Feministisch lieben und dann auch noch heterosexuell sein – geht das? Lauscht frau der öffentlichen Debatte, scheinen sich Feminismus und heterosexuelles Liebesglück auszuschließen. Die Meinungen schwanken zwischen den Extremen ‚Wie der Feminismus die Liebe zerstört‘ und ‚Feministisch lieben geht nur in lesbischer Beziehung‘ und legen einvernehmlich nahe, dass es unmöglich sei, als Feministin eine glückliche Liebesbeziehung mit einem Mann zu führen. Auch die Suche in der umfangreichen Ratgeberliteratur offenbart nur eine bedrückende Leere auf dem Büchermarkt. Feministische Beziehungsratgeber für heterosexuelle Frauen sind so gut wie nicht existent.
Als eine derjenigen Frauen, die zu der bemitleidenswerten Spezies heterosexueller Feministinnen gehören, weil sie ihre Hände einfach nicht von Männern lassen und ihr Begehren auf Frauen ausrichten können, erlaube ich mir deshalb, hier zehn Beziehungs- und Überlebenstipps für feministische Heteras zu geben. Diese basieren vor allem auf meinen eigenen mittlerweile schon 25 Jahre währenden Beziehungserfahrungen. Wie sicher viele von euch habe ich einige echt miese Beziehungen mit Männern hinter mir. Dies war, als ich noch jung, schüchtern und unerfahren war, aber seitdem ich den Feminismus mit Anfang/Mitte 20 für mich entdeckt habe, wurde es zunehmend besser. Weil Feminismus für mich bedeutet, meine eigenen Interessen als Frau besser wahrzunehmen und auch gegenüber meinen Mitmenschen zu verteidigen. Erst meine Beschäftigung mit dem Feminismus führte dazu, dass die Beziehungen zunehmend besser wurden und auch die Liebe immer schöner.
„Du brauchst mir deine Hände nicht zu geben.
Ich halt mich selber, komm halt du dagegen.
Ich will nur einen kleinen Platz in deiner Welt,
und manchmal einen Stern, der auf uns fällt.“
(Annette Berr)
Die erste Voraussetzung für eine gelingende Beziehung ist deine Unabhängigkeit, sowohl finanziell als auch emotional. Eine Liebesbeziehung mit einem Mann fändest du zwar schön, aber brauchst sie nicht unbedingt? Du verdienst dein eigenes Geld und hast deine Berufung schon gefunden oder bist zumindest auf dem Weg dahin? Du hast verlässliche soziale Beziehungen (Familie, Freundinnen etc.) und hast somit deinen Platz in der Welt schon gefunden? Wenn du alles mit Ja beantworten kannst, bist du bestens gerüstet für das Abenteuer ‚Feministin sucht Mann‘ und kannst beruhigt zu Punkt zwei gehen.
Punkt zwei: Wie findest du deine neue Liebe?
Ich kann hier leider keine konkreten Tipps geben, wie und wo du deinen Mann findest, aber wenn du aktiv in der Welt unterwegs bist – und zwar auch in gemischtgeschlechtlichen Zusammenhängen – wirst du überall auf Männer treffen. Und vielleicht gibt es dann auch einen, der dir mehr gefällt als alle anderen, und der dir unkonzentrierte Tage und schlaflose Nächte beschert. Als Feministin solltest du in diesem Fall nicht warten wie Dornröschen, dass dein Traummann dich findet und erlöst, sondern wie Aschenbrödel selbst aktiv werden, um diesen auf dich aufmerksam zu machen. Gibt es Projekte, in denen ihr zusammen arbeiten könnt? Oder sonstige gemeinsame Freunde oder Interessen, die regelmäßige Treffen sicher stellen? Seid ihr dann in regelmäßigem Kontakt, findet ihr euch sympathisch und gilt es als sicher, dass er nicht schon anderweitig glücklich gebunden ist, spricht nichts dagegen, den nächsten Angriff zu wagen. Schließlich möchtest du wissen, woran du bist und nicht ewig in Unsicherheit verharren, denn deine Lebenszeit ist kostbar. Schlage also Aktivitäten zu zweit vor und wenn er zusagt, wird sich früher oder später alles Weitere von selbst ergeben. Wenn nicht, ist weitere Initiative deinerseits gefragt. Warum nicht als Erste ihn mit einem Kuss überraschen oder ihm deine Gefühle gestehen? Feminismus bedeutet auch im Bereich der Liebe aus der sicheren Komfortzone heraus zu treten, auch auf die Gefahr hin, sich eine peinliche Abfuhr einzufangen. Eine Erfahrung, die Männer mit der ihnen zugeschriebenen aktiven Rolle, ständig machen. Nimmt dein Traummann dein Liebesangebot jedoch bereitwillig an, hast du sogar gleich zwei Gewinne: Erstens, den Mann, den du begehrst. Und zweitens hast du mit deinem aktiven Auftreten bereits zu Beginn eurer Beziehung klar gemacht, dass hier der Hase etwas anders läuft. Denn du bist eine Frau, die weiß, was sie will, und wirst dies auch in der Beziehung immer wieder einfordern.
Die dritte goldene Regel lautet: Liebe ist Geben und Nehmen. Liebe ist keine Einbahnstraße, in der nur du etwas gibst, aber nichts zurückerhältst. Oft wird uns Frauen eingeredet, Liebe sei bedingungslos und frau müsse für ihren Mann alles tun und alles aufgeben. Das ist patriarchaler Quatsch. Stelle dir deshalb immer wieder die Frage: Bekomme ich die Liebe, die ich gebe, auch zurück? Bin ich ihm so wichtig wie ich ihm? Nimmt er Anteil an dem, was mich bewegt? Würde er für mich seinen Job aufgeben und nach Südafrika auswandern, falls ich dort ein interessantes Jobangebot bekomme?
Vierte Regel: Akzeptiere den anderen, so wie er ist. Kommt dein Lieblingsmann damit klar, dass du schlecht kochst und es hasst, das Klo zu putzen? Liebt er dich auch ungeschminkt und mit den morgendlichen Augenringen und verwuscheltem Haar? Und andersherum: Liebst du ihn mit all seinen Macken und Unzulänglichkeiten? Verabschiede dich spätestens hier von der Illusion, einen Pascha, der Hausarbeit scheut wie der Teufel das Weihwasser, im Laufe der Zeit „umerziehen“ zu können. Das klappt nie und ist Garantie für lang anhaltende Enttäuschungen. Faulpelze, die im Haushalt keinen Handschlag tun und ihre Wäsche noch zu Mutti bringen, rate ich dazu, schnellstmöglich abzuschießen, zumindest wenn du den Traum einer gemeinsamen Wohnung und Familie mit diesem Mann hegst. (Für Spaß und Sex sind solche Männer eine Zeitlang vielleicht noch brauchbar, aber eigentlich solltest du deren oft übergroßes Ego nicht zusätzlich dadurch streicheln, dass du mit ihnen ins Bett gehst.)
Fünfte Regel: Lebe deine Freiheit. Auch wenn du bis über beide Ohren verliebt bist und Tag und Nacht eigentlich nur deinen Schatz sehen willst: Stopp! Schalte mal einen Gang runter, vergiss nicht deine Freundinnen oder mach einfach mal was nur für dich. Du läufst sonst Gefahr, dich zu stark emotional abhängig von dem Mann zu machen. Trotz aller Verliebtheit bist du immer noch ein eigenständiges Individuum mit eigenen Interessen. Es wird immer Filme, Musik oder sonstige Dinge geben, die deinen neuen Mann nicht interessieren, also pflege diese Interessen mit anderen oder alleine. Ebenso wenig hast du keine Lust, bei seinem Fußballtraining am Rand zu stehen und ihn zu bewundern, weil du Fußball nun mal einfach langweilig findest. Das ist o.k. und sollte dein Schatz auch akzeptieren. Höchste Alarmstufe ist gegeben, wenn der Typ eifersüchtig oder beleidigt reagiert, wenn du mal einem gemeinsamen Abend mit ihm eine Absage erteilst, und dann vielleicht noch anfängt, kontrollierend hinter dir her zu telefonieren. Sollte sich das wiederholen und der Typ sich uneinsichtig zeigen: Finito. Das sind die Art Männer, die eine Frau ganz für sich allein besitzen und emotional von sich abhängig machen möchten, und kann am Ende böse mit häuslicher Gewalt enden.
Sechstens der ultimative Männertest: Sage ihm möglichst früh, dass du Feministin bist und lese die EMMA wie selbstverständlich am morgendlichen Küchentisch. Ungeeignete Männer werden an diesem Punkt möglichst schnell die Flucht ergreifen, denn eine Feministin – urg – das ist doch irgendwie unsexy und erzeugt Angst bei einem Mann, der erwartet, dass sich das Universum immer um ihn zu drehen hat. Ein absolutes Nogo ist auch, wenn er vor seinen Kumpels damit prahlt, eine Feministin gevögelt zu haben. Ein guter Mann dagegen wird deine EMMA lesen und mit dir darüber diskutieren oder wie mein Ex und jetziger Partner die Flyer von meinem feministischen Onlinebuchshop auslegen und im Bekanntenkreis Werbung dafür machen. Er wird Erwerbstätigkeit von Frauen und Haus- und Erziehungsarbeit von Männern als selbstverständlich erachten und Prostitution widerlich finden. Skeptisch solltest du allerdings werden, wenn der Typ sich selbst auch als ‚Feminist‘ bezeichnet. Das sind meist solche, die nichts, selbst den Feminismus, den Frauen überlassen können, sondern überall mitreden möchten. Im schlimmsten Fall hält er dir dann angeregt durch irgendwelche Uniseminare Vorträge über den richtigen Feminismus. Aber einen Schwätzer und Wichtigtuer, der den Feminismus und die Gleichberechtigung nur auf der Zunge trägt, aber nichts davon auch lebt, kannst du nun wirklich nicht gebrauchen.
Siebentens: Der gemeinsame Sex. Ein endloses Thema. Am allerwichtigsten: Du kannst Stopp sagen, egal zu welchem Zeitpunkt. Für mich war es sehr wichtig, mir das Recht auf dieses Stopp zu holen. Es gibt beim Sex kein ‚Wer A sagt, muss auch B sagen‘. Nein: Jeder darf abbrechen, wenn ihm etwas schmerzhaft oder sonstwie unangenehm ist. Selbst wenn er kurz vor seinem Orgasmus steht, denn kein Orgasmus kann wichtiger sein als das Wohlbefinden der Partnerin. Überhaupt Orgasmus: Zeigt der Typ Interesse daran, dass du beim Sex auf deine Kosten kommst oder zieht er nur sein Ding durch? Kann er dich auch mal befriedigen, ohne selbst einen Orgasmus zu haben? Ist ihm eine funktionierende Verhütung genauso wichtig wie dir? Verbringt er auch gern Zeit ohne Sex mit dir oder kommt dann schnell schlechte Stimmung bei ihm auf? Schenkt er dir mal eine Umarmung oder ein liebevolles Wort, ohne dass gleich mehr daraus entstehen muss? Und ganz wichtig: Redet darüber, welche Berührungen ihr mögt und welche nicht.
Punkt Acht: Kann er Gefühle zeigen und sagt dir oft, dass er dich liebt, und das nicht nur, nachdem ihr gerade Sex hattet? Nimmt er Anteil an deinen Problemen? Tröstet er dich, wenn es dir schlecht geht, und bietet er dir seine Hilfe an, wenn du Unterstützung bei etwas brauchst? Sagt er dir, dass er dich vermisst, wenn ihr euch eine Zeitlang nicht sehen könnt? Ist er in ernsthafter Sorge, wenn er dich einen Tag lang nicht erreicht und du auch nicht zurück rufst? – Unterscheide hier Sorge von Kontrolle! Erstere zeigt sich in Sätzen wie „Alles o.k bei dir?“, während letztere dich mit Vorwürfen überzieht: „Wo warst du und mit wem?“ „Warum hast du nicht zurück gerufen?“ (Letzteres verweist auf einen krankhaft eifersüchtigen Kontrolletti (siehe Punkt 5) –
Kann er offen darüber reden, wenn es ihm gerade nicht so gut geht. Kann er vielleicht sogar auch Tränen zulassen? Viele Männer meinen, immer den Starken und Coolen spielen zu müssen, damit Frauen sie begehrenswert finden. Liebe Männer, das ist Quatsch! Wir möchten zwar keinen Mann, der bei jeder Schwierigkeit wehleidig zusammenbricht und wie ein Baby dauerhaft unserer Pflege bedarf, um in dieser Welt überleben zu können. Aber ein paar Tränen im passenden Moment zeugen von hoher Empathie und lassen in der Regel auch unsere Herzen vor Rührung und Liebe gehörig schmelzen.
Neuntens: Überlege dir gut, ob eure Liebe wirklich eines gemeinsamen Nestes bedarf. Wenn Paare viel Zeit miteinander verbringen, stellt sich irgendwann die Frage, ob beide sich die logistischen und finanziellen Belastungen getrennter Haushalte wirklich noch antun möchten oder eine gemeinsame Wohnung nicht die bessere Lösung wäre. Aber passen eure unterschiedlichen Vorlieben des Wohnens und der Haushaltsführung wirklich zusammen? Welchen Einrichtungsstil pflegt dein Liebster? Wie oft putzt er das Bad und reinigt er den Herd? Meiner Erfahrung nach verfügen Männer meist über eine höhere Toleranzschwelle gegenüber Schmutz, zumindest sind sie weniger willig, Stunden ihrer kostbaren Freizeit für Reinigungsarbeiten zu verschwenden. Du hast in der gemeinsamen Wohnung dann meist nur die Wahl, deine eigenen Ansprüche an Ordnung und Sauberkeit auf seine herunterzuschrauben oder, um dich in der Wohnung wohlfühlen zu können, die Sauberkeitsbedürfnislücke zwischen euch durch deinen erhöhten Einsatz selbst wegzuputzen. Aber was möchtest du sein: die Geliebte oder die Putzfrau deines Mannes? Auch ist es sinnlos zu erwarten, dass deine gesteigerten Putzaktivitäten eure Liebe stärken oder dir in irgendeiner Form von deinem Partner gedankt werden, denn während der Mann durch Hausarbeiten an sexueller Attraktivität gewinnt – ich selbst finde es höchst erotisch, meinen Liebsten beim Abwasch oder Staubsaugen zu beobachten -, verliert die putzende Frau in den Augen des Mannes an Begehrlichkeit. Und wenn eurer gemeinsames Heim dann irgendwann so richtig gemütlich und nahezu perfekt geworden ist, kann es passieren, dass dein Mann bemängelt, dass eure Beziehung „irgendwie langweilig“ geworden sei oder hat sich im schlimmsten Fall schon anderweitig einen spannenderen Ersatz für dich gesucht.
Getrennte Wohnungen bieten demnach durchaus Vorteile und verhindern, dass du von einer freien Frau zur Dienstleisterin deines Mannes degradiert wirst. Wenn du doch unbedingt mit deinem Partner zusammen ziehen möchtest, achte darauf, dass die neue Wohnung genug Freiräume für dich enthält, vielleicht sogar getrennte Zimmer für jeden von euch, so dass jeder zumindest in diesem kleinen Reich so wohnen kann, wie es gefällt. Findet verträgliche Kompromisse für die gemeinsam genutzten Räume und mache klar, dass er dort 50 % der Putzarbeiten zu übernehmen hat.
Punkt Zehn: Gemeinsame Kinder.
Spätestens hier wirst du als Feministin an deine Grenzen geraten, denn nichts birgt mehr die Gefahr, dich in traditionelle Rollenmuster zurück zu katapultieren, wie Mutterschaft. Feminismus, Kinder und Partnerschaft lassen sich dennoch vereinbaren, wenn du folgende Tipps berücksichtigst:
Für ihn muss selbstverständlich klar sein, dass du keinen Vater möchtest, der gelegentlich bei der Kinderbetreuung „mithilft“, sondern er mindestens 50 % der Betreuungstätigkeiten übernehmen muss, damit das Projekt Partnerschaft plus Kind(er) funktioniert. Abgesehen vom Stillen an der Brust gibt es nichts, was Väter nicht genauso gut tun könnten. Damit du sehen kannst, wie ernst er das Ganze meint, steigert dein Schatz seinen Einsatz am besten schon während deiner Schwangerschaft, indem er für dich einkauft, kocht und putzt, schließlich nährst du gerade euer Kind in dir, dies ist körperlich sehr anstrengend für dich und bereits deine Arbeit an dem gemeinsamen Kind.
Zum Glück ist es heutzutage üblich geworden, dass Väter bei der Geburt dabei sein können. Dies sollte allerdings nicht allein dem Zweck dienen, dass er diesen großartigen Moment, dass ER Vater wird, miterleben darf. Unschön wird es deshalb, wenn er nichts Besseres zu tun hat, als Fotos oder Videos davon zu machen, wie sich der neue Erdenmensch aus deinem blutenden Unterleib herausschiebt, um diese dann höchstaktuell bei Facebook oder Twitter zu posten. Stattdessen ist er dir eine hilfreiche Stütze bei deinen Geburtsschmerzen und setzt wenn nötig deine Interessen gegenüber Ärzt*innen und Hebammen durch, wenn sich unvorhergesehene Komplikationen zeigen, die PDA, Dammschnitt oder einen Kaiserschnitt erforderlich machen.
Ist das Baby dann auf der Welt, ist erhöhtes Engagement seinerseits weiterhin erforderlich, denn da du die ersten Wochen hauptsächlich im Bett verbringen wirst, kümmert er sich hauptsächlich um den Haushalt und die erforderlichen Ämtergänge. Auch die Elternzeit sollte möglichst paritätisch aufgeteilt werden, um ihn gleich zu Beginn daran zu gewöhnen, dass Vaterschaft bedeutet, dass auch er beruflich zurück stecken muss. Sollte er in dieser Phase noch Vollzeit arbeiten, wäre es spätestens jetzt an der Zeit, ihm und euch vor Augen zu führen, dass er in Teilzeit wechseln muss, um seinen 50-%-Anspruch auf Kinderbetreuung und Haushalt wirklich einlösen zu können. Dies gilt auch, wenn er mehr verdient als du, denn nur dadurch, dass du agenug Pausen von Kind und Haushalt hast, bekommst du erst die Chance, beruflich aufzuholen.
Das alles sollte natürlich ausreichend besprochen werden, und zwar optimalerweise bevor du schwanger wirst. Und bloß nichts überstürzen! Ich bin von meinem Ex zwar auch schon nach nur vier Monaten Beziehung schwanger geworden, aber es kann nicht jede so ein verdammtes Glück oder gute Intuition wie ich haben und an einen Partner geraten, der dann 50+% übernommen hat. Aber auch wir hatten zu Beginn der Schwangerschaft viel darüber geredet, wie wir uns die Betreuung des Kindes vorstellen, und wenn mein Ex mir nicht 50% zugesagt hätte, hätte ich das Kind nicht bekommen.
Abschließend noch einige Bemerkungen zum Thema gemeinsamer Haushalt mit Kindern: Überwiegend wird angenommen, dass spätestens wenn ein Kind sich ankündigt, es an der Zeit sei, zusammen zu ziehen oder sogar zu heiraten. Das ist es nicht, denn das Projekt gemeinsame Wohnung sollte unabhängig vom Projekt gemeinsames Kind angegangen und entschieden werden (siehe Punkt 9). Gerade Babys und Kleinkinder sind sehr genügsam und ziehen es vor, in möglichst engem Kontakt mit einer Bezugsperson zu sein – und dies auch ohne Probleme in wechselnden Räumlichkeiten -, als allein in einem perfekt eingerichteten Kinderzimmer in einer gemeinsamen Wohnung. Mein Ex-Partner und ich lebten in der Zeit nach der Geburt unseres ersten Kindes weiterhin getrennt in unseren WGs und er betreute den Kleinen 3 Tage die Woche allein und gab ihm dabei meine abgepumpte und eingefrorene Muttermilch. Wenn ihr es kooperativ angehen könnt und ihr nah beieinander wohnt, kann das Wechselmodell auch für ältere Kinder noch eine gangbare Option sein. Das Kind oder die Kinder müssen dabei auch nicht wöchentlich hin und her wechseln. Warum nicht vereinbaren, dass der Nachwuchs ein Jahr komplett in seiner Wohnung/WG wohnt und danach wieder ein Jahr bei dir? Auch als Paar mit Kind könntet ihr zusammen in einer größeren WG oder Kommune wohnen und dabei der Gefahr entgehen, zu sehr in eurer immer gleich bleibenden Paar-Familien-Suppe zu schwimmen, welche schnell zu Einengung und Langeweile führt. Manche entscheiden sich auch für Co-Elternschaft, bei der die Elternschaft bewusst oder mangels geeigneten Partners von einer Liebesbeziehung getrennt wird.
Viel Glück bei deiner feministischen Partnersuche!
Ein Gastbeitrag von Doreen Heide
Hey, darf ich ergänzen. Der absolut Richtige braucht dein EMMA-Abo nicht…er hat sein Eigenes…und lass dich nicht von ev. Mamas in die Flucht jagen, die unbedingt irgendwas aufräumen müssen, weil das irgendso eine Art Zwang bei denen im Kopf ist…manchmal lässt man Sie auch, weil man sie nach nach Naomi File validiert. Grins
Liebe Doreen,
danke für dieses schöne Geburtstagsgeschenk! Gut, das alles zu lesen und wieder erinnert zu werden, wie auch ich mir das Leben zu zweit vorstelle!
Ich habe schon eine Zweier-bzw. Familienkiste hinter mir, mit all ihren patriarchalen Zwangsmechanismen, und wenn ich mich gerade wieder auf eine Liebesbeziehung eingelassen habe, bzw. sehr langsam einlasse, dann mit gro0er Vorsicht und Skepsis. Schön, dass du so detailliert auf all die bereitgestellten Fallen eingehst. Ich kann all das nur bestätigen. Das Patriarchat hat tiefe, weitverzweigte Wurzeln, hat sozusagen den Boden ausgehöhlt. Das Gute daran: Es ist am Einstürzen, das Schlechte, frau muss sich vorantasten, was zu größerer Achtsamkeit führt, und auch das ist positiv.
Herzliche Grüße
Karin
Hallo Silvio, bisher hatte ich immer das Glück, Schwiegermütter zu haben, die sich entspannt zurück gehalten haben bzw. ihre Söhne schon früh zur Selbständigkeit erzogen haben. Vielleicht konnte es auch nur deshalb funktionieren mit diesen Männern. Ich denke, dass Frauen, die Mütter von Söhnen sind, hier auch eine große Verantwortung tragen, diesen nicht zu viel abzunehmen, auch wenn es ein täglicher Kampf ist. Ich selbst führe diesen kräftezehrenden Kampf mit meinem 14-jährigen Sohn nun schon seit einigen Jahren, indem ich immer wieder versuche, ihn in die Hausarbeit einzubeziehen, mehr oder weniger erfolgreich. Hätte ich einen Partner mit Gluckenmutter, schätze ich schon, dass ich ganz gut unterscheiden könnte, ob dieser seine Mutter nur ab und zu mal aus Nettigkeit gewähren lässt, sonst aber Wert auf seine Unabhängigkeit legt, oder die Service-Dienste von Mama aus Bequemlichkeit eigentlich doch ganz gerne annimmt. Ich selbst kenne dieses Problem ganz gut von meiner Mutter, die auch immer wieder versucht, sich durch Anbieten von „Hilfe“ in mein Leben hinein zu manövrieren. Oder die „Vati“ dazu abkommandiert, mir bei den „Männersachen“ wie Schränke aufbauen, Spülabfluss reparieren etc. zu helfen. Als Frau und Feministin stehe ich hier immer wieder vor der Herausforderung, mir selbst Kompetenz in solchen handwerklichen Dingen anzulernen, um so unabhängig von männlicher Hilfe zu sein wie ich es von meinen Partnern in Bezug auf Kochen, Putzen usw. auch verlange.
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Das ist ja erschreckend, daß offenbar selbst die Geschlechterforschung an der Uni mittlerweile (neoliberal) unterwandert wurde. Daß Frau-Sein unter den queerfeministischen Prämissen zum „Privileg“ umdefiniert wurde, ist überaus zynisch. Gut, daß die „priviligierten“ Frauen nach Gewalterfahrungen wenigstens leichten Zugang zu Beratungsstellen haben. An Zynismus ist das kaum noch steigerungsfähig.
Der Queerfeminismus ist eine neoliberale Speerspitze, die die Auslöschung von weiblicher Identität zum Ziel hat. Aber auch das Label „Links“ wurde von den Neoliberalen schon gekapert. Zu den traditionellen Grundsätzen linker Politik gehört ein unverrückbarer Antiklerikalismus. Aber selbst diese Bastion linker Identität wurde schon aufgegeben – zugunsten einer schamlos devoten Anbiederung an den Islam.
Sorry, jetzt habe ich das auch noch unter dem falschen Artikel gepostet. Der Kommentar gehört unter „Abrechnung mit dem akademischen Queerfeminismus“.
Hey, darf ich ergänzen. Der absolut Richtige braucht dein EMMA-Abo nicht…er hat sein Eigenes…und lass dich nicht von ev. Mamas in die Flucht jagen, die unbedingt irgendwas aufräumen müssen, weil das irgendso eine Art Zwang bei denen im Kopf ist…manchmal lässt man Sie auch, weil man sie nach nach Naomi File validiert.
Ich finde diesen Artikel super.
Allerdings hat es mich beim lesen etwas irritiert, dass im Text von ‚heterosexuellen Feministinnen‘ die Rede ist.
Ich selbst bin sowohl an Männern als auch an Frauen interessiert. Auch wenn ich mir eine Liebesbeziehung mit einer weiblichen* Person vorstellen kann, könnte es sein, dasss ich mich noch ein Mal in einen Mann* verliebe.
Auch wenn ich nicht glaube, dass es Absicht war, kam ich mir beim Lesen dadurch exkludiert vor.
Oft habe ich das Gefühl, dass Bi- bzw. Pansexualität ausgeblendet, wenn nicht sogar verleugnet wird.
Sehr guter Artikel. Danke. Ich habe eine Frage: ich bin immer auf der Suche nach guten, aufklärerischen Texten oder Beiträgen für meine SchülerInnen. Also: vor allem Schülerinnen, aber auch Schüler.
Ich habe den Text gerade einer jungen Frau weitergeleitet, um feedback zu bekommen, was aus ihrer sicht besonders wichtig ist. Meinst Du, Doreen, Du könntest den Text etwas kürzen und evtl. an 2,3 Stellen für Teenager (16/17/18 Jahre) umstellen, damit ich ihn im Unterricht einsetzen kann?
Kann ich natürlich auch machen mit Angabe von Zitaten – aber eigenständige Artikel (auch mit Autorin und Quellenangabe) finde ich besser.
Hallo Lilian, es war ganz sicher nicht meine Absicht, Bi- bzw. Pansexualität auszuschließen. Ich glaube nämlich auch, dass wir von Natur aus alle pansexuell sind, das Begehren bei den allermeisten Menschen sich dann aber in eine bestimmte Richtung einengt. Ich selbst war auch schon kurzzeitig in Frauen oder einen Transmann verliebt, nur hat sich nie mehr daraus entwickelt. Wenn ich also Beziehungstipps für heterosexuelle Feministinnen vergebe, meine ich damit nicht, dass das heterosexuelle Begehren auf immer und ewig in der Person eingemeißelt ist. sondern dieses kann ebensogut auch nur für einen bestimmten Lebensabschnitt gültig sein.
Ach so, vielleicht sollte ich noch hinzufügen: jede sexuelle Liebesbeziehung ist ein Tausch. Ob hetero- oder homo- oder *. Und ich denke, die von Dir ausgeführten Kriterien für faire Beziehungen sind auf alle anwendbar. Junge Frauen lassen sich aber vor allem von jungen oder etwas älteren Männern leicht über den Tisch ziehen. Deshalb finde ich Deinen Text sehr brauchbar, weil pragmatisch.
Hallo Solveig,
das ist eine sehr gute Idee. Ist nämlich auch noch so ein Projekt von mir im Kopf, mal ein feministisches Aufklärungsbuch für Jugendliche zu schreiben, da die existierenden aus meiner Sicht sich zu sehr auf die Vermittlung von Sexpraktiken beschränken, was ich für diese junge Altersgruppe eher unangebracht finde.
Gern schreibe ich den Artikel nochmal etwas um (Kinderthema komplett raus etc.).
Gib mir doch eine private E-Mail-Adresse von dir, gern an meine Buchshop-Adresse kontakt@fembooks.de. Dann können wir alles weitere besprechen.
Wenn ich das mal anmerken dürfte: es ist für das Kind nicht gesund es ständig aus dem gewohnten Umfeld im Kindergarten zu reißen, wo es evtl. Freunde hat. Genauso wenig ist es für das Kind gut im Grundschulalter sämtliche sozialen Kontakte abzuschneiden weil es jährlich die Schule wechselt. Das Kind würde jeglichen sozialen und Lerntechnischen Anschluss verlieren und unfähig sein ein gesundes Sozialleben aufzubauen. Die von dir aufgezeigte Lösung ist also nur möglich wenn beide Partner nah beieinander wohnen und sich so das soziale Umfeld des Kindes nicht immer ändert. Keine persönliche Einstellung und kein Stolz auf diesem Planeten, sei es Männlicher oder Weiblicher Seite ist es wert, das Wohl eines Kindes zu gefährden. Dazu finde ich es absoluten Schmarrn das ein Mann unbedingt die Emma lesen muss um für eine Frau geeignet zu sein. Eine gesunde Akzeptanz der Partnerin sollte eigentlich genügen um glücklich zu sein. Genauso wenig sollte man meiner nicht allzu bescheidenen Meinung nach in einer Beziehung keine Ansprüche stellen müssen um sich akzeptiert und geachtet zu fühlen. Im Optimalfall werden wichtige Entscheidungen von beiden Partnern getroffen in einem ruhigen und sachlichen Gespräch. Falls eine Entscheidung nur einen betrifft und nichts weltbewegendes ist sollte sie einfach von dem getroffen werden den sie betrifft. Was ich auch schwachsinn finde ist die Annahme das ein Mann sofort alles stehen und liegenlassen sollte nur weil die Frau ein besseres Jobangebot hat. Sowas zu erwarten stellt eine funktionierende Beziehung komplett außer Frage. Genausowenig kann ein Mann das von seiner Frau erwarten. Wenn jemand, und das gilt für Mann und Frau, nicht in der Lage ist eine Beziehung als harmonisches zusammenspiel zu sehen, dann soll er garnicht erst in eine rein gehen. In einer gesunden Beziehung können beide gleichermaßen zurückstecken, und beide ihre Hobbys frei ausleben. Und einem Menschen einzureden, das moralische Bindung in einer Beziehung schlecht ist, und sowas auch noch Beziehungstipp schimpft, ist einfach nu engstirnig und kurzsichtig.
Sicht eines Mannes
Ich mag den Artikel nicht, ich bin nur bis zur zweiten Regel gekommen beim Lesen und habe mich gleich gar nicht angesprochen gefühlt. Diese schematische Darstellung von Liebesbeziehungen finde ich schrecklich und normierend. Nur wenn es so bei euch läuft, ist eure Liebesbeziehung legitim? Bitte, die Art, wie ich liebe lasse ich mir nicht diktieren und die Antwort, dass ich mir dann mein Leid selber verdient habe (Schuldzuweisung) lasse ich glücklicherweise mit Ende 30 endlich an mir abtropfen. Unabhängigkeit in Liebesbeziehungen? Ich will mich verlassen können und ich will eine Beziehung führen, in der ein Einstehen füreinander auf allen Ebenen selbstverständlich ist. Das bedeutet, sich bewusst für Abhängigkeiten zu entscheiden. Wenn es daneben geht ist das menschlich und Krisen gehören zum Leben dazu.
Nachtrag: Ich habe weiter gelesen und finde die Hinweise zum gemeinsamen Sex natürlich richtig und selbstverständlich, auch andere Hinweise beziehen sich auf Grundregeln eines gelingenden Miteinanders. Zusammenziehen finde ich richtig gut, es schont Ressourcen und erhöht die Verbindlichkeit. Sauberkeitsstandards gehören abgeglichen und meiner Erfahrung nach ist jeder intelligente Mensch dazu in der Lage, sich an Vereinbarungen des Aufräumens und Putzens zu halten, wo leben wir denn?
Das mag jetzt nur eine Nebensächlichkeit sein, aber ich möchte dennoch darauf hinweisen bezüglich dieser Stelle „Stattdessen ist er dir eine hilfreiche Stütze bei deinen Geburtsschmerzen und setzt wenn nötig deine Interessen gegenüber Ärzt*innen und Hebammen durch, wenn sich unvorhergesehene Komplikationen zeigen, die PDA, Dammschnitt oder einen Kaiserschnitt erforderlich machen.“: PDA und Kaiserschnitt können auch freiwillig sein – und sind oftmals sehr hilfreich (ok, Dammschnitt in der Tat nicht).
@ U.D. Klar aus der Sicht eines Mannes geschrieben – man merkt die Privilegien, die Sie genießen und genossen haben.
Das mit dem potentiellen Wegziehen für einen Job ist deshalb wichtig, weil es unglaublich viele Beispiele – sicher auch in Ihrem Bekanntenkreis gibt – bei denen Frauen selbst alles beruflich aufgeben und ihrem Partner hinterherziehen. Andersrum passiert es eher seltener, daher die Betonung darauf.
Ich finde den Artikel vollkommen in Ordnung. Das mit der Emma würde ich eher als Metapher sehen, da meiner Ansicht nach nicht ausschliesslich das Lesen bestimmter Texte den Feminismus definiert. Meiner Meinung nach geht es darum, sich über Feminismus und ähnliches auszutauschen. Allerdings besteht in meinem Leben ein Haken: Ich habe noch nie so einen Mann mit meinen eigenen Augen gesehen, der so nicht-ausbeuterisch mit seiner Partnerin umgeht. Als unterschied zum früheren Bild von der Frau, die in der Küche stand, weil sie es nunmal vom patriachalischen Diktat her musste, sehe ich nun Frauen, die lächelnd in der Küche stehen, weil sie es wollen, da die Männer entweder eine solche Frau uns Feministinnen vorziehen oder gar keine Beziehung wollen. Seine feministischen Ideale zu leben und eine Familie zu wollen scheint in meinem Umfeld wie der Fünfer und das Brötchen zu sein: Für das eine muss man mit dem anderen bezahlen. Sowas wird natürlich nicht laut ausgesprochen aber spiegelt sich in den Taten der Leute wieder, die so denken. Die Realität sieht für mich (in einem Monat 30) echt traurig aus. Die meisten Männer, falls sie keine Menschenrechtsaktivisten oä sind, (99% davon von Unis in Zürich) unterdrücken sogar die freie Meinungsäusserung einer Frau, sodass ich es ganz klar sehen konnte (zb mit Mobbing wenn sie sich äussert aber nur einer einzigen kurzen Bemerkung wenn er seinen Ärger ganz offen Kund tut).
Wie soll man so einen richtigen Mann finden, der als Freund geeignet ist? Auswandern? Ist die Mehrheit der Schweizer Männer so konservativ, dass das nötig ist, um als Schweizer Feministin eine Familie zu gründen? Und wenn ja, wohin?
Sehr geehrte Doreen Heide,
vielen Dank für diesen sehr aufschlussreichen Beitrag. Ich als Mann finde diesen sehr hilfreich, um punktuell die Beziehung zu meiner Frau zu verbsessern. Also sicher nicht nur ein (wichtiger) Ratgeber für die Damen. Viele Punkte leben wir bereits entsprechend. Und alle werde ich – ehrlich gesagt – auch nicht umsetzen. Denn ich lese die Emma nicht regelmäßig und verteile keine Flyer. Der Rest passt wunderbar.
Und ich hätte mir unter Feminismus ehrlich gesagt etwas radikaleres vorgestellt. Diese 10 Punkte sind ja total fair.
Liebe Grüße