Alle Artikel von Hanna Dahlberg

Der neueste Dummfug: Addyi – Die „Lustpille“ für die Frau

Chemisches Modell Flibanserin

By Vaccinationist (https://pubchem.ncbi.nlm.nih.gov/compound/6918248) [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons

Im Oktober 2015 in den USA erstmals eingeführt, ist Addyi, die so genannte „Sex-Pille“ oder „Lustpille“, für die Frau seit Januar 2016 auch in Deutschland erhältlich.

Addyi enthält den Wirkstoff Flibanserin, der ursprünglich mal als Antideppresivum gedacht und getestet wurde. Durch Dopamin- und Noradrenalin-Ausschüttung sollen sexuelles Erleben und Verlangen gesteigert werden.

Bei täglicher und dauerhafter Einnahme soll der Wirkstoff angstlösend und luststeigernd wirken. Anders als Viagra für den Mann handelt es sich also um eine Dauermedikation. Kosten pro Monat: etwa 400 Euro. Klingt nach einem einträglichen Geschäft für die Pharmaindustrie, wenn es gelingt dieses massenhaft an die Frau zu bringen. Kaum war die Nachricht von der Zulassung (im dritten Anlauf übrigens) durch die amerikanische FDA im Umlauf, wurde der Hersteller Sprout für eine Milliarde (!) vom Pharmariesen Valeant gekauft. Als Antidepressum zeigte es sich jedenfalls als nicht geeignet. Weiterlesen

Warum seid ihr nur so still? – DIE LINKE und der Rassismus

Der erste Einsatz der Bundeswehr im Ausland nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus wurde nur möglich durch die Zustimmung der Grünen: Kosovo bedeutete diesbezüglich einen Tabubruch. Wenn selbst die pazifistischen Grünen meinen es ist notwendig, dann kann es ja nicht so schlimm sein, oder?

Die Agenda 2010, die de facto eine Zerschlagung des Sozialstaates (für den Deutschland international bekannt war) bedeutete, war nur deshalb überhaupt erst möglich, weil sich die deutsche Sozialdemokratie dafür verantwortlich zeigte. Wenn selbst die Sozialdemokraten meinen, dass es notwendig ist, dann kann es ja nicht so schlimm sein, oder?

Parteien stehen natürlich immer für mehrere Inhalte, aber jede hat so ihre Kernthemen , bei denen man in aller Regel auf sie bauen kann. Würde man zumindest meinen. In diesen Kernkompetenzen kommt ihren Aussagen entsprechend ein besonderes Gewicht zu. Bei einer Partei die „links“ im Namen trägt sind dies nicht zuletzt antirassistische Positionen. Doch was man diesbezüglich im Moment so teilweise liest und hört, lässt einem doch das ein oder andere Haar zu Berge stehen.

Natürlich werden nun manche sagen: „DIE LINKE war doch schon immer eine Sozialdemokratie light“ oder „Der große Anteil an ehemaligen SozialdemokratInnen und GewerkschafterInnen lässt doch gar nichts anderes erwarten.“

Rechtfertigen diese nicht unzutreffenden Feststellungen nun aber die ohrenbetäubende Stille zu bestimmten die Partei betreffenden Fragestellungen?

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Internationaler Frauentag 2016: Wir müssen entschlossener und vernetzter werden

"If I had a hammer… I'd SMASH Patriarchy"

T via Flickr, [CC BY 2.0] I FOUND IT!

Da ist er wieder, der 8. März und der Internationale Frauentag. Der/Die oder andere erinnert sich mal wieder, dass da doch irgendetwas war mit Mädchen- und Frauenrechten. Es werden ein paar Rosen verteilt und man „wünscht“ sich gegenseitig einen guten Frauentag.

Jedes Jahr werden die gleichen Forderungen in den Raum gestellt, von guter Kinderbetreuung über gleiche Bezahlung über Quoten in Aufsichtsräten. Bei manchen findet man auch mal zumindest die Erwähnung von sexueller oder häuslicher Gewalt, konkret wird es jedoch selten. In der Detail-Diskussion stellt sich dann leicht raus, dass die Frauensolidarität leider nicht wirklich weit geht. Dabei ist vor allem interessant, was in den Forderungskatalogen und Aufrufen fehlt:

Wer gegen Rassismus, Sexismus und Kapitalismus ist, darf zu Prostitution und Pornographie nicht schweigen. Denn es sind überwiegend Frauen und Mädchen ethnischer Minderheiten aus den Armenhäusern dieser Welt, die in Deutschland – wie überall anders auch – in der Prostitution ausgebeutet werden.

Generell häusliche und sexuelle Gewalt: Die Resonanz zu diesen Themen ist, selbst in feministischen Kreisen, extrem niedrig. Solidaritäts- und Unterstützungsaufrufe werden kaum geteilt und Aktionen sind spärlich besucht.

Während in vielen Ländern (wieder) Bewegungen gegen Leihmutterschaft entstehen, bleibt es in Deutschland nach wie vor weitgehend ruhig.

Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass im Zuge der Institutionalisierung früherer autonomer Frauenprojekte, diese häufig ihren radikalen Kern verloren haben und weiter verlieren. Es ist in Vergessenheit geraten, welche harten Kämpfe dafür gefochten wurden. Aus Solidaritätsprojekten gegen das Patriarchat wurden Sozialeinrichtungen mit professionellem Personal, welches häufig keinen Bezug mehr zu den Frauenkämpfen von früher hat und sich nicht zwangsläufig (radikal) feministisch verorten muss. (Radikaler) Feminismus ist in Frauenprojekten entbehrlich geworden.

Aus Frauenforschung wurde Gender Studies – statt Geschlechterrollen zu hinterfragen, werden diese von FeministInnen kritiklos reproduziert.

Die LGBTI-Bewegung wird weitgehend von Männern dominiert. Lesben und ihre Kämpfe von früher sind weitgehend unsichtbar und irrelevant.

Die hiesigen Kämpfe der 70er-90er Jahre gegen Reproduktions- und Gentechnik sind weitgehend in Vergessenheit geraten. Bereitwillig partizipieren Frauen daran. Individuelle Wünsche treten mehr und mehr in den Vordergrund gegenüber einer kritischen Betrachtung von vermeintlichem Fortschritt.

Überhaupt: Kritisches Denken wird im Bildungssystem zunehmend abtrainiert. Statt kritisch zu hinterfragen, werden hegemoniale Denkmuster kritiklos übernommen.

Um sich selbst im Lohnarbeitssystem einzugliedern und Karriere zu machen, greifen viele Frauen bereitwillig auf die Ausbeutung von Frauen aus ärmeren Ländern zurück (Beispiel: Pflege von Familienangehörigen).

Feministinnen zelebrieren die Militarisierung von Frauen als befreiend und fortschrittlich, selbst dann, wenn im Hintergrund sexistische und essentialistische Rollenverständnisse stehen (Stichwort: YPG).

Frauenkämpfe aus anderen Ländern sind uns generell nur wenig bekannt, wenn dann meist vorgefiltert durch die Brille von Dritten – eine globale Vernetzung und direkte Kontakte gibt es kaum.

Die Liste könnte endlos weitergeführt werden.

„Wir wollen nicht die Hälfte vom Kuchen. Wir wollen gar nichts von eurem vergifteten Kuchen.“ Gail Dines

Man kann sagen: Große Teil der Frauenbewegung, so man überhaupt noch von einer solchen in Deutschland sprechen möchte, wurden entpolitisiert. Sie wurden in den neoliberalen, kapitalistischen Apparat integriert. Statt Herrschaftsverhältnisse in Frage zu stellen, werden sie bereitwillig mit zementiert.

Es ist an der Zeit, dass wir an den Kämpfen vergangener Zeiten anknüpfen und radikaler werden in unseren Forderungen, vielleicht auch in unseren Methoden.

Wir leben in einer Zeit, in der ziviler Ungehorsam fasst schon verpönt ist und der Wille auch einmal ein Risiko einzugehen extrem gering. Das meint nicht, dass wir uns an der Militanz früherer Zeiten orientieren sollten – die Zeiten sind andere, und das ist nicht unbedingt negativ gemeint.

Es meint jedoch, dass wir entschlossener werden müssen. Wenn wir nur wünschen und fordern, werden wir kaum Schritt halten können mit jenen Kräften, die gegen uns arbeiten.

Feminismus heute kommt überwiegend halbnackt, auf Absätzen und an der Pole-Dance-Stange daher. Statt für Frauenbefreiung zu kämpfen, sollen Frauen „empowert“ werden, sich in das kapitalistische System möglichst geräuschlos einzugliedern. An die Stelle vom Kampf gegen Ausbeutung und Patriarchat ist deren Legitimierung und Bagatellisierung getreten. Frau kämpft gegen gläserne Decken und nicht mehr gegen das System.

Wir müssen aufhören, auf wohlwollende Gesetze und den Staat zu warten und brauchen wieder mehr selbst verwaltete Projekte, in denen konkrete Solidarität geleistet wird. Wir brauchen autonome Räume, in denen wir uns selbst verwirklichen können. Orte, an denen wir kritisch diskutieren können und gemeinsam Lösungen entwickeln für die drängendsten Fragen unserer Zeit.

Nicht zuletzt müssen wir hinter unseren Bildschirmen hervor kommen und wieder raus auf die Straßen. Mit Flugschriften, mit Infotischen und Diskussionsangeboten. Eine neue, echte Bewegung wird es digital nicht geben – sie ist angewiesen auf persönliche Kontakte, Vertrauen und gemeinsame Aktion. Lasst uns Samenkörner an möglichst vielen Orten säen.

PROJEKT A – Eine Reise zu anarchistischen Projekten in Europa

Port-au-Prince Film & Kultur Produktion GmbH

Der Anarchismus ist eine Idee, die radikal alles in Frage stellt – auch sich selbst – und deren schonungslose Kritik vor nichts halt macht. Dabei ist die Idee der Anarchie ziemlich einfach: Anarchie ist, wenn kein Mensch uber den anderen herrscht. Oder wie Kant es ausgedruckt hat: ‚Anarchie ist Gesetz und Freiheit ohne Gewalt.‘ Das Ziel des Anarchismus ist die Abschaffung der Herrschaft von Menschen uber Menschen; es geht also nicht um die Feindschaft zu dieser Regierung oder jenem Tyrannen, sondern darum, den Staat an sich zu bekampfen und zugleich Alternativen zur Staatlichkeit zu entwickeln.Horst StowasserAnarchie!

„PROJEKT A“ ist ein Dokumentarfilm über anarchistische Projekte in Europa. Er hat seine Premiere in Berlin am 2. Februar in der Volksbühne und seinen Kinostart im Verleih in Deutschland am 4. Februar 2016.

Finanzkrisen und Flüchtlingsströme, soziale Ungleichheiten und ökologische Katastrophen, Kriege und Terrorismus – wie ein Hochgeschwindigkeitszug rast unsere Zivilisation auf eine Wand zu. Am Steuer sitzen Regierungen, die scheinbar nicht in der Lage sind die Probleme der Menschen zu lösen. Aber sind die Regierungen nicht vielmehr Teil des Problems? Was wäre die Alternative?

PROJEKT A ist ein Film, der sich den üblichen Klischees über Anarchismus widersetzt und zeigt: Eine andere Welt ist machbar. Ob im anarchistisch geprägten Stadtviertel Exarchia in Athen, bei Antiatomkraft Aktionen in Deutschland, bei der weltweit größten anarchosyndikalistischen Gewerkschaft in Spanien, einer katalanischen Kooperative oder beim genossenschaftlich organisierten Kartoffelkombinat in München: Die Aktivist_innen setzen ihre Visionen in die Tat um, unabhängig von staatlichen Strukturen, gleichberechtigt und mit dem Ziel einer solidarischen Gesellschaft vor Augen.

PROJEKT A gibt Einblick in ein alternatives Weltbild und zeigt anarchistische Ideen des Zusammenlebens und des Handelns: eine Welt, in der niemand herrschen soll über Wissen, Ressourcen, Grund und Boden oder andere Menschen.

Website: www.projekta-film.net

Stimmen zu Köln

We All Can Do It - Poster

We all can do it - Poster by Valentin Brown, via Soirart/Tumblr

Wir haben für euch einige Stimmen verschiedener Frauen zu Köln gesammelt:

Sultana Sha: „Übergriffe in Köln: Als Muslima erlebt man desselbe“ (Huffington Post, 8. Januar 2016)

Ich bin aus Frankfurt und hier gibt es Orte, die ich tagsüber sogar vermeide. Dort sind viele Männer, die – je nachdem – in einem Café sitzen, Drogen verticken oder halt nach Frauen Ausschau halten (ganz nah neben einer Polizeidienststelle). Viele Männer aus einer bestimmten Region, mit einem bestimmten Migrationshintergrund, suchen explizit nach Frauen, die Kopftücher tragen. Ich muss sagen, dass ich keine 2 Minuten dort bin ohne irgendeine dumme Bemerkung zu hören. Und es vergeht kein Tag dort, ohne dass mindestens ein Typ kommt und nach der Nummer fragt. Ihm ist es glaube ich egal, ob ich sein Typ bin oder nicht, er sieht das Kopftuch und das zählt irgendwie.

Hilal Sezgin: „Ich bin es leid“ (Die Zeit, 6. Januar 2016)

Ich bin es leid, dass jede öffentliche Diskussion über sexualisierte Gewalt – falls überhaupt mal eine geführt wird – so schnell vor den Karren unzähliger anderer politischen Agenden gespannt wird, dass sie eigentlich schon keine Diskussion über sexualisierte Gewalt mehr ist. […] Dieselben Kommentatoren, die noch vor drei Jahren fanden, die junge Dame solle sich doch bitte nicht so anstellen, wenn der FDP-Opi was Nettes über ihren Busen sagt, wissen auf einmal ganz viel über die Sexualnot von Flüchtlingen und ziehen kühne kulturelle Bögen von Köln bis Kairo und Kabul.

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Deutschland, wir müssen reden! – Gedanken nach Köln

Sexistische Kackscheiße

Sexistische Kackscheiße via Martijn van Exel via Flickr [CC BY-SA 2.0]

Mit ihrem Artikel Die Farce von #Koeln hat Mira Sigel offenbar den richtigen Nerv bei Frauen (und auch einigen Männern) in diesem Land getroffen: Der Arikel wurde geliked, geteilt, es gab zahlreiche Anfragen ihn ins Englische zu übersetzen und auch international stieß er auf große Beachtung. Zwischenzeitlich war sogar unser Server kurzzeitig überfordert. KommentatorInnen ließen uns wissen: „[Der Artikel] spricht mir aus der Seele“, „Trifft die Wirklichkeit so gut, wie wenig, was ich bisher darüber gelesen , gesehen oder gehört habe.“, „Der Beitrag verdient den Pulitzer-Preis“ oder „Super Artikel. — Das Beste zum Thema. Danke“ – Das gebe ich nicht wieder, weil ich unseren Blog mit Eigenlob überschütten möchte, sondern weil wir doch selbst auch teilweise überrascht waren, wie viele in diesem Land die Schnauze offenbar voll davon haben, dass Sexismus nur dann als problematisch betrachtet wird, wenn er nicht von deutschen Männern begangen wird. Wenn aber die eigenen „eingeborenen“ Brüder, Väter, Kollegen oder Nachbarn die Täter sind, dann wird verharmlost, dem Opfer die Schuld gegeben und Staat und Justiz bleiben untätig. Welch ein Hohn, dass jetzt AUF EINMAL der zuständige Minister Heiko Maas (SPD) aus seinem Tiefschlaf erwacht und seine monatelange Blockade zur Verschärfung des Vergewaltigungsparagraphen urplötzlich aufgibt. Wo waren denn die ganzen Frauenfreunde, als Feministinnen und Betroffenenorganisationen Sturm gelaufen sind, weil einfach nichts vorangehen wollte? Und schauen wir doch mal, ob die Empörung bis zu einer tatsächlichen Beschlussfassung ausreicht oder ob nicht dann bereits längst eine andere Sau Wille an Veränderung heuchelnd durchs Dorf getrieben wird.

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„Ich hasse es ein Ding zu sein“

Marilyn Monroe

By Milton H. Greene [Public domain], via Wikimedia Commons

Norma Jeane Baker wurde am 1. Juni 1926 in Los Angeles geboren. Es gibt wohl kaum jemanden, der/die den Weltstar Marilyn Monroe nicht kennt. Als Sexsymbol ging sie in die Geschichte ein, und als solches gilt sie bis heute.

Sehr selten spielt jedoch ihre traurige Lebensgeschichte eine Rolle. Dabei waren ihre Drogen-, Alkohol- und psychischen Probleme durchaus bekannt. Norma litt unter Depressionen, Schlaflosigkeit, Unsicherheit und der Unfähigkeit anderen zu vertrauen. Viele, die sie kannten, hatten das Gefühl sich in ihrer Gegenwart auf dünnem Eis zu bewegen – sehr schnell konnte ihre Laune umschlagen.

Normas Mutter, Gladys, litt unter Schizophrenie und verbrachte viele Jahre ihres Lebens in psychiatrischen Krankenhäusern. Dies führte dazu, dass Norma bei diversen Pflegefamilien und in insgesamt elf Kinderheimen aufwuchs.

Im Heim wurde sie weiderholt, beginnend von ihrem achten Lebensjahr,  hauptsächlich von einem Mann (vermutlich George Atkinson) über einen längeren Zeitraum hinweg sexueller Gewalt ausgesetzt. Als sie davon berichtete (man sagt u.a. ihrer Mutter), glaubte man ihr nicht – der Klassiker –  und es wurde ihr erwidert, der Täter sei ein „guter Christ“ und seine Mietzahlungen an das Heim seien sehr wichtig. Ihre Mutter habe sie auch als „Schlampe“ bezeichnet.

Norma musste mehrfach das Heim wechseln, weil sie unterschiedlichen sexuellen Belästigungen ausgesetzt war. Sie musste gehen – nicht die Täter. Wie muss dies als Botschaft auf ein Kind wirken?

Im Jahr 1942 heiratete sie, im Alter von 16 Jahren, den fünf Jahre älteren James Dougherty. Die Ehe scheiterte und wurde nur vier Jahre später wieder geschieden. Später folgten weitere Ehen.

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Hauptsache vegan?

Straßenschild mit Zitat von Alice Walker

Straßenschild mit Zitat von Alice Walker von Duck Lover via Flickr, [CC BY-ND 2.0]

Immer mehr Hersteller fleisch- und käsehaltiger Produkte erkennen VeganerInnen als potentielle und kaufkräftige Zielgruppe und nehmen vegetarische und vegane Alternativen in ihr Sortiment auf. So stellt der Produzent Rügenwalder Mühle inzwischen vegetarische Wurstalternativen her – und erhält dafür ein schönes Label des Vebu (Vegetarierbund). Auch Wiesenhof, die in der Dauerkritik stehen wegen ihrer Geflügelskandale, plant in Zusammenarbeit mit PETA eine eigene vegane Produktlinie.

Während einige diese Entwicklung positiv sehen und der Meinung sind, man habe es hier mit zunehmender Einsichtsfähigkeit der Fleischindustrie zu tun, die durch die massive Kritik in der Vergangenheit erreicht worden sei, kann man auch mehr Realismus walten lassen und nüchtern analysieren, dass die Fleischindustrie sich schlicht ein neues Marktsegment unter den Nagel reißen möchte. Es handelt sich um eine klassische kapitalistische Anpassungsstrategie und eine logische Reaktion an die gestiegene Nachfrage nach veganen und vegetarischen Produkten.

Nun könnte man argumentieren, dass dies doch egal sei, wenn doch damit die Fleischproduktion nur insgesamt eingedämmt würde und Veganismus/Vegetarismus somit immer mehr zum Mainstream wird. Das Problem bei der ganzen Sache: Das ist nicht der Fall, denn obwohl es immer mehr VegetarierInnen und VeganerInnen (und auch FlexitarierInnen) gibt, sinkt die Fleischproduktion leider EBEN NICHT.

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„Frauen und Kinder rein – Männer raus aus Deutschland!“

Syrian Child Refugees

By Trocaire from Ireland (DSC_0871 (Syria 1, Emergencies 6)) [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons

… so möchte man zynisch angesichts der emotionalen Flüchtlingsdebatte hinausrufen. Wir haben uns bereits mehrfach dazu geäußert, warum wir uns nicht an dieser Herbeiredung einer Gefahr für „deutsche Frauen“ durch „muslimische Männer“ beteiligen.

Nachfolgend ein paar Anregungen zum Nachdenken:

Männer sind gewalttätig gegen Frauen.

Das ist ein Faktum. Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Das ist vollkommen unabhängig von ihrer Kultur, Nationalität, Hautfarbe oder Religion (und manchmal wünsche ich mir als Agnostikerin wirklich, dass es Himmel und Hölle gibt, auf dass sie alle in der Hölle schmoren werden – auf Gerechtigkeit im Diesseits warten wir wohl eh noch bis in alle Ewigkeit).

Deshalb bedeutet eine Migration von (welchen) Männern (auch immer) nach Deutschland automatisch ein Anstieg von Gewalt. Natürlich ist es falsch Männer unter Generalverdacht zu stellen, denn selbstverständlich sind nicht alle Männer gewalttätig. Was aber eben auch richtig ist, dass Männer in der Regel (Ausnahmen gibt es immer) ihre häusliche und sexuelle Gewalt innerhalb der eigenen Ethnie ausüben. Deshalb sind es insbesondere Flüchtlingsfrauen, denen Schutz – zum Beispiel in Form von reinen Frauenunterkünften – zukommen muss.

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Wenn ZuhälterInnen sich als „SexarbeiterInnen“ ausgeben

Screenshot Al Jazeera Stream

Screenshot Al Jazeera Stream "Should buying and selling sex be a crime?" 09/08/2015

Gestern fand auf Al Jazeera eine Live-Diskussion zur Positition von Amnesty International statt, dass „Sexarbeit“ komplett entkriminalisiert weltweit werden sollte –  inklusive Zuhälterei und Sexkauf. Diese Entscheidung hat weltweit für große Entrüstung gesorgt. Amnesty Schweden hat seither bereits mehr als 1800 Mitglieder verloren. Neben einer Vertreterin von Amnesty durfte die obligatorische „häppy sexwörkerin“ natürlich nicht fehlen.

Als Simone Watson, eine Prostitutionsüberlende von der „Nordic Model in Australia Coalition“ die Verurteilungen von Mary Ellen (Maxine) Doogan wegen Zuhälterei thematisierte, war man sichtlich bemüht, sie schnellstens zu unterbrechen und ihr Unfairness und „Beschimpfung“ anderer Gesprächsteilnehmerinnen vorzuwerfen. Aber ist es nicht absolut relevant für eine solche Diskussion, wenn eine Profiteurin der Sexindustrie sich als „Sexarbeiterin“ ausgibt und sich für ein Politikmodell einsetzt, bei dem Zuhälterei entkriminalisiert werden soll? Und ob das relevant ist!  Insbesondere dann, wenn sie wie Doogan nicht belegte Falschaussagen über das Nordische Modell, welches ihren Interessen als „Geschäftsfrauen“ (und „-männern“) entgegen steht, verbreitet.

Zum konkreten Fall:

Wie „The Examiner“ bereits 2008 berichtete, betrieb Maxine Doogan Ende der 1990er Jahre eine Escort-Agentur („A Personal Touch“) in Seattle und wurde wegen Zuhälterei (hier: „profiting from prostitution“) verurteilt. Zwei ihrer Angestellten sagten aus, dass Doogan von 150 Dollar pro Termin einen Anteil von 50-60 Dollar erhielt (siehe Court Listener).

The Examimer berichtete weiter, dass Doogan vor einem Kammergericht in San Francisco gegen die Veröffentlichung einer WählerInneninformation zu einem neuen Gesetz (Prop. K), von dem ExpertInnen sagten, dass es sehr negative Konsequenzen für prostituierte Frauen haben würde, aber viele Vorteile für ZuhälterInnen und MenschenhändlerInnen mit sich brächte, klagte. Doogan wollte die Information gestrichen haben, dass der Vorschlag die Polizei darin schwächen werde, gegen Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung vorzugehen. Außerdem, dass es die Möglichkeiten der finanziellen Förderung für die Betreuung von Opfern sexueller Ausbeutung verschlechtern werde. Also alles Dinge, die für Frauen in der Prostitution von großem Interesse sind. Wie San Francisco Citizen berichetete, stammte Prop K. sogar aus der Feder von Doogan. Auf ihrem Blog „Bound not Gagged“ forderte Doogan, dass ZuhälterInnen sich „SexarbeiterInnen“ nennen sollten, weil es sich bei ihnen um „Hilfspersonal“ (support staff) handeln würde.

Sie erhielt zudem eine gerichtliche einstweilige Anordnung, nachdem sie ehemalige prostitutierte Frauen, die in einem Theater an einem Stück arbeiteten, schikaniert hatte.

Nachdem Vorwürfe laut geworden sind, dass die Entscheidung von Amnesty International maßgeblich von Douglas Fox, dem Betreiber der größten Escort-Agentur in Großbritannien, mitgestaltet wurde (er bezeichnet sich übrigens auch als „Sexarbeiter“), muss von Amnesty erwartet werden, dass sie sich zu ihrer offenen Zusammenarbeit und Unterstützung mit/von ZuhälterInnen erkären. Sie vertreten offensichtlich deren Interessen und nicht die derjenigen, die tatsächlich in der Prostitution tätig sind. Diese werden jedoch, wie der Umgang mit Simone Watson in der gestrigen Sendung zeigte, nicht ernst genommen, sondern ihre Argumente sollen mit nicht belegten Behauptungen über das Nordische Modell zerstampft werden.