Malalai Joya wurde am 25. April 1978 geboren und wuchs in Flüchtlingslagern im Iran und Pakistan auf, da ihre Familie während der Invasion der Sowjetunion im Jahr 1982 flüchten musste. Als neunjährige bot sie in Pakistan Alphabetisierungskurse für afghanische Frauen an. Als sie im Jahr 1998 nach Afghanistan zurückkehrte, wurde sie Aktivistin der Organisation for Promoting Afghan Women`s Opportunities.
Während die einen sie nach einer beeindruckenden und weltweit beachteten Rede vor der Loja Dschirga im Jahr 2003 als „Ungläubige“ und „Kommunistin“ beschimpften, bejubelten sie andere als die „mutigste Frau Afghanistans“. Nur zwei Jahre später wurde sie, mit 28 Jahren, als jüngste Abgeordnete aller Zeiten, in die Walesi Dschirga („Haus des Volkes“) gewählt.
Ihr unerbittlicher Kampf gegen die Unterdrückung der Frau, Korruption, Kriegsverbrecher und den Drogenhandel (90 Prozent des weltweiten Opiums wird in Afghanisten angebaut) brachte ihr verbale und physische Bedrohungem, Vergewaltigungsdrohungen und mehrere Mordversuche ein. Sie bewegt sich deshalb nur mit einer Burka in der Öffentlichkeit, wird von 12 Leibwächtern beschützt und schläft nie länger als zwei Nächte an einem Ort. 2007 wurde ihr eine parlamentarische Sperre auferlegt, weil sie das Parlament als einen „Stall voll Tieren“ bezeichnet hatte, zahlreiche Gerichtsverfahren wurden gegen sie eingeleitet, ihr Reisepass konfisziert. Dies führte zu massiven Protesten der Bevölkerung.
Malalai Joya hält heute weltweit Vorträge über die Situation der Frauen und die allgemeine Lage in Afghanistan. Wegen ihrer massiven Kritik an der US-Besatzung erhielt sie zeitweise kein Visum für die Vereinigten Staaten. Den „Krieg gegen den Terror“ hält sie für eine Farce:
Keine Nation kann einer anderen Nation die Freiheit schenken […] Die USA wollen, dass die Dinge so bleiben wie sie sind; den Status Quo. Ein blutendes und leidendes Afghanistan ist eine gute Ausrede, um den Aufenthalt hier verlängern zu können. Heute begrüßen sie sogar wieder die Taliban.
Malalai Joya hat zahlreiche internationale Menschenrechtspreise verliehen bekommen – sie ist eine echte Störenfrieda.
Bücher/Porträts:
- Malalai Joya: „Ich erhebe meine Stimme. Eine Frau kämpft gegen den Krieg in Afghanistan“, Piper, 2009 (erhältlich im Frauenbuchladen Thalestris)
- Malalai Joya: „A Woman Among Warlords„, Simon & Schuster Inc., 2009 (erhältlich im Frauenbuchladen Thalestris)
- Malalai Joya, in: „Revolutionäre Frauen. Biographien und Stencils“, Editions Assemblage, Münster, 2011 (erhältlich bei Fembooks)
- Film: Eva Mulvad: Enemies of Happiness Dokumentation, Dänemark, 2006, 58 Minuten