Schlagwort: Gewalt in der Gynäkologie

Geburt und Trauma – Aktion

Flower Girl

Public Domain

Das Thema Geburt ist ein sehr feministisches Thema, unabhängig davon, ob wir Kinder bekommen haben, überhaupt bekommen wollen, eine Entscheidung gegen Kinder getroffen haben oder durch Krankheit keine Kinder bekommen können.

Das Patriarchat definiert Frausein mit der Fähigkeit, Mutter zu werden und nutzt diese biologische Fähigkeit, um Rollen zuzuschreiben (fürsorglich, sorgend, empathisch) und auch um Frauen als Folge aus dem Erwerbsleben teilweise auszuschließen.

Wie mit Frauen während der Geburt umgegangen wird, repräsentiert also die Stellung der Frau insgesamt in der Gesellschaft. Zu fast keinem anderen Zeitpunkt sind Frauen so hilflos und ohnmächtig. Gewalt gegenüber Frauen während der Geburt ist also Gewalt gegenüber allen Frauen, auch wenn einige von uns keine Mütter sind, aus den unterschiedlichsten Gründen.

Wir haben uns schon mit dem Thema Gewalt in der Gynäkologie beschäftigt und Euch auch

vor kurzem Mother Hood. e.V. vorgestellt.

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„March of Roses“- Interview mit Anke Lauterbach

Schwangere Frau, Pregnant Woman

By Øyvind Holmstad (Own work) [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons

Am 6 März fand in vielen deutschen Städten der „March of Roses“ statt, organisiert von Mother Hood e. V. , einem Bündnis aus Eltern und Hebammen.

Ziel dieses „March of Roses“ war es, auf Gewalt während der Geburt aufmerksam zu machen. Auch in Deutschland sind die Bedingungen der Geburtshilfe oft schlecht und verschlechtern sich zunehmend.

Mother Hood e.V. fordert eine gute Versorgung von Mutter und Kind während Schwangerschaft, Geburt und dem ersten Lebensjahr.

Im Februar 2014 bestand die Gefahr, dass die Arbeit von Hebammen unmöglich sein könnte in absehbarer Zeit, da die Kosten für die notwendige Haftplichtversicherung nicht mehr finanzierbar waren.

Die Facebookgruppe „Hebammenunterstützung“ hatte innerhalb kurzer Zeit 16 000 Likes und zusammen mit der Facebookgruppe „Rettet unsere Hebammen“ mehr als 70 000 Familien erreicht.

Auf der Seite von Mother Hood finden sich auch spannende eigene Publikationen zum Thema Geburt, die über Ammenmärchen und Mythen rund um Vorsorge, Geburt und Wochenbett aufklären.

So hat zum Beispiel unter anderem das „Valsava Pressen“ (Kopf auf die Brust, tief Luft holen und für die Dauer der Wehe pressen) unerwünschte Nebenwirkungen, und trotz aller gegenteiligen wissenschaftlichen Erkenntnis, finden die meisten Geburten immer noch in Rückenlage statt. Geburtshilfe wird bestimmt durch die eigene Kultur. Sorge um die Gesundheit und das Wohlbefinden von Frauen und Säuglingen spielen kaum eine Rolle.

Wir, die Störenfriedas, haben schon einige Artikel zu dem Thema weibliche Gesundheit und auch Gewalt in der Gynäkologie veröffentlicht.

Aus diesem Grund freuen wir uns über alle Aktionen und Veranstaltungen, die dieses für uns Frauen so essentielle Thema im Fokus hat, und freuen uns besonders, dass Anke Lauterbach, Veranstaltungskoordinatorin des March of Roses in Wiesbaden, sich die Zeit genommen hat, uns ein Interview zu geben.

SF: Welches Ereignis hat Sie bewogen, von Gewalt in der Gynäkologie zu sprechen? Das private ist oft politisch und umgekehrt und vielleicht gab es hier persönliche Ereignisse, die zu dieser Einschätzung führten oder gab es andere Beweggründe?

Anke Lauterbach: Das Thema kam eher auf mich zu, als ich auf das Thema…;) Und zwar im Rahmen der Mother Hood Arbeit, in der wir uns als Eltern für die Hebammen stark machen. Die Problematik ist euch sicher bekannt. Aber ich erkannte rasch, dass das Thema Gewalt in der Geburtshilfe wohl auch „mein“ Thema ist, das bearbeitet werden wollte.

Daher war es mir auch ein Anliegen, nicht nur am Roses Day eine Rose niederzulegen, sondern auch aktiv zu werden und für alle sichtbar auf die Straße zu gehen, um dieses Tabu zu brechen.

Am 6. März fanden die Demos „March of Roses“ international statt; in Deutschland gab es neben Wiesbaden noch Veranstaltungen in Kiel, Hannover und Düsseldorf.

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Hysterektomie und Sterilisation – männliche Macht in der Gynäkologie

High-end operating room

By Keeve (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Die Unerfreulichkeit und auch Gewalt einer Geburt durch Dammschnitt oder Kaiserschnitt setzt sich ebenso bei anderen gynäkologischen Eingriffen und Interventionen fort. Das Patriarchat und somit männliche Medizin zeigt überall seine hässliche Fratze.

In Deutschland werden pro Jahr um die 150.000 Gebärmutterentfernungen (Hysterektomien) durchgeführt. Dies ist unverändert die häufigste Operation in der Gynäkologie. In den USA hat sogar mehr als ein Drittel aller Frauen über 60 bereits diesen Eingriff hinter sich. Es ist bekannt, dass Hysterektomien unnötig sind und nur ca. 6 Prozent erforderlich sind. Alternative Behandlungsmethoden zum Beispiel bei Myomen sind aber langwieriger. Wieso aber, wenn bekannt ist, dass Hysterektomien viel zu häufig durchgeführt werden, verändern sich die Zahlen der Eingriffe nicht? Natürlich hat es etwas mit männlich dominierter Medizin zu tun. Frauen, denen angeraten wird, eine Hysterektomie durchführen zu lassen, sind in der Regel älter und somit uninteressant in Bezug auf ihre Sexualität. Die Gebärmutter erfüllt in der Medizin des Patriarchats und der kapitalistischen Verwertbarkeit keine Funktion mehr, also einfach rausschneiden, anstatt mühselig an einer Behandlung herumzulaborieren.

Früher meine ich übrigens gelesen zu haben, dass Frauen nach Hysterektomien zugenäht wurden, da sie sowieso älter seien und keinen Sex mehr hätten oder haben sollten. Leider finde ich hierzu jetzt keine Quelle mehr, aber es erscheint mir glaubwürdig. Wir alle kennen wahrscheinlich den Witz, in dem der Arzt nach einem Dammschnitt die Frage stellt, ob er es nicht für den Ehemann etwas enger nähen sollte. Zugenäht wird heute nach einer Hysterektomie zwar nicht mehr, aber allein, dass dieser Eingriff so häufig noch stattfindet, zeigt die Verachtung der Weiblichkeit.

Frauenverachtung in der Gynäkologie ist insgesamt kein Wunder, wenn wir bedenken, dass Forschungen und chirurgische Experimente an versklavten Frauen durchgeführt wurden und somit die moderne Gynäkologie entstand. Dr. Marion Sims führte in der Mitte des 19. Jahrhunderts chirurgische Operationen an Sklavinnen durch, ohne Anästhesie. Er versuchte vesico-vaginale Fistula zu behandeln, der Verlust von Urin und Stuhlgang als Folge schwerer Geburten. Erst nachdem er seine Experimente erfolgreich abgeschlossen hatte, setzte er seine Techniken bei weißen Frauen ein.

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Gewalt in der Gynäkologie: Geburt und Dammschnitt

Schema Hysterektomie

By Hic et nunc (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons

Gewalt in der Gynäkologie war in den 70er-Jahren ein sehr großes feministisches Thema, allerdings wurde durch den Neoliberalismus das Thema langsam, aber zuverlässig beerdigt. Vor kurzem hat endlich eine Frau in den Vereinigten Staaten wegen einer Episiotomie gegen ihren Willen ihren Arzt anzeigen wollen. Hoffentlich setzt sich das durch, denn immerhin konnte sie Widerstand leisten gegen diese Verstümmelung.

Die Gewalt, die in der Gynäkologie ausgeübt wird, umfasst Gewalt durch gynäkologische Eingriffe und Untersuchungen. Frauen haben gelernt, mehr oder weniger, diese Gewalt zu akzeptieren oder diese Gewalt nicht mal als Gewalt wahrzunehmen. Gerade für traumatisierte Frauen ist diese Form der Gewalt ein nochmals sensibleres Thema, aber es betrifft alle Frauen, denn im Patriarchat ist die Medizin von Männern geprägt und bestimmt. Die Gynäkologie ist keine Ausnahme, auch wenn immer mehr Frauen Medizin und Frauenheilkunde studieren. Das Wissen, die Ethik und die Wissensvermittlung sind unverändert männlich dominiert.
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