Ich habe in den letzten Tagen irgendwo den Tweet einer Psychotherapeutin gelesen, in dem sie schrieb, ihr würde es nicht schwer fallen, „Traumata aufzulösen“ (wohingegen sie Häkeln nicht so gut beherrsche). Es ist nicht das erste Mal, dass ich etwas Derartiges lese und es schnürt mir, als schwer traumatisierter Person, jedesmal den Hals zu.
Traumata, in meinem Fall sexuelle und anderweitige körperliche Misshandlungen und psychischer Terror, lassen sich nicht „auflösen“. Es kommt einem Hohn und einer absoluten Verharmlosung gleich und es zeugt von Selbstüberschätzung und Fehleinschätzung von Trauma-Auswirkungen, so etwas zu behaupten (ja, ich weiß, sie, die TherapeutInnen, die das behaupten, meinen es sicher gut, ja, ich weiß).
Diese Aussage impliziert, dass Traumata einfach verschwinden können, dass die Auswirkungen gänzlich korrigierbar, heilbar sind, aber das ist nicht der Fall.
Ich habe sehr lange dafür gebraucht zu verstehen und vor allem zu glauben, dass es Familien gibt, in denen die Kinder nicht geschlagen, nicht vergewaltigt, nicht psychisch terrorisiert werden. Meine Realität, mein Erleben in einer Familie, in der Gewalt an der Tagesordnung war, war mein „Default“, meine Standardeinstellung im Betriebssystem des Lebens. Ich war Jahrzehnte nicht wütend darüber, ich habe mir schließlich für all das die Schuld gegeben. Was soll ich sagen? Dieses Gefühl, dieses Erleben, diese Wahrnehmung bleibt. Und wenn sie mal über einen bestimmten Zeitraum aus dem Bewusstsein verschwunden zu sein scheint, dann braucht es einen minimalen Auslöser, eine Sekunde, um in dieses System hinein katalputiert zu werden, in dem ich so defizitär sozialisiert wurde.
Ja, vielleicht meinen diese TherapeutInnen damit etwas ganz Anderes, wenn sie von „auflösen“ sprechen. Mit Sicherheit wird mir das gleich erklärt. Dann sollten sie einen anderen Begriff wählen: Kein Wort ist nur ein Wort.
Eine Therapie kann helfen. Sicher. Ich habe auch eine gemacht. Ich war irgendwas zwischen 20 und 25, hatte ein Studium angefangen, eine niedliche Miniwohnung angemietet und lebte in einer wunderbaren Großstadt. Und trotzdem war ich mit Lebensoptionen beschäftigt, die so gar nicht typisch für eine solche 20-Jährige waren: Ich überlegte jeden Tag, ob ich mich von einer dieser Rheinbrücken stürze oder mich dauerhaft mit Drogen abschieße. Ich wachte jeden Morgen auf und überlegte, mich lieber jetzt schon, statt erst abends zu betrinken. Weil dieser Lebensschmerz einfach so maßlos war und mich jeden Tag überwältigt hat. Die Therapie damals, sie half. Und ich weiß tatsächlich manchmal nicht, ob ich ohne sie heute auch in diesem Arbeitszimmer sitzen und Artikel ins Internet schreiben würde.
Die Therapie hat aber meine Traumata nicht aufgelöst oder dazu geführt, dass sie einfach so aus meiner Wirklichkeit verschwinden. Die Therapie hat mir geholfen, mich zu verstehen, zu einem Verständnis mir gegenüber zu gelangen, mir gegenüber gnädiger zu sein und ein wenig zu verstehen, warum mir dieses Leben so verdammt schwer fällt. Aber eigentlich war es nicht „die Therapie“, sondern es war in erster Linie ich als Handelnde in der Therapie. Meine Therapeutin habe ich immer eher so wie die Supervisorin von Teilaspekten meines Lebens gesehen, die Ansatzpunkte, Techniken, Feedbacks, Spiegelungen und Reflexionen hineingab. Es lag an mir, das anzunehmen oder es zu lassen. Es lag jede Woche bei mir, mit dieser von Misstrauen in Menschen geprägten Sicht auf das Leben in die Bahn zu steigen, dort zu klingeln und mich eine Stunde lang auf diesen Stuhl vor ihr zu setzen.
Ich schmälere damit nicht, was sie getan hat, die Therapeutin. Wirklich nicht. Ich möchte nur sagen, dass sich eine grundsätzliche Prägung nicht ausradieren lässt. Und ich möchte betonen, dass vor allem die Klientin in einer Therapie Schwerstarbeit leistet.
Manche Sachen wurden besser dadurch, nein, vieles wurde besser. In der Tat. Mein Leben gewann an Qualität, wie ich es zuvor nicht erlebt hatte. Ich konnte das Leben besser bewerkstelligen, ich war nicht mehr ganz so leicht zu destabilisieren, gab mir nicht mehr für jedes Leid der Welt die Schuld. Ja, es ist richtig, es wurde Vieles dadurch besser. Aber all das hat dieses Leben, mein junges und diese dort gelegten fundamentalen Überzeugungen nicht verschwinden lassen. Vielleicht hat die Therapie einen Teil meines Lebens in ein anderes Licht gerückt. Das Zimmer ein wenig heller gemacht, etwas von dem Dreck entfernt. Das ändert aber nichts daran:
Sexuelle Gewalt zerstört einen Teil der Integrität, und zwar unwiederbringlich. Diese Gewalt als Kind oder Jugendliche zu erleben, raubt die Möglichkeit eines grundsätzlichen Vertrauens in die Menschheit und in die ganze Welt. Mein ganzes Handeln, mein Erleben ist und war dadurch bestimmt. Diese Verletzungen liegen so tief, dass sie kein Therapeut und keine Therapie „auflösen“ kann. Das, was man als Kind eigentlich erfahren und lernen muss, ist Wertschätzung, Schutz und Vertrauen. Sexuelle Gewalt und Erniedrigung lehrt das Gegenteil. Und dieser Mangel an Gut und der Überfluss von Schlecht bildet die Eintrittskarte, die Startbahn für das Leben mit den denkbar schlechtesten Voraussetzungen.
Kein Mensch, keine Theorie, kein Ansatz, keine Therapie kann diese traumatischen Erfahrungen „auflösen“, denn sie bestimmen meine Wahrnehmung, mein Handeln, meine Lebenswirklichkeit dauerhaft.
Vielleicht kennt jemand von euch Rita Mae Brown, die Schriftstellerin der Katzenromane. Was viele nicht wissen, ist, dass sie eine wichtige Figur der Women’s Liberation Movement der 60/70er-Jahre in den USA war und sie mit ihren Mitaktivistinnen („The Furies“) den Begriff Klassismus nachhaltig geprägt hat. Ich lasse nur ein Zitat für sich sprechen, das sich 1:1 in jedwede Lebenswirklichkeit, also auch die der Klasse Frauen, die mit sexueller Gewalt sozialisiert wurden, übertragen lässt:
Klasse schließt dein Verhalten und deine fundamentalen Überzeugungen mit ein; wie du gelernt hast, dich zu verhalten; was du von dir und anderen erwarten darfst; deine Idee von der Zukunft, wie du Probleme verstehst und löst; wie du denkst, fühlst, handelst. (Rita Mae Brown in „The Last Straw“)
JA! Danke für Deinen Beitrag! Schon wieder ist eine Liebesbeziehung zu Bruch gegangen, weil meine Traumatisierungen so behindernd waren, und ich arbeite schon seit 30 Jahrn an der Aufarbeitung. Ich hab so die Schnauze voll, davon. Und vor allem davon, dass es nicht mehr, wie in den 90gern, ein politisches und gesellschaftliches Thema ist, sondern wieder in die Privat Ecke gedrängt wird. Sollen sich doch die Betroffenen damit auseinandersetzen,- was soll das mit anderen zu tun haben… . Solange eine Gesellschaft nicht in der Lage ist Frauen und Kinder vor sexualisierter Gewalt zu schützen, haben alle damit zu tun! Alle müssen damit leben, dass wir in manchem anders sind als sie. Ich würde mir sehr wünschen, dass es in mehr Räumen ein Bewusstsein und eine Achtsamkeit damit gibt. Ich übernehme die Verantwortung für mich und mein Handeln, ich bin erwachsen, aber manchmal wäre eine Atmosphäre in der es einfach möglich ist anders zu sein sehr unterstützend! Ich kann es gerade im Moment z.b. kaum ertragen, dass nichts mehr über die verschwundenen Frauen und Mädchen aus Nigeria berichetet wird. Bei jedem Artikel über Vergewaltigung und was die Täter bekommen haben schnürt sich mir die Kehle zu. Oft kann ich einfach gar nicht Nachrichten/Zeitung lesen, weil ich es nicht aushalte. Weil es nochmal so deutlich in die Misachtung von Frauen/Mädchenrechte in ihrer Selbstbestimmung und Unversehrtheit geht, dass ich darüber nicht schlafen kann. Artikel, in denen Frauen sich erfolgreich gewehrt haben, hebe ich auf als Gegenstück zu all dem Horror.
Es geht mir immer öfter auch gut und ich bin erstaunt darüber, wieviel Lebensqualität ich mir erarbeiten konnte. Aber ich hätte mein bisheriges Leben wirklich gerne mit was anderem verbracht , als zu überleben. Und ich wünsche mir sehr, dass das mal von der Gesellschaft, jede7m Einzelnen wahrgenommen wird.
Liebe Yvonne,
vielen lieben Dank für deinen bewegenden und so wichtigen Kommentar! Ich habe Tränen in den Augen.
Und besonders die Sache mit dieser absoluten Ent-Politisierung des Themas ist wichtig, weil das eine tragische Entwicklung ist. Ich muss sagen, mich macht das sehr ohnmächtig.
Das Thema geht ja noch viel weiter: Was ist mit unserer „Versorgung“? Es gibt überhaupt keine flächendeckende Betreuung oder irgendwie anders gestaltete Form von Versorgung für Traumatisierte. Was ist mit der Justiz? Sie lässt uns komplett alleine.
Und letztendlich bleiben wir uns selbst überlassen. Als Einzelfälle. Dabei muss doch jeder halbwegs sensibilierte Mensch verstehen, dass wir ein sehr krasses Problem mit der Gesellschaft haben.
Diese sexuelle Gewalt ist ja kein bzw. nicht nur ein Familiendingens, sie ist ein Ergebnis von Patriarchat und nicht nur zufälliger ungünstiger dysfunktionaler Familien-Konstellationen.
Es bleibt bei meinem Fazit: Kinder und Frauen sind dieser Gesellschaft einfach egal.
Das macht mich traurig. Wirklich traurig.
Und ohnmächtig.
Vor einiger Zeit, legte ein junges Mädchen, ihre Einkäufe aufs Band hinter meinem Mann und mir! Ich gucken Menschen immer genau an, denn aus meinen Traumatischen Erfahrungen hinaus, ist es mir wichtig immer zu wissen wer um mich ist!
Mit ihr war was, sie wirkte stark bedrückt und sie scheute, als ihre Eltern dazu kamen! Ihr Vater war richtig in fährt, sein Kopf war schon ganz rot und er demütigte das Mädchen finster subtil und es machte ich mächtig zu schaffen! Ich erkannte ihn als das was er war ich wurde so ruhig und klar und starrte ihn an! Als er mich bemerkte sah Er mir direkt ins Gesicht und fragte: Kennen Sie mich? Ich hielt den Blick und meine Gedanken waren so voller wissen und ganz ruhig sagte ich: Nein! Tatsächlich war er beruhigt und ging selbstgefällig zu seinem treiben zurück an die Tochter, dann sagte ich : Hauptsache Sie kennen sich! Da wurde er wild, aber eben dieser stumme stille Luft leere Raum, an irgendeiner Kasse ist das Schlachtfeld! Man muss bereit sein aus der Intuition heraus ein Fass auszumachen! Man muss glauben, das es immer eine Hilfe für die Betroffenen darstellt wenn man aus dem nichts raus sagt ich steh auf deiner Seite! Subtilität und die Schlupfwinkel von Moral werde immer verpuffen wenn man mit brennenden Fackeln hinein prescht! Das ist nicht das erste mal , das ich Jon so etwas hinein gerate! Ich kenne schon viele betroffene und von Auflösung will ich auch nicht spre chen!
Ich danke dir auch für den Beitrag.
Ich habe einen Sammelband zum Thema transgenerationale Weitergabe von Traumatisierungserfahrungen herausgegeben und der Fachverlag, in dem es erscheinen sollte, wünschte, das die einzelnen Biografien „gut ausgehen“. Also „umgeschrieben“ werden. Das verkauft sich besser: die Hoffnung und Illusion.
Es gibt auch Bücher wie „Borderline – Heilung ist möglich“, die suggerieren, das die Traumafolgeerkrankung Borderline heilbar ist. Und wie du ja schon schriebst, Therapeutinnen, die Heilung versprechen. Aber das ist unseriös. Mit Traumatisierungsfolgen wie PTBS, BL oder DIS kann man nur (über)leben lernen.
Deswegen sehe ich auch den Post-„Feminismus“ kritisch, der keine „Opfer“ haben/sehen will. Denn wo es keine Opfer gibt, gab es keine Täterinnen, keine Gewalt. Er macht Gewalt-, Macht- und Herrschaftsstrukturen unsichtbar. Und so ein Diskurs macht andererseits auch die Stärke von Menschen unsichtbar, ihre ganze Überlebensleistung, die sie „nebenher“ vollbringen.
Mir als traumatisierter Person mit mehreren bereits erfolgreich aufgelösten Traumatisierungen schnürt es jedes Mal die Kehle zu, wenn Traumatisierungen als unwiederruflich und unveränderlich bezeichnet werden. Traumatisierungen sind Arten der Natur, um mit Extremsituationen umzugehen, und sind neurobiologisch dafür GEDACHT, um aufgelöst zu werden – sie sind wie eine von der Natur eingeplante Sollbruchstelle und ein ausgeklügelter Mechanismus um mit extremen Mengen Stress umzugehen. (Leseempfehlung: Peter Levine, „Sprache ohne Worte“). Das Problem sehe ich eher darin, dass es einfach extrem viel Arbeit ist und in schweren Fällen mehr Therapie braucht als die Kassen bezahlen, dazu noch bringt Gesprächstherapie nur bis zu einem gewissen Grad was, danach kommt man kaum weiter ohne Körpertherapie. Aber die Behauptung, Traumata seien prinzipiell nicht aufzulösen, kann mit absoluter Sicherheit verneint werden – zum Glück.
Ich danke dir für diesen Beitrag!
Deine Erfahrungen, Auswirkungen, Prägungen, Beurteilungen, und vieles mehr kann ich – die diese Erfahrungen auch gemacht hat – zu 100% unterschreiben!
Ich hatte bislang noch keine Therapie oder sonstige Hilfe, plane aber eine Traumatherapie.
So erschreckend es für manche vielleicht auch klingen mag, so krass und drastisch fühlt man sich, so laufen die Tage ab und mit genau diesen Gedanken ist man konfrontiert.
Ich glaube auch, dass wenn man sich nicht zurücklehnt, sondern aktiv eine Therapie beschreitet und – wie du schon schriebst – Schwerstarbeit leistet, man durchaus seine Lebensqualität verbessern kann, indem man lernt sich selbst und die Traumafolgeschäden zu verstehen und einige Dinge mit anderen Augen zu sehen und etwas anders zu bewerten. Ich denke also, dass eine prozentuale Verbesserung eintreten kann. Dass sich ein Trauma – besonders Schwersttrauma (Typ ll Traumata, man- made) vollkommen auflösen lässt, halte ich ebenfalls für eine Illusion. Das ist eine naive Herangehensweise, die einen nur weiter in den Abgrund reisst, da man sich über die verbesserung, die man durch eine Therapie erreicht hat nicht freuen kann, sondern enttäuscht… ja vielleicht gar am Boden zerstört ist, sobald man feststellt dass sich das Trauma nicht zu 100€ in Luft aufgelöst hat. Positiv denken -ja. Einen klardenken Realisten zum Illusionisten machen – nein.
Danke am Ende noch mal für die ehrliche, sehr gut beschreibende Darstellung und Einblick in das Leben eines traumatisierten Lebens!
Kimmy Riam
Danke, KImmy. Dein Kommentar hat mich sehr berührt. Und mich sehr bestärkt darin, dass es gut war, meine Gedanken aufzuschreiben.
Ich wünsche dir alles Gute, viel Kraft und viel Zuversicht.
Ob mit oder ohne Therapie.
Danke Iana. Auch dir weiterhin alles Gute und dass sich dein Trauma/deine Traumata immer weiter schmälern lassen. Herzliche Grüße…
Ich bin sehr betroffen und traurig .Während des Lesens liefen die Tränen. Ich fühle mich oft an manchen Tagen lebendig begraben. Ich überlege auch eine Traumatherapie zu machen . Ich möchte wieder Angstfrei leben. Ja dieser Staat schützt die Täter und die Opfer haben lebenslänglich.
Ich möchte gerne meine Sicht und meine Erfahrung zu dem Thema beitragen!
Ich bin selbst schwer traumatisiert, zumindest gewesen. Sexueller Mißbrauch bereits als Säugling!
Ich muß aber sagen, daß ich, dank hvorragender Therapeuten mittlerweile die Traumatisierung nahezu vollständig aufgelöst habe und praktisch keine Beeinträchtigungen mehr habe!
Das war ein langer Weg und auch nicht gerade ein Zuckerschlecken, aber ich möchte mal in aller Deutlichkeit sagen, daß es durchaus möglich ist!
Eine Gesprächstherapie mag ein guter Anfang sein, ist aber sicher nicht ausreichemd dazu.
Ich kann nur jeden ermutigen, sich nicht damit abzufinden, daß man da halt nicht viel machen kann, das ist schlicht nicht wahr!
Mit lieben Grüßen
Paul
Ich wünsche allen Betroffenen viel Kraft auf dem Weg, vertraut auf Euch und darauf, daß unser innerster Kern für immer unverletzlich ist!
Das Problem besteht m.E. darin, dass weder Ärzte noch Psychotherapeuten bisher eine Möglichkeit haben, in die gespeicherten Trauma-Informationen (TrInf) hinein zu schauen. Es gibt kein Messgerät dafür. Daher kann auch keine Aussage getroffen werden, dass von den 100 % TrInf, die am Anfang vorhanden sind, nach einem Jahr Therapie nur noch x % TrInf vorhanden sind und irgendwann die Null % erreicht sind.
Das mag jetzt technisch klingen, aber genau DARUM geht es, die abgespeicherten TrInf wieder los zu werden, DENN diese TrInf stellen unser normales Warnsystem im Kopf falsch ein, wie eine falsch eingestellte Alarmanlage am Haus, die dauernd losbrüllt, auch wenn nur ein Igel die Straße lang läuft.
Bevor sich jemand aufregt – ich war selbst erheblich traumatisiert, durch schlimme Erfahrungen in der Kundheit mit Hunden (Biss). Da erstarrt man im Alltag, sobald man einen Hund nur in 500m Entfernung sieht und die Ängste wünsche ich niemanden. Dieses Trauma habe ich nach intensiver Beschäftigung mit der Methode EMDR selbst beseitigt. Allerdings ist auch EMDR nur eine Methode zur nachträglichen Verarbeitung der TrInf, wodurch man all das Erlebte und alle dabei eingetretenen psychischen Symptome noch einmal erlebt, auf Grund der sehr schnellen Verarbeitung aber in wenigen Minuten, was zu extremen psychischen und körperlichen Symptomen führt, daher WARNE ich auch jede/n DRINGEND davor, das selbst zu machen, wenn man kein Verfahren hat (gibt es !!!), mit dem man VORHER bestimmen kann, was passiert und ob man danach wieder zu einem normalen psychischen und körperlichen Zustand zurück kehrt.
Das Interessante ist, dass man durch die extrem kurze Therapiezeit danach SOFORT den Unterschied spürt, den ich gerne mal schildere: Als der nächste Hund auftauchte, meldete das Gehirn zunächst wieder „da kommt ein Hund“ (was noch eine normale Meldung des Gehirnes ist, auch bei gesunden Menschen), dann merkte man wirklich wie diese Information durch das Gehirn flitzte, wie auf einer Autobahn mit mehreren Spuren (denn dazu war das Gehirn durch das Trauma ausgebildet wurden, so einen Hund SOFORT mit höchster Geschwindigkeit zu melden und diese Strukturen sind noch da und auch kein Teil eines Traumas) und nach einer Antwort auf diese Meldung suchte (die bisher vom Trauma kam dass durch den Trigger Hund aktiviert wurde und sofort die Rückantwort gab „GROSSE GEFAHR“), ABER diese bisherigen Trauma-Antwort kam NICHT mehr. Statt dessen kam die Info „Alles OK“ und ich konnte ohne irgend ein psychisches Symptom an dem Hund vorbei gehen – vorher absolut unmöglich.
Übrigends – die normale Vorsicht vor einem Hund (der z.B. Zähnefletschend angerannt kommt) bleibt erhalten, das ist aber kein Trauma-Inhalt, sondern normales Verhalten gegenüber (teils) wilden Tieren.
Die Autobahn im Kopf, die einen Hund mit großer Geschwindigkeit meldet, ist inzwischen auch weg, soll heißen, ein Hund wird nicht anders gemeldet als andere Dinge.
Noch besser wäre es aber, wenn man die TrInf beseitigen könnte, OHNE dass die Betroffenen alles noch einmal erleben müssen. Gerade bei schweren Traumata mit jeder Art von Gewalt (auch insbesondere sexueller Gewalt) wäre es doch sehr hilfreich, wenn die TrInf einfach weg wären und die Betroffenen wieder normal am Leben teilhaben könnten, OHNE in irgend einer Weise voreingenommen zu sein. Wäre es nicht gut, wenn vergewaltigte Menschen (statt eines Lebens ohne jede normale Sexuallität und statt vielen Jahren oder gar Jahrzehnten Therapie) in relativ kurzer Zeit durch Beseitigen der schlimmen Erfahrungen wieder ein ganz normales Leben führen könnten? Wie war das doch gleich mit den Knaben bei der Kirche, die im Alter von 11 Jahren missbraucht wurden und mit 70 Jahren noch immer nicht darüber hinweg waren und ihr Leben lang überhaupt keine normale Beziehung aufbauen konnten? Ich habe das schon mal irgendwo geschrieben und bekam eine Antwort, dass dies ein Freibrief für Kinderschänder wäre, weil man ja die Traumata einfach wieder beseitigen könnte … was für ein Quatsch, natürlich ist das kein Freibrief und das Verhalten dieser Menschen nach wie vor einfach nur abscheulich. Auch die juristische Strafe darf wegen einer solchen Möglichkeit einer Therapie natürlich nicht geringer ausfallen. Hier geht es um HILFE für das Kind!!!
Oder man denke an Soldaten im Krieg, die völlig zerstört zurück kehren und sich teils gar nicht mehr in die Familie integrieren können und Ängste und Panik bei jedem verdächtigen Geräusch bekommen. Natürlich dürfte das kein Freibrief sein, nach beseitigtem Trauma erneut in den Krieg zu ziehen!
Gibt es so eine Möglichkeit, ein Trauma einfach zu beseitigen, OHNE dass die Erlebnisse und Symptome noch einmal zu spüren sind? DAS ist die große Frage. Es gibt Heiler, die das behaupten, die (angeblich) Energie in den Körper leiten und damit das Trauma beseitigen. Wenn man das „nachmessen“ könnte, wäre es ja gut, kann man nur bisher nicht (jedenfalls nicht mit einem Messgerät). Wer sagt denn, dass das Trauma nach so einer „Heilung“ wirklich weg ist und nicht nur in noch tiefere (noch mehr abgespaltene) Bereiche des Gehirns verschoben ist, von wo es nicht mehr ins Bewusstsein dringt und es den Betroffenen dadurch jetzt besser geht, ABER IMMER die Gefahr bleibt, dass es aus diesem tiefen Bereich doch eines Tages wieder auftaucht – mit aller Macht und ganz plötzlich.
Nach so einer Möglichkeit sucht die Medizin schon lange und versucht es mit vielen chemischen Mitteln, was aber nicht klappt (einer hatte mal was erfunden, aber das beseitigte dann auch gleich andere Inhalte, die man lieber behalten hätte). Ich meine, das wird mit Chemie NIE klappen, wenn man wirklich nur die Trauma-Infos beseitigen will, denn wie soll ein chemisches Mittel wissen, welche Infos im Gehirn nun normale Infos sind und welche Trauma-Infos.
Ich kann aber sagen, dass eine solche Methode, die die TrInf in relativ kurzer Zeit einfach beseitigt, zumindest Teil von Forschungsarbeiten ist, immerhin. Inzwischen gibt es auch Erkenntnisse, wo und wie diese TrInf im Gehirn abgespeichert sind, was die Wirkung einer Therapie überprüfbar macht – ist aber alles noch Forschungsstadium und bediehnt sich gänzlich anderer Methoden als die heutige Medizin und Wissenschaft (diese Methoden sind in ihrer Erkenntnisfähigkeit derart überlegen, als wenn man ein Wählscheibentelefon mit einem Smartphone vergleicht). Ich denke in einigen Jahren wird man davon hören, spätestens wenn die ersten Trauma-Patienten damit geheilt sind und niemand mehr die Wirksamkeit anzweifelt, nur weil es auf anderen (der Wissneschaft bisher unzugänglichen) Methoden basiert.