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Von einer, die auszog, ein TERF zu werden

Women of the world unite

Steve Rainwater via Flickr [CC BY-SA 2.0]

Ein Gastbeitrag von Janelle

Wie viele TERFs (Tediously Explaining Real Facts) habe auch ich einmal ganz klein als Trans*unterstützerIn angefangen. Mehr Frauen, mehr Feministinnen, mehr Unterstützung für die gute Sache, dachte ich damals.

Ich ging zu Trans*-Support-Events, trug bei zu der guten Sache und wollte der am meisten unterdrückten Gruppe gerne behilflich sein. Helfen – prima! Das können wir Frauen.

Rückwirkend erinnert es mich an ein Ereignis aus Kindertagen, bei dem ein Junge mich überzeugte ihm bei seinen Schulaufgaben zu helfen und er mir dann bei meinen. Besagter Junge ließ mich nach meinem Arbeitsanteil dann im Regen stehen.

Als weltoffene, tolerante cis Frau (inzwischen lehne ich den Begriff „cis“ rundheraus ab) nahm ich schnell das notwendige Vokabular an und übersah – trotz komischen Bauchgefühls – die vielen kleinen und großen Momente, die mich zweifeln ließen, ob das alles so prima und golden-rosa ist. Es gibt nicht nur ein Geschlecht, sondern viele. Alle mit entsprechenden Pronomen. Alle passen sich an die 1001 Befindlichkeiten an, die diese empfindlichen selbstmordgefährdeten Geschöpfe so haben. Letzteres ist eine Selbstzuschreibung, die immer wieder bei Diskussionen ins Feld geführt wird. Die Studie, auf die sich die sehr hohe Zahl bezieht, ist umstritten. Ich fing an, auf Körpersprache und Redebeiträge zu achten. Diese neuen Frauen verhielten sich zwar etwas subtiler als ein Top-Manager (zumindest meistens), aber doch recht eindeutig wie Männer.

Das Tabu wurde für mich immer offensichtlicher. Wieso durfte darüber nicht gesprochen werden?

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Feminismus in Zeiten der Austerität

End Patriarchy

istolethetv via Flickr, [CC BY 2.0]

Karen Ingala Smith (KIS, auf dem Bild) ist die Vorstizende von nia, einer Wohltätigkeitsorganisation mit einem feministischen Ethos, die Frauen mit sexueller und häuslicher Gewalterfahrung unterstützt. In diesem Interview mit Socialist Resistance (SR) geht es um männliche Gewalt gegen Frauen, die Auswirkungen der Austerität auf Unterstützungsprojekte für Frauen und die Wichtigkeiten von Räumen ausschließlich für Frauen.

SR: Du betreibst den Blog „Counting Dead Women„. Tödliche, männliche Gewalt ist wahrscheinlich der am leichtesten zu messende Indikator von Gewalt gegen Frauen. Wie groß sind die Ausmaße dieses Problems gemessen an offiziellen Daten und deiner Kenntnis zum Thema?

KIS: Ich habe mit dem Zählen der ermordeten Frauen Anfang 2012 angefangen, als 8 Frauen in Großbritannien in den ersten drei Tagen des Jahres ermordet wurden. Ich war frustriert, weil keine Schlüsse gezogen wurden und die systematische männliche Gewalt gegen Frauen ignoriert wurde. Als ich einmal angefangen hatte zu zählen, konnte ich nicht mehr aufhören, zum einen, weil ich durch dieses Dokumentieren Dinge gelernt habe, die nicht in offiziellen Statistiken zu finden sind. Außerdem nehmen diese offiziellen Statistiken in der Art, wie sie präsentiert werden, den Frauen ihre Menschlichkeit und es ist zu einfach, nicht davon berührt zu sein, was Frauen durch die Hände von Männern angetan wird. Ich bin mir nicht sicher, ob tödliche, männliche Gewalt der am einfachsten zu messende Indikator ist, und zwar, weil die offiziellen Statistiken das ganze Ausmaß des Problems verdecken und ich weiß, wie viel Zeit ich damit verbracht habe, abseits von offiziellen Statistiken, eine Dokumentation von Frauen, die durch Männer getötet wurden, zu erstellen.

Die vorhandenen Statistiken sagen uns eine Menge über die Beziehung zwischen einem Mordopfer und seinem Killer. Wir kennen das Geschlecht des Opfers und ob es durch den Partner oder Ex-Partner getötet wurde, durch ein Elternteil, einen anderen Verwandten, Bekannten oder einen Fremden, aber das Geschlecht des Täters wird in diesen Kategorien nicht dargestellt. Zum Beispiel sagen uns die offiziellen Statistiken, dass zwischen 2001 und 2012 im Durchschnitt 11 Frauen pro Jahr durch ihr Kind getötet wurden. Durch Counting Dead Women habe ich herausgefunden, dass im Jahr 2012 16 Frauen durch ihren Sohn getötet wurden, 2013 waren es 13 Frauen und 2014 bis zum September (Zeitpunkt des Interviews, Anm. der Übersetzerin) waren es 9 Frauen. Es wurden also die meisten – fast alle – Frauen, die von ihrem Kind getötet wurden, von ihrem Sohn getötet; und das wird in den offiziellen Statistiken völlig verdeckt.

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