Rising to the Roots: Bericht über eine Hexenjagd

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LFT 2021

Das Motto des diesjährigen Lesbenfrühlingstreffen lautet «Lesbenfrühling – rising to the roots» und mit diesem Motto …

…. blicken wir zurück und aufs Jetzt. Als Feministinnen leben wir parteiisch mit und für Frauen und unser Begehren und unsere Aufmerksamkeit gelten Frauen in ihrer Verbundenheit und Verschiedenheit, ihren Kräften und ihren Nöten. Wir konzentrieren uns an diesem verlängerten Wochenende auf das L, also darauf, was Lesben und frauenliebendes Leben bewegt und berührt – politisch, gesellschaftlich, kreativ und sinnlich – und bieten Lesben jeden Alters und aus verschiedenen kulturellen und sozialen Zusammenhängen dafür den Raum, den sie verdienen.

Orga-Team des LFT 2021

Weiterhin schreibt das Orga-Team:

Das LFT ist Zeit-Raum von Lesben für Lesben: Frauenliebende Frauen, Frauen, die lesbisch leben, lesbenidentifizierte Lesben, Late Bloomers, Ur- und Bewegungslesben, Jüdische Lesben, Schwarze Lesben und Lesben of Color, Lesben mit und ohne Kinder, Lesben mit Behinderung, Lesben unterschiedlicher kultureller und sozialer Hintergründe. Wir bieten Schutz und Raum für geflüchtete Lesben, Lesben aus Osteuropa und aus dem globalen Süden. Intersexuelle und detransitionierte Lesben sind ebenso wie Lesben im Coming-out willkommen. Wir freuen uns auf Lesben aus der ganzen Welt als Referentinnen, Handwerkerinnen, Musikerinnen wie Teilnehmerinnen.

Orga-Team des LFT 2021

Das LFT 2021 hat ein vielfältiges Programm zusammengestellt und im Grunde müsste alleine dies und das diesjährige Motto allen FrauenLesbenFeministinnen und Allys das Herz höher schlagen lassen. Weil damit eine Rückbesinnung auf die Tradition des seit 1974 bestehenden Lesbenfrühlings stattfindet und eine Konzentration stattfindet auf – eben -: Lesben.

Nun, das tat es auch, und auch unser Herz schlug und schlägt höher <3. Wir hörten von so vielen Lesben, dass dies endlich mal wieder ein LFT sei, bei dem sie sich willkommen fühlten, sei doch in der Vergangenheit – nun ja – ein wenig der Fokus verloren gegangen, um es mal diplomatisch zu formulieren.

Seit vergangenen Montag sieht sich das Orga-Team nun einer hässlichen Hetz- und Diffamierungskampagne ausgesetzt, an der sich eine sehr große Auslese an Organisationen, Gruppierungen und Einzelpersonen beteiligt, die irgendetwas (und/oder zum Teil recht viel) mit LGBTQ* zutun haben oder sich als LGBTQ*-solidarisch verstehen.

Die Vorwürfe: Transfeindlichkeit, Transphobie, Transexklusion, Rassismus, Verorten des LFT in das „rechte Spektrum“ und so weiter und so fort. Die „Belege“, die angeführt werden, entbehren jeglicher (feministischen) Grundlage, werden teilweise wild in die Luft geschossen, weil’s – nun ja – halt einfach so geht, und sie bleiben schlussendlich: Diffamierung, Verleumdung, Hass und im Besonderen Frauenhass und Lesbenhass.

Eine Einzelperson auf Twitter, die, wie uns scheint, maßgeblich an der Initiierung dieser Kampagne beteiligt gewesen zu sein, hat uns den Job abgenommen, einige dieser Beteiligten aufzulisten (prima, dann müssen wir das nicht tun; man beachte übrigens, was für ein Medium da den Anfang gemacht hat, das zeugt von einer gewissen Merkbefreiung).

Es beteiligten sich u. a. die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, der Lesbenring e. V., diverse Lesben-Organisationen aus einzelnen Bundesländern (NRW, Niedersachsen), dazu gesellten sich anschließend auch Spinnboden e. V., der VDGE e.V., etc. pp.

Im Übrigen sah sich keine der Beteiligten dazu bemüßigt, das Orga-Team hinsichtlich ihrer Kritik zu kontaktieren, mit einer Ausnahme: Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld tat dies, allerdings erst im Nachhinein, medial beteiligt hatte sie sich an dieser Hetzkampagne bereits.

Die Folge: Das LFT 2021 ist nun existentiell bedroht, diverse Frauenverbände haben sich entsolidarisiert und die Unterstützung entzogen und Fördergelder wurden gestrichen.

Solche Kampagnen sind nicht neu, im Gegenteil, sie sind allgegenwärtig und sie häufen sich, vermutlich, weil sich Widerstand hegt. Vermutlich, weil viele FrauenLesbenFeministinnen das über die Scheiße das Patriarchat gestreute Glitzerpulver wegfegen möchten, sich verlassen und verraten und verlassen fühlen von einem Feminismus, wie er derzeit mainstream und möglichst hip und hübsch ist und quasi all-incl. ist, es respektive offensichtlich sein muss. FrauenLesbenFeministinnen werden widerständig, weil sie sich verraten fühlen von einem Feminismus, der von ihnen erwartet, sich von ihrem Körper zu entfremden. Sie fühlen sich verraten von einem Feminismus, der es zulässt oder es ohne mit der Wimper zu zucken zulassen würde, dass Lesben (das sind übrigens Frauen mit einem biologisch weiblichen oder intersexuellen Körper, die Frauen lieben), sang- und klanglos verschwinden.

Wir haben lange überlegt, in diesem – unserem – Beitrag auf die einzelnen Vorwürfe einzugehen, sie zu erwidern, sie zu entlarven, aber uns schlussendlich dagegen entschieden, denn:

Jede FrauLesbeFeministin, die sich in ihrer Analyse und ihrem Selbstverständnis der Wurzel der Unterdrückung widmet, die das Verschwinden des L, das Unsichtbarmachen von Lesben und die durchaus besorgniserregende Trans-Zentrierung (zu dem sich in der Vergangenheit auch z. B. Terre des Femmes, Arbeitskreis Frauengesundheit, die EMMA und Lisa Marchiano geäußert haben) und den Hass und die Gewalt, die von manchen TransaktivistInnen ausgeht (siehe Terf is a Slur, siehe Vancouver Library, usw.), verfolgt, _begreift_; sie versteht, was hier geschieht:

Hier setzt sich patriarchale Unterdrückung fort oder treffender formuliert: hier geschieht eine Hexenjagd, die wieder und wieder auch von FrauenLesben selbst lanciert wird, Stichwort: internalisierter Frauenhass.

Um es klar und deutlich zu sagen: bei der Wiederkunft der Hexenverfolgung werden andere Mittel angewendet. Diesmal werden Frauen dazu abgerichtet und legitimiert, die Sache untereinander zu erledigen. Die impotenten Priester haben ihnen eingepaukt, sich gegenseitig zu zerstören.

Mary Daly: „Reine Lust

(Dankeschön an Vik Roth, die dieses Zitat anlässlich dieser Hetzkampagne exhumiert hat.)

Das Orga-Team hat – wie oben bereits erwähnt – ein wunderbares und vielfältiges Programm gestaltet. Wir freuen uns darüber sehr und sagen an dieser Stelle ganz herzlichen Dank. Wir möchten alle Lesben ermuntern, daran teilzunehmen, um die Schönheit von Frauen-Zuneigung gemeinsam zu zelebrieren. Lasst uns gemeinsam debattieren, diskutieren (gerne kontrovers), lachen, weinen, feiern oder vielleicht auch mal wütend oder traurig sein.

Wir stehen solidarisch an der Seite des diesjährigen LFT und des Orgateams und verurteilen diese Hass- und Verleumdungskampagne auf’s Schärfste. Wir wünschen uns eine Debattenkultur, die innerfeministische Differenzen zulässt, sie nicht – derart – wie eine Dampfwalze platt macht, sondern als Bereicherung versteht.

Hier ist übrigens die Positionierung des LFT zu den geäußerten Verleumdungen. Wer sich diese ausführlich durchliest, wird (spätestens dann) gemerkt haben, dass Trans-Lesben nicht ausgeschlossen wurden. Sie wurden nur nicht explizit benannt oder – wie es offensichtlich dem Queer-Codex entspricht – hofiert.

Das LFT ist nun dringend auf Spenden angewiesen, wenn ihr etwas übrig habt, dann könnt ihr finanziell unterstützen, in dem ihr eine Überweisung tätigt oder Paypal nutzt. Der Trägerverein ist als gemeinnützig anerkannt.

Edit am 06.05.2021: Positionierung des LFT eingefügt.

7 Kommentare

  1. Vielen Dank für Eure klare Stellungnahme. Die Unsichtbarmachung von Lesben muss aufhören.

  2. Renate Klein

    Vielen Dank für diesen prima Artikel. Die Hexenjagden der Transideologen werden immer krasser!

  3. Liebe Störenfriedas,

    mit dem Satz „Lesben (das sind übrigens Frauen mit einem biologisch weiblichen oder intersexuellen Körper, die Frauen lieben)“ sprecht aber ihr trans Frauen ab, lesbisch sein zu können (und damit auf einem LFT willkommen zu sein), oder???

  4. Frauen werden in ihrer Sozialisation auf Konformität „dressiert“.
    Bloss nicht aus der Reihe tanzen, lautet die Lektion. Bloss kein eigenständiges, selber denkendes Individuum sein.

    Mit diesem belastenden kulturellen Erbe entwickeln sie sich später oft zu disziplinarischen Wächterinnen der Rudel-Konformität, die minutiös und oftmals mit moralischer Erpressung die Einhaltung des Gruppenkodex einfordern und bei Nicht-Unterwerfung oder „Ungehorsam“ mit Ausschluss oder anderer indirekter Gewalt drohen bzw. diese auch vollstrecken.

  5. @Jo

    Ein Mann kann keine Frau sein, und auch keine Lesbe (homosexuelle Frau). Er kann sich als eine solche bezeichnen und auch bezeichnet werden, zb von Frauen wie dir, oder auch traurigerweise von den Orgas des LFT in ihrem Statement.

    Ich finde es sehr schade, dass so viele Frauen dagegen kämpfen, die Rechte von Frauen zu schützen und stattdessen die Gefühle und Wünsche von Männer zentrieren.

    Und ich bin wütend, dass dieser Umstand verschleiert wird, durch den missbräuchlichen Sprachgebrauch (Frau = erwachsenes menschliches Weibchen. Transfrau = erwachsenes menschliches Männchen= Mann). Die Bezeichnung Mann ist um einiges eindeutiger als „Transfrau“.

    Wenn wir Männer wieder als solche benennen würden, dann würde sich nicht die Frage stellen, ob sie Lesben sein können.

    „Frau“ muss eine geschützte Kategorie bleiben, die nicht offen ist für Männer.
    Warum?
    Weil es sonst auch keine Frauenrechte mehr gibt.

    Zudem finde ich es besorgniserregend, das das LFT explizit „rechtspopulistische Lesben“ ausschliesst, Männer jedoch nicht.

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