Alle Artikel von Anna Hoheide

Eivør, Hannah Gadsby und Mona Harry

Eivor Palsdottir

Johannes Jansson/norden.org, CC BY 2.5 DK, via Wikimedia Commons

Die ist ein wiederbelebter (und überarbeiteter) Artikel, den die Autorin damals löschte, weil sie ihn rückblickend für belanglos erklärte. Da wir Menschen sind: Später findet man es entweder gar nicht mehr so belanglos oder es ist vielleicht egal, was Leute denken: eine wichtige Lektion, die die Autorin durch ihren Hund gelernt hat (danke B.):

Es gibt Tage, die sind von Zufall getragen. Denkt man so. Dabei sind Zufälle, naja, Zufälle eben. Sie passieren, weil sie passieren, es gibt kein Universum, das sagt, hey, jetzt mach mal bitte das und das, während das/der/die da hinten das und das macht.

Schicksal. Vielleicht gibt es Synchronizität. Ja, ich gebe es zu, ich mag den Jung, vielleicht verehre ich ihn auch ein bisschen (und reserviere meine linken Pobacke für die feministische Schelte, die ich dafür kassiere).

Könnt ihr euch vorstellen, dass gerade in meinem Kopf zwei (nein eigentlich drei) Heldinnen kursieren, die unterschiedlicher nicht sein können?

Die eine ist Mona Harry und die andere ist Hannah Gadsby.

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Der Radikalfeminismus in Deutschland ist erstarkt

Woman Power Symbol, Feminist Fist

Public Domain C00

Als wir im Jahr 2014 diesen Blog gründeten, geschah dies u. a. aus der gemeinsamen Wut gegen die bestehenden Zustände und weil wir uns in dem, was die feministische Landschaft in Deutschland uns bot, nicht (mehr) aufgehoben und vertreten fühlten. Einige von uns waren lange Zeit sehr intensiv in linken Zusammenhängen unterwegs, um letztlich festzustellen, dass auch hier eine radikale Kritik am Patriarchat lediglich einen weißen Punkt auf der politischen Landkarte bildete.

Der liberale Feminismus und der Queerfeminismus dominierte die Debatten, ließ aber keine Differenzen zu und gab die Meinungen vor, die die Feministin von heute zu den Kernthemen zu haben hatte: Prostitution und Pornografie z. B. galten und gelten hier u. a. als Ermächtigungstool oder als Ausdruck (vermeintlich) weiblicher sexueller Befreiung. Dass aus beiden Institutionen die Unterdrückung der Frau als Klasse nur so herausschreit, stieß und stößt auf taube Ohren. Schließlich sollte es darum gehen, das Patriarchat nicht etwa abschaffen zu wollen und es radikal zu analysieren, sondern sich möglichst gemütlich darin einzurichten: Empowerment und Choice als Wohlfühlkonzepte und individuelle statt universelle Werte. Wie viel eine Frau unterdrückt wird, das bestimmt sie einfach selbst: ganz schön praktisch.

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Die alltägliche männliche Raumeinnahme

Manspreading (Stockholm Metro)

By Peter Isotalo (Own work) [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons

Eigentlich wollte ich ursprünglich das Zitat des Mannes, der mir heute „begegnete“ verwenden, das da hieß: „Mädel, deine Titten wackeln!“, aber vermutlich zensiert uns dann Facebook oder ein ähnliches Szenario. Von den alltäglichen Lebensrealitäten dürfen Frauen ja nicht schreiben, ohne sexualisiert zu werden (Stillen z. B.). Es sei denn, es geht um den ultmativen Fun im Porno und nackte Ärsche, die für Autofirmen werben. Aber back to topic:

In der Straße, in der ich wohne, gibt es ein Bowling-Center. Und in dem ist ein Zigarettenautomat. Da ich rauche und meine Kippen aus waren, schlappte ich also gegen späten Nachmittag darunter und zog mir eine Schachtel Kippen. Vorher hatte ich mir über mein Spaghetti-Shirt, das ich in meiner Wohnung (ohne BH) trage, ein T-Shirt übergezogen. Immer noch ohne BH, hört, hört.

Ein Mann auf 12 Uhr, der mich passieren will, bleibt vor mir stehen und sagt: „Mädel, deine Titten wackeln, is asozial … aber ich mag’s“, dabei schmatzt er, während er irgendwas Fetttriefendes in sich reinschiebt, das Fett aus seinen Mundwinkeln läuft und er grinst.

Ich bin nicht sehr schlagfertig, wenn auch in vielen Punkten selbstsicherer geworden. Trotzdem fiel mir nichts anderes ein, als zu sagen, „verpiss dich!“. Nicht sehr originell, aber ich war ihn – wenigstens – los.

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Unser Gentleman der Woche: Claus Kleber

Zugegeben: wir sind etwas spät dran. Aber die Steilvorlage, die Claus Kleber in seinem „Interview“ mit Maria Furtwängler hingelegt hat, können wir schlecht unkommentiert lassen. Aber was war geschehen?

Die Ärztin und Schauspielerin Maria Furtwängler hatte mit ihrer MaliSa-Stiftung eine Studie initiiert, die die Geschlechterrepräsentanz im deutschen Film und Fernsehen untersucht. Durchgeführt wurde diese Studie von MedienwissenschaftlerInnen der Universität Rostock, unterstützt von ARD, ZDF, RTL und ProSieben und Sat.1. Die Ergebnisse, für uns wenig überraschend, attestieren der audiovisuellen Medienlandschaft in Deutschland einen peinlichen Status Quo hinsichtlich Geschlechterdiversität, -repräsentanz und -stereotypen.

Nun könnte man meinen, ein Sender wie das ZDF habe mit seinem öffentlich-rechtlichen Auftrag ein ernsthaftes Interesse, diese Faktenlage ernsthaft journalistisch zu repräsentieren und da könnte ein Magazin wie das Heute Journal durchaus eine geeignete Plattform sein. Wie man diesen Auftrag gnadenlos und in bester chauvinistischer Manier verspielt, das führte uns Claus Kleber in seiner Sendung illustriert vor Augen:
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Verque(e)re Logiken: Die Gesetze, an denen nicht gerüttelt werden darf

Woman Power Symbol, Feminist Fist

Public Domain C00

Inhaltshinweis: In diesem Artikel werden (sexuelle) Gewaltschilderungen thematisiert.

Nicht, dass wir nicht geahnt hätten, dass dieser Artikel kontroverse Reaktionen auslösen würde, die Heftigkeit dieser hat uns dennoch schockiert – und wir sind einiges gewöhnt.

Über simple Beschimpfungen und krude Thesen zuckten wir nur noch reglos mit den Achseln, denn sie waren nichts im Gegensatz zu den Mord-, Gewalt- und Vergewaltigungs(an)drohungen, die wir von Männern und Trans-Aktivisten erhielten und deren Gangart erstaunliche Parallelen zu den Methoden der Männerrechtsaktivisten aufwies, bei denen alles erlaubt zu sein scheint. Doch dazu später mehr.

Bevor der Artikel veröffentlicht wurde, war uns klar, dass es im Grunde unerheblich ist, wie ein Artikel aus diesem Themenkomplex aufgebaut ist, ob als Erfahrungsbericht, als Polemik, Satire oder als dezidiert feministische Analyse – wer gegen die Gebote des Queerfeminismus verstößt oder das Gender-Konstrukt kritisiert, sticht in ein Wespennest, das den Dialog qua der Unverfrorenheit, dies einfach zu tun, von vornherein ausschließt.

Sexuelle Gewalt als zentrales Thema des Radikalfeminismus

Warum es wichtig war, dass dieser Text erschien, ergibt sich aus der Tatsache, dass wir Feministinnen und Frauen sind und sexuelle Gewalt (ähnlich wie das System, in dem sie geschieht und ihre Folgen) ein zentrales Thema des radikalen Feminismus ist. Radikaler Feminismus (nein, nicht der liberale und auch nicht der Queerfeminismus) ebnete Frauen den Weg, ihre Geschichte/n zu erzählen und sexuelle Gewalt auf die Agenda einer Gesellschaft zu setzen, die verstehen muss, dass Frauenrechte Menschenrechte sind – allen voran aber auf die Agenda des Feminismus.

Wie fragil es um diese zentralen Themen und das Private, das das Politische ist, bestellt ist, wurde uns in den letzten Tagen plausibel vor Augen geführt.

Der Artikel wollte von den „KritikerInnen“ offensichtlich nicht gelesen werden oder wollte bewusst falsch verstanden werden. Anders können wir uns die teils doch recht konfusen (um es mal diplomatisch auszudrücken) Reaktionen nicht erklären.

Wir haben kein Bedürfnis, uns zu rechtfertigen und sehen auch keine Notwendigkeit, dies zu tun. Davon einmal abgesehen, dass uns weitere detaillierte Erklärungen hinsichtlich der – zumeist – gescheiterten Versuche, tatsächlich in einen argumentativen Austausch zu kommen, relativ sinnlos erscheinen. Aber Tatsachen sind ja dennoch ganz hilfreich:

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Die Betroffenen-Expertinnen-Dichotomie

Listen

Ky via Flickr, (CC BY 2.0)

Betroffenen von sexueller Gewalt zuzuhören bedeutet, die eigene Enttäuschung, das eigene Ego für einen Moment hinten anzustellen

“There must be those among whom we can sit down and weep and still be counted as warriors.”Adrienne Rich

In den letzten Jahren beobachte ich zunehmend ein Phänomen, das sich grob gesagt als „Entsolidarisierung unter Frauen“ bezeichnen lässt (und es ist sicher kein neues). Wir haben darüber an mehreren Stellen geschrieben und ich möchte heute ebenfalls noch einmal etwas dazu beisteuern:

Vor einiger Zeit, es war die Zeit, in der Thomas Fischer, seines Zeichens Bundesrichter am BGH seine ersten misogynen Ergüsse in der eigens für ihn eingerichteten Kolumne auf ZEIT Online zum Besten gab, entbrannten hier und da Diskussionen zum Sexualstrafrecht. Diese Diskussionen verfolgten unterschiedliche Muster, von denen ich eins hier näher beleuchten möchte.

In diesen Debatten meldeten sich häufig Betroffene zu Wort und häufig Menschen, die fachlich/beruflich mit der Thematik zu tun haben. Das können PsychotherapeutInnen, ÄrztInnen, KriminalbeamtInnen, JuristInnen, etc. sein. Beide „Seiten“, wenn man von solchen sprechen kann, diskutier(t)en stets engagiert, mit Herzblut, jede aus ihrem Blickwinkel. Mit einem von mir häufig beobachteten Unterschied:

Während die „fachliche Seite“ sukzessive die Diskussionen dominiert, wird es um die Betroffenenseite genauso suḱzessive still.  Die fachliche Seite wird als die sachlich-richtige, weil emotions-freie, politisch-korrekte, die mit „Ahnung“ gehandelt, die Betroffenenseite in vielen dieser Diskussionen zum Individualschauplatz erklärt, zu über-emotional, nicht sachlich genug. Der Betroffenenheitsperspektive wird – ob gewollt oder nicht, ob bewusst oder unbewusst – jegliche fachliche Expertise abgesprochen und entzogen. Vergessen wird dabei, dass Betroffene von sexueller Gewalt in ihrer Sache die Expertinnen Nr. 1 sind, die psychischen Folgen, das Äußern von Fragilität, von Ohnmacht, von posttraumatischen Störungen entzieht ihnen jedoch – ob gewollt oder nicht, ob bewusst oder unbewusst – ihr Recht auf eine „sachliche“, „rationale“ Meinung.

Wir sollten uns bei solchen Dynamiken vergegenwärtigen, dass das eine urpatriarchale Strategie ist, die sich in Frauen-Geschichte immer wieder findet. Nehmen wir als ein Beispiel die „Hysterie“, ein Zwangsdiagnostikum, dass das Ziel hatte, die (Gewalt-)Erfahrungen von Frauen für nichtig und phantasiert zu erklären. Kurzum: ihnen nicht zu glauben, ihrem Leid keine Relevanz zuzusprechen – belangloses Leid eben.

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Rücklauftaste bitte: Reaktionen auf einen Meilenstein der Sexualstrafrechtsreform

No More Rape

by chrisjtse via Flickr, [CC BY-ND 2.0] (modified)

 

Zur Sachlage: Der Bundestag hat vorgestern, am 7. Juli 2016 beschlossen, dass der „Nein heißt Nein“-Grundsatz in den §177 StGB einfließt. Er hat auch beschlossen, dass unter §184i künftig der Straftatbestand „Sexuelle Belästigung“ eingeführt wird und unter §184j auch Gruppendelikte erfasst werden, die sich auf die Verletzung sexueller Selbstbestimmung beziehen.

Liebe Männer!

Da ihr es leider nicht hinbekommt, ein „Nein“ nicht als das zu verstehen, was es ist, nämlich ein „Nein“ – das kann mein Patenkind übrigens schon sehr lange und das Kind ist 3 – musste u. a. dieses Gesetz her. Auch wenn ihr uns demnächst mal wieder ungefragt an den Hintern oder sonst wo hin grabscht, dürfen die „hysterischen“ Feministinnen dies fortan nicht nur für sich als das bezeichnen, was es ist, nämlich sexuelle Belästigung, es gibt jetzt auch eine formal-juristische Verankerung und Handhabe (bislang speiste man uns in solchen Fällen mit dem Straftatbestand „Beleidigung“ ab, aber auch nur dann, wenn bestimmte Voraussetzungen dabei erfüllt waren und ein Staatsanwalt morgens mit den richtigen Fuß aufgestanden war und Lust dazu hatte). Auch solche Fälle, in denen ihr euch entscheidet, die Machtmaxime zu wählen und euch in kollektiv-dominant versammelter Männlichkeit entscheidet zu belästigen und/oder zu vergewaltigen, werden nun gesondert erfasst und – zumindest formal-juristisch – geahndet werden. Traurig aber wahr: Da ihr es nicht selbst auf die Kette kriegt, euch (in Gruppen) am Riemen zu reißen und stattdessen alle möglichen (vermeintlichen) Komfortzonen zu Orten kollektiver Bedrohung und Angst für Frauen macht, muss es ein Gesetz geben.

Irgendwie schon traurig, liebe Männer, oder nicht? Dass ihr euch so wenig selbst im Griff habt. Aber wie gesagt, ihr habt die Wahl:

Hört auf, sexuelle Gewalt auszuüben! So einfach ist das. Weiterlesen

Die Störenfrieda des Monats: Vandana Shiva

Dr. Vandana Shiva

Augustus Binu [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Wir brauchen eine neue Bewegung, die uns von der dominanten, alles durchdringenden Kultur der Gewalt, der Zerstörung und des Todes wegbringt hin zu einer Kultur der Gewaltlosigkeit, des Lebens und kreativen Friedens.Vandana Shiva

Vandana Shiva wurde am 5. November 1952 als Tochter eines Forstbeamten und einer Schulrätin in Dehradun, am Fuße des Himalayas in Indien geboren.

Ihre Eltern quittierten den Staatsdient und ließen sich später als Bauern nieder. Inspiriert durch diese lernte sie die Natur lieben und realisierte sehr früh die gravierenden Folgen der wirtschaftlichen Erschließung auf die Umwelt.

Vandana Shiva absolvierte zunächst ein Physikstudium und schloss das Studium mit einer Promotion in Quantenphysik ab. Sie arbeitete anschließend im ersten Kernreaktor ihres Heimatlandes, ohne sich über die gesundheitlichen Auswirkungen der Strahlenwirkung bewusst zu sein – im Studium lernte man darüber nichts. Gespräche mit ihrer Schwester, einer Ärztin, zu dieser Thematik führten zu einem Wendepunkt. [1]

In den 1970er Jahren schloss sich Vandana Shiva der ersten großen Umweltschutzbewegung Indiens, der Chipko-Bewegung, an und kämpfte gemeinsam mit vor allem Dorfbewohnerinnen gegen die kommerzielle Abholzung des Waldes, in dem sie aufgewachsen war und den ihr Vater als Förster bewirtschaftet hatte sowie gegen die daraus resultierende Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen. Die Frauen ketteten sich an Bäumen fest, um die Abholzung zu verhindern – mit Erfolg.

„Durch Patente und Gentechnik werden neue Kolonien geschaffen. Das Land, die Wälder, die Flüsse, die Ozeane, die Atmosphäre – alle sind sie kolonialisiert, ausgelaugt und verschmutzt. Jetzt braucht das Kapital neue Kolonien, in die es für seine weitere Akkumulation eindringen und die es ausbeuten kann. Diese neuen Kolonien sind sind aus meiner Perspektive die Innenräume der Körper von Frauen, Pflanzen und Tieren.“ Vandana Shiva [2]

Später richtete Vandana Shiva ein Umweltinstitut im Kuhstall ihrer Eltern ein, um Artenvielfalt zu erforschen. Sie erstellte ihre Umwelt- und Sozialstudien in enger Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und sozialen Organisationen und sie erlangten hohes Ansehen.

Sie widmete sich in ihren aktivistischen Tätigkeiten und Publikationen insbesondere den Bereichen der Biodiversität, Biotechnologie und Bioethik, kämpfte gegen neoliberale Wirtschaftspolitik, Produktpiraterie und Genfood und machte sich für einen Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft stark [3]. Weiterlesen

Entsolidarisierung mit Gewaltopfern

Drei Affen - Nichts hören, nichts sehen

By Jakub Hałun (Own work) [GFDL or CC BY-SA 4.0-3.0-2.5-2.0-1.0], via Wikimedia Commons

Eigentlich finde ich den Titel etwas zu harmlos für das, was ich hier in relativer Kurzfassung beschreiben möchte. Ich bin nämlich – mal wieder – in Rage und hatte andere Vorschläge im Kopf, die aber alle aus dem Vulgärspektrum kommen, obwohl … vielleicht … doch … passender? Lassen wir das.

Es geht darum, dass von Frauen, die sexuelle (und andere Formen von) Gewalt erfahren haben, erwartet wird, sie mögen sich doch bitteschön etwas „sachlicher“, „rationaler“ und – oh, wie ich dieses Wort inzwischen hasse – „differenzierter“ zu ihrer Sache äußern.

Das ist nichts Neues, eigentlich ’ne patriarchale Silencing-Strategie deluxe (merken die nur nicht, aber wen wundert’s?). „Sei doch mal nicht so „hysterisch““ und so. Und: „Du bist viel zu emotional!“ Ihr kennt das alles …

Aber es gibt einen erneuten Anlass:

Huschke Mau, Aktivistin und Prostitutionsüberlebende hat eine astreine Replik auf den unsäglichen Positonierungsbeschluss der linksjugend [’solid] veröffentlicht und der geht ziemlich viral (Huschke, das war so auf die 12 – danke noch einmal an dieser Stelle) und wird ziemlich gemocht! Gefallen tut das natürlich nicht allen, der Lobby nicht und ihren FreundInnen und ClaqueurInnen auch nicht:

Einer LINKEN-Politikerin beispielsweise, dem „Sexarbeiterinnen“-Narrativ verfallen und offensichtlich Lobby-verblendet fällt als Reaktion auf den Post von Huschke zunächst einmal Folgendes ein (ich erwähne diese Zitate lediglich exemplarisch aus aktuellem Anlass, das ist mitnichten ein „neues Phänomen“):

„Diese Art Texte helfen doch nicht wirklich weit. Vielleicht wäre eine rationale Auseinandersetzung eine Alternative zur Meinungsbildung.“

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Beck und die Drogen: Was bedeuten Kinder- und Frauenrechte?

Woman Power Symbol, Feminist Fist

Public Domain C00

Eine Entkriminalisierung der Pädosexualität ist angesichts des jetzigen Zustandes ihrer globalen Kriminalisierung dringend erforderlich, nicht zuletzt weil sie im Widerspruch zu rechtsstaatlichen Grundsätzen aufrechterhalten wird. Volker Beck

Volker Beck hat wohl Drogen genommen und wurde erwischt (bzw. die Drogen). Und nun ist er von seinen politischen Ämtern zurückgetreten. Soweit, so unspektakulär. Ich halte nicht viel von Drogen und die Drogen-Romantisiererei in linken Kreisen geht mir auf den Zünder. Aber das ist nicht der Punkt.

Der Punkt ist, dass am Beispiel Beck – mal wieder – sehr deutlich wird, in welchen Hierarchien wir uns gesellschaftlich bewegen und welche Parameter politisches Verantwortungsgefühl und ein danach ausgerichtetes – konsequentes oder eben inkonsequentes – Handeln steuern.

Zu Volker Beck, der sich selbst als – entschuldigung, ich muss husten – „human rights activist“ bezeichnet: Ich könnte ausholen, aber erstens habe ich keine Lust dazu, zweitens keine Zeit (ich muss noch putzen) und drittens genügen Stichworte:

  • Verteidigung und Förderung von Pädokriminalität und eine in seiner Partei bis heute ausgebliebene Aufarbeitung, die den von sexueller Gewalt betroffenen Kindern signalisiert hätte, dass man ihr Leiden ernst nimmt
  • Verteidigung von Prostitution „Sexarbeit“
  • Negieren der Gewaltseite der Prostitution
  • Pushen liberalisierter „Sex“märkte und der milliardenschweren „Sex“industrie
  • und unsägliches Rumschwadronieren darüber in diversen Blogs, Magazinen und sonst wo
  • etc.

„Wenn Leute etwas anbieten, andere es kaufen wollen und es keine ökologischen oder sozialen Nebenwirkungen gibt, die man dringend unterbinden muss, dann nehme ich das zur Kenntnis und störe mich nicht weiter daran.“ Volker Beck

Wir haben also mal wieder und erneut verstanden: Ein so maßloses Verbrechen wie sexuelle Gewalt gegen Kinder und Frauen zu verteidigen und zu fördern, das lässt sich problemlos durchwinken, quasi sang- und klanglos an politischer Verantwortung und Verantwortlichkeit vorbei rangieren. Und das Jahre, nein, Jahrzehnte lang. Und keinen juckt’s. Ihn wohl am wenigsten.

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