Unser Gentleman der Woche: Attila Hildmann

Ne Weile schauen wir uns das ja schon an und fragen uns ob wir nun Mitleid oder Ekel empfinden sollen, für den selbst ernannten Vegan-Guru Attila Hildmann.

Zunächst fanden wir den Selbstveredelungs-Veganismus vom „Vendler“ ja in erster Linie peinlich: Vegan ernähren, dann klappts auch mit dem Sixpack. Jo, wer drauf steht. Von uns aus. Er ist halt offenbar kein politischer Veganer.

Vegane Ernährung als Potenzmittel und den Porsche fürs große Ego? Jo, wers braucht.  Und: Irgendwo muss die fette Kohle, die man mit seinem Fun-Veganismus verdient, ja auch hin.  Die Schwelle zur Grenzwertigkeit war hiermit jedenfalls bereits deutlich überschritten.

Aber sein neuestes Projekt überschreitet alle Grenzen des schlechten Geschmacks:

Mit Vegangangsta.tv, einer „Foodporn“-Cooking-Show, bei der es „fucking“ und „bitches“ im Minutentakt hagelt, soll die Kasse weiter aufgebessert werden, denn wir wissen ja:

Sex sells einfach. Das ist auch keine Parodie, sondern das ist Teil des Konzepts. […] Das ganze Ding ist auch dafür da, andere Zielgruppen zu erreichen – die Jugend steht auf Gangsterrap und guckt auch mal ’nen Porno. Für mich sind das Stilmittel, um meine Message von veganem Bioessen und Fairtrade in die Welt zu tragen.

Auf seiner Facebookseite schreibt er außerdem:

Man nehme: 1 Halstuch = 5 Euro im Army-Shop; 1 vollbusige Freundin = 0 Euro; ein bisschen Gossenslang = 0 Euro; eine gute Slowmo-Kamera = 50 Euro am Tag; ein tätowierter Strongman = 0 Euro Aufruf über Facebook....Resultat - deutschlandweite mediale Aufmerksamkeit = unbezahlbar! hahaha die Welt ist doch zu einfach gestrickt für mich. Sex und ein bisschen Provokation und alle flippen aus! Ich mach dann mal weiter...am Sonntag ist der nächste Dreh! Bewirb dich als Vegangsta Girl: motherfucker@vegangsta.tv

Man nehme: 1 Halstuch = 5 Euro im Army-Shop; 1 vollbusige Freundin = 0 Euro; ein bisschen Gossenslang = 0 Euro; eine gute Slowmo-Kamera = 50 Euro am Tag; ein tätowierter Strongman = 0 Euro Aufruf über Facebook….Resultat – deutschlandweite mediale Aufmerksamkeit = unbezahlbar! hahaha die Welt ist doch zu einfach gestrickt für mich. Sex und ein bisschen Provokation und alle flippen aus! Ich mach dann mal weiter…am Sonntag ist der nächste Dreh! Bewirb dich als Vegangsta Girl: motherfucker@vegangsta.tv

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Cherry Smiley: Wirkliche Veränderung für indigene Frauen wird es erst mit einem Ende der Prostitution geben

Cherry Smiley ist Projektmanagerin für Gewaltprävention und Sicherheit, bei der Native Women`s Association of Canada und Mitglied der Women`s Coalition for the Abolition of Prostitution

Der Beitrag erschien bei The Globe and the Mail – Übersetzung und Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung

Als Land, und als Resultat der Arbeit von vielen indigenen Überlebenden des Residential School-Systems, Familienmitgliedern und Fürsprecher_innen, sind wir weit vorangeschritten die Schäden, die mit diesem Indian Residential-School-System verbunden sind, zu erkennen.*

Wir erkennen, dass die Zwecke dieser Institutionen an sich gewalttätig waren, und die Prozesse mit denen diese erreicht werden sollten in systematischem sexuellen, physischen und emotionalem Missbrauch, dem Verlust von Sprache, Kultur und Identität, manchmal auch dem Tod, resultierten. Wir erkennen, dass diese schrecklichen Konsequenzen auch heute noch Auswirkungen auf unsere Leben haben, und als eine teilweise verheerende Altlast auf indigenen Frauen und Mädchen liegen.

Am 6. Dezember 2014 trat die neue kanadische Prostitutionsgesetzgebung in Kraft. Prostitutionsüberlebende, indigene Frauengruppen, Anti-Gewalt- und Gleichstellungsaktivist_innen, sowie Wissenschaftler_innen haben diese Entscheidung Sexkäufer, Zuhälter und Werbende für „sexuelle Dienstleistungen“ zu kriminalisieren und prostituierte Frauen weitgehend zu entkriminalisieren gefeiert. Wir haben die Investitionen in die Unterstützung und Ausstiegsprogramme begrüßt, obwohl wir noch viel mehr davon brauchen. Auch wenn es sich nicht ganz um das „Nordische Modell“ handelt, so sind wir doch auf dem richtigen Weg zu Gleichheit für alle Frauen, in dem wir daran arbeiten Prostitution zu beseitigen.

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Die posthume Verleumdung von Andrea Dworkin läuft auf Frauenhass hinaus

Andrea Dworkin

By Open Media Ltd. (Uploaded by Open Media Ltd. (AnOpenMedium)) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Vor zehn Jahren starb Andrea Dworkin, und ihr Vermächtnis lebt durch viele meiner feministischen Schwestern weiter, trotz aller gewaltigen Anstrengungen sie zu verreißen, obwohl sie nicht mehr unter uns ist um sich zu verteidigen.

Ihr wurde so viel zum Vorwurf gemacht, meist in verwurzelten antifeministischen Stereotypen, seltsamerweise jedoch auch bekräftigt von vielen, die sich selbst „feministisch“ nennen, wenn auch in der Bandbreite der dritten Welle, liberalen Feminismus oder Queerfeminismus.

Dworkin wurde, wie viele von uns die wir frauenverachtende, gewalttätige und unterdrückende Darstellungen von Sex und Sexualität kritisieren, als „Anti-Sex“ bezeichnet, von Männern und Frauen gleichermaßen. Sie wurde falsch zitiert mit „jeglicher heterosexueller Sex ist Vergewaltigung“, und als „transphob“ gelabeled, obwohl es gar keine Belege für irgendeine dieser Behauptungen gibt. Wie viele von uns wurde sie bezichtigt Männer zu hassen, oder zu glauben, dass Frauen Männern biologisch überlegen seien, und essentialistisch zu sein, weil sie angeblich der Meinung war, dass alle Männer geborene, gewalttätige Vergewaltiger seien.

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We can do it – das erste Bier von Frauen gebraut

Fight Sexism Graffiti

by Metro Centric via Flickr, [CC BY 2.0]

Wie die Womens Rights News berichten gibt es in Schweden nun das erste von Frauen gemachte Bier.

Vor zwei Jahren hatte Elin Carlsson aus Göteborg die Schnauze voll von den Männern, die meinen, dass Frauen nur fruchtiges Leichtbier mögen. Sie gründete eine Facebookgruppe mit dem Namen „Fem Ale“ und veranstaltete mit anderen gemeinsam Women-Only Bierverkostungen – mit großem Erfolg.

Irgendwann kam die Idee auf „Warum eigentlich nicht ein eigenes Bier brauen?“ – Elin und einige andere Fem-Ale-Aktivistinnen nahmen Kontakt zur Ocean-Brauerei in Göteborg auf und fanden hier willige Kooperationspartner.

Elin und die anderen entwickelten ein Rezept für IHR eigenes Bier: „Es ist etwas bitteres als gewöhnlich, und enthält eine Menge Hopfen. Es ist ein frisches, bitteres, helles Bier“ .

Das Bier, welches den Namen „We can do it“ trägt, ist nun im Handel erhältlich. Also beim nächsten Schweden-Besuch ab in den Systembolaget. Skål!

 

Sex sells?

Nicht erst seit dem Hype um „Fifty Shades of Grey“ ist klar: Sex sells. Und so reimen Werbestrategen munter mal ganz plump („Hallöchen Popöchen“ – easyjet) bis aufdringlich (BILD-Girl), mal subtiler („Je schöner die Blumen, desto schöner das Dankeschön.“– Bloomy Days) für ihr Produkt. Wieso auch nicht? Einen schönen Körper schaut sich doch Mann wie Frau gern an, suggeriert er doch Gesundheit, Disziplin und Erfolg.

Zu Nutze machen sich WerberInnen und JournalistInnen hier, dass emotional aufgeladene Inhalte besser in Erinnerung bleiben. Und nackte Haut erzeugt viel Aufmerksamkeit. Respektlos? Herabsetzend? Genau das. Massenweise unters Volk gebracht.Da erlaubt sich dann der eine oder andere einen dümmlichen „Herrenwitz“ oder Tätscheleien am Arbeitsplatz. Ist doch normal, heißt es, entspricht als der Norm. „Die wiederholte Vermittlung geschlechtsstereotyper Bilder und Vorstellungen trägt zu sexistischen Einstellungen und Überzeugungen, sexueller Belästigung und Gewalt gegenüber Frauen bei.“ konstatiert jedoch das britische Innenministerium in seinem Bericht „Sexualisation of young people“.

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Chris Hedges: Die Hurerei der Linken

VANCOUVER, British Columbia – Prostitution ist der vollkommene Ausdruck des globalen Kapitalismus. Unsere Firmenchefs sind Zuhälter. Wir alle werden entwürdigt und erniedrigt, verarmt und machtlos zurückgelassen, um den grausamen und lüsternen Ansprüchen der Wirtschaftselite zu dienen. Und wenn sie uns leid sind, oder wir nicht länger von Nutzen sind, werden wir als menschlicher Abfall ausrangiert. Wenn wir Prostitution als legal akzeptieren, wie Deutschland das getan hat, als einer Zivilgesellschaft statthaft ansehen, dann nehmen wir einen weiteren gemeinsamen Schritt in die globale Kultur, die von den Mächtigen errichtet wird. Der Kampf gegen Prostitution ist der Kampf gegen einen entmenschlichenden Neoliberalismus, der bei der Unterordnung von verarmten Mädchen und Frauen beginnt, aber nicht dort endet..

Armut ist kein Aphrodisiakum. Diejenigen, die ihre Körper für Sex verkaufen, tun dies aus Verzweiflung heraus. Sie enden oftmals physisch verletzt, mit einer Vielzahl von Krankheiten und medizinischen Leiden, und leiden unter ernsthaften emotionalen Traumata. Die Linke begeht moralischen Bankrott durch ihren Fehler legale Prostitution nicht als ein anderes Gesicht des Neoliberalismus zu erfassen. Seinen Körper zu verkaufen hat nichts mit Wahlfreiheit zu tun. Es hat nichts mit Freiheit zu tun. Es ist eine Form ökonomischer Sklaverei.

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Kindheits-Sheroes

Denkt ihr auch ab und an darüber nach wer oder was euch zu dem gemacht hat was ihr heute seid, was euch in eurer Sozialisation nachhaltig beeinflusst und geprägt hat?

Immer wieder fallen mir wenn ich mir diese Fragen stelle unter anderem auch die toughen Sheroes ein, die mich durch meine Kindheit begleitet haben. Mit denen ich gelacht, geweint, gefiebert, manchmal auch getrauert habe. Ihnen widme ich diesen Beitrag.

Zum Beispiel das Waisenmädchen Whisp.

Sie verschlägt es in ein Land ohne Farben und ohne Licht. Sie findet einen Regenbogengürtel, befreit die gefangenen Regenbogenkinder (Bubi Blauschuh, Viola Veilchenscheu, Maria Mandarina, Katrin Kleeblatt, Nina Nachtigall, Richard Löwenherz, Sabine Sonnenstrahl, Penny Popperpink und Sandra Silbermond) und sorgt fortan mit diesen als Regina Regenbogen, dem Pferd Sternschnuppe („das wunderschönste Pferd im ganzen Universum, bei aller Bescheidenheit“), ihrem Helfer Weißwirbel („ogottogottogott“) und den Stern-, Hütchen- und Babywichten dafür, das im Regenbogenland das Gute über das Böse siegt. Dabei müssen sie sich regelmäßig mit Grummel Griesgram und seinem (vermeintlich) tollpatschigen Kumpanen Schleichmichel (der so nur seine eigentliche Gutmütigkeit tarnt) batteln. Grummel Griesgram mag nämlich keine Farben und keine Fröhlichkeit, denn er leidet unter einem Kindheitstrauma: Als er als Kleinkind nämlich die Wände seines Kinderzimmers mit allem was an Farben zu bekommen war – Wachsmalstifte, Filzstifte, Wasserfarben, Airbrush, … – angemalt hatte befahl ihm seine Mutter diese wieder abzuwaschen:

Jedes kleine bisschen Farbe, egal ob es den ganzen Tag dauert, egal ob du den Rest deines Lebens dafür brauchst.

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Sicherungsverwahrung, Maßregelvollzug, Opferschutz und die LINKE. Hessen

Gefängnis in Kassel, Deutschland

x1klima via Flickr, [CC BY-SA 2.0]

Am Freitag den 13.03.2015 fand vor dem Landtag in Wiesbaden eine Kundgebung in Wiesbaden statt, angesichts eines neuen Gesetzes zum Maßregelvollzug. Die Behandlung psychisch kranker Straftäter (endlich einmal richtig nicht gegendert!) verstößt gegen die Verfassung.

Aber was ist der Maßregelvollzug überhaupt? Der Maßregelvollzug betrifft Menschen, die im Zustand der Schuldunfähigkeit oder verminderten Schuldfähigkeit eine Straftat begangen haben. Ein Gericht kann hier die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik anordnen wenn vom Kranken erhebliche rechtswidrige Taten zu erwarten sind, oder er für die Allgemeinheit als gefährlich angesehen wird. In Hessen sind zur Zeit 700 psychisch kranke Täter im Maßregelvollzug.

Es geht mir insgesamt bei dem Thema von Sicherungsverwahrung und Maßregelvollzug nicht unbedingt um die Besonderheiten der Rechtssprechung in diesem Bereich, sondern um die völlige Ignoranz gegenüber Opfern von Straftaten. Aus irgendwelchen Gründen gibt es diese nämlich nicht. Es gibt nur arme „Opfer“, nämlich die Täter (in der Regel männlich), die ungerecht behandelt werden.

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Tierversuche und Menschenversuche. Eine Tradition der Pharmaindustrie.

Animal, Rat, Lobund-Wistar

By Janet Stephens (photographer) [Public domain], via Wikimedia Commons

Die Anzahl der Tierversuche insbesondere von Seiten der Pharmaindustrie ist hoch. Die Tiere werden oft selbst zur Verwendung gezüchtet, damit das wahre Ausmaß der Quälerei nicht bekannt wird. In jedem Fall werden jedes Jahr Millionen von Wirbeltieren zum angeblichen Zweck der Forschung „verbraucht“, zusätzlich zur industriellen Fleischproduktion.

Eine vergleichsweise neue Strategie des whitewashing ist es, Beagles aus Labors zu vermitteln, als ob dies ihr unendliches Leid und ihre Schmerzen, die sie in den Versuchslaboren erduldeten, verändern könnte. Nur wenige Beagle werden überhaupt aus den Labors vermittelt, denn die meisten werden direkt nach „Nutzung“ getötet. Aber die wenigen vermittelten Beagle erwecken den albernen und kranken Eindruck, als wenn die Pharmaindustrie sich für die Reduktion von Tierleid interessieren würde, oder mit Tierrechtsorganisationen zusammen arbeiten würde.

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Gleichstellungsaktivismus und Gender

Fight Sexism - Streetart

Fight Sexism - Streetart via streunna4 via Flickr, [CC BY-NC-SA 2.0]

Es ist immer wieder erstaunlich, aber nicht wirklich verwunderlich, wenn in der Welt des heutigen Patriarchats radikalen Feministinnen Diskriminierung von Männern vorgeworfen wird. Zusätzlich  wird immer wieder von radikalen Feministinnen gefordert, sich für die Gleichstellung von allen Menschen einzusetzen und nicht nur für die Interessen von Frauen und Mädchen.

Tatsächlich leben wir in einer Welt, in der Frauen für alle sexuellen Handlungen für ein paar Euro zu kaufen sind, und in einer Welt, in der Männer glauben, sie haben das Recht und den absoluten Anspruch dies auch tun zu können. Wir leben in einer Welt, in der 70 jährige Männer es in Ordnung finden von 18 jährigen prostituierten Frauen sexuelle „Dienstleistungen“ zu kaufen und hierbei noch zu glauben, dies würde sie nicht anekeln.

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