Kategorie: Tierrechte

Plädoyer für einen radikalen Tierrechtsfeminismus

Seit einigen Wochen lebe ich beim Land der Tiere, einem Lebenshof für Tiere aller Art in Mec-Pom. Gnadenhof paßt natürlich nicht, weil die Tiere nichts verbrochen haben, Gnade also fehl am Platz ist. Meiner Wohnung gegenüber grasen jugendliche Kühe auf der Weide, die hier zur üblichen „Landwirtschaft“ gehören – ihr derzeitiges Leben sieht friedlich aus – sie ahnen nicht, wieviel Gewalt sie in ihrem kurzen Leben noch erwartet: regelmäßige Vergewaltigungen, Kindsraub, Enge, Dunkel- und Eintönigkeit und am willkürlichen Ende werden sie alle ermordet.

Mord? Vergewaltigung? Paßt das denn auf Tiere? Ist das nicht arg übertrieben? Ich bin Feministin und suche seit langem nach Gleichgesinnten, für die zum Feminismus auch der Kampf für die Tiere gehört.
Denn was ihnen angetan wird, ähnelt sehr dem, was die Männerherrschaft den Frauen seit Jahrtausenden antut, es hat denselben Ursprung: die Herrschaft über und den Ge-bzw. Mißbrauch bei gleichzeitiger Verachtung alles Weiblichen.
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Carol J. Adams: Bitch, Chick, Kuh: Die Rechte von Frauen und (anderen) Tieren

Carol J. Adams [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

(Teil)Übersetzung eines Beitrags von Carol J. Adams mit dem Titel “Bitch, Chick, Cow: Women’s and (Other) Animals’ Rights”, im Sammelband “Sisterhood is Forever”, The Women’s Anthology for a New Millennium. Washington Square Press 2003, herausgegeben von Robin Morgan.

Feministinnen sehen nicht andere Dinge als andere Menschen; Feministinnen sehen die gleichen Dinge anders. Eine Sache, die Feministinnen anders sehen, sind Tiere. Was wir anders sehen ist … die Abwesenheit des Tieres. Wir sehen das Tier, dessen Existenz zu einem Essen, einem Mantel oder einem Paar Schuhe geführt hat. Wir sehen auch, dass das was abwesend ist … mit ethischen, praktischen und ökonomischen Imperativen aufgeladen ist: „Unsere Gesellschaft tötet ungestraft Tiere; Was ist unsere Verantwortung?“ Und wir Tierrechts-Feministinnen, wir Tierbefreiungs-Ökofeministinnen, wir veganen Feministinnen (ich weiß es gar nicht, wie wir uns nennen sollen?) antworten: „Unsere Verantwortung liegt darin, damit aufzuhören, Tiere zu benutzen und zu misshandeln“. Unser Bewusstsein hat uns hierher geführt.

Sandra Bartky … hat festgestellt, dass „Feministisches Bewusstsein … einen „Fakt“ in einen „Widerspruch“ verwandelt.“ Fakt: Menschen (auch Feministinnen) benutzen Tiere für Essen, Sport, Kleidung und andere Verbrauchsgüter. Widerspruch:  diese Ausbeutung von Tieren wird fortgesetzt, obwohl Tiere einzigartige, individuelle Wesen sind, die soziale Beziehungen genießen und eine große Bandbreite von Fähigkeiten haben, inklusive der, Schmerz zu empfinden.

Wie können Menschen, insbesondere Feministinnen, Tiere benutzen?  Aufgrund von individueller mentaler Abspaltung, und aufgrund von gesellschaftlicher Abspaltung – die es erlaubt, dass der Widerspruch der einen Person, der Fakt einer anderen Person bleibt. Es ist sowohl eine Last und ein Geschenk lebensverändernden Bewusstseins, zu versuchen Bedingungen für andere zu schaffen und diese Erfahrung der Entflechtung eines Faktes in einen Widerspruch zu machen. …

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Hauptsache vegan?

Straßenschild mit Zitat von Alice Walker

Straßenschild mit Zitat von Alice Walker von Duck Lover via Flickr, [CC BY-ND 2.0]

Immer mehr Hersteller fleisch- und käsehaltiger Produkte erkennen VeganerInnen als potentielle und kaufkräftige Zielgruppe und nehmen vegetarische und vegane Alternativen in ihr Sortiment auf. So stellt der Produzent Rügenwalder Mühle inzwischen vegetarische Wurstalternativen her – und erhält dafür ein schönes Label des Vebu (Vegetarierbund). Auch Wiesenhof, die in der Dauerkritik stehen wegen ihrer Geflügelskandale, plant in Zusammenarbeit mit PETA eine eigene vegane Produktlinie.

Während einige diese Entwicklung positiv sehen und der Meinung sind, man habe es hier mit zunehmender Einsichtsfähigkeit der Fleischindustrie zu tun, die durch die massive Kritik in der Vergangenheit erreicht worden sei, kann man auch mehr Realismus walten lassen und nüchtern analysieren, dass die Fleischindustrie sich schlicht ein neues Marktsegment unter den Nagel reißen möchte. Es handelt sich um eine klassische kapitalistische Anpassungsstrategie und eine logische Reaktion an die gestiegene Nachfrage nach veganen und vegetarischen Produkten.

Nun könnte man argumentieren, dass dies doch egal sei, wenn doch damit die Fleischproduktion nur insgesamt eingedämmt würde und Veganismus/Vegetarismus somit immer mehr zum Mainstream wird. Das Problem bei der ganzen Sache: Das ist nicht der Fall, denn obwohl es immer mehr VegetarierInnen und VeganerInnen (und auch FlexitarierInnen) gibt, sinkt die Fleischproduktion leider EBEN NICHT.

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Tierversuche und Menschenversuche. Eine Tradition der Pharmaindustrie.

Animal, Rat, Lobund-Wistar

By Janet Stephens (photographer) [Public domain], via Wikimedia Commons

Die Anzahl der Tierversuche insbesondere von Seiten der Pharmaindustrie ist hoch. Die Tiere werden oft selbst zur Verwendung gezüchtet, damit das wahre Ausmaß der Quälerei nicht bekannt wird. In jedem Fall werden jedes Jahr Millionen von Wirbeltieren zum angeblichen Zweck der Forschung „verbraucht“, zusätzlich zur industriellen Fleischproduktion.

Eine vergleichsweise neue Strategie des whitewashing ist es, Beagles aus Labors zu vermitteln, als ob dies ihr unendliches Leid und ihre Schmerzen, die sie in den Versuchslaboren erduldeten, verändern könnte. Nur wenige Beagle werden überhaupt aus den Labors vermittelt, denn die meisten werden direkt nach „Nutzung“ getötet. Aber die wenigen vermittelten Beagle erwecken den albernen und kranken Eindruck, als wenn die Pharmaindustrie sich für die Reduktion von Tierleid interessieren würde, oder mit Tierrechtsorganisationen zusammen arbeiten würde.

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Feminismus und Tierrechtsaktivismus – Gemeinsamer Nenner: Liberation

Animal Liberation Front Logo

By w:User:MithrandirMage (Based on w:Image:ALFlogo2.gif by w:User:SlimVirgin) [Public domain], via Wikimedia Commons

Feminismus und Tierrechte haben viel gemeinsam. Beide treten ein für Freiheit von Unterwerfung und Ausbeutung. Feministinnen widersetzen sich Frauenfeindlichkeit und sexistischem Patriarchat, und wollen Geschlechtergleichheit statt -hierarchien. TierrechtlerInnen wollen das gleiche für Tiere: Menschen sollen Tiere nicht konsumieren oder ausbeuten, weder für Profit, noch für den Genuss. Tiere haben ein Recht auf ein Leben ohne QualMegan Kearns

Neulich erzählte mir eine feministische Mitstreiterin, dass ihre Gruppe einen Infostand auf einer Tierrechtsdemo hatte und man dort sehr aufgeschlossen war für feministische Themen. Im ersten Moment war ich etwas überrascht. Im zweiten gab das jedoch totalen Sinn.

Nicht alle Feministinnen heutzutage verfolgen einen Ansatz der Liberation. Für viele wurde der ursprüngliche Befreiungsgedanke abgelöst durch die Strategie des Empowerments. Ein Ansatz, den Radikalfeministinnen kritisch sehen. Auch TierrechtlerInnen verfolgen den Gedanken der Animal Liberation – der im Gegensatz zum TierSCHUTZgedanken steht. Wenn Radikalfeministinnen die Prostitution abschaffen wollen, dann sprechen sie von Abolitionismus. TierrechtlerInnen benutzen diesen Ausdruck ebenfalls in Bezug auf Tiere.

Das Thema Geschlechter und Tierrechte kann man aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. Nachfolgend ein erster Einstieg.

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