Sterbehilfegesetz 2015: Sauberes Sterben im Kapitalismus

Seestern

By Britt1014 (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

 

Eine breite Auseinandersetzung mit diesem Thema, dem Sterben und dem Sterbehilfegesetz, ist unangenehm, besonders im Sommer und in diesen schönen Tagen. Leider ist es aber notwendig, denn nicht alle von uns haben ein schnelles, sanftes, und  überraschendes Einschlafen zu unserem Lebensende zu erwarten. Die Chance ist sehr groß, dass auch uns dieses Thema mehr betreffen wird, als wir hoffen. Verdrängung des Themas Tod und des Sterbens erlaubt uns zwar ein ruhiges Leben, aber es holt uns dann doch irgendwann ein. Vielleicht durch unsere eigene schwere Krankheit (oder lebenslimitierende, wie ich einmal in einer Klinik las), oder die schwere Erkrankung von FreundInnen oder Familie. Und das neue Sterbehilfegesetz kann uns dann selbst, direkt oder indirekt, auf überraschende Art und Weise selbst treffen.

Im Herbst 2015 soll ein neues Sterbehilfegesetz in Deutschland im Bundestag verabschiedet werden.

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Einzelfälle oder rassistischer Normalzustand? – Deutschland und die WM

"Rassismus führt zum Verlust Ihres Mitgefühls."

Dierk Schäfer via Flickr [CC BY 2.0]

Bereits letzte Woche haben wir auf besorgniserregende Trends im Zusammenhang mit der Fussball-WM hingewiesen, nämlich im Zuge des 7:1 Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen die Seleção (brasilianische Elf). Von „Blitzkrieg“ war die Rede, oder „Vergewaltigung“. Inzwischen gibt es auch den „passenden“ Merchandise dazu (siehe Foto).

Jede*r, der oder die auf rassistische oder nationalistische Ausfälle hinweist, wird von den Fussballfans, die sich den Spass am Sieg der „eigenen“ Mannschaft nicht vermiesen lassen wollen, daraufhin belehrt, dass es sich um „Einzelfälle“ handeln würde und es Spinner schließlich überall gibt. Die Mehrheit sei aber nicht so.

Ein Blick auf Twitter zeigt: Diese „einzelnen Aussetzer“ gab es auch wieder zu Hauf im zeitlichen Zusammenhang mit dem Finalspiel. Bereits im Vorfeld heizte eine unappetitliche Werbekampagne von REWE die Stimmung gegen Argentinien an und veröffentlichte u.a. ein Video bei dem ein argentinisches Steak durch den Fleischwolf gedreht wird. Die Vorfälle während und um das Match herum wurde unter #mobwatch und #schlandunverkrampft gesammelt. Ob „Sieg Heil“-Rufe oder Gesänge, die den „Endsieg“ bejubeln oder konstatieren „wir sind wieder wer“, ob Angriffe und Beschimpfungen gegen Argentinien-Fans oder Überfälle auf linke Kneipen und Projekte: bundesweit wurden solche Zwischenfälle gesammelt. Leider in der Regel wieder von den „üblichen Verdächtigen“, wie zum Beispiel Netz gegen Nazis – in den Mainstreammedien hofft man auf eine kritische Auseinandersetzung leider meistens vergebens. So zum Beispiel bei der Zeit, die bereits kritisch unter die Lupe nahm, was beim Spiel der deutschen Nationalelf gegen Ghana so in den sozialen Netzwerken abging. (Beispiel: „Hoffentlich sterben paar Schwarze mitten auf dem Spielfeld an AIDS“)

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Herzlichen Dank, ihr Antifeministen!

Als junges Mädchen in den achtziger Jahren war Feminismus für mich ein wichtiges Thema – wie so vieles, was mich als Jugendliche zu leidenschaftlichen Diskussionen bewegt hat. Sexismus war gerade in dieser Zeit des typisch jugendlichen Auflehnens gegen jede Form von Ungerechtigkeit ein großes Reizthema neben vielen anderen, beispielsweise der Atomkraft: ich wuchs ganz in der Nähe von Wackersdorf auf, wo die WAA (Wiederaufbereitungsanlage für Brennstäbe aus Kernreaktoren) entstehen sollte.

Mit der Zeit ebbten diese Interessen ab. Das Bauvorhaben der WAA wurde eingestellt, viele andere Dinge schienen sich in die aus meiner Sicht richtige Richtung zu bewegen, und auch feministische Themen verloren für mich zunehmend an Brisanz. Gesetzgebung, öffentliche Meinung und der Konsens in meinem unmittelbaren Umfeld hinterließen den Eindruck, alles sei oder werde bald gut, und die altersbedingt typische Rebellionsphase endete irgendwann. Sexisten waren lediglich ein paar ewig Gestrige, die recht bald altersbedingt aussterben würden. So sah ich das für viele Jahre.

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Was wäre, wenn es toll wäre, eine Klitoris zu haben? Oder: Geschlechterzuschreibungen sind blöd-immer-und ich habe keine Lust mehr drauf. Eine Polemik.

Göreme Love Valley

wolfgangbeyer at the German language Wikipedia [GFDL or CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

Geschlechterrollenzuschreibungen sind teilweise widersprüchlich und ergeben, auf andere oder anderes übertragen, oft wenig Sinn. Habt ihr euch auch schon gefragt, was wäre, wenn wir Frauen zum dominanten und bewunderten Geschlecht gehört hätten oder gehören würden? Wäre unser Leben anders verlaufen, denkt ihr? Wie wäre es gewesen oder würde es sein? Wie lächerlich sind Geschlechterrollenzuschreibungen?

Stellt Euch vor eine Klitoris zu haben, würde bedeuten, dass Euch Mut, Kraft und Stärke zugeschrieben werden würde, so wie es jetzt mit dem Penis der Fall ist und dem männlichen Geschlecht.
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HAI: Human Awareness Institute-Gruppensex als Weiterentwicklung von Intimität

White shark

Terry Goss [GFDL, CC-BY-SA-3.0 or CC BY 2.5], via Wikimedia Commons

Wer hat schon vom Human Awareness Institute gehört, HAI? Wahrscheinlich fast niemand, und auch ich wäre davon verschont geblieben, wenn mich nicht ein Bekannter darauf angesprochen hätte. Er schilderte vor einigen Jahren begeistert von einer neuen Seminarreihe, die ihn sexuell weiter gebracht hätte, und insbesondere seine Frau wäre durch die Seminare viel offener geworden. Seine Frau selbst wurde von einer Arbeitskollegin auf diese Workshops angesprochen und ihr wurde empfohlen, diese doch auszuprobieren um ihre Ehe zu verbessern.

In jedem Fall wurde ich neugierig über HAI, denn meine …“hier ist was ganz faul Antenne“ war deutlich zu hören.

Schnell stellte ich fest, dass es schwierig ist, überhaupt etwas über HAI herauszufinden, was kein nebulöses Gefasel ist, und Hand und Fuß hat (und nicht Hand aufs Herz, das Motto von HAI). Auf der Seite von HAI Deutschland ist zu lesen:

Was ist HAI?

… ein Weg zu glücklicheren und befriedigenderen Beziehungen – zu uns selbst und anderen.

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Ahmadiyya – oder die „guten“ Muslime

…oder wie es Nicht-Muslime schafften, als Körperschaft des öffentlichen Rechtes anerkannt zu werden. Als Muslime. Und was hat das mit Frauen zu tun?

Vor einiger Zeit besuchte ich Bekannte in Wiesbaden, die in einer der größeren deutschen Parteien aktiv sind. Sie fragten mich, ob ich sie nicht zur Grundsteinlegung der Moschee der Ahmadiyya begleiten wollte. Außerdem sei die Heiligkeit, der 5. Khalif Hadhrat Mirza Masroor Ahmad, zu diesem Anlass in Wiesbaden. Ich hatte mich noch nie zuvor mit dieser Glaubensgemeinschaft beschäftigt, und so ging ich aus Interesse mit. Warum auch nicht.

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Vulva 3.0: Don’t Believe The Hype

Anti Infibulation Logo, FGM

By Rugby471 (SVG); User:Shir Khan~commonswiki (PNG) (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons

Der erste Gedanke als – finally – der Abspann durchläuft: „Dieser Film ist vollkommen unnötig“

Damit wäre eigentlich bereits alles gesagt, was zu sagen ist. Dabei ließ die Filmkritik in „Der Freitag“ doch viel Hoffnung aufkommen, dass ein sehr wichtiges Thema endlich adäquat aufgearbeitet wird. Tatsächlich greift die Kritik die wenigen guten Momente im Film auf. Viel mehr war dann aber auch nicht.

Was vor allem fehlte, war eine gesellschaftspolitische Einordnung und Bewertung des Ganzen. Die Macherinnen überlassen diese vollkommen dem Auge der Betrachter*innen.

Nehmen wir das Thema „Female Genital Cosmetic Surgery“ (FGCS). Dieser beunruhigende Trend zur chirurgischen „Selbstoptimierung des Intimbereichs“ wurde in unserer feministischen Gruppe das erste Mal vor 2 Jahren diskutiert. 2011 wurden in Deutschland rund 5.500 „Schamlippenkorrekturen“ durchgeführt, die allermeisten (natürlich) nicht medizinisch indiziert. 104.000 Treffer liefert eine Suche in einer bekannten Suchmaschine für den Suchbegriff „Intimchirurgie“ .  Der Film zeigt in aller Ausführlichkeit wie eine solche Operation auf einer Schönheitschirurgen-Tagung live vorgeführt wird. Statt jedoch zum Thema zu machen woher der Wunsch von Frauen wohl rühren könnte ihren Intimbereich zu „tunen“, schweigt sich der Film darüber vollkommen aus. Es lässt sich maximal erahnen, dass der gezeigte Grafiker, der für die tollen Werbebotschaften den Nacktmodels die „Fehlerchen“ im Intimbereich mit Photoshop entfernt, einen Grund liefern könnte: Eine Werbung, die alle weiblichen Geschlechtsbereiche gleich macht und durch gezieltes Retouschieren Unterschiede verwischt, weil „Mann es eben so sehen will“ . Der zunehmende Trend zur Verkindlichung und Verjüngung unserer Vaginen mutet doch auch erschreckend an im Hinblick auf den weit verbreiteten Konsum von Benutzung von Kindern für männliche sexuelle Befriedigung.  Der Bogen dazu so wie allgemein zu der allgegenwärtigen Pornographie, die ständig mit Nahaufnahmen weiblicher Geschlechtsteile arbeitet, wird nicht, bzw nur in einem beiläufigen Nebensatz, gespannt. Auch diesen Zusammenhang kann man maximal erahnen, wenn die gerade intimoperierte Frau pornoesk „Ach sieht das geil aus“ dahin säuselt und von ihrer Intimchirurgin darin bestärkt wird. In Frage gestellt wird das Ganze jedoch nicht.

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Loverboys oder Mädchenhasser?

Violence against women, we can stop it!

"Violence against women, we can stop it!" by European Parlament via Flickr, [CC BY-NC-ND 2.0]

In den Medien wird seit einiger Zeit davon berichtet, dass Mädchen von  jungen Männern, sogenannten „Loverboys“, „emotional abhängig gemacht werden“ um sie dann für den eigenen Profit auf den Strich zu schicken. Die Mädchen sind sozusagen zu dumm, oder meinetwegen auch zu naiv,  um die wahre Zielsetzung des Interesses von diesen  jungen attraktiven Männern an ihnen zu erkennen.  Der Begriff „emotionale Abhängigkeit“ deutet auch eine Schwäche der Mädchen an, denn sie sind anscheinend willenlos und brauchten einen Herren. Diese Darstellung ist ein weiteres Beispiel für das so übliche und wirklich nervige „Victim Blaming“, auch wenn die Opfer von Loverboys als Folge von Schwäche (zum Beispiel schwierige Lebenssituation) in diese Position gerieten.

In der Regel sind die „Loverboys“  Männer mit nichtdeutschen Wurzeln (wird oft gesagt) und so lenkt Rassismus von dem Thema Geschlechterhierarchie geschickt ab. Die angedeutete Nebengeschichte ist immer die von bösen dunklen ausländischen Männern, die  naive deutsche Mädchen verführen, so ungefähr. Allerdings sind Frauen und Mädchen überall auf der Welt die Opfer von Ausbeutung und Gewalt durch Männer. Die ethnische Herkunft ist variabel, aber die Geschlechterhierarchie immer gleich. Völlig davon abgesehen, dass immer Abhängigkeitsbeziehungen zwischen Zuhältern und prostituierten Frauen bestanden haben sollen. Vielleicht wurde das Phänomen nur auffälliger in den letzten Jahren mit dem sinkenden Alter der Mädchen oder der Anzahl der Betroffenen. Die Kunden brauchen halt heute mehr Nachschub an Frischfleisch und so fällt es eher auf als noch vor Jahrzehnten.

Die Wortkreation Loverboy sagt in jedem Fall etwas über die Haltung aus, die in Bezug auf dieses Thema überwiegt. Dieser Ausdruck beschönigt wieder einmal männliches Dominanz- und Ausbeutungsverhalten, ähnlich wie bei dem Wort „Freier“.  Eigentlich sind diese Männer eher als Mädchenhasser zu bezeichnen, denn sie betrachten Mädchen, oder junge Frauen, ausschließlich als Objekte zur Befriedigung ihrer eigenen Interessen, in diesem Fall wirtschaftlicher Profit.

Psychopathen aber, und Mädchenhasser zählen häufig dazu, verfügen über erhebliche Kompetenzen. Ein Psychopath ist kein Serienmörder, der sich in den Büschen versteckt, um dann plötzlich mit debilem kalten Lächeln und einer Kreissäge herauszuspringen um eine Frau zu überfallen und den Frauenkörper dann kompetent zu entbeinen.

Es gibt eher eine Bandbreite, einen unterschiedlich ausgeprägten Grad, in der Psychopathie, und somit nicht „ den Psychopathen an und für sich“, aber in jedem Fall werden gezielte Strategien empathielos zur Durchsetzung der eigenen Interessen angewandt.

Inwiefern in unserer Kultur Psychopathie von Jungen gefördert wird, ist die Frage. Serien wie der Brocode, aber auch  zunehmende Pornographisierung, deuten dies an. Die Empathiefähigkeit  ist bei Psychopathen unterdrückt und in der männlichen Erziehung ist es oft ein Erziehungsziel das Mitgefühl zu unterdrücken (Toleranz der Nutzung von brutalen Computerspiele sind eine Methode unter vielen, aber auch die Auswahl von Spielzeug und natürlich prinzipielles Belohnungsverhalten für Aggressivität).

Vor allem wird die Strategie und der Mechanismus der Mädchenhasser/Loverboys oft vereinfacht dargestellt.  Es wird in Beiträgen oft beschrieben, dass die Loverboys/ Mädchenhasser  tolle Autos haben, und das deshalb die Mädchen auf diese Jungen hereinfallen. Was hier dahinter steckt, ist die unterschwellige Idee, dass die jungen Mädchen selbst Schuld sind an ihrem Elend. Sie sind schließlich  materialistisch  und Materialismus wird bei Mädchen und Frauen als sehr negativ betrachtet, interessanterweise. Männer werden für Materialismus eher bewundert.

Persönlich wage ich zu bezweifeln, dass Autos der wichtigste Faktor sind um Interesse bei Mädchen auszulösen.

Wahrscheinlich haben die Autoren selbst ein Faible für Autos, und wenig Verständnis von manipulativen Strategien, die meinetwegen auch zusätzlich zum Auto, angewandt werden. Das Auto ist aber eher ein Utensil zum Psychospiel, nicht mehr und nicht weniger. Vielleicht ein hilfreiches Utensil, aber dies ist nicht das Elementare, würde ich vermuten. Das Wichtigste  in der manipulativen Strategie ist viel eher die Kompetenz, beim Gegenüber dafür zu sorgen, dass es sich verliebt. Und Liebe ist keine Dummheit, sondern die stärkste Bindung aneinander die Menschen haben können. Gerade Mädchen werden dazu erzogen, an die Kraft der romantischen Liebe zu glauben und sich dieser Kraft bedingungslos zu unterwerfen, wenn sie glauben die wahre Liebe gefunden zu haben. Liebe macht die Welt erst schön. Allerdings sorgt Liebe/Verliebtheit für eine Veränderung der Wahrnehmung, die dann erst die Manipulation ermöglicht.  Liebe wird von einigen sogar mit einer Psychose verglichen, denn das Denken ist ähnlich stark verengt.

Und hier stellt sich mir immer auch die Frage im Zusammenhang mit „Loverboys“. Wieso wird jungen Mädchen in der Pubertät fast schon indirekt vorgeworfen, sich für junge attraktive Männer, die nett erscheinen, zu interessieren. Wirklich unglaublich und dumm von jungen Mädchen etwas zu tun, was eines der zentralen Inhalte der Pubertät ausmacht…Unfassbar auch, dass sie wagen an etwas zu glauben, dass ihnen mit Ken und Barbie als Idee fast schon eingeprügelt wurde in der Erziehung der meisten Mädchen.

Der Weg zum Ziel ist für Psychopathen/psychopathische Loverboys ein längerer. Sicher sind sie in der Lage einfache und schwerere Opfer zu differenzieren. Nur die Arroganz, mit der bei diesem Thema auf junge Mädchen herabgeblickt wird, macht mich wütend. Psychopathen zeichnen sich aus durch Charme und Geschicklichkeit im Zusammenhang mit Manipulation.

Zur Strategie von Psychopathen gehört es, dass sie dem auserwählten Opfer erst mal zuhören. Sie wollen empathisch wirken und das Gefühl auslösen….“ da ist endlich jemand, der mich versteht…“ Prinzipiell aber suchen sie nur nach nutzbaren Informationen, die sie für ihre Zwecke nutzen können. In der nächsten Phase wird diese Information dann genutzt zur Spiegelung, um beim Gegenüber die Idee auszulösen, dass es endlich ihren Soulmate, the One, gefunden hat. (Idealisierungsphase). Sie sprechen schnell über eine gemeinsame Zukunft, damit das Mädchen mehr Bereitschaft hat,  in die Beziehung zu investieren.

Diese Strategie der Spiegelung wird aber unauffällig durchgeführt, subtil und nie sofort. Ein Mädchen mag zum Beispiel erzählen, dass sie immer noch in Trauer ist über den Tod ihres Bruders, und ein Paar Tage später dann trauert der Mädchenhasser sehr tief über den Tod eines guten Freundes und kommt kaum über diesen schweren Verlust hinweg. Psychopathen teilen anderen Menschen sehr emotional, zum Grooming und um Bindung herzustellen, ihre Unsicherheiten mit. Hiermit können sie Empathie auslösen. Eigene Schwächen und Ängste werden ausschließlich thematisiert um Mitgefühl beim Gegenüber zu erzeugen, aber auch um authentisch zu wirken.

In die Mischung kommt noch Sex als vielleicht wichtigstes Bindemittel. Guter Sex, und Psychopathen weisen hier Kompetenz auf, da sie sich auf ihr gegenüber einlassen, zumindest zur Zielerreichung, führt zu einer Hormonausschüttung und bindet an den Partner. Alles Bio und in einer guten Partnerschaft bestimmt sinnvoll.

Nach einer emotionalen Verschmelzungs- und  Hochphase, „Lovebombing“, wird die nächste Phase eingeleitet.

Schwächen werden kritisiert, und Beschimpfungen eingebaut. Das Mädchen/Betroffene möchten aber den ursprünglichen symbiotischen Zustand wieder herstellen. Es werden unauffällig vom Loverboy Bedingungen gestellt und Grenzen getestet. Es wird geprüft, wie weit gegangen werden kann um Grenzen auszuweiten. Wie zufällig wird das Mädchen zum Beispiel Hure beim Sex genannt. Wenn sie nicht reagiert, kommt es zu weiteren Steigerungen.Wenn die Reaktion zu ablehnend ist, wird zurück gerudert, bis zum nächsten Mal. Über einen längeren Zeitraum kommt es zur Unterwerfung unter die Bedingungen des Psychopathen um den zuvor erlebten Liebesrausch wieder zu erleben. Und irgendwann hat dann der junge Mann Schulden und das Mädchen muss ihn retten durch Prostitution.

Eine Beendigung der Beziehung führt fast schon zu Entzugssymptomen (Taubheit/tiefste Trauer). Wie beim Entzug wird deshalb der völlige Kontaktabbruch empfohlen, inklusive Social Media.

Die Warnungen vor Loverboys sind also schwierig, da Mädchen dazu erzogen werden an die wahre Liebe zu glauben und verständnisvolle Partner suchen sollen  und wollen, und genau dies wird ihnen ja vorgespiegelt. Aber vor allem-wieso sollen immer die Opfer etwas tun, nicht tun, weniger tun, mehr tun….paranoid in der Liebe werden. Ist es nicht eher widerlich und das eigentliche Problem, dass der Prostitutionsmarkt so groß ist, dass sich diese Masche in diesem Ausmaß so lohnt?

Es scheint auch übrigens noch eine gewalttätige Erpressungsvariante im Loverboymechanismus zu geben, aber in dieser Variante wird Mädchen weniger die Mitverantwortung zugeschoben (Vergewaltigung durch mehrere Männer mit Fotos und Erpressung).

Etwas geärgert hat mich das Video zum Thema Loverboys von Jimmy Blue Ochsenknecht, ein junger attraktiver Mann, der jungen Mädchen letztendlich durch das Video sagt wo es langgeht und sie nicht so blöde sein sollten, denn sie müssen einfach nur nein schreien.  Simpel, echt. Diese Strategie ist auch ganz anders als die von Mädchenhassern, die letztendlich auch jungen Mädchen früher oder später sagen wo`s langgeht. Mädchen hören schließlich in der Pubertät nur auf Jungs und diese Tendenz  muß dann zu ihrer Rettung genutzt werden. Jimmy Blue Ochsenknecht hat wahrscheinlich für die eigene Publicity mehr Aufmerksamkeit bekommen als das Thema selbst. In jedem Fall aber kann ein verliebtes Mädchen nicht einfach nein sagen, würde ich vermuten. Trotzdem wurden die Strategien der Loverboys/Mädchenhasser wenigstens etwas kurz im Werbespot dargestellt, immerhin (no-loverboys).

Totzdem: sucht nicht immer die Schuld für die Ausbeutung bei den Opfern, sondern  langsam sollten die Täter verantwortlich gemacht werden!  Alleine!!  Sprachlich (Mädchenhasser) und inhaltlich sollten sie die Verantwortung bekommen. Die Täter sind Männer, und die Nutzer der jungen prostituierten Mädchen auch. Und unsere Kultur fördert das Ganze durch die Pornographisierung. Unsere Kultur ist der eigentliche Nährboden, der dieses Phänomen überhaupt erst möglich macht.

Mädchen wird teilweise sogar vorgeworfen, ein geringes Selbstwertgefühl zu haben, und dies mache sie zu leichten Opfern. Ich weiß nicht in welcher Kultur andere leben, aber ich lebe im Partriarchat, in einer Welt in der „…wie ein Mädchen…“ eine Beleidigung darstellt. Ich lebe in einer Welt, in der schon kleine Jungen im Alter von 2 oder 3 Jahren „kleiner Mann“ genannt werden. Ich lebe in einer Welt, in der kleine Mädchen zu rosa Prinzessinnen erzogen werden, die einfach nur süß lächeln müssen, um das zu bekommen was sie wollen, aber wirklich nur wenn sie süß sind und nicht sehr viel fordern, vielleicht eine neue Handtasche oder neue High Heels oder so etwas ähnliches. Oder später sexuell verfügbar sind. Selbstwirksamkeit,  Durchsetzungsvermögen durch erfolgreiches eigenes Handeln, wird nicht bestärkt. Wie erstaunlich nur, ich bin wirklich überrascht, das viele junge Mädchen nicht wirklich selbstbewusst sind. Ehrlich gesagt, ist es eher erstaunlich, dass so viele junge Mädchen überhaupt noch in der Lage sind einigermaßen gesund durchs Leben zu kommen.

Als Idole werden jungen Mädchen seit einiger Zeit zusätzlich sexualisierte Kindfrauen ( wie Ariana Grande) präsentiert, die aussehen wie 12, und stark sexualisierte Inhalte besingen. Oder wie Iggy Azalea, die ganz toll aussieht und über ihre „Pussy“ singt, die geleckt werden muss, während im Video ein circa fünf jähriger Junge vor, hinter, und neben hier herumspringt, ebenso wie sie in einem anderen Video darüber singt, wie es ist 16, alleine in Miami, ohne Geld und ohne Familie zu sein. Sie sieht wirklich toll aus und wirkt ganz cool, wie sie sich auf einen Blowjob bei einem älteren, hässlichen Mann, der auf einem Stuhl sitzt, vorbereitet.  In dieser Kultur leben unsere jungen Mädchen, und das sind ihre weiblichen Idole, die ihnen mittlerweile präsentiert werden.

Diese Diskussion also im Zusammenhang von kleinen dummen Mädchen und bösen großen Jungen zu führen, die deren Dummheit ausnutzen, ist mehr als einseitig und lässt, wie immer, die Vermutung aufkommen, das nicht wirklich etwas verändert werden soll. Es ist scheinheilig. Es lässt die Frage aufkommen, welchen Wert schließlich ein Paar junge Mädchen haben? Abgesehen von ihrem Warenwert für all die lieben Familienväter, die sich junges Frischfleisch für ihre Bedürfnisse suchen?

http://www.youtube.com/watch?v=zfSC8JvClUk

Video: Ein Zuhälter beschreibt seine Manipulationstrategien

 

Weiterlesen:

http://www.no-loverboys.de/links/

http://www.eilod.de/forum.html

https://www.weisser-ring.de/internet/so-helfen-wir/vorbeugung/praeventionstipps/loverboys/

http://www.ksta.de/koeln/-loverboys—die-opfer-werden-immer-juenger-,15187530,25005716.html

iggy azalea pu$$y song

http://www.youtube.com/watch?v=_zR6ROjoOX0

(iggy azalea  „Work“)

Psychopathfree / Peace

the Psychopath exposed, Jonas Warstad

So vermeidest du eine Vergewaltigung

Wer kennt sie nicht, diese wundervoll hilfreichen Tipps, nicht zum Opfer einer Vergewaltigung oder sexueller Belästigung zu werden: Zieh dich nicht zu aufreizend an, trink nicht zu viel Alkohol, lass dein Getränk nicht unbeobachtet, sende keine Signale aus, die er missverstehen könnte, besuche einen Selbstverteidigungskurs. Undsoweiter undsoweiter. Das Perfide daran: Die Schuld für ein Verbrechen wird so dem Opfer auferlegt, die Verantwortung vom Täter weggenommen. Deshalb wird diese Strategie auch als Victim Blaming bezeichnet.

Zitat von Wanjuki

„Vergewaltigung existiert, weil Vergewaltiger sich entscheiden zu vergewaltigen.“ – Wagatwe Sara Wanjuki

Hier ein paar WIRKLICH GUTE Tipps, die jeder beherzigen sollte:

  • Ein kurzer Rock ist keine Einladung zum Sex.
  • Habe keinen Sex mit einer Person, die schläft, egal ob das Bett dir oder ihr gehört.
  • Habe keinen Sex mit einer Person, die ohnmächtig ist.
  • Nutze es nicht aus, wenn eine andere Person betrunken ist.
  • Schütte einer anderen Person nichts ins Glas, um ihr Verhalten zu beeinflussen.
  • Wenn du im Dunkeln hinter einer Person her läufst, die alleine ist, wechsele die Straßenseite.
  • Betrete keine Wohnungen, in die du nicht eingeladen bist.
  • Wenn du einer Person in einer hilflosen Situation hilfst, leiten sich daraus keinerlei Ansprüche auf Sex ab.
  • Helfe nicht einer anderen Person und erschleiche ihr Vertrauen, weil du andere Absichten hast.
  • Wenn du mit einer fremden Person alleine im Aufzug bist: Lass sie in Ruhe.
  • Wenn eine Person während des Sex ihre Meinung ändert: Hör auf.
  • Wenn sie eine bestimmte Sexpraktik nicht will: Akzeptiere es.
  • Wenn eine Person gerade nicht in der Stimmung ist: Lass sie in Ruhe.
  • Wenn es sich um ein Kind handelt: Finger weg.
  • Sag deinen Freunden, Kindern, Enkeln, dass es nicht in Ordnung ist, jemanden sexuell zu belästigen oder zu vergewaltigen.
  • Wenn dein Freund dir erzählt, er habe eine Person vergewaltigt oder sexuell belästigt: Zeige ihn an und sag ihm, er ist nicht mehr dein Freund.
  • Wenn du Zeuge einer sexuellen Belästigung/einer Vergewaltigung wirst: Greife ein.
  • Kommuniziere mit deinem Sexualpartner und versichere dich, dass ein ausbleibendes Nein auch wirklich ein Ja ist.
  • Wenn du nicht alleine in der Lage bist, dich zu kontrollieren: Gehe nicht ohne eine weitere Person in die Öffentlichkeit.
  • Wenn deine Hemmschwelle unter Alkoholeinfluss sinkt: Trinke keinen.
  • Objektifiziere Frauen nicht, sie sind Menschen.
  • Konsumiere keine Medien, in denen Frauen zu Objekten degradiert werden (Werbung, Zeitungen, Musik, Filme, …)
  • Schweige nicht zu Sexismus im Alltag, sondern beziehe deutlich Stellung.
  • Pass auf deine Sprache auf und benutze keine Worte wie „Schlampe“, „Hure“, „Nutte“ usw.
  • Wenn eine Person direkten Körperkontakt meidet: Respektiere es.
  • Gib niemals einem Opfer die Schuld oder in irgendeiner Weise das Gefühl, sie hätte die Tat mit „adäquatem“ Verhalten verhindern können.
  • Gib keine schlauen Tipps, nicht zum Opfer zu werden.

(Diese Liste wurde angeregt durch folgende Kampagne)

Jackson Katz schreibt in seinem Buch „Der Macho Komplex: Warum manche Männer Frauen verletzen und wie alle Männer helfen können“ wie er häufig in seinen Vorträgen in gemischt-geschlechtlichen Gruppen zunächst die Männer fragt, was sie alltäglich tun, um nicht Opfer von Gewalttaten zu werden und dies auf der einen Tafelseite niederschreibt, anschließend das Gleiche mit den anwesenden Frauen. Regelmäßig bliebt die eine Tafelseite leer und auf der anderen reicht der Platz nicht aus. Nicht selten macht dies alle TeilnehmerInnen wütend. Die einen, weil sie realisieren, wie die Angst ihren Alltag bestimmt, die anderen, weil ihnen bewusst wird, was ihre Partnerinnen, Ehefrauen, Töchter, … alltäglich erleben müssen. Im besten Fall führt die Bewusstmachung der Zustände zu dem Willen, etwas zu ändern. Wie sehr würde es dabei schon helfen, wenn sich der Fokus endlich auf die richten würde, die wirklich etwas ändern können: die potentiellen und tatsächlichen Täter.

Rap aus Brasilien: Back to the Roots

Emicida

By Elekes Andor (Own work) [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons

Ein brasilianischer Freund, dem ich von den Irrungen und Wirrungen der Prostitutionsdebatte in Deutschland erzählte, schickte mir kurzerhand ein Video des brasilianischen Rappers Emicida zu. Die Bilder des Videos sprechen Bände, aber für die Fans künstlerischer Codes unter uns hat er es ins Englische übersetzt, siehe unten.

Wo sind sie nur, die Künstler in diesen Breiten, wo sind sie, die Rapper, die endlich aufhören, sich als Zuhälter zu präsentieren und sich an die Wurzeln des Rap erinnern? Doch seht selbst, hier der Link zum Video.

Übersetzung:

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