Schlagwort: Pornofizierung

Schöner neuer Sex für die ganze Familie

Brass Rail Toronto

von Hard Seat Sleeper (The Brass Rail) [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons

Seit Jahrzehnten werden wir mit frauenverachtender Werbung zugeballert, und die meisten von uns sind mittlerweile, ganz entsprechend dem Normalisierungsprinzip, abgehärtet.

Allerdings nehme ich seit einiger Zeit eine neue Entwicklung wahr, nämlich die implizite – oder auch explizite – Darstellung von Sex und sexuellen Handlungen innerhalb der Familie, oft generationsübergreifend, in den Medien und in der Werbung.

Jede und jeder der sich mit sexueller Gewalt auskennt, weiß, dass oft bei sexueller Gewalt Grenzen aufgelöst wurden, oft sehr langsam über einen längeren Zeitraum mit verschiedenen „Grooming“-Techniken, durch die Überschreitungen stufenweise stattfinden, bis schließlich subjektiv eine Mitwirkung bei der sexuellen Gewalt erlebt wird, da man in den vorherigen Stufen ein Teil des Geschehens war. Zur Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit gehört es dazu, Grenzen auch in der Sexualität selbst zu setzen und diese Grenzen auch gegenüber Familienangehörigen zu setzen. Sexuelle Gewalt in der Familie fängt mit der ungewollten Teilhabe an sexuellen Handlungen an.

Auch in der Werbung und in den Medien fand ein langsamer Prozess der Gewöhnung an immer mehr sexuelle und sexualisierte Inhalte statt. Grenzen wurden und werden aufgelöst und aufgeweicht, bis wir kaum noch aufzucken, wenn in Comedyserien Gangbangs als erstrebenswertes Sexualverhalten präsentiert werden oder Pornostars als die neuen Stars unserer Kinder präsentiert werden.

Mittlerweile wäre es notwendig, um diese Normalisierung zu vermeiden, den Fernseher direkt in den Müll zu werfen, zumindest wenn man Kinder hat und nicht wollen würde, dass sie sich mit fünf Jahren zu Weihnachten einen rosa Vibrator wünschen.

Die Beispiele für diese generationsübergreifende Sexualität sind endlos und häufen sich, bis wir es hinnehmen oder schon hingenommen haben.

Ist es wirklich normal, Werbung für Gleitgel (kann nur für Analverkehr oder für Frauen ab fünfzig von Interesse sein) oder sogenanntes „Sexspielzeug“ rund um die Uhr in der Werbung zu sehen?

Will ich zusammen mit Kindern und anderen Familienangehörigen damit überall und rund um die Uhr und in jedem noch so harmlosen Serienformat beschallt werden?
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