Verque(e)re Logiken: Die Gesetze, an denen nicht gerüttelt werden darf

Woman Power Symbol, Feminist Fist

Public Domain C00

Inhaltshinweis: In diesem Artikel werden (sexuelle) Gewaltschilderungen thematisiert.

Nicht, dass wir nicht geahnt hätten, dass dieser Artikel kontroverse Reaktionen auslösen würde, die Heftigkeit dieser hat uns dennoch schockiert – und wir sind einiges gewöhnt.

Über simple Beschimpfungen und krude Thesen zuckten wir nur noch reglos mit den Achseln, denn sie waren nichts im Gegensatz zu den Mord-, Gewalt- und Vergewaltigungs(an)drohungen, die wir von Männern und Trans-Aktivisten erhielten und deren Gangart erstaunliche Parallelen zu den Methoden der Männerrechtsaktivisten aufwies, bei denen alles erlaubt zu sein scheint. Doch dazu später mehr.

Bevor der Artikel veröffentlicht wurde, war uns klar, dass es im Grunde unerheblich ist, wie ein Artikel aus diesem Themenkomplex aufgebaut ist, ob als Erfahrungsbericht, als Polemik, Satire oder als dezidiert feministische Analyse – wer gegen die Gebote des Queerfeminismus verstößt oder das Gender-Konstrukt kritisiert, sticht in ein Wespennest, das den Dialog qua der Unverfrorenheit, dies einfach zu tun, von vornherein ausschließt.

Sexuelle Gewalt als zentrales Thema des Radikalfeminismus

Warum es wichtig war, dass dieser Text erschien, ergibt sich aus der Tatsache, dass wir Feministinnen und Frauen sind und sexuelle Gewalt (ähnlich wie das System, in dem sie geschieht und ihre Folgen) ein zentrales Thema des radikalen Feminismus ist. Radikaler Feminismus (nein, nicht der liberale und auch nicht der Queerfeminismus) ebnete Frauen den Weg, ihre Geschichte/n zu erzählen und sexuelle Gewalt auf die Agenda einer Gesellschaft zu setzen, die verstehen muss, dass Frauenrechte Menschenrechte sind – allen voran aber auf die Agenda des Feminismus.

Wie fragil es um diese zentralen Themen und das Private, das das Politische ist, bestellt ist, wurde uns in den letzten Tagen plausibel vor Augen geführt.

Der Artikel wollte von den „KritikerInnen“ offensichtlich nicht gelesen werden oder wollte bewusst falsch verstanden werden. Anders können wir uns die teils doch recht konfusen (um es mal diplomatisch auszudrücken) Reaktionen nicht erklären.

Wir haben kein Bedürfnis, uns zu rechtfertigen und sehen auch keine Notwendigkeit, dies zu tun. Davon einmal abgesehen, dass uns weitere detaillierte Erklärungen hinsichtlich der – zumeist – gescheiterten Versuche, tatsächlich in einen argumentativen Austausch zu kommen, relativ sinnlos erscheinen. Aber Tatsachen sind ja dennoch ganz hilfreich:

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Die schwarze feministische Frauenbewegung-Black History Month

sitting back not giving a fuck about what black men think or say

Wir alle kennen, oder hören immer öfter,  die neuen Schlagwörter wie „white feminism“, „critical whiteness“, die mittlerweile fast wie Beleidigungen, aber zumindest vorwurfsvoll, klingen und sich auf weiße Feministinnen und ihren Feminismus beziehen. Diese Begriffe ignorieren tatsächlich die Unterdrückungsmechanismen des schwarzen Patriarchats und fokussieren sich zunehmend ausschließlich auf weiße Frauen. Nicht, dass weiße Frauen es nicht auch verdient hätten kritisiert zu werden. Aber wie sieht wirklich der Ursprung des schwarzen Feminismus aus, der den Begriff der „Intersektionaliät“ schuf und Mechanismen der Unterdrückung anders betrachtete.

Die schwarze feministische Frauenbewegung (Black Feminist Movement) entstand tatsächlich als Antwort auf die schwarze Befreiungsbewegung (Black Liberation Movement) und der amerikanischen Frauenbewegung. Schwarze Frauen fühlten sich unterdrückt, und wurden unterdrückt, durch den herrschenden Rassismus in der, mehrheitlich weißen, Frauenbewegung. Gleichzeitig waren sie aber auch Opfer von Sexismus in der schwarzen Befreiungsbewegung. „Schwarzsein“ wurde sozusagen gleichgesetzt mit schwarzen Männern. Schwarze Frauen existierten nicht in diesem Konzept.  „Frausein“ und Feminismus wurde ebenso gleichgesetzt mit weißen Frauen.  Schwarze Frauen wurden auch hier nicht wahrgenommen, nicht wirklich. Das Ergebnis war, dass schwarze Frauen sich als unsichtbar betrachteten,  und sie erkannten, dass ihre Bedürfnisse nicht gesehen wurden. Weder in der einen Bewegung, noch in der anderen.

Die schwarze Befreiungsbewegung und einige Abgründe:

Die schwarze Befreiungsbewegung bestand eigentlich aus verschiedenen Bewegungen, wie die Bürgerrechtsbewegung,  der schwarze Nationalismus, Nation of Islam,  die Black Panthers, „the Student Nonviolent Coordinating Committee“, und viele mehr. Alle diese Teile der schwarzen Befreiungsbewegung besaßen eine Gemeinsamkeit, ein bindendes Glied sozusagen, denn das Glied, die Geschlechterzugehörigkeit zum „Mann“ spielte hier die entscheidende Rolle. Alle dieser Bewegungen richteten sich prinzipiell nur an schwarze Männer und ihre Befreiung. Freiheit wurde sozusagen gleichgesetzt mit Männlichkeit, und die Erlangung dieser Freiheit mit der Wiedererlangung von schwarzer Männlichkeit. Eine Idee die viel Verbreitung fand, war zum Beispiel, dass Männer durch Rassismus ihre Männlichkeit verlieren und verloren haben, da sie keine Macht mehr besaßen. Sie mussten in der Vergangenheit zusehen, wie ihre Partnerinnen von weißen Männern vergewaltigt wurden oder zur Zucht von einer neuen Generation von Sklaven benutzt wurden. Viele Männer in der Bewegung wollten ebenfalls die Sexualität schwarzer Frauen kontrollieren. Die sexuelle Ausbeutung schwarzer Frauen durch weiße Männer wurde ständig thematisiert und stand im Vordergrund. Sexuelle Beziehungen schwarzer Frauen zu weißen Männern wurden abgelehnt, aber für die schwarzen Männer in der Bewegung war es in Ordnung selbst sexuelle Beziehungen zu weißen Frauen zu haben. Auch in dieser Bewegung ging es sozusagen letztendlich darum, dass ein Teil der Freiheit bedeuten solle, dass Männer sexuellen Zugang zu allen Frauen haben können.

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Antifeministische Angriffe auf die Vancouver Women`s Library

Vancouver Women`s Library, Kanada

In Vancouver / Kanada hat am 3. Februar 2017 eine Frauenbibliothek, die „Vancouver Women`s Library“, eröffnet. Als Ziel wird definiert die (unterschiedlichsten) Schriften von Frauen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die Bibliothek versteht sich dabei als „queer space“ und transinklusiv:

„We welcome all women regardless of creed / class / gender / race /sexuality”.

Dennoch geriet die Bibliothek in den Fokus, da sie sich erdreistet auch radikalfeministische Literatur anzubieten.

Bei der Eröffnungsfeier kam es zu Vandalismus, Beleidigungen und Rumgeschubse von Prostestierenden gegen Besucherinnen. Zeuginnen zufolge wurden Bücher mit Wein übergossen, Feueralarme ausgelöst und Poster abgerissen.

Eine Gruppe namens GAG / Gays against Gentrification veröffentlichte am 4. Februar , wenige Stunden nach diesen Aktionen, eine Art Ultimatum und gab an für „SexarbeiterInnen, Transfrauen, IBPOC (Indegenous, Black, and People of Colour), queers und mit ihnen solidarische Menschen“ zu sprechen.  Das Pamphlet strotzt geradezu von der inflationären Nutzung der Beschimpfungen „SWERF“ und „TERF“.

In dem Text werden genderkritische oder genderabolitionistische Radikalfeministinnen für die männliche Gewalt gegen Transpersonen verantwortlich gemacht. Damit werden jene, die tatsächlich Gewalt gegen Transpersonen ausüben, das sind fast ausschließlich Männer, aus der Verantwortung genommen und jene Verantwortung anderen – Frauen- zugeschrieben.

Die Bill C-36, die dem Nordischen Modell zur Abschaffung der Prostitution nacheifert und die maßgeblich von indigenen Frauen mit erkämpft wurde wird als „kolonialistisch“ bezeichnet. Indigene Frauen sind wie in Deutschland die Romnija nämlich jene, die an vorderster Front in der Prostitution ausgebeutet werden. Dies wollen die Protestierenden offensichtlich aufrechterhalten. Diese schieben nun prostitutionskritischen und abolitionistischen Radikalfeministinnen die (männliche) Gewalt (der Freier) in die Schuhe  und machen sie  für „Gewalt gegen SexarbeiterInnen“ verantwortlich. Darüber hinaus werden Radikalfeministinnen mit Neonazis und Rechten auf eine Stufe gestellt und verglichen: Weil von Frauen geschriebene Bücher zu verleihen ist ja auch genau das was Nazis gemacht haben und machen würden, nicht wahr?

Weiterhin schreibt der Text einer Organisation, die aus ehrenamtlicher (!) Initiative von Frauen hervorgegangen ist, vor 1) die Finanzierung offen zu legen,  2) einen neuen Vorstand nach Vorstellungen von GAG zu wählen, 3) alle prostitutions- und genderkritischen Buchtitel aus dem Programm zu nehmen, 4) stattdessen Bücher nach den Vorstellungen von GAG ins Programm zu nehmen, 5) eine konkrete Mitstreiterin aus der Organisation zu kicken und 6) sich dem Gespräch der GAG-AktivistInnen zu stellen.

Man stelle sich dies also vor: Frauen stellen in ihrer Freizeit ehrenamtlich und unentgeltlich etwas  von Frauen für Frauen auf die Beine und bekommen dann von irgendwelchen dahergelaufen, sich hinter einem anonymen Schreiben versteckenden, Personen Vorschriften in einer so unverschämt formulierten Weise gemacht, dass man seinen Augen kaum glauben mag. Frauen wird vorgeschrieben wie sie IHRE EIGENEN Projekte auszugestalten haben – eine Ungeheuerlichkeit.

Darüber hinaus werden ungeachtet der hohen Zahlen von sexueller Gewalt auch gegen „weiße“ Frauen, diese uneingeschränkt als „Nutznießerinnen weißer Vormachtstellung“ bezeichnet. Nun ist es natürlich tatsächlich so, dass „weiße“ Frauen nicht rassistisch diskriminiert werden, aber auch „weiße“ Frauen können Betroffene von Klassismus, Homophobie, Ageismus, Ableismus, etc., und damit intersektionell diskriminiert sein.  „Weiße“ Frauen aus der unterdrückten Klasse „Frau“ auszuschließen wird ihrer Lebensrealität nicht gerecht. Der Radikalfeminismus weist auf Parallelen in der Unterdrückung der Frauen JEGLICHER Coleur hin – ohne zu Verschweigen, dass es innerhalb dieser Klasse auch Privilegien gibt, die aber eben nicht ausschließlich nach Hautfarbe variieren.

Der Vancouver Women`s Library wird nun sogar zum Vorwurf gemacht, dass sie sich als transinklusiv verstehen. Ihnen wird der Terminus „selbstdefinierte Frauen“ zum Vorwurf gemacht, da damit Transfrauen als „andere“ Frauen markiert würden.

GAG fordert, dass konkrete folgende radikalfeministische Bücher aus der Bibliothek zu verschwinden hätten:

Admission Accomplished – Jill Johnston
Against Sadomasochism – Robin R. Linden, Darlene R. Pagano, Diana E. Russell, Susan Leigh Star
Amazon Odyssey: Collection of Writings – Ti-Grace Atkinson
Buddhism after Patriarchy – Rita M. Gross
The Female Man – Joana Russ
Female Sexual Slavery – Kathleen Barry
Feminism Unmodified – Catharine A. MacKinnon
First Buddhist Women: Poems and Stories of Awakening Susan Murcott
Gyn/Ecology – Mary Daly
The Idea of Prostitution – Sheila Jeffreys
The Industrial Vagina: The Political Economy of the Global Sex Trade – Sheila Jeffreys
Intercourse – Andrea Dworkin
The Lesbian Heresy – Sheila Jeffreys
Nine Parts of Desire: The Hidden World of Islamic Women – Geraldine Brooks
Not a Choice, Not a Job: Exposing the Myths about Prostitution and the Global Sex Trade – Janice Raymond
Not for Sale: Feminists Resisting Prostitution and Pornography-Of Women Born – Adrienne Rich
Pornography: Men Possessing Women – Andrea Dworkin
Radical Acceptance – Tara Brach
The Sexual Liberals and the Attack on Feminism – Janice Raymond
Women As Wombs: Reproductive Technologies and the Battle over Women’s Freedom – Janice Raymond

Interessanterweise befinden sich unter den Büchern, in den Sammelbänden unter anderem die Zeugnisse von Jüdinnen, Lesben und Prostitutionsüberlebenden. Das taugt wohl auch unabhängig von der radikalfeministischen Analyse alles nicht zum Unterdrückt-Status.

Den Frauen der Vancouver Women`s Library wird dann auch noch ihr abolitionistischer Standpunkt als „Gewalt gegen Frauen“ vorgeworfen, so zum Beispiel in Bezug auf Zusammenarbeit einer Gründerin mit Frauen vom lokalen Frauenhaus, weil diese sich – wie die Frauenhausbewegung international – für die Abschaffung der Prostitution, die Entkriminalisierung der prostituierten Personen und die Kriminalisierung der Zuhälter und Freier ausgesprochen haben und indigene Frauen dabei unterstützen, dass diesen mehr zusteht als in der Prostitution ausgebeutet zu werden. Vancouver Rape Relief, das Frauenhaus in dem eine Gründerin sich ehrenamtlich engagiert, wird außerdem zum Vorwurf gemacht, dass sie eine Transfrau nicht in ihr Team aufnehmen wollten – und nach einem 12-jährigen Gerichtsstreit diesbezüglich auch Recht bekamen. Der Richter stellte fest, dass diese eine Position zur Unterstützung von Frauen häuslicher Gewalt, die transinklusiv war, verlassen hatte, weshalb davon auszugehen sei, dass sie Vancouver Rape Relief nur aufgrund deren „women-only policy“ zu ihrem Interesse auserkoren habe. Hier wird deutlich, wie  TransaktivistInnen bewusst hart erkämpfte autonome Frauenräume unter Beschuss nehmen.  Frauen aus der Frauenhausbewegung, die seit vielen Jahrzehnten Frauen unterstützen, die Opfer männlicher Gewalt geworden sind, vorzuwerfen sie wären für Gewalt gegen Frauen verantwortlich, ist absurd. Was haben die anonymen AktivistInnen eigentlich im Gegenzug an konkreter Unterstützung für Opfer sexueller Gewalt vorzuweisen? Wie können sie die Realität so verdrehen, dass männliche Gewalt unsichtbar gemacht und stattdessen Frauen die sich kümmern zugeschrieben wird?

Ob es Zufall ist, dass die von den Prostestierenden verwendete Bezeichnung GAG in Pornos dafür steht Frauen so lange mit dem Penis in den Mund penetrieren, bis sie würgen müssen – die Frage kann sich jede und jeder selbst stellen.

Jedenfalls ist es offensichtlich, dass es darum geht Frauen, die sich gegen die Sexindustrie stark machen, und diese als Gewalt gegen Frauen ansehen, mundtot zu machen und den Radikalfeminismus unter einer Meinungsdiktatur durch Einschüchterungsversuche gegen seine Vertreterinnen zum Verstummen zu bringen.

Wir halten die oben durch die gewalttätigen Protestierenden zur Entfernung vorgeschlagenen Bücher für einen guten Vorschlag für eure Leseliste im Jahr 2017.

Eine Petition zur Unterstützung der Bibliothek steht auf change.org zur Verfügung.

Wir dokumentieren abschließend ein Statement von Besucherinnen der Eröffnungsveranstaltung, veröffentlicht auf der Facebook-Seite vom Guerilla Feminist Collective

„Gestern abend mussten wir uns durch physische Einschüchterungsversuche und jede Mengen verbalen Quatsch kämpfen um die Vancouver Women`s Library zu besuchen.

Die Antifeministischen Protestierenden wurden zunächst herzlich willkommen geheißen (es schneite, es war kalt und jeder war willkommen) aber gebeten zu gehen als sie drinnen versuchten feministische Poster herunterzureißen und weiterhin physische Einschüchterungsversuche unternahmen. Die Polizei musste aufgrund der angerichteten Zerstörung und zum Schutz der Gastgeberinnen gerufen werden.  Die Protestierenden hielten Schilder hoch und schrien Besucherinnen an. Sie schütteten Wein über Bücher. Sie rauchten in der Bibliothek obwohl sie gebeten wurden dies nicht zu tun. Sie lösten den Feueralarm aus. Einige versuchten den Eintritt zu versperren und schubsten dann Frauen die versuchten hineinzugelangen. Es machte uns den Anschein als stünde es Männern frei zu kommen und zu gehen wie sie wollten.

Frauen wurde vorgeworfen und sie wurden beschämt dafür, dass sie die Polizei riefen, dafür um ihre eigene Sicherheit besorgt zu sein. Du bist verdammt wenn du es tust, und verdammt wenn du es nicht tust. Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt sind kennen diese Taktiken. Als wir deutlich machten, dass uns der Zutritt versperrt wurde und wie bedrohlich dass auf uns wirkte, wollten die Protestierenden von uns wissen wie wir eine Person genderten, statt über die Ethik der gerade passierenden Gewalt zu diskutieren.

Trotz der klar formulierten Ziele (Schaffung eines Frauenraumes in dem Frauen arbeiten und diskutieren können), Inklusion (alle Frauen), Transparenz der Finanzierung (Eigenfinanzierung und solche durch das UBC women`s centre), harter (unbezahlter) Arbeit und Initiative (um es deutlich zu sagen Sorge und GÜTE des Herzens, und dem Wunsch EINE FRAUENBIBLIOTHEK zu gründen) wurden die Organisatorinnen dämonisiert, zur Zielscheibe erkoren, verleugnet und alles außer auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Es wurden lächerliche Forderungen aufgestellt, zum Beispiel die Gründerin Emily solle zurücktreten (weil sie ehrenamtlich in einem Schutzhaus für Frauen, die vor männlicher Gewalt fliehen, gearbeitet hat und dieses unterstützt hat), die Gründung eines Vorstandes (muss denn alles „mc incorporated“ werden?), und die Entfernung einer Reihe von Büchern (Faschismus 101).

Eine der drei Gründerinnen zog sich in letzter Minute unter dem Hass und der gemeinen verbalen Angriffe, die in aktivistischen Kreisen zirkulieren, zurück. Em und Bec, haben hart daran gearbeitet dennoch wie versprochen zu öffnen. Wir sind stolz diese Frauen zu kennen und zu unterstützen, diesen Raum und die schöne Hoffnung die er für Frauenzusammenkünfte mit sich bringt in der Frauen sprechen und sich gegenseitig aufrichten können  und sich gegenseitig von dem Hass und der Gewalt um uns herum abschirmen können.

Trotz diesem ganzen Scheiß, dem puren Hass, den Lügen, der Gewalt, den Beleidigungen, die Bibliothek war toll als wir es nach drinnen geschafft hatten. Die Unterhaltungen gaben Energie. Die Solidarität und Vielfalt der Frauen, jung und alt, war schön. Kein Wunder, dass man so etwas verhindern will. Frauen die zusammenstehen sind mächtig. Wir dürfen sie nicht gewinnen lassen.

Wir empfinden sehr viel Liebe und Dankbarkeit für die Frauen der Vancouver Women`s Library und wir können es nicht erwarten wie sie wächst und gedeiht. Nicht nur die Sammlung der Bücher, sondern auch die Gemeinschaft von starken und mutigen Frauen, die diesen Ort nutzen und ihren Beitrag dazu leisten werden. Danke euch Frauen, wir sehen uns bald. Seid stolz. Ihr habt etwas Gutes und Wahrhaftiges geschaffen“

 

Simon Häggström: Shadow`s Law. The True Story of a Swedish Detective Inspector Fighting Prostitution

von Manuela Schon

Simon Häggström ist seit mehr als 10 Jahren Polizeikommissar bei der Anti-Prostitutionseinheit in Stockholm. Er und seine KollegInnen sind verantwortlich für die Umsetzung des so genannten „Sexkaufverbots“ in der schwedischen Hauptstadt. Sprich: Sie überführen Freier und führen sie der für sie vorgesehen Bestrafung zu. Wie das genau abläuft, und dass diese Ermittlungsarbeit kein Hexenwerk ist, davon bekommt man in seinem Buch SHADOW`S LAW, welches nach schwedisch nun auch auf englisch veröffentlicht wurde, einen guten Eindruck.

Wenn über die schwedische Prostitutionsgesetzgebung gesprochen wird hören wir immer die gleichen Argumente und Mythen. Das Buch leistet einen wichtigen Beitrag dazu mit vielen dieser Mythen aus Sicht der Polizei aufzuräumen. Dabei lässt sich der Autor sehr viel Raum für Selbstkritik und LeserInnen erfahren eine Menge darüber, welchen Lernprozess Institutionen durchlaufen müssen, die mit der Implementierung einer solchen Gesetzgebung beauftragt werden.

Wer von dem Buch eine rosarote Darstellung der schwedischen Gesetzgebung erwartet wird eines besseren belehrt, denn die Schwierigkeiten die richtigen Entscheidungen im Sinne der Betroffenen zu treffen werden an einigen Stellen deutlich und werden von Häggström auch ganz offen benannt. Vor allem das ambivalente Verhältnis der prostituierten Frauen gegenüber der Polizei wird mehrfach betont. Auch übt der Autor da wo es notwendig ist offen Kritik an den Institutionen und zeigt auf wo sie seiner Meinung nach in der Implementierung versagen.

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„Boykottiert 50 Shades of Grey!“: Im Interview mit Caitlin Roper von Collective Shout über die Protestkampagne #50shadesisabuse

Unter #50shadesisabuse rollt die Kampagne gegen den zweiten Teil von 50 Shades of Grey, der am 14. Februar 2017 – Valentinstag – in die Kinos kommt. Wir haben mit Caitlin Roper von Collective Shout ein Interview zur Kampagne geführt.
Die Störenfriedas: Hallo Caitlin! Du bist die Gründerin von Collective Shout. Kannst du uns etwas über diese Organisation erzählen?
Caitlin Roper: Collective Shout ist eine australische, landesweite Graswurzelbewegung, die sich gegen die Objektifizierung von Frauen und die Sexualisierung von Mädchen in den Medien, der Werbung und der Populärkultur wendet. Wir kämpfen gegen die Sexindustei und die Kommerzialisierung von Frauenkörpern, inklusive Pornographie, Prostitution und Menschenhandel.
Nur um das klarzustellen, ich bin nicht die Gründerin – Collective Shout wurde von einer Gruppe von Frauen gegründet, denen diese Themen am Herzen lagen und ich stieß etwa ein Jahr später dazu. Ich bin die Kampagnen-Managerin.

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Die Sache mit den Safe Spaces – Warum ich keine Schwänze auf Frauentoiletten haben will

Gestern war ich tanzen, und als ich aufs Klo wollte, stand dort ein Mann in Frauenkleidern und schminkte sich. Ich war irritiert, konnte, so lange wie er da war, nur baff rumstehen und habe später angemerkt, dass ich mich nicht wohl und nicht sicher fühle, wenn Menschen mit Schwanz sich auf dem Frauenklo aufhalten.

Kurz voranschicken möchte ich: ich habe mit umoperierten Transfrauen auf dem Klo überhaupt kein Problem. Ja, diese haben trotzdem eine männliche Sozialisation usw., aber darum geht es jetzt nicht. Womit ich ein Problem habe, sind Menschen mit Schwanz auf dem Frauenklo. Ist mir egal, unter welchen Frauenklamotten dieser Schwanz vor sich hergetragen wird und wieviel Schminke die Person, die ihn trägt, im Gesicht hat. Eine Toilette ist ein intimer, geschützter Rückzugsort. Hier kann man sich erleichtern, kotzen, sich umziehen, telefonieren oder heulen. Der Privatsphäre in einer Toilette kommt eine große Bedeutung zu. Sex auf Toiletten ist beliebt und akzeptiert. Auf gemeinsamen Toiletten kommt man sich unter Fremden sehr nahe, oft zu nahe. Das ist unangenehm, bislang für Frauen aber nicht gefährlich. Ein Schwanz aber ist eine potenzielle Waffe. Er kann benutzt werden, um Frauen gegen ihren Willen zu pentrieren, vielleicht in einer Situation, in der sie hilflos, ungeschützt oder schlichtweg unachtsam sind. Opfer sexueller Gewalt müssen ein Recht auf schwanzfreie Räume haben. All das schoss mir durch den Kopf, während ich dort stand und überlegte, wie ich mit der Situation umgehen soll.

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Deine Privilegien werden dich nicht schützen – Rede von Sagashus Levingston beim Women’s March

Sagashus Levingston

© Sagashus Levingston

Sagashus Levingston von Infamous Mothers hielt am 22. Januar 2017 diese Rede beim Women’s March in Madison, Wisconsin. Wir bedanken uns sehr herzlich dafür und für die Genehmigung, eine Übersetzung anzufertigen und hier zu veröffentlichen.

Wo und wie betrete ich diesen Ort? Die Erwartung an mich ist, dass ich hier stehe und die Art und Weise beleuchte, in der weiße Frauen diesem Land am 8. November 2016 geschadet haben. Manche erwarten von mir, dass ich sagen soll: „Während ihr mit Aufklebern herumgefahren seid, auf denen ‚Ich bin für sie‘ stand (‚I’m with her‘ war der Slogan für Hillary Clinton, Anmerkung d. Übersetzerin), waren 94% der schwarzen Frauen und 63% der Latina in den Wahlkabinen und haben sie gewählt. Nur 47% von euch waren da.“ Für manche besteht die Erwartung darin, dass ich euch sagen soll, wie wenig wir euch vertrauen. Wie sehr schwarze und braune Frauen es satt haben, euer Chaos zu beseitigen, nur um sofort nach Erledigung der Arbeit wie Müll herausgeworfen und abserviert zu werden. Andere wollen, dass diese Rede über unsere Verweigerung geht, mit euch Bündnisse einzugehen, bis ihr euch dafür entschuldigt habt, in der Geschichte eure eigenen Bedürfnisse und Wünsche vor unsere und die anderer Frauen gestellt zu haben – und für eure Rolle in der Unterdrückung der Marginalisierten. Aber dies von mir zu wollen, bedeutet, von mir zu wollen, dass ich etwas tue, das nicht zu mir passt und jemand zu sein, die ich nicht bin. Es gibt Frauen, die viel qualifizierter sind als ich, dieses Gespräch mit euch zu führen und diese Rede zu halten. Das, was ich euch heute, jetzt, bieten kann, bin ich. Ich zeige mich als Frau an einem Ort der Frauen. Ich zeige mich als verletzlich.

Heute stehe ich an der Intersektion vieler Identitäten: schwarz, kahlköpfig, volle Figur, alleinerziehende Mutter von sechs Kindern, vier verschiedene Väter, arm …. Doktorandin …. Geschäftsfrau …. Frau. Und ich gebe mich euch ganz, denn das ist alles, was ich zu geben habe.

Ich erzähle euch von dieser sehr persönlichen Entscheidung, weil jede gute Feministin weiß, dass das Persönliche IMMER auch das Politische ist. Das bedeutet, dass ihr wie ich hier an der Intersektion vieler Identitäten steht – alle durch Race, Klasse, Sexualität und Fähigkeiten geformt und beeinflusst. Welchen Teil davon sollen wir wegschneiden? Welche Feministinnen hier herausstellen: Weiße, Schwarze, Latina …? Wen lassen wir zurück – feministische Männer, Muslime, Muslima, Menschen aus Asien, Mitglieder der LGBTQUIA? Und was werden unsere Entscheidungen uns kosten? Wer von uns hier braucht kein Gesundheitssystem, keine gleiche und langfristige Bezahlung, keine saubere Luft und kein sauberes Wasser? Sind dies Fangfragen? Wenn wir eine Identität über die andere stellen, stimmen wir dann gegen uns selber, gegen alle Frauen? Amputieren wir Teile eines kollektiven Rechts auf Gleichstellung und Gerechtigkeit, des Rechts, Unterdrückung abzuwerfen? Und wenn wir das tun, müssen wir uns fragen, wessen Zielen wir dienen, wenn diese Ziele nicht uns alle anerkennen. Und ist das klug?

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Die Abgewöhnung des Mitgefühls

Blumenwiese

Bild via Pixabay, Public Domain

Als kleines Kind fragte ich meine Mutter, warum sie gerade eben unseren Hund geschlagen hatte. Unser Hund war ein junger Bernhardiner, er war keine 6 Monate alt und hatte in den Flur gepinkelt. Als ich meiner Mutter diese Frage stellte, scheuerte sie mir eine. Und sagte, aus dem Hund müsse nun mal ein gut erzogener werden (so wie aus mir offensichtlich eine gut erzogene Frau werden sollte). Ich kann mich an diese Situation nicht deshalb so gut erinnern, weil sie den Hund und mich nur dieses Mal geschlagen hat, sondern, weil sie eine der wenigen Situationen war, in denen ich widersprach („es wagte“). Ich weiß nicht mehr genau, wie alt ich war, nur, dass ich noch in den Kindergarten ging, und ich sagte ihr, dass der kleine Hund doch noch klein ist und schwach und noch viel lernen muss und doch viel weniger Kraft hat als ein Mensch. Ich sagte, dass ich das nicht fair finde, wenn ein Hund so behandelt wird. „Fair, was ist schon fair“, sagte meine Mutter, „gewöhn dir das ab“. „So funktioniert die Welt nicht.“

Meine Mutter war selbst so groß geworden, mit exakt diesem Glauben und dieser Überzeugung, dass Mitgefühl haben etwas Lächerliches und ein Zeichen der Schwäche ist, etwas Illusorisches und Unrealistisches, etwas, das sich nicht schickt, nicht in die moderne Zeit passt und einfach nur ein Produkt von Menschen ist, deren Brillengläser zu rosa sind. Sie durfte nicht weinen, also ließ sie auch ihre Kinder nicht weinen. Eine „Heulsuse“ war ich. Wann immer ich Gefühle, aber vor allem Mitgefühl zeigte. Als in den 80-er-Jahren beispielsweise Greenpeace zu dem Wal- und Robben-Abschlachten publizierte, las ich heimlich unter der Bettdecke Berichte darüber, aber vor allem weinte ich heimlich. Ich konnte  und wollte es einfach nicht verstehen – diese Grausamkeit. Außerhalb meiner Bettdecke schluckte ich jede Träne runter. Lief doch eine hinunter, gefährdete das meine körperliche Unversehrtheit. Bei Berichten über den Holocaust sollte ich „das ist vorbei“ sagen und meine Sprachlosigkeit ob dieser Brutalität war lediglich das Zeugnis einer Seele, die so nie bestehen kann. Nicht einer, die in einer weiteren Stufe des Lebens schmerzlich erkennt, was für Folgen Gewalt und die Abwesenheit von Mitgefühl hat. Das Lächerlichmachen meiner Mitschülerin vor der gesamten Klasse durch unseren Deutschlehrer sollte kein Gefühl in mir regen, „zu nah am Wasser gebaut“, „irgendwas wird diese dumme Schülerin schon falsch gemacht haben“. Und so weiter und so fort.

Fühle nicht. Dann fühlt auch keiner mit dir. Und dann bist du sicher.

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„Mütter unerwünscht“ Christina Mundlos

Buchcover: Mütter unerwünscht

Mütter unerwünscht, Tectum Verlag

Mütter sind unerwünscht bei der Arbeit in Deutschland, genau das beweist Christina Mundlos in ihrem neuen Buch. Mobbing, Sexismus, und Diskriminierung am Arbeitsplatz gegenüber Müttern, und gegenüber Frauen, die noch jung genug sind um Kinder bekommen zu können, sind das alltägliche Geschäft in Deutschland.Die Strategien der Arbeitgeber, ob gezielt oder auf Vorurteilen basierend, sind vielfältig und nicht immer gleich erkennbar, aber sie alle haben das Ziel, Frauen aus dem Arbeitsmarkt zu drängen. Nicht Frauen sind verantwortlich für die sehr niedrige weibliche Erwerbstätigkeitsquote in Deutschland, sondern die Ursache sind Mobbing und Diskriminierung.

Wie auch in ihrem Buch “Trauma unter der Geburt“ und „Regretting Motherhood“ arbeitet Christina Mundlos mit Erfahrungsberichten von betroffenen Frauen. 25 Frauen unterschiedlicher Berufe und Hintergründe schildern eindringlich, was ihnen gemeinsam ist, nämlich der Versuch von Arbeitgebern sie aus dem Beruf zu drängen. Individuelle Erfahrungen bezüglich Mobbing und Diskriminierung im Kontext von Schwangerschaft und der Rolle als Mutter bei der Arbeit kann als purer Zufall oder persönliche Schwächen abgetan werden, aber die überwältigende Anzahl der Berichte mit genau diesen Erfahrungen kann nicht mehr abgetan werden. Das Private wird sozusagen zum Politischen, denn wenn es so viele Frauen betrifft, dann kann es sich nur um ein strukturelles, gesellschaftliches Problem handeln.

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„Versuche nicht, uns zu spalten“: Gloria Steinems Rede auf dem Women’s March in Washington

Am 21. Januar 2017 hielt die Feministin Gloria Steinem eine flammende Rede auf dem Women’s March in Washington. Wir haben sie übersetzt:

„Freunde, Freundinnen, Schwestern und Brüder, alle, die ihr hier und in 370 Märschen in jedem Bundesstaat dieses Landes und auf sechs Kontintenten vor mir steht, und alle, die sich um ein Uhr mit uns zu einer Schweigeminute für Gleichberechtigung in den Büros, Küchen, Fabriken, Gefängnissen, überall auf der Welt vereinen. Ich danke jedem von euch, und insbesondere danke ich den hart dafür arbeitenden visionären Organisatorinnen dieses von Frauen geführten, inklusiven Marsches, von denen eine sogar eine Geburt schaffte, während sie diesen Marsch mitorganisierte. Wer kann das schon von sich sagen?

Danke euch dafür, dass ihr versteht, dass wir manchmal unsere Körper dahinbringen müssen, wo unsere Überzeugungen sind. Manchmal ist es nicht genug, auf „Abschicken“ zu drücken. Und das verbindet uns mit den Vielen dieser Welt, die keine Computer haben oder Elektrizität oder Bildung, aber die gleichen Hoffnungen und die gleichen Träume haben wie wir.

Ich denke, da ich und meine geliebten Mitvorsitzenden – die „Golden Oldies“ nicht wahr? – Harry Belafonte, Dolores Huerta, LaDonna Harris – alle diese wunderbaren Menschen – vermutlich die ältesten Demonstrierenden hier heute sind; daher denke ich über den Nutzen eines langen Lebens nach und einer der Nutzen ist, sich an Zeiten zu erinnern, zu denen die Dinge schlimmer standen.

Wir erinnern uns an den Tod der Zukunft, mit Martin Luther King, mit Jack Kennedy, mit Bobby Kennediy, mit Malcolm X. Ohne diese Toten zum Beispiel wäre Nixon niemals gewählt worden und es hätte viele der Kriege nicht gegeben, die wir seither erlebten. Jetzt sind unsere großen Vorbilder wie Barack Obama und Michelle Obama immer noch unter uns und erinnert euch daran, wie sehr wir fürchteten, sie könnten es nicht sein, und wie viele Morddrohungen es gegen sie tatsächlich gab. Und doch sind sie unter uns.

Und heute auch unser verehrter Bernie Sanders ist immer noch bei uns. Und nicht nur bei uns, sondern er konzentriert sich auf wirtschaftliche Gerechtigkeit und kostenlosen Zugang zu Universitäten für Alle in meinem Bundesstaat New York. Und heute ist Hillary Clinton immer noch am Leben und definitiv nicht im Gefängnis. Sie, die der ganzen Welt gesagt hat, dass Frauenrechte Menschenrechte sind und Menschenrechte Frauenrechte. So entscheidend zu einem Zeitpunkt, da die kollektive Gewalt gegen Frauen auf dieser Welt eine Welt geschaffen hat, in der zum ersten Mal weniger Frauen als Männer leben.

Ich versuche nicht die Gefahren, die dieser Tag mit sich bringt, zu verleugnen. Trump und seine Handlanger haben einen Fuchs für jeden Hühnerstall in Washington gefunden und ein Twitterfinger darf kein Finger am Abzug werden. Einige sehr erfahrene Ärzte der American Psychiatric Association haben sich öffentlich geäußert, um uns zu warnen: „Seine weitläufig berichteten Symptome psychischer Instabilität inklusive Größenwahn, Impulsivität, Überempfindlichkeit gegenüber Unhöflichkeiten oder Kritik und eine offensichtliche Unfähigkeit, zwischen Fantasie und Realität zu unterscheiden, lässt uns daran zweifeln, dass er für die immensen Verantwortlichkeiten seines Amtes überhaupt geeignet ist.“

Dies wurde bei seiner Antrittsrede gestern ganz klar vorgeführt. Alles, was vor ihm geschehen ist, war ein Desaster. Und alles, was er tun wird, wird fantastisch sein, das Beste jemals, Wunder und alle Superlative. Er sagte auch, er sei mit dem Volk. Er war das Volk. Ich formuliere ein berühmtes Zitat nur um und muss sagen:  „Ich habe das Volk getroffen – und du bist es nicht.“ Wir sind das Volk.

Dieser Marsch in Washington heute erforderte 1000 Busse mehr als die gesamte Amtseinsetzung. Ein ganzes Tausend mehr. Und ich sprach gerade mit Menschen von unseren Schwestermärschen, inklusive dem in Berlin und sie baten mich, eine besondere Nachricht weiterzugeben: „Wir in Berlin wissen, dass Mauern nicht funktionieren.“

Und erinnert euch an Polen, wo die Regierung im letzten Monat ein Anti-Abtreibungs-Gesetz verabschiedet hat und sechs Millionen Frauen auf die Straße gingen und das Gesetz geändert werden musste. Wir sind das Volk. Wir haben die Macht des Volkes und wir werden sie nutzen. All die Macht, die du versucht hast zu eliminieren. Zum Bespiel wolltest du das Congressional Ethics Committee abschaffen. Du musstest es wieder einsetzen, richtig? Wegen der Macht des Volkes. Denn dies, dies, ist die andere Seite der Kehrseite. Das ist ein Ausbruch an Stärke und wahrer Demokratie, wie ich sie noch nie in meinem sehr langen Leben gesehen habe. Er umfasst alle Altersgruppen. Er ist wirklich divers. Und erinnere dich, die Verfassung beginnt nicht mit „Ich, der Präsident“, sondern mit „Wir, das Volk.“

Also versuche nicht, uns zu spalten. Versuche nicht, uns zu spalten. Wenn du die Muslime zwingst, sich registrieren zu lassen, werden wir uns alle als Muslime registrieren lassen. Ich weiß, dass es Frauen in Unternehmen und den Medien und allen möglichen Stellen gibt,  die es für dich riskant machen, zu sagen, wofür du dich einsetzt, was du fühlst und was du unterstützt. Und es gibt Frauen hier, die ich kenne, die die von Übergriffen auf ihre Körper lebende nationale und globale Sexindustrie überlebt haben. Wir haben uns hier für die Unangreifbarkeit des Körpers zusammengefunden. Wenn du über deinen Körper nicht vom Inneren heraus verfügen kannst, dann kannst du es auch nicht von Außen, du kannst nicht über Leben, unsere Leben, verfügen. Und das bedeutet, das Recht zu entscheiden ob und wann wir gebären – ohne Einmischung durch eine Regierung.

Wir sind hier und überall auf der Welt für eine tiefe Demokratie, die sagt, dass wir nicht schweigen werden, wir uns nicht beherrschen lassen, dass wir für eine Welt arbeiten, in der alle Länder mit einander verbunden sind. [Der Teufel] Gott mag im Detail liegen, aber die Göttin liegt in der Verbindung. Wir sind eins miteinander, wir sehen einander an, nicht zu jemandem hoch. Wir fragen Daddy nicht länger.

Wir sind verbunden. Wir haben keine Rangordnung. Und dieser Tag wird uns für immer verändern, denn wir sind zusammen. Jede von uns, individuell und kollektiv, wird nie mehr dieselbe sein. Wenn wir einen möglichen Präsidenten wählen, gehen wir oft nach Hause. Wir haben einen unmöglichen Präsidenten gewählt, wir gehen nie mehr nach Hause. Wir stehen zusammen. Und wir übernehmen. Ich danke euch aus meinem tiefsten Herzen. Denkt daran, euch einander vorzustellen und zu entscheiden, was ihr morgen und übermorgen und überübermorgen machen werdet und wir werden nie kehrtmachen. Danke euch!“

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Die Originalrede im Wortlaut als Text gibt es hier.