Flüchtlinge: Beliebte Opfer von Menschen- und Organhändlern

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By Haeferl (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Es gibt einen weltweit florierenden Welthandel mit Organen. Zunehmend wird auch die Notsituation von Flüchtlingen ausgenutzt um an „Nachschub“ zu kommen.

So ist zum Beispiel Ägypten zum regionalen Knotenpunkt für Organhandel geworden. Im Jahr 2010 wurden beispielsweise, wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) berichtet, ca. 14.000 Flüchtlinge aus Eritrea, dem Sudan und Äthiopien von Schleusern über die Grenze nach Israel gebracht und auf dem Weg dorthin von organisierten Kriminalitätsbanden abgefangen um Lösegeld zu erpressen. Zentral sind hier u.a. die Flüchtlingslager Mai Aini in Äthiopien und Shagarab im Sudan. Flüchtlinge, die nicht von ihren Familienmitgliedern freigekauft werden konnten wurden an Banden im Nord-Sinai verkauft, getötet und ihrer Organe beraubt. Ausgelöste Flüchtlingsfrauen berichten u.a. davon mit Elektroschockern traktiert und mit Stöcken vergewaltigt worden zu sein – teilweise mussten die Angehörigen dies zu Hause über das Telefon mit anhören. Ein CNN-Bericht aus dem Jahr 2012 berichtet davon, dass ein Menschenhändler seine eigene, aus einer Vergewaltigung entstandene drei Monate alte Tochter brutalst gefoltert und auf den Kopf geschlagen habe.

Die Mehrzahl beduinischer Sheiks lehnt Menschen- und Organhandel ab und engagiert sich inzwischen mit direkten Aktionen gegen die Verbrechen der organisierten Kriminalität.

In einer Leichenhalle des Hospitals von Al Arish, einer Stadt im Norden des Sinai, fanden Menschenrechtler Tote deren Körper in der Mitte oder an den Seiten mit großen Stichen wieder zugenäht worden waren. Sie waren ihrer Nieren, Lebern, Herzen und Augenlinsen beraubt worden. Ein Beduine verglich dies gegenüber CNN mit „Ersatzteilen fürs Auto“ und berichtete von Anrufen von Ärzten aus Kairo die dieses oder jenes Organ für ihre Privatpatienten benötigten.

Seit 2007 sind mindestens 4000 Flüchtlinge im Sinai spurlos verschwunden. Es existieren Massengräber z.B. direkt neben einer Müllhalde eines Slums bei Al Arish.

Wie lukrativ dieses Geschäft ist zeigt das Beispiel Syrien:

Viele in den Libanon geflohene Syrer sehen sich gezwungen aus existentieller Not Organhändlern Körperteile zur Transplantation zu verkaufen.  Durch die große Zahl der (erzwungenermaßen) Verkaufswilligen sind die Schwarzmarkt-Preise für bspw. Nieren drastisch gefallen. Statt 12.000-15.000 Dollar bringt eine Niere derzeit nur 7.000 Dollar ein. Mittelsmänner erhalten 600-700 Euro Provision. Arabische Transplantationspatienten zahlen bis zu 500.000 Dollar für eine Operation.

Der Transplantationsexperte der WHO, Luc Noel, erklärt warum der Libanon ein Traumland für die organisierte Kriminalität ist: Arme Menschen + Region sehr reicher Kunden + keine staatliche Kontrollen = blühende Geschäfte

Die Entnahme der Organe erfolgt in Untergrundkliniken. Ein Kairoer Arzt flog durch einen Autounfall auf: Er transportierte in seinem Wagen eine Kühlbox mit menschlichen Organen.

Schätzungsweise werden weltweit jährlich 5000-10.000 illegale Nierenverpflanzungen vorgenommen. Die meisten Fälle werden von nationalen Strafverfolgungsbehörden nicht entdeckt.

Zu all dem herrscht weltweit größtenteils große Stille. Eine Welle der Empörung? Ein Aufschrei? Fehlanzeige.

Interpol befürchtet durch die Alterung der Bevölkerung und die Zunahme von Diabetes in den „entwickelten“ Ländern eine weitere Zunahme von illegalem Organhandel. Bereits 2008 fehlten rund 11.000 Spenderorgane alleine in Deutschland. Dies sollte man bei der Überlegung zum Für und Wider der Organspende stets im Hinterkopf behalten. Wie können wir kontrollieren, dass die Organe, die uns im Notfall verpflanzt werden nicht von Flüchtlingen geraubt oder erpresst wurden oder nur unter existenzieller Armut „freiwillig“ gespendet wurden. Können wir in einem kapitalistischen System darauf vertrauen, dass schon alles seine Richtigkeit hat?

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