Unser Gentleman der Woche: Claus Kleber

Zugegeben: wir sind etwas spät dran. Aber die Steilvorlage, die Claus Kleber in seinem „Interview“ mit Maria Furtwängler hingelegt hat, können wir schlecht unkommentiert lassen. Aber was war geschehen?

Die Ärztin und Schauspielerin Maria Furtwängler hatte mit ihrer MaliSa-Stiftung eine Studie initiiert, die die Geschlechterrepräsentanz im deutschen Film und Fernsehen untersucht. Durchgeführt wurde diese Studie von MedienwissenschaftlerInnen der Universität Rostock, unterstützt von ARD, ZDF, RTL und ProSieben und Sat.1. Die Ergebnisse, für uns wenig überraschend, attestieren der audiovisuellen Medienlandschaft in Deutschland einen peinlichen Status Quo hinsichtlich Geschlechterdiversität, -repräsentanz und -stereotypen.

Nun könnte man meinen, ein Sender wie das ZDF habe mit seinem öffentlich-rechtlichen Auftrag ein ernsthaftes Interesse, diese Faktenlage ernsthaft journalistisch zu repräsentieren und da könnte ein Magazin wie das Heute Journal durchaus eine geeignete Plattform sein. Wie man diesen Auftrag gnadenlos und in bester chauvinistischer Manier verspielt, das führte uns Claus Kleber in seiner Sendung illustriert vor Augen:

Wozu denn Frau Furtwängler nun Zahlen bräuchte, wo sie ja das Business kennen müsse, habe sie nicht etwa „eine Agenda damit“? Huuuu, feministische Weltverschwörung, und jetzt kommen diese ketzerischen Emanzen auch noch mit lästigen wissenschaftlichen Fakten. Unerhört! Hollywood und die großen deutschen Fernsehsender mit ihrem „ganz feinen Gefühl dafür, was die Menschen sehen möchten“, ja, die würden sich doch „ganz kräftig umstellen“, wenn die Menschen denn was anderes sehen wollten. Ein Wahnsinnsargument, so vertraut und ignorant-blöd, wie wir es aus vielen Kontexten kennen, wenn Geschlechterdiversität diskutiert wird – davon einmal abgesehen, dass mir bei Klebers Einschätzung von diesem „ganz feinen Gefühl von Hollywood“ ein wenig das Lachen im Hals stecken bleibt. Was Furtwängler wolle, so Kleber süffisant, sei also „das Publikum umerziehen“ – Fragezeichen, Fragezeichen. Ich höre schon das feministisch-autokratische Donnergrollen und der Himmel verdunkelt sich, schlimme Zeiten stehen uns bevor. Denkverbote. Sprechverbote. Und jetzt: Fernsehverbote. Wolle Furtwängler nicht eigentlich nur „Traumwelten zeigen“ und mit ihrer „Geschlechterproporz-Geschichte“ nicht eigentlich nur „überziehen“ und jene „Traumwelten gerade rücken“, fragt er weiter. Nachdem er ihr spöttisch ins Wort fällt, leitet er thematisch über zu „seiner Welt – den Nachrichten“, die die Frauen – das stelle er „als Vater von zwei Töchtern fest“ – ja geradezu dominieren. Welche Relevanz sein Vater-von-zwei-Töchtern-sein in diesem Kontext hat, lässt er offen. Offensichtlich muss der Umstand, dass ein Mann zwei Töchter hat, als Beleg genügen, dass in unserer emanzipierten Gesellschaft eigentlich alles total richtig läuft. Und außerdem, merkt er trotzig an, gehörten ja „auch Marietta und Dunja Hayali und Anne Will dazu“. Die hat Maria einfach geflissentlich unterschlagen – diese Schlange!

Herr Kleber führt weiter aus, dass es eben auch Frauen gebe, die eben Männerstimmen bei Dokumentationen präferieren und greift zurück auf das eingangs geschilderte drohende Szenario der kollektiven Umerziehung. Das Gespenst geht weiter um. Auch „Benjamin Blümchen“ werde „gendermainstreamt“ – wo uns das nur hinführe, scherzt er blasiert. Auf dem „Akkord“, dass er nicht meine, dass der Fantasie-Bereich zu 80% männlich sein müsse, könne man das „Gespräch“ aber dennoch schlussendlich beenden.

Ein Hoch auf Maria Furtwängler für Ihre souveräne, klare, geduldige und humorvolle Entgegnung!

Herzlichen Glückwunsch an Claus Kleber, Sie sind ein echter Gentleman, Männer wie Sie braucht die Medienwelt, nicht?

1 Kommentare

  1. Leider kein hoch auf Frau Furtwängler ( Kleber ist hier gar nicht erst diskutabel) warum hat sie ihm nicht einfach die Meinung gesagt und ihre weibliche diplomatische Rolle einfach mal verlassen?

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