Andrea Dworkin: Rechter und linker Frauenhass

Andrea Dworkin

By Open Media Ltd. (Uploaded by Open Media Ltd. (AnOpenMedium)) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Wir wollen den feministischen Diskurs beleben und unterschiedliche Ansätze zur Diskussion stellen. Deshalb erscheinen bei uns regelmäßig Gastbeiträge, die nicht zwangsläufig die Haltung der oder aller Störenfriedas wiedergeben, aber wichtige Impulse für die feministische Debatte geben können.

Auszüge aus einer Rede, gehalten am 8. April 1987 an der New York University Law School, veröffentlicht im Sammelband “The Sexual Liberals and The Attack on Feminism“, herausgegeben von Dorchen Leidholdt und Janice G. Raymond im Jahr 1990. Vollständiger Text „Woman-Hating Right and Left, Andrea Dworkin“ (auf englisch) auf radfem.org.

Es ist lange her, dass wir zusammengekommen sind, um zu sagen, was wir meinen, was Feminismus ist und warum der Kampf für die Freiheit der Frau so bedeutsam für uns ist, dass wir ihm unser ganzes Leben widmen: nicht drei Stunden am Samstagnachmittag; nicht ein gelegentlicher Brief hier und da; nicht ein empörtes „Oh mein Gott, das meinst du nicht wirklich!“. Wir denken tatsächlich nicht, dass unsere Leben trivial sind. Stellt euch das vor. Und wir denken nicht, dass die Verbrechen, die an uns begangen werden, unbedeutend und klein sind. Das bedeutet, dass wir einen phänomenalen Fortschritt darin gemacht haben zu verstehen, dass wir menschliche Wesen sind, die Rechte haben; dass niemand uns diese Rechte nehmen darf; dass wir geschädigt werden durch eine systematischen Unterordnung von Frauen und dadurch, dass wir systematisch sexueller Gewalt ausgesetzt sind. Wir haben uns politisch organisiert um zurückzuschlagen und die Gesellschaft, in der wir leben, von Grund auf zu verändern.

Ich denke, als Feministinnen schauen wir auf eine Art und Weise auf Probleme, die andere Menschen nicht zu verstehen scheinen. Um Namen zu nennen, die Rechten und die Linken scheinen nicht zu verstehen, was wir Feministinnen zu tun versuchen. Wir versuchen eine Geschlechterhierarchie zu zerstören, eine Rassenhierarchie (race hierarchy), eine ökonomische Hierarchie, in der Frauen geschädigt werden, entmachtet sind und in der die Gesellschaft eine Brutalität an uns zelebriert und uns die körperliche Integrität und unsere Würde verweigert.

Das ist jetzt kein Problem von dem die Linke meint, dass es gelöst werden muss. Das habt ihr vielleicht bemerkt. Und es ist kein Problem, von dem die Rechte meint, dass es überhaupt ein Problem ist. Die Rechten sind noch nicht an diesem Punkt angekommen, an dem die Linke ist, weil die Linken sind ja immer die Avantgarde, also können sie raus gehen und sagen „Ja, ok, wir verstehen das Problem. Aber es ist jetzt nicht besonders wichtig.“ Die Rechten, die Dinosaurier, sagen einfach, es gibt kein Problem. Und dann sollen wir zwischen denen auswählen.

Feministinnen schauen sich also die Gesellschaft an, in der wir leben, und wir versuchen zu verstehen, wie wir männliche Macht bekämpfen können … Wir versuchen zu verstehen, wie die männlichen Machtsysteme funktionieren – wisst ihr, es ist wie ihnen Sand in ihre Tanks zu streuen.

Wir müssen uns anschauen, wie die Rechten die männliche Macht über Frauen erhalten und wir müssen uns die Rolle der Linken bei der Erhaltung der männlichen Macht über Frauen anschauen; nicht so sehr, was sie sagen, sondern insbesondere, was sie tun. Wir müssen hinter die Realität, die sie uns präsentieren, blicken, wenn sie sagen, wie sie das so oft auf unterschiedliche Weise tun: „Schaut ihr kleinen Mädchen, wir wissen, was gut für euch ist. Wir handeln in eurem Interesse.“ Die Rechten werden euch einen Ehemann versprechen, dem, ja es ist wahr, ihr gehorchen müsst, aber dafür wird er euch lieben. Es gibt  Umstände, wie die, in denen wir leben, in denen das für viele Frauen kein schlechtes Angebot ist. Denn die Zahl der Männer, denen du zuhören musst, reduziert sich so um mehrere Millionen.

Und die Linke sagt – und sie denken das ist ein guter Deal – „Hey, kleine Mädchen – sofern sie nicht gerade ihren besonders progressiven Moment haben, in dem sie manchmal „große Fotzen“ sagen, denn das ist deren Idee von Freiheit – sie sprechen uns in jedem x-beliebigen Ton an und sie sagen zu uns – „Wir werden Folgendes tun, wir erlauben euch ein Abtreibungsrecht, aber nur solange ihr für uns sexuell verfügbar bleibt. Und wenn ihr uns diese Verfügbarkeit entzieht, dann werden wir Blödsinn über die autonome Frauenbewegung erzählen, wir werden jegliche Unterstützung kappen: monetär, politisch, sozial, alles was wir euch jemals für das Abtreibungsrecht zugestanden haben. Denn wenn dieses Recht nicht sexuelle Verfügbarkeit für uns bedeutet, Mädels, dann könnt ihr es nicht haben.“ Genau das haben sie uns in den letzten 15 Jahren angetan.

Wir haben von einer Revolution gesprochen. Wir haben gelächelt, wir haben gelacht und wir waren albern. Wir dachten, es würde einfach werden. Aus irgendeinem Grund haben wir nicht verstanden, dass die Leute an der Macht diese Revolution nicht genauso mögen würden wie wir. Als wir anfingen, uns zu organisieren, wurde ihre Laune schlechter. Sie wurden immer unglücklicher, als sie bemerkten, dass sie verletzbar sind, dass die männliche Vorherrschaft nicht dieses riesige, monolithische Ding ist, welches ihnen von Gott oder der Natur gegeben wurde. Gott ist die Rechte, Natur ist die Linke.

Es wurde deutlich, dass es keine Revolution über Nacht geben würde, aber auch, dass ein konsistenter, ernsthafter und organisierter Widerstand gegen männliche Macht und die Institutionen männlicher Macht die Frauen schädigen, möglich sein würde. Wir begannen, das zu sehen und sie sahen es auch. Dann begannen die harten Tage für die Frauenbewegung. … Sie würden sich organisieren, um uns zu stoppen. Und das haben sie getan.

Wenn ich von Widerstand spreche, dann spreche ich von einem organisierten, politischen Widerstand. Ich spreche nicht von etwas, das kommt und geht. Ich spreche nicht von einem Gefühl. Ich spreche nicht davon, dass du im Herzen trägst wie die Dinge sein sollten und du mit guten, ehrbaren, wundervollen Ideen in deinem Herzen durch einen normalen Tag gehst. Ich spreche davon, dass du deinen Körper und deinen Kopf aufs Spiel setzt und dich einem jahrelangen Kampf verpflichtest, um die Gesellschaft, in der du lebst, zu verändern. Das bedeutet nicht nur die Manieren der Männer, die du kennst, zu verbessern – obwohl das auch nicht schlecht wäre. Es sind jetzt 15 Jahre. Ihre Manieren sind nicht mal deutlich besser geworden. Aber das ist es auch nicht, was ein politischer Widerstand ist. Ein politischer Widerstand läuft Tag und Nacht, verdeckt und offen, wo Menschen ihn sehen können und da wo Menschen ihn nicht sehen können. Er wird von Generation zu Generation weitergegeben. Er wird gelehrt. Er wird ermutigt. Er wird zelebriert. Er ist klug. Er ist gerissen. Er ist engagiert. Und eines Tages wird er siegen. Er wird siegen.

Wir alle verkörpern auch einen persönlichen Widerstand zur männlichen Dominanz. Wir tun es, so gut wir können. Und ein Teil des Problems in den vergangenen Jahren war zu glauben, dass eins von beiden – der persönliche oder der politische Widerstand – ausreichend sei, weil Feminismus eine Art Lifestyle geworden ist. Du bist eine junge, moderne Frau. Natürlich bist du eine Feministin. Aber das ist nicht, was es bedeutet, eine Feministin zu sein. Feminismus ist die politische Praxis des Kampfes gegen männliche Vorherrschaft, im Interesse von Frauen als Klasse, inklusive aller Frauen, die du nicht leiden kannst, inklusive aller Frauen, die du nicht um die haben willst, inklusive aller Frauen, die deine besten Freundinnen waren, aber mit denen du nichts mehr zu tun haben willst. Es spielt keine Rolle, wer die individuellen Frauen sind. Alle sind gleichermaßen gefährdet, Opfer von Vergewaltigung, häuslicher Gewalt, als Kinder von sexueller Gewalt in der Familie zu werden. Ärmere Frauen haben eine größere Verletzlichkeit für Prostitution, die eine sexuelle Ausbeutung darstellt, die mit einer egalitären Gesellschaft unvereinbar ist, und für diese Gesellschaft kämpfen wir ja.

Ein Aspekt dieses politischen Widerstands, von dem ich rede ist es, dass wir uns weigern müssen, mit männlicher Macht zu kollaborieren. Wir müssen uns verweigern, von ihr benutzt zu werden. Wir müssen uns verweigern, ihre Vortruppe zu sein. Wir müssen uns verweigern, mit ihr zu kollaborieren, um unsere Leben ein wenig leichter zu machen. Wir müssen uns verweigern, mit ihr zu kollaborieren, auch wenn dies genau der Weg ist in dieser Gesellschaft um eine Sprech-Plattform zu erhalten. … Wenn ihr das tut, dann arbeitet ihr nicht im Sinne eurer Schwestern. Dann arbeitet ihr für die Jungs. Und dann erleichtert ihr es ihnen, anderen Frauen weh zu tun. Es ist sehr schwer, nicht mit männlicher Macht zu kollaborieren, denn die ist allgegenwärtig. Sie ist einfach überall.

Ein Aspekt dieses Widerstands ist es auch, den feministischen Widerstand auszuweiten auf den Widerstand von anderen Frauen, Frauen, mit denen ihr wenig zu tun habt oder mit denen ihr gar nichts gemeinsam habt. Es meint, einen aktiven, gar missionarischen Dialog mit Frauen mit unterschiedlichen politischen Standpunkten zu führen, denn deren Leben sind genauso viel wert wie eure. Deshalb.

Wir müssen diese konventionellen politischen Barrieren überwinden, die Linien, die die Männer für uns gezeichnet haben. „UNSERE Mädels sind hier; nennen wir sie Demokraten, nennen wir sie Sozialisten, wie auch immer wir sie nennen wollen. DIESE Mädels sind da drüben; das sind DEREN Mädels. Die Mädels auf dieser Seite dürfen nicht mit den Mädels auf der anderen Seite sprechen.“ Nun, wenn die Mädels auf der einen Seite mit den Mädels auf der jeweils anderen Seite sprechen würden, dann würden sie vielleicht herausfinden, dass sie auf die gleiche Weise von derselben Art von Typen verarscht werden.

Wenn wir uns also die realen Erfahrungen von Frauen anschauen – was Feministinnen, aber weder die Rechten noch die Linken tun – was sehen wir dann? Wir sehen Frauen über das gesamte politische Spektrum, egal welcher Ideologie sie anhängen, die vergewaltigt werden und Frauen, die häusliche Gewalt erfahren, in der Ehe und außerhalb der Ehe. Wir sehen, dass eine große Zahl von Frauen sexueller Gewalt in der Kindheit ausgesetzt war. …

Die realen Erfahrungen von Frauen beinhalten Prostitution und die realen Erfahrungen von Frauen beinhalten Pornographie. … Wenn wir uns die Pornographie anschauen, dann können wir ihre Benutzung in Bezug auf die sexuelle Gewalt für Generationen zurückverfolgen. … Mädchen, junge Frau, Mutter, Großmutter. Die Pornographie musste nicht überall auf der Straße sein, um ein funktionaler Part in der sexuellen Gewalt gegen Frauen in dieser Gesellschaft zu sein. Ich möchte euch an etwas erinnern, das ihr längst wisst, nämlich, dass die meiste sexuelle Gewalt im Privaten passiert. Sie findet dort statt, tatsächlich, wo wir sie nicht sehen können. Und der erstaunliche Erfolg der Frauenbewegung war es zu sagen: „Hey, Vergewaltiger, wir respektieren deine Privatsphäre nicht länger.“

Frauen sind in ihren eigenen vier Wänden isoliert. Das heißt nicht, dass Frauen nicht rausgehen können; Frauen können das. Aber diese Dinge, die Frauen passieren, die passieren überwiegend zu Hause. Das eigene Heim ist der gefährlichste Ort für Frauen. Mehr Frauen werden zu Hause getötet als sonst irgendwo. …

Und vor der Frauenbewegung wussten die vergewaltigten und geschlagenen Frauen nicht, dass andere Frauen auch vergewaltigt und geschlagen wurden. Es passierte ihnen ganz alleine in der ganzen Welt. Und warum? Weil sie irgendetwas getan hatte; weil sie irgendetwas war; weil sie irgendetwas falsch gemacht hat; weil sie irgendwie schlecht war. Das Problem – die Gewalt – wurde effektiv durch die männliche Vormachtstellung versteckt. Tatsächlich konntest du in einen beliebigen Häuserblock gehen und eine überwältigende Anzahl von Frauen finden, die die gleichen Gewalterfahrungen von männlicher Gewalt gegen Frauen gemacht hatte und aus demselben Grund. Und der Grund – es gibt wirklich nur einen Grund – ist, dass sie Frauen sind. That`s it. Sie sind Frauen. Die Gesellschaft ist nicht nur organisiert Frauen zu bestrafen, sondern auch die Männer, die Frauen bestrafen zu schützen. Das ist es was wir ändern wollen. …

Pornographie existierte zu Hause und wurde in Bezug auf die sexuelle Gewalt benutzt. Pornographie war für Männer in exklusiv männlichen Gruppen verfügbar. Viele von uns – diejenigen die vierzig oder fünfzig sind – wuchsen auf, ohne jemals Pornographie zu sehen. … Als Resultat gab es immer ein fehlendes Puzzleteil, wenn wir später als Feministinnen versuchten, sexuelle Gewalt zu verstehen. Wir kamen nicht darauf, wie all diese Vergewaltigungs-Werte und die Arten Frauen Gewalt anzutun kommuniziert wurden. … Die sind ja nicht vom Himmel gefallen; Wir haben nicht gedacht, dass sie das sind. Ich glaube, manche Menschen denken, dass sie das sind. Dass sie mit den Zehn Geboten kamen. So schlägst du sie richtig. So fesselst du sie richtig. Wir denken nicht, dass das so ist. …

Da gibt es auch diese merkwürdige Idee, die manchmal in der Frauenbewegung aufkommt – die eine große Trivialisierung unserer Leben ist; und auch falsch ist – dass es eine phänomenologisch richtige Aufteilung in gute und schlechte Frauen gibt. Wir haben eine ganze Reihe von stolzen, linken Frauen, die als schlecht erkannt, anerkannt und betrachtet werden wollen. Schleeeecht. Nun, die Wirklichkeit ist, dass du dir die größte Mühe geben kannst in unserer Gesellschaft eine gute Frau zu sein, aber wenn du zu Hause bist, mit deinem Ehemann, der sich zu dir wegen deiner Konformität auf der Oberfläche, eine gute Frau zu sein, hingezogen gefühlt hat, wenn dieser Mann anfängt dich zu schlagen, dann schlägt er dich, weil du schlecht bist. Und die unterschwellige Prämisse dieser Gesellschaft ist es, dass alle Frauen schlecht sind, dass wir von Natur aus schlecht sind und es deshalb verdienen, bestraft zu werden. Und du kannst die schleeeechteste Frau auf der Linken sein – also vom Standpunkt der Linken aus betrachtet eine gute Frau – aber wenn der Linke anfängt, dich zu schlagen, dann schlägt er dich, weil du eine Frau bist, weil du schlecht bist auf die Art und Weise wie Frauen schlecht sind, nicht auf die Art und Weise wie eine Linke schlecht ist; du bist schlecht, weil du eine Frau bist und es verdienst, bestraft zu werden. …

Der Frauenhass in der Pornographie interessiert keine der beiden Seiten. Der Frauenhass beleidigt … weder die Linken, noch die Rechten. … Die kommen damit klar. Beide Seiten. …

In diesem Land, in dem alles psychologisiert wird, … sprechen wir nicht von Unterdrückung als einer politischen Realität. Stattdessen reden wir von Menschen, dass sie Opfer sind. Wir sagen Person xy wurde viktimisiert. Person xy wurde ein Opfer von Vergewaltigung. Und es ist ein durch und durch richtiges Wort. Es ist ein wahres Wort. Wenn du vergewaltigt wurdest, dann wurdest du viktimisiert. Verdammt nochmal, natürlich wurdest du das. Du warst ein Opfer. Es meint nicht, dass du ein Opfer im metaphysischen Sinn bist, in deinem Status des Seins, als ein intrinsischer Teil deiner Essenz und Existenz. Es meint, dass jemand dir weh getan hat. Jemand hat dich verletzt.

Und wenn dir das systematisch passiert, weil du als Frau geboren wurdest, dann bedeutet das, dass du in einem politischen System lebst, welches Schmerz und Erniedrigung benutzt, um dich zu kontrollieren und dir weh zu tun. Eine Sache, die uns passiert ist, ist, dass eine ganze Reihe von Leuten der Meinung ist, dass wir keine Opfer sind, sondern, dass wir uns viktimisiert FÜHLEN. Wir fühlen es. Eine Art von Bewusstseinszustand. Ein Zustand emotionaler Überreaktion. Wir fühlen es. Es ist nichts, das uns passiert ist; stattdessen, ist unser Bewusstseinszustand das, was schlecht ist. Und die Feministinnen sind verantwortlich für diesen Bewusstseinszustand, weil wir dafür sorgen, dass Frauen sich viktimisiert fühlen.

Wenn wir darauf verweisen, dass alle drei Minuten eine Vergewaltigung stattfindet, dass eine Frau jede 18 Sekunden geschlagen wird in diesem Land, dann ist das ganz schlecht für Frauen, weil das dafür sorgt, dass sie sich viktimisiert fühlen. Und wir sollen nicht so schlecht sein und dafür sorgen, dass Frauen sich schlecht fühlen. Das ist der ultimative Mindfuck. Es zieht uns jeglichen Boden unter den Füßen weg zu sagen: „Wir haben da ein politisches Problem. Wir müssen eine politische Lösung finden. Und um die zu finden, müssen wir die Gesellschaft in der wir leben verändern.“ …

Ausbeutung ist real und identifizierbar, sie zu bekämpfen macht dich stark, nicht schwach. Sexuelle Gewalt ist real und sie ist nicht tolerabel, sie zu bekämpfen macht dich stark, nicht schwach. Frauenhass ist real und er ist systematisiert in der Pornographie und in Taten sexueller Gewalt gegen Frauen, dies zu bekämpfen macht dich stark, nicht schwach. Und die Rechten wie die Linken – egal ob es Phyllis Schlafly ist, die dich belehrt, dass du nicht sexuell belästigt worden wärest, wenn du virtuos genug gewesen wärest oder die Linken, die dir erklären, dass du deine Sexualität zelebrieren solltest und Vergewaltigung vergessen solltest, keine schlechte Attitüde haben solltest, dich nicht wie ein Opfer fühlen solltest – beide wollen sie, dass Frauen ihren Status Quo akzeptieren, dass sie den Status Quo leben und dass sie keinen politischen Widerstand organisieren. …  Denn der erste Schritt darin, Widerstand gegen Ausbeutung zu leisten, ist es ihn zu erkennen, ihn zu sehen, davon zu wissen und nicht zu verleugnen, wo der Frauenhass dich trifft.

Der zweite Schritt ist es, dich genug um andere Frauen zu sorgen, dass, wenn es dir heute gut geht und es dir gestern gut ging, aber deine Schwester im Baum hängt, dass du die notwendige Distanz zurücklegst, um sie runterzuschneiden.

Feminismus ist die Opposition zum Frauenhass, mit dem Ziel eine echte egalitäre Gesellschaft zu schaffen. Es kann keine Frauenbewegung geben, die auf der Verteidigung von Frauenhass gründet. Diejenigen, die der Meinung sind, dass Frauenhass in Ordnung geht – sie sind keine Feministinnen.  Sie sind es nicht. Diejenigen, die denken er geht ab und an in Ordnung, hier und da, wo sie es mögen, wo sie es genießen, wo sie davon kommen – besonders sexuell – die sind auch keine Feministinnen. Und diejenigen, die denken, dass Frauenhass an vielen Orten nicht okay ist, aber dass er in der Pornographie okay ist, weil Pornographie Orgasmen produziert, sie sind keine Feministinnen.  Pornographie schafft Orgasmen für Leute, die Frauen hassen – sicherlich. Und Menschen, die Frauen so sehr hassen, dass sie glauben, dass die Ausbeutung von Frauen Meinungsäußerung ist oder nur eine Idee, die sind keine Feministinnen. Menschen, die meinen, dass Frauen nicht so ganz menschliche Wesen sind – oder das Frauen in der Pornographie nicht so ganz menschliche Wesen sind – sind keine Feministinnen. Jede, die sich auf die Seite derer stellt, die Frauen hassen, die Frauenhass produzieren, die Pornographie produzieren, die frauenhassenden Sex zelebrieren, diese Leute sind keine Feministinnen.

Ich würde mich freuen, wenn diese Bewegung sich wieder dem zuwendet, was ich primitiven Feminismus nenne. Der ist sehr einfach. Er bedeutet, wenn etwas Frauen schadet, dann sind Feministinnen dagegen. Der Hass gegen Frauen schadet Frauen. Pornographie ist Frauenhass. Pornographie schadet Frauen. Feministinnen sind dagegen, nicht dafür.

3 Kommentare

  1. Fantastische Rede. Und sehr bedrückend, dass sie heute genauso aktuell ist. Der Feminismus ist an einem Punkt stagniert.
    Danke für die Übersetzung.

  2. Wie ich diese intelligenten und klar denkenden und artikulierenden FEMINISTINNEN vermisse! KLAR und ARTIKULIERT, und nicht “girlies”; beleidigt, aufschreiend und Meinungen und Wörter verdrehend……. Damals ging es noch um Inhalte und nicht nur um Form!

    Andrea, Mary, und alle andern 2-wave Feministinnen, ich vermisse Euch so sehr!

  3. Klare Worte und wie auch hier schon bemerkt, nach wie vor aktuell. Und zugleich auch der Grund, warum es politisch für mich nur eine Richtung gibt, die des Feminismus.

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