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„Kollateralschaden“: Die Invasion in der Ukraine erinnert uns an die Kosten der Leihmutterschaft und wer den Preis dafür zahlt

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Bei dem nachfolgenden Beitrag handelt es sich eine Übersetzung eines bei ABC erschienen Textes, mit freundlicher Genehmigung der Autorinnen.

Der Begriff „Kollateralschaden“ wird im militärischen Kontext in Bezug auf die Immunität von nichtmilitärischen Personen im Sinne des Grundsatzes der Unterscheidung zwischen zivilen und militärischen Zielen verwendet. Die Verwendung des Begriffs verweist auf die Anerkennung der Tatsache, dass militärische Aktionen Auswirkungen haben, einige davon beabsichtigt und andere nicht, für die die Akteure moralisch und rechtlich verantwortlich gemacht werden können. In seiner häufigeren und zynischeren Verwendung ist „Kollateralschaden“ zu einem beschönigenden Code für mutwillige Zerstörung geworden, die von denen, die „mit der Wahrheit umgehen können“,  mit einem Schulterzucken hingenommen wird. Spätestens seit der Zeit des Irakkriegs bezieht sich der Begriff nicht mehr auf die Inkaufnahme „unbeabsichtigter Schäden“ – wie in der traditionellen katholischen Moralvorstellung – sondern auf „beabsichtigte Schäden“, die berechnet und in die Planung einer militärische Mission einkalkuliert werden. Jede und jeder weiß das auch, auch wenn wir es nicht immer laut sagen.

Auch die internationale Industrie der Leihmutterschafts kalkuliert die Schäden ein, die sie den Leben von Frauen zufügt. Dies liegt zum Teil daran, dass das Leihmutterschaftssystem nach einem Franchise-Modell funktioniert. Mit anderen Worten: Es erscheint uns nicht wie ein Teil des globalen Spätkapitalismus. Es erscheint uns als Schaffung glücklicher Familien. Und diese „Familien“ werden nicht als das dargestellt, was sie sind: Teil des Schadens und der Ausbeutung durch den globalen Kapitalismus. Stattdessen zeigen die Bilder auf Webseiten für Leihmutterschaft wie im Bilderbuch Menschen, die eine „Reise“ unternommen haben sollen: eine „Leihmutterschaftsreise“.

Diese hübschen Bilder und diese hübsche Sprache tarnen – wir behaupten sogar, haben die Absicht zu tarnen – eine schmutzige Industrie, die sowohl mit dem Leben von Frauen als auch mit dem Leben von Neugeborenen Handel betreibt. Sie läuft parallel zu anderen Industrien, die den Körper von Menschen mit einem Preis versehen, wie zum Beispiel dem Handel mit Körperorganen, -teilen und -flüssigkeiten. Aber Organhandel ist rechtswidrig. Der Organhandel ist einer der Aspekte im Globalen Aktionsplan der Vereinten Nationen zur Bekämpfung des Menschenhandels. Die jüngste Resolution der UN-Generalversammlung zur Bekämpfung des Organhandels wurde im Jahr 2018 verabschiedet. Es gibt nur wenige Menschen, die den Organhandel verteidigen.

Nicht so bei der Leihmutterschaft. Die Reise der Leihmutterschaft wird getragen von unzähligen Philosophen und Akteurinnen und Akteuren aus dem Gesundheitssystem, die die Branche und ihre Praktiken verteidigen. Eine ihrer effektivsten rhetorischen Verteidigungen besteht darin, die sogenannte „altruistische Leihmutterschaft“ als ein Beispiel dafür anzusehen, wie Leihmutterschaft aussehen könnte, wenn sie besser organisiert und reguliert wäre. 

Aber es ist nur ein weiteres hübsches Bild, das als Projektionsfläche für eine Industrie dient, die auf der Kommodifizierung der Person basiert: Eine Frau, die in einen Behälter für einen Embryo verwandelt wurde, sei es gegen Bezahlung oder Erstattung der Unkosten. Alle Staaten und Territorien in Australien unterscheiden rechtlich zwischen kommerzieller und nicht-kommerzieller Leihmutterschaft (mit Ausnahme des Northern Territory, das keine Gesetzgebung zu dieser Frage hat), wobei erstere in allen Staaten rechtswidrig ist. Im Fall von New South Wales, Queensland und des ACT (Australisches Hauptstadtterritorium, Anm. der Übers.) ist der Abschluss internationaler Verträge für Leihmutterschaft ebenfalls rechtswidrig und wird mit einer hohen Geldstrafe und/oder Gefängnis geahndet. Die Realität ist, dass altruistische Leihmutterschaft – allgemein definiert als jene Vereinbarungen, bei denen kein Geld, sondern nur das Baby den Besitzer wechselt – einfach ein Zweig des wesentlichen Teils der Industrie der Leihmutterschafts ist.

Frauen sind der Kollateralschaden der Industrie der Leihmutterschaft – nicht nur ihr unbeabsichtigter Schaden, sondern ihr beabsichtigter und einkalkulierter Schaden. Für die Branche und diejenigen, die sie „Kunden“ nennt, wird der Schaden, der jener Frau zugefügt wird, die die Rolle der „Ersatzperson“ ausfüllt, als vollkommen proportional zum „Happy End“ – einem neuen, gesunden Baby – angesehen, welches das Verkaufsargument der Branche ist .

Leihmutterschaft ist eine Menschenrechtsverletzung der Frau, die zur Züchterin des „Produkts“ gemacht wird, eines Embryos, der von der IVF-Industrie hergestellt wurde und in ihrem Körper zu einem Baby herangewachsen ist, das dann entfernt wird (meistens durch Kaiserschnitt). Oft darf sie das Kind, das sie wahrscheinlich nie wiedersehen wird, nicht einmal halten.

Leihmutterschaft ist auch eine Menschenrechtsverletzung des Kindes, das nie zugestimmt hat, ein „Take Away“-Baby zu sein. Die Praxis der Leihmutterschaft verstößt gegen mehrere internationale Konventionen. Es kann mit der Sklaverei verglichen werden, die in Artikel 1 des Sklavereiabkommen von 1926 definiert ist als „der Status oder Zustand einer Person, über die einige oder alle mit dem Eigentumsrecht verbundenen Befugnisse ausgeübt werden“. Dies wird heute allgemein als grundlegende Definition der Sklaverei akzeptiert, mit dem Status des jus cogens im Völkerrecht. Die Bedingungen von Standard-Leihmutterschaftsverträgen lassen wenig Zweifel am Status der und Zwang gegenüber jener, die viele Käufer als „meine Leihmutter“ bezeichnen. Leihmutterschaft verletzt auch die Rechte des Kindes zutiefst. Artikel 35 der UN-Kinderrechtskonvention fordert: „Die Vertragsstaaten treffen alle geeigneten nationalen, bilateralen und multilateralen Maßnahmen, um die Entführung, den Verkauf oder den Handel mit Kindern zu verhindern.”

Diese wichtigen Bestimmungen in internationalen Konventionen werden von denen ignoriert, die von der Industrie der Leihmutterschaft profitieren. Eine gängige Verteidigung der Leihmutterschaftsbranche ist, dass das Geld nicht für das Baby den Besitzer wechselt, sondern für die „Dienstleistungen“ der „Leihmutter“. Aber die Branche beruht auf der Bereitstellung eines Babys – und eines Babys in einem bestimmten Zustand – ohne den eine Zahlung wahrscheinlich nicht erfolgt. 

Dies haben herzzerreißende Geschichten über die verlassenen Kinder der ukrainischen Leihmutterschafts-Industrie deutlich gemacht. Es gibt einfach keinen Ansatz um Leihmutterschaftsvereinbarungen als etwas anderes darzustellen als eine Verwertung der Frau, die entbindet, und des Kindes, für das bezahlt wird. Die Ukraine ist in bestimmten Kreisen als „Gebärmutter Europas“ bekannt geworden. Dies ist selbst ein Euphemismus in Bezug auf die Vektoren der Ausbeutung von Frauen in ärmeren Ländern. Die ehemaligen Leihmutterschaftszentren Indien, Nepal und Thailand haben Schritte unternommen, um die internationale kommerzielle Leihmutterschaft zu verbieten, infolgedessen wird die Ukraine als eines der ärmeren Länder Europas zu einem neuen Zentrum der Branche. Es ist kein Zufall, dass die Ukraine auch zu einem Herkunftsland für die Bordelle Westeuropas geworden ist. 

Vermutlich geht die Mehrheit der Frauen Leihmutterschaftsvereinbarungen in der Ukraine über das Unternehmen BioTexCom ein, obwohl es schwierig ist, hierzu eine genaue Schätzung abzugeben. Denn selbst unter den Bedingungen der Legalität in der Ukraine hält ein erheblicher Teil der Branche dort nicht mal die minimalen Vorgaben des Gesetzes ein. Diese Probleme in der Ukraine und die daraus erwachsenen Auswirkungen werden von Apologeten der Branche hingenommen und sie sind auch für die meisten derjenigen offensichtlich, die durch solche Arrangements ein Kind bekommen. Zum Beispiel berichtete Sam Everingham, Direktor der australischen NGO Growing Families und Koordinator von Seminaren in allen Hauptstädten mit eingeladenen Befürwortern der Leihmutterschaft aus Überseeländern, folgendes:

„Die Verträge zwischen Leihmutterschaftsunternehmen und den beabsichtigten Eltern besagen im Wesentlichen: ‚Du bist nach der Geburt auf dich allein gestellt‘. Es gibt einige ausgezeichnete Kliniken in der Ukraine, aber weil sie kleinere Marketingabteilungen im Vergleich zu BioTexCom haben, ist es für ausländische Paare schwieriger, etwas über sie zu erfahren.“

Everingham sagte, dass sich Paare oft darüber beschweren, dass Kliniken ihre Embryonen „verloren“ haben oder die Gründe für eine fehlgeschlagene Embryonenimplantation nicht erklären, was einige dazu zwingt, rechtliche Schritte einzuleiten. In anderen Fällen, fügte er hinzu, erhielten Leihmütter, die eine Fehlgeburt hatten oder eine Totgeburt hatten, keine Zahlung.

„Einige Unternehmen haben es so eingerichtet, dass sie nicht für negative Ergebnisse verantworten müssen. Es ist so wichtig, dass die Menschen sich selbst über die Risiken kundig machen.“

Es wird selten so formuliert, außer mit Bezug auf diese Branche, dass die Antwort auf “negative Ergebnisse” (ein weiterer Euphemismus, der an Kollateralschäden erinnert) darin besteht, “sich kundig zu machen”. Es ist auch klar, dass Everingham mit “den Risiken” in erster Linie die Risiken meint, dass ein Baby nicht in einem bestimmten Zustand zur Welt kommt. Was er nicht erwähnt, ist, dass gerade in den von ihm angebotenen Seminaren – auch in australischen Bundesstaaten, in denen internationale Leihmutterschaft strafbar ist – potenzielle Babykäufer von den Vertretern von Leihmutterschaftskliniken der Ukraine und anderen ärmeren Ländern über ihre Möglichkeiten informiert werden.

Mit anderen Worten, ohne die (bezahlte) „Hilfe“ von Growing Families hätten sogenannte „Wunscheltern“ nichts von der Möglichkeit eines Leihmutterschaftsvertrags mit einer Klinik in diesem Land gewusst, geschweige denn einen Vertrag mit diesen abgeschlossen. Die von Everingham gebilligten Vereinbarungen haben jene Frauen, die mit Babys für ausländische Käufer schwanger sind, in große Gefahr gebracht. Die Absprachen haben auch die Käufer selbst in Bedrängnis gebracht: „Kunden“, die befürchten, dass ihr „Auftragsprodukt“ – das Baby – möglicherweise nicht mehr auf dem Markt ist. Und es ist klar, dass es diese „Not“ ist, die die Rentabilität der Leihmutterschaftsbranche gefährdet, nicht der Zustand oder Status der Frauen, die das Produkt tragen.

Inmitten der russischen Invasion in der Ukraine wurde die Sprache der Leihmutterschaft auf das Wesentliche reduziert: Profit und seine Maximierung. Verschiedene Berichte zeigen eine gemeinsame Reaktion der Leihmutterschaftsindustrie und ihrer Käufer auf Katastrophen in den Herkunftsländern. Zum Beispiel gerieten die Kunden der Branche nach dem Erdbeben 2015 in Nepal (damals ein Zentrum für Leihmutterschaft) in Panik – nicht wegen der Menschen in Nepal oder der sogenannten „Leihmutter“. Sie waren besorgt darüber, ob „Kunden“ in der Lage sein würden, „ihre“ bezahlten Babys in Besitz zu nehmen. Viele Käufer flogen nach Nepal, um ihre Babys zu „retten“. In ähnlicher Weise lesen wir jetzt mit Bezug auf die Ukraine Berichte von Käufern aus Argentinien, Spanien, England, (Deutschlandergänzt durch d. Übers.) und Australien (neben anderen Ländern) und von ihrer Panik ihr Kind in einem Kriegsgebiet mit Atomalarmbereitschaft abzuholen – und ihre Erleichterung, wenn sie wie in einigen Fällen geschehen in der Lage waren, mit dem Kind „rauszukommen“, wobei die Frauen unbeachtet zurückgelassen werden. 

In solchen Zeiten klärt sich der Blick auf die Leihmutterschaftsindustrie – ihre Sprache ist so offen brutal wie die Praktiken, die sie widerspiegelt. So wird Sam Everingham in einem kürzlich erschienenen Bericht zitiert, der sich auf die „alptraumhaften“ Erfahrungen eines Mannes namens Adam und seiner Frau als mit der Leihmutterschaft in der Ukraine bezieht:

Die Ukraine ist auch ein wichtiger Anbieter von Eizellen. Während Adam und seine Frau ihren eigenen Embryo verwendeten, fliegen viele Paare Sperma ein, um ein Ei zu befruchten, das von einer ukrainischen Spenderin bereitgestellt wurde.

„Viele Menschen machen sich Sorgen um die Sicherheit ihrer Embryonen, wenn Kiew bombardiert wird. Einige geben dort drüben viel Geld für Spenderinnen aus, sie wollen sicherstellen, dass diese Embryonen sicher sind.“

Die Schamlosigkeit dieser Sprache, die Wert auf die Sicherheit der Geldanlage in Embryonen legt, ohne die Frauen zu erwähnen, die beim Ausbrüten der Embryonen wie Objekte behandelt werden, ist erschütternd. Wir müssen unseren Blick dringend auf diejenigen richten, die die eigentlichen Kosten tragen und den Preis für den völlig vorhersehbaren „Albtraum“ zahlen, nämlich das System der Leihmutterschaft selbst. Und anstatt ihren Organisatoren und Propagandisten zu folgen und eine stärkere Legalisierung zu fordern, um zu verhindern, dass die Branche und die damit verbundenen Praktiken „weiter in den Untergrund“ gehen (wo auch immer), ist es an der Zeit, die Abschaffung der ausbeuterischen Leihmutterschaftsindustrie mit all ihrem Elend zu fordern und all den Schmerzen, die sie insbesondere armen Frauen zufügt.

Wir müssen uns weigern, Frauen als den vorhergesehenen und kalkulierten Kollateralschaden von Leihmutterschaftsvereinbarungen zu behandeln, sei es im Krieg oder in der Zeit, die wir Frieden nennen – bevor Frauen, die als „Leihmütter“ bekannt sind, schwanger werden und bevor ihre Babys geboren werden.

Helen Pringle ist Associate Professor an der School of Social Sciences der Universität von New South Wales.

Dr. Renate Klein ist eine feministische Kritikerin der Reproduktions- und Gentechnik, einschließlich der Leihmutterschaft. Zuletzt hat sie zu „Towards the Abolition of Surrogate Motherhood“ beigetragen, herausgegeben von Marie-Josèphe Devillers und Ana-Luana Stoicea-Deram.

“Frauen und Kinder rein – Männer raus aus Deutschland!”

Syrian Child Refugees

By Trocaire from Ireland (DSC_0871 (Syria 1, Emergencies 6)) [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons

… so möchte man zynisch angesichts der emotionalen Flüchtlingsdebatte hinausrufen. Wir haben uns bereits mehrfach dazu geäußert, warum wir uns nicht an dieser Herbeiredung einer Gefahr für “deutsche Frauen” durch “muslimische Männer” beteiligen.

Nachfolgend ein paar Anregungen zum Nachdenken:

Männer sind gewalttätig gegen Frauen.

Das ist ein Faktum. Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Das ist vollkommen unabhängig von ihrer Kultur, Nationalität, Hautfarbe oder Religion (und manchmal wünsche ich mir als Agnostikerin wirklich, dass es Himmel und Hölle gibt, auf dass sie alle in der Hölle schmoren werden – auf Gerechtigkeit im Diesseits warten wir wohl eh noch bis in alle Ewigkeit).

Deshalb bedeutet eine Migration von (welchen) Männern (auch immer) nach Deutschland automatisch ein Anstieg von Gewalt. Natürlich ist es falsch Männer unter Generalverdacht zu stellen, denn selbstverständlich sind nicht alle Männer gewalttätig. Was aber eben auch richtig ist, dass Männer in der Regel (Ausnahmen gibt es immer) ihre häusliche und sexuelle Gewalt innerhalb der eigenen Ethnie ausüben. Deshalb sind es insbesondere Flüchtlingsfrauen, denen Schutz – zum Beispiel in Form von reinen Frauenunterkünften – zukommen muss.

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Frauen und Militär

A woman Marine

Morning Calm Weekly Newspaper Installation Management Command, U.S. Army via Flickr, [CC BY-NC-ND 2.0]

Krieg und Gewalt nehmen zu, als Folge des zunehmenden Turbokapitalismus, der Ressourcenverknappung und der Klimaveränderung, und all diese Faktoren sind natürlich miteinander vernetzt. Deutschland spielt im Kontext von Krieg eine maßgebliche Rolle und der Reichtum Deutschlands begründet sich auch auf Waffenexporten. Deutschland ist der drittgrößte Waffenexporteur auf der Welt und es gibt sehr viele Vernetzungen von Politik und Waffenindustrie (Schwarzbuch Waffenhandel/Jürgen Grässlin).
Als Folge der zunehmenden Flüchtlingsströme wird über weitere Auslandseinsätze auch der Bundeswehr nachgedacht, zusätzlich zu den schon jetzt stattfindenden Einsätzen, zur „Grenzsicherung“.

Es ist wichtig, gerade und insbesondere angesichts zunehmender Kriegseinsätze, das Gesicht des Krieges weiblicher, und somit weniger bedrohlich zu machen. Wenn Frauen in den Krieg ziehen, oder als Verteidigungsministerin über humanitäre Kriegseinsätze sprechen, dann werden diese Einsätze als eher notwendig betrachtet und weniger als imperialistischer Machtkampf.

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Unsere Störenfrieda der Woche: Malalai Joya

Malalai Joya speaking in Finland

By AfghanKabul (Flickr) [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons

Malalai Joya wurde am 25. April 1978 geboren und wuchs in Flüchtlingslagern im Iran und Pakistan auf, da ihre Familie während der Invasion der Sowjetunion im Jahr 1982 flüchten musste. Als neunjährige bot sie in Pakistan Alphabetisierungskurse für afghanische Frauen an. Als sie im Jahr 1998 nach Afghanistan zurückkehrte, wurde sie Aktivistin der Organisation for Promoting Afghan Women`s Opportunities.

Während die einen sie nach einer beeindruckenden und weltweit beachteten Rede vor der Loja Dschirga im Jahr 2003 als „Ungläubige“ und „Kommunistin“ beschimpften, bejubelten sie andere als die „mutigste Frau Afghanistans“. Nur zwei Jahre später wurde sie, mit 28 Jahren, als jüngste Abgeordnete aller Zeiten, in die Walesi Dschirga („Haus des Volkes“)  gewählt.

Ihr unerbittlicher Kampf gegen die Unterdrückung der Frau, Korruption, Kriegsverbrecher und den Drogenhandel (90 Prozent des weltweiten Opiums wird in Afghanisten angebaut) brachte ihr verbale und physische Bedrohungem, Vergewaltigungsdrohungen und mehrere Mordversuche ein. Sie bewegt sich deshalb nur mit einer Burka in der Öffentlichkeit, wird von 12 Leibwächtern beschützt und schläft nie länger als zwei Nächte an einem Ort. 2007 wurde ihr eine parlamentarische Sperre auferlegt, weil sie das Parlament als einen „Stall voll Tieren“ bezeichnet hatte, zahlreiche Gerichtsverfahren wurden gegen sie eingeleitet, ihr Reisepass konfisziert. Dies führte zu massiven Protesten der Bevölkerung.

Malalai Joya hält heute weltweit Vorträge über die Situation der Frauen und die allgemeine Lage in Afghanistan. Wegen ihrer massiven Kritik an der US-Besatzung erhielt sie zeitweise kein Visum für die Vereinigten Staaten. Den „Krieg gegen den Terror“ hält sie für eine Farce:

Keine Nation kann einer anderen Nation die Freiheit schenken […] Die USA wollen, dass die Dinge so bleiben wie sie sind; den Status Quo. Ein blutendes und leidendes Afghanistan ist eine gute Ausrede, um den Aufenthalt hier verlängern zu können. Heute begrüßen sie sogar wieder die Taliban.

Malalai Joya hat zahlreiche internationale Menschenrechtspreise verliehen bekommen – sie ist eine echte Störenfrieda.

Bücher/Porträts:

  • Malalai Joya: “Ich erhebe meine Stimme. Eine Frau kämpft gegen den Krieg in Afghanistan”, Piper, 2009 (erhältlich im Frauenbuchladen Thalestris)
  • Malalai Joya: “A Woman Among Warlords“, Simon & Schuster Inc., 2009 (erhältlich im Frauenbuchladen Thalestris)
  • Malalai Joya, in: “Revolutionäre Frauen. Biographien und Stencils”, Editions Assemblage, Münster, 2011 (erhältlich bei Fembooks)
  • Film: Eva Mulvad: Enemies of Happiness Dokumentation, Dänemark, 2006, 58 Minuten

ISIS – ein vom Westen erschaffenes Monster

Friedenstaube, Taube

via Pixabay, Public Domain CC0

Die so genannten „Islamkritiker“ erleben derzeit wieder Hochsaison, der antimuslimische Rassismus blüht. Mit vermeintlichen Aufrufen zu einem „Sex-Dschihad“ oder einer „Fatwa zur Genitalverstümmelung“ wird Stimmung gemacht.

Manchmal liegen die Dinge jedoch etwas anders als mensch denkt.

Wusstest du, dass…

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„Das virtuelle Schlachtfeld – Videospiele, Militär und Rüstungsindustrie“

Buchcover: Das virtuelle Schlachtfeld

Michael Schulze von Glaßer: Das virtuelle Schlachtfeld - Videospiele, Militär, Rüstung, PapyRossa, 2014

Die Störenfriedas kritisieren nicht nur die Gewalt im Porno, die Gewalt gegen Frauen, sondern jede Art von Gewaltverherrlichung. Gerade in Computerspielen nimmt diese zum Teil erschreckende Formen an. Militarisierung, Militainment, die Verbindung von Krieg und Unterhaltung sind inzwischen Alltag. Deshalb freuen wir uns über den Gastbeitrag von David Redlberger aus Kassel mit einer Buchrezension zu “Das virtuelle Schlachtfeld” von Michael Schulze von Glaßer. Dieser Artikel erschien zuerst auf sozialismus.info am 01. Juli 2014.

Andere Games sind möglich

Ego-Shooter werden immer anspruchsvoller und realistischer, Kooperationen zwischen Rüstungs- und Videospielindustrie nehmen zu, genau wie bewaffnete Auseinandersetzungen und imperialistische Konflikte. Diese und weitere Verbindungen beleuchtet Michael Schulze von Glaßer in seinem neuen Buch “Das virtuelle Schlachtfeld – Videospiele, Militär und Rüstungsindustrie“.

Es gibt politische GamerInnen und gamende AktivistInnen – ich kann mich mit beiden Begriffen identifizieren. Nicht nur deshalb habe ich mich sehr gefreut, dieses Buch zu lesen, denn es stößt in ein Vakuum. Meiner Erfahrung nach neigen viele GamerInnen dazu, beim Spielen komplett abschalten zu wollen, während einige politische AktivistInnen den Sinn von Videospielen, in welchen Militarismus und Kapitalismus gutgeheißen werden, nur schwer nachvollziehen können und deshalb auf (zu weite) Distanz zur Gaming-Szene gehen. Michael Schulze von Glaßers Buch richtet sich sowohl an GamerInnen als auch an AktivistInnen und ist dementsprechend angenehm einsteigerfreundlich geschrieben.

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