Schlagwort: PKK

Mit den YPG zur Frauenbefreiung?

Kurdish YPG Fighter

Kurdish YPG Fighter by kurdishstruggle via Flickr, [CC BY 2.0]

In linken Kreisen ist der positive Bezug auf die „kurdische Frauenemanzipation“ heutzutage fast schon eine Pflicht geworden. Wer sich kritisch dazu äußert, wird (mindestens) schräg angesehen.

Interessant scheint mir vor allem die unterschiedliche Bewertung der Fraueneinheiten an den syrischen Fronten: Während die Frauenguerillas, die mit der Freien Syrischen Armee (FSA) gegen Assad kämpfen, kaum im globalen Norden wahrgenommen werden, das Thema „Frauen für den IS“ (Daesh) ausschließlich als Thema in Bezug auf die „Radikalisierung“ und „Islamisierung“ der muslimischen Jugend in Deutschland auf Fachtagungen und in den Medien besprochen wird, wird hingegen die Rekrutierung von (auch minderjährigen Mädchen) und Frauen für die „Revolution in Rojova“ als progressiv und emanzipatorisch abgefeiert – und das ist überraschenderweise nicht nur auf linke Kreise beschränkt. Es gibt Videofeatures, Dokumentationen und von überall lächeln uns strahlend die „YPG“-Kämpferinnen, mit schwerem Kriegsgerät dekoriert, entgegen.

Das Thema „Frauen an der Front“, und auch die Erotisierung der YPG, wären nochmal einen eigenen Artikel wert, hier möchte ich mich jedoch auf das Frauenbild der PKK beschränken, welches sich bei genauerer Betrachtung gar nicht als so progressiv und emanzipatorisch darstellt.

Die nachfolgenden Charakterisierungen beziehen sich in erster Linie auf Analysen zum Frauenbild der PKK in der Türkei und beruhen auf Auswertungen von Dokumenten, Stellungnahmen und Frauenzeitschriften der PKK und PKK-naher Organisationen selbst. Natürlich müsste man seriöserweise dieser Analyse eine Analyse der Stellungnahmen der syrischen Ableger der PKK gegenüberstellen und einen Abgleich vornehmen – allerdings kann man auf der Grundlage dessen, was bereits an Interviews, Berichten etc. existiert mit sensibilisiertem Auge sehen, dass das Frauenbild zwischen PKK Türkei und PKK Syrien sich nicht wirklich unterscheidet. Man findet die gleichen Argumente und Argumentationen in diesen wieder. Was auch ob der Allgegenwart von Abdullah Öcalan bei allem was mit „Rojava“ zu tun hat, nicht verwundert. Es handelt sich offensichtlich in Syrien nicht um eine irgendwie „andere“ Bewegung. Weiterlesen

Der Kampf um Kobane: Ein Beispiel selektiver Solidarität

Kampf um Kobanê

By Agathocle de Syracuse (http://www.agathocledesyracuse.com/archives/52) [Public domain], via Wikimedia Commons

Der heroische Widerstand der Menschen in Kobane gegen das Gemetzel der Daesh (ISIS)–Faschisten seit Mitte September, hat zu einer Welle der internationalen Solidarität geführt. Eine Vielzahl von Artikeln und Statements wurde geschrieben und es wurden Proteste in zahlreichen Städten auf der ganzen Welt abgehalten. Kurden sind ihren Landsmännern über die türkische Grenze hinweg zur Hilfe geeilt, obwohl sie vom türkischen Militär brutal zurückgedrängt wurden. Andere, darunter auch unsere türkischen Genoss*innen der DAF (Revolutionäre Anarchistische Aktion), sind zur Grenze gegangen um mitzuhelfen diese offen zu halten für Flüchtlinge, die in Richtung Türkei fliehen. Es gab Rufe die kurdischen Kräfte zu bewaffnen und Aufrufe, die DAF zu unterstützen und Hilfe für die Flüchtlinge zu senden. Jedoch wurde diese Solidarität mit den syrischen Kurden nicht auf nicht-kurdische Gruppen ausgeweitet, die im Land ebenfalls kämpfen und sterben um sich vom Faschismus und gewalttätiger Unterdrückung zu befreien und für Freiheit und Selbstbestimmung eintreten. Es wird häufig fälschlicherweise behauptet, dass der Kernkonflikt in Syrien auf Sektierertum beruht. Es ist notwendig zu verstehen in welchem Ausmaß Sektierertum auch in unseren Reaktionen eine Rolle spielt.

Die Protestbewegung, die 2011 gegen Bashar Al Assad entstand, vereinte die Menschen über Syriens diverse ethnische und religiöse Spektren hinweg in einem Kampf für Freiheit. Kobane war keine Ausnahme. Die Kurden, die in dieser Stadt die Mehrheit stellen, hatten lange Zeit unter der Arabisierungs-Politik des Baathistischen Regimes gelitten, und sie waren unter den ersten, die sich erhoben als die Revolution begann. In diesem Protest ab Mitte 2012 forderten Kurden und Araber gemeinsam den Sturz des Regimes und feierten unterstützend die Freie Syrische Armee (FSA), als diese die kurdische Flagge hochhielt, als dies noch ein gefährlicher Akt des Widerstands war. Aber von diesen frühen Tagen an gelang es der syrischen Protestbewegung in Kobane und anderswo nicht internationale Unterstützung zu erhalten. Wäre ihnen das gelungen wäre das Land nicht in einem solchen Maße zerstört worden, dass ISIS in weiten Teilen die Kontrolle erlangen konnte.

Weiterlesen