Der böse fremde Mann

GI Joe Soldier

GI Joe Soldier by Cerebral Pizza via Flickr [CC BY 2.0]

Kaum schaltet man den Fernseher im Moment an, oder liest irgendwo in irgendwelchen Medien Kommentare, glaubt man die größte Bedrohung deutscher Frauen und Kinder ist der geflüchtete muslimische Mann., der bald raubend und mordend durchs Land ziehen wird. Auf einer Bürgerversammlung vor kurzem, ich konnte es fast nicht glauben, wurde Sorge über Frauen ausgesprochen, die alleine mit Hunden durch den Wald gehen in der Nähe einer Unterkunft für geflüchtete Menschen. Die ständig auflauernden Exhibitionisten (kein Witz) im Wald waren vergessen.

Lange ist es her, da waren nicht die männlichen „Flüchtlinge“ Thema, sondern die amerikanischen Soldaten. Einer Gruppe, der besondere Nähe zur „Leitkultur“ nachgesagt wird. Der weiße GI, der amerikanische Soldat, war sozusagen der Inbegriff des westlichen Mannes.

Merkwürdigerweise wiederholen sich die Dinge auf befremdliche Art und Weise.

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„Frauen und Kinder rein – Männer raus aus Deutschland!“

Syrian Child Refugees

By Trocaire from Ireland (DSC_0871 (Syria 1, Emergencies 6)) [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons

… so möchte man zynisch angesichts der emotionalen Flüchtlingsdebatte hinausrufen. Wir haben uns bereits mehrfach dazu geäußert, warum wir uns nicht an dieser Herbeiredung einer Gefahr für „deutsche Frauen“ durch „muslimische Männer“ beteiligen.

Nachfolgend ein paar Anregungen zum Nachdenken:

Männer sind gewalttätig gegen Frauen.

Das ist ein Faktum. Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Das ist vollkommen unabhängig von ihrer Kultur, Nationalität, Hautfarbe oder Religion (und manchmal wünsche ich mir als Agnostikerin wirklich, dass es Himmel und Hölle gibt, auf dass sie alle in der Hölle schmoren werden – auf Gerechtigkeit im Diesseits warten wir wohl eh noch bis in alle Ewigkeit).

Deshalb bedeutet eine Migration von (welchen) Männern (auch immer) nach Deutschland automatisch ein Anstieg von Gewalt. Natürlich ist es falsch Männer unter Generalverdacht zu stellen, denn selbstverständlich sind nicht alle Männer gewalttätig. Was aber eben auch richtig ist, dass Männer in der Regel (Ausnahmen gibt es immer) ihre häusliche und sexuelle Gewalt innerhalb der eigenen Ethnie ausüben. Deshalb sind es insbesondere Flüchtlingsfrauen, denen Schutz – zum Beispiel in Form von reinen Frauenunterkünften – zukommen muss.

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Frauen und Militär

A woman Marine

Morning Calm Weekly Newspaper Installation Management Command, U.S. Army via Flickr, [CC BY-NC-ND 2.0]

Krieg und Gewalt nehmen zu, als Folge des zunehmenden Turbokapitalismus, der Ressourcenverknappung und der Klimaveränderung, und all diese Faktoren sind natürlich miteinander vernetzt. Deutschland spielt im Kontext von Krieg eine maßgebliche Rolle und der Reichtum Deutschlands begründet sich auch auf Waffenexporten. Deutschland ist der drittgrößte Waffenexporteur auf der Welt und es gibt sehr viele Vernetzungen von Politik und Waffenindustrie (Schwarzbuch Waffenhandel/Jürgen Grässlin).
Als Folge der zunehmenden Flüchtlingsströme wird über weitere Auslandseinsätze auch der Bundeswehr nachgedacht, zusätzlich zu den schon jetzt stattfindenden Einsätzen, zur „Grenzsicherung“.

Es ist wichtig, gerade und insbesondere angesichts zunehmender Kriegseinsätze, das Gesicht des Krieges weiblicher, und somit weniger bedrohlich zu machen. Wenn Frauen in den Krieg ziehen, oder als Verteidigungsministerin über humanitäre Kriegseinsätze sprechen, dann werden diese Einsätze als eher notwendig betrachtet und weniger als imperialistischer Machtkampf.

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Wenn ZuhälterInnen sich als „SexarbeiterInnen“ ausgeben

Screenshot Al Jazeera Stream

Screenshot Al Jazeera Stream "Should buying and selling sex be a crime?" 09/08/2015

Gestern fand auf Al Jazeera eine Live-Diskussion zur Positition von Amnesty International statt, dass „Sexarbeit“ komplett entkriminalisiert weltweit werden sollte –  inklusive Zuhälterei und Sexkauf. Diese Entscheidung hat weltweit für große Entrüstung gesorgt. Amnesty Schweden hat seither bereits mehr als 1800 Mitglieder verloren. Neben einer Vertreterin von Amnesty durfte die obligatorische „häppy sexwörkerin“ natürlich nicht fehlen.

Als Simone Watson, eine Prostitutionsüberlende von der „Nordic Model in Australia Coalition“ die Verurteilungen von Mary Ellen (Maxine) Doogan wegen Zuhälterei thematisierte, war man sichtlich bemüht, sie schnellstens zu unterbrechen und ihr Unfairness und „Beschimpfung“ anderer Gesprächsteilnehmerinnen vorzuwerfen. Aber ist es nicht absolut relevant für eine solche Diskussion, wenn eine Profiteurin der Sexindustrie sich als „Sexarbeiterin“ ausgibt und sich für ein Politikmodell einsetzt, bei dem Zuhälterei entkriminalisiert werden soll? Und ob das relevant ist!  Insbesondere dann, wenn sie wie Doogan nicht belegte Falschaussagen über das Nordische Modell, welches ihren Interessen als „Geschäftsfrauen“ (und „-männern“) entgegen steht, verbreitet.

Zum konkreten Fall:

Wie „The Examiner“ bereits 2008 berichtete, betrieb Maxine Doogan Ende der 1990er Jahre eine Escort-Agentur („A Personal Touch“) in Seattle und wurde wegen Zuhälterei (hier: „profiting from prostitution“) verurteilt. Zwei ihrer Angestellten sagten aus, dass Doogan von 150 Dollar pro Termin einen Anteil von 50-60 Dollar erhielt (siehe Court Listener).

The Examimer berichtete weiter, dass Doogan vor einem Kammergericht in San Francisco gegen die Veröffentlichung einer WählerInneninformation zu einem neuen Gesetz (Prop. K), von dem ExpertInnen sagten, dass es sehr negative Konsequenzen für prostituierte Frauen haben würde, aber viele Vorteile für ZuhälterInnen und MenschenhändlerInnen mit sich brächte, klagte. Doogan wollte die Information gestrichen haben, dass der Vorschlag die Polizei darin schwächen werde, gegen Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung vorzugehen. Außerdem, dass es die Möglichkeiten der finanziellen Förderung für die Betreuung von Opfern sexueller Ausbeutung verschlechtern werde. Also alles Dinge, die für Frauen in der Prostitution von großem Interesse sind. Wie San Francisco Citizen berichetete, stammte Prop K. sogar aus der Feder von Doogan. Auf ihrem Blog „Bound not Gagged“ forderte Doogan, dass ZuhälterInnen sich „SexarbeiterInnen“ nennen sollten, weil es sich bei ihnen um „Hilfspersonal“ (support staff) handeln würde.

Sie erhielt zudem eine gerichtliche einstweilige Anordnung, nachdem sie ehemalige prostitutierte Frauen, die in einem Theater an einem Stück arbeiteten, schikaniert hatte.

Nachdem Vorwürfe laut geworden sind, dass die Entscheidung von Amnesty International maßgeblich von Douglas Fox, dem Betreiber der größten Escort-Agentur in Großbritannien, mitgestaltet wurde (er bezeichnet sich übrigens auch als „Sexarbeiter“), muss von Amnesty erwartet werden, dass sie sich zu ihrer offenen Zusammenarbeit und Unterstützung mit/von ZuhälterInnen erkären. Sie vertreten offensichtlich deren Interessen und nicht die derjenigen, die tatsächlich in der Prostitution tätig sind. Diese werden jedoch, wie der Umgang mit Simone Watson in der gestrigen Sendung zeigte, nicht ernst genommen, sondern ihre Argumente sollen mit nicht belegten Behauptungen über das Nordische Modell zerstampft werden.

 

 

Warum das Gender-Konstrukt toxisch ist – ein Beitrag zur Trans*-Debatte

Wordle

Wordle erstellt mit WordItOut

Vorbemerkung

In den vergangenen Tagen gab es auf der Facebook-Seite des von uns eigentlich hochgeschätzten Blogs Indyvegan eine heftige Diskussion, die sich um das Konglomerat „Transphobie“, „Cis-Sexismus“, Gender, biologisches Geschlecht und die Legitimation vermeintlich „neutraler“ Fremdbezeichnungen wie T(W)ERF (TERF = Trans Excluding Radical Feminist, TWERF = Trans Woman Erasing Radical Feminists) – analog zu SWERF (Sex Worker Excluding Radical Feminists) – drehte.

Zunächst einmal ist es sehr begrüßenswert, dass Indyvegan hier zunächst keine vorschnellen Schlüsse gezogen hat, sondern sich interessiert gezeigt hat an der Ebnung einer Debattenkultur, die eine – weitgehend – sachliche Auseinandersetzung ermöglichen soll. Das ist im hiesigen Feminismus, der vom Queerfeminismus und dem liberalen – oder auch postmodernen – Feminismus dominiert wird, äußerst selten.

Im Laufe der Debatte änderte sich diese Haltung jedoch zusehends. Während die Menschen von Indyvegan zunächst noch „mangelnde Fachkompetenz“ ihrerseits proklamierten (dessen öffentliches Eingeständnis von Größe zeugt und damit unseren Respekt verdient) und um niedrigschwellige ErklärbärInnentexte von beiden Seiten baten, bezog die Seite dann jedoch schnell Position für die „Betroffenenseite“. Sich erklären durften nur noch Trans*personen und den an der Diskussion beteiligten RadikalfeministInnen wurde die Betroffenenposition im Patriarchat abgesprochen. Später wurde ihnen mit dem – auch auf Nachfragen nicht näher erläuterten – Vorwurf von „Transfeindlichkeit“, unter Androhung von der Seite gebannt zu werden, das Wort verboten. Lediglich das Recht „Verständnisfragen“ an die Betroffenen zu stellen, wurde eingeräumt.

Ironischerweise wurde dieses Vorgehen als „emanzipativ“ bezeichnet, denn den irregeleiteten „TERFS“ solle ja die Möglichkeit gegeben werden sich fortzubilden und ihre Meinung zu ändern. Realsatirisch wurde es, als eine Kommentatorin einen Beitrag postete, mit dem sie durch Zitate von Trans*personen mit eindeutigen Hassbotschaften und Morddrohungen gegen „TERFS“ belegen wollte, dass „TERF“ eben keine „neutrale Bezeichnung“ sei, sondern in der Tat eine Beleidigung, die eigentlich nicht mit den Diskussionsregeln von Indyvegan im Einklang steht. Begründung: Die Webseite („Terf is a Slur“), der diese Zitate entnommen wurden, habe „transfeindliche Inhalte“ beinhaltet. Spannend: Sind diese zitierten Trans*personen selbst „transfeindlich“ oder wie soll das verstanden werden? Offenbar konnte Indyvegan das selbst nicht so genau erklären: Auch hier wurden entsprechende Nachfragen nicht beantwortet.

Dieser Beitrag ist ein Versuch, einen Beitrag zu dieser Debatte zu leisten und Standpunkte zu den Kernthemen, an denen die „Diskussion“ chronisch eskaliert, beizusteuern. Er ist auch ein Versuch, die Differenz zwischen Radikal- und Queerfeminismus, die im hiesigen Feminismus kaum Raum bekommt oder bekommen soll, zu beleuchten. Es ist eine Einladung an Indyvegan und alle anderen Interessierten zur Diskussion und Aufarbeitung der Geschehnisse der letzten Woche.
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Bericht aus einer mittelgroßen Stadt im Norden Rumäniens

Familie vor einem kleinen Lehmhaus

Diese Stadt liegt unweit von der ungarischen Grenze. Die ungarische Bevölkerung bildet eine starke Minderheit. Sie wird ausgegrenzt, aber nicht so sehr wie eine andere Minderheit, die Roma Bevölkerung.

Bevor man in die Stadt selbst hinein fährt, reihen sich am Rand der Hauptstraße die Behausungen, die von Bauschutt und Mülldeponie umgegeben sind, und von barfuß laufenden Kindern und Jugendlichen betreten werden. Die Dächer sind aus Blech und die Öffnungen haben keine Türen oder Fenstern sondern höchstens Gardinen, also schließen sie nicht.

Eltern schicken ihre Kinder zur nächsten Mülltonne um Essbares zu suchen, und die gefundenen Müllsäcke werden den Müllberg vor der eigenen Behausung vergrößern. Geschickte Dealer deponieren mit Klebstoff gefüllte Tüten vor den Mülltonnen, damit sie von enttäuschten Kindern griffbereit zu Verfügung stehen, falls nichts Essbares zu finden ist. So werden viele schon im Kindesalter ans Klebstoff schnüffeln herangeführt und sind früh abhängig. Ihre Eltern sind nicht in der Lage, sie in die Schule zu schicken: Da sie selbst Analphabeten sind, können sie die bürokratischen Hürden nicht überbrücken.

Um sich im System Schule zurechtzufinden ist die rumänische Sprache Bedingung. Ungarisch oder Romanes sprechende Familien werden automatisch ausgegrenzt. Die allerwenigsten dieser Familien werden von Sozialämtern besucht oder überhaupt erreicht. Diese Ämter werden chronisch unterbesetzt und schlecht finanziert, unter den SozialarbeiterInnen gilt es als völlig sinnlos, sich um Roma-Familien zu kümmern, weil sie im Winter „eh alles verbrennen“. Ja, die Winter sind hart und es fehlt in den städtischen Vororten an Brennholz. Oft werden Mobiliar und Einrichtungen dem Feuer geopfert. Auch Fensterläden und desgleichen.

Es sind viele Hausbesitzer eher bereit, Wohnungen unbewohnt zu lassen als sie an Roma-Familien zu vermieten. Versteht sich. Sozialwohnungen werden zwar diesen Familien zugewiesen, aber ohne sozialpädagogische Begleitung, sodass es nicht lange dauert, bis auch die Sozialwohnungen genauso unbewohnbar sind.

Resignation ist das geistige Gift dieser Bevölkerung. So von Ausgrenzung und Diskriminierung geprägt, werden ihre Kinder leben wie sie und ihre Vorfahren seit Generationen [wenn nichts geändert wird] – ohne Selbstbestimmung und Autonomie. Weiterlesen

Amnesty International: Offizielles Lobbyorgan der Sexindustrie

Amnesty International - Only Men Are Himan

"Amnesty International - Only Men Are Himan"

Es ist nun offiziell: Amnesty International ist eine Zuhälterorganisation. Herzlichen Glückwunsch, Amnesty International!

Amnesty International verwendet in seinem gestern publizierten Positionspapier den Begriff „sex worker“, diesen Begriff hat uns übrigens die Sexindustrie persönlich eingeschleust, auch wenn uns das immer wieder als von prostituierten entwickelte Eigenbezeichnung zur Selbstermächtigung oder sonstigen Quatsch verkauft wird. Die Verwendung einer Terminologie, die der Sexindustrie entstammt, spricht bereits für sich.

Es verwundert allerdings nicht, denn wie wir wissen, ist AI wegen gut etablierter Verbindungen zu Profiteuren der Sexindustrie in die Kritik geraten (und die durften ja auch höchstpersönlich an diesem Papier mitschreiben, voll gute Idee!). Und wie wir ebenso wissen, wurde Amnesty gekauft.

Alle in der Sexindustrie dürfen sich „sex worker“ nennen, auch Zuhälter und Bordellbesitzer. Und für die völlige Entkriminalisierung auch dieser „sex worker“ wird sich AI nun laut offizieller Bekundung einsetzen.

Amnesty Internationals Papier liest sich wie eine Abschrift aller unerträglichen Positionspapiere, die in den letzten Monaten, Jahren das Licht der Welt erblickt haben. Ich verlinke jetzt nichts, mir reicht schon der Link da oben zu diesen Handlangern sexueller Ausbeutung und Folter Amnesty International. Kurzum: Lobby-Rhetorik und Faktenverdrehung in neoliberalem Gewand.

Seit Jahren setzt sich Amnesty International für die Abschaffung der Folter ein, macht auf Folter und ihre Opfer in groß angelegten Kampagnen aufmerksam. Beim Thema nicht-staatliche Folter herrscht jedoch kontinuierliches Schweigen.

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„Deutschlands neue Asoziale“ – Rassismus ein Bildungsproblem?

"Rassismus führt zum Verlust Ihres Mitgefühls."

Dierk Schäfer via Flickr [CC BY 2.0]

Am 24. Juli 2015 erschien bei der Huffington Post ein Artikel mit dem Titel „Die neuen Asozialen: Eure Dummheit bringt Deutschland zum Abgrund“.

Dieser Artikel wurde unter meinen FacebookfreundInnen gefeiert – dutzendfach erschien er auf meiner Pinnwand, weshalb ich mich zu einer Erwiderung entschieden habe. Kritik zu äußern, fällt mir in diesem Fall nicht leicht, denn die Autorin Sabrina Hoffmann fiel mir vor genau einem Jahr – im Juli 2014 – sehr positiv auf, als sie sich als eine der ersten deutschsprachigen Journalistinnen mit einem sehr guten Artikel, „Prostitution: Warum Deutschland Sexkauf verbieten muss“ , für ein Sexkaufverbot nach schwedischem Modell in Deutschland ausgesprochen hatte.

Ich möchte diese Replik deshalb als konstruktive und wertschätzende Kritik verstanden wissen.

Im Artikel wird die These aufgestellt, dass es nicht „die Zuwanderer [sind], die das Bildungsniveau senken“ in Deutschland, sondern „es … die Deutschen selbst“ sind. „Und zwar ausgerechnet jene, die bei Facebook gegen Ausländer hetzen.“. Fremdenfeindliche „gebildete und intelligente Menschen“ bezeichnet sie als Ausnahme. Und sie sieht es als Gefahr an, dass sich ungebildete Menschen „von Gefühlen beherrschen lassen“.

Hoffmann beendet den Text mit

„Diese Menschen sind blind für die Not anderer. Sie sehen nur sich selbst. Und die Probleme, die sie bekommen könnten, wenn eines Tages zu viele Zuwanderer in Deutschland leben. Sie verstehen nicht, was Menschlichkeit ist. Sie stehen mit dem Kopf zur Wand und sehen nur Tapete. Wenn wir die Fremdenfeindlichkeit in Deutschland in den Griff bekommen wollen, müssen wir hier ansetzen. Alles andere ist nur Kosmetik.“

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Mit den YPG zur Frauenbefreiung?

Kurdish YPG Fighter

Kurdish YPG Fighter by kurdishstruggle via Flickr, [CC BY 2.0]

In linken Kreisen ist der positive Bezug auf die „kurdische Frauenemanzipation“ heutzutage fast schon eine Pflicht geworden. Wer sich kritisch dazu äußert, wird (mindestens) schräg angesehen.

Interessant scheint mir vor allem die unterschiedliche Bewertung der Fraueneinheiten an den syrischen Fronten: Während die Frauenguerillas, die mit der Freien Syrischen Armee (FSA) gegen Assad kämpfen, kaum im globalen Norden wahrgenommen werden, das Thema „Frauen für den IS“ (Daesh) ausschließlich als Thema in Bezug auf die „Radikalisierung“ und „Islamisierung“ der muslimischen Jugend in Deutschland auf Fachtagungen und in den Medien besprochen wird, wird hingegen die Rekrutierung von (auch minderjährigen Mädchen) und Frauen für die „Revolution in Rojova“ als progressiv und emanzipatorisch abgefeiert – und das ist überraschenderweise nicht nur auf linke Kreise beschränkt. Es gibt Videofeatures, Dokumentationen und von überall lächeln uns strahlend die „YPG“-Kämpferinnen, mit schwerem Kriegsgerät dekoriert, entgegen.

Das Thema „Frauen an der Front“, und auch die Erotisierung der YPG, wären nochmal einen eigenen Artikel wert, hier möchte ich mich jedoch auf das Frauenbild der PKK beschränken, welches sich bei genauerer Betrachtung gar nicht als so progressiv und emanzipatorisch darstellt.

Die nachfolgenden Charakterisierungen beziehen sich in erster Linie auf Analysen zum Frauenbild der PKK in der Türkei und beruhen auf Auswertungen von Dokumenten, Stellungnahmen und Frauenzeitschriften der PKK und PKK-naher Organisationen selbst. Natürlich müsste man seriöserweise dieser Analyse eine Analyse der Stellungnahmen der syrischen Ableger der PKK gegenüberstellen und einen Abgleich vornehmen – allerdings kann man auf der Grundlage dessen, was bereits an Interviews, Berichten etc. existiert mit sensibilisiertem Auge sehen, dass das Frauenbild zwischen PKK Türkei und PKK Syrien sich nicht wirklich unterscheidet. Man findet die gleichen Argumente und Argumentationen in diesen wieder. Was auch ob der Allgegenwart von Abdullah Öcalan bei allem was mit „Rojava“ zu tun hat, nicht verwundert. Es handelt sich offensichtlich in Syrien nicht um eine irgendwie „andere“ Bewegung. Weiterlesen

Männer im Krieg, Männer im Frieden

Plakat: "Jeder Soldat ist strengstens verpflichtet die frei gelieferten Praeservative zu benutzen!"

Bundesarchiv, Bild 101II-MW-1019-10 / Dietrich / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de], via Wikimedia Commons

Die Bedeutung des Militärs für die Etablierung von Prostitution wird äußerst selten thematisiert. Dabei gibt es umfangreiche feministische Forschung dazu. Insbesondere die amerikanische Politikwissenschaftlerin Cynthia Enloe hat dazu umfassend publiziert.

Militärinterventionen haben einen maßgeblichen Anteil an der weltweiten Globalisierung der Prostitution, denn Prostitution erfüllt einen wichtigen Zweck: Wie Susan Brownmiller ausführt, geht es nicht nur darum, besiegte männliche Bevölkerungen dadurch zu bestrafen, dass ihnen „ihre“ Frauen gestohlen werden, sondern auch darum, die Soldaten zu schlachtbereiter Aggression aufzustacheln.

Das Militär benutzt bewusst Prostitution und Pornografie, um die Truppen zu maskulinisieren und damit die Fähigkeit zu töten anzutrainieren. Sie ermöglichen es, Frauen als „das Andere“ zu sehen. Sie löscht Empathie aus.

Das japanische „Trostfrauensystem“

Beim so genannten „Trostfrauensystem“ handelte es sich um Vergewaltigung und sexuelle Sklaverei und nicht, wie häufig suggeriert wird, um „freiwillige“ Prostitution. Höhere Stabsoffiziere gaben den Befehl, die Bordelle einzurichten, die euphemistisch als „Spezialwarenhäuser“ (und Frauen damit als zu lagernde „Waren“) bezeichnet wurden.

Die Funktionsweise war ähnlich dem heutigen legalisierten und vielerorts tolerierten Bordellsytem: Die Mädchen und Frauen wurden durch Täuschung oder Verkauf eingehandelt und erlitten schreckliche Gewalt, wenn sie sich widersetzten. Man sagte ihnen, dass sie Schulden hätten und daher vertraglich verpflichtet seien, ihre Körper zur Verfügung zu stellen. Sie mussten außerhalb von Kampfzeiten zehn Männer pro Tag erdulden, davor und danach sogar 30-40 Männer pro Tag.

Wie die Frauen in deutschen Bordellen, berichteten die „Trostfrauen“ von starken Schmerzen, Schwelllungen an den Genitalien und Blutungen.

In der Zeit unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg befürchtete die japanische Regierung, dass die US-Besatzungstruppen japanische Frauen vergewaltigen würden, wenn sie nicht mit prostituierten Frauen versorgt werden würden. Neben den bereits in der Prostitution befindlichen Frauen wurden auch „neue“ dem System zugeführt. Es wurde vom Staat –  in Zusammenarbeit mit Besitzern von privaten Clubs und Bordellen –  die Recreation and Amusement Association (RAA) eingerichtet. Die „weltgrößte Handelsvereinigung für weiße Sklavinnen“ rekrutierte „weibliche Angestellte“, um die „stationierten Truppen zu trösten“. Viele Frauen folgten dieser Anwerbung aufgrund massiver Hungersnöte und Arbeitslosigkeit.

Vergewaltigungslager in Bosnien – und dem Nationalsozialismus

Serbische Milizen richteten in Bosnien im Zuge des Völkermordes Vergewaltigungslager ein. Frauen, die nicht mehr von Nutzen waren oder ihren Neuheitswert überschritten hatten, wurden schlichtweg getötet.

Catharine MacKinnon sieht eine Ursache für die Einrichtung der Lager in dem schon vor dem Krieg existierenden, übersättigten Pornografiemarkt in Jugoslawien:

„Wenn Pornografie derart zur Normalität wird, wird eine ganze Gruppe von Männern darauf vorbereitet, Frauen nicht mehr als Menschen zu sehen und sexuelle Gewalt zu genießen.“

Die Gesundheitsabteilung der Nazis hatte dem Warschauer Ghetto die Einrichtung eines Bordells von 50 jüdischen Frauen für die Nutzung durch deutsche Soldaten befohlen. Heinrich Himmler hatte die Einrichtung von mindestens neun Bordellen in Konzentrationslagern zu verantworten. Prostitution war integraler Bestandteil des Völkermords an den Juden und Jüdinnen. Daneben gab es auch andere Praktiken sexueller Gewalt:

„Frauen wurden beim Eintritt in die Lager gezwungen, sich auszuziehen und sich, um die Genitalien zu exponieren, auf zwei Stühle zu stellen, wo sie dann innen untersucht und an den Genitalien rasiert wurden, während man sie sexuell verspottete.“

Trotz der enormen Fülle an Dokumentationen und Aufarbeitungen des Nationalsozialismus bleiben diese Aspekte bis heute weitgehend unberücksichtigt. Weiterlesen