Alle Artikel von Ariane Panther

Die schwarze feministische Frauenbewegung-Black History Month

sitting back not giving a fuck about what black men think or say

Wir alle kennen, oder hören immer öfter,  die neuen Schlagwörter wie „white feminism“, „critical whiteness“, die mittlerweile fast wie Beleidigungen, aber zumindest vorwurfsvoll, klingen und sich auf weiße Feministinnen und ihren Feminismus beziehen. Diese Begriffe ignorieren tatsächlich die Unterdrückungsmechanismen des schwarzen Patriarchats und fokussieren sich zunehmend ausschließlich auf weiße Frauen. Nicht, dass weiße Frauen es nicht auch verdient hätten kritisiert zu werden. Aber wie sieht wirklich der Ursprung des schwarzen Feminismus aus, der den Begriff der „Intersektionaliät“ schuf und Mechanismen der Unterdrückung anders betrachtete.

Die schwarze feministische Frauenbewegung (Black Feminist Movement) entstand tatsächlich als Antwort auf die schwarze Befreiungsbewegung (Black Liberation Movement) und der amerikanischen Frauenbewegung. Schwarze Frauen fühlten sich unterdrückt, und wurden unterdrückt, durch den herrschenden Rassismus in der, mehrheitlich weißen, Frauenbewegung. Gleichzeitig waren sie aber auch Opfer von Sexismus in der schwarzen Befreiungsbewegung. „Schwarzsein“ wurde sozusagen gleichgesetzt mit schwarzen Männern. Schwarze Frauen existierten nicht in diesem Konzept.  „Frausein“ und Feminismus wurde ebenso gleichgesetzt mit weißen Frauen.  Schwarze Frauen wurden auch hier nicht wahrgenommen, nicht wirklich. Das Ergebnis war, dass schwarze Frauen sich als unsichtbar betrachteten,  und sie erkannten, dass ihre Bedürfnisse nicht gesehen wurden. Weder in der einen Bewegung, noch in der anderen.

Die schwarze Befreiungsbewegung und einige Abgründe:

Die schwarze Befreiungsbewegung bestand eigentlich aus verschiedenen Bewegungen, wie die Bürgerrechtsbewegung,  der schwarze Nationalismus, Nation of Islam,  die Black Panthers, „the Student Nonviolent Coordinating Committee“, und viele mehr. Alle diese Teile der schwarzen Befreiungsbewegung besaßen eine Gemeinsamkeit, ein bindendes Glied sozusagen, denn das Glied, die Geschlechterzugehörigkeit zum „Mann“ spielte hier die entscheidende Rolle. Alle dieser Bewegungen richteten sich prinzipiell nur an schwarze Männer und ihre Befreiung. Freiheit wurde sozusagen gleichgesetzt mit Männlichkeit, und die Erlangung dieser Freiheit mit der Wiedererlangung von schwarzer Männlichkeit. Eine Idee die viel Verbreitung fand, war zum Beispiel, dass Männer durch Rassismus ihre Männlichkeit verlieren und verloren haben, da sie keine Macht mehr besaßen. Sie mussten in der Vergangenheit zusehen, wie ihre Partnerinnen von weißen Männern vergewaltigt wurden oder zur Zucht von einer neuen Generation von Sklaven benutzt wurden. Viele Männer in der Bewegung wollten ebenfalls die Sexualität schwarzer Frauen kontrollieren. Die sexuelle Ausbeutung schwarzer Frauen durch weiße Männer wurde ständig thematisiert und stand im Vordergrund. Sexuelle Beziehungen schwarzer Frauen zu weißen Männern wurden abgelehnt, aber für die schwarzen Männer in der Bewegung war es in Ordnung selbst sexuelle Beziehungen zu weißen Frauen zu haben. Auch in dieser Bewegung ging es sozusagen letztendlich darum, dass ein Teil der Freiheit bedeuten solle, dass Männer sexuellen Zugang zu allen Frauen haben können.

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„Mütter unerwünscht“ Christina Mundlos

Buchcover: Mütter unerwünscht

Mütter unerwünscht, Tectum Verlag

Mütter sind unerwünscht bei der Arbeit in Deutschland, genau das beweist Christina Mundlos in ihrem neuen Buch. Mobbing, Sexismus, und Diskriminierung am Arbeitsplatz gegenüber Müttern, und gegenüber Frauen, die noch jung genug sind um Kinder bekommen zu können, sind das alltägliche Geschäft in Deutschland.Die Strategien der Arbeitgeber, ob gezielt oder auf Vorurteilen basierend, sind vielfältig und nicht immer gleich erkennbar, aber sie alle haben das Ziel, Frauen aus dem Arbeitsmarkt zu drängen. Nicht Frauen sind verantwortlich für die sehr niedrige weibliche Erwerbstätigkeitsquote in Deutschland, sondern die Ursache sind Mobbing und Diskriminierung.

Wie auch in ihrem Buch “Trauma unter der Geburt“ und „Regretting Motherhood“ arbeitet Christina Mundlos mit Erfahrungsberichten von betroffenen Frauen. 25 Frauen unterschiedlicher Berufe und Hintergründe schildern eindringlich, was ihnen gemeinsam ist, nämlich der Versuch von Arbeitgebern sie aus dem Beruf zu drängen. Individuelle Erfahrungen bezüglich Mobbing und Diskriminierung im Kontext von Schwangerschaft und der Rolle als Mutter bei der Arbeit kann als purer Zufall oder persönliche Schwächen abgetan werden, aber die überwältigende Anzahl der Berichte mit genau diesen Erfahrungen kann nicht mehr abgetan werden. Das Private wird sozusagen zum Politischen, denn wenn es so viele Frauen betrifft, dann kann es sich nur um ein strukturelles, gesellschaftliches Problem handeln.

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Black Women`s Empowerment in der „Pimparchy“

Als Folge von BLM, Black Lives Matter, Recherche im Internet, und dem Thema Polizeigewalt in den Vereinigten Staaten, stieß ich auf einige Facebookseiten schwarzer Frauen, die zum Black Women`s Empowerment Movement (BWE) gehören. Eine sehr interessante, und völlig andere, Sichtweise von BLM und der Situation schwarzer Frauen in den USA stellte sich dar.

Zum Verständnis von BWE ist als Einführung das „mansplaining“ eines Mannes auf der Seite von „ligali“ hilfreich:..“Black Women`s Empowerment, oder BWE, begann ungefähr 2007 als Bewegung schwarzer weiblicher Autorinnen und Bloggerinen in Nord Amerika und Groß Britannien. Diese soziale Bewegung wollte schwarze Frauen aufwecken von ihrem engen, unglücklichen, Leben, in welchem Sie ihrer Familie dienen und loyal sind, auch der Kirche und der schwarzen Community gegenüber. Bekannt sind sie dafür, dass sie die Idee forcieren, dass es vielversprechender ist, weiß zu heiraten wie schwarz. Oder anders ausgedrückt: BWE ist eine Subkultur schwarzer Frauen, die glauben, dass Sie sich von der schwarzen Gemeinde lösen müssen, denn diese ist ein Sumpf von Nihilismus und Tod, indem sie weiße Männer heiraten“…(1).

Ich, als weiße Frau, kann natürlich das Ganze nur sehr europäisch gefiltert erfassen, aber auch diese gefilterte Sicht ist eine Sicht. Vor allem, da sie in Deutschland völlig unter den Tisch gekehrt wird, und auch in der Regel bei „Black Lives Matter“ keine Rolle spielt.

Mir selbst ist schon aufgefallen, sogar hier im fernen Deutschland, dass nicht über schwarze Frauen gesprochen wird in den schwarzen amerikanischen Bewegungen, oder zumindest nur unter ferner liefen. Die massive Gewalt, der schwarze Frauen ausgesetzt sind durch schwarze Männer, ist ein oft verschwiegenes Thema. Schwarze Frauen werden dreimal so häufig von Partnern getötet wie weiße Frauen. Häusliche Gewalt ist eine der häufigsten Todesursachen von schwarzen Frauen zwischen 15 und 35 Jahren. Diese Täter sind in der Regel auch schwarz (2).Und ungefähr 40 Prozent alle schwarzer Frauen berichten von erzwungenem sexuellem Kontakt bis zum 18 Lebensjahr durch schwarze Männer (3).

Jeder und jedem ist Porn/Gangsta Rap ein Begriff. Frauen sind in diesem Genre nichts, nur „hoes“ mit fetten Ärschen (fat ass hoes, auch oft gesanglich verarbeitet). Auch das ist Abwertung und Hass gegenüber schwarzen Frauen, Pimparchy sozusagen. Auch BWE bezieht sich oft auf diese Sprache, und die Abwertung von Frauen. Der Tenor ist sozusagen, nicht für schwarze Männer auf die Straße zu gehen, da diese einen sowieso nur als dreckige Huren bezeichnen und bezeichnet haben.
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Töten und Männlichkeit

Mann mit Gewehr

[Public Domain]

Als Zeichen der Männlichkeit wird traditionell Aggressivität und die Fähigkeit zum Töten gesehen. Es ist ein Thema, mit dem man sich beschäftigen sollte, denn es erklärt auch, als ein Faktor, die massive Gewalt an Frauen und Kindern, und natürlich auch Amokläufe, Terrorakte und „Familiendramen“. Und Gewalt fängt auch beim Verhalten gegenüber Tieren an, beim Schlachten, denn auch hier schon beginnt die „Psychologie des Tötens“. Ein Aspekt bedingt den anderen. Ja, wir müssen über das Töten und Männlichkeit sprechen.

Immer wieder wird man unverhofft mit direkter Gewalt an Tieren konfrontiert, seien es von Bäumen hängende Hasen in der Jagdzeit, auf die man während einer Fahrt mit der S-Bahn blicken muss, seien es an Gummiseilen tote hängende Meerschweinchen, die zur Fütterung in Zookäfigen hängen, oder Bräuche wie Gänsereiten in der Karnevalszeit, wo Reiter zwischen den Bäumen hängenden Gänsen den Kopf abreißen müssen. Früher wurde dies mit lebenden Gänsen durchgeführt und war auch in England und den Niederlanden üblich. Die Gewalt der Massentierhaltung ist versteckter, aber natürlich genauso grauenhaft. Alles aber sind Gesichter männlicher Gewalt, auch wenn sich einige Frauen an dieser Form der Gewalt beteiligen.

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Die Sackaffäre

Löwe

[Public Domain]

Eigentlich ist genug gesagt worden über Jogi Löw und sein Sackkraulen mit anschließender Geruchsprobe. Alle Medien, ob sozial oder nicht, machten dieses Verhalten zum Thema. Allerdings ist die Frage, was denn letztendlich über das „Sackkraulen“ oder sein Griff in den „Schritt“ gesagt wurde.

Zu denken, dass hier eine Abwertung und Reflektion über widerliches männliches Verhalten stattfinden würde, weit gefehlt. Es wird gefeiert. Mittlerweile.

Joachim Löw ist schließlich ein Held des Fußballs, des Sports der wahren Männlichkeit. Eine Ikone. Was er tut, wird zum Vorbild. Befürchte ich.

Wahrscheinlich wird es sogar zu einem neuen Ritual der Männlichkeit sogar für Kinder.

Es wurde in den letzten Tagen zum Inbegriff der wahren, wahrhaftigen Männlichkeit und Zeichen des Alphatiers.

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„Gewalt unter der Geburt“ Buchempfehlung

Buchcover: Gewalt unter der Geburt

Christina Mundlos: "Gewalt unter der Geburt - Der alltägliche Skandal", Tectum Verlag, 2015

Mit ihrem Buch „Gewalt unter der Geburt“ möchte die Autorin, Christina Mundlos, eines der letzten Tabus in unserer Gesellschaft aufbrechen. Die Geburt eines Kindes wird im Allgemeinen als etwas Positives dargestellt, eines der wichtigsten Momente im Leben einer Frau. Es wird nicht über die oft brutalen Erfahrungen, die so viele Frauen während der Geburt erleben müssen, so offen berichtet.

Der Begriff Gewalt im Kontext von Geburt ist erst einmal sehr ungewohnt und somit vielleicht verstörend. Gewalt und Geburt werden üblicherweise nicht in einen Zusammenhang gebracht.  Christina Mundlos versucht, vielleicht auch deshalb, zum Verständnis Gewalt zu definieren, beginnend mit der sehr umfangreichen Definition von Galtung, dem Begründer der Friedens- und Konfliktforschung, und sie stellt fest, dass es tatsächlich keine allgemeingültige Definition geben kann, sondern eine Definition von Gewalt immer auch ein Werturteil beinhaltet. Sehr deutlich aber sagt Christina Mundlos:

„[…] unter der Geburt geht körperliche Gewalt mit psychischer Gewalt einher, oder die zunächst „nur“ psychisch ausgeübte Gewalt geht zu einem späteren Zeitpunkt in physische Gewaltanwendung über […]“

Als Beispiele für psychische Gewalt werden zum Beispiel das Hinwegsetzen von Wünschen der Gebärenden bezeichnet und Beispiele für unnötige Interventionen, die auch als Körperverletzung gesehen werden können, sind die Eröffnung der Fruchtblase oder langanhaltende Kontrolle der Wehen mit CTG. Weiterlesen

Geburt und Trauma – Aktion

Flower Girl

Public Domain

Das Thema Geburt ist ein sehr feministisches Thema, unabhängig davon, ob wir Kinder bekommen haben, überhaupt bekommen wollen, eine Entscheidung gegen Kinder getroffen haben oder durch Krankheit keine Kinder bekommen können.

Das Patriarchat definiert Frausein mit der Fähigkeit, Mutter zu werden und nutzt diese biologische Fähigkeit, um Rollen zuzuschreiben (fürsorglich, sorgend, empathisch) und auch um Frauen als Folge aus dem Erwerbsleben teilweise auszuschließen.

Wie mit Frauen während der Geburt umgegangen wird, repräsentiert also die Stellung der Frau insgesamt in der Gesellschaft. Zu fast keinem anderen Zeitpunkt sind Frauen so hilflos und ohnmächtig. Gewalt gegenüber Frauen während der Geburt ist also Gewalt gegenüber allen Frauen, auch wenn einige von uns keine Mütter sind, aus den unterschiedlichsten Gründen.

Wir haben uns schon mit dem Thema Gewalt in der Gynäkologie beschäftigt und Euch auch

vor kurzem Mother Hood. e.V. vorgestellt.

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„March of Roses“- Interview mit Anke Lauterbach

Schwangere Frau, Pregnant Woman

By Øyvind Holmstad (Own work) [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons

Am 6 März fand in vielen deutschen Städten der „March of Roses“ statt, organisiert von Mother Hood e. V. , einem Bündnis aus Eltern und Hebammen.

Ziel dieses „March of Roses“ war es, auf Gewalt während der Geburt aufmerksam zu machen. Auch in Deutschland sind die Bedingungen der Geburtshilfe oft schlecht und verschlechtern sich zunehmend.

Mother Hood e.V. fordert eine gute Versorgung von Mutter und Kind während Schwangerschaft, Geburt und dem ersten Lebensjahr.

Im Februar 2014 bestand die Gefahr, dass die Arbeit von Hebammen unmöglich sein könnte in absehbarer Zeit, da die Kosten für die notwendige Haftplichtversicherung nicht mehr finanzierbar waren.

Die Facebookgruppe „Hebammenunterstützung“ hatte innerhalb kurzer Zeit 16 000 Likes und zusammen mit der Facebookgruppe „Rettet unsere Hebammen“ mehr als 70 000 Familien erreicht.

Auf der Seite von Mother Hood finden sich auch spannende eigene Publikationen zum Thema Geburt, die über Ammenmärchen und Mythen rund um Vorsorge, Geburt und Wochenbett aufklären.

So hat zum Beispiel unter anderem das „Valsava Pressen“ (Kopf auf die Brust, tief Luft holen und für die Dauer der Wehe pressen) unerwünschte Nebenwirkungen, und trotz aller gegenteiligen wissenschaftlichen Erkenntnis, finden die meisten Geburten immer noch in Rückenlage statt. Geburtshilfe wird bestimmt durch die eigene Kultur. Sorge um die Gesundheit und das Wohlbefinden von Frauen und Säuglingen spielen kaum eine Rolle.

Wir, die Störenfriedas, haben schon einige Artikel zu dem Thema weibliche Gesundheit und auch Gewalt in der Gynäkologie veröffentlicht.

Aus diesem Grund freuen wir uns über alle Aktionen und Veranstaltungen, die dieses für uns Frauen so essentielle Thema im Fokus hat, und freuen uns besonders, dass Anke Lauterbach, Veranstaltungskoordinatorin des March of Roses in Wiesbaden, sich die Zeit genommen hat, uns ein Interview zu geben.

SF: Welches Ereignis hat Sie bewogen, von Gewalt in der Gynäkologie zu sprechen? Das private ist oft politisch und umgekehrt und vielleicht gab es hier persönliche Ereignisse, die zu dieser Einschätzung führten oder gab es andere Beweggründe?

Anke Lauterbach: Das Thema kam eher auf mich zu, als ich auf das Thema…;) Und zwar im Rahmen der Mother Hood Arbeit, in der wir uns als Eltern für die Hebammen stark machen. Die Problematik ist euch sicher bekannt. Aber ich erkannte rasch, dass das Thema Gewalt in der Geburtshilfe wohl auch „mein“ Thema ist, das bearbeitet werden wollte.

Daher war es mir auch ein Anliegen, nicht nur am Roses Day eine Rose niederzulegen, sondern auch aktiv zu werden und für alle sichtbar auf die Straße zu gehen, um dieses Tabu zu brechen.

Am 6. März fanden die Demos „March of Roses“ international statt; in Deutschland gab es neben Wiesbaden noch Veranstaltungen in Kiel, Hannover und Düsseldorf.

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Schöner neuer Sex für die ganze Familie

Brass Rail Toronto

von Hard Seat Sleeper (The Brass Rail) [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons

Seit Jahrzehnten werden wir mit frauenverachtender Werbung zugeballert, und die meisten von uns sind mittlerweile, ganz entsprechend dem Normalisierungsprinzip, abgehärtet.

Allerdings nehme ich seit einiger Zeit eine neue Entwicklung wahr, nämlich die implizite – oder auch explizite – Darstellung von Sex und sexuellen Handlungen innerhalb der Familie, oft generationsübergreifend, in den Medien und in der Werbung.

Jede und jeder der sich mit sexueller Gewalt auskennt, weiß, dass oft bei sexueller Gewalt Grenzen aufgelöst wurden, oft sehr langsam über einen längeren Zeitraum mit verschiedenen „Grooming“-Techniken, durch die Überschreitungen stufenweise stattfinden, bis schließlich subjektiv eine Mitwirkung bei der sexuellen Gewalt erlebt wird, da man in den vorherigen Stufen ein Teil des Geschehens war. Zur Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit gehört es dazu, Grenzen auch in der Sexualität selbst zu setzen und diese Grenzen auch gegenüber Familienangehörigen zu setzen. Sexuelle Gewalt in der Familie fängt mit der ungewollten Teilhabe an sexuellen Handlungen an.

Auch in der Werbung und in den Medien fand ein langsamer Prozess der Gewöhnung an immer mehr sexuelle und sexualisierte Inhalte statt. Grenzen wurden und werden aufgelöst und aufgeweicht, bis wir kaum noch aufzucken, wenn in Comedyserien Gangbangs als erstrebenswertes Sexualverhalten präsentiert werden oder Pornostars als die neuen Stars unserer Kinder präsentiert werden.

Mittlerweile wäre es notwendig, um diese Normalisierung zu vermeiden, den Fernseher direkt in den Müll zu werfen, zumindest wenn man Kinder hat und nicht wollen würde, dass sie sich mit fünf Jahren zu Weihnachten einen rosa Vibrator wünschen.

Die Beispiele für diese generationsübergreifende Sexualität sind endlos und häufen sich, bis wir es hinnehmen oder schon hingenommen haben.

Ist es wirklich normal, Werbung für Gleitgel (kann nur für Analverkehr oder für Frauen ab fünfzig von Interesse sein) oder sogenanntes „Sexspielzeug“ rund um die Uhr in der Werbung zu sehen?

Will ich zusammen mit Kindern und anderen Familienangehörigen damit überall und rund um die Uhr und in jedem noch so harmlosen Serienformat beschallt werden?
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Nordafrika ist Überall

Fight Sexism - Streetart

Fight Sexism - Streetart via streunna4 via Flickr, [CC BY-NC-SA 2.0]

Als Folge von Köln wurde gefordert, Männer aus Nordafrika und „arabischen“ Ländern, auch genannt Migranten, wieder in „ihre“ Länder abzuschieben. Sicherheitsvorkehrungen sollen verschärft werden, und was das auch bald für uns heißen kann, zeigt uns der Ausnahmezustand in Frankreich. Die Ausweitung von Polizeirechten kann uns anders treffen irgendwann als wir es je befürchten könnten und schneller als es braucht um zu husten.

Völlig davon abgesehen, finde ich es erstaunlich, wie genau „Deutsche“ sich eine ethnische Zuordnung zutrauen angesichts der unzähligen arabischen Dialekte und  des großen Spektrums des Aussehens. Lächerlicherweise sprechen viele aus „Nordafrika“ kein Arabisch. Einige weigern sich sogar Arabisch zu erlernen und hassen „Araber“. Ihre Haltung ist so rassistisch gegenüber „Arabern“, dass diese sich kaum von der Haltung rassistischer „Deutscher“ differenzieren lässt.

Die Eigenbezeichnung der „Nordafrikaner“ ist übrigens der Maghreb, da die Kultur, trotz des gegenseitigen Hasses der jeweiligen Länder durchaus Gemeinsamkeiten aufweist. Unterhalb der Sahara heißt es dann „l`africe noir“. Eigenbezeichnungen nicht zu nutzen, könnte auf Kolonialismus hinweisen oder auf die Angst, „Deutsche“ intellektuell zu überfordern. Afrika ist einfach Afrika und der Norden ist so wie der Süden.

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