Unsere Störenfrieda der Woche: Auguste Eichhorn

Auguste Eichhorn

Auguste Eichhorn, Archivmaterial Luise Dornemann "Alle Tage ihres Lebens"

Amalie Auguste Eichhorn, geb. Strohbach (29.09.1951 – 01.06.1902), war eine Weberin sowie Mitbegründerin und Agitatorin der proletarischen Arbeiterinnen-Bewegung. Sie war außerdem wesentlich an der Gründung des Arbeiterinnen-Bildungsvereins in Dresden beteiligt.

Augustes Vater war Weber, die Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen. Die Not wurde um vielfaches schlimmer bis unerträglich, als der Vater – sie war noch sehr klein – starb. Fortan musste „Gustel“ bei Nachbarn um Brot betteln gehen und/oder arbeitete selbst: „Andrehkinder“ drehten beim Spinnen gerissene Fäden wieder zusammen. Der Lohn dafür war verschwindend gering. Ihre Mutter heirate später erneut, der zweite Ehemann brachte ausreichend Geld in den Haushalt und die Familie, womit die schlimmste Not und Armut, der Hunger, gemildert war.

Die sächsische Volksschule vermittelte den Kindern von Armen nur das Nötigste: soviel Schreiben und Lesen-Lernen, wie es für den Alltag und das Überleben notwendig war, sowie Religion und Ehrfucht vor dem sächsischen Herrscherhaus, „der ‚gottgewollten‘ Ausbeuterordnung“1. Auguste sehnte sich stets nach mehr Wissen und Bildung; dass dieser Hunger nicht gestillt wurde, bedrückte sie über die Maßen, hinzu kam, dass ihr dieses Verlangen Prügel statt Anerkennung einbrachte.

MIt 14 Jahren musste sie ihren Lebensunterhalt als „Fabrikmädchen“ bestreiten. Das bedeutete Arbeiten unter menschenunwürdigen Bedingungen, maßlose Ausbeutung und das schutzlose Ausgeliefertsein vor den Fabrikherren. Der Verdienst war gering, bei Krankheit wurde der Lohn gestrichen, Feiertage wurden abgezogen.

Augustes erste Ehe war unglücklich und endete in einem Martyrium. Geschiedene Frauen hatten zu dieser Zeit einen schweren Stand, sie galten als Verstoßene und Freiwild für Männer. Dass sie dennoch die Scheidung einreichte, zeugt von ihrem großen Mut und ihrer unstillbaren Sehnsucht nach Freiheit.

In Hermann Eichhorn, einem Steinmetz und Sozialist, fand sie nicht nur ihren zweiten Ehemann, sondern einen treuen Freund und Wegbegleiter auf Lebenszeit. Auguste wurde daraufhin Genossin und engagierte sich mit allen Kräften in der Partei, trotzdem das unter damaligen Bedingungen, zur Zeit vor und während des Sozialistengesetzes, mit massiven Gefahren verbunden war. Sie las, so oft es möglich war, sozialistische und marxistische Literatur, „Die Frau und der Sozialismus“ von August Bebel wurde zu ihrer „Hausbibel“2.

Auch nach dem Tod ihres Mannes blieb sie der Parteiarbeit verbunden und bestritt den Lebensunterhalt für ihre Kinder und sich alleine. Sie sprach auf Versammlungen und trat auf Kundgebungen proletarischer wie bürgerlicher Frauenrechtlerinnen auf. Bis Ende der 90er-Jahre wurde sie zu einer zentralen Figur der proletarischen Frauenbewegung und vertrat die Interessen von Genossinnen auf Parteitagen in Kön, Gotha und Hamburg. In Leipzig gehörte sie der Frauen-Agitationskomission an, aus der auch der Frauenbildungsverein hevorging. Bereits schwer an Tuberkulose erkrankt, wohnte sie dennoch Versammlungen bei, um ihren Genossinnen beratend zur Seite zu stehen, bis sie schließlich am 1. Juli 1902 verstarb.

Clara Zetkin schrieb in ihrem Nachruf an Auguste Eichhorn im „Der Wahre Jakob“:

Am 1. Juni endete ein Leben, das in lauterer Überzeugungstreue in rückhaltloser, opferfreudiger Begeisterung ohne Schielen nach Lohn und Ruhm dem gewaltigen Emanzipationsringen des Proletariats gehörte.


Fußnoten

1 Rose Nyland in „Der richtige Weg“, S. 170
2 Luise Dornemann in „Alle Tage ihres Lebens“, S. 40

Quellen

  • „Alle Tage ihres Lebens – Frauengestalten aus zwei Jahrhunderten“, Luise Dornemann
  • „Der richtige Weg“, Rose Nyland, erschienen in „Ich muss mich ganz hingeben können – Frauen in Leipzig“, HrgIn. Friderun Bodeit
  • Nachruf Auguste Eichhorn, Clara Zetkin in „Der Wahre Jacob“, Nr. 416, erschienen 1. Juli 1902

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