Hysterektomie und Sterilisation – männliche Macht in der Gynäkologie

High-end operating room

By Keeve (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Wir wollen den feministischen Diskurs beleben und unterschiedliche Ansätze zur Diskussion stellen. Deshalb erscheinen bei uns regelmäßig Gastbeiträge, die nicht zwangsläufig die Haltung der oder aller Störenfriedas wiedergeben, aber wichtige Impulse für die feministische Debatte geben können.

Die Unerfreulichkeit und auch Gewalt einer Geburt durch Dammschnitt oder Kaiserschnitt setzt sich ebenso bei anderen gynäkologischen Eingriffen und Interventionen fort. Das Patriarchat und somit männliche Medizin zeigt überall seine hässliche Fratze.

In Deutschland werden pro Jahr um die 150.000 Gebärmutterentfernungen (Hysterektomien) durchgeführt. Dies ist unverändert die häufigste Operation in der Gynäkologie. In den USA hat sogar mehr als ein Drittel aller Frauen über 60 bereits diesen Eingriff hinter sich. Es ist bekannt, dass Hysterektomien unnötig sind und nur ca. 6 Prozent erforderlich sind. Alternative Behandlungsmethoden zum Beispiel bei Myomen sind aber langwieriger. Wieso aber, wenn bekannt ist, dass Hysterektomien viel zu häufig durchgeführt werden, verändern sich die Zahlen der Eingriffe nicht? Natürlich hat es etwas mit männlich dominierter Medizin zu tun. Frauen, denen angeraten wird, eine Hysterektomie durchführen zu lassen, sind in der Regel älter und somit uninteressant in Bezug auf ihre Sexualität. Die Gebärmutter erfüllt in der Medizin des Patriarchats und der kapitalistischen Verwertbarkeit keine Funktion mehr, also einfach rausschneiden, anstatt mühselig an einer Behandlung herumzulaborieren.

Früher meine ich übrigens gelesen zu haben, dass Frauen nach Hysterektomien zugenäht wurden, da sie sowieso älter seien und keinen Sex mehr hätten oder haben sollten. Leider finde ich hierzu jetzt keine Quelle mehr, aber es erscheint mir glaubwürdig. Wir alle kennen wahrscheinlich den Witz, in dem der Arzt nach einem Dammschnitt die Frage stellt, ob er es nicht für den Ehemann etwas enger nähen sollte. Zugenäht wird heute nach einer Hysterektomie zwar nicht mehr, aber allein, dass dieser Eingriff so häufig noch stattfindet, zeigt die Verachtung der Weiblichkeit.

Frauenverachtung in der Gynäkologie ist insgesamt kein Wunder, wenn wir bedenken, dass Forschungen und chirurgische Experimente an versklavten Frauen durchgeführt wurden und somit die moderne Gynäkologie entstand. Dr. Marion Sims führte in der Mitte des 19. Jahrhunderts chirurgische Operationen an Sklavinnen durch, ohne Anästhesie. Er versuchte vesico-vaginale Fistula zu behandeln, der Verlust von Urin und Stuhlgang als Folge schwerer Geburten. Erst nachdem er seine Experimente erfolgreich abgeschlossen hatte, setzte er seine Techniken bei weißen Frauen ein.

Auch Sterilisation zum Beispiel ist eine Intervention zur Schwangerschaftsverhütung, deren Folgen heruntergespielt werden. Früher wurde die Sterilisation von den Krankenkassen bezahlt, so dass dieser Eingriff sicherlich häufiger war, auch zur Vermeidung der Einnahme von Hormonen zur sicheren Empfängnisverhütung. Im Jahre 2008 waren ungefähr 1,45 Millionen Frauen in Deutschland sterilisiert. Aber auch die Pille und ihre Nebenwirkungen wird in der Medizin im Patriarchat heruntergespielt. Immer noch ist nur wenigen bekannt, dass die Libido reduziert werden kann oder Depressionen die Folge der Einnahme sein können. Insgesamt ist der weibliche Körper und  das ausgeklügelte und fein abgestimmte natürliche System der Hormone wenig von Interesse. Diese Hormone und der weibliche Körper sind zu manipulieren und zu kontrollieren. Auch wenn eine medizinische Intervention zu einer nächsten führen sollte, als Folge der Nebenwirkungen.

Seitdem die Kostenübernahme der Sterilisation nur noch sehr eingeschränkt möglich ist, hat dieser Eingriff sicherlich abgenommen. Allerdings interessiert sich auch hier niemand für die Spätfolgen. Das Risiko einer Sterilisation wird fast ausschließlich im Zusammenhang mit der Vollnarkose gesehen. Allerdings gibt es das Post Tubal Litigation Syndrome (PTLS), anscheinend nur im amerikanischen Sprachraum bekannt. Nach einer Sterilisation sinkt das Östrogen und Progesteron. Die Folgen hiervon treten verspätet ein (zwei bis fünf Jahre) und werden so nicht im Zusammenhang mit der Sterilisation gesehen. Ich bin hierzu zumindest nie befragt worden. Durch die Sterilisation kann trotzdem die Blutzufuhr zu den Eileitern reduziert werden. Die Folge sind eine früher eintretende Menopause, starke Hormonschwankungen und ein durch den plötzlichen Östrogenabfall starker Prolapsus der Gebärmutter. Ich persönlich habe dies auch nicht gewusst und war zutiefst entsetzt, als ich vor kurzem über PTLS las. Nach der letzten Geburt ließ ich mich zur Vermeidung der Pille sterilisieren. Ich fiel auf die Behauptung herein, dass eine Sterilisation keine hormonellen Folgen habe. Bedauerlicherweise wurde mir nach nur einem Jahr nach der Sterilisation gesagt, dass schon Anzeichen der Wechseljahre zu erkennen seien. Dies scheint eine häufige Folge der Sterilisation zu sein, aber wird nicht damit in Zusammenhang gebracht. Ich fand dies damals mit 38 sehr merkwürdig. Kurz danach senkte sich meine Gebärmutter so sehr, dass ich unerträgliche Schmerzen hatte und eine Hysterektomie durchführen lassen musste, obwohl ich genau wusste, dass dieser Eingriff viel zu häufig durchgeführt wird.

Die Hysterektomie habe ich also, wie mir jetzt bewusst wurde,  der Sterilisation zu verdanken und eine Hysterektomie ist ein noch massiverer Eingriff in den weiblichen Körper und das Hormonsystem wie eine Sterilisation. Auch hier wird in der Medizin behauptet, dass eine Hysterektomie nicht weiter schlimm sei und keine hormonellen Veränderungen zur Folge hat. Die Eileiter sind ja schließlich noch vorhanden und diese haben rein gar nichts mit der Gebärmutter zu tun. Auch dies ist leider eine Lüge. Davon, dass es sich um ein weibliches ReproduktionsSYSTEM handelt, hat anscheinend noch kein Mediziner gehört. Vielleicht kann man das Ganze vergleichen mit einem kompliziertem Zahnradsystem bei dem auch nach Entfernung einer kleinen Schraube große Störungen auftreten können. Die Eileiter werden nach einer Hysterektomie weniger oder nicht mehr stimuliert, so dass es zu einem  Abfall der Östrogene kommt. Und dies hat auch plötzliche und schnelle Wechseljahre zur Folge. Völlig davon abgesehen, dass die Gebärmutter auch mit der Klitoris verbunden ist und somit die weibliche Sexualität eingeschränkt sein kann. In der Regel wird aber behauptet, die Eileiter funktionieren, denn die Gebärmutter ist ein völlig isoliertes Organ und kein Kreislaufsystem.

Bedauerlicherweise muss ich sagen, dass an meinen medizinischen Interventionen auch Frauenärztinnen mitwirkten, denn seit einigen sexuellen Anspielungen bei Frauenarztbesuchen vermied ich Ärzte. Auch diese Ärztinnen spielten die Nebenwirkungen aller Interventionen herunter. Weibliche Organe scheinen auch für diese keine besondere Funktion zu erfüllen, abgesehen von der direkten Funktion der Reproduktion. Aber das Patriarchat findet immer auch weibliche aktive Mitwirkende, die sich an die goldenen Leine des Patriarchats legen lassen.

Frauenkörper können also benutzt werden. Für Sex und für die Reproduktion, egal welche Folgen das für die Frauen selbst hat und egal, ob diese Eingriffe als Gewalt erlebt werden, sie sind Gewalt, wenn sie das hormonelle System beschädigen.

Die Körper von Frauen müssen zur Verfügung gestellt werden und müssen kosteneffektiv benutzt werden können. Alle Bereiche der Gynäkologie zeigen das in aller Deutlichkeit, auch die hier nicht erwähnten wie Intimchirurgie oder in Vitro Fertilisation, immer noch.

Unsere Körper sind aber ein essentieller Bestandteil unseres Seins und unserer Selbstbestimmung. Als Feministinnen müssen wir uns diesem Bereich wieder zuwenden und zurück erobern. Das Patriarchat ist auch die Gynäkologie. Wenn Männer Frauen heilen (sei es nur, indem sie das medizinische Wissen bestimmen oder die eigentlichen Machtpositionen ausfüllen), dann bedeutet das nichts Gutes für Frauen. Sie werden zerschnitten und verschnitten, denn sie sind nur wertvoll, wenn sie nutzbar sind für Männer.

Das muss aufhören.

Sabine Maier-Wahl
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/hysterektomie-jeder-sechsten-frau-wird-gebaermutter-entfernt-a-953374.html

www.hystersisters.com

http://tubal.org/symptoms-of-pts.htm

http://newamericamedia.org/2010/12/dr-marion-sims-statue-where-should-it-stand.php

8 Kommentare

  1. Karla Kekz

    Liebe Störenfriedas, vielen Dank, dass ihr das Thema Frauengesundheit immer wieder aufgreift und in den Fokus rückt!

    In diesem Zusammenhang, und weil die Autorin es in diesem Beitrag kurz anreißt, möchte ich noch etwas zu den Neben-/Nachwirkungen und Spätfolgen der Pille ausführen, denn Libidoverlust und Depressionen, wie im Artikel erwähnt, sind bei Weitem nicht die einzigen Nebenwirkungen der Pille, die im Patriarchat totgeschwiegen werden.

    (1) DEPRESSIONEN

    Dieses Wort sagt sich so leicht. Und leider verstehen viele darunter eine Art Anflug von Traurigkeit und Trägheit. Das wahre Ausmaß einer ausgewachsenen Depression ist aber die wahre Hölle und oft können dies nur Betroffene und Angehörige nachvollziehen. Infolge der Pille kamen die Depressionen bei mir schleichend und nicht von Beginn der Einnahme an, sondern erst nach einigen Jahren mit zunehmender Schwere über die Zeit, so dass ich die Ursache Pille nicht mit den Depressionen in Verbindung brachte. Allerdings waren die Depressionen in den letzten Jahren so schwer, dass ich teilweise Suizidgedanken hatte, mich selbst verletzte und tagelang durchweinte. Dies führte dazu, dass sich viele Menschen von mir abwandten und mich für verrückt erklärten („Du reagierst über“, „hysterisch“, „Du machst dir Probleme, wo keine sind; alles ist gut“ etc.), was den Teufelskreis natürlich beförderte und ich mich noch unnützer und wertloser fühlen ließ. Daher sprach ich auch einmal bei einem Psychologen vor, der aber in keinster Weise bestrebt war, zunächst psychosomatische und/oder körperliche Ursachen auszuschließen (siehe dazu auch meinen Punkt 3 unten). Er hätte also eh sinnlos an mir herumtherapiert.

    Dass die Pille die Ursache war, bemerkte ich, als ich sie nach 13 Jahren absetzte und binnen zwei Wochen ein komplett neuer Mensch war. Plötzlich war ich ausgeglichen und mit mir selbst im Reinen. Und das alles – zack – so schnell. Es war wie ein Wunder für mich, dies festzustellen. Die Käse-Nebel-Glocke um mich herum, das mechanische Funktionieren und das Roboterhafte waren verschwunden; und mein Ich, also mich, meinen Körper samt meinem Zyklus wieder zu spüren war/ist überwältigend. Ich erkannte, dass ich mich durch die Pille psychisch in einem Zustand der Entfremdung befand. Nun habe ich wieder Zugang zu mir selbst/meiner Selbst und damit Selbstbewusstsein. Wie ich mittlerweile weiß, bin ich da nicht die Einzige. Viel zu viele Frauen kämpfen jahrelang mit Depressionen, werden behandelt, therapiert, medikamentiert, dabei müssten sie nur die Pille absetzen.

    (2) MUTTERMUNDVERÄNDERUNGEN und KONISATION

    Auslöser für das Absetzen der Pille war bei mir, dass ein PapIV am Gebärmuttermund festgestellte wurde. Dabei handelt es sich um veränderte Zellen, die eine Krebsvorstufe („Carcinoma in situ“) darstellen. Als ich meine Frauenärztin darauf ansprach, ob dies von der Pille kommen könne, verneinte sie. In meiner darauffolgenden Recherche fand ich einige Untersuchungen die beweisen, dass es sehr wohl eine Korrelation zwischen Langzeiteinnahme der Pille und Muttermundveränderungen/Gebärmutterhalskrebs gibt.

    Seit den 70er Jahren ist bekannt, dass die Zufuhr von Östrogen (z.B. zum Hinauszögern der Menopause) das Risiko für Gebärmutterhalskrebs um ein Vielfaches steigert. Neuere Untersuchungen zeigen zudem, dass je länger die Pille eingenommen wird, das Risiko für veränderte Zellen am Muttermund (PapIII und höher) zunimmt. All diese Untersuchungen sind bekannt und selbst mir zugänglich. Dennoch wird sich überall, selbst bei GynäkologInnen darüber ausgeschwiegen, verneint und/oder geleugnet! Stattdessen wird die Mär von HPV erzählt, welches mit experimentellen und unerforschten Impfungen „behandelt“ wird, deren Wirkung höchst fraglich ist. (Zudem: Selbst wenn HPV für Gebärmutterkrebs verantwortlich ist, würde es mehr Sinn machen, die eigentlichen HPV-Hauptüberträger, nämlich die Männer zu impfen, anstatt junge Mädchen!)

    Folge meines PapIV war, dass ich mich einer Konisation unterziehen musste. Dabei wird ambulant der untere Teil des Muttermundes abgeschnitten, um das veränderte Gewebe zu entfernen, damit es sich nicht zu Krebs auswächst. Diese OP samt Voruntersuchungen war für mich eine entwürdigende Erfahrung sondergleichen. Ich musste zu einem Gynäkologen mit chirurgischer Ausbildung, ein alter empathieloser Mann, der mir bei der Voruntersuchung ohne Ankündigung die Finger in die Scheide rammte. Der Anästhesist, der sich bei der Anästhesiesprechstunde nach meiner Psyche erkundigte, fragte, als ich ihm von meinen Depressionen erzählte, ob ich einen Freund/Lebensgefährten hätte. Als ich verneinte, meinte er, ich solle mir einen suchen und mehr lächeln, dann gänge es mir auch besser. WTF!?

    Die eigentliche OP war auch nicht besser. Da der Eingriff nur 15-20 min dauert, wird frau am Fließband abgefertigt. Mit mir waren an diesem Tag etwa 15 andere Frauen für die gleiche OP da (nur die, die ich gesehen habe). Entsprechend ist man für den Chirurgen und die ArzthelferInnen nur eine Nummer, die es abzufertigen gilt. Nach der OP hat frau 2 Stunden, sich von der Vollnarkose zu erholen und wird heimgeschickt, damit das Bett für die nächste frei ist. Entsprechend hat sich auch keine/r für meine Panik vor dieser OP und meine Unterleibsschmerzen danach interessiert.

    Dazu kommt, dass frau nach einer Konisation als Risikoschwangere gilt, wenn sie einmal ein Kind erwartet, da durch den nun verkürzten Gebärmutterhals die Wahrscheinlichkeit für eine Fehlgeburt (Spätabort) höher ist. Für mich war diese ganze Konisation sehr traumatisch und kommt einer Verstümmelung gleich, die ich mir ohne Pille wahrscheinlich hätte ersparen können. Und es kann nicht sein, dass darüber nicht gesprochen wird!

    (3) SCHILDDRÜSENFEHLFUNKTIONEN

    Was auch oft ignoriert wird, und wie die Autorin des Artikels richtig bemerkt, ist, dass der Körper ein perfekt abgepasstes System ist, dessen Zahnräder ineinander greifen. Wenn nun also durch die Pille Hormone zugeführt werden, ist es eigentlich selbsterklärend, dass dadurch auch andere Hormonorgane beeinflusst werden. So kann die Pille z.B. langfristig zu chronischen Schilddrüsenfehlfunktionen führen. Es ist meiner Meinung nach ein Skandal sondergleichen, dass das immer und überall und auch von Ärzten oder in Aufklärungsartikeln verschwiegen oder gar geleugnet wird und Frauen nicht aufgeklärt werden. Frau muss sich dafür nur einmal in Frauenforen umhören, um dies empirisch zu bestätigen.

    Anerkannt ist, dass z.B. Hashimoto in Lebensphasen der hormonellen Umstellung (Pubertät, Schwangerschaft, Wechseljahre oder chronische Stressbelastungen) ausbrechen kann. Die Einnahme der Pille, die ebenfalls eine hormonelle Umstellung darstellt, wird in dieser Reihe immer schön weggelassen. Es ist eklatant auffällig, wie viele Frauen durch die Pille eine SD-Unterfunktion oder eine Hashimoto-Thyreoiditis (chronische SD-Entzündung, bei der der Körper Antikörper gegen die SD bildet, sie also selbst „zersetzt“) entwickelt haben; und zwar während der mehrjährigen Einnahme und nicht einige Monate nach Einnahmebeginn oder nach dem Absetzen (also durch Hormonumstellung wie behauptet).

    Wissenschaftlich bestätigt ist mittlerweile, dass die Pille einen Teil des L-Thyroxins (ein SD-Hormon) im Blut bindet, wodurch es dem Körper nicht mehr zur Verfügung steht. (Deshalb muss bei Pilleneinnahme auch höher dosiert werden.) Aufgrund des zu geringen Thyroxins im Blut ist die SD bestrebt mehr zu erzeugen und arbeitet sich so über die Jahre wohl kaputt. Vermutlich bringen die Pillenhormone aber auch noch mehr durcheinander, was auf die SD fällt. Studien dazu konnte ich bislang nicht finden. Wundert mich auch nicht, denn wer will schon das „Wundermittel“ Pille hinterfragen oder sich überhaupt mal ernsthaft mit Frauengesundheit beschäftigen…

    Auffällig hierbei ist – neben der generellen Ignoranz der Pille als Auslöser – zum Einen, dass die Symptome meist unentdeckt bleiben. Dazu zählen u.a. auch wieder die Depression und andere psychische Leiden. Auch hierbei werden wieder zahlreiche Frauen zum Psychologen geschickt, der sinnlos an ihnen herumtherapiert, obwohl die Ursache die SD ist. Auffällig ist zum Anderen, dass durch die unspezifischen und schleichenden Symptome, oft falsch diagnostiziert wird. Die meisten Hausärzte kennen sich zu wenig aus und testen wenn überhaupt nur unvollständig. (Einen Termin bei einer/m EndokrinologIn zu bekommen, ist schwierig. Ich wurde da sehr schnell abgefertigt und nach der Sonographie zurück an die Hausärztin überwiesen.) Ich musste mich daher selbst belesen und bei meiner Hausärztin auf eine vollständige Diagnostik pochen.

    Zwar lässt sich Hashimoto mit täglicher L-Thyroxin-Einnahme behandeln, dennoch handelt es sich um eine chronische Krankheit, die also nicht heilbar ist. Das nächste Problem dabei ist dann, dass viele ÄrztInnen mit veralteten Referenzbereichen arbeiten und die Hormonwerte daher nicht richtig einstellen. Das hat zur Folge, dass frau bei falscher Einstellung immer noch Symptome hat und z.B. trotz Kinderwunsch nicht schwanger werden kann und/oder bei eingetretener Schwangerschaft das Risiko für Fehlgeburten (Frühabort) erheblich erhöht ist. Damit zählen also auch Hashimoto-Patientinnen als Risikoschwangere.

    FAZIT

    Das „Wundermittel“ Pille, von dem heute wie selbstverständlich erwartet/angenommen wird, dass frau es einnimmt, stellt einen erheblichen Eingriff in den Körper und die Psyche von Frauen dar und es wird in keinster Weise aufgeklärt. Das macht mich unaussprechlich wütend, zumal es mir und vielen anderen Frauen verdammt viel Leid hätte ersparen können. Die Pille wird schon jungen Mädchen von 13 Jahren verschrieben, z.B. um ein besseres Hautbild zu erzielen oder um Menstruationsbeschwerden zu lindern, ohne sie zu informieren, was sie Jahre später erwarten könnte. Wenn überhaupt, wird über das Thromboserisiko geredet. Die ÄrztInnen wissen entweder selbst nicht Bescheid oder leugnen/lügen bewusst. Ich finde beides zum Kotzen! Diese ÄrztInnen machen sich willfährig zu ErfüllungsgehilfInnen des misogynen, frauenmordenden Systems Patriarchat!

    So führt man stets sexuell verfügbare, ihrer selbst und ihrer Körper nicht bewusste Frauen dem Patriarchat zu! So hält man Frauen fixiert (auf Körperteile) und abhängig, indem sie regelmäßig zur/m GynäkologIn müssen. Durch diese Fixierung spaltet man Frauen von sich/ihrer selbst und ihrem Körper samt Empfindungen und Bedürfnissen ab und verstümmelt sie psychisch und körperlich! Auf dass sie mit den Spätfolgen auch weiterhin abhängig von der Medizin und damit kontrollierbar bleiben. Und das schlimmste ist, dass dies schon lange bekannt ist (siehe Mary Daly „Gyn/Ökologie“)! Diese Handhabe, dieser Umgang mit Frauen und ihrer Gesundheit ist subtiler Femizid, ja gar Gynozid; und das gehört hinausgeschrien!

  2. Ihr greift mit diesem Artikel viele Themen auf, die alle wichtig sind. Was vor allem fehlt, ist eine systematischere Erschließung der Probleme, die sich auch einzelnen medizinischen Interventionen ergeben (OPs, Medikamenteneinnahme, Verhalten in der Medizin, etc. etc.). Die feministische Bewegung gerade in D ist da m.E. strukturell bisher zu schwach, was aber natürlich heißt: Weiter dran arbeiten. Folgende Hinweise zum Thema gynäkologische OPs hier noch. Ein Artikel, der sich mit dem einfachen zunähen von Frauen nach Entfernung der Gebärmutter befasst, ist erschienen in Heft 7/1980 in der EMMA, Margot Brunner: Zurammeln, Skandal in der Freiburger Uni-Klinik (kann über den EMMA-Lesesaal online nachgelesen werden, leider lässt sich das nicht verlinken). Kampf und Engagement gegen überflüssige Gebärmutter-OPs gibt es schon sehr lange auch von Ärztinnenseite, hier ein Verweis auf Barbara Ehret. Sie engagierte sich bereits als junge Ärztin in den 1980er Jahren gegen überflüssige Operationen der Gebärmutter. und kritisierte u.a., dass viel öfter als nötig die Gebärmutter entfernt wird und dass Ärzten – wie auch Patientinnen – die Folgen dieser Operation nicht klar sind (s. dazu z.B. auch Nutzloses Organ: Die operative Entfernung der Gebärmutter erlebt einen ungeahnten Boom; wem nützt das? im SPIEGEL v. 09.02.1981) und Das gibt sich wieder; SPIEGEL v. 21.11.1994). Und dann will ich euch noch auf ein relativ aktuelles Buch hinweisen, dass in diesem Zusammenhang die Position von Frauen einnimmt und die verharmlosten Folgen in Einzelschicksalen dokumentiert: Edith Schuligoi: Frauenkastration – Leben nach dem Verlust von Gebärmutter und Eierstöcken. Hier ist eine
    Rezension.

  3. Danke,Karla,für Deinen ausführlichen Text und Dein emotionales Fazit,das sich haargenau mit meiner Gefühlslage bezüglich dieses Themas deckt!

  4. Oh ja, auch Frauen sind daran beteiligt, hier meine Erfahrungen, als ich eine Fehlgeburt erlitt:

    http://www.unsinkbar.org/in-der-katholischen-klinik/fehlgeburt-im-klinikum-marienlob.html

    Ja, eine Art der Vergewaltigung, auf Brigitte berichtet eine Frau aktuell über die Folgen einer Ausschabung ohne Aufklärung:

    http://www.brigitte.de/frauen/stimmen/bauch-fehlgeburt-1253711

    Nur ein weiteres Betätigungsfeld, natürliche Lebensvorgänge zur „Frauenkrankheit“ umzudeuten. Das hat den „großen“ Hintergund, dass Patienten allgemein eine Art Paria-Status innehaben, bei Medizinern_und_ Juristen. Ja, der Feminismus hat es sehr schwer in Deutschland im Moment. Die Chance gegen ärztliche Übergriffe, Gynäkologen sind ganz vorne mit dabei, besteht darin, dass alle potentielle Patienten sind. Ich habe über die rechtlichen Hintergründe auf meiner Seite auch schon ausführlich geschrieben, das Patientenrechtegesetz muss unbedingt geändert werden.

    Habe dieses Blog gerade erst entdeckt, großartig, hoffe, dass das Engagement viel mehr wird.

  5. Richtig, der Körper des Menschen und natürlich auch der Frauen ist ein komplexes System. Außer acht gelassen wurde hier aber, dass die Psyche eine große Rolle spielt. Nach operativen Eingriffen, die die Fruchtbarkeit beeinflussen oder gar ganz aufheben, können auch psychische Einflüsse den Hormonhaushalt bis hin zur vorzeitigen Menopause herunter regulieren. So ist z. B. bekannt, dass bei Frauen, die ins Gefängnis kommen, die Periode aussetzen kann. Siehe z. B.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Amenorrhoe#Ursachen
    Wie oft das vorkommt, weiß ich leider nicht.

  6. Michaella Lau

    Das kenne ich aus eigener Erfahrung leider gut. Ich hatte ein riesiges Myom, das wohl auch deshalb so gross werden konnte, weil ich aus bekannten Gründen nur zum Gynäkologen ging wenn ich beschwerden hatte. Es war nicht mehr möglich die komplette Gebärmutter zu erhalten. Dennoch habe ich um jeden Zentimeter gekämpft, kämpfen müssen. Die Pille habe ich nie genommen. Mir war zwar als junge Frau nicht klar, wie schädlich diese Präparate sind aber es erschien mir einfach absurd jeden Tag ein Medikament einzunehmen ohne krank zu sein, nur um für eventuellen Sex vor Schwangerschaft geschützt zu sein. Es gibt Heute neuere Studien, die zeigen, dass die Gebärmutter neben ihrer bekannten Funktion auch Einfluss auf den Hormonhaushalt der Frau hat, wie zum Beispiel bei der Hormonproduktion der Eierstöcke oder der Schildrüse, sie ist also nie nutzlos. Leider ist die Gynäkologie nicht im 21 Jahrhundert angekommen und so bleibt uns Frauen nichts anderes übrig, als extrem kritische Patientinnen zu sein.

  7. Gabypsilon

    Heute weiß ich, dass die bei mir im Alter von 27 Jahren durchführte „Konisation“, Befund PAP III, nicht notwendig gewesen war.
    Die Geburt meines Sohnes ein paar Jahre später war dann durch die Vernarbung des Muttermundes dementsprechend (zusätzlich) schmerzhaft.

    Weiß eine von Euch, ob Gynäkologen, bevor sie sich mit eigener Praxis niederlassen, immer noch eine bestimmte Anzahl an Hysterektomien im Krankenhaus durchgeführt haben müssen?

  8. Als Frau finde ich es wichtig, die Diskussion über die Rolle von Macht und Geschlecht in der Gynäkologie zu führen, insbesondere im Zusammenhang mit Eingriffen wie Hysterektomie und Sterilisation. Es ist entscheidend, dass Frauen in der medizinischen Entscheidungsfindung und Behandlung aktiv einbezogen werden und dass ihre Bedürfnisse und Präferenzen respektiert werden. Ein gleichberechtigter Dialog zwischen Patientinnen und Ärzten ist unerlässlich, um eine angemessene Versorgung und eine positive Behandlungserfahrung zu gewährleisten.

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