Schlagwort: Prostitution

Buch: Pornographie. Männer beherrschen Frauen (Andrea Dworkin)

Andrea Dworkin Pornographie

„Pornographie“ wurde 1979 von der radikalfeministischen Vordenkerin und Soziologin Andrea Dworkin geschrieben und erschien 1987 in deutscher Sprache im Fischer Taschenbuch Verlag in der Reihe „Die Frau in der Gesellschaft“. Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich halte dieses Buch für eines der klügsten, scharfsinnigsten und wichtigsten Bücher, die ich jemals gelesen habe. 38, bzw. 30 Jahre später müssen wir feststellen, dass unsere Gesellschaft heute eine andere sein könnte, hätte man Andrea seinerzeit zugehört und die notwendigen Konsequenzen aus den erkannten Fehlentwicklungen gezogen.

In ihrem Vorwort zur deutsche Ausgabe beschreibt Alice Schwarzer die neue Entwicklung wie folgt:

„Wie schon andere Feministinnen vor ihr, entlarvt auch Dworkin (die Feministin mit der linken Vergangenheit) die Rolle der Linken […] als besonders zynisch: Sie benutzt und erniedrigt die Frauen auch noch im Namen der (sexuellen) Freiheit. Ihre konservativen Väter genossen sexuelle Dienstleistungen noch hinter bigott verschlossenen Türen. Ihre Söhne stehen öffentlich dazu: Nutten-Look und Zuhälter-Attitüde beherrschen die Szene, die Mutter-Hure feiert ihre Wiederauferstehung in den Kultfilmen der Intelligenzia […], die Bukowskis bleiben WG-Bestseller, Peep-Shows und Puffs sind „geil““ (S. 11f)

Erst durch Andrea Dworkin (seinerzeit die Lektüre der Rede „Women Hating Left and Right“) habe ich, als linke Feministin, die sich gegen die Sexindustrie engagiert, verstanden, dass der Gegenwind, der einem aus den eigenen politischen Zusammenhängen entgegenschlägt kein Zufall oder eine deutsche Besonderheit ist, sondern, dass sehr viele Feministinnen vor mir / vor uns die gleichen bitteren Enttäuschungen machen mussten.

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Robert Jensen: The End of Patriarchy

Robert Jensen: The End of Patriarchy

Interessanterweise höre ich in regelmäßigen Abständen (und immer häufiger), dass meine Facebook-Posts oder radikalfeministischen Statements einen konkreten Nutzen durch Denkanstöße für männliche Freunde haben, bzw. sie – für sich ganz persönlich – mit „meinem Feminismus“ etwas anfangen können. Daran wurde ich immer wieder bei der Lektüre von Jensens „Das Ende des Patriarchats. Radikaler Feminismus für Männer“ erinnert.

Man könnte angesichts des Titels versucht sein zu glauben, dass der amerikanische Journalismus-Professor und „Culture Reframed“-Aktivist Robert Jensen hier ein „Ich erkläre euch mal den Feminismus“-Buch vorlegt hat – aber das ist weder sein Anspruch, noch sein Ziel. Vielmehr geht es ihm darum, aus seiner männlichen Position heraus, zu erläutern, warum radikaler Feminismus für ihn als Mann einen unschätzbaren Wert hat. Oder wie Autor Jeffrey Masson sagt: Es ist kein „Mansplaining“-Buch, sondern das Gegenteil davon: ein „Mann-hört-auf-Frauen“-Buch. Wer also tiefgreifende radikalfeministische Analysen lesen will, sollte nach wie vor (und sowieso) zu den Klassikern greifen.

Freimütig räumt Jensen im Vorwort ein, dass sich in ihm zunächst alles gegen die feministische Analyse gesträubt hat, dass jedoch irgendetwas in ihm wollte, dass er weiterliest – seine Hauptmotivation war geprägt von Eigennutz, der Suche nach einem Ausweg aus dem ständigen Wettkampf „ein Mann zu sein“. (S. 3) Jensen nutzt die feministische Theorie, um seine Erfahrungen in einer sexistischen Gesellschaft (den Vereinigten Staaten von Amerika) für sich erklärbar zu machen (S. 16). Er sieht seine Aufgabe als privilegiertes Mitglied der herrschenden Gruppe darin, die Ergebnisse seines Selbstreflektions-Prozesses öffentlich zur Diskussion zu stellen (S. 17).

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Prostituiert euch!

By i_hate_sult (http://www.webcitation.org/5zQfwo653) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Eigentlich hab ich mir ja abgewöhnt jeden Pups aus dem Popfeminismus-Häppy-Sexwörk-Libfem-Queer-Prostitution-ist-Sexarbeit-s-Lager zu kommentieren, aber zwei brandaktuelle Artikel sind so dermaßen schräg, dass ich es mir nicht verkneifen kann.

Erst wurde mir ein Artikel, der beim STERN, bzw. NEON (Kernzielgruppe: „Menschen zwischen 20 und 35 Jahren mit hohem Bildungsstand und überdurchschnittlichem Einkommen“) veröffentlicht wurde, in die Facebook-Timeline gespült. Titel: „Warum du dich lieber an Huren statt an Barbies orientieren solltest. Du willst Dich schöner fühlen? Vergiss die klassischen Beautytipps und lerne von Prostituierten, erstelle Dir ein Profil bei einer Escort-Seite und übe Dominaposen.“

Zunächst einmal springt einem bereits in dieser Überschrift das Patriarchat mit nacktem Arsch ins Gesicht, wies doch bereits der Soziologe Pierre Bourdieu, bewusst anknüpfend an die brillanten Analysen der Radikalfeministinnen der 1970er Jahre, darauf hin, dass „Körper für andere (Männer) machen“ müssen, eines der zentralen Kennzeichen der „Männlichen Herrschaft“ ist. Und wieso sollen sich junge Frauen eigentlich zwischen „Huren“ und „Barbie“ entscheiden müssen?

Über die Autorin erfahren wir:

„Die Schriftstellerin Anna Basener hat für ihren Roman „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ ein illegales Ruhrpott-Bordell erfunden. Sie hat dafür mit Prostituierten, Dominas und Bordellwirtschafterinnen gesprochen und gelernt, dass Moralisieren keinem hilft, am wenigsten den Sexarbeiterinnen.“

Besagte Autorin leitet in ihrem Text nach ihren Gesprächen mit ein paar prostituierten Frauen, die sich als Sexarbeiterinnen verstehen, aus deren individuellen Sichtweisen allgemeingültige Aussagen ab. Nun, that`s not exactly how Gesellschaftsanalyse works. Okay, vielleicht wollte sie auch nur einen (in ihren Augen) unterhaltsamen Text schreiben, aber ich will mal exemplarisch an ein paar Beispielen deutlich machen, warum hier was gründlich schief gelaufen ist.

„Marleen ist 26, Studentin und Hure. Sie hat in ihrer Jugend gelernt, dass sie zu dünn ist. Keine Kurven, wenig Busen, das ist nicht sexy, dachte sie bis sie angefangen hat anzuschaffen. Jetzt weiß sie, dass sie heiß ist. Umgekehrt gibt es aber auch dicke Prostituierte, deren Geschäftsmodell es ist, Männer zu befriedigen, die dünne Frauen geheiratet haben mutmaßlich aus Prestigegründen. Sie machen eine „Riesenmark“ damit, dass es gesellschaftsfähiger ist, auf Barbie-Blaupausen zu stehen, auch wenn man selbst lieber was zum Anfassen hätte.“

Gewagte These: Eigentlich sind es gar nicht die Frauen, die hier unterdrückt sind, sondern die armen Männer, die nicht zu ihren wahren Fetischen stehen dürfen (denn nichts anderes ist es, wenn man SexualpartnerInnen aufgrund von zum Beispiel optischen Vorlieben auswählt), sondern gesellschaftskonform ihre Ehefrauen auszuwählen haben? Huh? Nun ist es ja tatsächlich so, dass die Ehefrau oder Partnerin nicht selten als Statussymbol (in Bourdieus Worten „symbolisches Kapital“) fungiert, aber, dass die Bordelle jetzt überdurchschnittlich mit „dicken Prostituierten“ gefüllt sind, das entbehrt nun wirklich jeder Grundlage. Und was hier auch nicht erwähnt wird, ist, dass Freier sehr häufig auf Abwechslung stehen: Heute dick, morgen dünn, übermorgen ne „MILF“, nächste Woche mal ein „Teenie“ und auch in Bezug auf die ethnische Zugehörigkeit erweist Freier sich gerne als „welterfahren“ und „Kosmopolit“. Der Pro-Prostitutions-Verein Dona Carmen spricht diesbezüglich von „Völkerverständigung von unten“. Isses nich HERRlich?

Im Grund gar nicht so verkehrt ist das hier:

„Eine These: Weil Bordelle beweisen, dass den konventionellen Schönheitsidealen nicht zu trauen ist. Es sind Orte, an denen der Wert eines Körpers nicht von Hollywood, Fashionshows oder Werbung definiert wird, sondern vom Markt. Ob ein Angebot auch auf Nachfrage stößt, lässt sich schlicht und ergreifend am Preis ablesen.“

Da steckt empirisch belegbar sehr viel Richtiges drin. Nämlich: Dass es sich um einen Prostitutionsmarkt handelt, dass die Nachfrage das Angebot bestimmt, und dass es Preisunterschiede gibt. Nur das mit den „konventionellen Schönheitsidealen“, die sich hier angeblich nicht wiederfinden, das stimmt so nicht, Frau Basener. Hätten sie mal in den sehr aufschlussreichen Artikel des Economist geschaut, dann hätten sie es besser gewusst.

Die haben nämlich Freierforen und sage und schreibe 190.000 Angebotsprofile aus 84 Städten und 12 Ländern im Zeitraum von 1999 bis 2014 ausgewertet in Bezuf auf die körperlichen Attribute der prostituierten Frauen, sowie die angebotenen Leistungen und Preise. – Diese Ökonomen! –  Die höchsten Preise sind mit dünnen Frauen mit sehr langen, blonden Haaren oder mit vollen Brüsten zu erzielen. Huch! Erkennbar blondierte Haare sind preismindernd, jedoch immer noch unter den „Premium“-Angeboten. Zwischen kleinen Brüsten und einem D-Cup liegen 40 Dollar Preisunterschied, weshalb eine Brustvergrößerung (die mit 3.700 Dollar Kosten beziffert wird) sich ökonomisch bereits nach 90 Stunden amortisiert. – Wie nüchtern die doch solche Zusammenhänge darstellen können!

Jetzt könnte man noch einwerfen: Aber Aussehen ist nicht alles! Denn preisgestaltend sind Studien zufolge ja auch die existentielle Not und der Freiwilligkeitsgrad derjenigen, die sich anbieten (müssen). Eine gehandelte Frau, eine aus rassistischen Gründen in der Hierarchie ganz unten stehenden Romni oder eine Drogenprostituierte, die ihren nächsten Schuss braucht, sind in der Regel „günstiger zu haben“, als beispielsweise die deutsche Hobbyprostituierte, deren Existenz grundsätzlich bereits anderweitig gesichert ist. Auch das abzuringende Leistungsspektrum ist bei den genannten Personengruppen, die unter besonders viel Druck stehen und auch jenen, deren persönliche Grenzen durch massive Gewalterfahrungen extrem verletzt wurden, sehr viel größer. Man könnte auch sagen „viel für wenig Geld“ ist einem großen Teil der Freier wichtiger als die Optik. Aber auf solche Zusammenhänge hinzuweisen wäre ja auch ein bisschen zu viel verlangt.

Weiter geht’s mit einem Pro-Tipp:

„Natürlich müsste man sich gar nicht darum scheren, irgendjemandem zu gefallen. Begehrt zu werden kann nicht der einzige Schlüssel zu einem besseren Verhältnis zum eigenen Aussehen sein. Eigentlich muss das von innen kommen, klar. Ist aber leichter gesagt als getan, denn: Wie kommt das Bewusstsein für die eigene Schönheit überhaupt erst in einen hinein? […]. Lernen wir also von den Huren. Was hilft, ist die Dominapose: Breitbeinig stehen, Hände in die Hüften, Kinn hochnehmen. Stärkt das Selbstwertgefühl und schreibt sich in den Körper. Kat Rix […] wollte eine geile Frau sein, also hat sie entschieden, dass sie eine ist. Das klingt einfacher, als es ist, und braucht Zeit. Aber was hilft, ist die Dominapose. [Die Dominas haben …] der Männerwelt schon vor Wonder Woman‘s Erfindung ihre Schönheit und Stärke entgegengeschleudert.“

Fhlks9a0aßd98sfd97(=D()S=(D(=  [<——- das sind die Tastenabdrücke, die ihr die nächsten Tage auf meiner Stirn bewundern könnt).  Ach, wisst ihr was, ich lass das einfach mal für sich sprechen….  (Ob ihr bewusst ist, dass sich das tatsächliche Machtverhältnis auch nicht rumdreht, wenn der Freier dafür bezahlt den devoten Part zu übernehmen – und dennoch genauestens und bis ins letzte Detail bestimmt was genau gemacht wird?)

Die Autorin endete damit den Leserinnen folgendes vorzuschlagen:

„Eine praktische Übung fürs Selbstwertgefühl: Erstell dir ein Profil auf einer Escort-Seite (oder auch komplett offline) und trag zusammen, warum du attraktiv bist so attraktiv, dass Sex mit dir Geld kostet. Nicht falsch verstehen: Ich spreche hier nur von einer Übung, nicht davon, das Profil wirklich hochzuladen oder anschaffen zu gehen. Es geht mir nicht um Berufsberatung, sondern um einen neuen Blick auf Schönheit. Es geht auch nicht um den tatsächlichen Preis, den du verlangen könntest, sondern um deinen Wert.“

Seufz. Das ist also die Botschaft an die jungen Frauen, die NEON lesen: Euer Wert bemisst sich in eurer Schönheit, und die Hoheit über diese zu befinden liegt bei euch selbst. Lassen wir mal den flapsigen Ton beiseite: Es ist doch einfach furchtbar, wie durchtränkt dieser gesamte Artikel, der am Ende mit diesem „praktischen Vorschlag“ gekrönt wird, mit den Vorstellungen der patriarchalen Unterordnung der Frau, deren Wert sich darin bemisst, wie schön, wie attraktiv, sie ist und schließlich, wie gut sie sich auf einem Markt verkaufen kann – sei es als tatsächlich prostituierte Frau mit materieller Entgeltung oder nur in dem hier angedachten symbolischen Sinn. Ich weiß nicht, aber das ist doch irgendwie unendlich traurig???

Der Titel des zweiten Textes, zu dem ich was sagen möchte, knüpft an dieser Stelle wunderbar an: Für „Huren sind wir alle“ bekommt das liberalfeministische Missy Magazine gerade mal wieder in der ihrigen Facebook-Kommentarspalte ordentlich die Hucke voll. Meines Erachtens völlig zu Recht.

Der Autor, „Christian Schmacht, geboren 1989, queerer Autor und Sexarbeiter, […] mag es […] sehr, das hart verdiente Geld für Luxusartikel auszugeben“, steigt ein mit der Schilderung einer „konsensualen Sexzene, die an Erfahrungen von sexualisierter Gewalt erinnern kann.“ Auf eine Zitierung meinerseits wird verzichtet, die Schlagworte Kehlenfick, Tränen, Würgereflex, Kotze, Gesichtsbesamung dürften reichen.

Irgendwie spricht es für sich selbst, wenn man angesichts von deutlichen Schilderungen von Gewalt und Erniedrigung extra darauf hinweisen muss, dass es sich um konsensuale Handlungen handelt. Das liegt daran, dass mit dem Konsens-Konzept auch die brutalsten Foltermethoden legitimiert werden können, denn „er/sie wollte es ja so“. Nicht hinterfragt wird dabei, woher diese Wünsche, diese Zustimmung überhaupt herrührt. Das alles führt, wie wir schon häufig erläutert haben, dazu, dass es keinen objektiven Gewaltbegriff mehr in Bezug auf die Sexualität gibt, obwohl ein Gewaltakt nun mal auch dann ein Gewaltakt bleibt, wenn er von demjenigen oder derjenigen, der/die ihn erfährt subjektiv nicht als Gewalt aufgefasst wird. Liberale Konfusionsarbeit at its best.

Die ehemalige Prostituierte Huschke Mau kommentiert dies richtigerweise wie folgt:

Echt schade, dass ihr anscheinend nicht wisst, was sexualisierte Gewalt ist. Denn ja, wenn mir jemand den Schwanz reinschiebt bis ich kotzen muss, obwohl das nicht abgesprochen war, dann IST das sexualisierte Gewalt und keine „konsensuale Sexszene“ die an „sexualisierte Gewalt erinnern kann“. Ich als Exprostituierte danke trotzdem für den Artikel: Das Sexgeschäft wird in ihm realistisch dargestellt. Wenn auch, wie man bei euch nach diesem Artikel ja vermuten muss, unfreiwillig und nicht bewusst. Aber es wird klar, Freier sind grenzüberschreitende, gewaltausübende Täter. Danke dafür.“

Der Autor fährt fort:

Dann gehe ich mich waschen und lasse unterwegs das Kotzhandtuch verschwinden und denke daran, wie wir gerade erst diesen Song von SXTN gehört haben, Skyler und ich: „Hass Frau, du nichts, ich Mann. Blase, bis du kotzt, aber kotz auf meinen Schwanz.“ Sie haben die Stimme von Alice Schwarzer gesampelt, die sich in einer Talkshow über HipHop empört, und dazu rappen sie von Frauenhass. Das war gestern, als wir nachts über die Autobahn fuhren. Wir redeten über die Lyrics und waren uns einig, dass sie uns gefallen und dass wir Alice Schwarzer hassen und dass SXTN es schaffen, gleichzeitig Typen zu dissen und sich über Alice-Schwarzer-Feminismus lustig zu machen.“

Das ist Feminismus 2.0.: Frauenhass im allgemeinen (SXTN Lyrics) und Frauenhass im konkreten (Hass auf Alice Schwarzer) sind damit ganz offensichtlich problemlos kompatibel. Und klar: Das allseits beliebte Alice Schwarzer Bashing funktioniert in gewissen Kreisen sowieso IMMER. So ein durchschaubares fishing for sympathies. Warum echte Gesellschaftskritik üben, wenn einen die Herzen der Sexualliberalen auch schon für „Schlag die Alice“ zufliegen.

Und auch die Rapperin Sooke, die in gewissen Kreisen durch einen vermeintlich transphoben Songtext in Ungnade gefallen ist, bekommt nochmal eins mitgegeben:

„Die queere Rapperin Sookee hat einen Song gemacht über Sexarbeit auf ihrem neuen Album. Der Song heißt „Hurensohn“ und handelt vom Sohn einer Hure und davon, dass er ein richtig liebenswerter Bursche ist, der seine Mutter respektiert. Ich höre ihn mir manchmal an, weil er so unangenehm ist, wie auf einem entzündeten Pickel rumzudrücken, um den Schmerz zu spüren und den Eiter fließen zu sehen. Ich frage mich, warum Sookee nicht stattdessen über sich selbst schreibt. Darüber, warum sie selbst keine Sexarbeiterin ist (falls sie keine Sexarbeiterin ist), oder wie oft in ihrem Leben sie schon sexuelle Dienstleistungen gegen andere Vorzüge eingetauscht hat?“

Das klingt ein bisschen so, als solle sie sich – vermutlich eigentlich wir alle –  jetzt dafür rechtfertigen, dass /wenn sie/wir selbst keine „Sexarbeiterin“ / „Hure“ ist/sind. Denn eigentlich und überhaupt, wisst ihr:

„Sexuelle Dienstleistungen gegen Aufmerksamkeit ist ein bewährter Deal, dafür brauchen wir uns nicht zu schämen. Klar hat sie mehr verdient, ich auch, wir alle. Aber im Leben gibt es viele miese Deals.“

Eine Kommentatorin fasst trefflich zusammen: „Neoliberal as fuck, literally.“ Yup, genau das ist es! Forderungen, Vorschläge, Ideen dass und wie sich etwas in dieser Gesellschaft ändern kann sucht man hier vergebens. Stattdessen die übliche Leier, wir prostituieren uns eh ALLE, die einen so und die anderen so, aber „so ist das Leben“ und schön, dass wir mal drüber geredet haben und das wars? Ahjo.

Das Missy Magazine unterstreicht in der Kommentarspalte das Anliegen des Autors die Grenzen in Bezug auf die Gruppe von Menschen, die als Prostitutierte zu bezeichnen sind, auszuweiten:

„Der Text weist auf etwas hin, was sehr viele Sexarbeitsgegner*innen verkürzen beziehungsweise nicht mitdenken: Wo beginnt Sexarbeit eigentlich?“

Hätten die Missys vielleicht mal Radfem Klassiker wie „Pornographie“ von Andrea Dworkin gelesen, dann wüssten sie, dass diese von ihnen vertretene Sichtweise urpatriarchal ist. In der patriarchalen Lesart gibt es genau zwei Arten von Huren: 1) Die Ehe-Hure, die der Privatbesitz eines einzigen Mannes ist, und diesem sexuell zur Verfügung zu stehen hat (wir erinnern uns vielleicht daran, dass Vergewaltigung in der Ehe erst seit den späten 1990er Jahren ein Straftatbestand ist?) und 2) die Hure, die Allgemeinbesitz ist, und an der sich alle Männer erfreuen dürfen. Welche dieser beiden für uns vorgesehenen Rollen, die beide eine Seite der selben patriarchalen Medaille sind, uns genehm ist, das dürfen wir uns aussuchen, wenn es nicht für uns ausgesucht wird.

Also, was sollen wir in unserer Gesellschaftsanalyse denn bitte noch erweitern, liebe Missys? Die von euch konstatierte Verkürzung trifft doch vor allem auf euch selbst zu.

Aber dankbar können wir euch ja irgendwie schon sein für diesen Peak-Libfem-esken-Artikel, macht ruhig weiter so, denn wie einer bei euch so schön schreibt:

„Zumindest danke ich dafür, dass ich einen Text habe, mit dem ich unkompliziert vermitteln kann, weshalb ich keinen käuflichen Sex will.“

Evelina Giobbe: Den liberalen Lügen über Prostitution entgegentreten

Evelina Giobbe - Foto: Privat

Auszüge aus einem Text, veröffentlicht im Sammelband “The Sexual Liberals and The Attack on Feminism“, herausgegeben von Dorchen Leidholdt und Janice G. Raymond im Jahr 1990. Vollständiger Text „Confronting the Liberal Lies About Prostitution“ (auf englisch) auf radfem.org

WHISPER  (Women Hurt In Systems Of Prostitution Engaged In Revolt) ist eine nationale Organisation von Frauen, die die Sexindustrie überlebt haben. … Wir haben dieses Akronym gewählt, weil Frauen im System der Prostitution untereinander über den Zwang, die Erniedrigung, die sexuellen Misshandlungen und die Gewalt auf denen die Prostitution gründet, flüstern, während die Mythen über die Prostitution in der Pornographie und den Mainstream-Medien geradezu herausgeschrien werden – und das von selbsternannten „ExpertInnen“. Diese Mythologie (…) wird illustriert durch die Ideologie der Sexualliberalen, die fälschlicherweise behaupten, dass Prostitution eine Wahl sei; dass Prostitution der Inbegriff der sexuellen Befreiung der Frau sei; dass die Prostituierten die sexuellen und ökonomischen Bedingungen ihrer Interaktionen mit Freiern bestimmen würden; dass Zuhälter/Prostituierte für beide Seiten förderliche soziale und Wirtschaftsbeziehungen seien, in die Frauen sich freiwillig begeben würden … .

Die Sexualliberalen haben drei wesentliche Argumente entwickelt, die die zentrale Rolle von Zuhältern bei der Rekrutierung von Mädchen und Frauen in die so genannte freiwillige Prostitution wegerklären sollen: „Der Zuhälter als Manager“; „Der Zuhälter als stigmatisierte Minderheit“; „Der Zuhälter als Liebhaber und Freund“.  Alle drei Modelle machte sich Priscilla Alexander  [die niemals selbst in der Prostitution war] von der NTFP (National Task Force on Prostitution) und COYOTE (Cast Off Your Old Tired Ethics) zu eigen, ebenso  Arlene Carmen und Howard Moody, die dies von der Kanzel der Judson Memorial Church predigten und in ihrem Buch „Working Women: The Subterranean World of Street Prostitution“ (1985) vertraten. Da deren kollektiven Ansichten repräsentativ für die Förderung von und Entschuldigung für die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Frauen in der Pornographie und Pornographie sind, möchte ich mich damit befassen.

… Zunächst müssen wir uns den Mythos anschauen, nach dem Prostitution einfach ein Job wie jeder andere sei. Wenn es nach den Sexualliberalen geht, dann ist „Prostitution eine traditionelle weibliche Beschäftigung, die alltäglich auftritt und bei der biologisches Verlangen und ökonomische Bedürfnisse sich treffen“. Genauso doppelzüngig empfehlen sie uns es als „Akt, der in erster Linie persönlich und intim ist“ zu sehen und gleichzeitig „eine der letzte Bastionen des kleinen, selbstständigen, wirtschaftsliberalen Kapitalismus“ (Carmen / Moody, 1985). Die Tatsache, dass Prostitution die Objektifizierung des weiblichen Körpers, der auf dem Markt verkauft wird, voraussetzt, entzieht sie dem persönlichen Bereich. Vielmehr haben Überlebende den Akt der Prostitution als „ekelhaft“, „missbräuchlich“ und „wie Vergewaltigung“ beschrieben, und erklärt, dass sie lernen mussten ihren Geist von ihren Körpern abzutrennen oder Drogen und Alkohol konsumieren mussten, um ihre physischen und emotionalen Schmerzen zu  betäuben (WHISPER 1988). Dementsprechend wäre es richtiger Prostitution als zudringlich, ungewollt und oftmals offen gewalttätigen Sex zu sehen, den Frauen aushalten, statt es als „persönlichen und intimen Akt“ zu betrachten.

…Die Sexualliberalen (…) ignorieren, dass Prostitutionsüberlebende wiederholt gesagt haben (…), dass sie Prostitution nicht als Beruf betrachten. (…) Außerdem berücksichtigt diese Analyse nicht die soziale Funktion der Prostitution: das Recht auf bedingungslosen sexuellen Zugriff auf Frauen und Mädchen auf alle Männer auszuweiten, zusätzlich zu den Privilegien, die Ehemänner und Väter innerhalb der Institution der Ehe genießen. Diese Dynamiken werden von den Frauen, die im System der Prostitution benutzt werden verstanden, (…) so äußerte eine Überlebende (…) : „Ich habe gedacht, dass Frauen auf dieser Erde seien um das sexuelle Vergnügen der Männer sicherzustellen, im Tausch gegen ein Dach über dem Kopf und Essen in deinem Magen.“

Manche Sexualliberalen rechtfertigen Prostitution als eine altruistische Kreation von Women of Color:  „Prostitution ist schwarzen Frauen nicht fremd“, schreiben Carmen und Moody. „In den 1920er und 1930er Jahren gab es in jeder südlichen Stadt einen Rotlichtbezirk gegenüber dem schwarzen Ghetto, in dem junge weiße Jungs ihre Männlichkeit mit Hilfe einer „Zwei-Dollar-Hure“ entdeckten. (…) Prostituierte (…) haben Weiße und Schwarze lange vor der Bürgerrechtsbewegung integriert“ Erstaunlicherweise betrachten Carmen und Moody den Kauf und Verkauf von „schwarzen“ Frauen durch weiße Männer und ihre Söhne als Vorhut der Aufhebung der Rassentrennung. (…)

Eine WoC, die Prostitution überlebt hat, dazu:

„Sie haben [in der Stahlindustrie von Indiana] Männer angestellt. Alle Männer bekamen Jobs in den Stahlfabriken dort; jedoch nur wenige Frauen. Du musstest wirklich süss sein oder jemanden kennen, also gab es keine Jobs auf dem Feld, keine Jobs in den Büros, es sei denn du kanntest jemanden; aber es gab jede Menge Jobs für dich in den Stripclubs, als Tänzerin oder in den Restaurants und Bars vor den Fabriken, für wenn die Jungs reinkamen.“

Rassistische Stereotype von WoC in der Pornographie und rassistische Politiken, die pornographische Buchläden, Peep Shows, Oben-Ohne-Bars und Prostitution in die armen Nachbarschaften der Schwarzen und ethnischen Minderheiten legen, erschaffen eine Umgebung, in der WoC besonders verletzlich sind. (…)

Die Rolle des Rassismus bei der Rekrutierung von Frauen in das System der Prostitution und als Hindernis für ihr Entkommen daraus, ist komplex und facettenreich. …

„Prostitution beinhaltet eine Gleichung von Sex und Macht“, sagt COYOTE. Aber statt die Macht der Zuhälter und Freier über Frauen, die in der Prostitution benutzt werden, halten anzuerkennen, behauptet COYOTE ein gegensätzliches Arrangement: „Für die Frau / Prostituierte, besteht die Macht  in der Möglichkeit ihre Bedingungen für Sexualität zu bestimmen, sowie eine Bezahlung für ihre Zeit und Fähigkeiten zu verlangen“ (Priscilla Alexander) Den Feminismus grob entstellend,  behaupten Carmen und Moody: „In einer Gesellschaft, in der Frauen an der Schwelle zur Gleichheit mit Männern stehen, und den Sex nicht nur zu genießen beginnen, sondern auch entscheiden wann und mit wem sie ihn haben, wird die Prostituierte die Verkörperung der Freiheit, die bisher nur eine Fantasie war“. Sie erweitern ihre Unterstützung des männlichen sexuellen Imperativs zum Maß der sexuellen Freiheit von Frauen jedoch, wenn sie die vordergründige Funktion der Prostituierten beschreiben als „(…) sich für Bezahlung der sexuellen Fantasien unserer Brüder, Väter und Söhne ergeben“. (…)

Tatsächlich wird die Ausbeutung durch Zuhälter von Alexander umdefiniert in eine „Arbeitgeber-Arbeitnehmer Beziehung, in der mehrere Prostituierte einen Teil oder ihre ganzen Einnahmen einem Dritten übergeben“. (…)

In einem Versuch Stroh in Gold zu verwandeln, spinnen die Sexualliberalen sich eine Argumentation zur Verteidigung der Prostitution, die auf falschen Annahmen und regelrechten Lügen beruht. Sie behaupten Prostitution sei sowohl eine Manifestation der sexuellen Freiheit der Frauen und von Geschlechtergleichheit. Sie behaupten Frauen würden Prostitution als Beruf wählen. Sie behaupten, dass Frauen sowohl die sexuellen als auch die finanziellen Interaktionen zwischen sich und den Freiern bestimmen würden. Sie behaupten Zuhälter seien kleine Geschäftsführer, die man durch Gewerkschaftsverhandlungen zur Verantwortung ziehen kann und sollte.

Bei der Auswertung der Daten, die im WHISPER Oral History Projekt gesammelt wurden, haben sich kulturell unterstützte Taktiken von Macht und Kontrolle herausgestellt, die die Rekrutierung oder den Zwang von Frauen und Kindern in die Prostitution befördern und effektiv ihren Ausstieg verhindern. These Taktiken beinhalten sexuelle Gewalt im Kindesalter, Vergewaltigung, häusliche Gewalt,  Mangel an Bildung, Diskriminierung am Arbeitsplatz, Armut, Rassismus, Klassismus, Sexismus, Heterosexismus und ungleiche Durchsetzung des Gesetzes. Dieselben Taktiken werden von einzelnen Männern verwendet um Frauen in missbräuchlichen Beziehungen außerhalb der Prostitution zu halten.

90% der Frauen, die am Oral History Projekt von WHISPER teilnahmen berichteten von einem ungeheuren Maß an erlebter physischer und sexueller Gewalt in ihrer Kindheit. 90% waren in ihren Familien geschlagen worden. 74% haben zwischen ihrem 3. und 14. Lebensjahr sexuelle Gewalt erfahren. In dieser Gruppe haben 57% wiederholt sexuelle Gewalt über einen Zeitraum von fünf Jahren erfahren. 43% wurden von zwei oder drei Tätern viktimisiert; 93% wurden von einem Familienmitglied sexueller Gewalt ausgesetzt. Zusätzlich wurden 50% aus dieser Gruppe von einem Nicht-Familienmitglied sexueller Gewalt ausgesetzt.  (…)

Carmen und Moody versuchen die Zuhälter freizusprechen, indem sie ein pseudo-psychologisches Profil dieser Männer erstellen. Was wirklich wichtig sei, schreiben sie, sei „das Selbstbild dieses Mannes, die Art und Weise wie er sich selbst wahrnimmt in seiner Beziehung zur Prostituierten. (…) Er sieht sich nicht als Sklavenhalter von Frauen; Er sieht sich eher als ein Geschäftsmann. (…) Er führt einen kleinen Betrieb.“ Und wenn wir weiterlesen, dann lernen wir, dass in diesem Betrieb „er sich normalerweise entscheidet die Frauen eher mit Sach- und Dienstleistungen zu bezahlen, statt mit Geld.“  Dies ist äquivalent dazu eine Analyse von sexueller Gewalt zu konstruieren, indem man den Sexualstraftäter fragt wie er sich selbst in Relation zu seinem Opfer sieht: Er wird sich selbst nicht als Vergewaltiger sehen, sondern er wird sich eher als ein Liebhaber betrachten.

Carmen und Moody schreiben über den Blick der Gesellschaft auf den Zuhälter: „Der Zuhälter als eine Kategorie Mensch erleidet das gleiche Schicksal wie andere Mitglieder von devianten und Minderheits-Subkulturen.“ (…) Sie fahren fort mit dem was sie als die wahre Erniedrigung durch die Sklaverei empfinden: „Weiße Meister haben schwarze Männer sozial kastriert, indem sie ihnen nicht erlaubten einem eigenen Haushalt vorzustehen, und ihnen den Zugriff auf weiße Frauen verwehrt haben.“ Für Carmen und Moody ist die zeitgenössische Zuhälterei durch schwarze Männer eine Korrektur einer historischen Ungerechtigkeit: „Der schwarze Zuhälter hat die Geschichte umgekehrt“, erklären sie. „Er dominiert schwarze und weiße Frauen [und hat] so den weißen Mann erniedrigt, indem er ihn dafür zahlen lässt für das, was weiße Frauen dem schwarzen Mann freigiebig geben.“

Das rassistische Paradigma (…) lenkt die Aufmerksamkeit von dem organisierten Handel mit Frauen durch weiße Geschäftsmänner in Amerika – den Bordellbetreibern in Nevada; Betreibern von Massagesalons und Escort-Services in den ganzen Vereinigten Staaten; Besitzern und Geschäftsführern von Bars, Nachtclubs und „Tanzstudios“, in denen Prostitution gefördert wird; Betreibern von „Mail Order Bride“-Agenturen; von organisierten, kriminellen Netzwerken, die im geheimen Einverständnis mit amerikanischen GI`s betrügerisch asiatische Frauen in dieses Land handeln und sie in Massagesalons einsperren; von den Pornographen und den Betreibern der „Peep Shows“ und „Live Sex Shows“; und von den linken, selbsternannten Revolutionären, die ihre weiblichen Genossinnen in den 1960er und 1970er Jahren „rausgeworfen“ haben. (…)

Die Familie dient als Übungslager für die Prostitution. Es ist im Interesse der Sexualliberalen, die meisten von ihnen Ehemänner und/oder Väter, diese Institution intakt zu halten. Sie schützen sie durch die Erzwingung von Gesetzen der Privatsphäre, die den Mann vorm Eingriff in seine absolute Autorität zu Hause schützen – ebenso wie diese Gesetze ihr Recht schützen Frauen durch die Pornographie öffentlich zu handeln.

In einem Versuch den Männern jegliche Verantwortung für den Handel mit Frauen abzusprechen, argumentieren Carmen und Moody, dass es „ein Mythos [ist], dass der Zuhälter der vorrangige Grund ist warum Frauen sich in diesem Leben befinden.“ Sie behaupten für die Prostituierten zu sprechen, wenn sie sagen: „(…) die Frauen wählen sehr viel häufiger als nicht den Mann mit dem sie sein wollen und dem sie ihr Geld geben) …. )Frauen verlassen den einen Zuhälter für einen anderen.“ (…) Alexander geht so weit, dass sie behauptet, dass „junge Mädchen (Ausreißerinnen) vorsätzlich in die großen Städte gehen um Zuhälter zu finden….“. (…)

Carmen und Moody beschreiben den Zuhälter als gütig. Sie schreiben: „Der Zuhälter spielt eine vielfältige Rolle (…) in Bezug auf seine Frauen: (…) als Vater, der seine eigensinnige Tochter erzieht … [als] Bruder … [als] Liebhaber. Die vielleicht wichtigste Rolle ist vermutlich, die (…) wenn er den Ehemann mimt:“ Sie behaupten: „Er ist begehrenswert, weil sie glaubt, dass er ein guter Versorger ist, der ihr die Dinge gibt, die sie braucht (…) und das was sie begehrt (…)  und er ihr das ultimative Geschenk machen wird – und sie sei Kind gebären lässt.“ Sie schieben die Schuld auf die Frauen, wenn sie sagen: „In der Subkultur der Prostitution ist der Mann immer noch der König auf einem Berg, während die Frau eine unterwürfige Dienerin ist, wenngleich auch zum größten Teil eine willige.“

Was Carmen und Moody hier beschreiben ist die traditionelle, patriarchale Familie, und indem sie das getan haben, haben sie unbewusst die Wahrheit über Prostitution entlarvt. Prostitution wird zu Hause gelehrt, sozial validiert durch die sexualliberale Ideologie und sowohl durch die Kirche und den Staat durchgesetzt. Das sind sozusagen die männlichen Hierarchien sowohl der konservativen Rechten und der liberalen Linken die hier zusammenwirken und Frauen Prostitution lehren und sie darin halten: die Rechte, indem sie fordert, dass Frauen sozial und sexuell dem  einen Mann in der Ehe untergeordnet sein sollen, und die Linke, indem sie fordert, dass Frauen sozial und sexuell allen Männern durch die Prostitution und die Pornographie untergeordnet sein sollen. Das gemeinsame Ziel ist es ihre Macht zu erhalten Frauen zu besitzen und zu kontrollieren, sowohl in der privaten als auch der öffentlichen Sphäre.

Prostitution ist nicht wie irgendetwas anderes. Vielmehr ist alles andere wie Prostitution, denn sie ist das Modell für die Lage der Frau. Die Trennlinie zwischen der Ehefrau und der Prostituierten – Madonna und Hure – verschwimmt zunehmend, beginnend mit den Versuchen der Frauen sich selbst aus dieser Doppelmoral zu befreien, die enttäuscht wurden durch die Übernahme und Forcierung der „Playboy Philosophie“ durch die liberale Linke.  Dies resultierte in der Ersetzung der Doppelmoral durch einen einzigen männlichen Standard, in dem sexuelle Befreiung ein Synonym für die männliche, sexuelle Objektifizierung von und den bedingungslosen sexuellen Zugriff auf Frauen wurde. Mit dem Eindringen der pornographischen Kabelprogramme und Videokassetten ins eigene Heim wird die „gute Ehefrau“ zunehmend gleichgesetzt mit der „guten Hure“, da immer mehr Frauen gedrängt werden die Szenen aus der Pornographie nachzuahmen. In diesem Kontext wird die Ehefrau bedrängt, verführt und/oder gezwungen die Rolle der Prostituierten zu übernehmen, während der Ehemann die Rolle des Freiers einnimmt. Wettbewerbe von Pornographen, wie Hustler (…) und High Society (…) haben zu einer starken Zunahme von Heim-Pornos geführt. In dieser Situation wird die Frau dazu verpflichtet sich in die Rolle der „Pornoqueen“ zu versetzen, während der Ehemann die Rolle des Pornographen übernimmt. Die Zunahme der „Swinger-Magazine“ und „Frauentausch-Clubs“ ermöglicht Männern sich gleichzeitig in die Rolle des Freiers und Zuhälters zu begeben, indem sie für die Benutzung der Partnerin des einen Mannes zahlen, und im Austausch ihre Ehefrau verfügbar für andere machen.  Die letzte Barriere der Trennung der Rolle von Ehefrau und Prostituierten wird eingerissen, wenn Männer sexuelle Begegnungen mit Prostituierten, die ihre Ehefrauen mit einbeziehen, arrangieren. Eine Prostitutionsüberlebende beschreibt die Dynamiken einer solchen Erfahrung:

„Viele Männer haben es genossen mich mit ihren Ehefrauen als dritte Person einzubringen. Normalerweise endete das damit, dass wir einen Porno anschauten und er dann sagen würde: „Ok, ich möchte, dass du das jetzt mit meiner Frau machst.“ Bei diesen Begebenheiten habe ich die Frau als Opfer empfunden, und dass meine Aufgabe darin bestand ihr weh zu tun. Ich habe ein echtes Machtspiel gespürt, bei dem der Mann seiner Frau offensichtlich sagte: „Wenn du das nicht machst, dann werde ich dich verlassen.“  Da gab es viele Zwischentöne, die für Manipulation und Zwang sprachen.“

Auf jede dieser Weisen symbolisiert Prostitution den Wert der Frauen in der Gesellschaft. Sie ist paradigmatisch für die soziale, sexuelle und ökonomische Unterordnung insofern, dass ihr Status die Basis ist, an dem der Wert aller Frauen gemessen ist, und auf den alle Frauen reduziert werden können. Die Bezahlung, die ein Mann bezahlt um die am meisten verachteten Frauen – Prostituierte – zu schädigen  – setzt den Standard nach dem er die Frauen unter seiner Kontrolle behandeln kann – seine Frau und seine Töchter. (…)

Die Rolle der Prostituierten wird Frauen individuell und als Klasse beigebracht durch die soziale Sanktionierung von kommerzieller sexueller Ausbeutung von Frauen durch Pornographen, die unseren Status zweiter Klasse aufrecht erhält und dennoch von den Sexualliberalen als Befreiung der Frau  angepriesen wird. Die vom Oral History Projekt erhobenen Daten widersprechen dem Argument der Sexualliberalen, dass Pornographie eine harmlose Fantasie sei oder sexuell befreiende Unterhaltung, sondern legen stattdessen nahe, dass Pornographie ein wichtiger Faktor ist in Bezug auf die Gewöhnung von Frauen an die Prostitution. 52% der interviewten Frauen enthüllten, dass Pornographie eine bedeutende Rolle dabei spielte ihnen beizubringen was von ihnen als Prostituierte erwartet würde. 30% gaben an, dass ihre Zuhälter sie regelmäßig pornographischem Material aussetzten um ihnen eine Akzeptanz der dargestellten Praktiken zu indoktrinieren. Eine Überlebende erklärte:

„Er hat Pornographie benutzt um mir Rollenbilder vorzugeben … Er sagte Dinge wie „Ich möchte, dass du so aussiehst“.

Vervollständigt wird die Angelegenheit durch die Benutzung von Pornographie durch Freier. 80% der Überlebenden berichteten, dass ihre Kunden ihnen Pornographie gezeigt haben um die sexuellen Aktivitäten zu illustrieren, die ihnen vorschwebten, inklusive Sadomasochismus, Bondage, Analverkehr, Urin und Kot, die Entfernung von Schambehaarung für die Illusion der Pubertät. Diese Information passt zu der Aussage von Prostitutionsüberlebenden in öffentlichen Anhörungen und vor Kommisionen:

„Pornographie war unser Lehrbuch. Wir haben die Tricks des Gewerbes gelernt, in dem Männer uns Pornographie ausgesetzt haben und uns dazu bringen wollten nachzuahmen was wir sahen. Wir können gar nicht genug betonen was für einen großen Einfluss das hatte.“

53% der Interviewten berichteten, dass  ihre Kunden pornographische Bilder schossen, zusätzlich zu den sexuellen Aktivitäten….

Wir, die Frauen von WHISPER, sind der Brutalität der patriarchalen Familie entkommen, nur um uns selbst den Zuhältern, Kupplern und Vermittlern auf Gedeih und Verderb ausgesetzt zu sehen, die eine Milliarden-Dollar-Industrie geschaffen haben, um zu verkaufen, was uns unsere Väter und Ehemänner ursprünglich von uns gestohlen haben. Wir sind hier um die Lüge über Prostitution zu entlarven, dass Prostitution die Antwort auf die soziale, sexuelle und ökonomische Unterordnung der Frau sei. Prostitution ist KEIN „Beruf“.

„Wenn ich auf mein Leben blicke, dann denke ich wie ich in diese Welt kam, als Kind, und erwartete gefüttert zu werden, angezogen zu werden, beschützt zu werden und mit Respekt und Güte behandelt zu werden, wie jedes andere menschliche Wesen … Ich glaube nicht, dass ich mit dem Wunsch auf diese Welt gekommen bin, eine Prostituierte zu sein. Ich denke, das ist etwas, was mir von den Dynamiken der Gesellschaft auferlegt wurde. Etwas, dass mir beigebracht wurde.“

Prostitution ist kein „Verbrechen ohne Opfer“

„Prostitution ist Gewalt gegen Frauen … es ist die schlimmste Form von Gewalt gegen Frauen, denn du wirst von den Freiern misshandelt, von den Zuhältern, und von der Polizei. Die gesamte Gesellschaft kehrt dir den Rücken zu.“

Prostitution ist ein Verbrechen, dass Frauen von Männern angetan wird (…). Es ist nicht weniger als die Kommerzialisierung der sexuellen Gewalt und Ungleichheit, die Frauen in der traditionellen Familie erleiden, und sie kann auch nichts anderes sein.

„Die Gesetze werden von Männern gemacht und Männer wollen Frauen in der Prostitution halten, weil sie sie kontrollieren wollen, also ist das, was Prostitution ändern könnte, sie nicht zu legalisieren, sondern sie zu beenden und zu stoppen, und ich glaube nicht, dass Männer dies tun wollen. Ich denke Frauen müssen das tun.“

Der Abbau der Institution der Prostitution ist die anspruchsvollste Aufgabe für den zeitgenössischen Feminismus.

 

Opiumkrise: Satanismus und Drogenkartelle

Satanismus, rituelle Morde, und Drogenkartelle….oder die dunkle Macht hinter Sex, Drugs and Rock `n Roll:

Opiumhandel, Satanismus als Glaubenssystem vieler Drogenkartelle, und Prostitution sind miteinander verwoben. Drogenhandel und ist der Bruder, oder die Schwester, der Prostitution. Menschen und Drogen werden in der Regel durch dieselben organisierten Strukturen verbreitet, transportiert, gehandelt und verkauft. Wenn ich mich mit Prostitution beschäftige, muss ich mich auch mit Drogenhandel beschäftigen. Es nutzt nichts, auch wenn viele von uns vielleicht gerne mal kiffen und medizinisches Marijuana als Konzept toll finden, Drogenkartelle und Handel sind oft eben auch Menschenhandelskartelle. Und alleine die Opiumkrise in den USA ist ein Warnhinweis für den sehr unbedachten Umgang mit legalem Drogenkonsum. Ebenso bedenklich ist die offensichtlich Verbindung verschiedener Kartelle mit Formen des Satanismus (Voodoo, Santeria, Palo Mayombe, Santa Muerte). Der Spaß mit Drogen ist in vielen Teilen der Welt schon lange zu Ende.

Mit dem durch Drogenhandel (und Prostitution) verdientem Geld, weiß gewaschen irgendwann und irgendwie, kann man Politik betreiben und durch Lobbyismus, Erpressung, und Schmiergeld PolitikerInnen kaufen und entsprechend die Rechtsprechung beeinflussen. Es ist eigentlich logisch, aber das Ausmaß der finanziellen Möglichkeiten, und die wahre Gewaltbereitschaft des organisierten Verbrechens kaum bekannt. Oder wir verdrängen es.

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Catharine MacKinnon: Liberalismus und der Tod des Feminismus

No machine-readable author provided. Crunk~commonswiki assumed (based on copyright claims). [Public domain], via Wikimedia Commons"

Auszüge aus einer Rede, gehalten am 8. April 1987 an der New York University Law School, veröffentlicht im Sammelband “The Sexual Liberals and The Attack on Feminism“, herausgegeben von Dorchen Leidholdt und Janice G. Raymond im Jahr 1990. Vollständiger Text „Liberalism and the Death of Feminism, Catharine A. MacKinnon“ (auf englisch) auf radfem.org.

Es gab eine Frauenbewegung, die sozialbasierte Taten, wie Vergewaltigung als männliche Gewalt gegen Frauen kritisierte, und als eine Form von sexuellem Terrorismus.  Sie kritisierte Krieg als männliche Ejakulation. … Wenn diese Bewegung Vergewaltigung kritisierte, dann meinte sie Vergewaltiger und die Ansicht, die Vergewaltigung als Sex betrachtete. Wenn sie Prostitution kritisierte, dann meinte sie die Zuhälter und Freier und die Ansicht, dass Frauen geboren seien um Sex zu verkaufen. Wenn sie Inzest kritisierte, dann meinte sie die, die uns das antaten, und die Ansicht, die unsere  Verletzlichkeit und unser erzwungenes Schweigen sexy fand. Wenn sie Körperverletzung kritisierte, dann meinte sie die Schläger, und die Ansicht, dass Gewalt die Intensität der Liebe ausdrücke. Niemand dachte, dass diese Praktiken zu kritisieren, in irgendeiner Weise jemals ihre Opfer meinte.

Die Bewegung kritisierte auch heilige Konzepte vom Standpunkt der materiellen Existenz der Frauen aus, also unserer Realität, Konzepte wie das der „Choice“ zum Beispiel. Es war eine Bewegung, die wusste, dass wenn die materiellen Bedingungen 99% unserer Optionen vorherbestimmten, es nicht sinnvoll ist für das übrige Prozent von „Wahl“ zu sprechen. Diese Bewegung übernahm Konzepte wie „Choice“ nicht. Denn sie wusste, dass wenn Zwang ein normalisierter Teil von Sex ist, wenn ein Nein als ein Ja betrachtet wird, wenn Angst und Verzweiflung Duldung produzieren und Duldung dann Konsens meint, dass Konsens kein bedeutungsvolles Konzept ist. …

Sie kritisierte auch das Konzept der Freiheit, insbesondere der sexuellen Freiheit, und entpackte und demaskierte dieses als ein Cover für die Freiheit zu misshandeln. Wenn Menschen mit Macht ihre Unterdrückung  von Frauen als Freiheit verteidigten, dann wusste die Bewegung um den Thrill der Macht, den sie damit verteidigen. Diese Bewegung war kritisch gegenüber der Freiheit zu unterdrücken, und keine Bewegung, die Frauen erzählte wir seien frei, wenn wir mehr von dieser Unterdrückung bekämen. …

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Abolitionismus: Immer gegen das System der Prostitution, niemals gegen die Prostituierten!

Red Light District

Baptiste Pons via Flickr, [CC BY-NC-ND 2.0]

 

Ein Beitrag von Carolin Werner, Huschke Mau und Manuela Schon

Gestern erschien ein kurzer Text von Felicitas Schirow, in welchem sie beschrieb, „mal mehr und mal weniger gerne als Prostituierte gearbeitet“ zu haben. Seit 10 Jahren sei sie dieser Tätigkeit nicht mehr nachgegangen, sehe sich jetzt aber wegen großer finanzieller Probleme und Problemen mit den Behörden nicht mehr anders in der Lage, als diese wieder aufzunehmen. Sie habe seit 2015 keine Einnahmen mehr und warte seit einem Jahr (!) auf beantragte Leistungen aus „Hartz IV“. Das Jobcenter unterstelle ihr Einnahmen, die sie nicht habe, prüfe ewig und lehne alles ab. Deswegen sehe sie sich nun gezwungen, wieder als Escort zu arbeiten, da sie sonst immer mehr Schulden mache, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie schreibt: „Hilfe, ich bin eine Zwangsprostituierte (…) der Staat zwingt mich in die Prostitution.“ und relativiert später, sie mache diesen Job gerne, möchte aber selber entscheiden, wann und ob.

Es gibt als Feministin und Abolitionistin sehr viele Gründe Felicitas Schirow, geborene Weigmann, nicht zu mögen. Sie ist…

… eine Frau, die Jahrzehnte an der Prostitution anderer verdient hat.

… eine Frau, die seit vielen Jahren Lobbyismus für die Sexindustrie betreibt und aktuell eine Verfassungsklage von Bordellbetreibenden, Freiern und prostituierten Personen gegen das neue „Prostituiertenschutzgesetz“ als Sprecherin vertritt, damit die liberalen und ausbeuterischen Prostitutionsmärkte in Deutschland so wie bisher erhalten bleiben.

… eine Frau, die Prostitution als „Grundbedürfnis des Mannes“ und als „Menschenrecht“ definiert.

… eine Frau, die gerne auch mal AfD-Posts auf ihrer Seite teilt, freudestrahlend mit AfD-Gründer Bernd Lucke im Titelbild posiert und seit einiger Zeit für dessen marktradikale AfD-Folgepartei ALFA/LkR die Werbetrommel rührt und selbst auf Listen dieser Partei kandidierte.

Felicitas Schirow ist eine Frau, die man als „Handmaiden of Patriarchy“ bezeichnen kann. Mit diesem Begriff sollte man nicht inflationär um sich schmeißen, bei ihr ist er jedoch passend.

Ja, sie ist eine Täterin: Ihr Wirken hatte und hat negativen Einfluss auf das Leben vieler Frauen, die Prostitution nicht als „Beruf wie jeden anderen“ ansehen, und die zu den 9 von 10 Frauen in der Prostitution gehören, die lieber gestern als heute aussteigen würden.

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Feminismus bleibt unbequem!

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Diese Replik erschient am 2. Juli bei Feminismus bleibt unbequem.

Replik und Gegendarstellung zum „Offenen Brief“ feminismenohnegrenzen“ vom 22.06.2017.

Berlin, 02. Juli 2017

Liebe Mitfrauen und Mitarbeiterinnen von TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e. V. (TDF), liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,

um sich ein eigenes Urteil zu einem medial inszenierten Angriff auf unser menschen- und insbesondere frauenrechtspolitisches Engagement bilden zu können, hier unsere Replik und Gegendarstellung zum „Offenen Brief: feminismenohnegrenzen“ vom 22.06.2017.

Am 22.06.2017 erreichte die Geschäftsstelle und den Vorstand von TDF nachmittags ein „Offener Brief“. Darin wurde kurzfristig angekündigt, dass jener Brief am nächsten Tag auf einer eigens hierzu eingerichteten Website für die breite Öffentlichkeit online gestellt würde. Verknüpft mit der Mitteilung, dass die Tageszeitung taz darüber berichten werde. Zur einseitigen ‚Berichterstattung‘ der Tageszeitung taz vom 23.06.2017 – welche TDF selbst zu den im o.g. Offenen Brief erhobenen Vorwürfen nicht anhörte, wie es den ethischen Richtlinien der journalistischen Sorgfaltspflicht eigentlich entspräche – ist bereits an anderer Stelle alles gesagt worden. Zum Beispiel hier.

Gemäß dem Leitgedanken von TDF „gleichberechtigt, selbstbestimmt und frei“ nehmen wir uns als Mitfrauen (Mitglieder) das Recht und sehen es als unsere Pflicht, mit unserer Gegen- /Darstellung nun selbst für die gebotene Vollständigkeit der geschilderten Vorgänge im Sinne der Transparenz und Ausgewogenheit zu sorgen. Damit möchten wir es allen – unseren rund 2.000 Mitfrauen und den interessierten Menschen aus der Öffentlichkeit – ermöglichen, die vorgebrachten Anschuldigungen der Erst-/UnterzeichnerInnen des o. g. „Offenen Briefs“/feminismenohnegrenzen (im Weiteren: O.B./fog) zu überprüfen. Wir hoffen damit, zu einer eigenständigen, differenzierten Einschätzung bezüglich der erhobenen Vorwürfe wie auch der zum Teil tatsachenwidrigen Behauptungen zu verhelfen.

Den Erstunterzeichnerinnen des O.B./fog geht es, laut eigenem Bekunden, vorgeblich darum, sich „von Vorstand, Geschäftsführung, den unten genannten Beschlüssen (sic) und undemokratischen Tendenzen im Verein“ zu „distanzieren“.
Vorweg: Es steht den Mitfrauen/Erstunterzeichnerinnen selbstverständlich frei, sich von Vorstand und/oder Geschäftsführung, aus welchen Gründen auch immer, zu distanzieren.
Allerdings werden dort online seit Veröffentlichung des O.B./fog weiter Unterschriften gesammelt. Durch das bewusst gewählte, diffamierende Vokabular über vermeintlich „undemokratische“, „rassistische“ und „rechtspopulistische Tendenzen“ im Verein – so die erhobenen Vorwürfe, zielt dieser Brief auf eine Empörungsbekundung einer größeren Öffentlichkeit ab.
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Stellungnahme von TERRE DES FEMMES

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Wir dokumentieren an dieser Stelle, die Stellungnahme von TERRE DES FEMMES zu dem offenen Brief und dem korrespondierenden Artikel in der taz.

Liebe taz,

wir, als Vorstandsfrauen von TERRE DES FEMMES, würden gerne im Folgenden unsere Sichtweise zu dem heute veröffentlichten Artikel „Streit bei TERRE DES FEMMES – Kopftuchverbot-Antrag in der Kritik“ und dem offenen Brief einiger Mitfrauen schildern, von denen nur ein Teil an der jährlichen Vereinsversammlung teilgenommen hat.

Bevor wir inhaltlich auf die angesprochenen Kritikpunkte eingehen, möchten wir betonen, dass wir, die neu gewählten bzw. im Amt bestätigten Vorstandsfrauen von TERRE DES FEMMES, über die Vorgehensweise der Unterzeichnerinnen sehr irritiert waren. Wir hätten uns gewünscht, dass die unterzeichnenden Mitfrauen, ganz im Sinne des von ihnen geforderten solidarischen Miteinanders, sich direkt an uns wenden und nicht den Weg in die Öffentlichkeit und Presse wählen, um eine vereinsinterne Debatte anzustoßen.

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Kommentar zum Offenen Brief an Terre des Femmes

Pixabay - CC0 Public Domain

Terre des Femmes ist mit über 2000 Mitfrauen die größte Frauenrechtsorganisation Deutschlands. Nachdem kürzlich die alljährliche Mitfrauenversammlung stattgefunden hat, haben sich eine Reihe von Mitfrauen, 24 an der Zahl, in einem Offenen Brief an die Presse gewandt, und erheben in einem Rundumschlag schwere Vorwürfe: Terre des Femmes sei rassistisch, undemokratisch, „Sexarbeiterinnen“- und transfeindlich und respektiere unterschiedliche Feminismen nicht.  Die Liste der Unterzeichnerinnen liest sich eindrucksvoll, befinden sich doch viele ehemalige Mitarbeiterinnen, Praktikantinnen und Referentinnen darunter.

Auf den ersten Blick wirft so etwas ein schlechtes Licht auf die Organisation. Zumal die TAZ, die ausführlich über den Vorfall berichtet, der Sichtweise der Gegenseite keinen Raum einräumt, wie es sich für eine seriöse Berichterstattung eigentlich gehören würde. Bei näherer Betrachtung des Inhaltes des Briefes, der Unterzeichnerinnen, sowie der Rekapitulation der jüngeren Historie des Vereins, stellt sich die Sachlage dann auch etwas anders dar.

Der Versuch einer Einordnung

Es fallen ein paar bekannte Unterzeichnerinnen aus dem liberalfeministischen Lager ins Auge, die sich in der Vergangenheit vor allem dadurch hervorgetan haben, dass sie sich für eine Entkriminalisierung der Prostitution einsetzen. Dazu muss man wissen:

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