Ich will meine (Lebens-) Geschichte erzählen. Denn diese spiegelt wohl die heutige Situation der Frauen in unserer Gesellschaft wieder.
Ich bin mittlerweile 32 Jahre alt, alleinstehend und lebe in Berlin, wo ich auch geboren und aufgewachsen bin.
Über Jahre wurde ich sexuell unter Druck gesetzt und bekam Dinge zu hören wie:
- „das müssen wir machen, damit du das machst, du blöde Kuh“ (das sagte ein Polizist während meiner Ausbildung dort).
- „du bist doch eine scheiß Lesbe, dass du das alles nicht machst. Deswegen machst du das alles ja nicht, weil du eine scheiß Lesbe bist.“
- „du hast keine Rechte“
- „das können wir alles machen, sie will es ja“
- „du Schlampe, du Nutte, die vom Dienst“
- „na warte, du, dann kommen wir alle mal ran, du immer mit deinem nicht-ran-lassen“
Doch der Reihe nach.
Mein Martyrium begann mit ca. 15 Jahren.
Ich ging damals in die 8./ 9: Klasse eines Gymnasiums. Es war die Zeit, in der die Mädchen unter dem enormen Druck stehen, einen Freund haben zu müssen. Mir war es damals zu früh für einen Freund, ich wollte gar keinen haben. Ich wollte außerdem keine kurzen wechselnden Beziehungen haben, sondern lieber auf „den Richtigen“ warten. Damit ging ich nach meinem eigenen Gefühl, es gab keine „Jungfräulichkeitsbewegung“ in meinem Umfeld.
Mobbing: Traumatisierungsfolgen
Im Laufe der Zeit fiel ich in der Gunst meiner Mitschüler. Ich verlor meine Freundinnen, ich wurde zum Außenseiter und schließlich zum Mobbingopfer. Ich bekam eine Tierbezeichnung und wurde nur noch mit dem Tiernamen angesprochen, man malte eine Szene an die Tafel, auf dem dieses Tier mit einem langen Messer erstochen wird. Mobbing war an der Tagesordnung, auch Schläge und Tritte.
Psychotherapeutin verstärkt den Druck
Ich bekam deswegen gesundheitliche Probleme und begab mich in die ambulante Psychotherapie einer Kinder- und Jugendpsychotherapeutin in Berlin. Diese erklärte nach einiger Zeit: „ich wundere mich doch, warum ich gemobbt werde, ich wolle doch, dass das aufhöre. Das liege daran, dass ich bei dem „Beziehungsführen“ nicht mitmache.“ Ich solle mir auch einen Freund suchen, damit werde das Mobbing aufhören.
Ich hatte der Therapeutin aber erklärt, ich wollte dabei nicht mitmachen, ich hatte andere Pläne. Dies war mein eigener Wunsch, es gab keine „Jungfreulichkeitsbewegung“ in meinem Umfeld. Dann wurde sie wütend und sagte doch, ich solle auch mitmachen, dass sei nicht nett von mir.
Sie begann zudem, mich mit der Zeit während der Gespräche zu „sexualisieren“.
Ich begann dann Kennenlernphasen zu haben, die ich abbrach, weil die damaligen Jungs mir für eine Beziehung nicht zusagten. Als die damalige Therapeutin dies mitverfolgte und erfuhr wurde sie wieder wütend und sagte so, ich mache das nicht, ich hätte jetzt tolle
Männer kennengelernt, die ich alle nicht wollte, jetzt solle ich halt so mit einem mitgehen, der mich anspricht für „mal eben Spaß“ haben.
Das „erste Mal“: traumatisierend
„Wenn ich mich nicht auf eine Beziehung einließe, dann mache ich jetzt das, dass ich so mitgehe“. Das sagte sie zu einem jugendlichen Mädchen, dass „entrechtet“ wurde durch ihr Umfeld, das erhebliche gesundheitliche Beschwerden (Panikattacken) und insbesondere Todesängste hatte. Ich konnte damals diesem Druck und dieser Nötigungslage nicht mehr standhalten und „musste“ dann (sexuell) irgendetwas machen, was ich selbst so nicht gewollt habe. Das war für mich eine furchtbare Erfahrung, mein ganzer Körper war taub und ich hatte gar kein Gefühl mehr in meinem Körper.
In einer anderen Situation, in der ich wieder lediglich Hilfe gesucht habe, wurde ich von einer Ärztin angeschrien, so dass ich daraufhin einen „Hyperventilationsanfall“ bekam und das Gefühl hatte, ersticken zu müssen.
Traumatisierende Psychotherapie – Forderung: schwanger werden!
Als ich meiner Therapeutin dann von meinem „ersten Mal“ erzählt habe, war diese hoch erfreut und lächelt zufrieden.Sie begann sogar im Lauf der Zeit mir vorzuschlagen, ob es denn so schlimm wäre, wenn ich schwanger werden würde. Ich war noch in der Schule, in Richtung Abitur, natürlich wollte ich kein Kind bekommen. Die Therapeutin drängte mich unaufhörlich, ich könne doch mal schwanger werden, dann würden mir sicher auch alle helfen mit dem Kind. Sie sagte „wir schaffen das mit dem Kind zusammen!“ Mehrmals sah ich andere KlientInnen mit Kinderwagen zu ihr kommen: ob diese jungen Frauen auf ihr Drängen hin schwanger geworden waren?
Traumatisierendes soziales Umfeld
Ich hatte zu dieser Zeit außerdem Probleme mit Bekannten der Familie. Da ich ja einen Freund suchen „musste“, hatte eine Bekannte der Familie es geschafft, mich mit dem Kumpel ihres Sohnes zu verkuppeln. Ich löste die Verkupplung nach wenigen Wochen wieder auf. Dann begannen die Leute zu stalken und mir ins Gewissen zu reden, ich möge doch wieder mit dem jungen Mann zusammen kommen.
Die Therapeutin bekam all dies mit und hat mir nicht geholfen, obwohl es sich um Kupplung, Nachstellung und Nötigung gehandelt hat. Sie half den Kupplern, indem sie sagte, das sei aber mutig von mir, die Beziehung zu beenden, das sei ja ein toller Mann gewesen. Na, vielleicht komme ja später noch mal was, und ich würde ja jetzt sehen, was ich davon habe, wenn meine Klassenkameraden erfuhren, dass ich den jungen Mann verlassen habe! Weiterlesen