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Im Stuhlkreis mit linken Männern

Björn Láczay, auf Flickr (https://www.flickr.com/photos/dustpuppy)

Es wird ja gesagt, dass unser Gehirn emotionale Erfahrungen im Traum verarbeitet: Der Traum als „Reise ins Unterbewusstsein“ oder „Telefonleitung zur Seele“.

Gestern hab ich mal wieder geträumt: Ich saß in einem (sehr großen) Stuhlkreis mit Männern. Linken Männern. Es ging darum, dass ich mich mal wieder, wie früher, außerhalb meiner feministischen Kreise engagieren wollte, aber klarstellte, dass es für mich hierzu notwendigerweise einen gewissen Grundkonsens zu bestimmten Sachen geben müsse. Zum Beispiel, dass Rassismus immer ein “No Go” ist, auch dann, wenn dahinter eine milliardenschwere Sexindustrie steht.

Das Ende vom Lied: In meinem Traum wurden mir alle Relativierungen von Rassismus gegen Frauen und  Klassismus betreffend Frauen entgegen geschleudert, die allen linken Frauen, dich sie mit diesen Themen befassen, allerbestens bekannt sein dürften. Es war wie ein Gewitter, das auf mich einprasselte und schlussendlich wachte ich schweißgebadet – und völlig gerädert – auf.

Dieser Traum ist offensichtlich Ausdruck einer in mir wachsenden Ratlosigkeit und Ohnmacht. Ich habe mich mehr als 15 Jahre in linken Strukturen engagiert, an vorderster Front gegen Nazis mobil gemacht, Demos angemeldet und für das Einstehen gegen Rechts Drohbriefe erhalten. In meinem Freundeskreis, auch dem engeren, gibt es weniger „Biodeutsche“ (schreckliches Wort) als Menschen, in deren Familie es eine Migrationsgeschichte in der ersten, zweiten oder dritten Generation gibt.  Ich lebe gerne – SEHR GERNE – in meinem Viertel, in dem Menschen mit rund 160 verschiedenen Nationalitäten zuhause sind und wenn ich mit irgendetwas Hilfe brauche, dann stehen sehr viele davon parat (und umgekehrt).

Macht mich also der zunehmende Rassismus in unserer Gesellschaft betroffen?  Ja natürlich. Ich könnte täglich kotzen, wenn ich sehe, wie meine FreundInnen tagtäglich von Behörden behandelt werden, wenn ich (nicht nur deutsche) NachbarInnen höre, die über die „Zigeuner“ weiter oben oder unten in der Straße herziehen oder Typen zuhören muss, die ihren Arsch nicht hochkriegen um ihr eigenes Leben in den Griff zu bekommen und stattdessen Geflüchtete für ihr Elend verantwortlich machen. Weil’s halt so schön einfach ist.

Früher dachte ich immer, dass ich mich als „westliche“ Frau im 21. Jahrhundert glücklich schätzen darf. Ich bin behütet und (relativ) unbeschwert in einem kleinen Dorf in der Eifel aufgewachsen, wurde in allem unterstützt, was ich erreichen wollte und war in dem, was ich tat, erfolgreich. Ich hielt mich immer für weitgehend gleichberechtigt und wie es dem weiblichen Rollenideal entspricht, nahm ich mein gefühltes Privileg wahr, um anderen, weniger privilegierten Menschen (meint vor allem Männern) zu helfen. Gegen soziale Not, gegen Rassismus und Abschiebung, gegen Behördenwillkür.

Passiert ist in all den Jahren Aktivismus in linken Strukturen vor allem eins: Ich habe Sexismus kennengelernt – und zwar nicht zu knapp. Ich habe erlebt, wie Männer sich einen antisexistischen Anstrich geben, sich vielleicht sogar Feministen nennen und genau das Gegenteil von dem verkörpern, was sie vorgeben zu sein. Ich habe erlebt, wie ich für das Eintreten für Frauenrechte fallengelassen, verdeckt oder offen bekämpft oder als hysterische Kuh schlicht abgehakt wurde.

Das war schmerzhaft, das war frustrierend und vor allem hat es mir in weiten Teilen meine politische Heimat und damit auch ein Stück Halt genommen. Inzwischen kann ich sagen, dass mich die Ignoranz, mit der mir frühere Wegbegleiter begegnen und ihre subtile Misogynie mehr schmerzen als ein offen zur Schau getragener Machismo, dem frau wenigstens offen die Stirn bieten kann.

Gerade erst schrieb der von mir wirklich sehr geschätzte Rolf Löchel (ein Mann mit echter Ahnung zur Geschichte der Frauenbewegung und dem Feminismus) in seiner weitgehend sehr positiven Störenfrieda-Buch-Kritik:

„Weiter meint Sigel, der „deutsche Frauenhass“ sei „ein anderer als der in muslimischen Ländern“, nämlich „intellektuell verbrämter, subtiler“ und „gerade deshalb so schwer zu greifen“. Dies klingt ganz so, als sei er darum im Grunde gefährlicher. Schließlich erklärt sie kurzerhand: „Freiheit gibt es nicht, weder unter der Religion, noch im Neoliberalismus“, denn mit dem „muslimischen“ und dem „westlichen Patriarchat“ […] stehen sich zwei zutiefst männerdominierte und patriarchalische Gesellschaften gegenüber […] und keine von ihnen ist besser“. Letzteres in einem radikalfeministischen Buch lesen zu müssen, macht sprachlos. Denn fraglos sind die bis hin zu Verurteilungen von Vergewaltigungsopfern als Ehebrecherinnen, Auspeitschungen, Ehrenmorden und öffentlichen Hinrichtungen reichenden Praktiken der einen weit schlimmer als die übelsten der anderen. Doch ähnlich wie Sigel erklärt auch Schon, Feministinnen liefen „in eine Falle“, wenn sie, „die Lage der Frau in der ‚westlichen‘ (zivilisierten) Welt im Vergleich zu anderen (barbarischen, im Mittelalter feststeckenden) Kulturen als ‚freier‘ und Fortschritt hierarchisieren“. Man muss ja nicht von Fortschritt reden. Wie viele ‚westliche‘ Frauen, zumal Feministinnen würden es aber nicht vorziehen, in einer liberalen, demokratischen Gesellschaft etwa Europas zu leben als in einem muslimisch geprägten Land?“

Die Botschaft dieser „sprachlos machenden“ Message ist eindeutig:  Freut euch doch einfach als „westliche“ Frauen „sanfteren“ (??) Formen von männlicher Gewalt gegen Frauen ausgesetzt zu sein – mal ganz davon abgesehen welches schwarz-weiß Bild von Teilen der Welt in dieser Aussage reproduziert wird… Es ist ein Argument, das uns immer wieder in verschiedenen Formen begegnet, sicherlich nicht von Rolf Löchel, aber sonst: Was wollt ihr denn, hier hat der Feminismus doch gar keine Berechtigung mehr, aber doooort, hinter den sieben Bergen, bei den sieben Muslimen …!

Worauf ich hinaus will: Ja, ich persönlich halte den intellektuell verbrämten und subtilen und schwer zu greifenden Sexismus tatsächlich für gefährlich. Nämlich genau deshalb, weil er Otto (und Ottilie) NormalbürgerIn noch nicht einmal auffällt. Weil diejenigen, die unsere politischen Verbündeten sein wollen (und sollten), uns in jedem unerwarteten Moment das Messer in den Rücken rammen und uns mit unserer Lebensrealität im Stich lassen können, ohne dass es überhaupt jemand als problematisch erachtet. Sie setzen halt andere Prioritäten, ihr Tag hat auch nur 24 Stunden und es gibt ja abgehängtere Menschen (meint: Männer), für die es sich ihrer Meinung nach vorzugsweise einzusetzen gilt.

Und das ganz perfide dabei: Alles, was wir tun um Frauen vom Joch des Patriarchats zu befreien, wird von ihnen auch noch als rassistisch gebrandmarkt:

Prostitution abschaffen: Rassistisch! Neokonservativ! Wie bei den Nazis! (was für eine Offenbarung eines miesen Geschichtsbewusstseins…)

Problematisierung von männlicher Gewalt gegen (geflüchtete und nicht geflüchtete) Frauen, die von geflüchteten (Männern) ausgeht: Rassistisch!

Problematisierung eines Kopftuchzwangs: Rassistisch!

Hinweis darauf, wie die Genderidentitätstheorie sexistische Geschlechterstereotype reproduziert und welche negativen Effekte für Frauen damit einhergehen: Rechts!

Problematisierung von Unterrichtsmaterial, welches vorsieht, dass Jugendliche sich gegenseitig betatschen, erzählen sollen wann sie “das erste Mal Analsex hatten” und ein Bordell nach den eigenen Vorstellungen planen sollen: Rechts!

usw usw.

Hätte ich nicht irgendwann die Werke Andrea Dworkins entdeckt, dann wäre ich vermutlich verloren gewesen – ich reihe mich ein in die Menge jener Radical Feminists, die sagen „Andrea Dworkin hat mein Leben gerettet“.  Essays wie „Rechter und Linker Frauenhass“ waren für mich eine Offenbarung, haben sie mir doch gezeigt, dass ich mit meiner subjektiven Wahrnehmung nicht alleine dastehe und dass das, was linke Frauen heute in Deutschland erleben, weder singulär noch zufällig ist.

„Der Frauenhass in der Pornographie interessiert keine der beiden Seiten. Der Frauenhass beleidigt … weder die Linken, noch die Rechten. … Die kommen damit klar. Beide Seiten. …“

Und damit kommen wir zum aktuellsten Beispiel:

Während die Rechten auf der einen Seite versuchen, Gewalt gegen Frauen zu instrumentalisieren um rassistische Ressentiments in der Gesellschaft anzufeuern, versichern die Linken im Netz, auf Anti-AfD-Demos, … sich unentwegt, dass sie für Frauenrechte einstehen. Inhaltlich substantiell kommt dabei rein gar nichts rum, aber hauptsache wir haben es mal erwähnt.  Die Gewalt der „anderen“ wird relativiert mit der Gewalt der „eigenen“.  Es werden Statistiken bemüht, dass die meiste Gewalt in den eigenen vier Wänden stattfindet und nicht durch den „Fremden“ im Gebüsch – Etwas dagegen tun, dass Frauen in den eigenen vier Wänden Gewalt erfahren wollen sie jedoch nicht. DAS nenne ich eine doppelseitige Instrumentalisierung von Frauenrechten.

Nach dem Mord an Susanna F. in Wiesbaden Erbenheim und der mantrahaften Betonung von Frauenrechten habe ich versucht, das beim Wort zu nehmen. Unter anderem habe ich gefragt, wer bereit sei etwas gegen das sexistische Programm der diesjährigen Wiesbadener Biennale inklusive Pornokino, Porn-Performance und Prostitutionsbagatellisierung (Pretty Woman im Autokino etc.) zu unternehmen. Nicht verwunderlich war die zugesagte Unterstützung gleich NULL.

Während sich nun angesichts der beunruhigenden Ereignisse in Chemnitz alle wieder überschlagen mit Aktivitäten und u.a. ein Konzert promoten, auf dem u.a. die sexistischen Arschgeigen von K.I.Z. (“[Deine Mutter] wird immer dicker, die Drecksschlampe würde ich nicht von der Bettkante stoßen können. Ich bringe den Müll runter im Leichensack, es wird ein Hurensohn. Baby treib ihn ab!”) („Ich bin wie Adam: ein Feigenblatt verdeckt mein Gemächt. Ich komme angeflogen, hacke in dein Loch wie ein Specht”) und Kraftklub („Du verdammte Hure, das ist dein Lied“) ohne irgendeinen wahrnehmbaren Protest auftreten dürfen, bleiben sexistisch-rassistische Ausfälle hier vor Ort mal wieder unbeachtet. Aber klar:  Da die „Künstler“ ja links sind und das, was sie singen, ja alles nur Satire ist, ist das ja maximal für dumme hysterische Kühe wie mich ein Problem. Unter dem Deckmantel der Kunst und Satire ist schließlich alles erlaubt. „Sei halt nicht so verkrampft“.

Deshalb dürfen die Künstler der „Frankfurter Hauptschule“ (juchhu, Klassismus) bei der Biennale (1) dann auch ohne großen Aufschrei eine „Kunstaktion“ unter dem Motto „Der große Austausch“  durchführen und zur Produktion von „interracial porn“ aufrufen. Als „künstlerisches Statement gegen Fremdenhass“ fordern die „Künstler“ „dazu auf, Fotos unter dem Hastag #dergrosseaustausch! in sozialen Netzwerken zu posten, wo Menschen verschiedener Herkunft beim „Knutschen und Fummeln“ zu sehen sind.“. „Die „Frankfurter Hauptschule“ [will außerdem] das Thema Speeddating umdrehen und dort [auf dem Faulbrunnenplatz] einen Interracial Gay Porn mit dem Titel „Der große Austausch“ drehen. […] Der fertige Pornofilm soll dann am Samstag um 21:30 Uhr in dem Container gezeigt werden.“

Mal unabhängig davon, dass das Ziel der Biennale unter dem diesjährigen Motto „Bad News“ offenbar Provokation ist und es fraglich ist, ob Porno in unserer pornifizierten Gesellschaft überhaupt noch Provokation darstellt (außer unter dummen hysterischen Radikafeministinnen natürlich): Wie ignorant kann man denn bitte sein, unter dem Label „Interracial Porn“ ein Zeichen gegen Fremdenhass setzen zu wollen?  Die „interracial porn“ Seite „Latina Abuse“ („Missbrauch von Latinas“) gehört zu den Beliebtesten unter den Pornonutzern, die Soziologin Gail Dines hat in ihrer Arbeit, unter anderem veröffentlicht in ihrem Buch „Pornland“ den unwidersprochenen Rassismus der Pornobranche aufgezeigt, der eigene Erzählungen von der unterwürfigen, “engen” asiatischen Frau und dem angeblich sexuell überaktiven schwarzen Mann wieder und wieder reproduziert. Von Seiten wie „cruel and callous: gypsy porn“ (grausam und gleichgültig: Zigeunerporno) und den dazugehörigen Bildern ganz abgesehen. “Interracial” bedeutet eine zusätzliche, weil rassistische Erniedrigung der Darstellerinnen.

Auf dem Rücken von Frauen werden so wieder einmal Millionen Profite gescheffelt.

Dines kommt zu dem Schluss:

„Die Abwesenheit von Kritik gegenüber diesen offen rassistischen Bildern […] legt nahe, dass diese inzwischen so normalisiert sind, dass sie heute gewöhnliche Annahmen über die Sexualität von People of Colour nahelegen“

Bereits Dworkin, die u.a. die frühen deutschen Ausgaben des Playboys analysierte, hatte auf den der Pornographie inhärenten Rassismus hingewiesen:

„„Die Sexualisierung der Jüdin […] bildet das Paradigma für die Sexualisierung aller rassisch oder ethnisch degradierten Frauen […] Hitler stellte den jüdischen Mann als Vergewaltiger und Schänder arischer Frauen dar. Er schuf das Bild der jüdischen Frau als Dirne, wild, promiskuös, die sinnliche Antithese zur arischen Frau, die blond und rein war. Sowohl männliche wie weibliche Juden wurden als sexuell bestialisch dargestellt.“

Und sie stellte in ihrem Standardwerk „Pornographie“ unter anderem fest:

„Wie nun kann man Rassismus bekämpfen und sich gleichzeitig damit einen runterholen? Die Linke kann nicht ihre Huren und ihre Politik gleichzeitig haben“

Dass nun hier von „Gay Porn“ die Rede ist, macht es im Übrigen in keinster Weise besser: Die beachtliche Zahl an Depressionen und Drogensucht leidender und Suizid begehender homosexueller Pornodarsteller spricht eine deutliche Sprache  und auch im gay porn werden besagte rassistische Stereotype reproduziert.

Kunst soll provokativ sein? Provokativ wäre es wohl eher mal zum Thema zu machen, was nur wenige Meter vom Biennale-Container entfernt im „HM Massage Center“ tagtäglich an sexistischer und rassistischer Scheisse vonstattengeht.

„hatte mal wieder Luft auf chinesisch […] die letzten 8 mal kostet es 45 Euro …. diese Dame kam mir gleich mal mit 50 Euro. Es geht mir nicht um die 5 Euro; aber bei dieser Person merkte ich die Geldgier aus den Augen leuchten. […] Ich sagte noch, sie soll langsamer machen, aber nach kurzer Zeit spritzte ich ab. […] [ich] war ziemlich geladen …. das war das erste Mal in diesem Laden, das es zu so einer Abzocke kam. Emily vor 2 Wochen war eine klare 1+ …. diese Figur eine klare 6- .
Hier kam es mir vor, das die Dame in die eigene Tasche gearbeitet hat …. es war das erste Mal, das die “Bestellung” nicht ins Tablet eingetragen wurde ….. […] 50 Euro für schlechtes Wichsen ….. das geht gar nicht.“

Was bleibt? Ich würde mich sehr gerne wieder auch in anderen Strukturen engagieren, vor allem in Zeiten wie diesen. Was ich aber sicher nicht kann, ist dabei zusehen wie Frauenrechte – egal von wem – politisch instrumentalisiert werden, bunte Schilder malen, mich in Selbstgerechtigkeit baden und zu „Du kleine Hure“ mit den Hüften wippen. Also werde ich wohl auch in Zukunft frühzeitig von Demos verschwinden oder gleich gar nicht hingehen. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich in irgendeiner Weise weiter „nach rechts“ gerückt wäre, sondern damit, dass ich mit einer bestimmten Scheinheiligkeit einfach nicht mehr umgehen kann…

Das bedeutet auch: Ich sehe mich zurzeit gezwungen, euch aus dem Weg zu gehen, im Gegenzug benehmt ihr euch bitte so, dass Feministinnen euretwegen keine Albträume kriegen. Bleibt gefälligst wenigstens meinen Träumen fern!

Fußnoten:

(1) Die Wiesbaden Biennale ist ein Festival des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden und wird ermöglicht aus Mitteln des Landes Hessen und der Landeshauptstadt Wiesbaden. Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und den Kulturfonds Frankfurt RheinMain.

Andrea Dworkin: Abtreibung

Andrea Dworkin

By Open Media Ltd. (Uploaded by Open Media Ltd. (AnOpenMedium)) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Bei dem nachfolgenden Text handelt es sich um eine Übersetzung von Auszügen aus dem Kapitel “Abortion” aus Andrea Dworkins Buch “Right-Wing Women. The Politics of Domesticated Females“.

Frauen reden nicht über ihre Abtreibungen, illegale Abtreibungen, weil sie beschämt sind, von der Erinnerung an diese Abtreibungen; Sie sind beschämt, bei der Erinnerung an ihre Verzweiflung, ihre Panik, das Geld aufzutreiben, einen Abtreibungsarzt zu finden, den Schmutz, die Gefahr, die Verschwiegenheit. Frauen sind beschämt, bei der Erinnerung daran, dass sie um Hilfe bitten mussten, um Hilfe flehen mussten, bei der Erinnerung an jene, die sich abwandten, und sie im Regen stehen ließen. Frauen sind beschämt, bei der Erinnerung an die Angst. Frauen sind beschämt, bei der Erinnerung an das physische Eindringen, die Penetration, den Schmerz, den Übergriff; unzählige Frauen wurden von ihrem Abtreiber vor oder während der Abtreibung sexuell missbraucht; sie hassen es sich daran zu erinnern. […] Frauen hassen es, sich an illegale Abtreibungen zu erinnern, weil sie fast daran gestorben sind, daran hätten sterben können, sterben wollten, hofften sie würden nicht sterben, Versprechen an Gott machten und ihn anflehten sie nicht sterben zu lassen, sie hatten Angst zu sterben vorher, währenddessen oder danach […] Frauen hassen es auch deshalb, sich an illegale Abtreibungen zu erinnern, weil ihre Ehemänner nichts davon erleben mussten […]

Frauen schweigen auch deshalb über Abtreibungen, weil sie das Kind haben wollten, aber der Mann nicht; weil sie weitere Kinder haben wollten, aber sie nicht haben konnten; weil sie die Abtreibung niemals bereuten aber die nachfolgenden Kinder; weil sie mehr als eine Abtreibung hatten […]. Frauen schweigen über Abtreibungen, weil Abtreibung in der Ehe egoistisch und unbarmherzig ist, und die Frau als herzlos und lieblos markiert – und sie es dennoch getan hat. […]

Erzwungener Sex, in der Regel Geschlechtsverkehr, ist ein zentrales Thema im Leben jeder Frau. Sie muss ihn mögen, oder kontrollieren, oder manipulieren, oder sich dagegen zur Wehr setzen oder ihn vermeiden; sie muss eine Beziehung dazu entwickeln, zu dem männlichen Bestehen auf Geschlechtsverkehr, zu dem männlichen Bestehen auf ihrer sexuellen Funktion in Beziehung zu ihm. Sie wird gemessen und beurteilt werden an der Natur und Qualität ihrer Beziehung zu Geschlechtsverkehr. Ihr Charakter wird bemessen an ihrer Beziehung zu Geschlechtsverkehr, da Männer diese Beziehung evaluieren. […] Geschlechtsverkehr kann nicht außerhalb dieses Systems des Zwangs analysiert werden. Aber der Zwang wird versteckt und verleugnet durch einen Staudamm der Propaganda, durch Pornographie bis hin zu sogenannten Frauenmagazinen, die anstreben uns zu überzeugen, dass  Anpassung Weiblichkeit bedeute, oder dass Anpassung Freiheit sei, oder dass Anpassung ein strategischer Weg sei, ein bestimmtes Maß an Selbstbestimmung zu erreichen.

Die Propaganda für Weiblichkeit (Weiblichkeit als offensichtliche Akzeptanz von Sex nach männlichen Bedingungen mit Wohlwollen […]) wird produziert im Einklang mit dem gefühlten Bedürfnis von Männern Geschlechtsverkehr zu haben. In Zeiten feministischen Widerstandes, erreicht eine solche Propaganda geometrische Dimensionen. Die Propaganda betont, dass Geschlechtsverkehr einer Frau Vergnügen bereiten kann, wenn sie es richtig macht; vor allem dann, wenn ihre Einstellungen dazu und zum Mann stimmen. Die richtige Einstellung ist es,  ihn zu wollen. Die richtige Einstellung ist es, diese Männer zu begehren, WEIL sie sich auf phallische Penetration einlassen. Die richtige Einstellung ist es, Geschlechtsverkehr zu wollen, weil Männer ihn wollen. Die richtige Einstellung ist es, nicht egoistisch zu sein, insbesondere in Bezug auf Orgasmen. Dies verbietet eine Sexualität für Frauen außerhalb der Grenzen männlicher Dominanz. Dies macht eine frauenzentrierte Sexualität unmöglich. Was es ermöglicht, ist eine Existenz der Frau in einem System, in dem Männer die Bewertung ihrer Existenz als Individuum kontrollieren. Diese Bewertung basiert auf ihrer sexuellen Konformität in einem sexuellen System, welches auf seinem Recht sie zu besitzen beruht. […] Frauen wird beigebracht, Männer zu brauchen, nicht sexuell, sondern metaphorisch betrachtet. […] Die Regeln werden gelehrt, die Handlungen versteckt. […]

Die Propaganda für Weiblichkeit lehrt Frauen immer und immer wieder, unendlich, dass sie Geschlechtsverkehr mögen müssen; Und diese Lektion muss sie immer und immer wieder gelehrt werden, weil Geschlechtsverkehr im Allgemeinen nicht ihre Sexualität ausdrückt und die männliche Benutzung von Frauen nur sehr selten etwas mit der Frau als einem Individuum zu tun hat. Die Sexualität, die sie mögen sollen, erkennt ihre Individualität nicht in bedeutsamer Weise an, oder ehrt diese. […] Ungeachtet all dieser Propaganda, den Bergen davon, benötigt Geschlechtsverkehr Zwang; Zwang ist immer noch essentiell um Frauen dazu zu bringen, Geschlechtsverkehr zu haben – zumindest auf eine systematische und nachhaltige Art und Weise. […] Wenn der Zwang nicht essentiell wäre, dann wäre er nicht so vorherrschend. […]

Die erste Art des Zwangs ist physische Gewalt: vorherrschend bei Vergewaltigung, häuslicher Gewalt, Misshandlungen.

Die zweite Art des Zwangs ist das Machtungleichgewicht zwischen männlich und weiblich, welches jede sexuelle Handlung an sich zu einem Akt des Zwangs macht: zum Beispiel der sexuelle Missbrauch von Mädchen in ihren Familien.

Die dritte Art des Zwangs ist ökonomisch: Frauen werden arm gehalten um Frauen sexuell verfügbar und sexuell gefügig zu halten

Die vierte Art des Zwangs ist kulturell und breitenwirksam: frauenverachtende Propaganda, die Frauen zu legitimen und begehrenswerten sexuellen Zielscheiben macht; frauenverachtende Gesetze, die entweder die sexuelle Gewalt gegen Frauen sanktionieren oder in ihrer tatsächlichen Anwendung erlauben; frauenverachtende Praktiken der verbalen Belästigung, unterstützt von drohender physischer Gewalt auf den Straßen oder am Arbeitsplatz; frauenverachtende Lehrbücher, die benutzt werden um Frauenhass in der Ausbildung von Ärzten, Juristen und anderen Professionellen als zentrales Element der Praxis dieser Professionen beizubringen; frauenverachtende Kunst, die sexuelle Gewalt romantisiert, stilisiert und feiert; frauenverachtende Unterhaltung, die Frauen als Klasse lächerlich, dumm, verachtenswert und zum sexuellen Eigentum von Männern macht.

Da Frauen als geschlechtliche Klasse für Sex ausgebeutet werden, ist es unmöglich über die Sexualität von Frauen außerhalb des Kontextes von erzwungenem Sex zu sprechen, oder zumindest, ohne auf erzwungenen Sex Bezug zu nehmen. Und dennoch, um erzwungenen Sex unsichtbar und gleichzeitig am Leben zu erhalten, wird es jedes Mal auf jede erdenklich andere Weise diskutiert. […]

Es ist insbesondere durch Geschlechtsverkehr, dass Männer ihre Macht und Dominanz über Frauen ausdrücken und erhalten. Das Recht von Männern auf Frauenkörper zum Zweck des Geschlechtsverkehrs bleiben das Herz, die Seele und die Eier männlicher Vormachtstellung: das gilt unabhängig davon, welcher Stil zur Verteidigung des koitalen Zugriffs verwendet wird, der rechte oder der linke.

Jede Frau – ganz egal welcher sexuellen Orientierung, persönlichen Vorlieben, persönlicher Geschichte, politischer Ideologie – lebt in diesem System erzwungenen Sexes. Dies gilt auch dann, wenn sie niemals irgendeine sexuelle Nötigung erfahren hat, oder ob sie Geschlechtsverkehr als Form der Intimität mag oder nicht, oder ob sie als Individuum Erfahrungen mit Geschlechtsverkehr hat, die, ihrer Meinung nach, das Diktum der Geschlechter oder die Institutionen des Zwangs überwinden. Dies ist auch dann wahr, wenn – in ihren Augen – der Zwang erotisch, essentiell, zentral, heilig, bedeutungsvoll, großartig ist. Das ist sogar dann wahr, wenn – in ihrem Fall – sie Geschlechtsverkehr zurückweist und sich verbittet: wenn sie subjektiv außerhalb der Gesetze der Schwerkraft lebt, werden sich die Gesetze der Schwerkraft offensichtlich aufdrängen. Jede Frau wird von diesem System erzwungenen Sexes umgeben und von ihm eingeschlossen. Es wirkt auf sie, es formt sie, es definiert ihre Grenzen und ihre Möglichkeiten, es zähmt sie, es domestiziert sie, es bestimmt die Natur und Qualität ihrer Privatsphäre: es schränkt sie ein. Sie funktioniert in ihm und mit unablässigem Bezug zu ihm. Das gleiche System, in welchem sie ist, ist in ihr.  […]

Norman Mailer hat in den 60er Jahren angemerkt, dass das Problem mit der Sexuellen Revolution das war, dass sie in die Hände der falschen Leute gekommen ist. Er hatte Recht. Nämlich in die Hand der Männer.

Die populäre Idee war, dass Ficken gut ist, so gut, dass je mehr davon, desto besser. Die populäre Idee war, dass die Leute ficken sollten, wen sie wollten, übersetzt für die Mädels bedeutete dies, dass sie gefickt werden wollten – so oft wie nur irgendwie menschlich möglich. Für Frauen ist dies nur möglich mit ausreichend Partnerwechseln. Die Frequenz der Männer ergibt sich aus deren Vorlagen von Erektion und Ejakulation. Frauen wurden sehr viel häufiger gefickt als Männer fickten.

Die Philosophie der Sexuellen Revolution ist auf vor die 60er Jahre zu datieren.  Sie zeigte sich regelmäßig in linken Ideologien und Bewegungen […] Es war sehr einfach. Ein Haufen gemeiner Bastarde, die Liebe machen hassten, machten Krieg. Ein Haufen von Jungs, die Blumen mochten, machten Liebe und lehnten das Krieg machen ab. Diese Jungs waren wundervoll und schön. Sie wollten Frieden. Sie redeten über Liebe, Liebe, Liebe, nicht romantische Liebe, sondern Liebe zur Mannheit (von den Frauen als Liebe zur Menschlichkeit übersetzt) Sie ließen ihre Haare lang wachsen, malten ihre Gesichter an, trugen bunte Kleidung und riskierten es wie Mädchen behandelt zu werden. Weil sie es ablehnten in den Krieg zu ziehen, waren sie feige und Sissies und schwach, wie Mädchen. Kein Wunder, dass die Mädchen in den 60ern dachten, diese Jungs wären ihre speziellen Freunde, ihre speziellen Verbündeten, jeder einzelne ein Liebhaber. […]

Die Mädchen waren richtige Idealistinnen. Sie hassten den Vietnam-Krieg und ihre eigenen Leben standen, anders als die der Jungs, auf dem Spiel, denn viele von ihnen waren vergewaltigt worden. Sie waren insbesondere idealistisch, weil sie so sehr an Frieden und Freiheit glaubten, dass sie dachten, diese seien auch für sie intendiert. Sie wussten, dass ihre Mütter nicht frei waren – sie sahen die kleinen, beschränkten, weiblichen Leben – und sie wollten nicht wie ihre Mütter sein. Sie akzeptierten die Definition der Jungs von sexueller Freiheit, denn es machte sie mehr als jede andere Idee oder Praxis, anders als ihre Mütter. Während die Mütter Sex geheim und privat halten mussten, verbunden mit Angst und Scham, riefen die Mädchen Sex als ihr Recht aus, als ihr Vergnügen, ihre Freiheit. Sie prangerten die Dummheit ihrer Mütter an und schlossen sich mit den langhaarigen Jungs zusammen, die Frieden, Freiheit und überall ficken wollten.  […]

Sexuelle Radikalität wurde nach klassisch männlichen Bedingungen definiert: Die Anzahl der PartnerInnen, die Häufigkeit von Sex, die Arten von Sex (zum Beispiel Gruppensex), der Eifer an Sex teilzunehmen. […] Erzwungener Sex kam vor – sogar oft; aber der Traum lebte weiter. Lesbentum wurde nie eigenständig als Liebe machen anerkannt, sondern immer nur als kinky Gelegenheit für männlichen Voyeurismus und die Möglichkeit zwei feuchte Frauen zu ficken; trotzdem, der Traum lebte weiter.  Mit männlicher Homosexualität wurde gespielt, sie wurde unbestimmt toleriert, aber größtenteils verachtet und gefürchtet, denn die heterosexuellen Männer mit ihren Blumen konnten es nicht ertragen „wie Frauen“ gefickt zu werden; aber der Traum lebte weiter. […]

Die Mädchen der 60er lebten, was Marxisten einen „Widerspruch“ nennen, aber gleichzeitig nicht als solchen erkannten. Indem die Grenzen der Geschlechter durch einen offensichtlich einzigen Standard an sexueller Befreiungspraxis abgeschafft werden sollten, partizipierten sie zunehmend in dem am meisten Geschlechter-festschreibenden Akt: Ficken. Die Männer wurden männlicher. Die Welt der Gegenkultur wurde mehr und mehr und aggressiv männlich-dominiert. Aus den Mädchen wurden Frauen – die sich im Besitz von einem oder einem Mann und seinen Kumpels wiederfanden […], sie wurden getauscht, gruppengefickt, gesammelt, kollektiviert, objektifiziert, in den heißen Scheiß aus der Pornographie verwandelt, und sozial neu in ihre traditionell weiblichen Rollen abgetrennt. Empirisch betrachtet, wurde sexuelle Befreiung in den 1960er Jahren im großen Stil von Frauen praktiziert und es funktionierte nicht: meint, es befreite die Frauen nicht. Das Ziel – so stellte sich heraus – war Männer zu befreien, damit sie Frauen ohne bürgerliche Einschränkungen benutzen können, und darin war sie erfolgreich. Eine Konsequenz für Frauen war die Intensivierung der Erfahrung sexuell weiblich zu sein – genau das Gegenteil von dem, was diese idealistischen Mädchen sich für sich selbst erträumt haben. Indem sie eine Vielzahl von Männern in einer Vielzahl von Umständen erlebten, entdeckten Frauen, die keine Prostituierten waren, die unpersönliche und klassenbedingte Natur ihrer sexuellen Funktion. Sie entdeckten die absolute Irrelevanz ihrer eigenen individuellen, ästhetischen, ethischen oder politischen Befindlichkeiten […] im Sex, wie er von Männern praktiziert wurde. Der sexuelle Standard war der Mann-fickt-Frau-Fick, und Frauen dienten ihm – es diente nicht den Frauen.

In der sexuellen Befreiungsbewegung der 1960er Jahre waren Zwang oder untergeordneter Status von Frauen kein Thema, weder in der Ideologie, noch in der Praxis. Es wurde angenommen, dass in einem nicht unterdrückten Status, jeder jederzeit Geschlechtsverkehr wollen würde […] und es wurde angenommen, dass wenn Frauen Geschlechtsverkehr ablehnten, keinen Orgasmus vom Geschlechtsverkehr bekämen oder Geschlechtsverkehr nicht zu einer bestimmten Zeit mit einem bestimmten Mann wollen würden, oder mit weniger Partnern als verfügbar, oder wenn sie müde wurden, oder verärgert waren, dass dies alles Zeichen oder Beweis für sexuelle Unterdrückung wären. Ficken an sich war Freiheit an sich. Wenn Vergewaltigung – offensichtliche, klare, brutale Vergewaltigung –  auftrat, dann wurde sie ignoriert. […] Implizit gab es die Überzeugung, dass Zwang nicht notwendig wäre, wenn Frauen nicht unterdrückt wären; Frauen würden ficken wollen und müssten nicht dazu gezwungen werden; also war es ihre Unterdrückung, und nicht der Zwang, welcher der Freiheit im Weg stand. […] Niemand wurde für erzwungene sexuelle Handlungen, Vergewaltigungen, Schläge gegen Frauen zur Rechenschaft gezogen, wenn es nicht die Frauen selbst waren, denen die Schuld in die Schuhe geschoben wurde – in der Regel dafür, dass sie sich nicht fügen wollten. Das waren vor allem Frauen, die sich fügen wollten – die das versprochene Land der sexuellen Freiheit wollten – und trotzdem ihre Grenzen hatten, ihre Vorlieben, ihre Geschmäcker, ihr Verlangen nach Intimität mit bestimmten Männern und nicht anderen, Launen, die nicht notwendigerweise von der Menstruation oder dem Mond abhingen, Tage an denen sie lieber arbeiten oder lesen wollten; und sie wurden für [all das] bestraft. […] Zwang wurde gegen sie ausgeübt, oder sie wurden bedroht und erniedrigt oder rausgeworfen. […]

In den Garten der irdischen Freuden, der als 60er Gegenkultur bekannt war, drang die Schwangerschaft ein, fast immer grob. Und selbst dann und dort [sah man in ihr] eine der echten Hürden für weibliches Ficken auf männliche Nachfrage. Schwangerschaften machten Frauen ambivalent, zögerlich, besorgt, mürrisch, beschäftigten sie; sie führten sogar dazu, dass Frauen nein sagten. In den 1960er Jahren war die Pille nicht einfach zu bekommen, und nichts anderes versprach Sicherheit. Insbesondere unverheiratete Frauen hatten Probleme Kontrazeptiva, inklusive dem Diaphragma, zu bekommen, und Abtreibung war illegal und gefährlich. […] Besonders schwer zu beeinflussen waren Frauen, die bereits illegale Abtreibungen gehabt hatten. Egal was sie über Ficken dachten, egal wie sehr sie es liebten oder tolerierten, sie wussten es hatte Konsequenzen für sie, verbunden mit Schmerzen und Blut, und sie wussten es kostete die Männer so gut wie nichts, außer vielleicht manchmal ein bisschen Geld. Schwangerschaft war eine materielle Realität und sie konnte nicht wegdiskutiert werden. […]

Schwangerschaft, als Tatsache, war ein Anti-Aphrodisiakum. Schwangerschaft, die damit verbundene Last, erschwerte es den Blumenjungen die Blumenmädchen zu ficken […]. Es war die Bremse, die Schwangerschaft dem Ficken auferlegte, die Abtreibung zu einem hochprioritären Thema für Männer in den 1960er Jahren machte – nicht nur für die jungen Männer, auch für die älteren linken Männer, die von der Gegenkultur Sex abschöpften, und sogar für traditionellere Männer, die ab und zu in den Pool der Hippie-Mädchen tauchten.  Die Entkriminalisierung der Abtreibung – das war das politische Ziel – wurde als letzter freudiger Ansporn gesehen: Sie würde Frauen absolut verfügbar, absolut „frei“ machen. Damit die sexuelle Revolution funktionieren konnte, musste Abtreibung für Frauen jederzeit verfügbar sein. Wenn sie es nicht war, dann würde Ficken für die Männer nicht jederzeit verfügbar sein. Flachlegen stand auf dem Spiel. Nicht nur das Flachlegen an sich, sondern die Art und Weise des Flachlegens, die eine große Zahl von Männern und Jungs immer gewollt hatte – viele Mädchen, die es jederzeit wollten, außerhalb der Ehe, kostenlos. Die männlich-dominierte Linke agitierte und kämpfte und argumentierte und organisierte sogar für die Abtreibungsrechte für Frauen, und stellte sogar politische und finanzielle Ressourcen dafür zur Verfügung. Die Linke war militant bei diesem Thema.

Aber dann, Ende der 1960er Jahre, wurden Frauen, die sowohl politisch als auch sexuell aktiv waren, auf neue Weise radikal: Sie wurden Feministinnen. Sie wurden nicht Betty Friedans Hausfrauen. […] Robin Morgan schrieb 1970:

„Wir haben den Feind getroffen und er ist unser Freund. Und gefährlich. […] Es tut weh zu verstehen, dass eine Frau in Woodstock oder Altamont als verklemmt oder zur Spielverderberin erklärt werden konnte, wenn sie nicht vergewaltigt werden wollte.“

Das waren die Anfänge: Anzuerkennen, dass die brüderlichen Liebhaber sexuelle Ausbeuter waren, die genauso zynisch waren wie die anderen Ausbeuter. […] Es war die grobe und schreckliche Realisierung, die sich als explosiv erwies, dass Sex nicht brüderlich-schwesterlich war, sondern Herrscher-Sklave – und dass dieser mutige neue Radikale nicht nur Meister in seinem eigenen Heim sein wollte, sondern Pascha in seinem eigenen Harem. Die Frauen wurden entfacht durch die Realisierung, dass sie sexuell benutzt worden waren. Diese Frauen diskutierten Sex und Politik miteinander und reichten damit über die männliche Agenda der sexuellen Befreiung hinaus  […] – und sie entdeckten, dass ihre Erfahrungen erstaunlich gleich waren und von erzwungenem Sex zu sexueller Erniedrigung bis hin zum Verstoß und zynischer Manipulation, sowohl als Dienstgesinde als auch als Stück Hintern, reichten. Und dass die Männer tief verwurzelt waren in Sex als Macht: Sie wollten die Frauen zum ficken und keine Revolution. Die Männer weigerten sich, sich zu ändern und, noch bedeutender als das, sie hassten die Frauen dafür, dass sie ihnen, nicht mehr als nach den alten Bedingungen, dienen wollten – da hatten wir [die sexuelle Revolution] enthüllt, für das was sie war. Und die Frauen verließen die Männer – in Scharen. Die Frauen formten eine autonome Frauenbewegung, eine militante feministische Bewegung, um gegen die sexuellen Grausamkeiten, die sie erfahren mussten, anzukämpfen und um für die sexuelle Gerechtigkeit, die ihnen verwehrt worden war, zu kämpfen.

Aus ihren eigenen Erfahrungen […] fanden die Frauen ihre erste Prämisse für ihre politische Bewegung: Dass die Freiheit für eine Frau von ihrer absoluten Kontrolle über ihren eigenen Körper in Bezug auf Sex und Reproduktion abhängig ist, und nicht ohne diese existieren kann. Dies beinhaltete nicht nur das Recht eine Schwangerschaft zu terminieren, sondern auch das Recht keinen Sex zu haben, nein zu sagen, nicht gefickt zu werden. Für Frauen führte dies zu vielen […] sexueller Entdeckungen, auch über die Natur und Politik ihre eigenen sexuellen Begierde, aber für Männer handelte es sich dabei um eine Einbahnstraße – viele von ihnen erkannten Feminismus niemals außerhalb ihres eigenen sexuellen Verlustes an; Feministinnen nahmen ihnen den einfachen Fick weg. Sie taten alles um der feministischen Bewegung das Rückgrat zu brechen – und in Wahrheit haben sie damit bis heute nicht aufgehört. Besonders bedeutend war dabei die Veränderung in Bezug auf die politische Positionierung gegenüber Abtreibung. Das Recht auf Abtreibung, definiert als intrinsischer Teil der sexuellen Befreiung war für sie essentiell gewesen […] Das Recht auf Abtreibung, definiert als intrinsischer Teil des Rechts der Frau auf Kontrolle über ihren Körper, auch in Bezug auf Sex, war eine Angelegenheit von höchster Indifferenz.

Die materiellen Ressourcen wurden eingefroren. Feministinnen kämpften den Kampf für entkriminalisierte Abtreibung […] auf der Straße und in den Gerichtssälen mit schwindender männlicher Unterstützung. 1973 gab der Supreme Court Frauen die legalisierte Abtreibung: Abtreibung, die vom Staat reguliert wird.

Wenn bis 1973 die linken Männer noch eine heftige Indifferenz gegenüber Abtreibungsrechten zu feministischen Bedingungen an den Tag gelegt hatten, schwang diese Gleichgültigkeit nach 1973 in offene Feindseligkeit um: Feministinnen hatten jetzt das Recht auf Abtreibung und sagten immer noch nein – nein zu Sex zu männlichen Bedingungen und zu einer Politik, die von diesen Männern dominiert wurde. Legalisierte Abtreibung machte diese Frauen nicht verfügbarer für Sex; im Gegenteil gewann die Frauenbewegung an Größe und Bedeutung und das männliche sexuelle Privileg wurde immer intensiver  in Frage gestellt, mit immer größerer Leidenschaft und immer größerem Ehrgeiz. Die linken Männer wandten sich vom politischen Aktivismus ab: ohne das einfache Flachlegen, waren sie nicht in der Lage sich für radikale Politik einzusetzen. In der Therapie entdeckten sie, dass […] sie Trauma im Mutterleib erfahren haben. Fetale Psychologie […] entwickelte sich auf der therapeutischen Linken (dem Nachlass der männlichen gegenkulturellen Linken), noch bevor irgendein rechter Minister oder Gesetzgeber jemals auf die Idee gekommen ist, sich politisch für fertilisierte Eizellen als Personen unter dem Schutz des Fourteenth Amendment einzusetzen […]. Auf der gewaltfreien Linken wurde Abtreibung zunehmend als Mord angesehen […] „Abtreibung ist die heimische Seite des nuklearen Rüstungswettkampfs“, schrieb ein männlicher Pazifist im Jahr 1980 […] Ohne einfachen Fick hatten sich die Dinge auf der Linken offensichtlich geändert.

Die Demokratische Partei, das Heim des linken Establishments, […] hat die Abtreibungsrechte schon 1972 aufgegeben, als George McGovern, der gegen Richard Nixon kandidierte, sich weigerte sich zu Abtreibung zu bekennen […] Als 1976 durch den Hyde Amendment die Medicaid-Finanzierung für Abtreibungen gestrichen wurde, fand dies Jesse Jacksons Unterstützung […]. Gerichtliche Auseinandersetzungen verzögerten die Implementierung, aber Jimmy Carter, der mithilfe von feministischen und linken Gruppen in die Demokratische Partei gewählt worden war, hatte seinen Mann Joseph A. Califano, Jr., den Kopf des Deparment of Health, Education und Welfare, der die Bundesfinanzierung für Abtreibung via administrativem Befehl blockierte. […]

Die männliche Linke wandte sich von Abtreibungsrechten aus besonders furchtbaren Gründen ab: Die Jungs wurden nicht flachgelegt; es herrschte Bitterkeit und Ärger gegenüber den Feministinnen, weil sie eine Bewegung zum Erliegen brachten (indem sie sich ihr entzogen), die sowohl Macht als auch Sex für Männer bedeutete; und es gab auch diese bekannte, kaltschnäuzige Gleichgültigkeit des sexuellen Ausbeuters – wenn er sie nicht ficken konnte, dann war sie nicht real.

Die Hoffnung der männlichen Linken ist es, dass der Verlust der Abtreibungsrechte Frauen wieder ihrem Rang zuführt – oder auch die Angst davor. Und die männliche Linke hat alles was ihnen möglich war für diesen Verlust getan. Die Linke hat ein Vakuum geschaffen, dass die Rechte sich anschickt zu füllen. […] Aber die Linke hat nicht nur mit Abwesenheit geglänzt, sondern war auch präsent, außer sich darüber, dass Frauen ihre eigenen Körper kontrollieren, außer sich darüber, dass sie sich gegen sexuelle Ausbeutung organisieren, was per Definitionem meint, dass Frauen sich gegen die sexuellen Werte der Linken organisieren. Wenn die feministischen Frauen ihre Abtreibungsrechte verloren haben, dann werden sie von den Linken Männern zurückerwartet – um um Hilfe zu betteln […], bereit einen Deal zu schließen, bereit ihre Beine wieder zu spreizen. Auf der Linken werden Frauen Abtreibung zu männlichen Bedingungen erhalten, als Teil der sexuellen Befreiung, oder Frauen werden keine Abtreibung haben, oder nur mit Todesrisiko.

Und die Jungs der 60er sind auch erwachsenen geworden. Sie sind älter geworden. Sie sind nun Männer im Leben, nicht nur im Fick. Sie wollen Babies. Obligatorische Schwangerschaft ist fast der einzige Weg, der sicher stellt, dass sie sie bekommen. […]

Die Mädels der gegenkulturellen Linken lagen falsch: nicht über BürgerInnenrechte, den Vietnamkrieg oder das imperialistische Amerika, aber über Sex und Männer. Es ist fair zu sagen, dass das Schweigen der Mütter ein reales, toughes und unsentimentales Wissen über Männer und Geschlechtsverkehr versteckte, und dass die laute Sexualität der Töchter romantische Ignoranz verdeckte.

Die Zeiten haben sich geändert. Das Schweigen wurde erschüttert – bzw. Teile des Schweigens wurden erschüttert. Rechte Frauen verteidigen die traditionelle Familie öffentlich; sie sind laut und sie sind zahlreich. Sie sind besonders laut über legale Abtreibung, die sie verabscheuen; und was sie über legale Abtreibung zu sagen haben, steht in Verbindung zu dem, was sie über Sex wissen. […] Die 60er Jahre sind nicht spurlos an ihnen vorbeigezogen. Sie haben von dem, was sie gesehen haben, gelernt. Sie sahen die zynische männliche Benutzung von Abtreibung um Frauen zu leichteren Ficks zu machen – zunächst die politische Nutzung des Themas, und dann, nach der Legalisierung, die tatsächliche Benutzung der medizinischen Prozedur. Als Abtreibung legal geworden war, sahen sie eine massive soziale Bewegung um den sexuellen Zugriff auf Frauen zu männlichen Bedingungen zu sichern – die Schwemme an Pornographie; und in der Tat verknüpfen sie die beiden Themen, und sie tun dies nicht aufgrund von Hysterie. Abtreibung, so sagen sie, floriert in einer pornographischen Gesellschaft. Pornographie, sagen sie, floriert in dem, was sie Abtreibungsgesellschaft nennen. Was sie meinen ist, dass beides Frauen zum Fick degradiert. Sie haben gesehen, dass die Linke sich für Frauen nur zu ihren eigenen sexuellen Bedingungen einsetzt – als Ficks; Sie finden das rechte Angebot ein klein wenig generöser. Sie sind nicht geblendet von dem Versprechen der Abtreibung als Wahlmöglichkeit, als sexuelle Selbstbestimmung, als weibliche Kontrolle über den eigenen Körper, weil sie wissen, dass dieses Versprechen Unsinn ist; so lange Männer Macht über Frauen haben, werden Männer Abtreibung nur zu ihren Bedingungen erlauben.

Rechte Frauen sehen in Promiskuität, die legale Abtreibung vereinfacht, die Generalisierung von Zwang. Sie sehen Zwang in der Ehe als essentiell eindämmbar – eingedämmt in der Ehe, limitiert auf einen Mann zur gleichen Zeit. Sie versuchen mit ihm „klarzukommen“. Sie sehen diese Limitierung – ein Mann zur gleichen Zeit – als notwendigen Schutz vor den vielen Männern, die das Gleiche tun würden und für die sie zu sexual-liberalen Bedingungen verfügbar sein müssten, Bedingungen […] die durch Abtreibungsrechte möglich gemacht wurden. Mit diesem ganzen öffentlichen Gerede führen sie die traditionelle Stille von Frauen über Zwang in der Ehe fort: aber alles was sie tun beruht auf ihrem Wissen darüber, und sie sehen nicht, wie mehr Zwang besser sein sollte als weniger Zwang – und mehr Männer bedeutet mehr Zwang gegenüber ihnen.

Rechte Frauen beschuldigen Feministinnen der Doppelmoral und der Grausamkeit weil sie für legale Abtreibung eintreten, weil, ihrer Meinung nach, legale Abtreibung sie zu verfügbaren Ficks macht, ohne Konsequenzen für die Männer. In ihrer Sicht, ist Schwangerschaft die einzige Konsequenz des Sex, die Männer dafür zur Verantwortung zieht, was Männer Frauen antun. Dieser Zwangsläufigkeit beraubt, werden Frauen ihrem überzeugendsten Argument, nein zu Geschlechtsverkehr zu sagen, beraubt.  Die Ablehnung von Empfängnisverhütung beruht auf dem gleichen Prinzip.

Rechte Frauen haben den Zynismus der Linken bei der Benutzung von Abtreibung um Frauen sexuell verfügbar zu machen gesehen, und sie haben ebenfalls gesehen, wie die Linke Frauen fallen ließ, die nein sagten. Sie wissen, dass Männer keine Prinzipien oder politischen Agenden haben, die nicht kongruent sind mit dem Sex, den sie wollen.  […] Sie wissen, dass jede Frau versucht, den für sich besten Deal zu machen. Sie stellen sich der Realität und was sie sehen, ist, dass Frauen gefickt werden, egal ob sie wollen oder nicht. Rechte Frauen werden von weniger Männern gefickt; Offene Abtreibung nimmt Frauen die Schwangerschaft als soziale und sexuelle Kontrolle über Männer; sobald eine Frau Schwangerschaft einfach und offen und ohne Todesrisiko planen kann, wird sie ihrer besten Möglichkeit nein zu sagen entledigt […]. Die Konsequenzen einer Schwangerschaft könnten ihn abhalten […] Die rechte Frau macht den aus ihrer Sicht besten Deal. Ihr Deal verspricht, dass sie nur von ihm gefickt werden muss, und nicht von all seinen Kumpels auch noch; dass er für die Kinder bezahlen wird; dass sie in seinem Haus auf seinem Einkommen leben kann; und sie lächelt und sagt, dass sie eine Mami sein will und Hausfrau spielen will.  […]

Chris Hedges: Die Hurerei der Linken

VANCOUVER, British Columbia – Prostitution ist der vollkommene Ausdruck des globalen Kapitalismus. Unsere Firmenchefs sind Zuhälter. Wir alle werden entwürdigt und erniedrigt, verarmt und machtlos zurückgelassen, um den grausamen und lüsternen Ansprüchen der Wirtschaftselite zu dienen. Und wenn sie uns leid sind, oder wir nicht länger von Nutzen sind, werden wir als menschlicher Abfall ausrangiert. Wenn wir Prostitution als legal akzeptieren, wie Deutschland das getan hat, als einer Zivilgesellschaft statthaft ansehen, dann nehmen wir einen weiteren gemeinsamen Schritt in die globale Kultur, die von den Mächtigen errichtet wird. Der Kampf gegen Prostitution ist der Kampf gegen einen entmenschlichenden Neoliberalismus, der bei der Unterordnung von verarmten Mädchen und Frauen beginnt, aber nicht dort endet..

Armut ist kein Aphrodisiakum. Diejenigen, die ihre Körper für Sex verkaufen, tun dies aus Verzweiflung heraus. Sie enden oftmals physisch verletzt, mit einer Vielzahl von Krankheiten und medizinischen Leiden, und leiden unter ernsthaften emotionalen Traumata. Die Linke begeht moralischen Bankrott durch ihren Fehler legale Prostitution nicht als ein anderes Gesicht des Neoliberalismus zu erfassen. Seinen Körper zu verkaufen hat nichts mit Wahlfreiheit zu tun. Es hat nichts mit Freiheit zu tun. Es ist eine Form ökonomischer Sklaverei.

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Unser Gentleman der Woche: Gregor Gysi

Dieses Bild ziert seit heute mittag die Facebookseite von Gregor Gysi, dem Fraktionsvorsitzenden der Linksfraktion im deutschen Bundestag  Wir erinnern uns: DIE LINKE ist die Partei, die sich immer wieder gerne das Label “feministisch” gibt. Und Gregor Gysi derjenige, der trotz diverser Beschlüsse zur Mindestquotierung keine weibliche Mit-Fraktionsvorsitzende an seiner Seite dulden will.

Gysi kommentiert den Bild-Post übrigens wie folgt

“Es gibt verschiedene politische, sehr politische Gründe, weshalb ich gerne unseren Neujahrsempfang besuche.”

Beifall bekommt er zu Hauf: Eine Stunde nach dem Posten hat das Bild bereits mehr als 3.000 Likes und über 300 Kommentare (meist männlicher Facebook-User).

Kostprobe gefällig?

“Gysi du Player”

“gregor du alter milf hunter”

“Gregor du hengzt (sic)”

“Bei Gysi läuft”

“SIE ALTER PLaYboYyyyyyY”

“So nen Bild hätt ich von Gehard Schröder erwartet ^^ Wo ist das Goldkettchen?^^”

“de Babo”

“voll der Checker”

“Gregor, du machst Hugh Hefner Konkurrenz”

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