Schlagwort: feminismus

Feminismus und Tierrechtsaktivismus – Gemeinsamer Nenner: Liberation

Animal Liberation Front Logo

By w:User:MithrandirMage (Based on w:Image:ALFlogo2.gif by w:User:SlimVirgin) [Public domain], via Wikimedia Commons

Feminismus und Tierrechte haben viel gemeinsam. Beide treten ein für Freiheit von Unterwerfung und Ausbeutung. Feministinnen widersetzen sich Frauenfeindlichkeit und sexistischem Patriarchat, und wollen Geschlechtergleichheit statt -hierarchien. TierrechtlerInnen wollen das gleiche für Tiere: Menschen sollen Tiere nicht konsumieren oder ausbeuten, weder für Profit, noch für den Genuss. Tiere haben ein Recht auf ein Leben ohne QualMegan Kearns

Neulich erzählte mir eine feministische Mitstreiterin, dass ihre Gruppe einen Infostand auf einer Tierrechtsdemo hatte und man dort sehr aufgeschlossen war für feministische Themen. Im ersten Moment war ich etwas überrascht. Im zweiten gab das jedoch totalen Sinn.

Nicht alle Feministinnen heutzutage verfolgen einen Ansatz der Liberation. Für viele wurde der ursprüngliche Befreiungsgedanke abgelöst durch die Strategie des Empowerments. Ein Ansatz, den Radikalfeministinnen kritisch sehen. Auch TierrechtlerInnen verfolgen den Gedanken der Animal Liberation – der im Gegensatz zum TierSCHUTZgedanken steht. Wenn Radikalfeministinnen die Prostitution abschaffen wollen, dann sprechen sie von Abolitionismus. TierrechtlerInnen benutzen diesen Ausdruck ebenfalls in Bezug auf Tiere.

Das Thema Geschlechter und Tierrechte kann man aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. Nachfolgend ein erster Einstieg.

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Islamischer Feminismus oder feministischer Islam und wieso ein dringlicher Versuch hierzu notwendig ist Teil II

Women in Islam

By Petar Milošević (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Teil 2: 

Der feministische Islam ist untergegangen, fast, aus den in Teil 1 genannten politischen Gründen, aber vor allem wegen dem Patriarchat.

Aber was ist der feministische Islam überhaupt und wieso kann der Islam feministisch sein?

Der Islamische Feminismus ist eine Form des Feminismus und befasst sich mit der Rolle der Frau in der islamischen Gesellschaft. Er zielt auf die Gleichheit aller Muslime, ungeachtet des Geschlechts, im öffentlichen und privaten Leben. Muslimische Feministinnen vertreten Frauenrechte, Gleichberechtigung von Mann und Frau und soziale Gerechtigkeit in der islamischen Gesellschaft. Obwohl im Islam verwurzelt, haben die Pioniere der Bewegung auch säkulare und westliche Diskurse verwendet und sie sehen die Rolle des islamischen Feminismus als Teil einer weltweiten feministischen Bewegung. Vertreterinnen und Vertreter der Bewegung betonen die tief verwurzelten Lehren der Gleichheit im Koran und ermutigen dazu, die patriarchalische Interpretation der islamischen Lehren durch den Koran (Wort Gottes), Hadith (Überlieferungen über Mohammed) und die Schari’a (das islamische Gesetz) zu hinterfragen bezüglich einer egalitäreren und gerechteren Gesellschafthttp://de.wikipedia.org/wiki/Islamischer_Feminismus

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Islamischer Feminismus oder feministischer Islam und wieso ein dringlicher Versuch hierzu notwendig ist Teil I

Women in Islam

By Petar Milošević (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Teil 1: Hintergründe Angesichts der zunehmenden Vermischung von Islam mit dem Patriarchat, oft in letzter Zeit mit der medialen Vermengung mit I.S./Islamic State und Themen wie „female genital mutilation“, Zwangsheirat und sexuellem Djihad, ist es für mich notwendig geworden, den Versuch zu machen mich dem Thema Islam und Feminismus zu nähern. Der Westen bereitet gerade mit einer massiven Medienkampagne zum Islamic State und dem Kalifat Kriegseinsätze vor. I.S. wird als der Inbegriff des Reich des Bösen und der finsteren Mächte bezeichnet, mit immer neuen verübten (angeblich-ich war selbst nicht dabei, aber Alles ist möglich) Gewalttaten, oft auch im Bereich der sexuellen Gewalt. I.S. Kämpfer sind sozusagen völlig entmenschlicht,  und nichts besseres wie Ungeziefer. Wieso sich 30000 Kämpfer gefunden haben um ihr Leben für die eventuelle Verübung von sadistischer Gewalt zu riskieren bleibt unklar (zu viel Pornos gesehen und eine neue Steigerung notwendig?). Ich unterstütze nicht I.S., und habe dies auch nicht vor dem Verbot von I.S. in Deutschland getan, natürlich nicht, aber die Berichterstattung lässt trotzdem die Frage offen, wieso es überhaupt soweit kommen konnte. Sie lässt auch die Frage offen, was von den Handlungen überhaupt zum Islam gehören kann, auch wenn viel Spielraum für Interpretation möglich ist. Weiterlesen

Prostitution und Abolition – (M)eine Historie und ein Standpunkt

Johannessen - Zur Prostitution gezwungen

Aksel Waldemar Johannessen [Public domain], via Wikimedia Commons

Vor einigen Jahren begann relativ unvorhergesehen meine „feministische Sozialisation“. Ich las „Mädchenmannschaft“, zahlreiche Blogs von feministischen Einzelpersonen, abonnierte die Zeitschriften „Missy Magazin“, „an.schläge“ und „Wir Frauen“, kaufte den Unrast- und den Orlanda-Verlag leer und eignete mir sukzessive Wissen an.

In meiner Familie spielten Frauenthemen und Feminismus keine oder eine untergeordnete Rolle. Ganz im Gegenteil wurde ich sehr geschlechtsspezifisch sozialisiert, meine Familie hielt trotz aller Bemühungen an alten und tradierten Rollenbildern fest und war insgesamt sehr konservativ. Wir Mädchen mussten putzen, die Jungs mussten das nicht. Uns Mädchen wurde bestenfalls ein Job in der Care-Arbeit1 zugetraut, die Jungs wurden schon früh auf Wissenschaftswettbewerben für Jugendliche und auf dem Gymnasium gesehen. Mein Großvater war strikter Gegner der gesetzlichen Änderung, dass Vergewaltigung in der Ehe strafbar wurde und propagierte dies entsprechend, meine Mutter übernahm diese Haltung und negierte, dass Vergewaltigungen in der Ehe überhaupt stattfinden. Zugang zu einer akademischen Laufbahn für mich: diese Möglichkeit fand niemals Erwähnung.

Es ist wichtig für mich, diesen Hintergrund zu erwähnen, weil er deutlich macht, dass das feministische Netz und diese „jungen“ Medien mein Nährboden waren und ich als sozusagen Spät-Feministin keineswegs selbstverständlich (durch Familie/soziales Umfeld und/oder anderweitiges Empowerment) in diesen Themenkomplex reinwuchs und ganz im Gegenteil viel Auseinandersetzung und Aneignung von Wissen über feministische Bewegungen und Kämpfe nachholen musste.

Zur „EMMA“ hatte ich kein Verhältnis (erst vor einigen Wochen habe ich mir mein erstes Exemplar als eMagazin gekauft). Das liegt einerseits daran, dass die „EMMA“ und Alice Schwarzer in der feministischen Netz-Community weitgehend als „Geht-Garnicht-Feminismus“ gehandelt werden (und ich das unkritisch übernommen habe), andererseits aber auch daran, dass ich mit einem Teil ihrer Herangehensweisen an bestimmte Themenschwerpunkte nicht d’accord gehe. Es spielt in diesem Artikel keine Rolle, worum es dabei geht.

Der EMMA-Appell

Im Herbst 2013 in Deutschland veröffentlichte die feministische Zeitschrift „EMMA“ ihren Appell gegen Prostitution. Die Thematik zog zunächst weitgehend an mir vorbei, obwohl mich von da an ein permanenentes und untergründig florierendes Unwohlsein begleitete (retrospektiv betrachtet war dies der Vermutung geschuldet, in dieser Debatte irgendetwas Essentielles übersehen zu haben). Weiterlesen

Herzlichen Dank, ihr Antifeministen!

Als junges Mädchen in den achtziger Jahren war Feminismus für mich ein wichtiges Thema – wie so vieles, was mich als Jugendliche zu leidenschaftlichen Diskussionen bewegt hat. Sexismus war gerade in dieser Zeit des typisch jugendlichen Auflehnens gegen jede Form von Ungerechtigkeit ein großes Reizthema neben vielen anderen, beispielsweise der Atomkraft: ich wuchs ganz in der Nähe von Wackersdorf auf, wo die WAA (Wiederaufbereitungsanlage für Brennstäbe aus Kernreaktoren) entstehen sollte.

Mit der Zeit ebbten diese Interessen ab. Das Bauvorhaben der WAA wurde eingestellt, viele andere Dinge schienen sich in die aus meiner Sicht richtige Richtung zu bewegen, und auch feministische Themen verloren für mich zunehmend an Brisanz. Gesetzgebung, öffentliche Meinung und der Konsens in meinem unmittelbaren Umfeld hinterließen den Eindruck, alles sei oder werde bald gut, und die altersbedingt typische Rebellionsphase endete irgendwann. Sexisten waren lediglich ein paar ewig Gestrige, die recht bald altersbedingt aussterben würden. So sah ich das für viele Jahre.

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Care Revolution – But I do not care about care

Nurse feeding baby

By Photo copyrighted by A. Jackson Co., Baltimore, Md.No copyright renewal.This record contains unverified, old data from caption card.Caption card tracings: Children--Care...; Photog. I.; Nurses...; Shelf. [Public domain], via Wikimedia Commons

Eine nächtliche Wutschrift und warum ich die care revolution nicht mag….

seit einiger Zeit geistert der Begriff der Care Revolution durch einige Teile der linken Szene, besonders durch die Linkspartei. Zuletzt stand diese auch im Fokus der neuen „Lotta“, Zeitung der Fraktion im Bundestag.

Dieser Begriff, ganz modern und cool auf Englisch, soll alle Frauen vereinen, egal ob sie entgeltlich oder unentgeltlich Sorgearbeit leisten.

Als radikale Feministin schäumt mir mittlerweile der Mund vor Wut, wenn ich das Wort Sorgearbeit höre. Ich würde diesen Ausdruck sogar gerne als Unwort des Jahres vorschlagen. Und das hat viele Gründe.

Erstens: die Linke unterstellt mir als Frau, dass ich für Sorgearbeit zuständig bin und zu sein habe, ganz automatisch, quasi per Geschlecht. Es ist meine ganz natürlich Aufgabe als Frau mir Gedanken zu machen über Kindererziehung, Pflege und was weiß ich. Die Argumentation hierzu ist, dass Frauen diese Aufgaben ja sowieso erfüllen, also weiter so und mehr so. So ungefähr jedenfalls.

Ich interessiere mich aber als Frau, Sorry, nicht für Sorgearbeit. Noch nie.  Aus Prinzip. Und jetzt? Bin ich keine Frau, da ich meiner anscheinend natürlichen Verpflichtung nicht nachkommen möchte oder einfach nur keinen Bock mehr auf Sorgearbeit habe?

Zweitens: der Ausdruck Sorge drückt eine völlige Hilflosigkeit aus. Eine Frau, die sich sorgt, ist nicht aktiv. Sie macht sich einfach nur Sorgen, ob der schrecklichen Situation und muss eventuell sogar noch getröstet werden, mit Worten wie…“ach, mach Dir keine Sorgen. Alles wird gut…“ das ist zumindest meine Idee hierzu.

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