Schlagwort: sexismus

Deutschland, wir müssen reden! – Gedanken nach Köln

Sexistische Kackscheiße

Sexistische Kackscheiße via Martijn van Exel via Flickr [CC BY-SA 2.0]

Mit ihrem Artikel Die Farce von #Koeln hat Mira Sigel offenbar den richtigen Nerv bei Frauen (und auch einigen Männern) in diesem Land getroffen: Der Arikel wurde geliked, geteilt, es gab zahlreiche Anfragen ihn ins Englische zu übersetzen und auch international stieß er auf große Beachtung. Zwischenzeitlich war sogar unser Server kurzzeitig überfordert. KommentatorInnen ließen uns wissen: “[Der Artikel] spricht mir aus der Seele”, “Trifft die Wirklichkeit so gut, wie wenig, was ich bisher darüber gelesen , gesehen oder gehört habe.”, “Der Beitrag verdient den Pulitzer-Preis” oder “Super Artikel. — Das Beste zum Thema. Danke” – Das gebe ich nicht wieder, weil ich unseren Blog mit Eigenlob überschütten möchte, sondern weil wir doch selbst auch teilweise überrascht waren, wie viele in diesem Land die Schnauze offenbar voll davon haben, dass Sexismus nur dann als problematisch betrachtet wird, wenn er nicht von deutschen Männern begangen wird. Wenn aber die eigenen “eingeborenen” Brüder, Väter, Kollegen oder Nachbarn die Täter sind, dann wird verharmlost, dem Opfer die Schuld gegeben und Staat und Justiz bleiben untätig. Welch ein Hohn, dass jetzt AUF EINMAL der zuständige Minister Heiko Maas (SPD) aus seinem Tiefschlaf erwacht und seine monatelange Blockade zur Verschärfung des Vergewaltigungsparagraphen urplötzlich aufgibt. Wo waren denn die ganzen Frauenfreunde, als Feministinnen und Betroffenenorganisationen Sturm gelaufen sind, weil einfach nichts vorangehen wollte? Und schauen wir doch mal, ob die Empörung bis zu einer tatsächlichen Beschlussfassung ausreicht oder ob nicht dann bereits längst eine andere Sau Wille an Veränderung heuchelnd durchs Dorf getrieben wird.

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Unser Gentleman der Woche: Attila Hildmann

Ne Weile schauen wir uns das ja schon an und fragen uns ob wir nun Mitleid oder Ekel empfinden sollen, für den selbst ernannten Vegan-Guru Attila Hildmann.

Zunächst fanden wir den Selbstveredelungs-Veganismus vom “Vendler” ja in erster Linie peinlich: Vegan ernähren, dann klappts auch mit dem Sixpack. Jo, wer drauf steht. Von uns aus. Er ist halt offenbar kein politischer Veganer.

Vegane Ernährung als Potenzmittel und den Porsche fürs große Ego? Jo, wers braucht.  Und: Irgendwo muss die fette Kohle, die man mit seinem Fun-Veganismus verdient, ja auch hin.  Die Schwelle zur Grenzwertigkeit war hiermit jedenfalls bereits deutlich überschritten.

Aber sein neuestes Projekt überschreitet alle Grenzen des schlechten Geschmacks:

Mit Vegangangsta.tv, einer “Foodporn”-Cooking-Show, bei der es “fucking” und “bitches” im Minutentakt hagelt, soll die Kasse weiter aufgebessert werden, denn wir wissen ja:

Sex sells einfach. Das ist auch keine Parodie, sondern das ist Teil des Konzepts. […] Das ganze Ding ist auch dafür da, andere Zielgruppen zu erreichen – die Jugend steht auf Gangsterrap und guckt auch mal ‘nen Porno. Für mich sind das Stilmittel, um meine Message von veganem Bioessen und Fairtrade in die Welt zu tragen.

Auf seiner Facebookseite schreibt er außerdem:

Man nehme: 1 Halstuch = 5 Euro im Army-Shop; 1 vollbusige Freundin = 0 Euro; ein bisschen Gossenslang = 0 Euro; eine gute Slowmo-Kamera = 50 Euro am Tag; ein tätowierter Strongman = 0 Euro Aufruf über Facebook....Resultat - deutschlandweite mediale Aufmerksamkeit = unbezahlbar! hahaha die Welt ist doch zu einfach gestrickt für mich. Sex und ein bisschen Provokation und alle flippen aus! Ich mach dann mal weiter...am Sonntag ist der nächste Dreh! Bewirb dich als Vegangsta Girl: motherfucker@vegangsta.tv

Man nehme: 1 Halstuch = 5 Euro im Army-Shop; 1 vollbusige Freundin = 0 Euro; ein bisschen Gossenslang = 0 Euro; eine gute Slowmo-Kamera = 50 Euro am Tag; ein tätowierter Strongman = 0 Euro Aufruf über Facebook….Resultat – deutschlandweite mediale Aufmerksamkeit = unbezahlbar! hahaha die Welt ist doch zu einfach gestrickt für mich. Sex und ein bisschen Provokation und alle flippen aus! Ich mach dann mal weiter…am Sonntag ist der nächste Dreh! Bewirb dich als Vegangsta Girl: motherfucker@vegangsta.tv

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Unser Gentleman der Woche: Gregor Gysi

Dieses Bild ziert seit heute mittag die Facebookseite von Gregor Gysi, dem Fraktionsvorsitzenden der Linksfraktion im deutschen Bundestag  Wir erinnern uns: DIE LINKE ist die Partei, die sich immer wieder gerne das Label “feministisch” gibt. Und Gregor Gysi derjenige, der trotz diverser Beschlüsse zur Mindestquotierung keine weibliche Mit-Fraktionsvorsitzende an seiner Seite dulden will.

Gysi kommentiert den Bild-Post übrigens wie folgt

“Es gibt verschiedene politische, sehr politische Gründe, weshalb ich gerne unseren Neujahrsempfang besuche.”

Beifall bekommt er zu Hauf: Eine Stunde nach dem Posten hat das Bild bereits mehr als 3.000 Likes und über 300 Kommentare (meist männlicher Facebook-User).

Kostprobe gefällig?

“Gysi du Player”

“gregor du alter milf hunter”

“Gregor du hengzt (sic)”

“Bei Gysi läuft”

“SIE ALTER PLaYboYyyyyyY”

“So nen Bild hätt ich von Gehard Schröder erwartet ^^ Wo ist das Goldkettchen?^^”

“de Babo”

“voll der Checker”

“Gregor, du machst Hugh Hefner Konkurrenz”

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Humpahumpatätaräää, Helau und Alaaf – Alles nur Jux und Tollerei?

Beispielplakat Mainzer Hurenball - Hier von 2010. Quelle. Facebook

Habt ihr ihn auch noch in den Ohren den Schlachtruf der letzten Wochen? „Satire darf alles!“ – Rassismus, Sexismus, Homophobie. Alles scheiss egal, ist halt Satire. Und wer das geschmacklos und nicht lustig findet, soll sich nicht so anstellen. Meinungsfreiheit und so.

Samstag in die Stadt zum Einkaufen gefahren und die bittere Erkenntnis: Fastnacht steht vor der Tür und es wird bald wieder Zeit für Menschen, die das Vergnügen haben in einer „Fastnachtshochburg“ zu leben, sich mindestens eine Woche zu Hause einzusperren um diesem Wahnsinn irgendwie halbwegs unbeschadet zu entgehen. Überall „lachten“ mich wieder unsägliche Plakate an. Rotlicht ist dieses Jahr offenbar wieder ein beliebtes Thema im Rhein-Main-Gebiet. Ob die 10. Auflage des „Mainzer Hurenballs“ oder in Wiesbaden die Neuauflage der Party „Rotlicht, Kiez und Leichtmatrosen“. Das Bühnenbild in Aulhausen zeigt die weit gespreizten, bestrapsten Beine einer Frau, Motto „Auf St. Auli brennt noch Licht“ (Danke an MS für den Hinweis). Sehr originell. Wirklich. Schade, dass es hier keinen “rollende-Augen-Smiley” gibt.

Aulenburger Fastnacht 2015, Quelle: Facebook

Aulenburger Fastnacht 2015, Quelle: Facebook

Lassen wir mal außen vor, dass bei der Fastnacht die so genannten Elferräte fast ausschließlich männlich besetzt sind und Frauen sich in der Regel nur als Funkenmariechen oder im Prinzenpaar verdingen können. Obwohl okay, sie haben ja ihre „(Alt-)Weiber“-Fastnacht und dürfen Männern ihre Krawatte abschneiden. Vielleicht seh ich das einfach zu eng.

Schauen wir uns mal die genannten Veranstaltungen (exemplarisch) etwas näher an.

Die „Mega-Party“ „Rotlicht, Kiez und Leichtmatrosen“ wird wie folgt beworben:

„Ob Nutten und Luden, Matrosen und Showgirls – alles was auf dem Hamburger Kiez Rang und Namen hat feiert an diesem Fastnachtsfreitag bei uns in der Schmelze bis in die frühen Morgenstunden“

Die Rollenverteilung ist klar: Als Frau kann ich mich für eine Verkleidung (und Rolle) der „Nutte“ oder „Showgirl“ entscheiden. Ich stell mich wahrscheinlich einfach nur an, wenn das für mich irgendwie so keine Option sein will. Nicht mal als Verkleidung.

Beim „Mainzer Hurenball“ kann ich sogar noch einen Schritt weiter gehen und, wie so viele andere, im Netz eine Anzeige schalten „Wer will mich denn begleiten und es beim Hurenball wild treiben? TG (Taschengeld) erwünscht“

In der Ankündigung heißt es

„An 364 Tagen im Jahr verstehen Menschen das Wort “Hure” eher negativ. Doch an Fastnacht ist alles ein bisschen anders. Denn der Mainzer Hurenball ist eine feste Institution zur Weiberfastnacht geworden.“

An Fastnacht darf Frau also mal einfach „Hure spielen“ – und wenn sie will das Video hinterher auf die einschlägigen Videoportale stellen. Unter dem Stichwort „Mainzer Hurenball“ finden sich zumindest zahlreiche Treffer von der „geilen Nathalie“, zu „besoffenen Piss-Exzessen“ und „drunken gang bang“ – alles dabei.

Dass die Fastnachtszeit auch eine beliebte Zeit für den Einsatz von KO-Tropfen und für Vergewaltigungen ist, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Im Zweifelsfall schiebt man das eben in bekannter Victim Blaming Manier den Opfern selbst in die Schuhe:

„Es gibt 14-, 15-Jährige, die werden Opfer sexueller Übergriffe, die wissen nicht mehr, was sie tun, wenn sie volltrunken auf dem Rosenmontagszug herumfallen.“  (Wiesbadener Kurier)

Problem gelöst: Jugendliche sollen einfach weniger trinken, nicht etwa Männer weniger sexuell übergriffig werden.

Nun zu einem anderen Aspekt: dem Rassismus

Vereinssymbol, Quelle: Google +

Vereinssymbol, Quelle: Google +

In Frankfurt beispielsweise gibt es einen Carnevalsverein, der sich „Die Kameruner“ nennt. Die hielten noch bis vor wenigen Jahren ihre „Negersitzung“ ab und sprangen braun angemalt im Baströckchen auf der Bühne herum.

Auch wenn die Sitzung, vor allem wegen des Protests der „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“ inzwischen umbenannt wurde in „Hulla Rumba Sitzung“ – wirklich verstanden wurde die Kritik nicht. Blackfacing findet nach wie vor statt – und der 1922 gegründete Verein macht natürlich auch keine Anleihen an den Kolonialismus der Deutschen in Kamerun. NEEEIEN, wer kommt denn auf solche abwegigen Ideen?

Karneval Megastore, Modell "Sexy Zigeunerin"

Karneval Megastore, Modell “Sexy Zigeunerin” (http://www.karneval-megastore.de/html/product_info.php?products_id=45641)

Laut Aussagen von Kostümläden sind die beliebtesten und am schnellsten vergriffenen Kostüme „Zigeunerin“ (klassisch und sexy), „der Mohr“, „Native American“ oder auch, Achtung kombiniert mit Homophobie, “die Afrotucken“.

Übrigens beim Kostüm der Zigeuner-Wahrsagerin schließt sich dann der Kreis wieder:

“Zu dieser Wahrsagerin kommen hauptsächlich männliche Kunden – und auch diese nur nebensächlich wegen Ratschlägen zu ihrer Zukunft.” http://www.phaeoshop.de/fasching/Karnevalskost%25FCme%2BKlassiker/?seite=3

Interessant ist immer wieder festzustellen, dass selbst eingefleischte AntifaschistInnen von Kritik an diesen zweifelhaften Verhaltensmustern nichts wissen wollen. Wenn es um Fastnacht geht ist political correctness nicht besonders gefragt.

„Kein Narr will irgendwen beleidigen, alles Jux und Tollerei“ – ach was sind wir doch wieder für verklemmte und spießige Spaßbremsen.

Wie die Sexindustrie unser aller Alltag beeinträchtigt: Frauen als entrechtetes Freiwild

"Take rape seriously" - Protester with Placard Reproductive rights activist Shelby Knox.

by Women's eNews via Flickr, [CC BY 2.0]

Ich will meine (Lebens-) Geschichte erzählen. Denn diese spiegelt wohl die heutige Situation der Frauen in unserer Gesellschaft wieder.

Ich bin mittlerweile 32 Jahre alt, alleinstehend und lebe in Berlin, wo ich auch geboren und aufgewachsen bin.

Über Jahre wurde ich sexuell unter Druck gesetzt und bekam Dinge zu hören wie:

  • „das müssen wir machen, damit du das machst, du blöde Kuh“ (das sagte ein Polizist während meiner Ausbildung dort).
  • „du bist doch eine scheiß Lesbe, dass du das alles nicht machst. Deswegen machst du das alles ja nicht, weil du eine scheiß Lesbe bist.“
  • „du hast keine Rechte“
  • „das können wir alles machen, sie will es ja“
  • „du Schlampe, du Nutte, die vom Dienst“
  • „na warte, du, dann kommen wir alle mal ran, du immer mit deinem nicht-ran-lassen“

Doch der Reihe nach.

Mein Martyrium begann mit ca. 15 Jahren.

Ich ging damals in die 8./ 9: Klasse eines Gymnasiums. Es war die Zeit, in der die Mädchen unter dem enormen Druck stehen, einen Freund haben zu müssen. Mir war es damals zu früh für einen Freund, ich wollte gar  keinen haben. Ich wollte außerdem keine kurzen wechselnden Beziehungen haben, sondern lieber auf „den Richtigen“ warten. Damit ging ich nach meinem eigenen Gefühl, es gab keine „Jungfräulichkeitsbewegung“ in meinem Umfeld.

Mobbing: Traumatisierungsfolgen

Im Laufe der Zeit fiel ich in der Gunst meiner Mitschüler. Ich verlor meine Freundinnen, ich wurde zum Außenseiter und schließlich zum Mobbingopfer. Ich bekam eine Tierbezeichnung und wurde nur noch mit dem Tiernamen angesprochen, man malte eine Szene an die Tafel, auf dem dieses Tier mit einem langen Messer erstochen wird. Mobbing war an der Tagesordnung, auch Schläge und Tritte.

Psychotherapeutin verstärkt den Druck

Ich bekam deswegen gesundheitliche Probleme und begab mich in die ambulante Psychotherapie einer Kinder- und Jugendpsychotherapeutin in Berlin. Diese erklärte nach einiger Zeit: „ich wundere mich doch, warum ich gemobbt werde, ich wolle doch, dass das aufhöre. Das liege daran, dass ich bei dem „Beziehungsführen“ nicht mitmache.“ Ich solle mir auch einen Freund suchen, damit werde das Mobbing aufhören.

Ich hatte der Therapeutin aber erklärt, ich wollte dabei nicht mitmachen, ich hatte andere Pläne. Dies war mein eigener Wunsch, es gab keine „Jungfreulichkeitsbewegung“ in meinem Umfeld. Dann wurde sie wütend und sagte doch, ich solle auch mitmachen, dass sei nicht nett von mir.

Sie begann zudem, mich mit der Zeit während der Gespräche zu „sexualisieren“.

Ich begann dann Kennenlernphasen zu haben, die ich abbrach, weil die damaligen Jungs mir für eine Beziehung nicht zusagten. Als die damalige Therapeutin dies mitverfolgte und erfuhr wurde sie wieder wütend und sagte so, ich mache das nicht, ich hätte jetzt tolle
Männer kennengelernt, die ich alle nicht wollte, jetzt solle ich halt so mit einem mitgehen, der mich anspricht für „mal eben Spaß“ haben.

Das „erste Mal“: traumatisierend

„Wenn ich mich nicht auf eine Beziehung einließe, dann mache ich jetzt das, dass ich so mitgehe“. Das sagte sie zu einem jugendlichen Mädchen, dass „entrechtet“ wurde durch ihr Umfeld, das erhebliche gesundheitliche Beschwerden (Panikattacken) und insbesondere Todesängste hatte. Ich konnte damals diesem Druck und dieser Nötigungslage nicht mehr standhalten und „musste“ dann (sexuell) irgendetwas machen, was ich selbst so nicht gewollt habe. Das war für mich eine furchtbare Erfahrung, mein ganzer Körper war taub und ich hatte gar kein Gefühl mehr in meinem Körper.
In einer anderen Situation, in der ich wieder lediglich Hilfe gesucht habe, wurde ich von einer Ärztin angeschrien, so dass ich daraufhin einen „Hyperventilationsanfall“ bekam und das Gefühl hatte, ersticken zu müssen.

Traumatisierende Psychotherapie – Forderung: schwanger werden!

Als ich meiner Therapeutin dann von meinem „ersten Mal“ erzählt habe, war diese hoch erfreut und lächelt zufrieden.Sie begann sogar im Lauf der Zeit mir vorzuschlagen, ob es denn so schlimm wäre, wenn ich schwanger werden würde. Ich war noch in der Schule, in Richtung Abitur, natürlich wollte ich kein Kind bekommen. Die Therapeutin drängte mich unaufhörlich, ich könne doch mal schwanger werden, dann würden mir sicher auch alle helfen mit dem Kind. Sie sagte „wir schaffen das mit dem Kind zusammen!“ Mehrmals sah ich andere KlientInnen mit Kinderwagen zu ihr kommen: ob diese jungen Frauen auf ihr Drängen hin schwanger geworden waren?

Traumatisierendes soziales Umfeld

Ich hatte zu dieser Zeit außerdem Probleme mit Bekannten der Familie. Da ich ja einen Freund suchen „musste“, hatte eine Bekannte der Familie es geschafft, mich mit dem Kumpel ihres Sohnes zu verkuppeln. Ich löste die Verkupplung nach wenigen Wochen wieder auf. Dann begannen die Leute zu stalken und mir ins Gewissen zu reden, ich möge doch wieder mit dem jungen Mann zusammen kommen.

Die Therapeutin bekam all dies mit und hat mir nicht geholfen, obwohl es sich um Kupplung, Nachstellung und Nötigung gehandelt hat. Sie half den Kupplern, indem sie sagte, das sei aber mutig von mir, die Beziehung zu beenden, das sei ja ein toller Mann gewesen. Na, vielleicht komme ja später noch mal  was, und ich würde ja jetzt sehen, was ich davon habe, wenn meine Klassenkameraden erfuhren, dass ich den jungen Mann verlassen habe! Weiterlesen

Lila statt Rosa: Was an Pinkstinks nicht reicht

Ich habe keinen Bock mehr auf sexistische Werbung, keinen Bock mehr auf die Degradierung von Frauen zum sexuellen Objekt, ich habe keinen Bock mehr auf nackte Brüste, die für Technik oder irgendwas werben müssen, was so nichts mit Brüsten zu tun hat und auch wenn ich die Knochenmarkspenderdatei total gut und wichtig finde: Ich habe keinen Bock darauf, dass die mit einem offenen lasziven Frauenmund wirbt. Als das Ü-Ei plötzlich in Rosa zu haben war, speziell für Mädchen versteht sich, wurde ich wütend aufgrund der Feststellung, dass der Sexismus sich jetzt schon in dieses bis dato total “ungegenderte” Spielzeug eingefressen hatte. Ich bin dafür, dass Kinder mit Lego, Puppen, Playmobil, Sand und Dreck spielen, dass sie auf Bäume klettern, Fußball spielen, Flick-Flacks auf Schwebebalken machen, backen oder Explosionen mit Chemiebaukästen machen. Also quasi alles für alle. Egal jetzt ob Junge oder Mädchen.

Und genau so stelle ich mir ein mediales Abbild vor. So in meiner Traumwelt nach der feministischen Revolution.

Pinkstinks fand ich deswegen cool. Und ich fand es bewundernswert, wie schnell und enthusiastisch diese Kampagne aufgezogen wurde und zur Organisation wurde. Ich fand es gut und wichtig, dass endlich ein gewichtiges Organ wächst, was diesem ganzen sexistischen Werbeapparat einen Strich durch die – im wahrsten Sinne des Wortes – Rechnung macht.

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So vermeidest du eine Vergewaltigung

Wer kennt sie nicht, diese wundervoll hilfreichen Tipps, nicht zum Opfer einer Vergewaltigung oder sexueller Belästigung zu werden: Zieh dich nicht zu aufreizend an, trink nicht zu viel Alkohol, lass dein Getränk nicht unbeobachtet, sende keine Signale aus, die er missverstehen könnte, besuche einen Selbstverteidigungskurs. Undsoweiter undsoweiter. Das Perfide daran: Die Schuld für ein Verbrechen wird so dem Opfer auferlegt, die Verantwortung vom Täter weggenommen. Deshalb wird diese Strategie auch als Victim Blaming bezeichnet.

Zitat von Wanjuki

“Vergewaltigung existiert, weil Vergewaltiger sich entscheiden zu vergewaltigen.” – Wagatwe Sara Wanjuki

Hier ein paar WIRKLICH GUTE Tipps, die jeder beherzigen sollte:

  • Ein kurzer Rock ist keine Einladung zum Sex.
  • Habe keinen Sex mit einer Person, die schläft, egal ob das Bett dir oder ihr gehört.
  • Habe keinen Sex mit einer Person, die ohnmächtig ist.
  • Nutze es nicht aus, wenn eine andere Person betrunken ist.
  • Schütte einer anderen Person nichts ins Glas, um ihr Verhalten zu beeinflussen.
  • Wenn du im Dunkeln hinter einer Person her läufst, die alleine ist, wechsele die Straßenseite.
  • Betrete keine Wohnungen, in die du nicht eingeladen bist.
  • Wenn du einer Person in einer hilflosen Situation hilfst, leiten sich daraus keinerlei Ansprüche auf Sex ab.
  • Helfe nicht einer anderen Person und erschleiche ihr Vertrauen, weil du andere Absichten hast.
  • Wenn du mit einer fremden Person alleine im Aufzug bist: Lass sie in Ruhe.
  • Wenn eine Person während des Sex ihre Meinung ändert: Hör auf.
  • Wenn sie eine bestimmte Sexpraktik nicht will: Akzeptiere es.
  • Wenn eine Person gerade nicht in der Stimmung ist: Lass sie in Ruhe.
  • Wenn es sich um ein Kind handelt: Finger weg.
  • Sag deinen Freunden, Kindern, Enkeln, dass es nicht in Ordnung ist, jemanden sexuell zu belästigen oder zu vergewaltigen.
  • Wenn dein Freund dir erzählt, er habe eine Person vergewaltigt oder sexuell belästigt: Zeige ihn an und sag ihm, er ist nicht mehr dein Freund.
  • Wenn du Zeuge einer sexuellen Belästigung/einer Vergewaltigung wirst: Greife ein.
  • Kommuniziere mit deinem Sexualpartner und versichere dich, dass ein ausbleibendes Nein auch wirklich ein Ja ist.
  • Wenn du nicht alleine in der Lage bist, dich zu kontrollieren: Gehe nicht ohne eine weitere Person in die Öffentlichkeit.
  • Wenn deine Hemmschwelle unter Alkoholeinfluss sinkt: Trinke keinen.
  • Objektifiziere Frauen nicht, sie sind Menschen.
  • Konsumiere keine Medien, in denen Frauen zu Objekten degradiert werden (Werbung, Zeitungen, Musik, Filme, …)
  • Schweige nicht zu Sexismus im Alltag, sondern beziehe deutlich Stellung.
  • Pass auf deine Sprache auf und benutze keine Worte wie “Schlampe”, “Hure”, “Nutte” usw.
  • Wenn eine Person direkten Körperkontakt meidet: Respektiere es.
  • Gib niemals einem Opfer die Schuld oder in irgendeiner Weise das Gefühl, sie hätte die Tat mit “adäquatem” Verhalten verhindern können.
  • Gib keine schlauen Tipps, nicht zum Opfer zu werden.

(Diese Liste wurde angeregt durch folgende Kampagne)

Jackson Katz schreibt in seinem Buch “Der Macho Komplex: Warum manche Männer Frauen verletzen und wie alle Männer helfen können” wie er häufig in seinen Vorträgen in gemischt-geschlechtlichen Gruppen zunächst die Männer fragt, was sie alltäglich tun, um nicht Opfer von Gewalttaten zu werden und dies auf der einen Tafelseite niederschreibt, anschließend das Gleiche mit den anwesenden Frauen. Regelmäßig bliebt die eine Tafelseite leer und auf der anderen reicht der Platz nicht aus. Nicht selten macht dies alle TeilnehmerInnen wütend. Die einen, weil sie realisieren, wie die Angst ihren Alltag bestimmt, die anderen, weil ihnen bewusst wird, was ihre Partnerinnen, Ehefrauen, Töchter, … alltäglich erleben müssen. Im besten Fall führt die Bewusstmachung der Zustände zu dem Willen, etwas zu ändern. Wie sehr würde es dabei schon helfen, wenn sich der Fokus endlich auf die richten würde, die wirklich etwas ändern können: die potentiellen und tatsächlichen Täter.