geschlechtes, denn wenn wir uns anschauen, wie Sexismus2 funktioniert, beobachten wir durch unsere Erfahrungen, dass Biologie die Entschuldigung für die Unterdrückung von Frauen sowie ein wesentlicher und entscheidender Schauplatz dieser Unterdrückung ist. Wir werden also nicht aufgrund dessen, wie wir uns identifizieren, in dieser Gesellschaft unterdrückt, diskriminiert, kontrolliert und misshandelt, sondern durch das Fortpflanzungssystem unserer Körper, durch sexuellen Missbrauch und Vergewaltigung (und die Bedrohung durch sie), durch Prostitution, Pornographie, Gebärfähigkeit und alle Aspekte unserer Fruchtbarkeit. Seit Tausenden von Jahren haben Männer Frauen kontrolliert – ökonomisch, sozial, sexuell, emotional und physisch – durch unsere Körper und unsere Fruchtbarkeit.

Diese Ansicht bedeutet nicht, dass wir der Biologie erlauben, uns zu definieren. Im Gegenteil macht Feminismus geltend, dass jede Frau alles tun oder sein kann, dass die Tatsache unserer Weiblichkeit niemals ein limitierender Faktor sein sollte, dass wir ohne Einschränkungen sein sollten und dass alles, was uns als Frauen einschränkt, kontrolliert, diskriminiert oder verletzt, falsch ist. Aber wir können uns nicht einfach aus der Unterdrückung herausidentifizieren, und das Verleugnen der Realität unserer biologischen Beschaffenheit hindert uns daran, das benennen, konfrontieren und uns dagegen organisieren zu können, was uns durch unsere Körper angetan wird.

Feministische Ansichten zu Gender

Gender ist ein Set an gesellschaftlich auferlegten, gesellschaftlich konstruierten Normen, die die Struktur, durch die alle Männer und Frauen (in Schubladen) eingesperrt werden, aber im Speziellen auch die Bausteine der Hierarchie zwischen Männern und Frauen sind. Ab einem sehr jungen Alter, fast ab der Geburt,[4] werden diese Gendererwartungen durch die Kleidung, die wir tragen, die Spielsachen, mit denen wir spielen, die Farben, die als angemessen betrachtet werden, das Verhalten, das von uns erwartet wird, die Haltung, die uns gegenüber ausgedrückt wird, aufgezwungen. Sie mögen von Kultur zu Kultur und durch die Geschichte hindurch variieren, aber der Zweck ist derselbe, nämlich uns entsprechend unseres biologischen Geschlechtes in die Rollen der Gesellschaft umzumodeln. Diese Genderschubladen sind schädlich für Jungen und Männer, vor allem in dem Maße, dass sie den Ausdruck von Gefühlen der Traurigkeit, Kummer oder Angst streng verbieten und das Weinen und Zittern als Schwach- und Femininsein unterdrücken. Sie prägen unsere Jungen in einen Zustand der Abspaltung von ihren Gefühlen, was zutiefst schädlich für sie selbst und die Gesellschaft ist. In vielerlei Hinsicht sind jedoch die Einschränkungen, die Mädchen durch Gender auferlegt werden, die Grundlage für den Sexismus und die Misogynie, die das Leben von Frauen zerstört.

Genderidentität?

Gender ist, was Feminismus seit Jahrzehnten kritisiert hat, so dass das neuere Konzept der Genderidentität als etwas, das gewählt und gefeiert werden kann, für Feministinnen ein seltsames ist. Die Kategorien nichtbinär (non-binary), genderfließend (genderfluid), agender und eine Unzahl anderer Identitäten scheinen Ausdrücke der Unzufriedenheit mit »Frausein« oder »Mannsein« in dieser Gesellschaft zu sein. Zu Recht! Niemand möchte durch seine Biologie, durch das, was die Gesellschaft uns auf Basis unserer Biologie aufzwingt, durch sozial konstruierte Genderrollen eingeschränkt werden. Aber die Realität zu leugnen, indem versucht wird, sich aus Mann- oder Frausein herauszuidentifizieren, wird nicht nur nicht funktionieren, da Sexismus sich nicht darum schert, wie wir uns »identifizieren« könnten, sondern auch unwillentlich die Genderrollen verstärken. Es ist wie unsere Hände hochzuhalten und zu sagen »Du hast gewonnen, eine Frau kann in dieser Gesellschaft nicht stark sein, ein Mann kann nicht einfühlsam und fürsorglich sein, und da ich all das sein will, bin ich eindeutig keine Frau/kein Mann.« Nein, nein, nein! Lasst uns nicht die Lügen des Patriarchats schlucken, lasst uns darauf beharren, dass die objektive Definition von uns als weiblich oder männlich, die auf biologischen Realitäten basiert, niemals unsere Persönlichkeit, unsere Haltungen, unsere Fähigkeiten, unsere Wünsche, unser Verhalten, unseren Platz in der Welt definieren wird.

Es ist zudem sehr gefährlich, unsere Biologie zu verleugnen. Menschen können ihr Geschlecht nicht wirklich ändern. Wir können Hormone nehmen und uns auf chirurgische Veränderungen an unseren Körpern einlassen. Diese können unser Aussehen, Stimme, Körperbehaarung, Brüste, Genitalien verändern, aber wir werden immer biologisch sein, als was wir geboren wurden, und gesundheitliche Bedürfnisse haben, die darauf basieren, dass z. B. nur Männer Prostatakrebs bekommen und sich Symptome von Herzkrankheiten für Frauen anders äußern.

Transitionieren

Wenn wir geboren werden, werden wir aufgrund objektiver Beobachtungen der Genitalien als männlich oder weiblich bezeichnet und nicht, wie es gerade modisch wird zu sagen, »bei der Geburt dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zugewiesen« (assigned female/male at birth). Was uns zugewiesen wird, sind gesellschaftliche Rollen basierend auf unserem (biologischen) Geschlecht, und das ist es, was problematisch ist. Transitionieren, wie weit eine Person damit auch gehen könnte, kann jemanden also nicht in das gegenteilige Geschlecht transformieren. Man kann nur »als« das gegenteilige Geschlecht »leben«, also sozial transitionieren und sein Erscheinungsbild ändern. Viele von uns, besonders in der LGB-Gemeinschaft und der Frauenbewegung, respektieren die Entscheidung von Individuen, dies zu tun, seit Jahren, indem wir sie mit dem Namen und dem Pronomen, das sie erbitten, ansprechen; und die grundlegenden Menschenrechte diktieren, dass niemand auf Basis dieser Entscheidung diskriminiert werden sollte, sei es beim Arbeitsplatz, Wohnraum, Zugang zu Dienstleistungen, usw. Noch sollte irgendeine Transperson misshandelt oder angegriffen werden. Jede derartige Diskriminierung oder Misshandlung wird zu Recht »Transphobie« genannt.

»Männlich-zu-Trans«-Menschen

Männlich-zu-Trans-Menschen[5] (male to trans, MTT) wurden als Männer, also Mitglieder der Gruppe, der Macht und Privilegien gegenüber Frauen gewährt werden, erzogen. Sie wurden dazu konditioniert, die Privilegien dieser Gruppe zu übernehmen, und haben tatsächlich von diesen Privilegien profitiert. Sie werden unweigerlich Verhaltensmuster und Anspruchshaltung (entitlement), die mit dieser Gruppe verbunden sind, in sich tragen. Das ist wahr, wie verletzt oder verzweifelt sie sich auch gefühlt haben. Zu behaupten, dass sie eigentlich Frauen sind, Mitglieder der unterdrückten Gruppe, und überdies, obwohl sie männliche Körper haben und als männliche Menschen erzogen wurden, immer Frauen waren; Zugehörigkeit zur unterdrückten Gruppe zu beanspruchen und somit die Definition dieser Gruppe (sprich weiblich als objektiv durch das biologische Geschlecht definiert) zu ändern ist eine extreme Form von Sexismus und besonders bitter für Frauen selbst. Die Behauptung »Transfrauen sind Frauen« ist eine Ideologie ohne faktische Grundlage, die von vielen MTTs nicht geglaubt oder eingehalten wird. Die Übernahme dieser Behauptung ist nicht die einzige Art, Transmenschen zu unterstützen, und tatsächlich ziemlich wenig hilfreich für Individuen, die damit hadern, einen Weg zu finden, glücklich in ihren männlichen Körpern zu leben. Der Grund, dass diese Behauptung eigentlich keine Grundlage hat, ist, was, abgesehen von biologischem Geschlecht, ist die Definition von weiblich? Ist es ein Gefühl? Ist es eine Identität? Ist es ein Hirn getrennt von einem Körper? Die von uns, die als Frauen geboren und erzogen wurden und als Frauen in dieser Gesellschaft leben, mögen ganz nachvollziehbarerweise sagen, dass solche Definitionen eine Beleidigung gegenüber unseren Leben und Erfahrungen sind, gegenüber den 85 000 Frauen, von denen bekannt ist, dass sie jedes Jahr in England und Wales vergewaltigt werden, gegenüber den 35 % von Frauen weltweit, die männliche Gewalt durchleben. Jeder Versuch, weiblich anders als durch Biologie zu definieren, greift unweigerlich auf Genderstereotype zurück, so dass alle Verweise dieser Ideologie darauf, »eine Frau zu sein« oder »sich wie eine Frau zu fühlen«, auf solchen sozial konstruierten Ideen beruhen, wie feminine Kleidung tragen, mit Puppen spielen, Make-up tragen, »mädchenhafte« Dinge tun und ganz entscheidend keine »Jungs«-Sachen machen zu wollen. Seltsamerweise manifestiert sich das selten in dem Bedürfnis, Hausarbeit zu erledigen oder 14 % weniger Bezahlung zu erhalten, als sie das als Mann täten. Es wird als Ablehnung von Genderrollen porträtiert, ist aber eigentlich eine Übernahme der Stereotype, die mit dem gegenteiligen Geschlecht verbunden werden, somit ein Verstärken dieser Stereotype, da diese nur zu einem Geschlecht gehören, und demnach eine zutiefst traditionelle, regressive und misogyne Einstellung. Sorry, Jungs, dass ihr es nicht schafft, aus eurer restriktiven Genderschublade auszubrechen, indem ihr in unsere springt und uns in diesem Vorgang umdefiniert! Das müsst ihr auch nicht. Männer können alles sein, alles tragen, alles tun, alles fühlen. Frauen definieren oder limitieren euch nicht, nur das Konzept von Gender tut es.

Der Backlash gegen den Feminismus…

Die feministische Kritik und Anfechtung der Genderrollen hatte ein großes Maß an Erfolg in den 70ern und 80ern, zum Vorteil von allen. Early Learning Centres[6] warben für das ent-gendern von Spielzeug, Mädchen konnten Latzhosen tragen und auf Bäume klettern, Jungen konnten sich durch Spielen mit Puppen auf die Vaterschaft vorbereiten, Bücher entwickelten sich von »Janet und John«[7] zu Geschichten mit starken weiblichen Charakteren weiter. Der Rückschlag (Backlash) gegen den Feminismus wurde absichtlich von einem kapitalistischen System gefördert, das es vorzog zweimal so viele Güter an Eltern zu verkaufen, und mit diesem Backlash wurden Genderrollen enger denn je. Die Gesellschaft ließ sich auf die ganze Prinzessinnenmetapher mit sexualisierter Kleidung für jüngere und jüngere Mädchen ein, während Jungen zurück in die Macho-Superheldenrollen gedrückt wurden und von ihnen einmal mehr erwartet wurde, hart zu sein und niemals Gefühle zu zeigen. Das war eine absichtliche Umkehrung von vielen der Errungenschaften der Frauenbefreiungsbewegung und schädlich für uns alle.

…und seine Konsequenzen

Es ist kein Zufall, dass die jüngste massive Zunahme und das Interesse am Transitionieren, besonders unter Jugendlichen, zu einer Zeit aufgetreten ist, in der die Verengung der Genderrollen zu einer Tyrannei geworden ist und junge Menschen zu Recht aus diesen Schubladen ausbrechen wollen. Die feministische Analyse von Machtverhältnissen ist über die Jahre zu der Notwendigkeit von »Gendergleichberechtigung« verunglimpft worden, als wenn willkürliche und unerklärliche Diskriminierung eher das Problem wäre, als ein bewusst kultiviertes Machtsystem. Das Fehlen einer Analyse, dass Genderrollen und Hierarchie das Problem sind, hat zu der Auffassung geführt, dass, wenn wir die Regeln und Rollen der Gesellschaft nicht mögen, etwas mit uns falsch ist und wir uns selbst ändern müssen; dass »Gender« die Realität ist und nicht biologisches Geschlecht; dass wir uns selbst neu definieren müssen, nicht als das Geschlecht, das wir sind, sondern entweder als das gegenteilige Geschlecht oder als eine neue »Genderidentität«. Die feministische Sicht, dass Gender eine Illusion ist, ein gesellschaftlich aufgezwungenes Set an Regeln, die Männer und Frauen auf ihren Plätzen halten und die Vorherrschaft von Männern über Frauen aufrechterhalten, ist eine, von der viele junge Menschen abgehalten wurden, sie zu hören, durch eine Gesellschaft, die ein Interesse daran hat, den Status quo zu wahren. Es scheint immer noch revolutionär zu sein, zu sagen, »Frauen und Mädchen können alles sein, Jungen und Männer können alles sein! Da ist nichts falsch an dir, wenn du dich nicht anpasst, es ist die Gesellschaft, die falschliegt!«. Es ist jetzt dringender denn je geworden, das laut und deutlich zu reklamieren, denn unsere Mädchen werden in den Stürmen der Genderidentität hin und her geschleudert und kommen zu einigen besorgniserregenden und geradezu gefährlichen Schlussfolgerungen.

»Weiblich-zu-Trans«-Menschen

Der größte Anstieg an Überweisungen zu »Genderidentität«-Kliniken findet sich neuerdings unter Mädchen und jungen Frauen. Unsere Aufmerksamkeit wurde von MTTs beansprucht, die durch die Wirksamkeit von männlichen Mustern der Anspruchshaltung und Selbstzentrierung, mit denen sie aufgezogen wurden, die ganze mediale Aufmerksamkeit eingenommen haben. Frauen sind damit beschäftigt, den Eingriff in unsere hart erkämpften Räume für frauenzentrierte Praxis, z. B. Krisenzentren für Vergewaltigungsopfer, Frauenhäuser, feministische Organisationen und lesbische Räume, zu bewältigen und zu versuchen, Lösungen auszuhandeln, die inklusiv sind, aber als Frauen geborenen Frauen das Recht erlauben, sich zu treffen und sich zusammen zu organisieren. Aber währenddessen werden unsere gendernichtkonformen Mädchen hinter unseren Rücken ermutigt zu denken, dass sie männlich sind. Das ereignet sich auf Seiten sozialer Medien wie Reddit und Tumblr durch eine Ideologie, die besagt, wenn du nicht feminin bist oder dir Femininsein nicht behagt, dann bist du nicht weiblich. Viele Mädchen, die in unserer derzeit hochsexualisierten Gesellschaft in die Pubertät kommen, sind beunruhigt, ängstlich, unglücklich damit und lehnen ab, was von ihnen erwartet wird, wenn ihre Körper sich ändern. Das muss nicht überraschen. Umgeben zu sein von einer Generation an Jungen, groß geworden mit Internetpornographie und konfrontiert mit hypersexualisierten Bildern von Frauen, stellt ein einschüchterndes, wenn nicht gar geradezu missbräuchliches Klima für heranwachsende Mädchen dar. Kaum verwunderlich also, dass Mädchen die Rolle der sexuellen Verfügbarkeit ablehnen und mit ihr ihre eigenen sich entwickelnden Körper, die ein Magnet für alles von »kleineren« Objektifizierungen bis hin zu völligem sexuellen Missbrauch zu sein scheinen. Die Vergewaltigungskultur (rape culture) ist gesund und munter, und Mädchen, die durch die Stromschnellen der Pubertät navigieren, haben jeden Grund, es abzulehnen, eine Frau zu werden. Es gibt derzeit nur sehr wenig Spielraum oder Möglichkeiten, sich als Frau in dieser Gesellschaft aus der Objektifizierung auszuklinken.

Extrem besorgniserregend ist, dass ein Mädchen, das sich einer Genderidentitätsklinik als potentiell »trans« vorstellt, zumeist als Ergebnis einer Social-Media-Kultur, die sie animiert hat zu glauben, dass sie das vielleicht sei, zunehmend in dieser starren Position »bestätigt« wird, was nahezu unvermeidlich zur gesellschaftlichen Transition führt. Mädchen binden dann ihre Brüste ab, was zu eingeengten Lungen und Atmungsproblemen führt. Mädchen haben Mastektomien.[8] Mädchen nehmen pubertätshemmende Hormone, gefolgt von Testosteron (das nicht allgemein für Mädchen und Frauen zugelassen ist), was häufig in dauerhafter Sterilisation resultiert. Dauerhafte Sterilisation, ermöglicht von Erwachsenen in verantwortlichen Funktionen. Von künftigen Genitaloperationen ganz zu schweigen. Solch ein Weg sollte absolut die letzte Option sein, wenn die ganze andere therapeutische Unterstützung ausgeschöpft worden ist. Die Erwachsenengesellschaft lässt unsere jungen gendernonkonformen Mädchen allumfassend im Stich. Wir sollten ihnen dazu gratulieren, die Erfüllung femininer Genderollen zu verweigern, ihnen vergewissern, dass da nichts wie auch immer falsch an ihnen und ihren Körpern ist, und die Schuld einzig und allein einer misogynen Kultur aufladen. Wie konnte es dazu kommen, dass es eine fortschrittliche Position ist, die Verstümmelung von Mädchenkörpern zu fördern, wenn das Leben als weiblicher Mensch für sie unerträglich geworden ist? Warum geraten wir nicht in Aufruhr deswegen? Junge Leute werden immer mit Stilen, Verhaltensweisen, Definitionen und Identitäten experimentieren. Und sie werden ein Reinreden der Erwachsenenwelt in ihre Kultur nicht begrüßen. Aber wir reden hier nicht nur von einer Gothikphase. Erwachsene, inklusive Eltern und Fachleute aller Art, haben eine Verpflichtung, für unsere jungen Leute zu sorgen, und die Konsequenzen der Transition für Mädchen sind einfach zu drastisch und langlebig, um sie dieser Ideologie zu überlassen.

Lesbische Bekehrung & professionelle Verantwortung

Was auch klar ist, ist, dass viele dieser Mädchen, wenn man sie in Ruhe ließe, sicherlich zu Lesben heranwachsen würden. Das wissen wir von den Berichten detransitionierender Frauen ebenso wie von Lesben, die wissen, dass sie als trans gesehen worden wären, wenn das derzeitige Klima um sie herum geherrscht hätte, als sie jung waren. In wiederholten Studien wurde gezeigt, dass eine lesbische Identität in Mädchen für gewöhnlich oft nicht bis zum Ende des Teenageralters oder den frühen Zwanzigern ausgebildet ist. Das bedeutet, dass viele Mädchen, die zu selbstidentifizierenden Lesben heranwachsen würden, durch soziale Medien, Transideologie und wohlmeinende, aber fehlgeleitete Fachanlaufstellen zu dem Glauben »verführt« (»groomed«) werden, sie seien eher »trans« als einfach Mädchen, die es ablehnen, sexuell für Jungen und Männer verfügbar zu sein oder ihre erwartete Rolle als junge Frauen zu erfüllen. Es gibt Fälle von jungen Menschen, denen in Transforen geraten wird, ihren Eltern zu sagen, dass sie suizidal sind, um an die gewünschte Behandlung zu gelangen. Was für eine perverse Gesellschaft bietet Müttern die Wahl zwischen Mastektomie oder Selbstmord für ihre geliebten Töchter? Diesen Mädchen und ihren Eltern ist nicht gedient mit professionellen Stellen, die sich auf ein Denksystem eingelassen haben, das besagt, wir müssen die Identität einer jungen Person um jeden Preis bestätigen und etwas anderes zu tun ist »transphob«. Wir haben die Verantwortung, eine alternative feministische Perspektive auf ihre Not als junge Frauen anzubieten. Wir würden die Sicht einer Anorektikerin auf sich selbst als fett oder das selbstverletzende »Recht« von Jugendlichen darauf, ihre Körper zu schädigen, nicht »bestätigen«. Wir würden uns die tiefer liegenden Ursachen ansehen und unsere Sorgfaltspflicht immer, immer ernst nehmen. Das Gleiche muss bei Fällen von potentiellen »Trans«-Jugendlichen getan werden.

Es gibt auch zunehmende Bestrebungen, das Konzept, dass es möglich sei, das Geschlecht zu ändern, gegenüber immer jüngeren und jüngeren Kindern zu normalisieren, immer mit dem Verweis auf Genderstereotype. Bücher für 3–5-jährige unterbreiten die regressive Unwahrheit, wenn du eine Schleife im Haar tragen und feminine Dinge tun willst, dann musst du natürlich ein Mädchen sein, und wenn es dein Wunsch ist, Femininität, die Farbe Pink und Rüschenkleider abzulehnen, also ein aktives, dynamisches Mädchen zu sein, dann musst du ein Junge sein. Wie konnte es dazu kommen? Und wie konnte man es auch noch als feministisch betrachten?

Gender & Realität

Wir hören immer wieder von Leuten, die sich selbst als trans definieren, dass sie sich wie eine Frau fühlen, die im Körper eines Mannes gefangen ist, oder andersherum. Frauen wissen, dass ihre Realität kein Gefühl ist, das irgendein Mann beanspruchen kann, aber wir müssen anerkennen, dass dieses Gefühl real ist. Es ist vollkommen zulässig zu beteuern, dass man Gefühle von Unzufriedenheit oder Abspaltung gegenüber seinem Körper hat, allgemein Körperdysmorphie genannt. (Genderdysphorie ist ein eher umstrittener Begriff. Wenn Gender ein soziales Konstrukt und nicht angeboren ist, wie es der Feminismus behauptet, dann ist mit seinem Gender unzufrieden zu sein einfach menschlich, und somit sind wir alle tatsächlich oder potentiell genderdysphorisch, was es eher zu einem unsinnigen Begriff macht.) Doch dieses Leiden als »sich wie eine Frau fühlen« zu umschreiben, birgt eine Reihe an Fragen. Wie kann jemand wissen, wie sich das gegenteilige Geschlecht fühlt? Ist Frau- oder Mannsein mehr ein Gefühl als eine biologische Realität? Abgesehen davon sind Gefühle keine gute Handlungsanleitung. Alles, was sich als schlechtes Gefühl über einen selbst ausdrückt, besonders wenn es so unerträglich wird, dass man nicht fähig ist, in dem Körper, den man hat, zu leben, ist sicherlich etwas, womit eine Person therapeutische Hilfe braucht. Gefühle müssen durch unsere natürlichen Heilungsprozesse des Weinens, Zitterns, usw. rausgelassen werden und die Arbeit mit einer/m guten Therapeut/in wird das erreichen. Tiefe Gefühle bedürfen tiefer Befreiung. Wir alle wissen, wieviel besser wir uns nach einem guten, langen Weinkrampf fühlen können. Natürlich ist verständnisvolle therapeutische Hilfe sehr oft nicht verfügbar, zumindest sicherlich nicht in hinreichendem Umfang und Qualität, um tief verwurzeltes Leid zu bewältigen, und wir wissen von Detransitionierten und anderen, dass Körperdysmorphie ihre Wurzeln oft in physischem oder sexuellem Missbrauch oder anderen traumatischen Lebenserfahrungen hat, wobei die Genderkomponente des Leidens nur der  oberen Schicht entspricht. Auf diese Weise werden die Gefühle der Notwendigkeit, das Geschlecht zu verändern, nicht nur validiert, sondern auch als ein vernünftiger Leitfaden für das Handeln einer Gesellschaft dargestellt, die Gendernonkonformität nicht ertragen kann und aktiv bestraft. Wenn Individuen, die Körperdysmorphie in solch einem Ausmaß erleben, dass sie sich in einer Genderidentitätsklinik vorstellen, keine umfassende therapeutische Unterstützung zuteil wird, um die Ursachen für ihr Leiden freizulegen und ihnen zu helfen, sich von ihrem Schmerz zu erholen, sondern sie eher in ihrer Selbstdiagnose »bestätigt« werden, dann gibt die Gesellschaft ihre Verantwortlichkeit ab und lässt sie im Stich.

Drogen

Wie mit vielen anderen Situationen in der Gesellschaft, bedeutet das Fehlen einer vernünftigen, konsequenten und angemessenen therapeutischen Hilfe, dass die Menschen alternative Mittel zur Bewältigung ihres Schmerzes finden müssen. Das manifestiert sich häufig in der Einnahme von Drogen. Vom Kaffee jeden Morgen, um uns selbst aufzuwecken, über Tabletten, um uns beim Einschlafen zu helfen, bis hin zu Alkohol oder illegalen Drogen, um unsere Gefühle zu betäuben, und Medikamenten gegen psychische Erkrankungen können Drogen uns besser fühlen lassen und sind in einer mangelhaften Gesellschaft eine Lösung, bei der die meisten von uns mehr oder minder mitmachen. Hormonelle Medikamente unterscheiden sich da nicht, so dass eine Person, die Hormone nimmt, um die Attribute des gegenteiligen Geschlechts zu imitieren, sich sehr wohl »besser fühlen« mag. Das ist keine Überraschung, aber es ist nicht mehr ein Beweis dafür, dass sie wirklich ein »Mann in einem Frauenkörper« waren, als dafür, dass eine Anorektikerin wirklich fett ist. Gefühle, obwohl real, sind nicht die Realität.

Transphobie

Machen wir uns klar, dass Lesben, schwule Männer und Frauen allgemein, vor allem Feministinnen, seit Jahrzehnten die lautstärksten, konsequentesten und praktischsten Verbündeten für Transmenschen sind. Wir wissen, wie es ist, missbraucht zu werden, einfach aufgrund dessen, wer man ist, diskriminiert zu werden, AußenseiterInnen in einer starren Gesellschaft zu sein. Frauen, Lesben und schwule Männer sind die natürlichen Verbündeten der Transmenschen. Was hat sich also verändert? Warum gibt es einen Konflikt zwischen Feministinnen und der Transgemeinschaft? Warum wird Germain Greer, eine der Gründungsmütter des Feminismus, in Transkreisen verunglimpft? Warum sind Toiletten zum Schauplatz des Ärgernisses geworden? Warum wird radikalen Feministinnen wie Julie Bindel, eine Lesbe und seit Jahren Aktivistin gegen Gewalt gegen Frauen, in Universitäten kein Rederecht gewährt (no-platforming), eine Taktik, die ursprünglich gegen den Faschismus eingesetzt wurde? Keine progressive Person will transphob sein, und viele Einzelpersonen und Organisationen wurden jüngst dazu verleitet oder genötigt, eine bestimmte Ideologie zu übernehmen, nämlich dass es etwas wie »Genderidentität« gibt, die völlig vom biologischen Geschlecht getrennt ist, dass Mann- oder Frausein ein Gefühl ist, das nichts mit Biologie zu tun hat, und dass die einzige Art, Transmenschen zu unterstützen und wirklich zu vermeiden als transphob betrachtet zu werden, die Übernahme dieser Ideologie ist. Es muss laut und deutlich gesagt werden, dass das nicht wahr ist. Transmenschen sind viele und vielfältig und nicht alle mit dieser Denkweise einverstanden. Viele MTTs und FTTs sehen sich selbst immer noch als das Geschlecht, als das sie geboren wurden. Viele transitionieren nur teilweise, manchmal nur gesellschaftlich, und verändern ihre Identitäten im Laufe der Zeit. Viele entscheiden, dass sie einen Fehler begangen haben oder dass das Transitionieren das Unglück nicht aufgelöst hat, das sie zu vetreiben suchten, und viele dieser Menschen detransitionieren. Die Transideologie würde darauf bestehen, dass wir unbedingt akzeptieren, dass eine MTT-Person eine Frau ist. Das entbindet sie bequemerweise nicht nur von jeglicher Verantwortung für die Männlichkeit, mit der sie aufwuchsen und von der sie profitierten, sondern birgt zudem die Frage: Sind sie nicht länger weiblich, wenn sie detransitionieren? An welchem Punkt wird ein detransitionierender MTT wieder ein Mann? Detransitionierte bringen die essentialistische Ansicht einer angeborenen Genderidentität, die Biologie übertrumpft, in Verlegenheit. Unglücklicherweise für die Transideologie weigern sie sich wegzugehen, und je mehr Transitionen wir sehen, desto mehr werden sie Teil der Landschaft unserer Welt sein.

Die Unterstützung des Rechtes von Transmenschen auf Freiheit von Diskriminierung und Missbrauch muss nicht bedeuten, einer Ideologie zuzustimmen, die sich als rückständig, misogyn und gegen die Befreiung aller Menschen von Genderstereotypen erwiesen hat. Es ist nicht transphob, wissenschaftlich zur Biologie zu stehen oder dem zu widersprechen, dass ein biologischer Mann eigentlich eine Frau ist, nur weil er sagt, dass er es ist. Tatsächlich verharmlost das Beharren auf dieser einen Ansicht reale und schädliche Transphobie. Das resultiert z. B. in den absurden, aber ultimativ gefährlichen Aktionen des NHS (National Health Service),[9] der Erinnerungsmitteilungen zu Gebärmutterhalsabstrichen an MTTs sendet, die keinen Gebärmutterhals haben, und nicht an FTTs, die einen Gebärmutterhals haben. Zweifellos haben Ideologien, wenn sie darauf bestehen Politik und Praxis mitzugestalten, Konsequenzen, und diese Ideologie hat negative Konsequenzen für Transmenschen selbst. Wir müssen dies bei der Prüfung aller vorgeschlagenen Rechtsvorschriften oder Richtlinien zu Transfragen berücksichtigen.

Lesbophobie

Lesben sind Frauen, die sich sexuell zu Frauen hingezogen fühlen. Das wäre bis vor kurzem eine unstrittige Aussage gewesen. Jetzt haben wir eine Situation, in der die genaue Definition von »Frauen« angefochten und umdefiniert wird. Wenn »Frau« nicht länger erwachsener weiblicher Mensch (adult human female) bedeutet, wenn »Frau«-sein einfach ein Gefühl sein kann, wenn eine Person, die als Junge/Mann geboren und erzogen wurde und oft noch einen intakten männlichen Körper besitzt, sich selbst als Frau definieren kann, dann sind die Gesellschaft und vor allem Lesben mit einem Dilemma konfrontiert. Wenn Transfrauen eine unterdrückte Minderheit von Frauen sind, dann könnte logischerweise eine Lesbe, die sagt, sie würde eine Beziehung mit einer Person mit männlichen Genitalien nicht in Betracht ziehen, als transphob bezeichnet werden. Es ist für jede rational denkende Person kaum zu glauben, aber das geschieht tatsächlich. Das nennt sich die »cotton ceiling« (»Baumwolldecke«)[10] und wird benutzt, um Lesben zu kritisieren und missbrauchen. Lesben wird gesagt, sie sind allein dadurch transphob, wer sie sind, Liebhaberinnen von Frauen. Das ist nicht nur lächerlich, sondern zutiefst antilesbisch, und die LGBT-Gemeinschaft und gewiss alle, die sich selbst als GegnerInnen von Homophobie verstehen, müssen das benennen. Es zeigt zudem, wohin Logik, die auf falschen Prämissen beruht, hinführen kann.

Geschlechtergetrennte Einrichtungen

Es ist wichtig, dass alle Menschen, einschließlich Kinder, in der Lage sind, eine öffentliche Toilette oder Umkleide in Sicherheit zu benutzen. Dies wurde herkömmlich durch Trennung auf Basis des biologischen Geschlechtes erreicht, unter der Annahme, dass das hauptsächliche Sicherheitsproblem männliche Gewalt gegenüber und Missbrauch von Frauen und Mädchen ist, obwohl dies die Frage nach der Gewalt heterosexueller Männer gegenüber schwulen Männern aufwirft, denen noch nie praktisch oder rechtlich Einrichtungen zum Schutz vor homophobem Missbrauch angedient wurden. Zweifellos verdient jede Person, die physisch transitioniert ist oder sich im Transitionsprozess befindet, die gleiche Sicherheit vor männlicher Gewalt. Jedoch ist das Beharren darauf, dass Frauen und Mädchen auf ihre eigene Sicherheit verzichten müssen, indem sie Menschen mit männlichen Körpern einfach auf der Grundlage der Selbstdeklaration in reine Frauenräume (female-only spaces) inkludieren, falsch und gefährlich. Viele FTTs stehen verständlicherweise ambivalent dazu, auf die Nutzung von Einrichtungen für Männer zu bestehen, und bevorzugen tatsächlich oft die der Frauen. Also ist das Problem nicht Identität. Das Problem ist männliche Gewalt und das Thema ist Sicherheit. Wir müssen das Problem benennen, um praktische Lösungen zu finden, die die Sicherheit für alle gewährleisten, ohne dass die Rechte einer Gruppe die der anderen außer Kraft setzen. Das ist sicherlich nicht zu viel verlangt von der Menschheit.

Lügen, verdammte Lügen, Statistiken und alles andere

Viele, die unterschiedliche Genderidentitäten annehmen, genießen die Freiheit, sich endlich selbst zu definieren; es liegt ein Element der Verspieltheit und Subversion darin, Teil dieses Trends zu sein, der Spaß macht und verlockend ist. Meinetwegen. Es steht uns allen frei, uns selbst zu nennen, was auch immer wir wollen, wir können unsere Meinung ändern, wir können Spaß daran haben, die gesellschaftlichen Erwartungen zu untergraben. Aber es macht etwas aus, ob Identität oder Biologie das Maß einer Frau oder eines Mannes ist. Es macht etwas aus in der gesellschaftlichen Erfassung von Statistiken. Wenn jeder sich als Frau identifizieren kann, wie können wir dann Informationen über die Position von Frauen in der Gesellschaft z. B. in Hinblick auf Verdiensthöhe, Gesundheit, Kriminalität oder Gewalt sammeln? Wenn die unzähligen Identitäten der Menschen, die sich immer wieder von einem Jahr zum nächsten ändern, die Definitionen sind, nach denen wir Statistiken zusammentragen, dann wird die auf diesen Statistiken beruhende Sozialpolitik nutzlos sein. Es macht etwas aus, in Hinblick auf Gefängnisse, wo eine Transidentität dazu führen kann, dass ein gewalttätiger männlicher Täter mit schutz- und machtlosen Frauen untergebracht wird. Es macht etwas aus im Sport, wo von Frauen nun erwartet wird, gegen biologische Männer anzutreten, denen höhere Testosteronspiegel erlaubt werden als Frauen, die als Frauen geboren wurden. Es macht etwas aus, wenn wir versuchen die jahrhundertelange Diskriminierung gegen Frauen durch die Einführung von Quoten im öffentlichen Leben, in Politik und Organisationen zu beseitigen; wenn jeder sich als Frau identifizieren kann, dann werden als Frauen geborene Frauen einmal mehr auf der Verliererseite stehen. Allen steht frei, sich zu identifizieren, wie auch immer sie wollen, aber sobald wir diese persönliche Präferenz und den Ausdruck von Persönlichkeit auf denselben Status wie biologisches Geschlecht erheben, machen wir auf einen Schlag all die Errungenschaften zunichte, die Frauen erreicht haben und noch immer in unserer männlich dominierten Gesellschaft erreichen müssen.

Debatte & Stille

Debatten und Diskussionen haben sich durchweg als eine essentielle Voraussetzung für progressive Veränderungen in der Gesellschaft erwiesen. Es gibt derzeit gegensätzliche Sichtweisen und Interessenkonflikte zu den Fragen des Sexismus, der Frauenrechte, der Genderidentität und der Transrechte. In progressiven Bewegungen müssen wir immer bestrebt sein weiter zu denken, offen für Debatten zu sein und einander zuzuhören, um Unterdrückung und Misshandlung aller Menschengruppen zu beenden. Es ist daher besorgniserregend, das Mundtotmachen (silencing) von Feministinnen zu beobachten, die eine Transideologie infrage gestellt haben, die darauf beharrt, dass ihre Analyse die Wahrheit ist und der einzige Weg, Transmenschen zu unterstützen. Feministinnen wird das Rederecht in Universitäten entzogen; Frauen werden in den sozialen Medien verbal missbraucht und bedroht; das Akronym TERF (Trans Exclusionary Radical Feminist, Trans-ausschließende Radikalfeministin) wird als Beleidigung und Drohung und misogyne Verunglimpfung gegen Frauen verwendet; Lesben werden regelmäßig Vergewaltigungen angedroht und als transphob gebrandmarkt. Das ist keine Art eine Befreiungsbewegung zu führen und keine Art Verbündete für eine Sache zu gewinnen. Darauf zu beharren, dass Jahrzehnte an feministischem Denken transphob sind, und abweichende Meinungen auszuschalten ist kontraproduktiv und beleidigend. Feministinnen glauben, dass es die einschränkenden Konsequenzen der Genderrollen und -hierarchie sind, die alle Frauen unterdrücken und alle Männer verletzen. Das schließt Menschen ein, die sich zeitweise als trans, genderfließend, nichtbinär, genderqueer, usw. identifizieren könnten. Wir sind alle verärgert über die gesellschaftliche Einschränkung unserer Menschlichkeit aufgrund unseres biologischen Geschlechts. Um dem ein Ende zu setzen und uns zu befreien, müssen wir offen für eine respektvolle Debatte zu diesem Thema sein oder wir werden nie Fortschritte machen. Jedes Mundtotmachen nützt nur einer misogynen, homophoben und patriarchalen Gesellschaft, und dann werden wir alle Verlierer sein. Lasst uns stattdessen diesen Kampf um Freiheit von den lähmenden Genderfesseln gewinnen!

Erläuterungen:

[1] Disableismus bezeichnet Vorurteile oder Diskriminierung aufgrund von Behinderung.

[2] Die Wortherkunft gibt bereits preis, dass sich »sexuell«, »Sexismus«, »homo-, bi-, heterosexuell«, usw. auf das biologische Geschlecht (Sex) und nicht auf das soziale Geschlecht (Gender) oder eine Identität beziehen.

[3] Klassismus bezeichnet Vorurteile oder Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft oder der sozialen Position und richtet sich überwiegend gegen Angehörige einer »niedrigeren« sozialen Klasse.

[4] Bedenkt man, dass weibliche Föten in einigen Ländern besonders häufig abgetrieben werden, dass Frauen generell und insbesondere Frauen, die keine Söhne gebären, in einigen Ländern schlechter ernährt werden, was sich zwangsweise auf das Ungeborene auswirkt, dann ergibt sich die Schlussfolgerung, dass Kinder bereits vor der Geburt mit diesen Erwartungen und Haltungen konfrontiert werden.

[5] Neuerdings wird zunehmend der Begriff »transidentifizierte Männer/Frauen« (trans-identified males/females, TIM/FIM) als genauere Alternative zu Männlich/Weiblich-zu-Trans (male/female to trans, MTT/FTT) verwendet. MTT/FTT impliziert, dass das Mann-/Frausein verlassen oder abgelegt werden könne, wohingegen TIM/FIM deutlich macht, dass es sich bei der Person nach wie vor um einen Mann/eine Frau handelt.

[6] Early Learning Centre ist eine frühere britische Ladenkette, die Spielzeug für sehr junge Kinder verkaufte und jetzt als Versandhandel vertreibt.

[7] Janet und John sind die Hauptcharaktere einer englischsprachigen Kinderbuchreihe für 4- bis 7-Jährige.

[8] Mastektomie bezeichnet die Entfernung der Brust- bzw. Milchdrüse bei Säugetieren.

[9] Der National Health Service (NHS, Nationaler Gesundheitsdienst) entspricht dem staatlichen Gesundheitssystem in Großbritannien und Nordirland.

[10] Die Metapher cotton ceiling (»Baumwolldecke«) bezieht sich auf die (Baumwoll-)Unterwäsche von Lesben, die für transidentifizierte Männer – ähnlich der »gläsernen Decke« für Frauen in Unternehmen – nicht überwindbar ist.

Facebook und das D-Wort…

… oder die Kompatibilität des Wortes “Dyke”. Ich habe es dann ausprobiert. Immerhin ist ja der Juni internationaler „Pride Month“, also ein Monat für Schwule und Lesben, die LGBTQ*+ Community, und da kann ja mal gratuliert werden.


Bild 1 „Stonewall“

Weniger als eine Minute, nachdem ich es gepostet hatte, meldete facebook mich ab und bei der Wiederanmeldung erschien dies:

Bild 2 – „removed“

Das Wort „Dyke“ (1) verstößt gegen Facebook-Community Standards? Seit wann? Und vor allem: In welchem Kontext? Mein Bild war auf „Freunde“ (Facebook nennt das so) gesetzt – eine größere Öffentlichkeit wurde also gar nicht tangiert.

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Warum das Gender-Konstrukt toxisch ist – ein Beitrag zur Trans*-Debatte

Wordle

Wordle erstellt mit WordItOut

Vorbemerkung

In den vergangenen Tagen gab es auf der Facebook-Seite des von uns eigentlich hochgeschätzten Blogs Indyvegan eine heftige Diskussion, die sich um das Konglomerat „Transphobie“, „Cis-Sexismus“, Gender, biologisches Geschlecht und die Legitimation vermeintlich „neutraler“ Fremdbezeichnungen wie T(W)ERF (TERF = Trans Excluding Radical Feminist, TWERF = Trans Woman Erasing Radical Feminists) – analog zu SWERF (Sex Worker Excluding Radical Feminists) – drehte.

Zunächst einmal ist es sehr begrüßenswert, dass Indyvegan hier zunächst keine vorschnellen Schlüsse gezogen hat, sondern sich interessiert gezeigt hat an der Ebnung einer Debattenkultur, die eine – weitgehend – sachliche Auseinandersetzung ermöglichen soll. Das ist im hiesigen Feminismus, der vom Queerfeminismus und dem liberalen – oder auch postmodernen – Feminismus dominiert wird, äußerst selten.

Im Laufe der Debatte änderte sich diese Haltung jedoch zusehends. Während die Menschen von Indyvegan zunächst noch „mangelnde Fachkompetenz“ ihrerseits proklamierten (dessen öffentliches Eingeständnis von Größe zeugt und damit unseren Respekt verdient) und um niedrigschwellige ErklärbärInnentexte von beiden Seiten baten, bezog die Seite dann jedoch schnell Position für die „Betroffenenseite“. Sich erklären durften nur noch Trans*personen und den an der Diskussion beteiligten RadikalfeministInnen wurde die Betroffenenposition im Patriarchat abgesprochen. Später wurde ihnen mit dem – auch auf Nachfragen nicht näher erläuterten – Vorwurf von „Transfeindlichkeit“, unter Androhung von der Seite gebannt zu werden, das Wort verboten. Lediglich das Recht „Verständnisfragen“ an die Betroffenen zu stellen, wurde eingeräumt.

Ironischerweise wurde dieses Vorgehen als „emanzipativ“ bezeichnet, denn den irregeleiteten „TERFS“ solle ja die Möglichkeit gegeben werden sich fortzubilden und ihre Meinung zu ändern. Realsatirisch wurde es, als eine Kommentatorin einen Beitrag postete, mit dem sie durch Zitate von Trans*personen mit eindeutigen Hassbotschaften und Morddrohungen gegen „TERFS“ belegen wollte, dass „TERF“ eben keine „neutrale Bezeichnung“ sei, sondern in der Tat eine Beleidigung, die eigentlich nicht mit den Diskussionsregeln von Indyvegan im Einklang steht. Begründung: Die Webseite („Terf is a Slur“), der diese Zitate entnommen wurden, habe „transfeindliche Inhalte“ beinhaltet. Spannend: Sind diese zitierten Trans*personen selbst „transfeindlich“ oder wie soll das verstanden werden? Offenbar konnte Indyvegan das selbst nicht so genau erklären: Auch hier wurden entsprechende Nachfragen nicht beantwortet.

Dieser Beitrag ist ein Versuch, einen Beitrag zu dieser Debatte zu leisten und Standpunkte zu den Kernthemen, an denen die „Diskussion“ chronisch eskaliert, beizusteuern. Er ist auch ein Versuch, die Differenz zwischen Radikal- und Queerfeminismus, die im hiesigen Feminismus kaum Raum bekommt oder bekommen soll, zu beleuchten. Es ist eine Einladung an Indyvegan und alle anderen Interessierten zur Diskussion und Aufarbeitung der Geschehnisse der letzten Woche.
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Was bedeutet es Caitlyn zu sein?

Caitlyn Jenner

Caitlyn Jenner by Disney | ABC Television Group via Flickr, [CC BY-ND 2.0]

Miranda Yardley ist eine genderkritische Transfrau. Übersetzung ihres Blogbeitrags erfolgt mit freundlicher Genehmigung.

Am Montag, dem 1. Juni um halb fünf großbritannischer Zeit, haben wir die große Enthüllung von Bruce Jenner auf dem Cover der Vanity Fair erlebt, als die ihre neue Ausgabe mit dem früheren Leichtathleten und Reality-Promi, den wir bis dato als Bruce kannten, veröffentlichte, versehen mit der einprägsamen Schlagzeile „Nennt mich Caitlyn“. Jenner wurde perfekt gestylt in Pose gesetzt durch die professionelle Aufnahme von Annie Leibovitz und liebevoll nachbearbeitet. Das Magazin versprach eine 22-seitige Titelstory, verfasst von Buzz Bessinger, die auch Details zu Jenners Unsicherheit nach 10 Stunden in der Gesichtschirurgie und der Reaktion von Jenners Kindern nach der Brustvergrößerung ihres Vaters beinhaltet. Es gibt sogar eine Videodokumentation über das „emotionale, zweitägige Fotoshooting“.

Das Bild selbst ist meisterhaft. Der erste Eindruck betont durch die neutrale Farbgebung die schiere Menge von Haut in der Dastellung; Jenner wird in einem eleganten Korsett gezeigt, an einer Lehne stehend, die Hände auf dem Rücken und einem niedlichen und verschämten unterwürfigen Blick; bei was haben wir die unartige Caitlyn denn erwischt? Die Pose soll das Auge auf die Reise führen Jenner`s Körper zu erkunden und die fantastische Figur der 65-Jährigen zu bewundern. Das ist das neue Bild dieses unglaublich reichen und erfolgreichen Reality-Superstars, die Republikaner wählt, welches mit den Millionen von Dollar, die sie in den letzten viereinhalb Jahrzehnten verdient hat, gefertigt wurde.

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Schau doch nur wie hübsch sie ist …

Egal, wohin man dieser Tage schaut: Überall darf frau am Glück von Bruce Jenner, jetzt: Caitlyn Jenner, teilhaben.

„Schaut doch nur wie hübsch sie ist …“

Kein Satz fiel wohl häufiger, wenngleich auch das aktuelle Cover von Vanity Fair nicht weniger gephotoshoppt ist wie alle anderen Cover auch. Auch Feministinnen überschlagen sich vor Begeisterung. Aber warum eigentlich?

Ist es eine Leistung, dem Klischee des hypersexualisierten Cover-Girlie zu entsprechen? Wo ist dabei die feministische Errungenschaft? Habe ich vielleicht etwas übersehen?

Ich sage ganz deutlich: Mir ist es egal, wie Jenner sich kleidet, welches Personalpronomen er/sie bevorzugt und ob er/sie sich als Frau oder Mann (oder keines von beidem) identifiziert. JedeR soll so leben, wie er oder sie möchte. Insofern akzeptiere ich auf der individuellen Ebene eine Transitition jederzeit.

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