Frage der Woche: Welche feministische Lieblings-Literatur habt ihr?

Fragezeichen

Wie in unserem jüngsten Podcast angekündigt:

Diesmal interessieren uns eure feministischen Lieblingsbücher.

Welches Buch hat euch (am meisten) inspiriert, euren Weg und eure feministische Sozialisation (maßgeblich) beeinflusst?

Welche Literatur war ein echter Augenöffner?

Oder welches Buch hat euch Gänsehaut verschafft, euch mitunter zu Tränen (aus allerlei Gründen) gerührt, Aha-Momente erzeugt und/oder eure Art zu denken und zu analysieren verändert und/oder neu geordnet?

Warum ist genau dieses Buch euer Lieblingsbuch?

Wir freuen uns auf eure Zuschriften dazu.

In der nächsten Folge unseres Podcasts werden wir wieder einige der Zuschriften „herauspicken“ und diese besprechen.

20 Kommentare

  1. Mit großem Gewinn habe ich Mutterwut – Muttermut von Rona Duwe gelesen, in dem sie patriarchatskritisch untersucht, wie und warum Mütter im Patriarchat systematisch kleingehalten werden und wie sie aufstehen und sich wehren können. https://mutterwut-muttermut.de/

  2. Ebba Witt-Brattström, „Kulturmannen/kulturkvinnan“. Gibts leider nur auf schwedisch. Zusammenfassung weiblicher Literaturgeschichte. Sehr schlau und sehr spiegelnd.

  3. Nur eins? Sorry, das geht nicht.

    Aber zuallererst: Mary Daly, Gyn/Ökologie
    Zum ersten Mal gelesen vor ca. 30 Jahren, geweint, geschäumt, völlig überwältigt von der Vielfalt der Misogynie in der Welt. Fasziniert von der Sprache Dalys, ihren Neuschöpfungen, ihrer Umdeutung und Rückbesinnung auf die wahren Inhalte der Worte.

    Gena Corea, MutterMaschine
    Aus den 90ern, aber leider hat sich die Aktualität nicht geändert. Eine Abhandlung der Reproduktionsmedizin und ein Augenöffner über den Un-Wert der Frau als Mutter.

    Das Gesamtwerk von Gerda Lerner, vieles von Germaine Greer….

    Und Hilde Schmölzer, Die Frau Das gekaufte Geschlecht- Ehe, Liebe und Prostitution im Patriarchat
    Sie fasst die Verstrickungen zwischen diesen Themen und die Allgegenwärtigkeit der Ware Frau in unserer Gesellschaft deutlich und schonungslos zusammen.

    Das soll jetzt reichen, soonst ufert es völlig aus. ; )

  4. Inga Reichardt

    Von Hilje Hänel: „Wer hat Angst vorm Feminismus?“ Toll und umfassend recherchiert. Obwohl ich dachte, schon viele Ungerechtigkeiten zu kennen, ging mir doch noch das ein oder andere Licht auf, z.B. dass People of Color oder Trans, queere Menschen noch einiges andere an Unterdrückung erfahren. Und viel über das insbesondere, aber nicht nur, sexuelle Anspruchsdenken der Männer: Knallhart analysiert. Ich würde das sehr lesenswerte Buch wieder kaufen.

  5. „Über die Liebe zum Gras an der Autobahn“ von Claudia von Werlhof war mein erstes Buch in diese Richtung, gefunden auf der inzwischen leider nicht mehr existenten Seite wolfsmutter.com
    Und darauffolgend „Als alle Menschen Schwestern waren“ von Irene Fleiß, Band 1 und 2 – einfach nur großartig! Sehr empfehlenswert.
    Dünn, aber wunderschön „Dich liebt die Welt“ von Dagmar Margotsdotter-Fricke
    Danke für Euren Einsatz!

  6. Ich habe bis Mitte Dreißig gesagt, ich wäre „feministisch angehaucht“ bis ich Margarete Stokowski gelesen habe. Erst nach ihren beiden Büchern konnte ich von mir als Feministin sprechen.

  7. irgendeine Userin

    Wie weibliche Freiheit entsteht: Eine neue politische Praxis
    Darin wird die Utopie beschrieben, wie Frauen Frauenbegehren begehren. Sie sollen streiten und sich gegenseitig fördern.

    Die Töchter Egalias. Ein Roman über den Kampf der Geschlechter
    Weil Lachen und Schmunzeln im feministischen Leben dazu gehört. Leider ist die Position der Frauen wieder schlimmer geworden, so dass dieses Buch weh tut.

    WahnsinnsFrauen
    Allein wegen diesem Zitat in WahnsinnsFrauen 1992, S. 348: „Falls die nicht anpassungswillig, kämpferische Frau dem Schicksal der Pathologisierung entgeht, besteht die Gefahr, daß sie irgendwann mangels Bestätigung an sich selber irre wird – denn es tut der Psyche nicht gut, mit der Mehrzahl der Mitmenschen nicht übereinzustimmen, eine andere Wirklichkeitsauffassung zu haben (…).“
    (Deshalb mag ich diesen Blog, da Teile meiner Wirklichkeit gespiegelt wird.)

  8. Anna Hoheide

    Dankeschön schon einmal für eure Beiträge :-).

    @irgendeineUserin Das ist wirklich ein starkes Zitat, was wir gerne oben in unsere „Zitat des Monats“-Box aufnehmen möchten, sofern du einverstanden bist?

  9. irgendeine Userin

    @Anna
    Das Zitat kann gerne genommen werden. Den Text hat Luise F. Pusch verfasst. Es ist ihr Nachwort Die Frau ist nicht normal, denn sie ist kein Mann im Buch. Dieses Nachwort hat sie noch in einzelne Kapitel unterteilt. Das Zitat stammt aus dem Kapitel „Weitere Arten des weiblichen Wahnsinns. Wahnsinn durch Widerstand“.

    Korrekturwunsch:
    Bitte bei anpassungswillig ein e noch anfügen „anpassungswillige“.

  10. Augenöffnend fand ich vor allem Silvia federicis caliban und die Hexe sowie
    Den Sammelband schwarzer Feminismus von Natasha A. Kelly und ansonsten verschiedene Artikel von Menschen die aus dem queer und intersektionalem Kontext kommen.

  11. Franziska

    Ancillary Justice von Ann Leckie. Fantastische Science-Fiction einer Erstautorin, die damit als erste überhaupt die drei angesehensten Preise des Genres im gleichen Jahr gewonnen hat. Warum feministisch? Das Buch ist mit einer Selbstverständlichkeit im generischen Femininum geschrieben (soweit das im Englischen zutrifft) wie ich es noch nicht erlebt hatte. In einer seltenen Eleganz dargestellt, kennt die gesamte Kultur der Radch – im Unterschied zu anderen Kulturen im Buch – keine Geschlechterstereotypen in unserem Sinn. Dazu kommt die beeindruckende Auseinandersetzung mit Selbstbestimmung und Macht.

  12. Anna Hoheide

    @Franziska Wow, das klingt spannend! Muss ich mir besorgen :-).

  13. In meinem Bücherregal immer greifbar, um schnell was nachzulesen, Argumente zu vertiefen, Zitate rauszupicken:
    – Andrea Dworkin: Pornographie / Geschlechtsverkehr
    – Shulamith Firestone: Frauenbefreiung und sexuelle Revolution
    – Valerie Solanas: S.C.U.M. Manisfesto
    – Silvia Federici: Caliban und die Hexe
    – Mona Chollet: Hexen
    – Meyenburg/Mächler: Männerhaß. Ein Tabu wird gebrochen
    – Virginie Despentes: King Kong Theorie
    – M. Stokowski: Untenrum frei
    – Schaeffer-Hegel/Wartmann: Mythos Frau
    – Ursula Meyer: Einführung in die feministische Philosophie
    – Andrea Trumann: Feministische Theorie
    – Gerda Lerner: Die Entstehung des Patriarchats
    und es lohnt sich immer, in Bücher von Simone de Beauvoir, Susan Brownmiller und Marilyn French, die große Fleißarbeit geleistet hat, reinzulesen.
    Ein weiteres wichtiges Buch ist Klaus Theweleits „Männerphantasien“, das wieder neu aufgelegt wurde.
    Theweleit in einem Interview: „Eine der Erkenntnisse des Buches ist ja nicht […], dass Faschismus so ein Konglomerat von Ideen ist, die bestimmte Männer haben, sondern dass das Körperzustände sind: Leute mit Körperzuständen, die angsterfüllt sind – Angst ist auch immer Angst vor dem eigenen Inneren, die Angst vor dem Fremden, Angst vor dem Fremden in einem selber. Das projiziert man nach außen und versucht das Außen zu bekämpfen, weil man selber damit nicht klarkommt.“
    Es ist ein Buch zu den Wurzeln und der Bandbreite des Faschismus, zur Männerforschung, und deshalb ein wichtiges Buch für Feministinnen.

  14. Zur Feministin geworden bin ich schon als Kind. Einen nicht unwesntlichen Einfluss hatten da die Pippi Langstrumpf Bücher von Astrid Lindgren.

    Als ich 13 war hab ich angefangen, mich durch die EMMA Sammlung der 70er und 80er durchzuarbeiten, die man in der Bibliother ausborgen konnte.

    Wichtige Meilensteine waren auch:

    The Boston Women´s Health Book Collective – Unser Körper, unser Leben

    Alice Schwarzer – Der kleine Unterschied und seine grossen Folgen

    Franziska Becker – Mein feministischer Alltag 1 – 4

    Gerd Brantenberg – Die Töchter Egalias

    Svende Merian – Der Tod des Märchenprinzen

    Luisa Francia – Drachenzeit: Die verborgene Kraft der Menstruation

    Naomi Wolf – Der Mythos Schönheit

  15. Sarah Weller

    Die Biografie von Emily Punkhurst, ein Manifest der Frauenbewegung, ein Kampfblatt, Grundlagenliteratur zur Revolution, Demonstration der Macht der Einzelnen und der Gemeinschaft. Bewunderung, Lichtblick, tiefer Respekt. Der Selbstlose Kampf, kein Mann hat jemals in dieser Weise eine Revolution gestaltet, im absolutem Selbstbewusstsein, stark.

  16. Monika Brachmann

    Ich finde die Idee eines fem. Lesekreises sehr gut. Wie mir scheint, sind doch einige Frauen an diesem Thema interessiert. Mich würden Klassiker wie Simone de Beauvoir oder Mary Daily interessieren. Die Bücher habe ich im Schrank stehen, aber noch nicht gelesen. Hier wäre es schön, sie in einem Kreis zu besprechen. Interessant finde ich auch die weiblichen Philosophinnen. Habe gerade das Buch gelesen “ Denken, um zu leben“ von Marit Rullmann und Werner Schlegel.
    Hat sich der Lesekreis schon gebildet?

  17. Ich finde die Idee eines fem. Lesekreises sehr gut. Wie mir scheint, sind doch einige Frauen an diesem Thema interessiert. Mich würden Klassiker wie Simone de Beauvoir oder Mary Daily interessieren. Die Bücher habe ich im Schrank stehen, aber noch nicht gelesen. Hier wäre es schön, sie in einem Kreis zu besprechen. Interessant finde ich auch die weiblichen Philosophinnen. Habe gerade das Buch gelesen “ Denken, um zu leben“ von Marit Rullmann und Werner Schlegel.
    Hat sich der Lesekreis schon gebildet?

  18. Schöne Idee!

    Marilyn French: Tochter ihrer Mutter
    Marilyn French: Vater Unser

    Es ist leicht diese Bücher zu lieben, weil sie auch literarisch weltklasse sind. Die erzählerische Fülle, aus der French schöpft, ist unendlich und dennoch bleibt jede Episode, jede Figur mit unglaublicher Leichtigkeit stringent am Thema. In beiden Büchern wird Frauen, die sich in der frauenfeindlichen Welt bewegen, durchaus auch Tyrannen ausgeliefert, ein Denkmal gesetzt, in ihrer Arbeit, in dem was sie (er)schaffen, wie sie eine Frauenwelt in die Männerwelt hineingestalten. Und schlussendlich ein bisschen Matriarchat, ein Stück Welt realisieren.

    Was mir an diesen beiden Werken besonders gefällt, ist dass sie sich nicht erschöpfen in der Auseinandersetzung mit dem Mann oder dem System, sondern der zentrale Schlüssel die Frau als Handelnde ist, der Umgang miteinander. Und was wir gestalten. Entspricht meiner Lebenswahrnehmung sehr.

    Triggerwarnung: In beiden Büchern kommt Gewalt, in „Vater unser“ auch Pädokriminalität und Vergewaltigung vor.

    Klar hab ich in meinem feministischen Erwachen viel gelesen und vieles wird mich beeindruckt haben. Hängengeblieben sind die kurzen Erzählungen von Simone de Beauvoir, obwohl ich mit ihr nie wirklich warm geworden bin. Da ist immer sie – großer Abstand – und die anderen Frauen, die eigentlich und ganz überwiegend dumm sind. Die Männer hingegen sind unangefochten so wie sie sind und meistens gescheit. Sehr unsympathische Haltung.

    Der kleine Unterschied, obwohl mir Schwarzer auch verleidet wurde durch ihr Anwanzen bei der männlichen Macht und sie eigentlich doch nur von den etablierten Repräsentanten dieser Macht (Spiegel, Strauß) anerkannt sein wollte.

    Ein Sachbuch, das ich uneingeschränkt in guter Erinnerung habe, ist die Mutter-Tochter-Revolution. Darin wird die patriarchale Verschwörung Töchter von ihren Müttern zu trennen, wodurch die Töchter bedürftig und dem Mann mehr ausgeliefert werden, schön aufgedeckt und analysiert.
    Kann sein, das Buch ist gar nicht so gut, ich war damals Mitte 20 und meine Tochter Vier. Aber ich fands so toll, dass ichs in der feministischen Radiosendung für die ich damals Redaktion und Moderation gemacht habe, besprochen hab. Als dann kaum, dass die Kleine in die Pubertät kam, genau diese Einflussnahmen kamen, sie emotional allein zu lassen, konnte ich nur lachen. So klar war mir durch das Buch, dass ich auf DEN Leim nicht gehe.

    Als ich später im empirischen Psychologiestudium lernte, welche positiven Effekte eine gute Mutter-Tochter-Beziehung faktisch hat (bessere kognitive Leistungsfähigkeit, bessere Sozialbeziehungen, weniger Missbrauch, weniger Drogenkonsum und und und…) hat mich zwar die Qualität und Fülle geflasht, aber überrascht hat es mich nicht.

    Also vielleicht ist das Buch gar nicht so gut und ich sollte es vor einer Empfehlung noch mal lesen, aber es hat mich in dem, was ich als junge Frau empfunden hat, klar bestärkt einen anderen Weg zu gehen. Was will man mehr?

  19. K@rion

    @Christine Quindeau: So ist es, die Ternung der Töchter von den Müttern zu Beginn des Patriarchats und damit die neue Form der Ehe hat alles verändert – für Frauen, Kinder und auch Tiere, die auch ausgebeutet wurden und leider immer noch werden. Letztllich auch für Männer, denn das Leben in matrifokalen Mütterclans war wohl die natürliche artgerechte Lebensweise für den Menschen, für alle Menschen.
    Heute ist es z.T. noch so, wie ich mir von Müttern mit älteren Töchtern, die eine sehr gute innige Beziehung zueinander haben, habe sagen lassen, dass sich viele Außenstehende wundern, dass sie so eine enge Bindung besitzen. Das wird eher negativ gesehen, als unnormal betrachtet. Auch hier also immer noch der Versuch, Töchter und Mütter zu trennen (nicht bewusst von diesen Leuten, aber von den überkommenen Strukturen insgesamt).

  20. Ein wie ich finde sehr prägnanter und fundierter Beitrag zur aktuellen Genderdebatte und für mich definitiv ein „Augenöffner“:
    Kathleen Stock: Material Girls – Why Reality Matters for Feminism“
    Leider bin ich nach einem ersten Blick in die gerade erschienene deutsche Fassung etwas enttäuscht von der Qualität der Übersetzung.
    Ich empfehle daher nach Möglichkeit das englische Original.

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