Schlagwort: prostitutionsgesetz

Prostitution: Was ist mit Deutschland?

Hamburg - Herbertstraße, Rotlichtvierte

Steffen Klaus via Flickr, [CC BY 2.0]

Ich bin Französin, lebe seit längerer Zeit in Deutschland, fühle mich hier glücklich und geborgen, ich mag die Sprache, das Umweltbewusstsein, die Kultur, die Demokratie, viele Sachen. Aber das Prostitutionsgesetz von 2002 passt überhaupt nicht in dieses Bild, das ich von Deutschland habe.

Jetzt haben hier bestimmte Menschen keine Rechte, sie werden anders behandelt als normale Bürgerinnen, sogar anders als Ausländerinnen wie ich.

Das sind diese Mädchen, die in Bordellen und auf dem Strich zu finden sind.

Es wurde von Legalisierung der Prostitution gesprochen, aber wo ist die Legalisierung ? Alles ist jenseits von legal. Die Prostitution befindet sich in einer komplett gesetzlosen Zone wie früher im Wilden Western, als es die Vereignigte Staaten noch nicht gab.

Die Mädchen sind gar keine Mitglieder der Gesellschaft. Sie bewegen sich in einer komplett parallelen Welt als Wesen, die ungefähr den Status eines Rindviehs besäßen, wenn nicht jeden Tag die Finanzbeamten in die Bordelle kämen, um für jede Frau einen Pauschalbetrag zu kassieren. Die Kommunen verdienen mit der Prostitution viel Geld. Doch die Frauen bekommen keine Aufenthaltserlaubnis, keine Arbeitserlaubnis, und sie müssen sich nirgendwo anmelden, so das keiner weiß, wie sie heißen, ob sie überhaupt einen Namen haben, wie alt sie sind, ob sie überhaupt volljährig sind, eine Identität besitzen. Wenn sie verschwinden, weiß auch keiner wo, und es scheint auch egal zu sein. Sind das noch Menschen für die deutsche Republik ? Bald kriegen sie noch einen Chip ins Ohr, wenn es weiter geht.

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Wie verlogen ist die Debatte um Prostitution in Deutschland?

Girls in Red

Trey Ratcliff via Flickr, [CC BY-NC-SA 2.0]

Ich verfolge die Medienberichte zum Thema Prostitution seit 2012 sehr aufmerksam und mir ist aufgefallen, dass bis ungefähr November 2013 die großen Zeitungen und Sender relativ kritisch eingestellt waren.

Beispiele für eher kritische Sendungen und Berichterstattungen:

Doch dann änderte sich der Tenor der Artikel allmählich, siehe hier:

„DIE ZEIT (online)“ verwendete plötzlich den Begriff „Sexarbeit“ und brachte drei Artikel „Lieber Sexarbeit als Hartz 4“ am 12. November 2013 und „Eine Stunde Tanja“ und „Wo bleibt die Kundschaft“ im Herbst 2013, in dem so getan wurde, als ob ein Freier eine Art „Mitspracherecht“ in der Prostitutionsdebatte bräuchte. Das ist in etwa so, als ob ein Wolf über die Sicherheit auf einer Lämmerweide mitsprechen wollte – bildlich gesprochen. Wieso auf einmal dieser Umschwung? Kamen da Briefe von Anwälten? Mein Unbehagen wuchs, als ich am 25. November das Interview „Sexarbeit wegen fehlender Perspektiven“ www.zeit.de/wirtschaft/2013-11/prostitution-freier-zwang-interview las, das so beiläufig die Information lieferte, dass es „4000 bis 40000“ Zwangsprostituierte in Deutschland gibt. Die befragte „Forscherin“ Sabine Grenz, schien über diese ungeheuerliche Zahl nicht besonders empört zu sein. Ihre vorherrschenden Thesen, die auch im Untertitel des Artikels standen, waren: „Manche Frauen entscheiden sich bewusst für die Prostitution“ und „die Debatte müsse sachlicher werden“. Man muss schon zweimal hinschauen, um den Zynismus hinter diesen verschleiernden Aussagen zu entdecken: Wie kann es sein, dass eine Forscherin, die sich mit dem Thema Prostitution beschäftigt, angesichts einer Zwangsprostituierung von 4000 bis 40 000 Frauen in Deutschland keine Empörung formuliert, sondern auf freiwillige Entscheidung „mancher“ hinweist und angesichts des Ungeheuerlichen für „Sachlichkeit“ plädiert?

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