Alle Artikel von Anna Hoheide

Amnesty International: Offizielles Lobbyorgan der Sexindustrie

Amnesty International - Only Men Are Himan

"Amnesty International - Only Men Are Himan"

Es ist nun offiziell: Amnesty International ist eine Zuhälterorganisation. Herzlichen Glückwunsch, Amnesty International!

Amnesty International verwendet in seinem gestern publizierten Positionspapier den Begriff „sex worker“, diesen Begriff hat uns übrigens die Sexindustrie persönlich eingeschleust, auch wenn uns das immer wieder als von prostituierten entwickelte Eigenbezeichnung zur Selbstermächtigung oder sonstigen Quatsch verkauft wird. Die Verwendung einer Terminologie, die der Sexindustrie entstammt, spricht bereits für sich.

Es verwundert allerdings nicht, denn wie wir wissen, ist AI wegen gut etablierter Verbindungen zu Profiteuren der Sexindustrie in die Kritik geraten (und die durften ja auch höchstpersönlich an diesem Papier mitschreiben, voll gute Idee!). Und wie wir ebenso wissen, wurde Amnesty gekauft.

Alle in der Sexindustrie dürfen sich „sex worker“ nennen, auch Zuhälter und Bordellbesitzer. Und für die völlige Entkriminalisierung auch dieser „sex worker“ wird sich AI nun laut offizieller Bekundung einsetzen.

Amnesty Internationals Papier liest sich wie eine Abschrift aller unerträglichen Positionspapiere, die in den letzten Monaten, Jahren das Licht der Welt erblickt haben. Ich verlinke jetzt nichts, mir reicht schon der Link da oben zu diesen Handlangern sexueller Ausbeutung und Folter Amnesty International. Kurzum: Lobby-Rhetorik und Faktenverdrehung in neoliberalem Gewand.

Seit Jahren setzt sich Amnesty International für die Abschaffung der Folter ein, macht auf Folter und ihre Opfer in groß angelegten Kampagnen aufmerksam. Beim Thema nicht-staatliche Folter herrscht jedoch kontinuierliches Schweigen.

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Selbstbedienungsladen Netzaktivismus

"Feminism is for Lovers"

the justified sinner via Flickr, [CC BY-NC-SA 2.0]

Über Konsum-, Erwartungs- und Anspruchshaltungen im aktivistischen Netz oder: Bloggt doch selber!

Es ist Zeit für diesen Post, der mir schon seit Tagen, Monaten, Jahren, die ich im feministischen Netz unterwegs bin, durch den Kopf geistert ist, es aber nicht in eine Textform geschafft hat. Denn er ist mit ziemlich viel Wut verbunden. Und Wut ist nicht immer ein Faktor, der dem Schreiben förderlich ist. Heute schon. Denn mir reicht’s.

Ich schreibe auf diesem Blog hier – in meiner „Frei“zeit, unentgeltlich.
Ich bin Mitfrau in verschiedenen politischen Bündnissen – in meiner „Frei“zeit, unentgeltlich.
Ich organisiere politische Veranstaltungen (mit) – in meiner „Frei“zeit, unentgeltlich.
Ich übersetze Artikel – in meiner „Frei“zeit, unentgeltlich.
Ich bin Aktivistin – in meiner „Frei“zeit, unentgeltlich.

Ich möchte und muss dafür nicht bejubelt werden.
Ich mache das aus meiner politischen Überzeugung heraus.
Ich mache das, weil ich den gesellschaftlichen Status Quo unerträglich finde.

Und genau das machen auch meine Freundinnen, meine Mitaktivistinnen, meine Mitbloggerinnen: Eben alle diese tollen engagierten Frauen! Sie machen das, obwohl deren Leben und Zeitplan bereits vollgestopft ist mit Familie, Kindern, Krankheit/en, Behinderung/en, finanziellen Sorgen, Lohnarbeit, (Mehrfach-)Diskriminierungen, Behördenrennerei und sämtlichem anderen Kram, der einer so tagtäglich um die Ohren fliegt. Ja und trotzdem liefern alle diese tollen engagierten Frauen, meine Freundinnen, meine Schwestern, das hier:

„Gratis“-Inhalte, zum Beispiel in Form von Blogartikeln. Sie kosten Zeit, Geld, Nerven.

Diese Blogartikel werden gemocht oder auch nicht, kritisiert oder auch nicht, (kontrovers) diskutiert oder auch nicht. Das ist nicht nur völlig in Ordnung, so sollte es sein! Es geht in diesem Artikel also ausdrücklich nicht um solche Formen, Debatten zu führen und Inhalte zu diskutieren. Weiterlesen

Unser Gentleman der Woche: Gregor Gysi

Dieses Bild ziert seit heute mittag die Facebookseite von Gregor Gysi, dem Fraktionsvorsitzenden der Linksfraktion im deutschen Bundestag  Wir erinnern uns: DIE LINKE ist die Partei, die sich immer wieder gerne das Label „feministisch“ gibt. Und Gregor Gysi derjenige, der trotz diverser Beschlüsse zur Mindestquotierung keine weibliche Mit-Fraktionsvorsitzende an seiner Seite dulden will.

Gysi kommentiert den Bild-Post übrigens wie folgt

„Es gibt verschiedene politische, sehr politische Gründe, weshalb ich gerne unseren Neujahrsempfang besuche.“

Beifall bekommt er zu Hauf: Eine Stunde nach dem Posten hat das Bild bereits mehr als 3.000 Likes und über 300 Kommentare (meist männlicher Facebook-User).

Kostprobe gefällig?

„Gysi du Player“

„gregor du alter milf hunter“

„Gregor du hengzt (sic)“

„Bei Gysi läuft“

„SIE ALTER PLaYboYyyyyyY“

„So nen Bild hätt ich von Gehard Schröder erwartet ^^ Wo ist das Goldkettchen?^^“

„de Babo“

„voll der Checker“

„Gregor, du machst Hugh Hefner Konkurrenz“

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10. September: Welttag Suizidprävention

Banner Welttag Suizidprävention

Banner Welttag Suizidprävention

Im Jahr 2012 in Deutschland

  • starben etwa 10.000 Menschen durch Suizid
  • verloren weit über 60.000 Menschen einen nahestehenden Menschen durch Suizid
  • belief sich die Suizidziffer auf 12 pro 100.000 Einwohner
  • begingen weit über 100.000 Menschen einen Suizidversuch

Das bedeutet in etwa

  • alle 53 Minuten stirbt ein Mensch durch Suizid
  • alle 5 Minuten findet ein Suizidversuch statt1

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die International Association for Suicide Prevention (IASP) riefen am 10.09.2003 erstmalig zum Welttag der Suizidprävention auf. Ziel war und ist seit jeher, über Suizid und seine Verbreitung aufzuklären, dazu beizutragen, Suizid als gravierendes Gesundheitsproblem anzuerkennen, Suizid-Prävention zu leisten und weltweit der Menschen und ihrer Angehörigen zu gedenken, die durch Suizid ums Leben kommen.

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„Hey, Leute“: ياسمين حمدان / Yasmine Hamdan

Yasmine Hamdan

By LutzBruno (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Eine Revolution ohne grundsätzliche Neuformulierung der Frauenrolle ist keine Revolution.1Yasmine Hamdan

Yasmine Hamdan wird Ende der 70er-Jahre in Beirut, im Libanon geboren. Aufgrund des libanesischen Bürgerkrieges flieht sie mit ihrer Familie nach Griechenland, Kuwait und Abu Dhabi, bis sie mit 15 Jahren nach Beirut zurückkehrt. Noch als Schülerin gründet sie mit Zeid Hamdan die Independent-Band „Soapskill“ und mischt mit ihrem „Trip hop à l’orientale“1 die Underground-Elektro-Szene in Beirut auf.

In einer Nacht, die sie in der einzigen Bar Beiruts verbringt, erklingt zwischen gängigen Pop-Nummern plötzlich ein Song von Asmahan und diese Musik „trifft sie wie der Blitz“2. Dadurch ausgelöst begibt sie sich auf die Suche nach Arabischer Musik von Frauen aus den 40er-, 50er- und 60er-Jahren wie Aisha Al Marta, Nagat El Saghira oder Mounira El Mahdeya.

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Unsere Störenfrieda der Woche: Auguste Eichhorn

Auguste Eichhorn

Auguste Eichhorn, Archivmaterial Luise Dornemann "Alle Tage ihres Lebens"

Amalie Auguste Eichhorn, geb. Strohbach (29.09.1951 – 01.06.1902), war eine Weberin sowie Mitbegründerin und Agitatorin der proletarischen Arbeiterinnen-Bewegung. Sie war außerdem wesentlich an der Gründung des Arbeiterinnen-Bildungsvereins in Dresden beteiligt.

Augustes Vater war Weber, die Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen. Die Not wurde um vielfaches schlimmer bis unerträglich, als der Vater – sie war noch sehr klein – starb. Fortan musste „Gustel“ bei Nachbarn um Brot betteln gehen und/oder arbeitete selbst: „Andrehkinder“ drehten beim Spinnen gerissene Fäden wieder zusammen. Der Lohn dafür war verschwindend gering. Ihre Mutter heirate später erneut, der zweite Ehemann brachte ausreichend Geld in den Haushalt und die Familie, womit die schlimmste Not und Armut, der Hunger, gemildert war.

Die sächsische Volksschule vermittelte den Kindern von Armen nur das Nötigste: soviel Schreiben und Lesen-Lernen, wie es für den Alltag und das Überleben notwendig war, sowie Religion und Ehrfucht vor dem sächsischen Herrscherhaus, „der ‚gottgewollten‘ Ausbeuterordnung“1. Auguste sehnte sich stets nach mehr Wissen und Bildung; dass dieser Hunger nicht gestillt wurde, bedrückte sie über die Maßen, hinzu kam, dass ihr dieses Verlangen Prügel statt Anerkennung einbrachte.

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Lila statt Rosa: Was an Pinkstinks nicht reicht

Ich habe keinen Bock mehr auf sexistische Werbung, keinen Bock mehr auf die Degradierung von Frauen zum sexuellen Objekt, ich habe keinen Bock mehr auf nackte Brüste, die für Technik oder irgendwas werben müssen, was so nichts mit Brüsten zu tun hat und auch wenn ich die Knochenmarkspenderdatei total gut und wichtig finde: Ich habe keinen Bock darauf, dass die mit einem offenen lasziven Frauenmund wirbt. Als das Ü-Ei plötzlich in Rosa zu haben war, speziell für Mädchen versteht sich, wurde ich wütend aufgrund der Feststellung, dass der Sexismus sich jetzt schon in dieses bis dato total „ungegenderte“ Spielzeug eingefressen hatte. Ich bin dafür, dass Kinder mit Lego, Puppen, Playmobil, Sand und Dreck spielen, dass sie auf Bäume klettern, Fußball spielen, Flick-Flacks auf Schwebebalken machen, backen oder Explosionen mit Chemiebaukästen machen. Also quasi alles für alle. Egal jetzt ob Junge oder Mädchen.

Und genau so stelle ich mir ein mediales Abbild vor. So in meiner Traumwelt nach der feministischen Revolution.

Pinkstinks fand ich deswegen cool. Und ich fand es bewundernswert, wie schnell und enthusiastisch diese Kampagne aufgezogen wurde und zur Organisation wurde. Ich fand es gut und wichtig, dass endlich ein gewichtiges Organ wächst, was diesem ganzen sexistischen Werbeapparat einen Strich durch die – im wahrsten Sinne des Wortes – Rechnung macht.

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„Kulturelle Amnesie“: Was wir nicht wissen dürfen, damit sexuelle Ausbeutung funktioniert

Schema des Faserverlaufes im menschlichen Gehirn und Rückenmark

By Christoph Theodor Aeby [Public domain], via Wikimedia Commons

This information [harms of prostitution, pornography and trafficking] has to be culturally, psychologically, and legally denied because to know it would interfere with the business of sexual exploitation.

Diese Fakten [die Schäden, die Prostitution, Pornografie und Menschenhandel anrichten] müssen kulturell, psychologisch und rechtlich geleugnet werden, denn das Wissen darüber würde das Geschäft mit der sexuellen Ausbeutung stören.

Die Leugnung, Verdrängung, Bagatellisierung und das Ausradieren der offensichtlichen Gewalt und Brutalität, mit der (kommerzielle) sexuelle Ausbeutung verhaftet ist, macht mich in Diskussionen zum Thema Prostitution oft sprach- und ratlos. Wie kann es passieren, ein System wie Prostitution noch zu befürworten, obwohl – so meine ich – gewusst wird, welchen maßlosen „menschlichen Schaden“ es anrichtet?

Melissa Farley1 geht in einem Artikel, der 2006 im Yale Journal of Law and Feminism unter dem Titel: „Prostitution, Trafficking, and Cultural Amnesia: What We Must Not Know in Order To Keep the Business of Sexual Exploitation Running Smoothly2 erschien, der Fragestellung nach, warum es – so sinngemäß zusammengefasst – für das Funktionieren der Sex-Industrie wichtig ist, die Gewalt im Kontext (kommerzieller) sexueller Ausbeutung zu leugnen und auszublenden.

In diesem Beitrag stelle ich die Kernaussagen dieses Artikels heraus.

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Unser Gentleman der Woche: Die Firma „Rockstar Games“ für die Gewährung des „Rape Mods“

der gentleman der WocheDie Videospiel-Serie «Grand Theft Auto (5)» der Firma «Rockstar Games» war noch nie bekannt dafür, ein Mindestmaß an moralischen Überlegungen in das Spielkonzept einfließen zu lassen. Insbesondere der Spiele-Charakter „Trevor“ sorgt für quasi freie Bahn und alles an Widerlichkeiten wie z. B. Mord und Folter ist erlaubt.

Das sollte eigentlich langen – könnte man meinen – aber damit nicht genug. Durch eine sog. Modifikation des Spiels, auch genannt Mod, ist es den Spieler_Innen nun möglich, andere Protagonist_Innen zu vergewaltigen. Diese „Möglichkeit“ wurde und wird von einigen Spieler_Innen gern benutzt und Videoaufnahmen dieser Szenen inklusive ausgiebiger Lachsalven im Hintergrund kursier(t)en im Netz1.

Die Firma «Rockstar Games» weigert sich (nach wie vor), zu der Thematik Stellung zu nehmen und wenn man sich die Kommentare unter den einschlägigen Artikeln so durchliest, genießt sie ja auch nach wie vor die Unterstützung und das Verständnis ihrer Fans bzw. des Spiels. Denn schließlich könne ja eine Spiele-Firma nichts dafür, wenn Modifikationen in Umlauf gebracht werden und schließlich sei das Ganze ja auch nur ein Spiel, das habe mit der „Realität“ ja nichts zu tun und lustig ist das eigentlich auch.

Nun, wenn eine Firma in der Lage ist, Mitarbeiter_Innen zu beschäftigen, die ein derartiges Spiel entwickeln können, dann dürfte es selbigen nicht all zu große Schwierigkeiten bereiten, wegen eines Mods zu intervenieren.

Wir sind der Ansicht, dass durch die Möglichkeit virtuell zu vergewaltigen (plus davon Aufzeichnungen zu machen und sich darüber lustig zu machen) Rape Culture unterfüttert und perpetuiert wird.

Wir sind übrigens auch der Ansicht, dass das kein bisschen lustig ist. Dass es da draußen viele Menschen gibt, die das anders sehen, nun ja, sollte uns das – zynisch betrachtet – in Anbetracht der Einordnung sexueller Gewalt in Gesellschaft und Recht noch wundern?

Die Firma «Rockstar Games» (plus ihre Unterstützer_Innen) ist für uns ein absolut geeigneter Kandidat für die Rubrik «Der Gentleman der Woche»!

Zum Weiterlesen:


1 Inzwischen wurden nahezu alle Videos dieser Art von den Nutzern resp. Youtube entfernt.

María Nieves Rebolledo Vila: Bebe

Bebe

Carlos Delgado [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

María Nieves Rebolledo Vila firmiert unter dem Künstlerinnen-Name Bebe und veröffentlicht seit etwa 10 Jahren Musik, die sich unterschiedlicher Genres bedient wie z. B. Latin-Pop, Pop und Rock.

Ihr bekanntester und eindringlichster Song ist mit Sicherheit „Malo“ aus ihrem Album „Pafuera Telarañas“, der auch im Vorspann des Filmes „Trade – Willkommen in Amerika“ zu hören ist. Er erzählt die Geschichte einer Frau, die Partnerschaftsgewalt erlebt, von dem damit verbundenen Schmerz und der Zerrissenheit, aber auch einer unbändigen Wut und dem Aufbegehren gegen die Gewalt. Wer etwas von ähnlicher Wucht mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein sucht, findet in dem Stück „La Bicha“ ein passendes Pendant auf dem Album „Y.“. Aber: Es sind diese Stücke wie „Busco-Me„, die in ihrer Tiefgründigkeit und zarten Poesie so sehr das Herz berühren, dass man nicht umhin kann, immer mehr hören und lesen zu wollen von dieser wunderbaren Bebe, die übrigens auch Live ein absoluter Hochgenuss ist.

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