… so möchte man zynisch angesichts der emotionalen Flüchtlingsdebatte hinausrufen. Wir haben uns bereits mehrfach dazu geäußert, warum wir uns nicht an dieser Herbeiredung einer Gefahr für „deutsche Frauen“ durch „muslimische Männer“ beteiligen.
Nachfolgend ein paar Anregungen zum Nachdenken:
Männer sind gewalttätig gegen Frauen.
Das ist ein Faktum. Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Das ist vollkommen unabhängig von ihrer Kultur, Nationalität, Hautfarbe oder Religion (und manchmal wünsche ich mir als Agnostikerin wirklich, dass es Himmel und Hölle gibt, auf dass sie alle in der Hölle schmoren werden – auf Gerechtigkeit im Diesseits warten wir wohl eh noch bis in alle Ewigkeit).
Deshalb bedeutet eine Migration von (welchen) Männern (auch immer) nach Deutschland automatisch ein Anstieg von Gewalt. Natürlich ist es falsch Männer unter Generalverdacht zu stellen, denn selbstverständlich sind nicht alle Männer gewalttätig. Was aber eben auch richtig ist, dass Männer in der Regel (Ausnahmen gibt es immer) ihre häusliche und sexuelle Gewalt innerhalb der eigenen Ethnie ausüben. Deshalb sind es insbesondere Flüchtlingsfrauen, denen Schutz – zum Beispiel in Form von reinen Frauenunterkünften – zukommen muss.
Ausnahme hierbei ist übrigens die Prostitution: Da werden nämlich Frauen aus „aller Herren Länder“ benutzt. Wir haben überhaupt keine Sorge, dass sich Flüchtlingsmänner (christlich, muslimisch, anders- oder nichtreligiös) hier nicht ganz schnell an die deutsche Leidkultur (sic!) assimilieren werden – die Gefahr, dass „deutsche Frauen“ zukünftig Niqab tragen werden müssen schätzen wir hingegen als weniger gering ein (der Niqab ist in Syrien übrigens seit 2010 in Bildungseinrichtungen verboten – generell galt Syrien immer als sehr liberales muslimisches Land – aber das interessiert ja keinen so wirklich – Muslime werfen wir gerne mal alle in einen Topf).
Es ist auch keine unbekannte Tatsache, dass deutsche (!) Helfer, Pförtner, etc. sich gerne die Ausgabe von Lebensmitteln, Kleidung, usw. in Naturalien begleichen lassen – könnte man ja vielleicht auch mal was gegen tun.
Und überhaupt: Haben wir vergessen wer verantwortlich ist für die Etablierung von Prostitutionsmärkten auf den Philippinen, in Thailand, Kambodscha oder anderswo? Muslimische Männer ist die falsche Antwort … Und fahren nicht auch hunderte deutscher Männer in eben diese Länder um Frauen und kleine Mädchen gegen Geld (und sicher auch oft genug ohne) zu vergewaltigen?
Kurz und gut: Wir könnten uns mit einer Beschränkung der Aufnahme von ausschließlich Frauen und Kindern durchaus anfreunden, andere Länder wollen immerhin auch bspw. nur ChristInnen aufnehmen (wäre natürlich Sexismus, genau wie das andere eben auch antimuslimischer Rassismus ist) – im Gegenzug könnten wir doch bekennende Sexkäufer nach Schweden ausweisen, dort nehmen sich ihrer wenigstens die dortigen Anti-Prostitutionseinheiten sachgerecht an. Spitzenidee, oder nicht?
Wir haben es nicht mit „Flüchtlingsströmen“ zu tun.
Davon abgesehen, dass Refugees Menschen und keine Naturgewalten sind
- nehmen andere Länder prozentual zu ihrer EinwohnerInnenzahl viel mehr Flüchtlinge auf als Deutschland
- haben wir die Zahl der Refugees aus der Zeit des Kosovokriegs in den 90er Jahren noch nicht erreicht, auch wenn sie perspektivisch überschritten werden soll
Dennoch ist Deutschland schon jetzt offensichtlich total überfordert. Das hat jedoch weniger mit hohen Zahlen, sondern eher mit unflexibler Verwaltung zu tun. Oder damit, dass sich das (de facto in den 90er Jahren bereits abgeschaffte) Asylrecht mit Horrorszenarien einfach besser noch weiter einschränken lässt. Sollte das untergegangen sein: Ist bereits im vollen Gange!
Bei einer EinwohnerInnenzahl von 80 Millionen Flüchtlingen und der derzeit prognostizierten Zuwanderung von Flüchtlingen um die Million (von der nur ein Teil überhaupt Muslime sind) wird übrigens ein Anstieg der muslimischen Bevölkerung von 4% auf gerade mal 5% prognostiziert. Also: Don`t believe the hype, „Überfremdungsgefahr“ my ass!
Die Flüchtlinge wollen gar nicht bleiben.
Auch wenn viele sich das vielleicht gar nicht vorstellen können (ich schon): Die Refugees finden Deutschland gar nicht so knorke. Zumindest nicht so, dass sie hier gerne für immer und ewig bleiben möchten. In einer ganz aktuell in deutschen Flüchtlingsunterkünften durchgeführten Befragung gaben nur 8% (in Worten: ACHT) an hierbleiben zu wollen. Als Voraussetzung für eine Rückkehr wurde übrigens von der Mehrheit die Abdankung des Massenmörders Assad benannt, der nach wie vor mit seinen u.a. täglich abgeworfenen Fassbomben für den höchsten Bodycount sorgt (rund 95% der Toten) – und dessen Macht jedoch gerade mit Hilfe von Russland, Iran und anderen alliierten Kräften um jeden Preis gesichert werden werden soll. Bekämpft werden für dieses Ziel im Übrigen nicht IS/Daesh, sondern vielmehr die Milizen der oppossitionellen Rebellen.
By the way: Kosovo, 90er Jahre. Da war doch was. Wo sind sie KosovarInnen eigentlich abgeblieben, diese ganzen Ex-Jugoslawen, die Deutschland damals „überschwemmt“ haben? Wie viele davon wohnen denn so in eurer Nachbarschaft, in eurer Stadt? Na? Ach guck mal: Sind gar nicht so viele? Stimmt: Auch von diesem „Flüchtlingsstrom“ ist nur ein „Rinnsal“ übrig geblieben. Der Rest ist längst in die (von Deutschland mit zerstörte) Heimat zurückgeflossenkehrt – und nicht wenige leben in existentieller Armut, Mitglieder der ethnischen Minderheiten der Roma oder Ashkali, sowie kosovarische Ägypter in Lebensgefahr. (Bis 2010 waren bereits 88% ins ehemalige Jugoslawien zurückgekehrt, Tausende weitere wurden danach entweder mit finanziellen Anreizen „zurückgeführt“ oder in den letzten Jahren zunehmend auch durch Sammelabschiebungen des Landes verwiesen – darunter in Deutschland geborene, bestens integrierte, Kinder)
Es kommen die Geister die wir riefen.
Ein gutes Stichwort übrigens. Kosovo. Erinnert sich noch wer. Da war doch was. Der erste deutsche Kriegseinsatz nach dem Zweiten Weltkrieg. Und big surprise: Krieg führt zu Fluchtbewegungen. Im Kosovo hat sich Deutschland erstmals wieder die Hände schmutzig gemacht, und nur 25 Jahre später hegt Deutschland wieder Allmachtsphantasien und möchte außenpolitisch wieder gerne ganz vorne mitspielen.
Tja, und die Chemiewaffen mit denen Assad seine Bevölkerung terrorisiert kommen – sad but true – aus deutschen Fabriken. Außerdem genehmigte die deutsche Bundesregierung allein zwischen 2002 und 2013 Rüstungsexporte nach Syrien im Wert von über 13 Millionen Euro.
Deutschland ist Rüstungsexportweltmeister. Das ist hinlänglich bekannt. Jeder Export wird in einem Geheimgremium, in dem nur ausgewählte MinisterInnen sitzen, explizit genehmigt. Wo wird dies eigentlich mal in diesen ganzen Krokodilstränen über die Schutz suchenden Refugees thematisiert? Ach, Geld stinkt nicht? – na dann ist doch alles gut…
Liebe Störenfriedas,
ich möchte mich einfach mal ganz herzlich bei Euch dafür bedanken, dass Ihr so klar und deutlich ausdrückt, wo der Schuh in unserem Land drückt. Und wo die wirklichen Probleme und deren Ursachen zu suchen sind. Es kann gar nicht oft genug gesagt und betont werden, welche Propaganda derzeit wieder einmal im Gange ist und wie wir alle manipuliert und angelogen werden.
Macht unbedingt weiter so!
Ingrid
Diesem Dank schließe ich mich herzlichst an. Vielen Dank für die Zeit die Ihr aufwendet. Es sind klare Worte die genau die Situation beschreiben. Eure Bewertung und Euer Überblick ermöglichen eine sachgerechte Bewertung der angesprochenen Themen.