Heute vor 5 Jahren wurde die im dritten Monat schwangere Marwa El-Sherbini mit 18 Messerstichen ins Herz getötet. Knapp ein Jahr zuvor war sie auf einem Spielplatz von ihrem späteren Mörder Alex Wiens als „Islamistin“ und „Terroristin“ beschimpft worden. Einen Strafbefehl für die Beleidigung zu 30 Tagessätzen hatte er zurückgewiesen, denn seiner Meinung nach seien Muslime „nicht beleidigungsfähig“. Er wurde jedoch auch in der Hauptverhandlung entsprechend verurteilt. Während der folgenden Berufungsverhandlung stürzte sich Wiens auf El-Sherbini und stach auf sie ein. Ihr Mann, der sie schützen wollte, wurde ebenfalls durch Messerstiche von ihm und einen Schuss von einem Polizisten, der ihn für den Angreifer hielt, lebensgefährlich verletzt. Marwa El-Sherbini starb vor den Augen ihres dreijährigen Sohnes.
Antimuslimischer Rassismus, als eine Art von gruppenbezogener Menschlichkeit, ist in Deutschland weit verbreitet. Hoffähig gemacht wird die durch Hetzer wie Thilo Sarrazin, die Pro-Bewegung, Internetblogs wie Politically Incorrect oder Parteien wie die AFD, Republikaner oder NPD.
Nach dem Mord an Marwa wurden Forderungen laut dieses Problem endlich ernst zu nehmen und endlich zu handeln. In der Zwischenzeit wurden die zynisch so genannten „Döner-Morde“ als neonazistische Morde eines „nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) aufgedeckt. Die Opfer: hauptsächlich türkische Mitbürger. Das Versagen der Behörden diesbezüglich sorgte vor drei Jahren für einen Aufschrei – der Prozess gegen Beate Zschäpe, der gerade noch läuft, scheint die Bevölkerung jedoch kaum mehr zu interessieren. Ein Problembewusstsein für den alltäglichen Rassismus, den unsere muslimischen Nachbarn, Freunde, Bekannten (oder solche die dafür gehalten werden) ständig erleben, ist leider nicht wirklich zu erkennen.
Rassismus tötet – stoppt die antimuslimische Hetze! Its about fucking time.
In Gedenken an Marwa El-Sherbini, 7. Oktober 1977 – 1. Juli 2009