Kategorie: Musik

Eivør, Hannah Gadsby und Mona Harry

Eivor Palsdottir

Johannes Jansson/norden.org, CC BY 2.5 DK, via Wikimedia Commons

Die ist ein wiederbelebter (und überarbeiteter) Artikel, den die Autorin damals löschte, weil sie ihn rückblickend für belanglos erklärte. Da wir Menschen sind: Später findet man es entweder gar nicht mehr so belanglos oder es ist vielleicht egal, was Leute denken: eine wichtige Lektion, die die Autorin durch ihren Hund gelernt hat (danke B.):

Es gibt Tage, die sind von Zufall getragen. Denkt man so. Dabei sind Zufälle, naja, Zufälle eben. Sie passieren, weil sie passieren, es gibt kein Universum, das sagt, hey, jetzt mach mal bitte das und das, während das/der/die da hinten das und das macht.

Schicksal. Vielleicht gibt es Synchronizität. Ja, ich gebe es zu, ich mag den Jung, vielleicht verehre ich ihn auch ein bisschen (und reserviere meine linken Pobacke für die feministische Schelte, die ich dafür kassiere).

Könnt ihr euch vorstellen, dass gerade in meinem Kopf zwei (nein eigentlich drei) Heldinnen kursieren, die unterschiedlicher nicht sein können?

Die eine ist Mona Harry und die andere ist Hannah Gadsby.

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„No Man`s Land“ – Interview mit Frank Turner

Das hier wird ein für mich besonderer Post. Zum einen weil ich zum ersten Mal ein Interview im Rahmen meines Musikjournalismus geführt habe, welches von vornherein auch einen feministischen Anspruch hatte und zum Crossposten hier vorgesehen war. Zum anderen weil mir die Kontroversität durchaus bewusst ist, einem Mann, in dem Fall einem männlichen Musiker Raum auf einem feministischen Blog einzuräumen. Das insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Reaktionen auf Frank Turners achtes Studioalbum von überschwänglicher Begeisterung bis zum „Mansplaining“-Vorwurf reichen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass das Interview eigentlich erst dadurch zustande gekommen ist, dass ich Frank im August des vergangenen Jahres eine Mail schrieb, die nicht nur Lob, sondern auch Kritik enthielt (auf die er im Übrigen sehr positiv, man könnte auch sagen dankbar reagierte). Vielleicht wird es also für diesen Beitrag Kritik hageln, vielleicht aber auch nicht….

Tatsächlich war das Album ursprünglich gar nicht als Album über Frauen geplant, sondern hat sich mehr oder weniger als solches ergeben. Die entsprechenden, bereits erwähnten Reaktionen, ließen auch nicht lange auf sich warten

„Am Anfang hab ich mich gar nicht hingesetzt um Sachen speziell über Frauen zu schreiben. Eigentlich war es vielmehr so, dass ich als Songwriter normalerweise autobiographisch schreibe und ich einigermaßen gelangweilt davon war. Oder zumindest hatte ich da keine Songs mehr in Petto. Ich hielt es für eine interessante Technik mal aus der Perspektive anderer zu schreiben. Ich liebe Geschichte und unterhalte mich gerne darüber. In der Folk-Musik gibt es viel großartige Geschichte, also hab ich versucht ein paar solcher Songs zu schreiben. Nach vier oder fünf Songs stellte ich fest, dass sie alle von Frauen handelten, das war eine Art „Aha“-Moment. Es liegt offenkundig ein politischer Anspruch in der Idee, zu versuchen Geschichten zu erzählen, die noch nicht ausreichend erzählt worden sind und ich dachte mir „Ok, ich verstehe“. […] Es gab Leute, die haben mir das Album übel genommen, und ich hab gesagt „Pass auf, ich bin gut darin Alben zu schreiben. Ich könnte über meinen eigenen persönlichen Bullshit schreiben oder über Männer in der Geschichte, wenn euch das lieber ist…“.

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Über Jackie Fuchs, Vergewaltigung und den „Bystander Effekt“

The Runaways logo

By Mercury Records (fanpop.com) [Public domain], via Wikimedia Commons

Der englisch-sprachige Original-Artikel „On Jackie Fuchs’ rape and ‘the bystander effect’“ von Meghan Murphy erschien am 15. Juli 2015 bei Feminist Current, Übersetzung mit freundlicher Genehmigung der Autorin.

Nach der Lektüre von Jason Cherkis‘ beeindruckender Reportage über die Runaways, der Girl-Band, die Frauen wie Lita Ford und Joan Jett zu Rocklegenden machte, war ich sehr erschüttert. Das hat selbst mich überrascht. Im Rahmen meiner Arbeit sollte man meinen, dass solche Dinge keinen Schock und Entsetzen mehr auslösen –  Überraschung, Überraschung, pädokriminelle Täter waren im 70er-Jahre-Rock’n’Roll Gang und Gäbe. Erzählt mir etwas, das ich noch nicht weiß.

Letztes Jahr fiel ich in ein Internet-Wurmloch und las über die vielen Übergriffe durch unsere 70er-Jahre Rock-Helden. „Beziehungen“ zwischen erwachsenen Männern und jungen Frauen waren völlig normalisiert in der Szene und niemand verlor ein Wort über den Missbrauch und die Ausbeutung, die von ihnen ausging, man verbuchte es unter „Sex, Drugs und Rock’n’Roll“.

Ein paar Beispiele:

  • Jimmy Page entführte und vergriff sich an der 14-Jährigen Lori Maddox, die drei Jahre bei ihm blieb, ich vermute aufgrund einer Art Traumabindung oder Stockholm-Syndrom (Genau genommen war Maddox auf diesen Missbrauch bereits vorbereitet, sie hatte ihre Jungfräulichkeit mit 13 an David Bowie verloren.)
  • Cher traf Sonny Bono als er 27 war und sie 16
  • Iggy Pop hatte Sex mit dem „Baby Groupie“ Sable Starr, als diese 13 war
  • Rolling Stones Gitarrist Billy Wyman „datete“ die 13 Jahre alte Mandy Smith als er 47 war und heiratete sie schließlich
  • Mit 27 hatte Steven Tyler eine 14-Jährige „Freundin“, das heißt, er überzeugte die Mutter von Julia Holocomb, ihm das Sorgerecht zu überschreiben, damit er sie mit auf Tour durch die Vereinigten Staaten nehmen konnte. Über ihre Beziehung mit Tyler sagte Holocomb: „Ich unterstand ihm wie in einer Eltern-Kind-Beziehung und ich hatte das Gefühl, wenig Kontrolle über mein Leben zu haben“ Sie sagte auch, dass Tyler sie öffentlich hypersexualisierte, in seiner Biographie nannte er sie „meine kleine Oral-Annie“ („my Little Oral Annie“).
  • Mit 30 wurde Ted Nugent (der ein Lied darüber schrieb, wie er ein 13 Jahre altes Mädchen vergewaltigte) der rechtliche Vormund der 17-Jährigen Pele Massa, um nicht wegen Kindesmissbrauch angeklagt zu werden

Es gibt noch viel mehr solcher Storys. Wenn man sich mit bekannten „Groupies“ wie Bebe Buell und Pennie Trumble (die Frau, auf der die Rolle von Penny Lane in Almost Famous basiert) beschäftigt, findet man Geschichte auf Geschichte von minderjährigen Mädchen, auf die von erwachsenen Männern der Rock Szene Jagd gemacht wurde.

Manche romantisieren das und denken, diese Mädchen seien sexuell empowerte, wilde „Verführerinnen“ gewesen, die Rock Stars idealisierten und einfach nur ihren Helden nah sein wollten, aber der Fan-Kult eines Mädchens oder ihre „Reife“ machen es nicht ok für Männer, dies auszunutzen. Tatsächlich ist das Machtgefälle zwischen Fan und Idol an und für sich eher grotesk, wenn es um sexuelle Beziehungen geht. Von daher ist es mir völlig egal, ob diese Mädchen „sich entsprechend kleideten“ oder ob einige von ihnen einer Beziehung mit diesen Männern eigentlich „zustimmten“. Das nennt man Victim Blaming und es lässt ein Verständnis von Dingen wie Rolle von Macht und Zwang in missbräuchlichen Beziehungen vermissen. (Priscilla Presley zum Beispiel war 14 Jahre alt, als Elvis Presley anfing, ihr nachzugehen – zu diesem Zeitpunkt hat sie vielleicht geglaubt ihn zu „lieben“, aber in der Rückbetrachtung sagt sie: „Ich war seine Kreation. Ich war nur ein Kind und wurde von ihm konsumiert. Alles was ich mir ersehnte, war ihn nicht zu enttäuschen.“) Es ist die Verantwortung von Erwachsenen, keinen Sex mit Kindern zu haben. Dass diese Männer Jagd auf Frauen machten, die tatsächlich noch keine Frauen waren, zeigt nur dass es sich um missbrauchende Männer handelt, die getrieben waren von ihren Egos und einem Verlangen, jemanden unter ihrer Fuchtel und Kontrolle zu haben.

Während prominente Männer weiterhin ihre Vorteile aus ihren Machtpositionen ziehen und junge Frauen und Mädchen ausbeuten (zum Beispiel R. Kelly), scheint heutzutage die Bevölkerung mehrheitlich dieses Verhalten abzulehnen. Damals wurde das Täterverhalten scheinbar entweder ignoriert oder belächelt (Männer sind halt Männer!).

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„Hey, Leute“: ياسمين حمدان / Yasmine Hamdan

Yasmine Hamdan

By LutzBruno (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Eine Revolution ohne grundsätzliche Neuformulierung der Frauenrolle ist keine Revolution.1Yasmine Hamdan

Yasmine Hamdan wird Ende der 70er-Jahre in Beirut, im Libanon geboren. Aufgrund des libanesischen Bürgerkrieges flieht sie mit ihrer Familie nach Griechenland, Kuwait und Abu Dhabi, bis sie mit 15 Jahren nach Beirut zurückkehrt. Noch als Schülerin gründet sie mit Zeid Hamdan die Independent-Band „Soapskill“ und mischt mit ihrem „Trip hop à l’orientale“1 die Underground-Elektro-Szene in Beirut auf.

In einer Nacht, die sie in der einzigen Bar Beiruts verbringt, erklingt zwischen gängigen Pop-Nummern plötzlich ein Song von Asmahan und diese Musik „trifft sie wie der Blitz“2. Dadurch ausgelöst begibt sie sich auf die Suche nach Arabischer Musik von Frauen aus den 40er-, 50er- und 60er-Jahren wie Aisha Al Marta, Nagat El Saghira oder Mounira El Mahdeya.

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María Nieves Rebolledo Vila: Bebe

Bebe

Carlos Delgado [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

María Nieves Rebolledo Vila firmiert unter dem Künstlerinnen-Name Bebe und veröffentlicht seit etwa 10 Jahren Musik, die sich unterschiedlicher Genres bedient wie z. B. Latin-Pop, Pop und Rock.

Ihr bekanntester und eindringlichster Song ist mit Sicherheit „Malo“ aus ihrem Album „Pafuera Telarañas“, der auch im Vorspann des Filmes „Trade – Willkommen in Amerika“ zu hören ist. Er erzählt die Geschichte einer Frau, die Partnerschaftsgewalt erlebt, von dem damit verbundenen Schmerz und der Zerrissenheit, aber auch einer unbändigen Wut und dem Aufbegehren gegen die Gewalt. Wer etwas von ähnlicher Wucht mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein sucht, findet in dem Stück „La Bicha“ ein passendes Pendant auf dem Album „Y.“. Aber: Es sind diese Stücke wie „Busco-Me„, die in ihrer Tiefgründigkeit und zarten Poesie so sehr das Herz berühren, dass man nicht umhin kann, immer mehr hören und lesen zu wollen von dieser wunderbaren Bebe, die übrigens auch Live ein absoluter Hochgenuss ist.

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Rap aus Brasilien: Back to the Roots

Emicida

By Elekes Andor (Own work) [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons

Ein brasilianischer Freund, dem ich von den Irrungen und Wirrungen der Prostitutionsdebatte in Deutschland erzählte, schickte mir kurzerhand ein Video des brasilianischen Rappers Emicida zu. Die Bilder des Videos sprechen Bände, aber für die Fans künstlerischer Codes unter uns hat er es ins Englische übersetzt, siehe unten.

Wo sind sie nur, die Künstler in diesen Breiten, wo sind sie, die Rapper, die endlich aufhören, sich als Zuhälter zu präsentieren und sich an die Wurzeln des Rap erinnern? Doch seht selbst, hier der Link zum Video.

Übersetzung:

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