Black Women`s Empowerment in der „Pimparchy“

Als Folge von BLM, Black Lives Matter, Recherche im Internet, und dem Thema Polizeigewalt in den Vereinigten Staaten, stieß ich auf einige Facebookseiten schwarzer Frauen, die zum Black Women`s Empowerment Movement (BWE) gehören. Eine sehr interessante, und völlig andere, Sichtweise von BLM und der Situation schwarzer Frauen in den USA stellte sich dar.

Zum Verständnis von BWE ist als Einführung das „mansplaining“ eines Mannes auf der Seite von „ligali“ hilfreich:..“Black Women`s Empowerment, oder BWE, begann ungefähr 2007 als Bewegung schwarzer weiblicher Autorinnen und Bloggerinen in Nord Amerika und Groß Britannien. Diese soziale Bewegung wollte schwarze Frauen aufwecken von ihrem engen, unglücklichen, Leben, in welchem Sie ihrer Familie dienen und loyal sind, auch der Kirche und der schwarzen Community gegenüber. Bekannt sind sie dafür, dass sie die Idee forcieren, dass es vielversprechender ist, weiß zu heiraten wie schwarz. Oder anders ausgedrückt: BWE ist eine Subkultur schwarzer Frauen, die glauben, dass Sie sich von der schwarzen Gemeinde lösen müssen, denn diese ist ein Sumpf von Nihilismus und Tod, indem sie weiße Männer heiraten“…(1).

Ich, als weiße Frau, kann natürlich das Ganze nur sehr europäisch gefiltert erfassen, aber auch diese gefilterte Sicht ist eine Sicht. Vor allem, da sie in Deutschland völlig unter den Tisch gekehrt wird, und auch in der Regel bei „Black Lives Matter“ keine Rolle spielt.

Mir selbst ist schon aufgefallen, sogar hier im fernen Deutschland, dass nicht über schwarze Frauen gesprochen wird in den schwarzen amerikanischen Bewegungen, oder zumindest nur unter ferner liefen. Die massive Gewalt, der schwarze Frauen ausgesetzt sind durch schwarze Männer, ist ein oft verschwiegenes Thema. Schwarze Frauen werden dreimal so häufig von Partnern getötet wie weiße Frauen. Häusliche Gewalt ist eine der häufigsten Todesursachen von schwarzen Frauen zwischen 15 und 35 Jahren. Diese Täter sind in der Regel auch schwarz (2).Und ungefähr 40 Prozent alle schwarzer Frauen berichten von erzwungenem sexuellem Kontakt bis zum 18 Lebensjahr durch schwarze Männer (3).

Jeder und jedem ist Porn/Gangsta Rap ein Begriff. Frauen sind in diesem Genre nichts, nur „hoes“ mit fetten Ärschen (fat ass hoes, auch oft gesanglich verarbeitet). Auch das ist Abwertung und Hass gegenüber schwarzen Frauen, Pimparchy sozusagen. Auch BWE bezieht sich oft auf diese Sprache, und die Abwertung von Frauen. Der Tenor ist sozusagen, nicht für schwarze Männer auf die Straße zu gehen, da diese einen sowieso nur als dreckige Huren bezeichnen und bezeichnet haben.
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Komm, wir spielen unsichtbar sein – Wie Opfer sexueller Gewalt wegdekonstruiert werden

Frau am Fenster

Rising Damp: Disappear, Flickr, CC BY SA 2.0

Es gibt Gründe, warum ich mich an der Uni nicht wohlfühle. Ich meine jetzt gerade mal nicht die klassistischen Strukturen da, die mich jedes Mal wieder spüren lassen, dass Uni nichts für welche wie mich ist. Konkret meine ich, dass sich an der Uni eine Haltung breitgemacht hat, in der die Art des Sprechens über Dinge plötzlich wichtiger ist als die Analyse derselben. Immer wieder sitze ich im Seminar und werde berichtigt. Vor allem drei Einwände tauchen immer wieder auf:

  1. „Wenn du sagst, dass Frauen unterdrückt werden, zementierst du diese Realität ja, du machst damit das Gleiche wie die Unterdrücker!“
  2. „Du kannst nicht den undifferenzierten Begriff „Patriarchat“ verwenden. Es werden nicht nur Frauen unterdrückt!“
  3. „Die Bezeichnung „Opfer“ solltest du nicht verwenden, die ist stigmatisierend.“

Ich verlasse diese Veranstaltungen jedes Mal mit einem Gehirnbrei, den ich nicht auseinanderklamüsert kriege. Und frage mich: verlassen Menschen, die sowas sagen, eigentlich jemals die Universität? Kamen sie überhaupt schonmal mit der Realität in Kontakt? Wo zur Hölle kaufen sie ein? Im gesafespaceten Laden irgendwo in einer genderbefreiten Bubble?

Diese Denke des liberalen Feminismus verursacht mir Unbehagen. Warum sie so problematisch ist, lässt sich gut an Hand zweier Interviews, die die Kulturwissenschaftlerin Mithu Melanie Sanyal der Süddeutschen gegeben hat, zeigen.

http://www.sueddeutsche.de/leben/rape-culture-wir-entmuendigen-vergewaltigte-frauen-1.3183107

Das Interview, welches unter der Überschrift „Wir entmündigen vergewaltigte Frauen“ abgedruckt wurde, wird eingeleitet mit:

„Frauen sind Opfer, Männer Triebtäter: Wenn es um Vergewaltigungen geht, kommen überholte Geschlechterbilder hoch. Die Autorin Mithu Sanyal ergründet, warum.“

Man könnte jetzt denken: Diese „überholten“ Geschlechterbilder kommen deswegen hoch, wenn man an Vergewaltigungen denkt, weil sie die Realität sind. Man könnte denken, dass diese Geschlechterbilder, wenn es um Vergewaltigungen geht, vielleicht nicht überholt sind, was ja hieße: die Bezeichnung bzw. die Assoziation, die diese Bezeichnung hervorruft, hinkt der Realität hinterher. Sondern dass sie zutreffen. Kurzer Faktencheck zum Thema Vergewaltigungen: Fast jede 7. Frau in Deutschland wurde schon einmal vergewaltigt. Dunkelfeld nicht mit eingeschlossen, denn nur 15% dieser Frauen gehen zur Polizei. Überholte Geschlechterbilder? Wirklich?

Erläutert werden soll laut Fragestellung in diesem Interview, warum über Vergewaltigung so „emotional und undifferenziert“ gesprochen wird wie bei keinem anderen Verbrechen. Zudem soll die Frage: „Wie kann man Vergewaltigungen verhindern?“ geklärt werden.

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Stalking? – Das ist Privatsache

Stalker

Stalker by Patrik Nygren, Flickr CC BY-SA 2.0

Ein Gastbeitrag von Stephanie Zimmer

Es gab dieses Jahr etwas sehr Unerfreuliches in meinem Leben, das ich am liebsten jedem erzählt hätte, so sehr trieb es mich um, weil ich es so ungerecht fand. Doch ich dachte mir, ach, dein Fall war ja noch harmlos und das Problem ist ja bekannt, darüber haben ja auch schon andere berichtet. Aber als ich heute in der Politiksparte eines Buchgeschäftes stöberte und feststellte, dass dort hauptsächlich Männer über die immerselben Themen referieren, dachte ich mir, dann darf ich das auch. Mein Fall ist auch politisch.

In meinem Wohnort soll ein schönes Naherholungsgebiet platt gemacht werden. Das empörte mich und zusammen mit anderen haben wir eine BürgerInneninitiative gegründet. Einen aus der Gruppe fand ich schon immer nervig, weil er sich machomäßig gab. Der Sache zuliebe versuchte ich, damit klarzukommen, was mir nicht leicht fiel. Manchmal, wenn er beleidigt oder bockig war, behandelte ich ihn wie ein kleines Kind, damit er wieder funktionierte. Er bekam mit, dass ich mich auch abolitionistisch gegen Prostitution engagiere. Durch einen Zufall ergab sich hierzu eine Diskussion per Email. Er sprach mich auf meine Aktivitäten an und versuchte, mich zu bekehren, mich von meiner abolitionistischen Haltung abzubringen. Zunächst erzählte er, dass seine Schwester einmal in der Prostitution tätig war. Wenig später outete er sich selber als ehemaligen Freier. Als Abolitionistin hatte ich die leise Hoffnung, etwas über den Charakter und die Beweggründe von Freiern zu erfahren. Aber es folgte das immergleiche selbstmitleidige Geseier von Bedürfnissen. Die Stimmung gegen Freier verglich er doch tatsächlich mit der Judenhetze in Hitlers ‚Mein Kampf‘ und deren juristische Verfolgung wie in Schweden bezeichnete er als ‚mccarthyesk‘. Nichts Geringeres! Immerhin beurteilte er seine Puffgänge als Fehler – aber nur sich selber gegenüber. So stelle er sich Sexualität nicht vor. Reue oder Mitleid den Frauen gegenüber? Fehlanzeige. Sie müssten diesen Job ja nicht machen. Er sagte wörtlich, er habe gemerkt, dass den Frauen „ihr Job unangenehm“ sei, dass sie „von ihrer Arbeit angewidert“ seien und dass er bei ihnen „auf Ablehnung“ gestoßen sei. Und er hätte sich zudröhnen müssen, um das nicht zu merken. Es ist mir ein Rätsel, wie mann unter diesen Umständen überhaupt einen Ständer kriegen kann, wieso mann diese Frauen dann noch ein zweites, drittes, viertes… Mal aufsucht, wie mann sich selber nur so erniedrigen kann. Das fand ich alles ziemlich widerlich. Ich blendete es aber aus, dem Naturschutz zuliebe.

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Das Elend mit der Missy

Nicht, dass nachfolgendes nicht schon in irgendeiner Form mal gesagt worden wäre, hier und da, aber es ist aktuell wirklich ein Punkt erreicht, wo man sich nur an den Kopp packen kann.

Es geht um das Missy Magazin, und nun sind hier gleich mehrere Baustellen ersichtlich: Zum einen die Inhalte, die nur die Leute zentrieren, deren Narrative das eigene Weltbild bedient. Will heißen: Wir werden bei Missy viel lesen über den kleinen Prozentsatz glücklicher Sexarbeiterinnen, wir werden aber nichts lesen über osteuropäische Frauen in Bordellen und Laufhäusern, die den Großteil der Frauen in der deutschen Prostitution ausmachen. Wir werden lesen von den Kübras und Emines dieser Welt, die sich voller Freude im Erwachsenenalter fürs Kopftuch entschieden, aber nichts über die Millionen von Frauen weltweit, die verfolgt und reglementiert werden von Sittenpolizei, wenn man ihr Haar sieht. Wir werden lesen von Leuten, die sich für „Fatshion“ (sic!) und tumblr interessieren, von dicken Jungs in Comicpullis (no shit), aber nicht von Frauen in der Altersarmut, die nicht einmal so richtig wissen, was Blogs sind.

Ich habe Missy vor vielen Jahren gern gelesen, aber irgendwann festgestellt, dass sie inhaltlich substantiell abbauen, und so ging es vielen anderen Frauen, die ich kenne. Nun kann man das schon höchst bedauerlich finden für ein Magazin, das sich dem Feminismus widmet, aber immer mehr zum poppig-bunten Lifestyle-Blatt verkommt, das sich mehr für Identitäten als materielle Lebenswirklichkeiten marginalisierter Frauen interessiert, die keinen Zugang zur neuesten Liste von special Pronomen haben. Umso bedauerlicher mag dies erscheinen, wenn man bedenkt, dass Missy ein Blatt ist, das sich dem Antirassismus verschrieben hat und (angeblich) den Frauen, die eben nicht bessergestellt sind.

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Das Phänomen Trump – und die (feministischen) Lehren daraus

Die Welt ist aus dem Häuschen. Donald Trump ist der 45. Präsident der USA. Kurzzeitig brach die Börse zusammen, ebenso wie die Einwanderungsseite Kanadas. Auf Twitter, Facebook, im Fernsehen überschlug sich die moralische Empörung, die absolute Entgeisterung. WIE, fragen sie alle, konnte das passieren. Und schon melden sich die ersten Feministinnen zu Wort. Durch die Bank sind sie sich alle einig, die liberalen Feministinnen, die deutschen, die amerikanischen, die Schwarzer-Feministinnen, dass Trump nur deshalb gewonnen hat, weil Hillary eine Frau ist, weil der Frauenhass über die Inhalte gesiegt hat. Es ist einfach, das so zu analysieren, zu sagen, die „angry white men“ hätten so entschieden, weil sie eben eine Frau ist. Leider ist es aber falsch, oder zumindest nicht so einfach.

Niemand, oder nur die wenigsten, sahen Trumps Wahlsieg kommen. Alle glaubten, Hillary mache das Rennen, lag sie doch in den Umfragen, in den statistischen Erhebungen vorn. Leise waren die Mahnungen derer, die sagten, dass viele wählen werden, die diese Experten gar nicht auf dem Schirm haben, jene, die bisher noch nie wählten. All die Intellektuellen, die Politiker, die Journalisten, sie prügelten auf Trump ein und auch auf seine Wähler, die sie für schießwütige Rednecks hielten, für „White Trash“ und Schlimmeres. Auch die deutschen Medien berichteten so. Innegehalten und zugehört haben ihnen nur die wenigsten, denn, solche wie die können doch nicht darüber bestimmen, wie ein Land regiert wird, das wissen die Eliten, all die Wohlgelehrten so viel besser und sie waren so überzeugt von sich, dass sie glaubten, das Brodeln und Rumoren im eigenen Land wahlweise überhören oder verurteilen zu können, ein Phänomen, das wir bei uns im Spott über die „besorgten Bürger“ wieder erkennen. Auch in den USA schämte man sich dieser besorgten Bürger, die so gar nicht weltmännisch daher kommen, denen die Welt und die Globalisierung und die politische Korrektheit und das Klima egal sind, die sich dafür interessieren, wieder Jobs zu haben, Rechnungen bezahlen zu können und Hoffnung zu haben.

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Bücher zum Thema Borderline Persönlichkeitsstörung bei Müttern

Ein Gastbeitrag von Juliane Beer

Innerhalb der letzten Jahre ist einiges rund um das gesellschaftliche Konstrukt Mutterschaft publiziert worden, beispielsweise zum Thema Bedauern der Mutterschaft, gewollte Kinderlosigkeit, Mutter-Tochter-Verhältnis usw.

Ein Thema kommt jedoch nach wie vor zu kurz, sowohl im Mainstream als auch in der feministischen Diskussion: psychisch kranke Mütter, die schwere Gewalt gegen ihre Kinder ausüben.

Woran liegt das?

Nach wie vor ist das Mutterbild unserer Gesellschaft vom Patriarchat konzipiert. Die ideale, die heilige Mutter ist die Frau, die Mutterschaft anstrebt und in der Pflege, Sorge und Erziehung ihrer Kinder aufgeht und diese liebt.

Die Erwartungen sind hoch. Berufstätigkeit oder Verzicht auf Mutterschaft muss vom Patriarchat zugestanden oder zumindest als Möglichkeit erwogen werden, sonst taucht eine Diskussion darüber erst gar nicht in den sogenannten meinungsbildenden Medien auf, bzw. wird, wie letztes Jahr geschehen beim Thema regretting motherhood (ausgelöst wurde die Diskussion durch die 2015 veröffentlichten Studie der israelischen Soziologin Orna Donath über Frauen, die es bereuen, Mutter geworden zu sei) als ´Rumgeheule narzisstischer Frauen, die sich beim Ichsein gestört fühlen ´ abgebügelt. Weiterlesen

Ein Mädchen sein, eine Frau werden – sexuelle Gewalt als roter Faden

Inhaltshinweis: In diesem Artikel werden körperliche, sexuelle, psychische Gewalt oder auch Folter beschrieben.Array

Den folgenden Beitrag schrieb unsere Leserin Klara, nachdem sie über diesen Blog stolperte. Sie schrieb uns:

Ich habe ihn gelesen und dachte mir, wie viel sexuelle Gewalt eine Frau wirklich erfährt, und das, auch ohne vergewaltigt zu werden. Es ist erschreckend und ich habe angefangen zu sammeln was mir eigentlich schon alles passiert ist. Ich komme auch auf eine ziemlich lange Liste, und sicher habe ich noch einiges Vergessen verdrängt, denn sie entstand innerhalb der letzten Stunde. Ich konnte dieses Gefühl von Scham so gut nachempfinden. Mir ist nie etwas „wirklich schlimmes“ wie eine Vergewaltigung zugestoßen, und ich habe mich sexuell trotz dessen auch sehr frei entfaltet und bin mit mir, meinem Körper und meiner Sexualität im reinen. Trotzdem hat es mich schockiert zu sehen wie viel auch ich unfreiwillig erlebt habe und wieviel Gewalt aus meinem unmittelbaren Umfeld kam. Und ich denke, dass es so oder ähnlich jede Frau schon erlebt hat. Oft wird es verdrängt und abgetan, aber es sollten auch die kleinen Verletzungen ernstgenommen werden. Sie halten uns klein und lassen uns machtlos fühlen. Sie machen uns zu Objekten.

Als Reaktion auf den Artikel schrieb Klara ihre eigenen Erfahrungen auf:

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Sex als Leistungssport: Ein Workshop für weibliche Ejakulation

Ein Gastbeitrag von Simone

„Lustvoll den Harneingang entdecken“

Seit ich auf einem linken Festival einen Workshop zu weiblicher Ejakulation besucht habe, schwirrt mir diese Aussage im Kopf herum. Der Workshop war zwar mit „weiblicher Ejakulation“ betitelt, wurde aber von Queerfeministinnen abgehalten. Die beiden sind Expertinnen, wenn es um weibliche Ejakulation geht: eine von ihnen besuchte mal einen Workshop zu diesem Thema, bei dem sie praktische Erfahrung sammeln konnte. Dort saßen mehrere Frauen in der Hocke „ganz entspannt“, den Rücken an die Wand gelehnt, in einem Raum, führten zwei Finger ein und …. ejakulierten! Ja, das gibt es offenbar.

Erhofft hatte ich mir eine umfassende Patriarchatskritik, denn im Grunde ist „squirten“ eine Praktik, die wir aus Pornos kennen. Aber ganz in liberal feministischer Manier bestand der Workshop aus Tipps und Tricks wie wir denn nun alle Squirten lernen könnten. Man könne beispielsweise den Harneingang lustvoll entdecken. Aua und
hallo Blasenentzündung. Die weibliche Ejakulation als das wonach wir Frauen zu streben haben. Frei nach dem Motto: Wer für Männer attraktiv sein will, muss leiden. Weiterlesen

Töten und Männlichkeit

Mann mit Gewehr

[Public Domain]

Als Zeichen der Männlichkeit wird traditionell Aggressivität und die Fähigkeit zum Töten gesehen. Es ist ein Thema, mit dem man sich beschäftigen sollte, denn es erklärt auch, als ein Faktor, die massive Gewalt an Frauen und Kindern, und natürlich auch Amokläufe, Terrorakte und „Familiendramen“. Und Gewalt fängt auch beim Verhalten gegenüber Tieren an, beim Schlachten, denn auch hier schon beginnt die „Psychologie des Tötens“. Ein Aspekt bedingt den anderen. Ja, wir müssen über das Töten und Männlichkeit sprechen.

Immer wieder wird man unverhofft mit direkter Gewalt an Tieren konfrontiert, seien es von Bäumen hängende Hasen in der Jagdzeit, auf die man während einer Fahrt mit der S-Bahn blicken muss, seien es an Gummiseilen tote hängende Meerschweinchen, die zur Fütterung in Zookäfigen hängen, oder Bräuche wie Gänsereiten in der Karnevalszeit, wo Reiter zwischen den Bäumen hängenden Gänsen den Kopf abreißen müssen. Früher wurde dies mit lebenden Gänsen durchgeführt und war auch in England und den Niederlanden üblich. Die Gewalt der Massentierhaltung ist versteckter, aber natürlich genauso grauenhaft. Alles aber sind Gesichter männlicher Gewalt, auch wenn sich einige Frauen an dieser Form der Gewalt beteiligen.

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Deutsche Zustände

Ein Gastbeitrag von Huschke Mau

Es ist ein Samstag im September. Ich bin extra früh aufgestanden, weil ich zum Sport wollte. Aber das kann ich jetzt knicken, denn vor dem Sport sollte man ein bisschen was essen, und ich krieg jetzt nichts mehr runter. Ein Hoch auf die fatale Angewohnheit, noch vor dem Frühstück in die sozialen Medien zu gucken. Hätte ich mir sparen sollen.

Es ist ein Samstag im September, und ich lese, dass ein Bordellbetreiber, ein verurteilter Menschenhändlermit Kontakten in die organisierte Kriminalität, Prinz Marcus von Sachsen-Anhalt, im Fernsehen aus dem Nähkästchen plaudern darf. Darüber, wie reich ihn die Ausbeutung von Frauen gemacht hat. Darüber, wie das so läuft, wenn er Frauen an andere Zuhälter verkauft. Darüber, wie er die Frauen hat 16 Stunden am Tag schaffen lassen und darüber, wie viel Kohle ihm das gebracht hat. Darüber, dass er sich für einen „guten Luden“ hält. Und darüber, wie lustig das ist, dass die Polizei das alles für Sklaverei hält.

Denn in Deutschland, dem Land mit dem liberalsten Prostitutionsgesetz der Welt, haben im Jahr 15 seit Verabschiedung eben jenen Gesetzes Menschenhändler, Zuhälter und Bordellbetreiber nichts weiter zu fürchten. Sie sitzen gelackt und geschniegelt in Talkshows und können sich offen über ihren Job verbreiten, sie sind angesehene Geschäftsmänner und wenn sie Ärger mit der Justiz bekommen, dann höchstens wegen Steuerhinterziehung. Willkommen in einem Land, für dessen Bevölkerung Zuhälter und Menschenhändler nicht verachtens- und ächtenswert, sondern Unterhaltung sind. In der sie als schillernde Vögel durch ihre Bordelle führen dürfen. In der sie Promis sind, deren Knasterfahrung und Nähe zu den Hells Angels höchstens noch als spannend angesehen werden.
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