Alle Artikel von Gastbeitrag

Facebook und das D-Wort…

… oder die Kompatibilität des Wortes „Dyke“. Ich habe es dann ausprobiert. Immerhin ist ja der Juni internationaler „Pride Month“, also ein Monat für Schwule und Lesben, die LGBTQ*+ Community, und da kann ja mal gratuliert werden.


Bild 1 „Stonewall“

Weniger als eine Minute, nachdem ich es gepostet hatte, meldete facebook mich ab und bei der Wiederanmeldung erschien dies:

Bild 2 – „removed“

Das Wort „Dyke“ (1) verstößt gegen Facebook-Community Standards? Seit wann? Und vor allem: In welchem Kontext? Mein Bild war auf „Freunde“ (Facebook nennt das so) gesetzt – eine größere Öffentlichkeit wurde also gar nicht tangiert.

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Vorwurf Trans*feindlichkeit. Der Ausschluss von Lesben an Hochschulen

Frau mit Tierschädel

CC0

Von Anonyma

Ich hatte kürzlich ein Vorstellungsgespräch für einen Job im Referat für Öffentlichkeitsarbeit im AStA meiner Hochschule. Bereits im Vorstellungsgespräch nahm ich meinen Mut zusammen und erklärte den beiden Mitgliedern des AStA Vorstandes, dass das Autonome Feministische Referat (FemRef) meine Einstellung nicht gutheißen wird. Ich stellte die Bedingung, dass sie hinter mir stehen müssten, sollten sie sich für mich entscheiden. Mir wurde daraufhin eine Entscheidung aufgrund von Qualifikationen zugesichert. Stattdessen wurde die Entscheidung jedoch anhand der Anschuldigung des FemRefs getroffen: Trans*Feindlichkeit.

Wie kam es dazu?

Im November wurde ich gewählte Referentin des Autonomen Feministischen Referats meiner Hochschule. Ich wusste, dass ich mit einigen Ansichten nicht konform war, dachte damals aber noch, dass sich da sicherlich Kompromisse finden ließen. Nur einen Monat später wurde ich gegangen. Ich hatte Aspekte eines Vortrags kritisiert, der von einer der Referent*innen im FemRef gehalten wurde. Ich hatte meine Kritik auf Twitter geäußert – anonym und ohne den Namen der Referent*in oder den Titel des Vortrags zu nennen. Offenbar stand mein Account schon unter Beobachtung, denn in der folgenden FemRef-Sitzung wurde ich mit ausgedruckten Screenshots konfrontiert. Die anderen Referent*innen hatten das Profil mittels fragwürdiger Methoden zu mir zurück verfolgt. Es waren acht Personen anwesend, die mir alle mal ins Gesicht sagen durften wie scheiße sie mich finden. Ich durfte mich nicht äußern.

Auf dem Twitter-Account vertrat ich überwiegend radikalfeministische Ansichten. Wenn ich also sage, dass ich Menschen mit Penissen und/oder männlicher Sozialisation also damit auch trans* Frauen kategorisch als Sexualpartner*innen ausschließe, dann bin ich nicht trans*feindlich sondern einfach lesbisch. Das kann hier sehr schön nachgelesen werden. Ich schränke damit niemandes Rechte ein, sondern verteidige meine eigenen. Transsexuelle Personen selbst, wie beispielsweise Miranda Yardley, vertreten ebenfalls diese Ansicht.

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Stellungnahme von TERRE DES FEMMES

Terre des Femmes Logo

Wir dokumentieren an dieser Stelle, die Stellungnahme von TERRE DES FEMMES zu dem offenen Brief und dem korrespondierenden Artikel in der taz.

Liebe taz,

wir, als Vorstandsfrauen von TERRE DES FEMMES, würden gerne im Folgenden unsere Sichtweise zu dem heute veröffentlichten Artikel „Streit bei TERRE DES FEMMES – Kopftuchverbot-Antrag in der Kritik“ und dem offenen Brief einiger Mitfrauen schildern, von denen nur ein Teil an der jährlichen Vereinsversammlung teilgenommen hat.

Bevor wir inhaltlich auf die angesprochenen Kritikpunkte eingehen, möchten wir betonen, dass wir, die neu gewählten bzw. im Amt bestätigten Vorstandsfrauen von TERRE DES FEMMES, über die Vorgehensweise der Unterzeichnerinnen sehr irritiert waren. Wir hätten uns gewünscht, dass die unterzeichnenden Mitfrauen, ganz im Sinne des von ihnen geforderten solidarischen Miteinanders, sich direkt an uns wenden und nicht den Weg in die Öffentlichkeit und Presse wählen, um eine vereinsinterne Debatte anzustoßen.

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Wie Kachelmannanwalt Schwenn Opferverbände verunglimpft und Opfer zu Tätern macht

CC 3.0, Frank C. Müller, Wikimedia Commons https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Kachelmann-Urteil-Schwenn3.jpg

Auf einer Fachtagung für angehende JuristInnen in Halle hat Johann Schwenn, bekannt als Kachelmanns Anwalt in dessen Prozess bzgl. Vergewaltigung, offensichtlich eine Agenda verfolgt: es wurde der Eindruck erweckt, es gäbe hauptsächlich Falschaussagen bei Vergewaltigungsanzeigen und massenweise Männer würden Opfer von Frauen, die ihnen eine Vergewaltigung anhängten. Opferverbände seien „zwielichtige Vereine“, „des Teufels“ und von „Vulgärfeministinnen“ geleitet, Posttraumatische Belastungsstörung seien nicht existent, ein „interessegeleitetes Modekonstrukt“, PolizistInnen und RichterInnen könnten ja „glauben wem sie wollen“ und ließen sich von Krokodilstränen der aussagenden Frauen in ihrer Entscheidung beeinflussen. Die Menschenrechtsaktivistin Inge Bell und die AntiprostitutionsAktivistin Huschke Mau waren dabei und wehren sich jetzt mit einer Beschwerde an die Rechtsanwaltskammer.

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Im feministischen Porno-Workshop

Public Domain, CC0, Pixabay

ein Gastbeitrag von Huschke Mau

Neulich war ich auf einem Workshop, der – so angekündigt – „feministischen Porno“ zum Inhalt hatte. Ich habe das für mich zum Anlass genommen zu schauen, wie Menschen, die bisher nicht mit feministischen Pornos in Kontakt gekommen sind, auf ihn reagieren.

Die Workshopleiterin war eine Mitarbeiterin der Berliner „Sexclusivitäten“, und hatte dort, wie sie erzählte, eine Ausbildung zur „sexpositiven Referentin“  erhalten. Die Teilnehmenden (Frauen-Männer-Verhältnis etwa 50-50) waren junge AkademikerInnen.

Vorgestellt wurde der „PorYes“-Award, der seit 2009 für Pornos, die bestimmte Kriterien erfüllen, verliehen wird. Die Referentin erklärte, es gehe darum, dem Mainstreamporno Alternativen entgegenzusetzen, „neue, andere Bilder“ zu machen und Geschlechterrollen aufzubrechen. Man verstehe sich komplementär zur PorNo-Bewegung, Zitat: „Alice Schwarzers Kritik am Mainstreamporno finden wir okay, aber wir wollen nicht verbieten, wir wollen andere Bilder machen.“ Denn wenn Pornographie verboten wäre, würde auch Frauen die Redefreiheit, das heisst, das Recht, ihre eigene Sexualität auszudrücken, genommen. „Sexpositiver Feminismus“ beruhe auf drei Grundlagen: der Annahme, dass die sexuelle Freiheit zur allgemeinen Freiheit gehöre, der Überzeugung, dass Gender gesellschaftlich produziert wird (dass wir also bestimmte Geschlechterrollen nicht biologisch begründen können, weil sie anerzogen werden) und der Konsens, das heisst, alle betroffenen Parteien müssen mit dem Akt einverstanden sein und dann habe auch keine dritte Partei und auch kein Staat sich mehr einzumischen.

Jetzt ist ja aber das Problem mit Porno nicht nur, dass der Mainstreamporno immer gewalttätiger wird (dazu werde ich mal einen eigenen Text schreiben), sondern auch, dass Pornographie bedeutet, dass Menschen gegen Geld Sex miteinander haben, den sie ohne Geld wahrscheinlich nicht hätten. Pornographie ist also Prostitution, nur halt mit Kamera dabei. Und es stellt sich die Frage, kann man Pornographie bejahen, wenn man Prostitution einmal als falsch erkannt hat?

Zwei Filmszenen wurden uns vorgespielt, eine heterosexuelle und eine „lesbische BDSM-Szene“ (Gegröle unter den Männern, schmierige Kommentare: klarer Favorit).

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Ein Donnerstagnachmittag im Puff

Pixabay, CCO Public Domain

Ein Gastbeitrag von Huschke Mau

Dieser Text ist ein Tagebucheintrag aus dem Jahr 2005, als Huschke noch gar nicht Huschke hieß, sondern als SvenjaoderCharlotteoderwieauchimmer im Puff rumsaß.

Warum gestern dieser Zusammenbruch, dieses totale Absacken und Aufgeben?

Vielleicht kann ich diesen Job nicht mehr machen, vielleicht halte ich es jetzt schon nicht mehr aus, dass dieses verlogene System existiert, wo alte, geile Männer junge Mädels ficken, ja, sich richtiggehend zurechtzüchten – denn so wie früher „geschändete“ oder „gefallene“ Mädchen in die Prostitution gegeben wurden (gängige Praxis im Mittelalter – und danach auch noch, einmal „entehrt“ kommts ja nicht mehr drauf an) – so werden auch jetzt Töchter von ihren Vätern, Brüdern, Großvätern und Onkeln missbraucht und steigen danach folgerichtig in diese Branche ein und werden weiterhin behandelt wie Dreck, kriminalisiert, diskriminiert und missbraucht.

An meiner Notlage, an der ich eine Teilschuld auch dem deutschen Staat zuschiebe, der es eben nicht für nötig hält, missbrauchten, misshandelten, „asozialen“ Kindern eine Chance, eine zweite wenigstens, wenn die Startbedingungen an denen Kinder nunmal nichts ändern können schon so beschissen war, zu geben, an dieser Notlage jedenfalls verdienen gleich mehrere Männer und patriarchale Systeme: meine Freier, mein Zuhälter und der deutsche Staat. Ich wurde benutzt und rausgeschmissen aus der Gesellschaft, als sei es meine Schuld gewesen, dass ich misshandelt wurde, und jetzt stehe ich im Abseitsjeder kann mit mir tun was er will, scheinbar kann mich jeder, der es nur will, ficken, naja, nicht mehr ganz jeder, jetzt nur noch die, die zahlen, und am liebsten hätten sie es ja, würde ich ihnen endlich alle Löcher zur Verfügung stellen, und daran verdienen die Herren vom Finanzamt ja gerne auch noch was, nicht wahr, mal abgesehen vom Zuhälter, dem ich sein Haus, seinen Jeep, seine S-Klasse erficke, während auch er mich freilich ficken kann, wenn er will, selbstredend, siehe sein Umgang auch mit meiner Kollegin, die ihm gegenüber nicht nein sagen darf sonst krachts.

Und auch der Freier hat viel davon, doch nimmt er sich zuweilen noch viel mehr heraus als er eigentlich darf, aber mein Gott, was soll man schon nicht dürfen mit einer, die so viele Schwänze lutscht, mit einer, die nach Freierlogik ja demzufolge den ganzen Tag geil sein muss, und auch dafür müsste man sie bestrafen, wahrscheinlich braucht sie es nur mal wieder so richtig besorgt.

Genau das spielen wir ihnen vor, jeden Tag, denn über Huren, die nichts mitmachen, beklagen sie sich ja täglich bei uns, entweder wir sind eine von den schlechten (und verdienen nichts) oder sie erzählen uns von ihrer Odysee durch die Puffs und all den schrecklichen Mädels, die du ja echt nicht ficken kannst, und wir kriegen dann immer unser „Lob“ ab. Das tut so weh, das kannst Du Dir nicht vorstellen.

Erstens machen wir nicht genug. Und dann empören sie sich: „Was, es ist kein französisch pur dabei, das ist doch längst Standard, und da fühl ich doch gar nichts, und du hast doch auch nichts davon, bei dem Gummi“ (was soll ich, denke ich mir, auch davon haben, denken die echt ich hab lieber fremdes Sperma oder einen ungewaschenen Pimmel im Mund? Dann doch lieber nen Gummi.) und „du schluckst das doch gerne, das gehört doch dazu, und was, kein anal dabei, wieso denn nicht, das kann doch so schön sein, und du hast es doch bestimmt noch gar nicht probiert“ (ja, vielleicht ist es für EUCH schön, und nein, ich wills auch nicht probieren, tut mir bei KG 34 vielleicht auch weh, schonmal daran gedacht?), aber ein Nein ist kein Nein: „aber wenn schon kein anal, darf ich doch wenigstens ein bisschen an die rumspielen, gelle“ und dann machen sie es einfach und versuchen dann eben doch, dir den Finger in den Arsch zu drücken. Und die Diskussionen gehen weiter: „was soll das heißen, Küssen ist in dem Metier nicht üblich, das wusste ich noch gar nicht, und wieso das denn, versteh ich gar nicht“ – genau, warum solltet ihr auch nicht auch das allerletzte von uns noch in Anspruch nehmen, wo ihr das meiste von uns eh schon habt? „Küssen macht man doch so beim ficken, und darf ich dir auf den Bauch spritzen, auf die Titten, aufs Gesicht, auf die Fotze – nicht, wieso denn nicht, davon wird man doch nicht schwanger, und ich bin doch gesund wie du siehst“ (ja, der kommt tatsächlich immer wieder, dieser Spruch) und überhaupt, „komm, so ein bissl kann ich meinen Schwanz doch blank an deiner Muschi reiben, passiert doch nichts, sonst ist das doch alles so unpersönlich, da kommt doch gar kein Gefühl auf“.

Und so gehen sie munter den ganzen Tag an unsere Grenzen, und wenn ich eins gelernt habe, als ich meinen „Service“ „erweitern“ musste, damit ich überhaupt was verdien und nicht verhunger, dann das: es ist nie genug. Nie genug „Service“. Bläst du pur und schluckst, bietest du Küssen an, dann wollen sie dich fisten, dir nach einem harten Analfick ins Gesicht spritzen und dich würgen. Bietest du das an, wollen sie dir in den Mund pissen, sich den Arsch lecken lassen und dich mit Deepthroat an den Rand des Erstickens oder Kotzens bringen.

Mal davon abgesehen kann man, wie es beliebt, Dildos und Schwänze in mich reinstecken, wie´s einem halt grad lustig ist, und Gleitgel oder nass machen oder überhaupt vorher mal fragen muss nicht sein, ich bin ja eh den ganzen Tag geil. Am besten mache ich mich auch noch über sie her und tu so, als hätte ich nur auf einen wie sie gewartet. Ich wollte es ja so, heisst es dann danach, hab mich doch benommen wie ein Tier – teilweise vor Schmerz übrigens, physischem und psychischem.

Und wie sie jammern! Gott, haben sie es schwer. Erstmal muss man ja so lange suchen, bis man ein Mädel gefunden hat an dem man sich auslassen kann ohne dass sie „widerspenstig ist“ (= es sich erlaubt, Sexualpraktiken abzulehnen oder Grenzen zu setzen). Besser noch sie ist dauergeil wie eine läufige Hündin, natürlich schön eng, und gut aussehen muss sie freilich, sonst lässt man sich nicht dazu herab sie zu missbrauchen, sonst ist sie nicht annehmbar, und während draußen die Freier zu Recht nicht mal mit dem Arsch angeschaut werden, sind ihnen hier manchmal meine Tittchen zu klein, ist ihnen mein Französisch mit Gummi nicht recht, habe ich nicht die richtige Haarfarbe oder sonstwas. Manchmal sehe ich ihnen auch nicht „deutsch“ genug aus.

Wenn sie sich dann aber dazu „herablassen“ (ja, so empfinden sie es) mich zu ficken, wollen sie das ganze große Programm, der König heißt Kunde, und wann kommt denn schon mal einer, der es mir so richtig, richtig besorgt? Und dann höre ich mir noch so Sachen an wie „ich bin richtig gut im Bett, was? Eigentlich müsste ich ja Geld dafür bekommen“ oder „komm, so schlecht schau ich doch nicht aus, da können wir es doch auch für 80 Tacken machen, oder?“.

Das demütigendste aber ist und bleibt denen auch noch einen Orgasmus vorspielen zu müssen. Dreckshuren sind wir, und wir haben es ja nicht anders verdient, aber jeder braucht uns, um seinen verdammten Schwanz in uns reinzustecken, und jeder verdient an uns. Das ist der Gipfel des Kapitalismus, glaube ich.

Und danach wollen sie dann ganz schnell weg, denn jetzt haben sie ja abgespritzt, dann wird noch kurz gejammert, „für uns ist das auch nicht leicht auszuhalten, dieser Konflikt, aber was soll ich machen, meine Frau ist da nicht so offen!“, kurzes Bad im Selbstmitleid, kurzes Vortäuschen von Reue, kurzer Tätschler auf den Po und „bis bald“. Ein großes Schauspiel und Kino. Das ist der Preis dafür, dass ihnen die Institution Prostitution zusteht, und, das muss man deutlich sagen, sie zahlen ihn gerne, denn er ist gering, geringer im Wert sind dann nur noch wir Huren.

Genug von dem Thema. Ich könnte heute keinen weiteren Kunden mehr machen, das täte mir zu weh. Es sich selbst einzugestehen und offenzulegen fühlt sich tödlich an. Zwar befreit es auch irgendwie, aber die Angst vor Montag ist wieder da, wo ich so verletzlich dann nicht mehr sein darf, wo ich dann wegschieben muss dass ich weiß dass es Missbrauch ist, wenn nicht ein weiterer Mord an meiner Seele geschehen soll.

 

  1. Januar 2005, Huschke Mau

Die Hure ist schuld

Fight Sexism Graffiti

by Metro Centric via Flickr, [CC BY 2.0]

Bushido und Kollegen haben angeklopft – der linke deutsche Indie-Pop hat aufgemacht. Dass „Singer-Songwriter vom Musikgymnasium“ jetzt auch Slut-Shaming im Repertoire haben, findet „Die Zeit“ derweil „bemerkenswert“.

Wir müssen unsere Männlichkeit wieder entdecken. Denn nur wenn wir unsere Männlichkeit wiederentdecken, werden wir mannhaft. Und nur wenn wir mannhaft werden, werden wir wehrhaft, und wir müssen wehrhaft werden, liebe Freunde!

Björn Höckes Plädoyer für mehr deutsche Männlichkeit 2015 in Erfurt war so derbe autsch, oder? Auf der Fremdschämskala von 1-10 ne‘ glatte 11! Und trotzdem: Die Rufe nach Rückbesinnung auf deutsches Machotum sind voll im Trend – zunehmend überall, zunehmend links von Björn und Frauke. So ist auch Zeitjournalist Lars Weisbrod begeistert auf den Zug nach vorvorgestern aufgesprungen und feiert mit seinem Artikel „Du Nutte“ etwas, das er in einem argumentativ so halsbrecherischen wie dürftigen Akt die „Remaskulinisierung“ der deutschen Popmusik nennt.

Diese, wenn man so will, neue deutsche Männlichkeit besteht für ihn nämlich nicht etwa in neuem Mut zu revolutionären Lyrics mit politischer Kante, die die Mächtigen geißeln und die A&R’s der Plattenfirmen vor Verzweiflung in die Kragen ihrer Camp-David-Poloshirts beißen lassen. Nein und weit gefehlt!
Männlichkeit, wie sie Weisbrods Text versteht, meint eigentlich nur das hier: Mal wieder gepflegt Hure sagen zu einer, die nicht mit dir will.

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Mehr Feminismus in der L-Community (und umgekehrt) – ein Plädoyer

Anlass für diesen Text: Die Ankündigung einer „European Lesbian* Conference 2017“ (1) mit folgender Erläuterung:

„Our aim is to hold an inclusive European Lesbian* Conference. We insist on calling it a lesbian conference although we recognize that, as with any category or label, it may be contested and insufficient to describe the diversity of our communities. We are aware that many previous lesbian gatherings have struggled with issues about who should or should not be included at the conference. However, using the word “lesbian” is part of the political struggle for visibility, empowerment and representation.
Therefore we will use “lesbian*” with an asterisk, so as to include anyone who identifies as lesbian, feminist, bi or queer, and all those who feel connected to lesbian* activism.“

Soweit.

Trotz des Instant-Dementi mit dem * und der dazugehörigen Erläuterung war der erste Kommentar, der mir auf einer größeren englischsprachigen Facebookseite zu der Konferenz begegnete und auf der ich die Konferenz gefunden hatte, ein Wutgeheul darüber, dass „gay women“ – also „schwule Frauen“ hier eine Konferenz hätten, ohne sich im geringsten zu bemühen „Transpersons“ einzubeziehen und wieso ihnen dies gestattet würde.

Was mich zu „Beißreflexe“ von Patsy L’Amour LaLove bringt, und zu der Hoffnung, dass sich die Queer-Community endlich ihren inneren Problemen widmet anstatt immer wieder ausgerechnet und fast ausschließlich auf Feministinnen oder Lesben loszugehen.

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Beißreflexe – Kritik an queerem Aktivismus, autoritären Sehnsüchten, Sprechverboten

Beißreflexe - Buchcover

Beißreflexe - Querverlag, 2017

Heute scheint es selbstverständlich, dass queer irgendwie alles ist, was sich selbst eine Abweichung von Norm zuschreibt. Niemand will heute mehr normal sein, also sind alle queer, denn jede sexuelle Differenz, jeder Fetisch wird zum Bestandteil einer Identität.

Ein AutorInnen-Kollektiv rund um Patsy L’Amour lalove hat einen Sammelband herausgebracht, dessen Beiträge sich kritisch mit der queerfemistischen (Netz)szene (in Berlin) und den dort vorherrschenden Strukturen, der Meinungs- und Diskussionskultur und ihren Reglements auseinandersetzen. Auch wenn Kritik und das Aufzeigen dieser destruktiven Strukturen und Dynamiken bereits stattgefunden hat und glücklicherweise zunimmt: Die Beiträge füllen in ihrer Komprimiertheit und Klarheit eine Lücke und eine längst fällige und breite Debatte könnte mit dem vorliegenden Band angestoßen werden (oder schon angestoßen worden sein, das illustriert jedenfalls das korrespondierende Twitter-Spektakel).

Die AutorInnen widmen sich den übergeordneten Themen Betroffenheit, Schmutzräume und Trigger, Privilegiencheck, Queere Theorie, Pinkwashing und Antisemitismus, Queering Islam, Queer in Berlin.

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Was bedeutet Solidarität mit Prostituierten?

Seit Tagen treibt mich die Frage um, wie ich ausdrücken kann, was für mich Solidarität mit Prostituierten ist. Der Grund dafür ist das Prostituiertenschutzgesetz, welches diesen Sommer kommt, und die darin enthaltene Anmeldepflicht.

Ich sage das gleich am Anfang: sollte ich jemals wieder anschaffen müssen, weil ich in einer Notlage bin, die jetzt noch nicht abzusehen ist, werde ich mich nicht anmelden. Eher hack ich mir die rechte Hand ab als das das zu tun.

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