Das Phänomen Trump – und die (feministischen) Lehren daraus

Die Welt ist aus dem Häuschen. Donald Trump ist der 45. Präsident der USA. Kurzzeitig brach die Börse zusammen, ebenso wie die Einwanderungsseite Kanadas. Auf Twitter, Facebook, im Fernsehen überschlug sich die moralische Empörung, die absolute Entgeisterung. WIE, fragen sie alle, konnte das passieren. Und schon melden sich die ersten Feministinnen zu Wort. Durch die Bank sind sie sich alle einig, die liberalen Feministinnen, die deutschen, die amerikanischen, die Schwarzer-Feministinnen, dass Trump nur deshalb gewonnen hat, weil Hillary eine Frau ist, weil der Frauenhass über die Inhalte gesiegt hat. Es ist einfach, das so zu analysieren, zu sagen, die “angry white men” hätten so entschieden, weil sie eben eine Frau ist. Leider ist es aber falsch, oder zumindest nicht so einfach.

Niemand, oder nur die wenigsten, sahen Trumps Wahlsieg kommen. Alle glaubten, Hillary mache das Rennen, lag sie doch in den Umfragen, in den statistischen Erhebungen vorn. Leise waren die Mahnungen derer, die sagten, dass viele wählen werden, die diese Experten gar nicht auf dem Schirm haben, jene, die bisher noch nie wählten. All die Intellektuellen, die Politiker, die Journalisten, sie prügelten auf Trump ein und auch auf seine Wähler, die sie für schießwütige Rednecks hielten, für “White Trash” und Schlimmeres. Auch die deutschen Medien berichteten so. Innegehalten und zugehört haben ihnen nur die wenigsten, denn, solche wie die können doch nicht darüber bestimmen, wie ein Land regiert wird, das wissen die Eliten, all die Wohlgelehrten so viel besser und sie waren so überzeugt von sich, dass sie glaubten, das Brodeln und Rumoren im eigenen Land wahlweise überhören oder verurteilen zu können, ein Phänomen, das wir bei uns im Spott über die “besorgten Bürger” wieder erkennen. Auch in den USA schämte man sich dieser besorgten Bürger, die so gar nicht weltmännisch daher kommen, denen die Welt und die Globalisierung und die politische Korrektheit und das Klima egal sind, die sich dafür interessieren, wieder Jobs zu haben, Rechnungen bezahlen zu können und Hoffnung zu haben.

Sie sind es, die diese Wahl maßgeblich mitentschieden haben und das so überraschend, dass die Demokraten für diesen Fall überhaupt keine Strategie hatten, wie die plötzlich abgesagte Wahlparty zeigte. Genau wie Al Gore, der im Jahr 2000 mit mehr als einer halben Million Stimmen mehr, dennoch gegen George W. Bush unterlag, konnte Hillary Clinton zwar 167.643 Stimmen (Stand: 16:35 Uhr, es wird noch gezählt) mehr als Donald Trump auf sich vereinen, aber auch ihr gelang es wie Al Gore nicht, ausreichend Wahlmänner und -frauen auf sich zu vereinen. Denn in den USA gewinnt am Ende nicht die Person mit den meisten Stimmen, sondern der-/diejenige, der/die die meisten, bzw. ertragreichsten Staaten für sich gewinnen kann: Wer einen Staat gewinnt, erhält alle Wahlpersonen dieses Staates, die Zahl der Wahlpersonen pro Staat variiiert wiederum je nach Bevölkerungszahl. Die USA sind eine föderale Republik mit einem Präsidialsystem und damit politisch anders strukturiert als beispielweise die Bundesrepublik Deutschland.

Wer sind nun also die knapp 60 Millionen Trump-WählerInnen? Statistiken (Exit Polls) zeigen, dass 63 Prozent der wahlberechtigten weißen Männer und 53 Prozent der weißen Frauen Trump wählten. Trumps Sexismus, seine Ausfälle, hielten die knappe Mehrheit der weißen Frauen also nicht davon ab, ihn zu wählen. Dafür muss es triftige Gründe geben und es ist nicht einfach mit dem im Feminismus gern angeführten “Stockholm-Syndrom” zu erklären, denn von den schwarzen Frauen erhielt Donald Trump beispielsweise nur 4 Prozent der Stimmen, 94 Prozent stimmten für Hillary Clinton. Unter den schwarzen Männern erhielt er zwar nur 8 Prozent, von den Latinos  29% der Stimmen (26% der Latino-Frauen)- was jedoch jeweils die höchste Zustimmungswerte aus diesen Bevölkerungsgruppen für einen republikanischen Kandidaten aller Zeiten bedeutet [zuvor Mitt Romney 2012, 6% / 27%). Die große Mehrheit der Stimmen aus diesen Gruppen jedoch an Hillary Clinton. Viele schwarze und auch hispanische Männer konnten überhaupt nicht  zur Wahl gehen , weil sie vorbestraft sind und/oder im Gefängnis sitzen, denn Straftäter sind vom Wahlrecht ausgeschlossen. Minderheiten sind jedoch nicht überdurchschnittlich kriminell, sondern Ausdruck einer wachsenden Gefängnisindustrie, in dem soziale Probleme durch Masseninhaftierungen wegverwaltet statt gelöst werden.
Von 330 Millionen US-Amerikanern waren bei dieser Wahl nur 200 wahlberechtigt, und innerhalb dieser 200 Millionen gibt es im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung eine deutliche Verzerrung aus den oben genannten Gründen. Wenn man diese Wahlentscheidung auf einfache Erklärungen herunterbrechen möchte, dann ist sie in erster Linie eine rassistisch geprägte, die die großen Mängel der Demokratie aufzeigt. Das weiße Amerika hat gewählt, aber eben das “falsche” weiße Amerika, das der Armen und Hoffnungslosen, der Arbeitslosen und der Veteranen, das der Rassisten und Waffennarren.

Betrachtet man bei der jüngsten US-Wahl, wo die größten Differenzen in den Prioritäten der Wähler liegen, dann erkennt man, dass das vor allem bei den Themen Wirtschaft und Einwanderung war. Trump versprach den abgehängten Stahl- und Kohlearbeitern des Rust Belts neue Jobs, Hillary Clinton sprach von sauberer Luft. Und genau hier zeigt sich, wer oder was diese Wahl eigentlich entschieden hat und welche fatale Signalwirkung davon auch für uns ausgeht. Die soziale Spaltung in den USA wurde in den letzten Dekaden durch neoliberale Politik immer weiter vorangetrieben, Armut und Arbeitslosigkeit wuchsen, und immer mehr haben das Gefühl, nicht mehr nur kein Teil des amerikanischen Traums mehr zu sein, sondern von einer ignoranten Politikerelite einfach vergessen worden zu sein. Hillary Clinton ist Teil eben dieser Elite, des “Establishments” und deshalb war sie für viele dieser Menschen schlicht nicht wählbar. Wer Arbeitslosen saubere Luft verspricht, ist nicht nur ignorant, sondern zynisch. Die Demokraten hätten diese Wahl gewinnen können, wenn sie in ihrer Wahlkampfstrategie mehr darauf gehört hätten, was die “unten”, die eher Ungebildeten, die Einkommensschwachen zu sagen haben. Bernie Sanders hörte ihnen zu, er hatte und hat großen Rückhalt. Die Demokraten setzten auf Altbewährtes – auf Hillary Clinton, weil auch bei ihnen die Angst vor dem Schreckgespenst des Sozialismus, unter den für viele auch das System Deutschlands fällt, zu groß ist und sie es in Bernie Sanders versinnbildlicht sahen. Dabei übersahen sie, dass Trump, der Kapitalist, der Millardär, durch seine Rhetorik für viele “unten” längst zu einem von ihnen geworden war, eben weil er sich nicht um politische Korrektheit scherte und damit den weißen Arbeitern aus dem Herzen sprach. Sie fühlen sich nicht nur abgehängt, sie fühlen sich auch moralisch bevormundet, ein Gefühl, das sie mit den deutschen Wutbürgern teilen und das wir mit Ausblick auf die deutschen Wahlen 2017 sehr aufmerksam zu Kenntnis nehmen sollten.

Das ist aber nur ein Teil der Erklärung. Schaut man sich noch einmal die Exit Polls an, dann stellt man auch fest, dass Hillary Clinton noch immer eine Mehrheit fand bei den Menschen bis 50.000 Dollar Jahreseinkommen, Donald Trump lag hingegen bei allen Einkommensgruppen ab 50.000 Dollar knapp vorne. Rund zwei Drittel waren weiße Männer ohne College-Abschluss, aber eben auch 54% der weißen Männer mit College-Abschluss unterstützten Trump. Es ist also anzunehmen, dass es sich also weniger um ungebildete, dumme Männer handelt, die für solche Positionen ansprechbar sind, sondern vielmehr eine sich von Abstieg bedroht gesehene Mittelschicht, sowie ein auch in höheren Einkommensklassen vorhandener Nützlichkeitsrassismus auf Zustimmung trifft. Über die Verkürzungen in der deutschen PEGIDA/AfD-Debatte und das Phänomen der “rohen Bürgerlichkeit” haben wir bereits in der Vergangenheit hingewiesen.

Wenig Beachtung in den Analysen zu den USA findet häufig auch die starke Stadt-Land-Differenz. Der Autor und Satiriker David Wong veröffentlichte Mitte Oktober einen äußerst anschaulichen und kurzweiligen Text, in dem er analysierte warum eine extreme Polarisierung in den USA traditionell zwischen den ländlichen und den Metropolregionen verläuft. Er, der selbst “vom Land” kommt und heute in der Stadt wohnt, veranschaulichte wie 62% der (überwiegend liberalen) amerikanischen Bevölkerung zwar nur rund 4% der gesamten Landmasse der USA in den großen Städten bevölkern, aber dennoch der Maßstab für die amerikanische Populärkultur und das Selbstverständnis sind:

The whole goddamned world revolves around them. Every TV show is about LA or New York, maybe with some Chicago or Baltimore thrown in. When they did make a show about us, we were jokes — either wide-eyed, naive fluffballs (Parks And Recreation, and before that, Newhart) or filthy murderous mutants (True Detective, and before that, Deliverance). You could feel the arrogance from hundreds of miles away. “Nothing that happens outside the city matters!” they say at their cocktail parties, blissfully unaware of where their food is grown. Hey, remember when Hurricane Katrina hit New Orleans? Kind of weird that a big hurricane hundreds of miles across managed to snipe one specific city and avoid everything else. To watch the news (or the multiple movies and TV shows about it), you’d barely hear about how the storm utterly steamrolled rural Mississippi, killing 238 people and doing an astounding $125 billion in damage. But who cares about those people, right? What’s newsworthy about a bunch of toothless hillbillies crying over a flattened trailer? New Orleans is culturally important. It matters. To those ignored, suffering people, Donald Trump is a brick chucked through the window of the elites. “Are you assholes listening now?

Rassismus blüht im Windschatten des Verteilungskampfes und wer ihn bekämpfen will, der muss endlich zur Kenntnis nehmen, dass die Wut und die Ängste der Menschen, die sich immer mehr ausgeschlossen fühlen und die immer schon zu wenig hatten und immer weniger haben, oder jene die sich von sozialem Abstieg bedroht sehen, nicht kleiner wird, wenn man ihnen einredet, dass an ihren existenziellen Sorgen nicht die Einwanderer oder Flüchtlinge schuld sind, sondern sie selbst. Anstatt klar zu machen, dass nicht die Einwanderer oder Flüchtlinge die Verteilung organisieren, sondern die politischen Eliten und dass sich der Zorn folgerichtig gegen letztere und nicht erstere richten sollte.
Das versäumen die Medien, weil es zu viel gesellschaftliches Sprengpotenzial liefert, ja, den Status Quo unseres Systems in Frage stellt. Stattdessen wird mahnend der Zeigefinger gehoben, weil der Rassimus der Abgehängten das Bild der gesamten USA rsp. Deutschland beschmutzt, die Probleme der Abgehängten oder Abstiegsängstigen hingegen bequem weiter als das Problem der Betroffenen relativiert werden kann, ganz nach dem Motto: Seid doch bitte politisch korrekt und möglichst leise arm, damit wir Nichtbetroffenen uns weiter in unserer moralischen Selbstgefälligkeit suhlen können.

Eine Klassenanalyse allein erklärt den Trump-Erfolg also nicht, wie so oft sind gesellschaftliche Phänomene eher komplex, als einfach gestrickt. Und selbstverständlich: Viele seiner UnterstützerInnen identifizieren sich mit seinem unverhohlenen Sexismus: Sie als Teil der weißen Elite wollen sich nicht von einer Frau repräsentieren lassen. Wo also der Klassen- und Rassenunterschied wegfällt, bleibt die Misogynie. Jene die fragen “Wie kann man denn so einen ungehobelten, vulgären und übergiffigen Frauenhasser in ein solch wichtiges Amt heben?” sollten verstehen, dass Trump von vielen seiner AnhängerInnen, nicht TROTZ seines Frauenhasses gewählt wurde, sondern gerade OB seines Sexismus. Ist es überraschend, dass sich mit der allgegenwärtigen Sexindustrie groß gewordene Männer nicht darüber echauffieren, dass jemand im echten Leben die gleiche Respektlosigkeit und Anspruchshaltung gegenüber Frauen an den Tag legt, wie sie im von klein auf als Vorbild aufgezeigt wird? Können wir uns nicht vorstellen, dass viele Männer Trump gerade dafür bewundern? Könnte es nicht sein, dass einige vor ihren Fernsehern sitzen und sich wünschen, sie könnten sich genauso aufführen und sich einfach nehmen was sie wollen? Und wundert es uns wirklich, dass Dutzende von Frauen, die von Vergewaltigung, sexueller Belästigung und Begrapschen berichten, nicht ernst genommen werden, sondern deren Aussagen als Wahlbeeinflussungsmanöver abgetan werden? Uns ist doch bewusst, dass Frauen grundsätzlich nicht geglaubt wird, und je einflussreicher und beliebter (wenn auch nur in Teilen der Bevölkerung) jemand ist, doch umso weniger… Und ja, auch unter den männlichen Bernie Sanders-Unterstützern waren sexistische Abwertungen von Hillary Clinton nicht wenig verbreitet, weshalb man diese auch “Brocialists” nannte.

Trump machte mit unendlich vielen rassistischen und sexistischen Bemerkungen auf sich aufmerksam. Wie die Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Wehling aufzeigte, benutzte er zahlreiche rhetorische Methoden, die selbst auf Menschen, die ihm inhaltlich nicht zustimmen, manipulativ wirken: Er verwendet Worte der basic level cognition, arbeitete mit Wiederholungen, erzeugte Gefühle durch Sprachbilder.

Sehr verständlich war und ist die Angst vor einem Präsidenten Trump: Er strahlt Narzissmus und Soziopathie aus und seine treue Anhängerschaft wirkt verbal sowie in konkreter Tat außer Rand und Band. Abwertung, Hass und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, wie wir sie hierzulande aus Reihen von PEGIDA und Co. kennen kennzeichnen seine Bewegung.

Viele Feministinnen riefen deshalb dazu auf, Hillary Clinton zu wählen, um ihn zu verhindern. Das ist absolut nachvollziehbar. Viele unserer MitstreiterInnen haben selbst sexuelle Gewalt erlebt und es ist nachvollziehbar, dass Trumps gesamtes Auftreten auf Betroffene mitunter triggernd und retraumatisierend wirkt,  wie die Therapeutin Kristen Slesar auch aus ihrer Praxis berichtete. Die Angst, dass eine solche Person eines der einflussreichsten politischen Ämter erlangen könnte / erlangt hat, ist nicht nur nachvollziehbar, sondern auch berechtigt. Ein Werben für WählerInnenstimmen zu seiner Verhinderung ist in keinster Weise zu kritisieren.

Schon sehr früh wurden jedoch alle FeministInnen hart dafür attackiert, wenn sie äußerten der “Kleinere Übel”-Politik nicht nachzugeben, sondern von ihrem Stimmrecht in einer Weise Gebrauch zu machen, wie sie es persönlich für vertretbar hielten, zum Beispiel durch eine Stimmabgabe für eine “dritte Partei” (third party vote)

Als Gründe gegen Hillary Clinton wurden aus feministischer Sicht u.a. vorgebracht:

  • Die Unterstützung Hillary Clintons für die Wohlfahrtsstaatsreform aus dem Jahr 1996 (Personal Responsibility and Work Opportunity Act): Sozusagen der amerikanische Vorläufer der deutschen “Hartz IV”-Politik, die viele Menschen, insbesondere Frauen, in die Armut trieb, und dazu führte, dass viele ehemalige Demokraten-WählerInnen sich von der Partei abwandten. Nicht zuletzt sind die Auswirkungen dieser neoliberalen Politik für die obenbenannten Existenzängste in Teilen der Bevölkerung verantwortlich.
  • Ihre Zustimmung zu zahlreichen Kriegseinsätzen in ihrer Zeit als Außenministerin, aufgrund derer sie von vielen nicht zu Unrecht als “Kriegstreiberin” bezeichnet wurde. Kriege sind nie positiv für Frauen, sondern haben immer weitreichende Konsequenzen und gehen einher mit (insbesondere sexueller) Gewalt gegen Frauen
  • Die Haiti-Politik von sowohl Bill als auch Hillary Clinton, sowie der Clinton Foundation, die sehr viel Leid für die haitianische Bevölkerung mit sich brachte.
  • Ihre Rolle in Bezug auf die serielle sexuelle Gewalt ihres Ehemanns (“Enabling”, Bedrohung von mutmaßlichen Opfern) und ihre Verteidigung eines Kindes-Vergewaltigers als junge Rechtsanwältin (wir schrieben darüber)
  • Keine Positionierung und Nichtbeantwortung von Presseanfragen zu der Kampagne “Hookers for Hillary” und die Wahlunterstützung des Bordellbetreibers Dennis Hof aus Nevada, sowie die 7-Million-Dollar Unterstützung des Lobbyisten für eine Dekriminalisierung der Sexindustrie George Soros an die Clinton Kampagne, die zu der Sorge führte, sie könnte zur Vollstreckerin seiner Pro Sexwork-Agenda werden.

Die Versagung der Unterstützung Hillary Clintons wurde von vielen Feministinnen als “antifeministisch” oder “sexistisch” gebrandmarkt. Man warf Mitstreiterinnen vor sie seien unsolidarisch, hätten Frauenhass internalisiert (“Warum hasst ihr Frauen so?”) und seien “puristisch”. Nicht zur Kenntnis genommen wird, dass die Bewertung von Hillary Clinton unter Feministinnen reicht von “einer Kämpferin für Frauenrechte” mit viel Kompetenz und Intgrität, über “sicherlich nicht feminsitisch, aber allemal besser als Trump” bis hin zu “playing the boys game and playing it well” – als Kollaborateurin patriachaler Herrschaftsstrukturen.

Jene, die also darauf hinwiesen, dass Hillary aus feministischer Sicht keine unproblematische Kandidatin ist, werden jetzt dafür verantwortlich gemacht, dass Trump gewählt wurde. Diese Gender/Identity-Politics-Karte wurde schon sehr früh auch von der Clinton-Kampagne selbst gespielt: Sie sollte und wollte von Frauen gewählt werden, weil sie eine Frau ist und viele Feministinnen, und zwar nicht nur liberale Feministinnen, sondern auch zahlreiche radikalfeministische Feministinnen, sprangen auf diesen Zug auf. Dem liegt jedoch der (sexistische) Irrglaube zugrunde, dass Politik, die von Frauen gemacht wird, automatisch frauenfreundlicher ist, als Politik die von Männern gemacht wird. Ähnliche Argumentationen erleben wir derzeit in Bezug auf die Wahl eines neuen / einer ersten Bundespräsidentin.

Es handelt sich um jenen liberalfeministischen Wunschtraum, dass ausreichend Frauen im System das System verändern werden, dass Politik dann automatisch feministischer wird. Weggewischt werden die Stimmen von jenen Frauen, die Teil dieses Apparats sind und waren, die von einem enormen Anpassungsdruck sprechen und der Notwendigkeit, die Männer zu übertrumpfen, durch Härte, durch Rücksichtslosigkeit, um überhaupt respektiert und akzeptiert zu werden und den Weg nach ganz oben zu schaffen. Einer Angela Merkel wird ihre (vermeintlich) weiche Fassade gerne abgenommen, vergessen ihr Ruf als “Ministerkillerin” in Anbetracht der zahlreichen Minister, die keine einzige Amtszeit an ihrer Seite (politisch) überlebt haben: Nach außen gelingt es Deutschland als Land darzustellen, dass mehr als einer Million Geflüchteten einen sicheren Hafen bietet, nach innen wird gnadenlos nach Nützlichkeit selektiert (Stichwort Fachkräftemangel), Staaten in denen Krieg tobt werden als “sichere Herkunftsstaaten” definiert, Massenabschiebungen durchgeführt. War die erste weibliche Bundeskanzlerin für uns Frauen der große Wurf? Hat sie Deutschland feministischer gemacht? Die Frage kann jede für sich selbst beantworten. Ist es unter Radikalfeministinnen noch erlaubt zu konstatieren, dass wir kein Stück von diesem vergifteten Kuchen möchten und nicht zu Kompromissen gedrängt werden zu wollen, die wir nicht mit unseren Grundwerten vereinbaren können?

Gilt es nicht eher als Feministinnen gemeinsam zu analysieren, Strategien zu entwickeln und unterschiedliche Entscheidungen in einem System, welches wir kritisieren, zu akzeptieren? Ist es sinnvoll uns gegenseitig den schwarzen Peter zuzuschieben, oder wäre es nicht zielführender Erklärungen dafür zu finden, warum so viele (weiße) Frauen (und Männer) Trump gewählt haben? Wen sollte der (nachvollziehbare) Frust treffen? Müssen wir nicht die Rolle von Frauen im System genau hinterfragen anstatt jegliche kritische Bemerkung als “character assassination” (Rufmord) abzutun?

Was also nun? Große Ratlosigkeit breitet sich aus. Die ersten Staatschef und Vertreter der Parteien treten jetzt vor die Kameras und erklären, wie sie sich verhalten werden, versuchen zu beruhigen, wo sie vorher doch die Ängste vor Trump erst schürten. Trump, der seine Meinung zu zahlreichen Themen im Laufe des über einjährigen Wahlkampfs schneller änderte als andere ihre Unterhosen, scheint unberechenbar und unvorhersagbar. So vertrat er im Frühjahr des Jahres innerhalb von drei Tagen fünf verschiedene Positionen zum Thema Abtreibung, einem Thema, welches für FeministInnen eminent wichtig ist. Wird er sich die eigentlich republikanische Position zu eigen machen, dass Gesetze diesbezüglich Angelegenheit der einzelnen Staaten sind, oder werden er und die Republikaner ihre neugewonnene Macht, sowohl den Präsidenten, als auch die Mehrheit in Senat und Kongress zu stellen, dazu nutzen national das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch ein wenig oder gnadenlos einzuschränken? Trump unterzeichnete eine Selbstverpflichtung gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern, Kinder”pornographie” und Pornographie im Netz im allgemeinen. Können wir ihm das angesichts seines offen zur Schau getragenen Sexismus und gegen ihn gerichteten sexuelle Belästigungs-, Vergewaltigungs- Pädokriminalitätsvorwürfen wirklich abnehmen? Führt Trumps eher russlandfreundliche Haltung und Ansage sich aus außeramerikanischen Konflikten heraushalten zu wollen zu einer Entspannung in der Weltpolitik oder hat er die Hand schneller am Atomknopf als wir es erahnen können? Ein Präsident Trump gleicht einem politischen Vabanque-Spiel.

Zweifellos: Trumps Sieg war kein Sieg für dem Feminismus. Der Gedanke diese Person (mindestens) vier Jahre ertragen zu müssen ist furchtbar. Die Gefahr, die von einer Trump-Präsidentschaft für Frauen und ethnische Minderheiten ausgeht ist real. Trumps Sieg ist für viele eine Niederlage, darüber besteht unter Feministinnen weitgehend Konsens. Der Dissenz besteht mehr oder weniger darüber ob es etwas zu gewinnen gab, oder ob es sich um eine Wahl zwischen Pest und Cholera handelte, und eine Niederlage – wie auch immer – vorprogrammiert war.  Feministinnen vorzuwerfen sie seien Trump-Unterstützerinnen, wenn sie sich einer Wahl von Hillary Clinton verweiger(te)n ist unredlich.

Für uns als Deutsche stellt sich die drängende Frage welche Lehren wir aus seinem Sieg für Deutschland ziehen können und werden – denn Schadenfreude und Überheblichkeit über die “dummen und intellektuell minderbemittelten AmerikanerInnen” kann uns leider schon im nächsten Jahr bei der Bundestagswahl durch ein zu erwartendes gutes Abschneiden der AfD im Halse stecken bleiben.

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13 Kommentare

  1. Danke für den schnellen, ausführlichen und analytischen Kommentar. Ich drucke ihn mir aus und lege ihn auf dem Nachttisch. Darf ich 2 Fragen stellen, um Lektionen für uns in Europa herauszuziehen, bitte?
    1. “Von 330 Millionen US-Amerikanern waren bei dieser Wahl nur 200 wahlberechtigt” Wie setzen sich diese 130 Millionen (39%? ) zusammen?
    2. Es gibt eine Menge Parallele mit dem Brexit Votum, wobei die EU-Establishment als elitär dargestellt wird (und ist), obwohl sie in der Vergangenheit viel für Frauenrechte, Arbeitsplatz-Rechte usw getan hat. Habt iht es überlegt, die Lektionen aus Trump+Brexit zusammenzuziehen?

  2. Hanna Dahlberg

    Hallo Peter, die Quelle mit Erläuterung für die Wahlberechtigten ist diese hier. Ich füge es mal noch in den Text ein.
    Brexit sollte man sich in jedem Fall auch nochmal anschauen – habe ich persönlich noch nicht die Zeit für gefunden. Aber absolut berechtigter Hinweis.

    Viel Spass bei der Nachtlektüre 😉

  3. Zu schön wäre es ja gewesen, wenn die 1. Präsidentin der Vereinigten Staaten auch eine wählbare gewesen wäre. So muss man denn fast dankbar sein für diesen menschenverachtenden Narziss, der uns vor schlimmerem bewahrt hat (vorerst). Frau Clinton hat nicht umsonst schon auf Twitter mit dem bedenkenlosen Einsatz von Nuklearwaffen ihrerseits gedroht. Wir wären schneller in einen Krieg oder zumindest eine für uns sehr ungesunde Situation gegen Russland verwickelt gewesen, als wir bis dorthin überhaupt uns hätten vorstellen können. Auch die stupide Reaktion unserer Regierung und ihrer Mainstream-Medien-Lakaien zeigt, dass sie mit der Situation nicht gerechnet haben und langsam erfassen, dass ihnen dieses selbst drohen könnte nächstes Jahr, wenn die verblendeten Wutbürger entsprechend wählen. Sie waren doch so siegessicher, dass in Europa mit Einführung von CETA, TTIP und TISA die Demokratie endgültig abgeschafft und sie sich somit für nichts mehr was danach passiert rechtfertigen hätten müssen.

  4. Bei allen genannten Mängeln von Frau Clinton, Sie ist eine Frau und zwar eine, die genau weiß, was es bedeutet, neben einem erfolgreichen Mann zu leben mit allen Schikanen, die solchen Beziehungen innewohnen. Was die Wirkung Trumps auf die Verlust- und Versagensängste der von der Wirtschaftskrise Gebeutelten ist sicherlich richtig, dennoch spielt es meiner Meinung nach auch eine Rolle, das Frau Clinton dieselben Probleme der normalen Frauen hat und diese sich nun mal in Ihr “Schicksal” dreingefügt haben.
    Sie wollen nicht daran erinnert werden, Sie wollen nichts daran ändern weil Ihr Soziales Leben daran hängt. Schauen wir uns die Frauen aus Osteuropa an. Sie kommen aus Staaten, die einfach größere Probleme haben. Sie wollen nicht kämpfen, sie wollen einfach nur ein gutes Leben. Das ist so etwas wie Patriarchat völlig egal. Hauptsache Sie haben das Gefühl Sie können die Sache steuern und dürfen in einem Einfamilienhaus wohnen. Das das jetzt zu simpel ist ist mir auch klar, in der Kürze liegt die Würze. Denen ist völlig egal, die vermieten sogar Ihre Computer an diverse Firmen im Internet, so das diese Ihre Geschäfte darüber erledigen können. Hauptsache das Geld fließt und sie können sich Ihre teuren Talismane leisten. O-Ton einer Litauerin “Überall werden immer nur schlechte Geschichten erzählt. Ich finde das schlimm. Warum kann man nicht mal gute schöne Geschichten erzählen.”
    Ok, und solche Frauen gibt es auch in Deutschland unter Deutschen. Sie unterstützen Ihre Männer, egal was diese machen. Und die Rolle, die Bernie Sanders gespielt hat, ist auch zu erwähnen. Ich denke das er einen großen Anteil daran hat, das Trump gewählt wurde. Ich denke schon das Frauenhass eine gespielt hat.

  5. Hanna Dahlberg

    Oh ich hab selbst viele widerliche sexistische Posts von Bernie Sanders-Supportern gesehen…

  6. Hallo Hanna, danke für die Einfügung des Links zum Artikel der “Zeit”, der die Anzahl von 200 Millionen wahlberechtigten Menschen vorlegt. Ich hab ein wenig weiter recherchiert, der Volkszählungsschätzung 2014 (http://factfinder.census.gov/faces/tableservices/jsf/pages/productview.xhtml?pid=ACS_14_5YR_DP05&src=pt) zufolge waren 23,5% der Bevölkerung d.h. 77,6 Millionen Menschen (unter 330 Millionen) zu jung, um an einer Wahl teilzunehmen. Deswegen muss 20,8% der volljährigen Bevölkerung kein Wahlrecht haben ((330-77,6-200)/(330-77,6))….unglaubig!

    Inzwischen habe ich deinen Artikel wiederlesen, Hut ab?. Dass 53% weißer Frauen Trump gewählt hat, wird auf https://www.theguardian.com/us-news/2016/nov/10/white-women-donald-trump-victory diskutiert: “White women without a college degree supported Trump over Hillary Clinton by nearly a two to one margin. White women with a college degree were more evenly divided, with 45% supporting Trump, compared with 51% supporting Clinton. (Quelle: CNN exit polls.)”.

    Mein Fazit: Wir (Leser_innen vom diesem und ähnlichen Blogs) sind nicht diejenigen, die überzeugt werden müssen, sondern all die anderen (älteren, auf dem Land wohnenden, sich als bedroht fühlenden,…) . Es kommt auf jede_n an, sich mit Verwandten, Kolleg_innen usw zu engagieren und konkrete Gegenbeispiele vorzulegen und dadurch unsere Werte zu verteidigen. Ich verliere lieber ein paar “Freund_innen” durch einen Streit als akzeptiere den Vormarsch dieser frauen- und minderheiten-feindlichen Ideologie. Danke für den Beitrag dieses Blogs!

  7. Eine sehr gute Analyse. Wirklich. Ganz im Gegensatz zu den meisten Anderen.

    Es gibt Probleme und die kleinen Leute haben das Gefühl das gerade die politische Linke sich nicht mehr um “ihre” Leute kümmert und keine Antworten mehr auf die Fragen hat die den Bürger bewegt.

    Der Sieg von Trum und das Erstarken von rechten Parteien hat meiner Meinung nach mehr mit dem Versagen der Linken zu tun.

    Wird es ein Umdenken geben?

    Liebe Grüße

  8. Eigentlich war dieser Wahlausgang abzusehen. Tatsächlich sind sowohl die Amerikaner und die Europäer ziemlich politikverdrossen und müde. Sie wollen eine schnelle und “laute” Lösung ; und zwar für die Probleme im eigenen Land und nicht global. In der Krise und in der Not kümmert man sich erfahrungsgemäss zuerst um sich selbst und das eigene Land. Die gut gemeinten Programme, TTIP und Globalisierung müssen hinten anstehen. Auch wurden viele Bürger genau wegen dieser Programme, der Auslagerung der Arbeit, der riesigen Verschuldung und Bankenkrisen mit in den Abgrund gerissen und viele verloren alles Vermögen und verarmten. Kein Wunder wollen sie jetzt wieder einen sog. “MANN” der Taten, statt eine kluge Frau der Worte. Donald Trump wird jedoch nicht schalten und walten können, wie er nur gerade will und auch bei ihm wird sich mächtig Widerstand aufbauen, wenn er “zu weit” geht. Die Menschen lassen sich nicht mehr einfach alles gefallen.
    Es ist zu hoffen, dass die Kräfte sich gegenseitig ausbalancieren. Ausserdem hat ja die Geschichte gezeigt, dass auf jeden Pendelausschlag das Pendel wieder auf die andere Seite schwingt. Ich denke Donald Trump wird schneller “auf die Welt kommen” als ihm lieb ist.

  9. nur nebenbei : es wird immer noch ausgezählt. z.zt. geht der popular vote an die 3 mio-marke für HRC.
    das ändert nichts am system des EC. (das wurde von weissen männern und sklavenhaltern installiert.)
    um dieses EC-system zu ändern bedarf es keines amendment der usa-constitution. tatsächlich können dies die jeweiligen bundesstaaten ändern. (et tu CA)
    hier ein kommentar – englisch :
    https://www.democracynow.org/2016/11/30/lawrence_lessig_the_electoral_college_is
    meine analyse : dies wird am 19.12. nicht sein, da die mehrheit des EC aus “professionellen” Reps besteht.
    (“hoffnung ist keine strategie”)

    1. grundregel des patriachats/kyriarchie : frauen für das verantwortlich zu machen, was männer tun/verbrechen.
    HRC wurde *verteufelt* – #BerntheWitch, “TrumpHer”, “CorruptKillary” etc.

    (dld.-westeuropäische brille abnehm und usa-brille-aufsetz.
    psa : habe die usa seit 1978 bereist und u.a. mehrere jahre in GA gelebt.)
    meine beobachtungen, recherchen und analyse/n, warum DT erfolg hatte, würden den rahmen eines kommentars sprengen.
    nur kurz : es ging um nostalgie und emotionen (MAGA = Make America *white male* Again sowie DT = America First – historisch belegt und bedingt, und dementsprechend verstanden) – nicht um politik und fakten.
    diese emotionen (*alt-right* = white supremacy) wurden (im vorfeld und jahrelang) konsequent und systematisch geschürt/bestärkt durch u.a. Brietbarf (Steve Bannon !), FB-fake news, white-propaganda, miss-information.

    vgl. http://michaelmoore.com/trumpwillwin/

    “Right Wing Women” von Andrea Dworkin (im web als pdf) sowie patriachales stockholm-syndrom (weisse frauen im zuammenhang mit white male supremacy/America First faschismus. frauen wie Tomi Lahren sind dabei mittel-zum-zweck)
    (das St.Syn. betrifft auch WoC, jedoch intersektionell anders.
    vgl. misogynoir = misogynie PLUS rassismus)
    merke : *wir* sind alle working-class/arbeitnehmerInnen; es sei denn, sie besitzt die fabrik/arbeitsmittel. alles andere ist patriachale und anti-soziale (sog. neoliberale) kapitalistische strategie des Teile-und-Herrsche.
    (agenda 2010 und hartz4 = austerität in dld.)

    welche lehren können *wir* ziehen ?
    ich werde mich mehr/bewusster informieren – und dabei meine ich keine ÖR-MSM-medien (msm=male-stream-media), obwohl ich weiss, was so en-passant in dld. “abgeht”.
    sog. medien-kompetenz kostet lebens-zeit, die ich in mich “investiere”.
    (vgl. prinzip/system der Overton Window : warum sprechen u.a. in dt.-ÖR talkshows/interviews AeffDlerInnen gleichberechtigt mit u.a. sog. etablierten politikerInnen/journalistInnen ? = normalisierung der dt. alt-right/extremistInnen. vulgo *populisten*)
    radfem-stimmen im dt. web kenne ich ausser *hier* keine …

    angefangen habe ich bei twitter-frauen und u.a. dies gefunden – englisch inkl. timeline wahlen 2017 :
    https://medium.com/this-political-woman/introducing-post-trump-europe-4ec343d51b5#.mldi01hij
    sowie :
    http://www.dreamdeferred.org.uk/2016/04/fascism-and-the-far-right-in-europe-country-by-country-guide-part-one/

  10. “Es gibt Probleme und die kleinen Leute haben das Gefühl das gerade die politische Linke sich nicht mehr um „ihre“ Leute kümmert und keine Antworten mehr auf die Fragen hat die den Bürger bewegt. Der Sieg von Trum und das Erstarken von rechten Parteien hat meiner Meinung nach mehr mit dem Versagen der Linken zu tun.”

    Das kommt daher dass der Rechtsruck auch vor der Linken nicht haltgemacht hat. Die Linke besteht fast nur mehr aus Bobos, die Heirat, Kinderkriegen und ein Einfamilienhaus mit Auto(s) in der Garage anstreben wie alle anderen Normalospiesser auch. Die Umsetzung ambitionierter Visionen geht da natürlich den Bach runter.

  11. Dieser Aufsatz war einer der besten, die ich zum Phänomen “Trump und wer ihn wählte” bisher gelesen habe. Um so erstaunlicher finde ich, dass er schon am 9.11. fertig war. Die feministischen Aspekte kamen mir aber zu kurz. Zu schnell wurde mir im Wahlkampf ein sexualisiertes Verhalten als “sexistisch” bezeichnet. Das passiert inzwischen auch in Deutschland.

    Aber auch Frauen können sexualisiert miteinander scherzen, auf Verkaufspartys für Sexspielzeug geht es wohl ähnlich zu wie mit Trump im Fernsehbus. “Sexistisch” verdient nur genannt zu werden, was ein Geschlecht grundsätzlich besser bewertet als ein anderes oder z.B. herrschende und dienende Geschlechterrollen vorsieht.

    Dafür könnten die Beschuldigungen von Übergriffen, die keine Rücksicht auf entgegenstehenden Willen nahmen, Anzeichen sein, nicht aber seine “Pussy”-Äußerung, mit der der Sexismus-Vorwurf meist begründet wurde.

    Welche Positionierung zu der Kampagne „Hookers for Hillary“ und zur Dekriminalisierung der Sexindustrie wäre denn feministisch korrekt gewesen, und wäre eine feministisch unkorrekte Positionierung schon ein Beweis für Sexismus?

    Ich meine, man kann Sexismus ablehnen und bestimmtes sexualisiertes Verhalten und die “Pussy”-Äußerung nicht schlimm finden. Was ich aber nicht begreife, ist wie prüde religiöse Einstellungen (Abstinenzunterricht gegen Teenagerschwangerschaften usw.) zur Wahl Trumps passen. Was ging in solchen WählerInnen vor? Der Aufsatz beantwortet gerade das aber nicht.

    Auch scheint mir niemand auf die Doppelmoral hinzuweisen, die mit dem Sexting-Skandal Anthony Weiners deutlich wurde. Der damalige Ehemann einer wichtigen Clinton-Mitarbeiterin sollte als Grund taugen, Clinton nicht zu wählen. Eine Begründung um zwei Ecken von AnhängerInnen eines Kandidaten, der sich sogar selbst ähnlich aufdrängte.

  12. Hanna Dahlberg

    Hallo Norbert, schau doch mal in den aktuellen Artikel. Da wird nochmal aufgedröselt warum das Sexismus-Argument für Trump sehr wohl trägt.

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