Vor einigen Monaten fand ich im Netz die Testpedition Gesetzliche Einführung eines alternativen Familienmodells.
Leider fand die Petition bislang nur wenig Unterstützung, was ich auf ein fehlendes Bewusstsein für die Bedeutung des Gedankens hinter dieser Petition zurückführe. Da ich mich bereits seit vielen Jahren mit diesem Thema befasse, nehme ich das zum Anlass dazu meine Gedanken niederzuschreiben und so zum Verständnis von Matrifokalität und der Idee des Matriclans beizutragen.
Familie im Patriarchat
Im Gegensatz zu herkömmlichen Meinungen gibt es imho keine alternativen Familienmodelle, sondern nur verschiedene Spielarten des Klassikers „Familie“. Die Grundlage der Familie ist immer das Paar auf der Grundlage von Sexualität und (romantischer) Liebe und, heute mehr denn je, unter Ausschluss der Herkunftsangehörigen – sprich unseren Blutsverwandten. Zwischen der Intention einer Familie und der wie neu daher kommenden Idee eines sogenannten Matriclan, der auf der konsanguinen* – der natürlichen Müttergemeinschaft fußt, liegen daher Welten.
Erinnern wir uns daran, was die „Familie“ einst eigentlich war – der Herrschaftsbereich eines privilegierten Mannes. Mag sich auch in unserer derzeitigen Kultur inzwischen diese Bedeutung verwischt haben und der modern daher kommende Trend hin zum partnerschaftlichen Paar gehen, es bleibt doch ein bestimmter Effekt bestehend: zwei Fremde verbinden sich per Bereitschaftserklärung zu einem Paar mit der Absicht in allen Bereichen ein gemeinsames Leben führen zu wollen. Das muss heutzutage nicht mehr unbedingt in einer bindenden Eheschließung enden, denn die unverbindlich-verbindliche Beziehung ist schon länger gesellschaftsfähig geworden. Manche probieren dabei ihr ganzes Leben lang aus, ob der Andere der „Richtige“ ist. Die meisten der Paare leben dann in einer seriellen Monogamie und betreiben dabei nebenbei eine Kleinfamilie. Unsere Gesellschaft ist heute außerdem zunehmend von der Familienspielart „Patchworkfamilie“ durchsetzt, in der die Kinder bereits die, von ihnen zukünftig erwartete, Flexibilität üben können, die das Wirtschaftsleben ausmacht.
Der Geist der Institution Familie besteht nach wie vor darin, den Mann als den Herr des Hauses vorauszusetzen, selbst wenn er nicht anwesend ist. Wenn beispielsweise drei erwachsene und mit einander verwandte Frauen eine Lebensgemeinschaft bilden, gelten sie trotzdem vor dem Gesetz als jeweils alleinstehend.