Es ist nun offiziell: Amnesty International ist eine Zuhälterorganisation. Herzlichen Glückwunsch, Amnesty International!
Amnesty International verwendet in seinem gestern publizierten Positionspapier den Begriff „sex worker“, diesen Begriff hat uns übrigens die Sexindustrie persönlich eingeschleust, auch wenn uns das immer wieder als von prostituierten entwickelte Eigenbezeichnung zur Selbstermächtigung oder sonstigen Quatsch verkauft wird. Die Verwendung einer Terminologie, die der Sexindustrie entstammt, spricht bereits für sich.
Es verwundert allerdings nicht, denn wie wir wissen, ist AI wegen gut etablierter Verbindungen zu Profiteuren der Sexindustrie in die Kritik geraten (und die durften ja auch höchstpersönlich an diesem Papier mitschreiben, voll gute Idee!). Und wie wir ebenso wissen, wurde Amnesty gekauft.
Alle in der Sexindustrie dürfen sich „sex worker“ nennen, auch Zuhälter und Bordellbesitzer. Und für die völlige Entkriminalisierung auch dieser „sex worker“ wird sich AI nun laut offizieller Bekundung einsetzen.
Amnesty Internationals Papier liest sich wie eine Abschrift aller unerträglichen Positionspapiere, die in den letzten Monaten, Jahren das Licht der Welt erblickt haben. Ich verlinke jetzt nichts, mir reicht schon der Link da oben zu diesen Handlangern sexueller Ausbeutung und Folter Amnesty International. Kurzum: Lobby-Rhetorik und Faktenverdrehung in neoliberalem Gewand.
Seit Jahren setzt sich Amnesty International für die Abschaffung der Folter ein, macht auf Folter und ihre Opfer in groß angelegten Kampagnen aufmerksam. Beim Thema nicht-staatliche Folter herrscht jedoch kontinuierliches Schweigen.
Es ist längst keine Neuigkeit mehr, dass Frauen in der Prostitution mehrheitlich unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden, deren Symtome denen von Kriegsveteranen und Opfern politischer Folter gleichen. Es ist auch keine Neuigkeit, dass Zuhälter, Menschenhändler und Prostituenten gezielt Foltermethoden einsetzen, um die Frauen in der Prostitution zu kontrollieren und jegliche Form von Selbstkontrolle und freiem Willen und Denken auszulöschen (das gilt im Übrigen gleichermaßen für die vehement von der Gesellschaft als „Kunst“ verteidigte Pornografie). Quellen? Ich nenne ein paar Namen: Catharine MacKinnon, Andrea Dworkin, Melissa Farley, Kathleen Barry, Sheila Jeffreys, Linda MacDonald, etc.. Die haben darüber massenhaft geforscht und geschrieben. So massenhaft, dass es AI aus den Ohren kommen müsste, aber dafür müsste man diese Dinge eben lesen. Und ja, die Strategie der Ausblendung und kulturellen Amnesie ist natürlich dem Lobbyismus zuträglicher.
Apropros:
Ich bin etwas irritiert. Denn offensichtlich hat die Männer- Menschenrechtsorganisation ihren ACT 40/001/2001 vergessen, ein Papier, in dem AI 2001 erklärte, dass Folter an Frauen eine Menschenrechtsverletzung ist und dass AI sich zum Ziel erklärt, alles zu tun, um Frauen davor zu schützen.
Und darf ich AI mal an die UN-Konvention von 1945 erinnern? Oder an das Palermo-Protokoll von 2000? Oder an den Bericht der UN aus 2006, in dem angemerkt wird, dass Prostitution, so wie sie in der Welt praktiziert wird, die rechtlichen Voraussetzungen von Menschenhandel erfüllt und dass deshalb von einer Legalisierung der Prostitution abgeraten wird?
Ich kann an dieser Stelle nur an alle Menschen, insbesondere Frauen dieser Erde appellieren, ihre Mitgliedschaften bei AI zu kündigen und dieser Organisation jegliche Form der Unterstützung zu entziehen. Und/oder die Städte- und Länderdelegationen mit dieser fatalen Entwicklung zu konfrontieren und Stellungnahmen einzufordern.
Amnesty International hat sich gestern offiziell zum Lobby-Organ der Sexindustrie erhoben. Damit legitimieren sie ein vermeintliches Recht von Männern auf psychische, physische, sexuelle Gewalt, Ausbeutung und Folter an Frauen, Kindern und Transpersonen oder um es mit den Worten von Sr. Lea Ackermann zu sagen:
„Mit der Entscheidung für die Entkriminalisierung der Prostitution einzutreten, hat Amnesty International den Anspruch auf den Titel einer Menschenrechtsorganisation verloren.“
Aktion Mensch wurde ja bereits die Umbenennung in Aktion Mann vorgeschlagen.
Irgendwelche Vorschläge für Amnesty International?
@amnesty is now just another pimp lobby that we have to fight… #DearAmnesty #SHAMnEsty @AmnestyOnline #ICM2015 pic.twitter.com/pUrCR6c7bk
— ProstitutionR. (@RessourcesPros) 12. August 2015
Anmerkung: Tweet nachträglich hinzugefügt, weil er so schön passt.
Anmerkung 2: Kommentare im Pro-Lobby-Stil erblicken hier nicht das Licht der Welt, auch nicht, wenn sie mehrfach abgeschickt werden.
Hier eine Gegen-AI-Petition:
https://www.change.org/p/sexkauf-bestrafen-prostitution-abbauen/u/11772488?tk=VDzqkbGNNoBY-7gCt5kQGFytMYeX1gKtFEYiMFbVINk&utm_source=petition_update&utm_medium=email
https://www.change.org/p/amnesty-international-vote-no-to-decriminalizing-pimps-brothel-owners-and-buyers-of-sex
Neuigkeit zur Petition Amnesty International
Dr. Ingeborg Kraus
Deutschland
17. Aug. 2015 — Am 11. August hat sich Amnesty International im Namen der Menschenrechte für eine Resolution ausgesprochen, die für eine vollkommene Entkriminalisierung der Sex-Industrie steht, was Zuhälter, BordellbetreiberInnen und Sex-Käufer miteinschließt. Dieser Aufruf steht in keinster weise für Menschenrechte! Er lehnt Frauenrechte und Gleichberechtigung völlig ab! AI ignoriert damit die verheerenden Auswirkungen einer liberalisierten Sex-Industrie, die nachweislich Menschenhandel und sexuelle Gewalt erhöht. AI positioniert sich so gegen die vulnerabelsten Menschen auf dieser Welt und geht einen Packt mit den Tätern ein (eine kriminelle und Billionen schwere Sex-Industrie). Darüber hinaus, gibt sich AI mit einer jahrtausend Jahre alten patriarchalen Botschaft einverstanden: u.Z. dass Männer ihre Triebe nicht zügeln sollen sondern sich dafür eine Frau kaufen dürfen. Es ist also in Ordnung Frauenkörper für das sexuelle Vergnügen der Männer zu gebrauchen! Eine fatale Botschaft für die Welt!
„Es gibt keine Logik in der Annahme, dass man zum Schutz der Ausgebeuteten die Ausbeuter entkriminalisieren muss“, sagt CATW-Chefin Taina Bien-Aimé.
Dr. Muriel Salmona, Psychiaterin und Psychotraumatologin aus Paris, sieht in der Entscheidung von AI Ähnlichkeiten mit der totalitären Welt wie sie Orwell in seinem Buch 1984 beschrieben hat: „die Ausbeutung und Unterdrückung wird als Freiheit umdefiniert; die Ausbeuter werden zu Beschützern umgedeutet, bezahlte Vergewaltigung wird zur Arbeit, traumatisiert und dissoziiert sein wird als gesund wahrgenommen, etc. etc.“
Ich möchte meinen tiefen Dank allen aussprechen die sich nicht in falschen Lösungen haben verirren lassen und Klarsichtig geblieben sind. Danke!
Mit besten menschenrechtlichen Grüßen!
Dr. Ingeborg Kraus
PS. Die Petition gegen AI läuft weiterhin und ich Bitte auch hier um Unterstützung: https://www.change.org/p/amnesty-international-vote-no-to-decriminalizing-pimps-brothel-owners-and-buyers-of-sex