Sexuelle Gewalt scheint ein zentraler Bestandteil meines Lebens zu sein/werden, obwohl ich selbst in meinem Leben nicht nennenswert solche erfahren habe. Zumindest wenn ich dies vergleiche mit so ziemlich fast allen Personen in meinem persönlichen Umfeld. Inzwischen glaube ich, dass die Dunkelziffer noch viel höher liegt als immer angenommen. Ich glaube nicht daran, dass es Zufall ist, dass ich fast nur Menschen kenne, die Schlimmes in der Vergangenheit erlebt haben.
Der Umgang mit sexueller Gewalt durch Betroffene ist sehr unterschiedlich: Die einen haben ein für alle Mal mit Männern gebrochen und wollen kein Exemplar dieser Spezies jemals wieder nahe an sich heran lassen. Andere fassen nur sehr schwer Vertrauen und führen (meistens extrem belastete) Beziehungen. Und einige bezeichnen sich selbst als absolut beziehungsgestört und verhalten sich mitunter auffallend promiskuitiv. Sicherlich gibt es auch andere Beispiele und sicherlich gibt es auch vieles dazwischen. Es geht hier weder um eine Kategorisierung, noch um eine Bewertung.
Promiskuität muss kein Hinweis auf erlebte sexuelle Gewalt sein, und sie ist auch nicht per se als problematisch zu bewerten oder gar – mit welcher Begründung auch immer – abzulehnen.
Mir fällt jedoch in verschiedenen Kontexten auf, dass einige Frauen (ob mit oder ohne Gewalterfahrung) versuchen, sich über ihre Sexualität Anerkennung von Männern zu verschaffen. Und da rede ich nicht nur von Interviews mit Sexarbeiterinnen* (verwendet als Eigenbezeichnung), in denen ich dies bereits mehrfach als Motiv für ihre Tätigkeit gelesen habe.