Stellungnahme von TERRE DES FEMMES

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Wir wollen den feministischen Diskurs beleben und unterschiedliche Ansätze zur Diskussion stellen. Deshalb erscheinen bei uns regelmäßig Gastbeiträge, die nicht zwangsläufig die Haltung der oder aller Störenfriedas wiedergeben, aber wichtige Impulse für die feministische Debatte geben können.

Wir dokumentieren an dieser Stelle, die Stellungnahme von TERRE DES FEMMES zu dem offenen Brief und dem korrespondierenden Artikel in der taz.

Liebe taz,

wir, als Vorstandsfrauen von TERRE DES FEMMES, würden gerne im Folgenden unsere Sichtweise zu dem heute veröffentlichten Artikel „Streit bei TERRE DES FEMMES – Kopftuchverbot-Antrag in der Kritik“ und dem offenen Brief einiger Mitfrauen schildern, von denen nur ein Teil an der jährlichen Vereinsversammlung teilgenommen hat.

Bevor wir inhaltlich auf die angesprochenen Kritikpunkte eingehen, möchten wir betonen, dass wir, die neu gewählten bzw. im Amt bestätigten Vorstandsfrauen von TERRE DES FEMMES, über die Vorgehensweise der Unterzeichnerinnen sehr irritiert waren. Wir hätten uns gewünscht, dass die unterzeichnenden Mitfrauen, ganz im Sinne des von ihnen geforderten solidarischen Miteinanders, sich direkt an uns wenden und nicht den Weg in die Öffentlichkeit und Presse wählen, um eine vereinsinterne Debatte anzustoßen.

Hinsichtlich der inhaltlichen Kritikpunkte wehren wir uns entschieden gegen die Unterstellung, dass TERRE DES FEMMES anti-muslimischen Rassismus schürt und in die Nähe von Rechtspopulisten gerückt wird. Unsere Positionen werden auf Grundlage des Feministischen Leitbilds von TERRE DES FEMMES erarbeitet. Darin heißt es:

„TERRE DES FEMMES setzt sich gegen alle Menschenrechtsverletzungen ein, die Mädchen und Frauen weltweit allein deshalb erdulden müssen, weil sie weiblich sind. […] Wir wenden uns deshalb auch gegen jeden Kulturrelativismus: frauenfeindliches Brauchtum ist auch bei Minderheiten in unserer Gesellschaft, die sich dabei auf kulturell-religiöse Gründe berufen, nicht zu tolerieren. Menschenrechte gelten ohne Einschränkung.“

Die Positionen werden in basisdemokratischen Prozessen (in Arbeitsgruppen) beschlossen, die allen Mitgliedern des Vereins offen stehen, wie beispielsweise bei der Positionierung für ein Sexkaufverbot, welche auf einem vereinsinternen Treffen erarbeitet wurde. Uns ist bewusst, dass Verbote häufig nur ein erster Schritt hin zu einem wirksamen Schutz der Menschenrechte von Mädchen und Frauen sind – aber eben ein notwendiger erster Schritt in die richtige Richtung.

Dass die Mitfrauenversammlung in diesem Jahr sowohl die Forderung nach einem Kopftuchverbot bei Minderjährigen, als auch die Erarbeitung einer Stellungnahme zu Rechtspopulismus und Antifeminismus beschlossen hat, zeigt deutlich, dass TERRE DES FEMMES auch weiterhin immer dann protestiert und einschreitet, wenn die Rechte von Mädchen und Frauen beschnitten werden oder gefährdet sind – so wie wir das schon seit einigen Jahrzehnten tun – unabhängig davon, ob diese Entwicklungen von religiösen FundamentalistInnen oder anderen gesellschaftlichen AkteurInnen vorangetrieben werden.

In diesem Sinne wird TERRE DES FEMMES weiterhin ein Verein für alle Frauen mit verschiedenen Hintergründen und aus vielfältigen feministischen Richtungen bleiben, die nicht alle Positionen mittragen müssen, sich aber durchaus hinter unserem Leitspruch „Gleichberechtigt, selbstbestimmt und frei“ vereinen können und ein solidarisches Miteinander schätzen und pflegen.

Gez. Prof. Dr. Godula Kosack (Vorsitzende), Inge Bell (Stellvertretende Vorsitzende), Christa Stolle (Geschäftsführender Vorstand), Dr. Necla Kelek und Dr. Hania Luczak

Berlin, 23. Juni 2017