Schlagwort: Jobcenter

Roma: Alltägliche Diskriminierung im öffentlichen Raum?

"Rassismus führt zum Verlust Ihres Mitgefühls."

Dierk Schäfer via Flickr [CC BY 2.0]

Ich möchte der Welt mitteilen, was ich erlebt habe, als ich es gewagt habe, für eine Roma-Frau aus der Slowakei  (ich nenne sie hier mal N.) Arbeitslosengeld beantragen zu wollen.

N. kam nach Deutschland um Arbeit zu suchen, nachdem sie in der Slowakei wegen Unterernährung mit ihrer Tochter ins Krankenhaus gekommen war und ihr infolgedessen das Sorgerecht für ihre Kinder entzogen worden war.

Auf der Suche nach Hilfe für sie haben wir folgendes erlebt:

Als wir (also N., eine Übersetzerin ins Englische und ich, die vom Englischen ins Deutsche übersetzte)  am Freitag das erste Mal zum Jobcenter gingen, gab uns eine unfreundliche Frau den Antrag und einen Termin gleich montags um 8.00. Am Wochenende füllten wir die Anträge aus und machten dann einen entscheidenden Fehler: Wir machten keine Kopie davon. Wir waren pünktlich da und zogen eine Nummer. Als wir dann derselben Frau wieder gegenüber saßen, schimpfte sie uns sofort aus, wieso wir eine Nummer gezogen hätten. Wir sollten uns doch vorne an der Rezeption melden und dann warten, bis wir aufgerufen würden. Sie hätte uns das doch letzte Woche erklärt. Ne. Das hatte sie nicht. Aber egal. Irgendwann wurden wir dann endlich zur Durchlaucht (ich meine die Sachbearbeiterin, die sich so zu fühlen scheint) vorgelassen. Unfreundlich ebenfalls. N. sei ja noch keine 3 Monate hier gemeldet.
Natürlich nicht, sie habe ja auch unter der Brücke geschlafen. Wir kennen sie aber schon länger als 3 Monate und haben erst jetzt die Anmeldung gemacht. Man muss sich schon ein bisschen kennen, bevor man jemand in seinen Wohnraum aufnimmt. Gut, es gab einiges hin und her Diskutiere. Schließlich bat ich sie darum, mir die Ablehnung schriftlich zu geben. Damit war sie sofort einverstanden.

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Agentur von innen: Ein Spiegel in die gesamte Gesellschaft

Agentur für Arbeit - Schild

via Pixabay, Public Domain CC0

Als ich im Oktober 2011 einen Job suchte, dachte ich niemals daran, bei der Agentur für Arbeit beschäftigt sein zu können. Als ehemalige Sozialdemokratin, durchaus auch in sozialpolitischen Position tätig wie Sozialbezirksvorsteherin, also Ehrenbeamtin der Stadt Frankfurt, war ich unmittelbar mit dem Einführen der Agenda 2010 aus der SPD ausgetreten.

Mein Berufsbild bei der Agentur nannte sich „Integrationsberaterin und Vorlesekraft für eine 100% blinden Azubi der Agentur für Arbeit“, den ich in einer eins zu eins Betreuung durch seine Ausbildung bei der Bundesagentur zu begleiten hatte. Meine Aufgaben bezogen sich auf alle Bereiche der Ausbildung, der Besuch der Berufsschule aber auch die Teilnahme an allen Seminaren der Agentur und die Hospitationen im Rahmen der Ausbildung, auch in den JC in Frankfurt.

Eine meiner dringenden Fragen im Vorstellungsgespräch war, ob ich denn „AKTIV“ auch an „Fällen“ arbeiten müsste. Klar und deutlich ließ ich spüren, dass eine solche Tätigkeit für mich nicht in Frage kommen würde, klar sagte ich, dass ich eine Kritikerin von den Agenda-Gesetzen sei. Ohne meine Position zu hinterfragen, bekam ich dies zugesichert, einen befristeten Arbeitsvertrag für zwei Jahre und sonst nichts. Keine Einarbeitung, keinen Ansprechpartner, die Verantwortung für einen blinden Azubi und das war es.

Und dies ist zunächst einmal das erste Merkmal für das Arbeiten im „Inneren“ der Agentur. Durch die Merkwürdigkeiten im Stellenplan wechseln ständig MitarbeiterInnen. KollegInnen vor Ort weigern sich, ständig Menschen neu einzuarbeiten und man spürt immer und stetig die große Unzufriedenheit in der Belegschaft. Es herrscht eine Stimmung von Missgunst und Neid, dies wird bewusst von Vorgesetzten instrumentalisiert, befristet Beschäftigte bekommen vorgegaukelt, dass sie eventuell übernommen würden, wenn diese sehr still und brav alle anfallenden Tätigkeiten verrichten. Ohne nachzufragen versteht sich.

Hierzu ist wichtig zu wissen, dass der öffentliche Dienst der Arbeitgeber ist, der den höchsten Anteil an befristeten MitarbeiterInnen in Deutschland stellt.

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